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Rohrformstück
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Die Erfindung betrifft ein Rohrformstück, und zwar insbesondere ein
Rohrformstück für Rohre aus mineralischen Werkstoffen.
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Ein Rohrformstück im Sinne dieser Beschreibung sind alle nicht als
zylindrische Rohrschüsse ausgebildeten Glieder eines Rohrleitungssystems, beispielsweise
also Rohrverbindungsstücke, Rohrabzweigstücke, Bogenstücke, T-Stücke, Y-Stücke,
Kreuzstücke oder Reduzierstücke.
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Die Erfindung betrifft insbesondere Rohrstücke für Abwasser-oder Ablaugerohrleitungssysteme,
Entwässerungssysteme, Bewässerungssysteme oder Wasserversorgungssysteme. Solche
Rohrleitungssysteme werden überwiegend im Erdreich sowie in und unter Gebäuden verlegt.
Diese Rohrleitungssysteme sind im Rahmen dieser Beschreibung unter dem Begriff "Kanalisationssysteme
"
zusammengefasst.
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Die Rohrschüsse für solche Kanalisationssysteme werden gebräuchlicherweise
aus Kunststoff, vor allem Polyvinylchlorid, oder aus mineralischen Werkstoffen,
insbesondere glasierten und bzw. oder vitrifizierten Tonen ('Steinzeug"), oder aus
Asbestzementen verschiedenster Art hergestellt.
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Unter diesen drei Werkstoffen für die Herstellung von Kanalisationssystemen
hat sich aus dem Fachmann bekannten Gründen das Steinzeugrohr als das mit Abstand
am besten geeignete Kanalisationsrohr erwiesen. Es ist absolut dicht, ausserordentlich
fest und widerstandsfähig, praktisch unbegrenzt alterungsbeständig und durch Extrudieren
herstellbar, also sowohl vom Material als auch von der Herstellung aus gesehen besonders
kostengünstig. Es ist zusätzlich gegenüber fast allen anorganischen und organischen
Chemikalien praktisch vollständig inert. Ihr gegenüber den Kunststoffrohren grösseres
Gewicht spielt dabei angesichts der übrigen Vorteile eine nur untergeordnete Rolle.
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Der eigentliche Nachteil der aus mineralischen Werkstoffen aufgebauten
Rohrleitungssysteme gegenüber den aus Kunststoff aufgebauten Rohrleitungssystemen
liegt in den Formstücken begründet. Insbesondere in Rohrleitungssystemen aus Steinzeugrohren
sind die Formstücke durch die auf eine nur kurze Leitungslänge entfallenden Muffen
unverhältnismässig schwer. Ausserdem müssen diese Formstücke nach wie vor mit einem
hohen Anteil an Handarbeit hergestellt werden.
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Trotz dieser Sorgfalt lässt sich aber in der Produktion eine hohe
Ausschussrate nicht vermeiden, und zwar aufgrund materialbedingter Spannungsrisse
beim Trocknen. Diese Faktoren führen dazu, dass die Rohrformstücke aus mineralischem
Werkstoff, insbesondere Steinzeug, in der Herstellung unverhältnismässig teuer sind.
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Trotz dieser Nachteile werden die Steinzeugformstücke jedoch fast
unverändert verwendet. Dies liegt daran, dass
bislang kein Formstück
für Steinzeugrohre gefunden werden konnte, das trotz der Nachteile des Rohrformstücks
aus Steinzeug dessen Vorteile überträfe. Das gleiche gilt für andere Formstücke
für Rohre aus anderen mineralischen Werkstoffen und, wie weiter unten näher beschrieben,
bedingt sogar auch für die Rohrformstücke für Kunststoffrohrleitungen.
