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Beschreibung
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Darmlähmungen, deren Ursache sowohl durch internistische Erkrankungen
als auch durch chirurgische Eingriffe oder traumatisch bedingt sein können, haben
für die Patienten lebensbedrohende Komplikationen zur Folge, deren wichtigste nachfolgend
genannt seien: a) Eine septische Peritonitis (Bauchfellentzündung), b) einen Endotoxinschock,
der zum irreversiblen Herz-Kreislaufversagen und damit zum Tod führt, c) Platzbauch-Nahtinsuffizienz
sowie postoperative Wundheilungsstörungen, d) Leberfunktionsstörungen, die bis zum
Leberversagen (toxischer Ikterus) gehen.
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Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, ein einfach herzustellendes,
von allen Patienten verträgliches Mittel zur Beseitigung einer Darmlähmung (paralytischer
Ileus) zu schaffen, das auch prophylaktisch, beispielsweise vor operativen Eingriffen,
verabreicht werden kann.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgmäss durch eine pharmazeutische Zubereitung
gelöst, die gekennzeichnet ist durch eine Mischung aus einem pharmazeutisch verträglichen
hygroskopischen, im Magen-Darm-Trakt im wesentlichen nicht resorbier-und abbaubaren
Wasser-festhaltenden Träger und einem Adsorptionsmaterial.
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Vorzugsweise besteht der Träger aus einer gesättigten wässrigen Lösung
aus einer hygroskopischen, im Magen-Darm-Trakt im wesentlichen nicht resorbier-
und abbaubaren Wasser-festhaltenden Substanz, insbesondere aus einer gesättigten
Lösung
eines pharmazeutisch verträglichen Zuckers, wie Lactulose,
die im Handel unter dem Warenzeichen 'BIFITERAL" erhältlich ist. Von anderen in
Frage kommenden Zuckern seien beispielsweise Sorbit oder Mannit erwähnt.
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Der Träger kann ferner aus einer gesättigten wässrigen Lösung eines
hygroskopischen pharmazeutisch verträglichen anorganischen Salzes, insbesondere
Natriumsulfat, bestehen.
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Als Adsorptionsmaterialien kommen alle Materialien in Frage, die pharmazeutisch
verträglich sind und ein Adsorptionsvermögen für Feststoffe, Flüssigkeiten, Gase
und Mikroorganismen besitzen, wie beispielsweise Aktivkohle, Diatomeenerde, adsorptionsfähiges
Kaolin, aktiviertes Lignin, adsorptionsfähige Kunststoffharze, gegebenenfalls mit
lonenaustauschereigenschaften. Insbesondere wird Aktivkohle bevorzugt, insbesondere
eine Aktivkohle mit einer Teilchengrösse von 50 bis 100 ji.
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Das Verhältnis des Trägers zu dem Adsorptionsmaterial in der erfindungsgemässen
Zubereitung liegt vorzugsweise zwischen 10:1 und 1:10, insbesondere zwischen 1:1
und 1:10.
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Die Verabreichung der erfindungsgemässen Zubereitung kann oral (in
diesem Falle meist prophylaktisch) oder durch eine Magen-Darm-Sonde (therapeutisch)
erfolgen. Für eine orale prophylaktische Verabreichung kann eine Mischung, die zu
einer Tablette oder einer ähnlichen Verabreichungsform verpresst worden ist, verwendet
werden, wobei diese Verabreichungsform die üblichen Zusätze, wie einen Zerfall bewirkende
Stoffe, enthält.
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Die Zubereitung bewirkt, dass durch den Träger Wasser angezogen bzw.
festgehalten wird, so dass die Aktivkohle in einem gewissen Wasservolumen eine Erhaltung
oder Anregung
der Peristaltik des Darms bedingt, wodurch das in
der wässrigen Suspension feinverteilte Adsorptionsmaterial seine adsorptive Wirkung
voll über den ganzen Darmbereich hinweg entfalten kann. Weiterhin bewirkt der Träger,
dass die Adsorptionsmaterialien keine Obstipation verursachen und auf natürlichem
Wege wieder mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden kann. Je nach dem Mengenverhältnis
von hygroskopischem Träger zu Adsorptionsmaterial kann auf diese Weise die Darmentleerung
in gewünschter Weise reguliert werden.
