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Poröse Glasmembranen
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Die vorliegende Erfindung betrifft poröse Glasmembranen, die durch
thermische Phasentrennung und anschließende Auslaugung erhalten werden, sowie die
Verwendung solcher poröser Glasmembranen für Trennaufgaben, wie z.B. Entsalzung
und Ultrafiltration als physiologische Membran, Ionenaustauschermembran und für
ähnliche Anwendungszwecke.
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Zur Lösung der vielfältigsten und unterschiedlichsten Anwendungsprobleme
wird heute unter Einbuße einer allgemeinen Verwendbarkeit eine Vielzahl von in ihrer
Variationsbreite eingeschränkten, spezifischen Kunststoffmembranen aus unterschiedlichen
Grundmaterialien, wie z.B. Zelluloseacetat oder Polyamid angeboten, die durch entsprechende
Behandlung in der Porengröße eingestellt werden können. Durch Erhöhung des Vernetzungsgrades
können diese Membranen bei reduzierter Permeabilität mechanisch stabilisiert und
durch Behandlung mit speziellen Chemikalien, wie z.B. Polysulfonsäuren, in beschränktem
Rahmen dem Trennproblem angepaßt werden.
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Nachteile der bekannten Kunststoffmembranen sind die eingeschränkte
Anwendungsmöglichkeit, die mangelnde Resistenz gegenüber unterschiedlichen Lösungsmitteln
und gegenüber biologischem bzw. enzymatischem Angriff, sowie die trotz höherem Vernetzungsgrad
relativ geringe mechanische Resistenz.
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Unter erhöhtem Druck sowie bei Wechsel des Lösungsmittels verändert
sich die Porenstruktur der Membran. Der dadurch verursachte Verdichtungseffekt bzw.
das dadurch verursachte Schrumpfen oder Quellen, sind bekannt und in einer Vielzahl
von Veröffentlichungen beschrieben. Allgemein kann gesagt werden, daß die Anwendung
einer Kunststoffmembran für einen bestimmten Anwendungsfall immer einen Kompromiß
darstellt und nur in wenigen Fällen als ideale Problemlösung betrachtet werden kann.
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Es sind auch bereits membranartige Körper aus porösem Glas bekannt
geworden. Das allgemein hierfür verwendete Grundglas, welches auch als Ausgangsmaterial
für die vorliegende Erfindung dient, ist in den US-PS 2 106 744, US-PS 2 2~5 039,
US-PS 2 286 275 und US-PS 2 221 709 beschrieben. Dieses Glas, welches im wesentlichen
aus Siliziumdioxid, Borsäure und Natriumoxid besteht, weist für einen gewissen Zusammensetzungsbereich
im Phasendiagramm eine Mischungslücke auf; d.h. unter bestimmten Zeit- und Temperaturbedingungen
entmischt sich das Glas zu zwei Phasen, wobei die eine Phase im wesentlichen aus
in Mineralsäure unlöslichem Siliziumdioxid besteht, während die andere eine lösliche,
natriumboratreiche, zusammenhängende Borsäurephase darstellt. Löst man aus dieser
heterogenen Glasstruktur die Borsäurephase mittels einer Mineralsäure heraus, bleibt
ein poröses Skelett aus weitgehend unlöslichem Siliziumdioxid übrig.
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Es ist bekannt, daß die Herstellung von porösen Glaskörpern mit großen
Schwierigkeiten verbunden ist, wenn man für den Einsatz solcher Glaskörper als Membranen
eine hohe Reproduzierbarkeit der porösen Struktur verlangt. Dies rührt daher, daß
die aus definierten Schmelzen durch definiertes Tempern und Auslaugen herzustellende
Glasoberfläche sowie die Porengröße und das Porenvolumen beim Arbeiten aus größeren
Chargen nicht oder nur ungenügend genau eingestellt werden können.
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Aus diesem Grund ist es bisher noch nicht gelungen, poröses Glas zu
Trennaufgaben im industriellen Maßstab zu verwenden.
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In dar US-PS 3 498 909 wird zwar eine Vorrichtung zum Entsalzen von
Wasser beschrieben, in der als Membranen längliche Kapillaren aus porösem Glas verwendet
werden, jedoch sind
dieser Patentschrift keine Angaben ZU entnehmen,
wie diese Membranen hergestellt worden sein sollen.