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Es ist bekannt, Rohrschüsse aus mineralischem Werkstoff unter Verwendung
von Verbindungsmanschetten und Abzweigen aus Kunststoff, insbesondere Polyvinylchlorid
oder Polypropylen, zu verlegen. Gebräuchlicherweise sind randinnenseitig in diesen
Kunststoffverbindungsstücken Ringnuten ausgebildet, in die Dichtungsringe eingedrückt
sind. Nach dem Einstecken des Spitzendes des Rohrschusses in das Verbindungsstück
wird die Dichtung zwischen dem Verbindungsstück und dem Rohrschuss durch diese eingelegten
Dichtungsringe bewirkt.
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Kunststofformstücke der genannten Art sind leichter und einfacher
herstellbar als gleiche Formstücke aus mineralischem Werkstoff. Sie sind ausserdem
beim Verlegen der Rohre leichter zu handhaben. Dennoch haben sich solche Kunststofformstücke
für Rohrsysteme aus mineralischem Werkstoff in der Praxis kaum durchsetzen können,
und zwar insbesondere nicht in jenen Ländern, in denen eine zeitgemässe Abwassergesetzgebung
in Kraft ist. Der wesentliche Nachteil der Kunststofformstücke liegt nämlich in
ihrer chemisch und mechanisch nur geringen Haltbarkeit. So sind die Kunststofformstücke
sowohl gegen den Angriff der Erdchemikalien von aussen als auch gegen den Angriff
von Chemikalien, insbesondere organischen Chemikalien, die in das Abwasser gelangen
können, von innen nicht in der erforderlichen Weise alterungsbeständig, zumindest
nicht entfernt in dem Masse, wie die aus den mineralischen Werkstoffen gefertigten
Rohrschüsse. Dies führt zu erheblichen Unsicherheitsfaktoren
und
bei Erdverlegung des Rohrsystems zur Gefahr der Bodenverseuchung. Ausserdem sind
die Kunststofformstücke starr und unflexibel, ohne dabei die mechanische Festigkeit
der Formstücke aus mineralischen Werkstoffen zu haben.
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Durch die eingelegten Gummidichtungen ermöglichen die Kunststofformstücke
eine axiale Winkelabweichurq der angreifenden Rohrschüsse von maximal etwa 3 bis
50 und eine koaxiale Versetzung um in der Regel nicht mehr als 5 mm, in Einzelfällen
bis zu 10 mm. Diese Verlegungstoleranzen der Kunststofformstücke werden jedoch in
der Regel bereits bei normalen Erdverlegungsarbeiten durch ungenaue Ausschachtungen
voll ausgenutzt werden. Dies trifft insbesondere bei schwierigen Böden, vor allem
also felsigen oder sehr weichen Böden, zu. Wenn dann nach dem Verlegen und Aufschütten
zusätzlich unvermeidbare und unkontrollierbare Absetzbewegungen im Erdreich stattfinden,
tritt rasch der Fall auf, dass die gegeneinander arbeitenden Rohrschüsse aus dem
mineralischen Werkstoff das sie verbindende schwache Bindeglied, nämlich das Formstück
aus Kunststoff, einreissen oder zerbrechen. Dabei kann insbesondere eine Rissbildung
lange Zeit unbemerkt bleiben und unter Umständen zu Bodenverseuchungen erheblichen
Ausmasses führen.
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Die gleiche Gefahr besteht auch in allen unter axialen Spannungen
stehenden Kunststoffrohrleitungssystemen, bei denen die mangelnde Flexibilität des
verlegten Rohrsystems nicht wie bei den aus mineralischen Werkstoffen bestehenden
Rohrsystemen durch eine entsprechende Festigkeit des Rohrmaterials kompensiert ist.
