DE2816194A1 - Sinteraktive und alkaliarme tonerde - Google Patents

Sinteraktive und alkaliarme tonerde

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Frithjof Dr Leschhorn
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Description

  • Sinteraktive und alkaliarme Tonerde
  • Gegenstand der vorliegenden Erfindung is eine sinteraktive und alkaliarme Tonerde mit einem Mindestgehalt an alpha-Aluminiumoxid von 90 Gew.% und einer Einzelkristallgröße unterhalb 3/um sowie ein Verfahren zu seiner Herstellung aus AluminiGmhgdroxid (Al (OH) 3 Die Herstellung von alkaliarmen oder -freiem Aluminiumoxid aus dem beim Bayer-Prozeß anfallendem A1(OH)3 ist bereits Gegenstand einer Anzahl von Patentschriften bzw. -anmeldungen.
  • So sind bereits zahlreiche Vorschläge gemacht worden, durch Kalzination von Aluminiumhydroxid mit verschiedenen Zusätzen, einen Abbau des Natriumoxids zu erreichen. Diese Versuche führten zwar bei stationärer Erhitzung vielfach zum Ziel, versagten jedoch bei der Anwendung auf kontinuierlichem Betrieb im Drehrohrofen völlig oder führten nur zu einem Teilerfolg, d. h. das enstandene Aluminiumoxid enthielt noch 0,2 Gew.% Na20 und mehr. Bekanntlich enthält ein ohne Zusätze und sonstige Maßnahmen erhaltenes technisches Aluminiumoxid 0,3 - 0,9 % Na20.
  • Gemäß der DU-AS 1 767 511 können die bei kontinuierlicher Kalzination auftretenden Schwierigkeiten dadurch eliminiert werden, daß zusätzlich staubfeines Aluminiumhydroxid oder Aluminiummonohydroxid oder ein Gemisch von beiden mit Übergangsoxiden des Aluminiumoxids oder die Ubergangsoxide allein beigegeben werden und ein Teil der mit dem Abgas aus dem Drehrohrofen ausgetragenen, mit Natriumoxid angereicherten Feinstanteile aus dem Materialkreislauf abgetrennt wird. Das erhaltene natriumoxidarme Aluminiumoxid hat eine Einzelkristallgröße von ca. 5um und kleiner und ist keramisch noch reaktionfähig. Die Sinteraktivität des Produktes läßt jedoch auf bestimmten Anwendungsgebieten in der Oxidkeramik mit Al203-Gehalten von mehr als 98 % noch zu wünschen übrig.
  • Natriumoxidarme Aluminiumoxide werden auch bei dem Verfahren nach der GB-PS 990 801 erhalten, bei dem zur Verringerung des Na2o-Gehaltes das Aluminiumoxid in Gegenwart von chlor- und fluorhaltigen Substanzen erhitzt wird, jedoch liegt nach Anspruch 1 die durchschnittliche Einzelkristallgröße bei Werten zwischen 5 und 12/um.
  • Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, Aluminiumhydroxid allein oder mit Zusätzen bei Temperaturen von mindestens 100000 zu tempern und das entstandene Gut zur Entfernung von löslich gewordenen Natriumverbindungen mit Wasser oder einer verdünnten Säure auszulaugen und anschließend zu trocknen bzw. einer zweiten Kalzination zu unterwerfen. Nach dem Verfahren der DU-AS 1 132 103 wird das bei 1100 bis 12000C in Gegenwart eines Fluorids kalzinierte Aluminiumoxid zur Entfernung der leicht löslichen Natriumverbindungen mit heißem Wasser oder einer verdünnten Säurelösung ausgelaugt und anschließend in üblicher Weise, z. B. bei Raumtemperatur oder bei nur geringfügiger Wärmezufuhr, getrocknet.
  • Der Na20-Gehalt des getrockneten Produktes soll bei Auswaschen mit Wasser bei etwa 0,13 %, hingegen bei Verwendung einer 1 eigen Ammoniaklösung anstelle des Wassers bei etwa 0,04 * und bei Verwendung einer 1 %igen Säurelösung bei 0,02 % Na20 liegen. Eine zweite Kalzinierung im Anschluß an den Wasch- bzw. Trocknungsprozeß wird als völlig überflüssig angesehen.
  • In den US-PS 2 478 675 wird ferner ein Kalzinierverfahren beschrieben, bei dem zunächst nur ein Teil des chemisch gebundenen Wassers aus dem Aluminiumhydroxid entfernt wird. Eine weitere Wasserentfernung findet erst bei der zweiten Kalzination nach Auswaschen der löslich gewordenen Natriumverbindungen mit Salzlösungen und/oder Wasser statt. Ein Kennzeichen dieses Verfahrens besteht darin, daß eine im wesentlichen aus gamma-Oxid bestehende Tonerde hergestellt wird, die Kalzinationstemperatur also in beiden Verfahrensstufen unterhalb 9000C liegt, insbesondere bei 7000C.
