DE2730622C3 - Verfahren zum Ermitteln des Prozeßzustandes bei Reaktionsprozessen - Google Patents

Verfahren zum Ermitteln des Prozeßzustandes bei Reaktionsprozessen

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Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Ermitteln des Prozeßzustandes bei Reaktionsprozessen zwischen einem chemischen Bad und einem in dem Bad befindlichen metallischen Gegenstand.
Bisher wird der Ermüdungsgrad von Prozeßbädern, wie sie für die unterschiedlichsten Oberflächenbehandlungen von Werkstoffen, vorzugsweise Metallen verwendet werden in vielen Fällen nach sehr subjektiven Gesichtspunkten bestimmt (Erfahrung des Vorarbeiters). Dadurch besteht die Gefahr, daß Bäder entweder nicht mehr die volle Wirkung haben, d. h. ihre Aufgabe nicht oder ungenügend erfüllen, oder daß Bäder zu früh erseizt werden, was unnötige Kosten für Chemikalien und Entgiftung nach sich zieht und zusätzlich zu unnötiger Umweltbelastung führt. Auch chemische Analysen bedingen einen bctröchilichcn Aufwand unter zeitlicher Verzögerung.
Bei galvanischen Vorgängen kann der fließende Strom als Steuergröße für den Prozeß dienen. Eine solche Möglichkeit fehlt bisher beim »chemischen Abtragen«, da dieses stromlos geschieht.
Bisher wird beim chemischen Abtragen das Fcrligmaß dadurch erzielt, daß nach ca. 80% der Prozeßzeil an einem oder mehreren Kontrollteilen der Matcrialabtrag gemessen wird, und danach die noch benötigte Zeil durch Extrapolation errechnet wird. Dieses Verfahren ist aufwendig und mehl gui aulomatisicrbär.
Bekannt ist es, daß bei verschiedenen Vorgängen in und an Werkstoffen Körpersehiillwellcn ermittelt werden, die im llltraschallbcreich liegen und mit Sonden aufgenommen werden können. Dieses Phänomen wird allgemein mit Schallemission bezeichnet. Gemessen wird im Frequenzbereich zwischen 50 KtI/. und 2 MH/. Die Signale werden verstärkt und auf verschiedene Art weiter verarhi-it<:i. Es ist bekannt, daß z. B. bei Korrosion von Metallen meßbar Schall emittiert werden kann. Das wird mit Wasserstoffentwicklung in Zusammenhang gebracht
Aufgabe der Erfindung ist es, von diesem Stand der Technik ausgehend, ein Verfahren der eigangs genannten Gattung so auszugestalten, daß bei Reaktionsprozessen der genannten Art der Prozeßzustand einfach und schnell, aber trotzdem zuverlässig exakt ermittelt werden kann.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die durch den Reaklionsprozeß im Gegenstand hervorgerufenen Körperschallwellen akustisch mit Sonden aufgenommen und verstärkt werden und zur Ermittlung des Prozeßzustandes ausgewertet werden.
Die Erfindung wendel also das Phänomen der Schallcmission dazu an. die Wechselwirkung zwischen einem chemischen Bad und einem in dem Bad befindlichen metallischen Gegenstand zu ermitteln. Bei einem ehemischen Abtragverfahren, bei dem ein metallisches Werkstück oder eine metallische Werkstoffprobe von ihrem Obermaß befreit wird, werden die durch das Abiragverfahren ausgcs,:ndtcn Ultraschallwellen als Maß für die abgetragene Werkstoffmenge ermittelt, so daß das Erreichen des End- oder Sollmaßcs ermittelt wird, und gegebenenfalls das Abtragverfahren mit den Schallwellen als Regelgröße gesteuert werden kann.
Soll der Erschöpfungsgrad eines Prozeßbades ermittelt werden, so dienen die bei der Reaktion zwischen Bad und im Bad befindlichen Gegenstand ausgesandten Schallwellen als Maß für den Erschöpfungsgrad bzw. für die verbliebene Reaktionsfähigkeit.
An metallischen Werkstoffen, die in Prozeßbädern behandelt werden, kommt es dabei zu unterschiedlichen Vorgängen, die zu Schallcmissioncn führen, und die direkt von dem Zustand des Bades in ihrer Intensität, oder in ihrem Auftreten überhaupt abhängig sind. So sind als Emissionsqucllcn denkbar z. B.: Wasscrstoffbildung. Auflösen einzelner Elemente und damit Verlagerung von Mikrocigcnspannungcn. Mikrorißbildung, interkristalline Korrosion. Spannungsrißkorrosion, Eindiffundieren von Elementen.