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Die in den Patentansprüchen angegebenen Abmessungen von 0,5 mm bis
2,5 mm Außendurchmesser der Kapillaren und das in den Zeichnungen dargestellte Ausführungsbeispiel,
für das Kapillaren mit 1,5 mm Außendurchmesser eingesetzt worden sein sollen, zeigen,
daß kleinere Abmessungen der Kapillaren für technologisch nicht sinnvoll gehalten
werden. Andererseits ist es jedoch so, daß die Leistung und damit auch die Wirtschaftlichkeit
von der mit kleinstem Raum angebotenen Membranfläche sowie von der Membrandicke
abhängt. Die Herstellung solcher Hohlfasern ist mit Gegenstand der vorliegenden
Erfindung.
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In der US-PS 3 600 147 wird ein Verfahren zur Herstellung von semipermeablen
Membranen aus Glas beschrieben. Die nach diesem Verfahren erzeugten filmartigen
Membranen weisen an sich schon eine relativ geringe Dicke auf, müssen aber von einem
porösen Stützmaterial getragen werden. Aber auch eine von einem grobporigen Stützmaterial
getragene Membran hält keiner Druckbelastung von bis zu 250 at stand, wie sie beispielsweise
von einer Membran für Entsalzungsverfahren verlangt wird.
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Spätere Untersuchungen haben gezeigt (Kraus et al., Science Vol. 151
(1966), S. 194; V. Ballou et al, Enviromental Science and Technology, 5 (1971),
S. 1032 - 1038; V. Ballou et al, Journal of Colloid and Interface Science,41 (1972),
S. 198 -207), daß die nach den bekannten Verfahren hergestellten Membranen aus porösem
Glas keinen entscheidenden Fortschritt gebracht haben, da infolge mangelnder Reproduzierbarkeit
wie auch zu großer Membrandicke nur geringe Durchflußraten und, bei der Anwendung
auf i#ntsalzungsanlagen, nur geringe Entsalzungsgrade erzielt werden konnten.
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Selbst wenn es bisher möglich gewesen wäre, eine genügend feste und
dünne Glasmembran mit reproduzierbarer Porenverteilung herzustellen, so wäre deren
allgemeine Anwendung dadurch eingeschränkt worden, daß die Grundsubstanz aus Siliziumdioxid
nicht in allen Einsatzbereichen eine genügend lange Lebensdauer aufweisen würde.
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Ziel der vorliegenden Erfindung ist daher die Herstellung einer genügend
dünnwandigen und widerstandsfähigen Membran aus einem Glas, das mit reproduzierbarer
Porenverteilung hergestellt werden kann, dessen die Membran bildende Gerüstsubstanz
aus einem weitgehend unlöslichem Material besteht, das wirtschaftlich eingesetzt
werden kann, das durch spezielle Behandlung in der Porengröße variabel ist und das
für spezifische Anwendungsfälle so behandelt werden kann, daß die Membran eine genügende
Lebensdauer aufweist.
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Dieses Ziel wird durch Glasmembranen aus porösem Glas erreicht, die
dadurch hergestellt werden, daß eine Schmelze aus einem an sich bekannten Natriuinborosilikatglas
mit 53 - 72 Gew. -% Silo2, 20 - 35 Gew.-% B203 und 5 - 12 Gew.-% Na20 direkt zu
endlosen, dünnwandigen Glaskörpern, vorzugsweise Hohlfasern, ausgezogen wird, diese
Glaskörper einer thermischen Behandlung unterworfen werden, um in diesen Glaskörpern
eine Phasentrennung in eine weitgehend unlösliche Siliziumdioxidphase und eine in
Mineralsäure lösliche, natriumboratreiche Borsäurephase zu bewirken und diese thermisch
behandelten Glaskörper mit Mineralsäuren behandelt werden, um die natriumboratreiche
Borsäurephase herauszulösen, wodurch eine poröse Glamembran aus im wesentlichen
schwerlöslichem SiO2 entsteht.
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Das Ausgangsglas, dem zur besseren Verarbeitung geringe Mengen Aluminiumoxid
hinzugefügt werden können, wird zwischen 13000 C und 14000 C erschmolzen und bei
einer Viskosität von vorzugsweise 103 Poises zu dünnwandigen Körpern, vorzugsweise
zu Hohlfasern ausgezogen.
