DE27149C - Verfahren zum Färben und Bleichen von Textilstoffen in Bändern oder Gespinnsten unter Aufwickeln und Spannung auf Etagenhaspeln, gewöhnlichen Haspeln oder Rahmen - Google Patents
Verfahren zum Färben und Bleichen von Textilstoffen in Bändern oder Gespinnsten unter Aufwickeln und Spannung auf Etagenhaspeln, gewöhnlichen Haspeln oder RahmenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
Bei den verschiedenen Operationen, welche bei der Verarbeitung, namentlich beim Färben
und Bleichen von Textilstoffen aller Art, vorkommen, wie das Entfetten, Bleichen, Beizen,
Färben, Spülen und Trocknen derselben, sei es, dafs diese Stoffe in Bändern, in Kammzug,
oder als Vorgespinnst, sei es in einer Art von Strähnen oder in sonstigem zusammengebundenen
Zustande diesen Operationen unterworfen werden, bringt diese Art und Weise der Behandlung
den Uebelstand mit sich, dafs durch die beim Sieden unvermeidliche Bewegung der
Flotte die Wollfasern gegen einander· verschoben und gerieben werden, was ein schliefsliches
Filzen der Stoffe hervorruft. Auch wird bei dem alten Verfahren das Rohmaterial von
Hand aus in der Farbkufe bewegt oder gemeinsam auf eine Stange gesteckt, in dieselbe eingehängt,
so dafs durch das nicht gleichzeitige Berühren der Flüssigkeit mit dem genannten
Material leicht Ungleichheit in der Färbung, sowie, da keine bedeutenden Längen verwendet
werden können, eine zn Abgängen führende Knopfbildung veranlassen kann.
Nachstehend beschriebene Erfindung bezweckt, diesen Uebelständen dadurch abzuhelfen, dafs
die betreffenden Stoffe in einem gespannten, der Einwirkung der Flüssigkeit viel mehr Raum
lassenden Zustande der betreffenden Operationen unterworfen werden, so dafs dadurch die Zeit
der Operation eine kürzere und die Einwirkung der Flüssigkeit eine intensivere und gleichmäfsigere
wird, als bei allen bis jetzt zur Verwendung gelangten Verfahren.
Zur Erreichung dieses Zweckes mufs eine Vorrichtung verwendet werden, auf welcher die
Spannung des Rohmaterials erfolgt und welche dennoch eine grofse Menge des auf derselben
aufgewundenen Materials der Einwirkung der Flüssigkeit leicht zugänglich macht.
Am vollkommensten wird der beabsichtigte Zweck mit dem in den Fig. 2 und 3 dargestellten
' Etagenhaspel erreicht werden.
Derselbe besteht aus einer Längenachse A, den beiden Rosetten B mit je vier Armen C
und den vier je zwei dieser Arme verbindenden Stäben D. Auf dieses hierdurch gebildete
Haspelkreuz werden die zu bearbeitenden Bänder etc. von einem Ende zum anderen so aufgerollt,
dafs dieselben neben einander, wie in der Zeichnung dargestellt ist, zu liegen kommen und, am entgegengesetzten Ende des
Haspels angelangt, einen vollständigen Mantel um denselben bilden.
Ist man so weit angelangt, so werden auf die vier Arme C die am oberen Ende mit
Büchsen versehenen, in den Fig. 4, 5 und 6 dargestellten Stäbe F aufgelegt, wobei ein
Stab F je zwei gegenüberliegende Arme C verbindet, wodurch aufs Neue ein Haspel gebildet
wird.
Das Band wird nun, ohne abgerissen zu werden, von dem unteren auf diesen neu gebildeten
oberen Haspel geführt und nach der entgegengesetzten Seite hin . wieder wie vorhin aufgewickelt.
In derselben Weise werden nach Fertigstellung des zweiten Mantels vier weitere Stäbe aufgelegt etc. Diese Manipulationen
lassen sich daher beliebig oft wiederholen, so dafs auch beliebige Längen des zu bearbeitenden
Rohstoffes aufgewickelt werden können.
Ist eine genügende Länge aufgerollt, so wird das Ende des Bandes festgebunden. Die Entfernung
der Stäbe F in radialer Richtung richtet sich je nach der Dicke der zu bearbeitenden
Bänder, ist aber immer so grofs zu wählen, dafs zwischen zwei Bändern stets ein Zwischenraum von ungefähr 2 bis 3 cm bleibt, so dafs
das Band nach oben und nach unten von einer 2 bis 3 cm hohen Flüssigkeitsschicht umgeben
ist, wenn dasselbe in die Kufe mit der wirkenden Flüssigkeit eingebracht wird.
Der auf diese Weise garnirte Etagenhaspel ist zu allen in der Färberei vorkommenden
Manipulationen fertig, beispielsweise zum Entfetten, Beizen, Bleichen, Färben, Fixiren, Schwenken
und Trocknen. Das Band braucht erst, wenn dasselbe sämmtliche Farbprocesse durchgemacht
hat, wieder abgewickelt zu werden.