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Aus der DT-OS 25 32 233 ist ein Formstück bekannt, das mehrschichtig
aufgebaut ist. Zwischen einer innenliegenden Wandung aus Kunststoff und einer äusseren
Ummantelung aus mineralischem Werkstoff liegt eine Zwischenschicht. Diese ist
aus
flexiblem Material hergestellt. Zwischen der äusseren und der inneren Wandung liegt
diese Zwischenschicht aus flexiblem Material, die aus einem geschäumten Harz, wie
Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polyäthylen oder Polyurethan, einer dünnen Schicht
aus Polystyrol oder vorteilhafterweise aus einem dünnen, geschichteten bzw. laminierten
Körper besteht, der aus Fasern eines geeigneten Materials, wie Asbest oder Polyamidharz,
gebildet ist. Dieses Formstück weist gegenüber dem Kunststofformstück den Vorteil
der höheren äusseren mechanischen Festigkeit und chemischen Beständigkeit und den
Vorteil geringfügig grösserer Verlegungstoleranzen auf, da die auf das innere Kunststoffformstück
wirkenden Verkantungs- und Versetzungskräfte zumindest zum Teil vom flexiblen Material
absorbiert werden.
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Dennoch ist aber die für die Verlegung gewonnene Toleranz nur mässig
und kann auch bei diesem Formstück bei stärkerem Arbeiten der Rohrschüsse gegeneinander
ein Reissen oder Brechen des inneren Kunststofformstücks auftreten. Beim Brechen
oder Reissen des Kunststofformstücks tritt die im Rohrleitungssystem geführte Flüssigkeit
in die Zwischenlage ein und fliesst durch diese hindurch an den Stirnseiten des
Formstücks aus. Ausserdem tritt eine Diffusion durch die Zwischenschicht und durch
den äusseren mineralischen Werkstoff hindurch auf. Dieses Verbundformstück weist
weiterhin den entscheidenden Nachteil auf, in der Herstellung viel zu kostenaufwendig
und für die Handhabung viel zu schwer zu sein. Es liefert praktisch keinen technischen
Fortschritt gegenüber den billigeren und einfacheren Formstücken aus mineralischem
Werkstoff, beispielsweise aus Steinzeug.
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Schliesslich wurde von der Anmelderin in der deutschen Patentanmeldung
P 25 01 273 bereits eine Rohrsteckverbindung aus einer flexiblen Einsteckhülse zum
Einstecken der miteinander zu verbindenden Rohrenden und aus den Hülsenenden zugeordneten
Dichtungsringen vorgeschlagen, bei der
die Dichtungsringe unter
Bildung einer Manschette miteinander verbunden sind und diese Manschette mit der
Einstückhülse eine formstabilelastische Baueinheit in Sandwichbauweise bildet. Diese
Manschetten in Sandwichbauweise lösen die Aufgabe, eine Rohrsteckverbindung zwischen
zwei koaxial einander gegenüberliegenden Rohrspitzenden zu schaffen, wobei diese
Rohrsteckverbindung sich einerseits durch eine hohe Festigkeit und Anpassungsfähigkeit,
andererseits durch besonders einfache Bauweise und funktionsgerechte Montierbarkeit
auszeichnen soll. Die ältere Patentanmeldung bezieht sich also nicht auf Rohrformstücke
im allgemeinen, insbesondere nicht auf Verteilerstücke und Abzweigstücke.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Rohrformstück, insbesondere
ein Rohrformstück für Rohrleitungssysteme von Rohren aus mineralischem Werkstoff,
insbesondere aus glasierten und bzw. oder vitrifizierten Tonen ("Steinzeug"), zu
schaffen, dessen chemische und mechanische Kenndaten, insbesondere die Scherlastverträglichkeit,
chemische Beständigkeit und Alterungsbeständigkeit, denen mineralischer Rohre so
weitgehend gleichen, dass diese Formstücke wie Formstücke aus mineralischem Werkstoff
dem Rohrleitungssystem vollkommen angepasst sind, wobei die zu schaffenden Rohrformstücke
jedoch kostengünstiger herstellbar sein sollen als die Formstücke aus mineralischem
Werkstoff, leichter im Gewicht und in der Handhabung sein sollen und schliesslich
grössere Verlegungstoleranzen zulassen sollen und auch nach der Erdverlegung weitgehend
unempfindlich gegen nachträgliche Erdbewegungen und Absetzbewegungen des Erdreichs
sein sollen.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Rohrformstück, insbesondere für
Rohrschüsse aus mineralischen Werkstoffen, vorgeschlagen, das erfindungsgemäss dadurch
gekennzeichnet ist, dass das Formstück aus einer hart eingestellten Weichgummimischung
oder einer Hartgummimischung mit einer Härte von 70 bis 100
Shore
A besteht.
