DE2542710A1 - Verfahren zur verbesserung der druckfestigkeit von tonwaren - Google Patents
Verfahren zur verbesserung der druckfestigkeit von tonwarenInfo
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Description
PATENTANWALT DR. HANS-GUNTHER EGGERT1 DIPLOMCHEMIKER
5 KÖLN 51, OBERLÄNDER UFER 90 O K / O 7 1 Π
Köln, den 15. September 1975 Eg/Fi/167
Die Erfindung betrifft die Verbesserung der Herstellung und der Gebrauchseigenschaften von Tonwaren, insbesondere
Irdengut oder Tongut mit porösen Scherben wie Ziegel und Klinker, Töpferwaren einschließlich Terrakotta, Fayencen,
Majolika, Ofenkacheln und Feuertonwaren, sowie Steingut, Sintergut oder Tonzeug mit dichten Scherben wie Kanalisationssteinzeug,
Spaltplatten oder Bodenfließen (siehe Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, 17. Band,
Stichwort Tonindustrie). Die genannten verschiedenen keramischen Erzeugnisse auf Basis von Ton benötigen Rohstoffe,
die hinsichtlich Korngröße, Schwindung und Plastizität der feuchten Massen bestimmten Anforderungen genügen
müssen. Die Ziegelerden und Tone müssen sich nach Mineralinhalt, Kornaufbau und Struktur rationell verarbeiten
lassen. Wegen ungünstiger Zusammensetzung der Tonminerale oder des Gehalts von Verunreinigungen eignen sich viele
Vorkommen von Ziegelerden und Tonen nicht als Rohstoffe bestimmter Tonwaren, beispielsweise nicht als Klinkertone
oder Steinzeugtone.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Tone und Lehm minderer Qualität als Rohstoffe für die Herstellung
von insbesondere Ziegelklinker, Kacheln oder Tonrohren verwendet werden können, wenn man in die Rohmasse mindestens
o,o5 Gew.-% kolloider Kieselsäuren oder Silikate des
Magnesiums, Calciums,-Bariums oder Aluminiums mit einer spezifischen Oberfläche über 15 qm/g, gemessen nach BET,
bis zur gleichmäßigen Verteilung einarbeitet. Bei den üblichen als Rohstoff ohne weiteres geeigneten Rohstoffen,
insbesondere Tonmineralen,bewlrktder erfindungsgemäße Zusatz
der aktiven kolloiden Kieselsäuren oder Silikate eine ganz überraschende Erhöhung der Druckfestigkeit der gebrannten
keramischen Erzeugnisse.Bereits mit Zusätzen in der Größenordnung von o,5 bis 1 Gew.-% läßt sich bei
sonst gleicher Zusammensetzung der Rohmasse und identischen Bedingungen der Aufbereitung, der Formgebung und
des Brennens eine Verdoppelung der Druckfestigkeit der gebrannten Erzeugnisse erreichen. Bestimmte angestrebte
Druckfestigkeiten können mit niedrigeren Brenntemperaturen oder kürzeren Brennzeiten erzielt werden. Dementsprechend
kann an Tonmasse gespart werden, beispielsweise kann bei Tonrohren die Wandstärke etwa um die Hälfte reduziert
werden. Das ermöglichst einen besseren Durchbrand und damit eine weitere Erhöhung der Festigkeit in der Praxis.
Gleiche Festigkeiten von Steinzeugartikeln lassen sich also bei halbem Gewicht und entsprechender Rohstoffeinsparung
verwirklichen.
Es ist bekannt, keramischen Massen Kieselsäure in Form von
Quarz oder Quarzit zuzusetzen, der auch sehr fein gemahlen sein kann, ohne daß auch nur annähernd vergleichbare Ergebnisse
wie durch den erfindungsgemäßen Zusatz der aktiven kolloiden Kieselsäuren oder Silikate erreicht werden.
Unter"kolloider Kieselsäure" bzw. "kolloiden Silikaten"
werden gemäß der Erfindung folgende Stoffgruppen verstanden:
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-*- 25A2710
I. wässrige Kieselsäure-Sole mit einem Feststoffgehalt bis
zu 3o Gew%, insbesondere 5 - 2o Gew%. Die im Sol vorliegenden kolloiden Kieselsäuren zeigen nach ihrer
schonenden Isolierung BET-Oberflachen von mindestens
2
loo m /g.
loo m /g.
II. Aus Wasserglas mit Säuren oder sauren Salzen gefällte aktive Kieselsäuren, sogenannte Füllstoffe,mit BET-
2 ' 2
Oberflächen über 15 m /g, insbesondere über 3o m /g.
III. Aus gefällter aktiver Kieselsäure gewonnene Hydrogele und die daraus durch Trocknung unter Erhaltung des
Hydratcharakters erhaltene Kieselsäurexerogele mit
2 2
BET-Oberflachen über 15 m /g, insbesondere über 3o m /g,
in der Regel mit mehreren loo m /g.
