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Verfahren und Mittel zur Herstellung von Weißätzen auf Cellulosefaser-Materialien
Es sind zahlreiche Verfahren zur Erzeugung von Weißätzen auf vorgefarbten oder vorgedruckten
Fonds bekannt. In der Regel werden dabei mit Direkt-, Reaktiv- oder Nphthol-Farbstoffen
hergestcllte Fondfärbungen auf Cellulosefasermateriafien durch Bedrucken mit einer
den Farbstoff zerstörenden Drukpaste bedruckt, so daß nach dem Dämpfen upd Auswaschen
die dem Druckmuster entsprechenden Weißeffekte erhalten werden.
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Die örtliche Zerstörung der vorgefärbten bzw. vorgedruckten Farbstoffe
kann dabei durch Oxydations-, Reduktions- oder saures Ätzen erfolgen. Hierzu sind
in allen Fällen Oxydations- oder Reduktionsmittel sowie organische Säuren oder säureabspaltende
Salze erforderlich, die durch mancherlei Zusätze in ihrer Wirkung verstärkt werden
können und erst beim Dämpfen der Ware wirksan werden.
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Oxydationsätzen werden heute wegen der beträchtlichen Gefahr von Faserschadigungell
beim Dämplen nur noch vereinelt angewendet.
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Die weitaus gebräuchlichste Ätze ist die Reduktionsätze mit Hilfe
von Natrium-Formaldehyd-Sulfoxylat, Zink-Formaldehyd-Sulfoxylat oder auch Formamidisulfinsäure.
Aber auch bei diesen Verfahren sind Faserschädigungen nicht auszuschließen und die
nicht unbeträchtlichen Chemikalienkosten Stellen einen Nachteil dar.
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Außerdem verschlechtern solche Chemikalien-Zusätze infolge der Instabilität
dieser Reduktions- oder Oxydationsmittel die Haltbarkeit der Druckfarben und die
Lagerbeständigkeit der bedruckten
Textilien vor dem Dämpfen.
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Ätzverfahren werden fast ausschließlich auf Cellulosefaserinaterialien
angewendet, wobei diese sowohl nativen als auch halbsynthetischen Ursprungs (Regeneratfasern)
sein können. Ebenso kommen Mischungen solcher Fasern in Betracht.
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Es ist darüber hinaus bekannt, daß Cellulose eine gewisse Reduktionswirkung
entfaltet (vgl. Karrer "Organische Chemie" 10.
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Auflage, S. 388 ff), die in Gegenwart von Alkalien noch ansteigen
kann ~Diese Reduktionswirkung ist jedoch für eine reduktive Zerstörung von Azofarbstoffen
viel zu gering.
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Es wurde nun gefunden, daß durch Anwendung von Druckdampf von oberhalb
0,5 atü das Reduktionspotential von Cellulose in Gegenwart von Alkalien so erheblich
gesteigert werden kann, daß dadurch Azofarbstoffe, ohne jeglichen Zusatz von Reduktionsmitteln,
auf der Faser reduktiv zerstört werden können Man kann deshalb zur lIerstellung
von Weißeffekten auf Elotzungen, Fondfärbungen oder Vordrucken mit Direkt-, Reaktiv-
oder Naphthol-Farbstoffen auf Cellulosefasermaterialien ätzmittelfreie, alkalische
Druckpasten aufdrucken und erhält durch anschließendes Behandeln mit Druckdampf
einwandfreie Weißeifekte Die überragende technische Bedeutung der Erfindung ergibt
sich aus der Verwendung ätzmittelfreier Druckpasten, der dadurch unbegreiizten Haltbarkeit
der Druckfarben und der unbegrenztEn Lagerfähigkeit der bedrückten Materialien vor
dem Dämpfen.
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Die zur Herstellung der Ätzfonds geeigneten wasserlöslichen Azofarbstoffe
können dabei den Klassen der Direkt-Farbstoffe, Reaktiv-Farbstoffe oder der Naphthol-Farbstoffe
entstammen, wie sie im Colour-Index, 3. Auflage (1971), Band 1 unter den Begriffen
Direct Colours, Azoic Colours Reactive Colours verzeichnet sind Die erfindungsgemäßen
ätzmittelfreien Druckfarben können neben Weizen stärke/Tragant und/oder Britisch-Gummi
sowohl wäßrige Lcsungen
von verätherten Johannisbrotkernmehl-Produkten,
von alkalibeständigen Alginaten oder auch benzinhaltige Emulsionen mit geringen
Anteilen der vorerwähnten Verdickungsmittel enthalten.
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Als Alkalien sind vorzugsweise alkalisch reagierende Hydrogencarbonate
oder Carbonate, Phosphate oder Hydroxide der Alkali-und Erdlkalimetallegeeignet,
wie z. B. Natriumhydrogencarbonat Natrium- und Kaliumcarbonat , Trinatriumphosphat
oder Natrium-und Kaliuinhydroxid.