"Von diesen Haspeln kann eine durch ihre eigene Gröfse oder durch die Gröfse der Kufe
bedingte beliebige Anzahl quer oder der Länge nach in die Farbkufe gelegt werden, auch
können dieselben als Etagenhaspel mit beliebig vielen Lagen von Bändern über einander garnirt
oder auch so, dafs nur eine Lage Bänder aufgerollt wird, verwendet werden.
Wie in jedem einzelnen Falle zu verfahren ist, mufs dem Färber stets anheimgestellt werden.
So wird es für die Quantität des zu bearbeitenden Stoffes am vortheilhaftesten sein,
wenn die Haspel quer in die Kufe gebracht werden; in diesem Falle sind, wie in den
Fig. 7 und 8 dargestellt ist, Lagerungen G in der Weise anzubringen, dafs die bis auf ihren
gröfsten Durchmesser garnirten Haspel mit ihrem tiefsten Punkt etwa 8 bis 10 cm vom
Boden der Kufe abstehen und mit dem höchsten Punkt etwa 5 cm unter der Oberfläche der
Flüssigkeit liegen. Die Lagerungen müssen des bequemeren Einlegens halber eine Führung bis
an den oberen Rand der Kufe haben.
Diese Lage der Haspel ermöglicht es, während des Pärbens durch ein von Zeit zu Zeit
oder continuirlich erfolgendes leichtes Drehen der Haspel sämmtliche Theile des zu färbenden
Stoffes in alle Schichten der Flüssigkeit zu bringen, wodurch ein gleichmäfsiges Färben erzielt
wird. Die Lagerung dieses Haspels in der Weise, dafs derselbe sich um einen verticalen
Zapfen dreht, kann ebenfalls entsprechend des in Fig. 1 gezeichneten Aufwickelrahmens
geschehen.
In einfacherer, aber unvollkommenerer Weise kann dasselbe Resultat durch eine rahmenartige
Vorrichtung erreicht werden, auf welche das Material mit einer kleinen Spannung aufgewunden
wird, und wäre es z. B. in einem Industriezweige, der kein absolut gleichmäfsiges
Färben bezw. sonstiges Bearbeiten des Rohstoffes in Längen von einigen 100 m erfordert,
schon genügend, wenn rechteckige Rahmen, wie dies in Fig. 1 bei H angedeutet ist, mit
dem zu färbenden oder sonst zu bearbeitenden Material mit einiger Spannung desselben garnirt
und dann vertical oder horizontal in der Queroder Längenrichtung der die Flüssigkeit enthaltenden
Kufe eingeschoben werden, wobei nur zu beachten wäre, dafs diese Rahmen nicht den Boden berühren und auch, aufser der genügenden
Entfernung von einander, in einem kleinen Abstande unter der Oberfläche der
Flüssigkeit bleiben, damit alle Theile des Materials der Flüssigkeit zugänglich gemacht
werden. Praktischer, aber mehr Raum erfordernd, würde sich die Anordnung bewähren,
wenn diese rechteckigen Rahmen mit Zapfen versehen und in Lagerungen eingebracht werden,
in der Weise, dafs ein Drehen derselben möglich ist.
Dieses Einlagern könnte, wie in Fig. 1 bei L
dargestellt, entweder nach der Länge oder auch nach der Quere der Kufe geschehen, so dafs
durch ein Bewegen dieser Rahmen eine noch innigere Berührung des auf denselben aufgewickelten
Stoffes mit der wirkenden Flüssigkeit geschehen könnte. Desgleichen können diese Rahmen auch, nachdem dieselben mit
Zapfen versehen sind, in verticaler Richtung in die Kufe eingebracht werden, wie dieses in
Fig. ι bei M dargestellt ist, indem eine Lagerung auf dem Boden der Kufe selbst angebracht
und oben eine einfache Führungsstange angeordnet wird, so dafs auch hier eine Bewegung
des Rahmens mit dem aufgewickelten Stoff erfolgen kann.
Diese Rahmen lassen sich auch als Etagenrahmen herstellen, und zeigen Fig. 11 und 12
einen solchen. Der eigentliche Rahmen a a erhält auf beiden Seiten schräg stehende Arme b b
von verschiedener Länge, auf welche dann, wie beim Etagenhaspel, die Arme c aufgesetzt
werden. Auf diese Weise lassen sich beliebig viele Rahmen bilden, welche alle um dieselbe
Achse drehbar sind. Ein solcher Etagenrahmen hat viel Aehnlichkeit mit dem in Fig. 2 und 3
dargestellten Etagenhaspel.
Statt der in den Fig. 2 bis 6 gezeichneten Befestigungsweise der Stäbe F auf dem Haspelkreuz
kann auch die in den Fig. 9 und 10 dargestellte Construction verwendet werden.
Die Arme des Haspelkreuzes-sind flach statt rund und besitzen in der gewünschten Entfernung
Schlitze, welche dem Profil der Stäbe entsprechen.