IV. Insbesondere durch flammenhydrolytische Spaltung von Sxliciumtetrachlorid gewonnene aktive Kieselsäuren
2 mit BET-Oberflächen von 5o bis 45o m /g (Aerosil).
V. Aus Wasserglas und den entsprechenden Metallsalzen und eventuell Mineralsäuren gefällte aktive Silikate
des Magnesiums, Calciums, Bariums oder Aluminiums oder
von Mischungen dieser Metalle mit BET-Oberflächen über
2 2
15 m /g, vorzugsweise über 3o m /g, in Form ihrer Hydrogele
oder Xerogele. Die Fällung der Silikate kann z.B. mit CaCl2 allein oder mit CaCl2 und HCl erfolgen.
Andere Systeme der Praxis sind Al2(SO4J3 und H3SO4.
Die vorstehend und im folgenden verwendete BET-Methode zur Oberflächenbestimmung
durch Berechnung der Monoschichtkapazität von Brunauer, Emmet und Teller ist u.a. in Ullmanns Enzyklopädie der
technischen Chemie, Band II/l, S.758/59 beschrieben. Die Wirkung
des erfindungsgemäßen Zusatzes der kolloiden Kieselsäuren oder Silikate zeigt sich bereits in der Größenordnung von o,o5 Gew%f
bezogen auf die Trockensubstanz der Rohmasse. Vorzugsweise beträgt
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der Zusatz etwa o,o5 - 3 Gew%. Während sich, wie im einzelnen aus den folgenden Beispielen ersichtlich, durch einen Zusatz von
o,5 Gew% gegenüber der Blindprobe noch eine loo %-ige Steigerung
der Druckfestigkeit erzielen läßt, beträgt sie bei Zugabe von weiteren o,5 Gew%, d.h. insgesamt 1 Gew%, nur noch 33 %. Die
Druckfestigkeit liegt bei Zugabe von 1,5 Gew% eines Silikats verglichen mit dem Zusatz von 1 Gew% dann nur noch um 12 % höher,
d.h. der Effekt wird mit höheren Zusätzen ständig geringer. Höhere Zusätze als 3 %, beispielsweise von 5 oder Io % sind in
Ausnahmefällen möglich, bringen in der Regel aber keine Vorteile und sind wirtschaftlich kaum vertretbar. Der Fachmann wird also
jeweils die im Hinblick auf die Bearbeitbarkeit, die Brennbedingungen und die Gebrauchseigenschaften des fertigen Tonerzeugnisses
optimale Menge des zuzusetzenden kolloiden Silikats bzw. der kolloiden Kieselsäure wählen. Bei den Kieselsäuresolen
stellt der SiO -Gehalt die Berechnungsbasis dar. Von einem Sol mit einem SiO2~Gehalt von Io Gew% sind demzufolge o,o5 χ Io =
o,5 Gew% als Mindestmenge zuzusetzen.
Die erwähnten kolloiden Kieselsäuren oder Silikate müssen bis
zur gleichmäßigen Verteilung in die Rohmasse eingearbeitet werden. Wenn sie in Form ihrer Sole oder wässrigen Suspension
zugemischt werden, geschieht das zweckmäßig bei der Zugabe des Wassers zu den Rohstoffen, d.h. beim Walken zur Homogenisierung
und Plastifizierung der Massen. Die Produkte der Gruppen II, IV und V sind üblicherweise so feinteilig und die Kornfestigkeit
ist so gering, daß beim Walkvorgang ein Kornabbau bis in den Millimikronbereich erfolgt. Dies gilt auch für Hydrogele der
Gruppe III. Kxeselsaurexerogele (III) sind nur ausreichend wirksam, wenn sie auch eine feine Sekundärstruktur haben und
so fein vermählen sind, daß mindestens 75 % der Sekundärteilchen kleiner als 4o um, vorzugsweise kleiner als 2o um sind. Sofern
sie als Pulver vorliegen, können die kolloiden Kieselsäuren und Silikate außer als Suspension auch trocken zudosiert werden,
wobei sie am besten schon mit den trockenen Rohstoffen, d.h. mit
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dem Ton und den Zuschlagen innig vermischt und unter Wasserzusatz
plastifiziert werden. In allen Fällen kann,wie ansich bekannt, die feuchte Masse gelagert werden, um die Plastizität
zu verbessern. Die feuchte Masse kann dann in üblicher Weise ggf. verflüssigt, verformt, getrocknet und gebrannt werden,
wobei man beim Brennen aus den eingangs genannten Gründen in der Regel mit geringeren Temperaturen auskommt, als sie sonst
zur Herstellung von Tonwaren der gleichen Qualität erforderlich sind.