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Das Ziehen von Hohlfasern ist dem Prinzip nach bereits aus der US-PS
3 510 393 bekannt; allerdings werden dort Faserstränge abgezogen, wobei sich die
Wandungen der einzelnen Filamente berühren und miteinander verbunden werden.
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Wenn hingegen nach der vorliegenden Erfindung Hohlfasern hergestellt
werden, müssen die Wandungen der einzelnen Fasern frei sein, da sie später die eigentlichen
Membranen darstellen. Erreicht wird dieser Effekt durch direkt unter der Düse angebrachte
Kühleinrichtungen, deren Dimensionen und Abstand von der Ziehdüse die späteren Abmessungen
von der Hohlfaser festlegen. Das direkte Kühlen der aus der Schmelze gezogenen endlosen
Glaskörper nach Verlassen der Ziehdüse ist auch deshalb notwendig, damit die äußere
Form und die innere Struktur der Glaskörper fixiert wird. Das Fixieren der Struktur
wirkt sich vorteilhaft auf die später folgende thermische Behandlung aus, durch
die eine möglichst gleichmäßige und reproduzierbare Phasentrennung und damit eine
gleichmäßige und reproduzierbare Porenstruktur erzeugt werden soll. Werden Glaskörper
für Membranen nicht direkt aus der Schmelze, sondern im Wiederziehverfahren aus
Glasrohren oder anderen Glasgegenständen hergestellt, so wirken sich die damit verbundenen
thermischen Behandlungen und Strukturänderungen nachteilig auf das Ergebnis der
späteren Porenverteilung aus. Das Ziehen von Glaskörpern direkt aus der Schmelze
hat den weiteren Vorteil, daß für die sehr dünnwandigen Membranen optimale Festigkeitseigenschaften
erzielt werden.
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Für die thermische Behandlung hat sich gezeigt, daß die Entmischung
vorzugsweise bei längeren Zeiten, je nach Mebranstärke etwa von 3 bis 100 Stunden,
durchgeführt werden soll, da erst dann die Porenverteilung homogen wird. Im Anfangszustand
der Entmischung hängt die Phasentrennung stark von der örtlichen Temperaturverteilung
im Glas ab.
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Die nachfolgende Auslaugung der entmischten Phase erfolgt mit (z.B.
an Kaliumchlorid gesättigter) Mineralsäure bei erhöhter Temperatur, vorzugsweise
zwischen 800 C und 1000 C.
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Es ist darauf zu achten, daß die Membrankörper beim Auslaugen sich
nicht berühren und daß das Auslaugbad eine homogene Temperaturverteilung hat, da
bei örtlich unterschiedlichen Temperaturen durch die daraus resultierende unterschiedliche
Auslaugung Spannungen im Glas auftreten können, die zur Zerstörung der Membrankörper
führen.
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Die Ausgangsporengröße der ausgelaugten Glasmembrankörper liegt vorzugsweise
zwischen 11 und 50 a , wobei durch sorgfältige thermische Vorbehandlung nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren die Porenverteilung innerhalb eines extrem kleinen Bereichs
von etwa + 2 i gehalten werden kann.
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Glasmembranen mit der angegebenen Porencharakteristik können in diesel.,
Zustand bereits für verschiedene Anwendungszwecke eingesetzt werden. In den meisten
Fällen wird es aber notwendig sein, die Porengröße in einem weiteren Verfahrensschritt
noch zu
verändern. Auch für das Ergebnis einer solchen weiteren
Porengrößenänderung ist die durch das erfindungsgemäße Verfahren erzielte enge,
statistische Größenverteilung der Ausgangsporen von entscheidender Bedeutung.
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Die nachträgliche Erweiterung der Poren läßt sich durch teilweises
Herauslösen der Siliziumdioxidstruktur mit einem starken alkalischen Lösungsmittel
erreichen. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es auf diese Weise gelungen,
Poren bis zu Durchmessern von 1000 i mit extrem scharfer vorderer Flanke in Schritten
von 11 i herzustellen. Ein besonderer Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
die Herstellung von Membrankörpern aus porösem Glas mit asymmetrischer Porenverteilung.