  • In Abhängigkeit von der gewünschten Tonerde-Modifikation wird man bei der Abreicherung der lkaliverbindungen in einem kontinuierlich ablaufenden Herstellungsprozeß also so vorgehen, daß man entweder die Alkaliverbindungen bei Temperaturen oberhalb 100000 während der Kalzination in flüchtige Verbindungen überführt und mit dem Feinststaub aus dem Materialkreislauf entfernt oder die Kalzination-ebenfalls in Abhängigkeit von der gewünschten Modifikation - ober- oder unterhalb 100000 ausführt und die hierbei löslich gewordenen Alkaliverbindungen mittels einer geeigneten Flüssigkeit aus dem Aluminiumoxid herauslöst. Trotzdem bei diesem Verfahren - die Einhaltung bestimmter Verfahrensbedingungen vorausgesetzt - auch kleine, also reaktionsfähige Aluminiumoxidkristalle erhalten werden, hat sich jedoch herausgestellt, daß für gewisse Anwendungsgebiete, insbesondere auf dem Gebiet der hochwertigen Aluminiumoxidkeramik, die Sinteraktivität der im wesentlichen aus alpha-Aluminiumoxid bestehenden Tonerde noch nicht zufridenstellend ist.
  • Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine mindestens aus 90 % alpha-Aluminiumoxid bestehende und weniger als 0,1 Gew.% Natriumoxid enthaltenden Tonerde mit Primärkristallgrößen unterhalb 3/um herzustellen, die sich zu Formkörpern mit hoher Gründichte pressen und bei relativ niederen Temperaturen sinternlassen.
  • Die gestellte Aufgabe wird erfindungfigemäß durch galzination von Al(OH)3 in Gegenwart von Chlorverbindungen, in der Weise gelöst, da13 a) das 0,05 bis 3 Gew.% Chlorverbindungen, bezogen auf wasserfreies Al203, enthaltende Aluminiumhydroxid bei einer Temperatur unterhalb 100000, insbesondere 850 bis 9500, unter Bildung von gamma-Aluminiumoxid mit einem Glühverlust von 1 bis 8 % und einer spezifischen Oberfläche von 60 bis 150 m2/g kalziniert wird, b) die löslich gewordenen Natriumverbindungen aus dem Kalzinat mit einer zur Aufnahme der Natriumverbindungen geeigneten Flüssigkeit, insbesondere Wasser, herausgelöst werden und c) das alkaliarme Kalzinat in einer zweiten Kalzination bei Temperaturen oberhalb 100000, insbesondere 1100 bis 1300°C, in alpha-Aluminiumoxid übergeführt wird.
  • Die Zweitkalzination wird mit besonderem Vorteil so durchgeführt, daß ein Endprodukt mit einer spezifischen Oberfläche von 1,5 bis 8 m2/g, insbesondere 2 - 6 m2/g entsteht. Außerdem soll das Endprodukt gemäß der gestellten Aufgabe einen Mindestgehalt von 90 % an alpha-Aluminiumoxid aufweisen.
  • Bei der an sich bekannten Kalzination unterhalb 100000 werden etwa 60 bis 70 Gew.* der im Ausgangsprodukt vorhandenen Natriumverbindungen, berechnet als Na20, wasserlöslich bzw. säure- oder alkalilöslich, können also in einem angeschlossenen Waschprozeß entfernt werden. Überraschenderweise kann nun der Anteil an löslichen Natriumverbindungen durch Zusatz von Chloriden, insbesondere NH4Cl, AlCl3 und HCl, beträchtlich erhöht werden. Wird die erste Kalzination entsprechend der vorliegenden Erfindung dabei so geführt, daß ein Gamma-Oxid erhalten wird, das einen Glühverlust von 1 bis 8 Gew.% und eine spezifische Oberfläche von 60 bis 150 m2/g besitzt, so stellt man fest, daß der wasserlösliche Anteil an Na20 bei Zugabe von 0,5 % NH4Cl auf 80 bis 90 Gew.% erhöht worden ist. Bei Erhöhung der Ammoniumchloridzugabe um 1 % steigt der wasserlösliche Na20-Anteil sogar auf über 90 Gew.% an.