Anhand der Beispiele sei die Erfindung näher beschrieben: Die zur Prüfung verwendeten Tone wurden durch ein Kontrollsieb
auf Beimengungen geprüft und von gelegentlichen Einschlüssen befreit. Die Tone bestanden zu 60 bis 7o % aus reiner abschlämmbarer
Tonsubstanz, deren Feinheit unter o,o63 mm lag. 3o bis 4o % des übrigen Anteils der Rohmischung bestand aus
keramischer Substanz (Schamotte). Nach dem Sieben wurde der Ton bei den folgenden Beispielen 1 und 2 mit der feinpulverigen
Kieselsäure bzw. dem aktiven Silikat innig vermischt, mit Wasser angefeuchtet und ausgiebig gewalkt. Im Fall des Beispiels
3 wurde das Kieselsäuresol mit dem Anfeuchtewasser zugesetzt. Von dem so vorbereiteten Ton wurden Prüfkörper mit
den Abmessungen 4 χ 4 χ 16 cm hergestellt, diese getrocknet
und anschließend im Ofen innerhalb von 2 h auf die angegebene Brenntemperatur gebracht und 3 h bei konstanter Temperatur
gebrannt. Alle Proben einschließlich der Nullprobe wurden in der gleichen Weise aufbereitet, verformt, getrocknet und gebrannt.
Nach dem Abkühlen wurden die Probekörper 3 Tage im normalklimatisierten Raum zur Aufnahme der Luftfeuchtigkeit
gelagert, zum Ausgleich der Tragflächen für Druckfestigkeitsprüfungen mit einer hauchdünnen Kunststoffschicht abgeglichen
und anschließend wurden die Druckfestigkeiten auf einer Prüfmaschine der Güteklasse I nach DIN Io48 ermittelt.
Rohstoff: 60 % Ton und 4o % Schamotte
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Zusatz von o,o5 bis 3 Gew.-% eines Mg-Al-Silikats mit einer
Oberfläche nach BET von 8o m /g. Die Teilchengröße lag zu 98 % unter 4o um. Die Brenntemperatur betrug 9oo
Tabelle).
(siehe
Beispiel 2 Wie Beispiel, aber 11oo Brenntemperatur.
Rohstoff: 7o % Ton plus 3o % Schamotte. Zugabe von kolloider Kieselsäure in Mengen von o,o5 bis 2,5 Gew.-% als Kieselsäuresol
(13q m /g nach BET), 95o Brenntemperatur.
Die in der folgenden Tabelle für die angegebenen Rohstoffe und Temperaturen in Abhängigkeit von der zugesetzten Menge der
kolloiden Kieselsäure bzw. des kolloiden Silikats festgestellten Druckfestigkeiten sind jeweils Mittelwerte aus 5 Probekörpern.
Die Festigkeitswerte innerhalb einer Serie schwankten nur um + 5 %.
Druckfestigkeiten | Beispiel 2 C Ton A lloo |
/0495 | kg/cm | |
Zusatz Gew.-% |
Beispiel 1 Ton A 9oo |
28o | Beispiel 3 C Ton B 95o C |
|
O, OO | 16o | 3lo | 2o6 | |
o,o5 | 184 | 328 | 218 | |
o,l | 2o4 | 38o | 24o | |
o,2 | 237 | 436 | 279 | |
o,4 | 285 | 472 | 316 | |
o,6 | 331 | 49o | 36o | |
o,8 | 367 | 5o6 | 378 | |
l,o | 396 | 54o | 4o6 | |
1,5 | 456 | 571 | 46o | |
2/O | 499 | 6o3 | 498 | |
3,o | 524 | |||
709813 |
Die Tabelle zeigt deutlich die Verdoppelung der Festigkeitswerte gegenüber der Blindprobe bei Zusätzen von o,5, 1,5 bzw.
1 Gew.-%.
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Claims (4)
- PatentansprücheVerfahren zur Verbesserung der Druckfestigkeit von
Tonwaren, dadurch gekennzeichnet, daß man in die Rohmasse mindestens o,o5 Gew.-% kolloider Kieselsäuren
oder Silikate des Magnesiums, Calciums, Bariums oderAluminiums mit einer spezifischen Oberfläche über15 Hi /g, gemessen nach BE.T, bis zur gleichmäßigen Verteilung einarbeitet. - 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der kolloidalen Kieselsäuren oder Silikate o,o5 bis 3 Gew.-% beträgt.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß trockene kolloidale Kieselsäuren oder Silikate als feines Pulver zugesetzt werden, in dem mindestens 75 % der Sekundärteilchen kleiner als 4o um sind.
- 4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die kolloidalen Kieselsäuren oder Silikate in Form ihrer Sole oder wässrigen Suspension zugemischt werden.709813/0495ORIGINAL INSPECTED
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