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Nach einer Weiterbildung der Erfindung wird die Härte der Gummimischung
für das Rohrformstück vorzugsweise auf 85 bis 98 Shore A eingestellt.
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Im Gegensatz zur Manschette nach der älteren deutschen Patentanmeldung
der Anmelderin besteht das Rohrformstück der Erfindung also nicht aus einer Sandwichstruktur,
sondern durchgehend aus einem einzigen homogenen Werkstoff, nämlich der auf eine
Härte von 70 bis 100, vorzugsweise 85 bis 98, Shore A eingestellten Gummimischung.
Das Rohrformstück der Erfindung kann im Zusammenhang mit eingesetzten Dichtungsringen,
insbesondere Lippenringen, mit Rollringen oder anderen an sich bekannten Dichtungssystemen
ausgerüstet werden. Die Dichtungselemente können alternativ jedoch auch fest und
unlösbar am Rohrformstück angeformt sein.
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Das Rohrformstück der Erfindung ist vorzugsweise an allen Seiten mit
Steckmuffen versehen, also ohne Spitzende ausgebildet. Durch diese Ausbildung werden
die Formstücke in den Herstellungskosten nur durch einen geringfügig höheren Materialverbrauch
verteuert, ermöglichen auf der anderen Seite aber die Verlegung von Rohren aus mineralischem
Werkstoff ohne Muffen, also mit zwei Spitzenden. Solche Rohre sind nicht nur spürbar
billiger herstellbar, einfacher transportierbar und raumsparender lagerfähig, sondern
sind auch wesentlich einfacher zu verlegen, da eine Ausrichtung Spitzende-Muffe-Spitzende-Muffe-....
bei der Vorbereitung der Verlegearbeiten nicht berücksichtigt zu werden braucht.
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Das Rohrformstück der Erfindung wird vorzugsweise durch eine Gummimischung
auf der Basis von Naturkautschuk (NR), Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), Äthylen-Propylen-Terpolymeren
(EPDM),
Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR), Chloropren-Kautschuk
(CR) oder aus Gummimischungen auf der Basis von Gemischen dieser Kautschuktypen
hergestellt. Diese Kautschuktypen weisen eine hervorragende Alterungsbeständigkeit
und chemische Beständigkeit, insbesondere gegen organische Chemikalien, wie beispielsweise
Benzin oder Mineralöle, und gegen Erdchemikalien auf. Sie sind insbesondere ohne
weiteres in der gewünschten Weise einstellbar, vor allem verstärkbar und füllbar.
Als Verstärkungskomponenten können dabei Thermoplastzuschläge oder Leimkomponenten
eingesetzt werden. Als besonders vorteilhaft hat sich ein Zuschlag von zwei bis
40 Gew.-% Polystyrol, bezogen auf das Gewicht der Kautschukkomponente der Gummimischung,
erwiesen. Besonders gute Ergebnisse werden erhalten, wenn der Gummimischung etwa
5 bis 30 Gew.-&, bezogen auf die Kautschukkomponente der Gummimischung, Duroplast
zugesetzt werden. Insbesondere bei gemeinsamer Vernetzung oder Teilvernetzung des
Duroplasts mit der Kautschukkomponente der Gummimischung werden Rohrformstücke erhalten,
die sich hervorragend für Steinzeugrohrleitungssysteme eignen. Die gemeinsame Vernetzung
der Duroplastkomponente und der Kautschukkomponente erfolgt vorzugsweise mit Peroxidvernetzern.
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Gute Ergebnisse werden auch erhalten, wenn die Gummimischung, bezogen
auf die Kautschukkomponente, mit 5 bis 20 Gew.-% eines Phenolharzes und bzw. oder
eines Melaminharzes versetzt wird.