Im besonderen soll dabei aus einem zu prüfenden Prozeßbad eine Probe entnommen und auf die normale Pro/.cßlcmperatur gebracht werden. Ein Prüfwerkstoff, in der Regel der Werkstoff, für den die Wirksamkeil des Bades festgestellt werden soll, wird als Probe in genormter Größe in die Badprob«, gehängt. Angeschweißt an die Werkstoffprobe ist ein Draht aus dem gleichen Werkstoff als Wellenleiter, der zur Übertragung der Kurpcrschallwcllcn auf die Meßsonde außerhalb des Bades dient. Die empfangenen Signale geben nach entsprechender Weiterverarbeitung im Vergleich zu in Voruntersuchungen ermittelten Werten ein direktes Maß für die Wirksamkeit. Denkbar ist auch, daß über die Pro/.eßtcmperatur und/oder Konzentrationsänderungen des Bades in den laufenden Prozeß eingegriffen werden kann, d. h. der Prozeß geregelt werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren isi in den Bereichen Galvanotechnik und Reinigung anwendbar. Außerdem ist das Verfahren in breiten Bereichen der fertigenden Industrie, wo Pro/cßbädcr zur Metallbehandlung Anwendung finden, einsct/bar.
Heim »chemischen Abtragen« wird an einem oder mehreren Werkstücken oder Werkstoffproben ein
Draht aus dem selben Werkstoff befestigt, der als Wellenleiter die Verbindung zur Meßsonde außerhalb des Bades darstellt. Der Wellenleiter kann bis zu mehreren Meiern lang sein. Das Werkstück emittiert bei seiner »Bearbeitung« Schallimpulse, deren Zahl und/oder Intensität als Maß für die abgetragene Werkstoffmenge dient. Insbesondere kann über diese Meßgröße eine Steuerung des Vorganges erfolgen, z. B. über die Temperatur oder Konzentration des Bades, so daß optimale Abtragsbedingungen eingehalten werden können. Auch führen entstehende Fehler, z. B. Rißbildung und/oder das öffnen von Poren zu stärkeren und/oder anderen Emissionen (z. B. hinsichtlich der Frequenz), so daß sie direkt beim Prozeß erkannt werden.
Mit der Erfindung ist für das chemische Abtragen ein Verfahren aufgezeigt, das es ermöglicht, über eine Meßgröße die Menge des abgetragenen Materials während des Vorganges kontinuierlich zu erfassen und gegebenenfalls diirch Veränderung von Parametern direkt in den ProxeS einzugreifen.
Zwei Ausführungsbeispiele gemäß der Erfindung sind im folgenden beschrieben:
Im ersten Ausführungsbeispiel soll ein Gehäuse aus TiAL 6V4 eines Triebwerkes entzundert werden. Das Gehäuse wird zunächst mechanisch mit einer CaCOi-Methanol-Mischung entfettet. Nacri der Entfettung findet eine Oxid-Konditionierung in einem 700 g/l Natronlauge und 3 g/l Dichromat enthaltenden Prozeßbad statt.
Das kondilionicric Oxid wird schließlich in Salpcter-Flußsäurc bei Raumtemperatur abgcbci/.t. Das Salpeter-Flußsäure-Bad enthält 4CO g/l H- lOj und 40 g/l HF sowie ein Netzmittel.
Sowohl die Oxidkonditonicrung als uch der Beizvorgang führen zu Schallcmissioncn, die von der Intensität des Reaktionsprozesses abhängen.
Zur Überwachung b/.w. Verfolgung des jeweiligen Vorganges werden die Schallsignale aufgenommen. Micr/u wird das Gehäuse mit einem angeschweißten Wellenleiter mit I mm Durchmesser versehen, über den die Schallsignale an einem handelsüblichen Piezowand- |er mit etwa 20OkHz Resonanzfrequenz geleitet werden, der die Impulse in elektrische Signale umwandelt. Das elektrische Signal wird auf ca. 85 dB verstärkt und im Bereich zwischen 100—30OkHz gefiltert, bevor es zur Auswertung mit einem Oszillographen oder über einen Voltmesser oder einen Digital-Analogwandler auf einen x-y-Schreiber aufgenor.-.men wird.
Der Verlauf der empfangenen Signale gibt Aufschluß auf die Reaktion zwischen dem Gehäuse und dem jeweiligen Bad. Bei konstanter Badtemperatur und Aufrechterhaltung der Badkonzentration kann direkt die Intensität der Reaktion verfolgt werden.
Unter Verwendung einer Normprobe kann auch die Wirksamkeil des Bades zu einem beliebigen Zeitpunkt des Vorganges gemessen werden.
Bei einem zweiten Beispiel wird ein wärmebeständiger Hebel für eine Schubdüse einer Gasturbine aus Nickelbasislegierung durch chemisches Abtragen verformt.
Es wird ein Wellenleiter aus gleichem Material am Rohling angeschweißt. Nach dem Entfetten wird der Rohling samt dem Leiterdraht bis auf die abzutragenden Stellen mit Lack abgedeckt.
Vor dem chemischen Abtragungsvorgang findet eine Aktivierung bzw. Entfernung der Passivierungsschicht mit Salzsäure statt. Die Reaktivität dieses Prozesses wird mit dem Schallmissionsverfahren wie im vorhergehenden Beispiel gemessen und verfolgt.
Für das chemische Abtragen wird ein Bad als Salpetersäure, Salzsäure mit Eiscn-Ill-Chlorid und Holzkohle verwendet. Hierbei wird die abgetragene Werkstoffmenge mit den Ausgangsdaten der Schallemissions-Aufnahmevcrfolgung gemessen. Durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Überwachung des Vorganges können in diesem Fall Zwischenmeßkontrollen und Nachbearbeiten eingespart werden.