Die Stäbe ruhen mit ihren Enden in diesen Schlitzen und werden von einem Haspelkreuz
zum anderen horizontal durchgeschoben.
Um das seitliche Herausfallen der Stäbe zu verhüten, haben dieselben an. jedem Ende
kleine Ansätze ο, welche genau um die Länge der Entfernung der inneren Kanten der Haspelkreuze
von einander entfernt sind, so dafs also jeder Stab gegen seitliche Verschiebung gesichert,
ist, Fig. ιo.
Durch das bezeichnete Verfahren sollen nachstehende Vortheile erreicht werden:
Das ■ bisher durch den Siedeprocefs "beim Färben bedingte Verfilzen sämmtlicher Textilfasern,
zunächst aber der Wollfasern in Bändern und Gespinnsten, wird aufgehoben, denselben
also ihre parallele und offene Lage, sowie auch die ganze Weichheit erhalten.
Es können bedeutende Bandlängen ohne Unterbrechung und ohne dafs sie während der
sämmtlichen Manipulationen des Färbeprocesses berührt zu werden brauchen, gefärbt werden,
wodurch das durch das Berühren bedingte Verwirren der Fasern vermieden wird und alle
schädlichen Knöpfe und die daraus entspringen-■ den Abgänge wegfallen.
Das Verfahren gestattet ein gleichmäfsigeres Färben, was dadurch erreicht wird, dafs sämmtliche
Theile des zu färbenden Stoffes vollständig und gleich lange Zeit in der Flotte bleiben,
wobei aufserdem, da in den verschiedenen Höhenschichten der Farbbäder ungleiche Dichtigkeit
oder ungleiche Wärmegrade vorkommen, der Etagenhaspel es gestattet, durch Drehung
desselben um seine Achse sämmtliche Theile des zu färbenden Stoffes durch alle Schichten
der Flüssigkeit zu führen, wodurch eine vollkommene Färbung erreicht wird.
Dadurch, dafs die der Farbe unterworfenen Gegenstände nicht über den Flüssigkeitsspiegel
hervorragen, ist es möglich, die ganze Kufe mittelst eines leichten, aus einem Holzrahmen
mit Zeugüberzug gebildeten Deckels zuzudecken, wodurch einer ungleichen Abkühlung an der
Oberfläche der Flotte vorgebeugt wird, was ein gleichmäfsiges Sieden hervorbringt und Wärmeverluste
verhindert, wobei es keineswegs ausgeschlossen bleibt, dafs die Farben während des Processes besichtigt und bemustert werden
können.
Das Verfahren, sowie die zu demselben erforderliche Vorrichtung kann bei jeder schon
bestehenden Färberei, ohne wesentliche Umänderungen an den vorhandenen Einrichtungen
zu erfordern, eingeführt; werden, so dafs also nicht nur die Grofsindustrie, sondern auch die
gewöhnlichen Färbereien dieses neue Verfahren einführen und benutzen können.
Claims (4)
1. Verfahren zum Entfetten, Bleichen, Beizen,
Färben, Spülen und Trocknen von Wolle und jeglicher Art von Textilstoffen in Bändern,
Kammzug und Vorgespinnst etc., indem dieselben, in gespanntem Zustande
aufgewunden, mittelst einer rahmen- oder haspelartigen Vorrichtung so in die Farbkufe
gebracht werden, dafs die wirkende Flüssigkeit das Material vollständig umgiebt,
eventuell auch in den Zwischenräumen des Materials circuliren kann und durch eine
der Vorrichtung eventuell zu gebende drehende Bewegung eine noch innigere Berührung
dieses Materials und der Flüssigkeit hervorgebracht und trotzdem das Verfilzen der Fasern und der Bänder verhütet wird.
2. Der zur Ausübung dieses Verfahrens verwendete Etagenhaspel, bei welchem durch
Anordnung der mit Büchsen versehenen und auf die Armenkreuze des Haspels nach und nach aufzulegenden Stäbe F ein beliebig
oftmaliges ununterbrochenes Umwickeln dieses Haspels mit dem zu bearbeitenden Stoff ermöglicht und so mit
einer Vorrichtung grofse Mengen des zu bearbeitenden Materials den verschiedenen
Processen unterworfen werden können.
3. Der zur Ausübung dieses Verfahrens ver-' wendete Etagenrahmen, bei welchem in
gleicher Weise wie beim Etagenhaspel nach und nach Stäbe c auf die Arme b gelegt
werden, wodurch ebenfalls ein mehrmaliges ununterbrochenes Umwickeln des Rahmens
mit dem zu bearbeitenden Stoff ermöglicht wird.
4. Eine Modification der Befestigungsweise der unter 2. genannten Stäbe in der Weise,
dafs die Stäbe an den Enden flach zulaufen, mit Ansätzen ο versehen sind und
in Schlitze der Arme des Haspelkreuzes eingreifen, wobei die Stäbe gegen seitliches
Verschieben durch die genannten Ansätze 0 gesichert sind.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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