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Zusätzlich zu der Verstärkung der Gummimischung mit Thermoplast oder
Duroplast wird für die Rohrformstücke der Erfindung eine Gummimischung eingesetzt,
die Glasfasern enthält, und zwar vorzugsweise 5 bis 50 Gew.-%, insbesondere 10 bis
20 Gew.-% Glasfasern, bezogen auf die Kautschukkomponente.
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Die Glasfaserverstärkung ist zwar für Kunststoffe seit langem bekannt,
jedoch für Gummimischungen bislang noch nicht angewendet
worden.
Sie hat sich überraschenderweise jedoch für die hart eingestellten Gummimischungen
und die Hartgummimischungen der Rohrformstücke der Erfindung hervorragend bewährt.
Unter Beibehaltung einer hohen Elastizität des aus einer glasfaserverstärkten Gummimischung
aufgebauten Rohrformstückes weist dieses mechanische Eigenschaften, insbesondere
Festigkeitseigenschaften, auf, die es in hervorragender Weise mit Steinzeugrohren
kompatibel machen.
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Wie bereits oben erwähnt, kann das Rohrformstück nach einer Weiterbildung
der Erfindung auch fest angeformte Dichtelemente aufweisen. Diese bestehen vorzugsweise
aus einer Weichgummimischung mit einer Härte von 40 bis 70 Shore A und sind vorzugsweise
als Lippendichtungen ausgebildet. Diese Dichtungselemente sind vorzugsweise an den
als Muffen ausgebildeten Enden des Rohrformstücks stirnseitig auf das äussere Muffenende
aufgesetzt. Solcherart fest angeformte Dichtelemente sind vorteilhafter-weise als
einklappbare Lippenmanschette oder Einknöpfmanschette ausgebildet. Bei Verwendung
einer einen oder mehrere Knöpfwulste tragenden Einknöpfmanschette ist das Spitzende
des einzusteckenden Rohrschusses oder der Rand der Formstücks, vorzugsweise der
Innenrand des Formstücks mit einer entsprechenden Knöpfwulst versehen. Die Anformung
der Dichtelemente kann auch in der Weise erfolgen, dass diese untereinander einstückig
zusammenhängend an eine Wachgummiinnenauskleidung des Rohrformstücks der Erfindung
angeformt sind. Die Innenauskleidung des Rohrformstücks weist dann die gleiche Härte
wie die Dichtungselemente auf, ist also vorzugsweise eine Gummimischung, die auf
eine Härte von etwa 40 bis 70 Shore A eingestellt ist. Die innerhalb des relativ
hart eingestellten Rohrformstückes angebrachte Auskleidung aus einer weichen Gummimischung,
gegebenenfalls auch aus einem weichen Kunststoff, braucht das Rohrformstück jedoch
nicht in jedem Fall vollständig auszukleiden, vielmehr mag für zahlreiche Anwendungsfälle
auch eine nur teilweise Auskleidung, insbesondere
nur eine Auskleidung
des Muffenbereiches, ausreichen.
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Für die Herstellung insbesondere von Rohrformstücken mit grossen Nennweiten
wird die Gummimischung, aus der das Rohrformstück besteht, vorzugsweise durch eine
karkassenartige Gewebe- oder Geflechteinlage aus einem Kunststoff- oder Metalldrahtnetz
verstärkt. Dies ermöglicht auch bei sehr grossen Formstücken innerhalb des angegebenen
Härtebereiches eine relativ weiche Einstellung der Gummimischung und gewährleistet
so eine hohe Elastizität des Formstücks. Auch bietet sich für den Aufbau grosser
Rohrformstücke eine Laminatbauweise an, wie sie an sich aus der Kunststofftechnik
bekannt ist. Ein unter Verwendung von sogenanntem Flüssigkautschuk in Laminatbauweise
aufgebauter Gummirohrformstückprüfling mit einer Nennweite von 1 m hat ausgezeichnete
Kenndaten gezeigt. Die Rohrformstücke in Karkassen- und bzw. oder Laminatbauweise
stellen die bevorzugte Ausbildung der Erfindung für grössere Nennweiten des Gummirohrformstücks
dar, während für kleinere Nennweiten im Zentimeterbereich die glasfaserverstärkten
Gummimitchungen bevorzugt sind. Beide Arten der Verstärkung der Gummimischung für
das Rohrformstück ergänzen sich einander und bilden eine wesentliche Ausbildung
der Erfindung.