Dabei ist mit asymmetrischer Porenverteilung kein sprunghafter übergang von einer
Porengröße auf eine andere gemeint, wie man es bei Membrankörpern erreichen kann,
die aus mehreren Schichten unterscniedlicher Porengröße zusammengesetzt sind, sondern
ein über die Membrandicke sich stetig ändernder Gradient der Porengröße. Derartige
Membranen haben den entscheidenden Vorteil, daß man die aktive Trennschicht unabhängig
von der an sich schon geringen Dicke des Membrankörpers nahezu bliebig dünn halten
und so die Permeatleistung erheblich steigern kann, da die grobe Unterstruktur mechanisch
stabil ist und in Relation zu den kleinen Oberflächenporendurchmessern für die durchtretende
Flüssigkeit keinen wesentlichen Widerstand bietet.
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Eine solcne asymmetrische Porenverteilung wird erfindungsgemäß dadurch
erzielt, daß das Lösungsmittel, mit dem die Siliziumdioxidstruktur teilweise herausgelöst
wird, nur mit
einer Seite der Membranfläche Kontakt hat oder, für
definierte Bedingungen, die andere Seite der Membranfläche von einer neutralisierenden
Lösung bespült wird, ein Verfahren, durch das beliebige Membranstärken erreicht
werden.
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Die Porendurchmesser eines durch Herauslösen der natriumborathaltigen
Borsäurephase erhaltenen porösen Siliziumdioxidglases lassen sich aber nicht nur
erweitern, sondern auch verkleinern. Es ist bekannt, ein solches poröses hochkieselsäurehaltiges
Glas durch eine nachträgliche Wärmebehandlung bei etwa 11000 C wieder zu einer kompakten
Glasmasse zu schrumpfen.
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Das Ziel dieses bekannten Verfahrens war, ein Glas zu erhalten, dessen
Ausgangsstoffe an sich schwer zu erschmelzen sind. Solch ein quarzähnliches Glas
ist unter dem Handelsnamen Vycor-Glas bekannt. Diese Eigenschaft eines porösen Glases
auf Siliziumdioxidbasis, bei hohen Temperaturen zu schrumpfen, wird erfindungsgemäß
dazu ausgenutzt, die Porenstruktur bei Anwendung niedrigerer Temperaturen von etwa
7000 C - 8000 C gezielt zu verändern. Es hat sich gezeigt, daß auf diese Weise ein
kontrollierbarer, in jeder Zwischenstufe abfangbarer Schrumpfprozeß durchgeführt
werden kann. In dem erfindungsgemäßen Temperaturbereich unter 8000 C werden die
Poren in gesamter Länge einheitlich geschrumpft, während bei Temperaturen 0 über
800 C sich die Poren vorzugsweise an der Oberfläche verengen, was für die Ausbildung
einer Membran ungeeignet ist.
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Für die Anwendung des Schrumpfverfahrens, mit dem durch einseitige
Temperaturbeeinflussung auch asymmetrische Porenverteilungen erzeugt werden können,
wird vorzugsweise ein Ausgangsmaterial mit einheitlichen Porendurchmessern von von
etwa
300 i verwendet. Auf die beschriebene Weise können Poren mit
Durchmessern bis unter 5 2 erzeugt werden, so daß der Anwendungsbereich solcher
Membranen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wesentlich erweitert werden kann.
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Da bei gleichen Zeiteinheiten die Funktion Porendurchmesser in Abhängigkeit
von der Temperatur einen sehr steilen Anstieg hat, genügt für die Herstellung asymmetrischer
Membranen im Temperaturbereich von 720 - 8000 C eine Temperaturdifferenz von 10
- 500 C zwischen den Membranoberflächen, um einen einseitigen Schrumpfprozess und
damit die Ausbildung asymmetrischer Membranen zu bewirken.
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Erfindungsgemäß lassen sich die Verfahrensschritte zur Porenerweiterung
und zur Porenverkleinerung auch in geeigneter Weise kombinieren. So besteht beispielsweise
die Möglichkeit, die Poren gleichmäßig bis auf einen gewünschten Durchmesser zu
schrumpfen, um sie anschließend einseitig in asymmetrischer Weise zu erweitern.