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Als weitere Hilfsmittel können den Druckpasten zur Verbesserundes
Weißeffektes Weißpigmente, wie z. B. Titandioxid, Zink-Weiß oder auch optische Aufhellungsmittel
zugesetzt werden.
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Zur Erzielung einwandfreier Atzeffekte wid zweckmäßig 3 - 20 Minuten,
vorzugsweise 6 - 10 Minuten, mit Druckdampf von 0,5 -2,5 atü, vorzugsweise 1 - 1,5
atü, in praxisüblichen Druckdämpfern, insbesondere Sterndämpfern,behandelt und anschließend
gründlich, vorzugsweise auf Stra ng'vasch- oder Bre itwa schmaschine n, gespült
und gewaschen.
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nie in den folgenden Beispielen für die verwendeten Azofarbstoffe
angegebenen Colour-Index-Nummern wurden der 3. Auflage (1971) entnommen, Die Mengen-
bzw. Prozentangaben bedeuten Gewichtsteile bzw. Gewichtsprozente.
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Beispiel 1 Auf ein mit 3 % Reactive Red.22, C.I. Nr. 14 824, vorgefärbtes
gebleichtes und mercerisiertes Baumwollgewebe wird folgende Xtzpaste aufgedruckt:
70 Teile Weizenstärke werden mit 210 Teilen kaltem Wasser 165 Teilen Tragantverdickung
(60 : 100) 85 Teilen Britischgummi Pulver 150 Teilen Natronlauge 380 Be 100 Teilen
Titandioxid 1 : 1 und 220 Teilen Wasser oder Verdickung nacheinander verrührt.
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1000 Teile Das Bedrucken erfolgt mittels einer üblichen Druckvorrichtung.
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Danach wird getrocknet und etwa 15 Minuten im luftfreien Dämpfer bei
1,5 atü gedämpft, kurz gespült, mit etwas Essigsäurezusatz neutralisiert, mit einem
nichtonogenen synthetischen Waschmittel, beispielsweise dem Kondensationsprodukt
von Ölsäure und N-!Iethyltaurin, nahe Kochtemperatur geseift und anschließend klar
gespült.
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Man erhält auf diese Weise ohne Verwendung jeglichen Reduktionsmittels
einwandfreie Weißeffekte in einer roten Fondfärbung.
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Beispiel 2 Zunächst wird ein gebleichter und mercerisierter Baumwollnessel
nach dem Ausziehverfahren auf dem Jigger mit 6 % Direct Black, C.I. Nr. 35 440 gefärbt
und wie üblich fertiggestellt.
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In der Zwischenzeit wird eine Weißätze zubereitet, indem 100 Teile
Weizenstärke mit 300 Teilen kaltem Wasser 200 Teilen Britischgummi 1 :1 100 Teilen
Natriur,lhydroxid 50 Teilen Kaliumcarbonat 100 Teilen Zinweiß 1 : 1 und 150 Teilen
Wasser oder Verdickung nacheinander verrührt werden.
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1000 Teile Mit dieser Ätzpaste wird nach bekannten Methoden der vorgefärbte
Baumwollnessel bedruckt, getrocknet und 20 Minuten bei 1,0 atü in einen) Sterndämpfer
gedämpft.
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Danach wird wie in Beispiel 1 nachbehandelt, so daß man nach der Fertigstellung
einwandfreie Weißeffekte in schwarzem Fond erhalt, die ohne Verwendung farbstoffzerstörender
Reduktionsmittel erzielt wurden.
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Beispiel 3 Ein gebleichter und mercerisierter Baumwollpopelin wird
zunächst in üblicher Weise mit 14 g/l Azoic Coupl. Comp. 10, C.I. Nr. 37 510 grundiert
und nach dem Trocknen durch Foulardieren mit 15 g/l Azoic Diazo Comp. 47, C.I. Nr.
37 250 durch spontanes Kuppeln zu einem blauen Farbton entwickelt und wie üblich
fertiggestellt.
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Auf diese blaue Fondfärbung druckt man auf einer praxisüblichen Druckeinrichtung
folgende Ätzpaste auf: 300 Teile einer 5 %igen wäßrigen Stärkeätherlösung werden
mit 100 Teilen gebrannter Stärke in 300 Teilen kaltem Wasser 150 Teilen Natronlauge
30Bc' 100 Teilen Zinkweiß 1:1 und 50 Teilen Wasser oder Verdickung nacheinander
verrührt.
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1000 Teile Nach dem Drucken und Trocknen wird auf einem Sterndämpfer
10 Minuten bei 2,5 atü gedämpft und wie in Beispiel 1 nachhehandelt.
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Man erhält auf diese Weise ohne Verwendung von Reduktionstiitteln
eine einwandfreie Weißätze auf blauem Fond.