  • Die bei dem Vorkalzinat vorgegebenen Kenngrößen (Glühverlust und spezifische Oberfläche) können durch Einstellung bestimmter Verfahrensparameter ohne Schwierigkeiten erzielt werden. Glühverlust und spezifische Oberfläche lassen sich bei einer Kalzi-0 nation unterhalb 1000 0 vor allem über die Abgastemperatur, das CO/C02-Verhältnis sowie der abgezogenen Menge des mit Na20 angereicherten Feinststaubes regeln. Durch einfache Versuche können die angegebenen Parameter, die zur Erzielung eines bestimmten Glühverlustes und einer vorgegebenen spezifischen Oberfläche jeweils erforderlich sind, ermittelt werden.
  • Wie sich weiterhin herausgestellt hat, kann auf die Zugabe von Chlorverbindungen verzichtet werden, wenn der Drehofen mit einem schwefelreichen Heizöl direkt befeuert wird. Durch diese Maßnahme wird der wasserlösliche Anteil an Natriumverbindungen ebenfalls erhöht. Ein Zusatz von Chlorverbindungen schadet jedoch nicht.
  • Nach einer bevorzugten Ausführung der vorliegenden Erfindung erfolgt die Extraktion der vorkalzinierten Tonerde mit heißem Wasser (70 bis 950C), obwohl sich gute Ergebnisse auch mit kaltem Wasser erzielen lassen. Es können für die vorgenannte Extraktion auch verdünnte Säurelösungen verwendet werden, z. B. verdünnte Schwefel-oder Salzsäure. Säurekonzentration von 0,01 Gew.% und mehr ergeben gute Ergebnisse. Wie sich allerdings herausgestellt hat, sollte im Waschwasser nur so viel Säure enthalten sein, wie zur Neutralisation der Natriumverbindungen erforderlich ist. Unterbleiben sollte die Säurezugabe wenn das Waschwasser in den Laugekreislauf zurückgenommen wird. Das Auswaschen des Erstkalzinats kann mit allen dafür bekannten Einrichtungen vorgenommen werden, z. B. mit Hilfe von Filtern, Mischern u. a.
  • Als überraschend und nicht vorhersehbar muß vor allem angesehen werden, daß bei der Zweitkalzination ein alpha-Aluminiumoxid mit bisher nicht bekannten Eigenschaften erhalten wird.
  • Gegenüber einem alpha-Aluminiumoxid, das in bekannter Weise in einem einstufigen Kalzinationsprozeß hergestellt worden ist, zeichnet sich das neue alpha-Aluminiumoxid vor allem dadurch aus, daß es in einer kürzeren Zeit entsteht und die Primärteilchen bei geringerer Wachstumsgeschwindigkeit eine höhere Sinteraktivität zeigen. Der Effekt einer besseren Sinteraktivität infolge geringerer Wachstumsgeschwindigkeit der Primärteilchen beim Sintern läßt sich auch dann nicht erreichen, wenn bereits in einem einstufigen Kalzinationsprozeß von einem natriumoxidarmem oder natriumoxidfreiem Aluminiumhydroxid ausgegangen wird.
  • Wird ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestelltes alpha-Aluminiumoxid in einer Kugelmühle mit einem Magnesiumoxid-Zusatz von 0,05 bis 0,5 Gew.% auf eine mittlere Teilchengröße von 1,5 bis 0,3/um, vorzugsweise 1,2 bis 0,4/um gemahlen und anschließend zu Preßkörpern mit Gründichten von 2,00 bis 2,40 g/cm3, vorzugsweise 2,20 bis 2,30 g/cm3, verpreßt, und werden diese Preßkörper anschließend 1 Stunde bei 1650 0 gesintert, so erhält man in Abhängigkeit von der mittleren Teilchengröße Brenndichten von 3,85 - 3,90, z. T. sogar höhere.
  • Wird nun zum Vergleich ein Aluminiumhydroxid sofort der Zweitkalzinierung unterworfen - entfallen also Erstkalzination und Waschprozeß -, so erhält man ein alpha-Aluminiumoxid, das nach dem Verpressen und nach der Sinterung bei ebenfalls 16500C Preßkörper mit einer erheblich niedrigeren Brenndichte liefert, nämlich 3,80 g/cm3, maximal 3,85.
  • Der vorliegende Erfindungsgegenstand soll anhand der nachstehenden Beispiele noch näher erläutert werden.
  • Beispiel 1: Technisches Aluminiumhydroxid aus dem Bayer-Prozeß wurde in einem Drehofen in ein gamma-Oxid mit einem Glühverlust von 1,5 % und einer spez. Oberfläche von 90 m2/g übergeführt.