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Unter Anwendung der vorgehend beschriebenen Verfahren kann die Porenstruktur
einer porösen Glasmembran dem Anwendungsproblem optimal angepaßt werden. Damit stellt
die erfindungsgemäße Glasmembran gegenüber den bisher bekannten, allein anwendungstauglichen
Kunststoffmembranen eine wesentliche Verbesserung dar.
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Ein weiteres Ziel der Erfindung ist es, wie erwähnt, die bisher durch
allmähliche Auflösung des Siliziumdioxids bewirkte unbefriedigende Lebensdauer der
Membranen zu erhöhen und gleichzeitig bei unverminderter Permeatleistung die spezifische
Selektivität zu verbessern.
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Bekannte Technologien zur Oberflächenverbesserung von Glas bestehen
entweder in der Aufbringung eines in sich relativ stabilen Films von Polymermaterial
oder in der Umsetzung der Silanolgruppen zu hydrophoben Silanen. Beide Methoden
sind zur Anwendung in der Membrantechnologie ungeeignet.
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Schwierig ist es, bei. einer solchen Umsetzung eine hydrolysestabile,
hydrophile Verbindung mit der Silanolgruppe zu erreichen, wobei nur eine Seite der
organischen Verbindung reagieren darf und eine Polymerisation vermieden werden muß.
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Durch eine derartige Modifizierung werden mehrere Vorteile erreicht:
a) Die organischen Moleküle stehen wie Borsten in dem Strömungskanal, was den radialen
Massentransport begünstigt, so daß eine erhöht wirksame Oberfläche erreicht wird.
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b) Die Moleküle verbessern die Diffusionsvorgänge durch eine scheinbare
Verkleinerung des Strömungskanals.
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c) Durch die vorzugsweise hydrophile Gruppe wird die Durchflußrate
für Wasser erhöht. In Versuchen wurde eine vierfache Steigerung gegenüber nicht
modifizierten porösen Glasmembranen erreicht.
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d) Durch Umsetzung der Glasoberfläche mit entsprechend kombinierten
Molekülen, z.B. ein verzweigtes Bialkylhalogensilan mit nachträglicher Umsetzung
zu der funktionellen Gruppe, läßt sich ein wirksamer Oberflächenschutz erreichen,
so daß keine Auflösung von Si02 erfolgt. Die Lebenszeit der Membran konnte in simulierten
Versuchen um das Dreifache erhöht werden.
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In der Dt-OS 2 313 073 wird beschrieben, wie man Glasoberflächen durch
direkte chemische Umsetzung der reaktionsfähigen Silanolgruppen mit organischen
Molekülen behandeln kann. Die Anwendung und weitere Ausgestaltung dieser Methode
im Hinblick auf spezielle Probleme der Membrantechnologie stellt einen möglichen
Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens dar.
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Nach der letztgenannten Methode erhalten die organischen Moleküle,
mit denen die Silanolgruppen der Porenoberflächen der erfindungsgemäßen Glasmembranen
umgesetzt werden, an dem nicht umgesetzten Ende funktionelle Gruppen, wie Hydroxyl-,
Amino-, Nitro-, Sulfonsäure-, Carbonyl-, Carboxyl- und Nitrilogruppen. Bei der Auswahl
der Gruppe richtet man sich nach der dem Anwendungsfall am besten angepaßten Elektronegativität
bzw. nach dem beabsichtigten +I oder -1-Effekt.
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Die Wirkung kann erhöht werden, wenn für eine umgesetzte Silanolgruppe
mehrere funktionelle Gruppen eingeführt werden oder auch, wenn beispielsweise anstelle
eines primären Amins ein sekundäres oder tertiäres Amin oder auch ein quarternäres
Ammoniumsalz eingeführt wird.
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Die genaue Gestalt einer nach dem erEindungsgelr.äßen Verfahren hergestellten
Membran hängt von deren späteren Anwendungseinsatz ab, jedoch haben sich für die
meisten Anwendungsfälle Hohlfasermembranen als am günstigsten herausgestellt. Solche
Hohlfasermembranen werden vorzugsweise mit Innendurchmessern zwischen 30 um und
80 um hergestellt. Die Dicke des Membran materials beträgt vorzugsweise 5 um bis
30 /um. Ein weiterer Vorteil der Hohlfasermembranen besteht darin, daß sie den für
viele Anwendungsverfahren notwendigen Drücken gegenüber ausreichend widerstandsfähig
sind.