Claims (6)

Patentansprüche:
1. Verfahren zum Ermitteln des Prozeßzustandes bei Reaktionsprozessen zwischen einem chemischen Bad und einem in dem Bad befindlichen metallischen Gegenstand, dadurch gekennzeichnet, daß die durch den Reaktionsprozeß im Gegenstand hervorgerufenen Körperschallwellen akustisch mit Sonden aufgenommen und verstärkt werden und zur Ermittlung des Prozeßzuslandes ausgewertet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der akustischen Ermittlung die Körperschallwellen im Ultraschallwellenbereich dienen.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ultraschallwellen im Frequenzbereich zwischen 50 KHz und 2MHz gemessen werden.
4. Anwendung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 3 /um Ermitteln des Prozeßzustandes beim chemischen Abtragen eines Werkstückes oder einer Werksloffprobe von einem Übermaß auf ein Endmaß.
5. Anwendung des Verfahrens nach den Ansprüchen I bis 3 zum Ermitteln des trschöpfungsgrades eines chemischen Prozeßbades unter Einsatz einer metallischen Werkstoffprobe genormicr Größe.
6. Anwendung nach Anspruch 5 mittels einer dem gesamten Bad entnommenen Probe.
DE2730622A 1977-07-07 1977-07-07 Verfahren zum Ermitteln des Prozeßzustandes bei Reaktionsprozessen Expired DE2730622C3 (de)

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