  • Der Natriumoxidgehalt im Ausgangsprodukt betrug 0,45 Gew.%, bezogen auf A1205. Nach erfolgter Extraktion mit Wasser (750C) lag der Na2O-Gehalt im $alginat bei 0,16 *. Daraus errechnet sich ein wasserlöslicher Na2O-Anteil von 65 %.
  • In einem Vergleichsversuch wurde das technische Aluminiumhydroxid mit 0,5 Gew.* NH4Cl vermischt und unter gleichen Bedingungen in ein gamma-Oxid mit einem Glühverlust von 1,5 * und einer spez.
  • Oberfläche von 120 m2/g überführt. Der wasserlösliche Anteil an Na20 wurde im Vergleichsversuch von 65 * auf 80 % erhöht, so daß der Na20-Gehalt im Aluminiumoxid nach der Extraktion nur noch 0,09 Gew.* betrug.
  • Beispiel 2: Der Ammoniumchloridzusatz wurde von 0,5 Gew.* auf 1 Gew.* erhöht. Bei einem Glühverlust von 1,5 * und einer spez. Oberfläche von 135 m2 erhöhte sich der wasserlösliche Anteil an Na20 im kalzinierten Produkt auf 90 *, so daß der Anteil im ausgewaschenen Produkt auf 0,05 * reduziert worden ist.
  • Beispiel 3: Gleiche Ergebnisse wurden erhalten, wenn der Ofen mit einem schwefelreichen Heizöl (Schwefelgehalt etwa 2,5 %) direkt befeuert wurde. Ein Zusatz von Chlorverbindungen ist bei dieser Ausführungsform nicht erforderlich, schadet jedoch nicht. Bei einem Glühverlust von 2 % und einer spez. Oberfläche von 140 m2/g ergab sich im kalzinierten Produkt nach der Extraktion ein Na20-Gehalt von 0,05 Gew.*.
  • Beispiel 4: Die in den vorstehenden Beispielen hergestellten natriumoxidarmen Kalzinate wurden jeweils einer zweiten Kalzination unterworfen, und zwar derart, daß der Gehalt an alpha-Aluminiumoxid im Kalzinat mindestens 90 Gew.* betrug und die spez. Oberfläche ca. 4 m2/g. Anschließend wurden die Kalzinate mit 0,2 Gew.* MgO in einer Kugelmühle auf eine Feinheit von 0,5/um (mittlere Primärkristallgröße, gemssen mit dem Sodigraph) gemahlen. Dabei wurde eine spez. Oberfläche von ca. 7 m2/g erhalten. Nach Verdichtung zu Formkörpern von 2,23 cm3/g und Sinterung (1 Stunde) bei 16500C zeigten die Körper eine Brenndichte von mindestens 3,90 cm3/g.

Claims (4)

  1. PatentansPrüche Verfahren zur Herstellung eines natriumoxidarmen und sinteraktiven Aluminiumoxids mit einem Mindestgehalt von 90 % alpha-Oxid durch Kalzination, Auswaschen der wasserlöslichen Natriumverbindungen und erneute Kalzination, dadurch gekennzeichnet, daß Aluminiumhydroxid aus dem Bayer-ProzeB in Mischung mit einer Chlorverbindungt, insbesondere All3, Ammoniumchlorid und Salzsäure, in Mengen von 0,05 bis 3 Gew.%, bezogen auf wasserfreies Aluminiumoxid oder Direktbefeuerung mit schwefelreichem Heizöl a) bei einer Temperatur unterhalb 100000, insbesondere 850 bis 95000, unter Bildung von gamma-Aluminiumoxid mit einem Glühverlust von 1 bis 8 % und einer spez.
    Oberfläche von 60 bis 150 m2/g kalziniert wird, b) die löslich gewordenen Natriumverbindungen aus dem Kalzinat mit einer zur Aufnahme geeigneten Flüssigkeit, insbesondere Wasser, herausgelöst werden und c) das alkaliarme Kalzinat in einer zweiten Kalzination bei Temperaturen oberhalb 100000, insbesondere 1100 bis 13000C, in alpha-Aluminiumoxid übergeführt wird.
  2. 2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Auswaschen der Natriumverbindungen bei Temperaturen von 70 bis 950C erfolgt.
  3. 3) Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Kalzination so durchgeführt wird, daß Aluminiumoxid mit einer spezifischen Oberfläche 1,5 bis 8 m2/g gebildet wird.
  4. 4) Aluminiumoxid mit einem Mindestgehalt an alpha-Oxid von 90 Gew.% und einer spez. Oberfläche von 1,5 bis 8 m2/g, 2 insbesondere 2 bis 6 m2/g.
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Cited By (4)

* Cited by examiner, † Cited by third party
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