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Die erfindungsgemässe Suspension wird prophylaktisch vorzugsweise
in Mengen von 100 bis 300 ml, beispielsweise vor operativen Eingriffen, wie Darmoperationen,
verabreicht, und zwar mindestens solange, bis sie mit dem StuhLgang auf natürlichem
Wege wieder ausgeschieden wird. Bei einer therapeutischen Anwendung werden vorzugsweise
etwa die gleichen Dosen, gegebenenfalls mittels einer Magen-Darm-Sonde, solange
verabreicht, bis die Darmfunktion wieder im Gange ist und die Ausscheidung auf natürlichem
Wege oder durch eine Darmfistel oder Wundfistel stattfindet. Die Verabreichung erfolgt
in nüchternem Zustande, wobei vorzugsweise auch der Magen-Darm-Trakt entleert ist.
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Es war bekannt, dass Kohle zur Adsorption von gasförmigen, flüssigen
oder festen Materialien im Magen-Darm-Trakt eingesetzt werden kann. Ferner war es
bekannt, eine gesättigte wässrige Lösung von Lactulose als Abführmittel zu verwenden.
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Durch die erfindungsgemässe Suspension aus Aktivkohle in dem vorstehend
definierten Träger ist es jedoch erstmals möglich geworden, die Kohle in größerer
als bisher gebräuchlicher Menge in feinverteilter Form in einer die Peristaltik
anregenden und erhaltenden Weise durch den Darm bis zu ihrer
endgültigen
Ausscheidung fortzubewegen. Dadurch werden überraschende, nachfolgend näher erläuterte
Effekte erzielt.
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Die Aktivkohle ist in der Lage, im Darmlumen vorhandene Materialien,
wie nicht-resorbierbare Speisereste, Abschilferungsprodukte des Magen-Darm-Kanals
selbst, hormonartige Substanzen aus verschiedenen Darmdrüsen oder von der Darmschleimhaut
selbst, Enzyme sowie'Gallensekrete zu adsorbieren. Ferner erfolgt eine adsorptive
Bindung vorhandener Darmbakterien. Durch die Adsorption dieser im Darm vorkommenden
Substanzen an die Kohle ist gewährleistet, dass diese Substanzen der bakteriellen
Gärung entzogen werden und ihre Zerfallsprodukte bakterieller Gärung festgehalten
und daher nicht mehr in den Blutkreislauf, genauer gesagt in den Pfortaderkreislauf,
gelangen. Die bakteriellen Zerfallsprodukte sind hoch giftig und führen in geringster
Konzentration zu schwersten Leberschädigungen. Normalerweise ist die Leber in der
Lage, eine gewisse Menge schädlicher Stoffwechselprodukte oder im Darm entstandener
giftiger Zerfalls- und Fäulnisprodukte bakterieller Gärung zu entgiften. Im Fall
von Darmlähmung wird aber die Resorption derartiger Substanzen so gross, dass die
Leber diese Entgiftungen nicht mehr bewältigen kann und die Leberzellen selbst Schaden
nehmen und zugrunde gehen können. Dadurch wird die sogenannte Leberschranke überwunden,
und die Gifte gelangen über das aus der Leber in den grossen Kreislauf gelangende
Blut in diesen Kreislauf und üben ihre Giftwirkung auch auf sämtliche übrigen lebenswichtigen
Organe aus. Die Folge ist der erwähnte Endotoxinschock mit Herz-Kreislauf-Versagen
sowie Nierenversagen.
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Die erfindungsgemässe Zubereitung kann daher die Funktion einer künstlichen
Leber übernehmen.
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Ein zweiter direkter und mit der beschriebenen Wirkung parallel ablaufender
Effekt der adsorptiven Wirkung der erfindungsgemässen Zubereitung ist folgender:
Die
Adsorption sowohl des faulbaren Materials wie der Bakterien selbst verhindert die
Vermehrung der Bakterien und.