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Bei Verwendung von Glasfasern zur Verstärkung der Gummimischung haben
diese vorzugsweise eine Länge von 1 bis 10 mm.
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Die Erfindung ist im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen in
Verbindung mit den Zeichnungen näher erläutert.
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Es zeigen: Fig. 1 ein Gummirohrformstück der Erfindung mit eingesteckten
Spitzenden und Fig. 2 in Teildarstellung und im Axialschnitt
ein
Ausführungsbeispiel für eine an das Rohrstück angeformte Lippendichtungsmanschette.
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In der Fig. 1 ist als Ausführungsbeispiel für ein Rohrformstück der
Erfindung ein 45°-Abzweigstück dargestellt.
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Das Formstück 1 weist drei angeformte Muffen 2 auf. Die drei Muffen
und die Rohrabschnitte des Formstücks sind durch Spritzen einstückig hergestellt.
Das Rohrformstück besteht aus einer Gummimischung auf der Basis eines Acrylnitril-Butadien-Kautschuks
(NBR), der mit einem geringen Anteil (5 bis 15 Gew.-%) Styrol-Butadien-Kautschuk
(SBR) und ca. 20 Gew.-% Polyvinylchlorid verschnitten, mit gebräuchlichen aktiven
Füllstoffen gefüllt und in gebräuchlicherweise mit üblichen Mischungszusätzen auf
eine Härte von 88 Shore A eingestellt ist. Die Gummimischung enthält, bezogen auf
das Gewicht der Kautschukkomponente, 15 Gew.-% gebräuchlicher Verstärkungsglasfasern
mit einer mittleren Länge von 2 bis 3 mm. Die für jeden einzelnen Anwendungsfall
erforderliche Einstellung der Eigenschaften der Gummimischung kann der Fachmann
ohne weiteres selbst vornehmen.
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In dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel sind die Innenwände
der Muffen glatt ausgebildet und erfolgt die Dichtung zum Spitzende 3 des eingesteckten
Rohres über einen schematisch angedeuteten Rollring 4. Dieser Rollring kann jedoch
auch in einer in der Muffeninnenwand ausgebildeten Ringnut eingelegt sein. Alternativ
kann die Muffe in ihrem äusseren Randbereich innen auch mit einer Ringnut ausgebildet
sein, in die ein Lippendichtungsring eingelegt, eingedrückt oder eingerastet wird.
Beim Einschieben des Spitzendes des Rohres legt sich dann die Lippe dichtend um
den Aussenmantel des Rohres.
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Vorzugsweise ist das Dichtelement jedoch fest am Rohrformstück
angeformt.
Bei geeigneter geometrischer Ausbildung des Dichtungselementes und nicht zu harter
Einstellung der Gummimischung (70 bis 87 Shore A) sind die Dichtelemente vorzugsweise
einstückig an das Rohrformstück angeformt, also aus ein und derselben Gummimischung
wie dieses und zusammen mit diesem in einem einzigen Spritzvorgang hergestellt.
Solche Dichtelemente lassen sich insbesondere dann vorteilhaft einsetzen, wenn die
Aussendurchmesser der einzusteckenden Spitzenden nur relativ geringe Toleranzen
aufweisen können. Wenn grössere Fertigungstoleranzen für die Rohrspitzenden zu überbrücken
sind, wie das beispielsweise bei Kanalisationsrohren aus Steingut der Fall ist,
werden die Dichtelemente aus einer weicher eingestellten Gummimischung (40 bis 70
Shore A) fest angeformt. Dieses feste Anformen kann dabei sowohl mechanischer Natur
als auch chemischer Natur sein, im zuletzt genannten Fall also vor allem durch ein
Aufvulkanisieren oder durch ein Aufkleben erfolgen. Beide Anformungsverfahren, das
chemische und das mechanische, werden vorzugsweise gemeinsam und gleichzeitig angewendet.
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In schematischer Darstellung ist ein Ausführungsbeispiel für ein festes
stirnseitiges Anformen eines aus einer weicheren Gummimischung hergestellten Dichtelementes
auf dem Rohrformstück der Erfindung in Fig. 2 gezeigt. Das stirnseitige Ende des
Rohrformstücks 1 (oder der Muffe 2) trägt einen Ringsteg 5, der schmaler als die
Wandstärke des Formstücks 1 ist. Dieser Ringsteg 5 weist durchgehende Fenster oder
Öffnungen 6 auf, die der mechanischen Verankerung des aus der weicher eingestellten
Gummimasse aufgespritzten Dichtelementes 7 dienen. Das manschettenartige Dichtelement
7 ist auf das Rohrformstück 1 aufvulkanisiert und weist die gleiche Wandstärke wie
dieses auf. Die Verbindung zwischen der Dichtmanschette 7 und dem Rohrformstück
1 wird dabei mechanisch dadurch verbessert, dass die Gummimischung für das Dichtelement
7
beim Aufspritzen des Dichtelementes auf das Formstück durch die
Fenster 6 im Steg 5 hindurchtritt. Das als Manschette ausgebildete Dichtelement
7 weist eine axial auswärts weisende asymmetrisch angeordnete Verjüngung 8 auf,
die mit der Innenwand des Formstücks 1 (bzw. der Muffe 2) fluchtet und gegen die
Aussenwand radial zurückspringt. Dieser radial verjüngte Stegteil 8 des Dichtungselementes
7 trägt axial aussen eine im entspannten Zustand radial auswärts weisende Dichtwulst
9. Beim Einsatz des Formstücks werden der verjüngte Teil 8 und die Dichtwulst 9
in das Formstück eingeschlagen, so dass die Dichtwulst 9 dann radial einwärts und
axial schwach auswärts geneigt steht. Beim Einschieben des Spitzendes legt sich
die Dichtwulst 9 dichtend um den Aussenmantel des Rohres.
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Durch den weiten Bereich der zur Verfügung stehenden Spannungsverformung
können dabei auch grosse Toleranzen im Aussendurchmesser des Spitzendes überbrückt
werden.
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Wenn das Dichtelement in der weiter oben beschriebenen Weise direkt
einstückig mit dem Rohrformstück hergestellt ist, ist dieses Dichtelement vorzugsweise
als radial und axial einwärts geneigter Lippensteg ausgebildet.
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Die vorstehende Beschreibung erläutert Ausführungsbeispiele der Erfindung.
Dies gilt insbesondere hinsichtlich der erläuterten Formgestaltung des Rohrstücks
und der Dichtelemente. Diese Gestaltungen werden von Land zu Land je nach den gebräuchlichen
Normen und gesetztlichen Vorschriften unterschiedlich ausgebildet sein und können
vom Fachmann ohne weiteres realisiert werden. Erfindungswesentlich ist vor allem,
dass das insbesondere für Kanalisationsrohre aus mineralischem Werkstoff, vor allem
aus Steinzeug, zu verwendende Rohrformstück aus einer Gummimischung besteht, die
auf eine Härte von 70 bis 100 Shore A, vorzugsweise auf eine Härte von 85 bis 98
Shore A, eingestellt ist. Dabei ist im Hinblick auf den angestrebten Kompromiss
zwischen
Elastizität und Verformbarkeit einerseits und erforderlicher Formstabilität, insbesondere
gegenüber Scherkräften, die Härteeinstellung der Gummimischung im angegebenen Bereich
von wesentlicher Bedeutung.