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die Bildung typischer Fäulnisprodukte, und zwar Darmgase, wie Methan
und Wasserstoff. Die Bildung dieser Darmgase ist ein typisches klinisches Zeichen
der bestehenden Darmlähmung, die röntgenologisch als sogenannte Spiegelbildung im
Dünn-und Dickdarm nachweisbar ist. Der Spiegel ist dabei die Trenngrenze zwischen
schwappendem Darminhalt und der darüber befindlichen Gasblase. Grundsätzlich ist
das Vorhandensein von Gas im Dünndarm pathologisch und deutet auf einen sogenannten
Dünndarm-Ileus hin, d.h. mit anderen Worten auf eine bakterielle Besiedelung des
Dünndarms, die insofern bedrohlich ist, als eine bakterielle Fäulnis im Dünndarm
erfolgt und die Fäulnisprodukte durch die normale hohe Resorptionsfähigkeit des
Dünndarms in erhöhtem Masse in die Lymphen und das Blut gelangen. Normalerweise
ist nämlich der Dünndarminhalt steril. Die Darmgase bedingen eine Überdehnung der
Darmschlingen, insbesondere der Dünndarmschlingen, die mehrere schwerwiegende Folgen
haben kann: 1. Durch die Überdehnung der Darmschlingen durch Faulgase verliert die
Darmschlinge die Kraft zur Kontratkion und zur Wiederaufnahme der Peristaltik, da
die kontraktilen Muskelelemente der Darmwand überdehnt sind. Das Vorhandensein von
Darmfäulnis stellt daher einen die Darmlähmung aufrechterhaltenden Faktor dar.
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2. Die Überdehnung der Darmschlingen aufgrund von Darmgasen bedeutet
eine erhebliche Volumenvermehrung und Drucksteigerung des Darminhalts,wodurch eine
mechanische Überdehnung der Bauchdecke bewirkt wird. Eventuell dort vorhandene Operationsnähte
sowie Darmnähte werden dadurch
zum Zerreissen gebracht. Gleichzeitig
wirkt aber auch die Gifteinwirkung der resorbierten Endotoxine nachteilig auf den
Heilungsvorgang solcher Operationswunden ein, wodurch die mechanische Belastbarkeit
um ein Vielfaches vermindert wird.
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3. Die Überdehnung der Darmschlingen erleichtert den Durchtritt der
Bakterien durch die Darmwand in die Bauchhöhle.
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Die natürlicherweise im Darm vorkommenden harmlosen Bakterien rufen
in der Bauchhöhle dort die äusserst gefährliche Bauchhöhleneiterung hervor, die
meistens tödlich endet. Daher ist es von erheblicher Wichtigkeit, diese Überdehnung
zu verhindern.
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Die erfindungsggemässe Zubereitung hat daher drei nicht-vorhersehbar
gewesene Wirkungen: 1. Sie verhindert das Entstehen und die Fortentwicklung eines
paralytischen Ileus (Darmlähmung) und die daran gekettete Komplikationskaskade aus
septischer Peritonitis, Endotoxinschock, Platzbauchnahtinsuffizienz und postoperativen
Wundheilungsstörungen sowie Leberfunktionsstörungen.
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2. Sie verhindert die Einschwämmung von Endotoxin in den Pfortader-
und Systemkreislauf.
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3. Sie ist geeignet, septische Peritonitis zu verhindern oder günstig
zu beeinflussen und 4. sie eignet sich prophylaktisch dazu, Wundheilungsstörungen
(Nahtinsuffizienz, Platzbauch) zu vermeiden.
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Die Herstellung der erfindungsgemässen Zubereitung erfolgt in einfacher
Weise durch gründliches Vermischen von Aktivkohle mit dem jeweils eingesetzten Träger,
der wiederum, falls es sich um eine gesättigte Lösung handelt, durch Herstellung
derselben bei Zimmertemperatur erzeugt werden kann.