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Anwendungsbeispiele Beispiel 1 Herstellung einer Entsalzungsmembran
in Form einer Hohlfaser mit einem auf 0,5 % NaCl-Lösung bezogenen Entsalzungsgrad
von 70 % und einem Durchfluß von 6 1/m2 h 3 kg eines Gemenges, bestehend aus 68
Gew.-% SiO2, 26 Gew.-% B203 und 6 Gew.-% Na20 mit einem Zusatz von 0,2 % Sb203,
werden bei 15000 C in einem Ziehtiegel aus Platin erschmolzen, bis die Schmelze
frei von Blasen ist.
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Durch eine Ziehdüse über eine Hohlnadel verläßt das Glas bei 3 einer
Viskosität von 103 Poise den Ziehtiegel als ein entsprechend den Abmessungen der
Ziehdüse geformtes Rohr. Das Glas wird mit einer Geschwindigkeit von 625 m/min durch
eine ringförmige Kühlvorrichtung gezogen, so daß die Glasstruktur und die geometrische
Abmessung der Hohlfaser erhalten bleibt.
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Die erhaltenen Abmessungen sind 80 um äußerer Durchmesser und 50 /um
innerer Durchmesser.
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Das auf eine Trommel aufgewickelte Hohlfaserbündel wird in einem auf
595 + 1 C gehaltenen Temperofen 16 Stunden entmischt.
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Nach dem Entmischungsvorgang werden die Hohlfasern in einem Gemisch
von 10 1 ski20, 4 1 konzentrierter HCl und 4,4 kg KCl bei 900 C 4 Stunden ausgelaugt.
Die hierzu verwendete Apparatur ist in Abb. 1 dargestellt.
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Aus einem thermostatisierten Vorratsbehälter 2 wird die Flüssigkeit
9 mit einer Umlaufpumpe 7 an der Innenwandung und der Außenwandung der Hohlfasern
4 entlanggeführt, und, nachdem ein Wärmetauscher 8 die eventuell auftretenden Temperaturschwankungen
ausgeglichen hat, in den Vorratsbehälter 2 zurückgeleitet. Das gesamte Gefäß ist
mit einem in der Temperatur einstellbaren Heiz- und Isoliermantel 1 umgeben.
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Der Aufnahmebehälter für die Hohlfasern 10 ist gegen den Vorratsbehälter
2 mit einer Isoliermasse 3 abgeschlossen und mit einer Abdeckhaube 6 versehen.
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Die Hohlfasern werden von der Isoliermasse 3 und der Halterung 5 fixiert,
die beide aus einem gegen Mineralsäure beständigen Werkstoff, vorzugsweise Wasserglaskleber,
bestehen.
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Das Säuregemisch wird abgelassen, die verbleibenden, nun schon porösen
Hohlfasern werden mit Wasser neutral gewaschen.
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Die verbleibende Menge von 2 kg Hohlfasern hat die oben angegebenen
Eigenschaften.
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Die Porendurchmesser liegen bei 26 + 2
Beispiel 2
Herstellung einer asymmetrischen Entsalzungsmembran in Form einer Hohlfaser mit
einem Entsalzungsgrad von 70 %, bei erhöhter Permeatleistung gemäß Beispiel 1 Hierzu
wird die gemäß Beispiel 1 gewonnene, poröse Hohlfaser von innen mit einer 0,5'n
Na0H-Lösung bei + 50 C durchspült.
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Hierzu wird die in Abb. 2 dargestellte Apparatur verwendet.
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Hierbei wird durch die Hohlfasern 4 aus dem Vorratsbehälter 2 eine
das Membrangerüst angreifende Flüssigkeit 9, vorzugsweise eine starke Lauge wie
Natronlauge, gezogen. Die Außenwand der Hohlfaser wird von Säure umspült, die durch
das Zuführungsrohr 11 in den Aufnahmebehälter 10 gelangt und über das Ableitungsrohr
12 abgezogen wird. Hierbei wird zwischen - 150 C und 600 C gearbeitet, so daß der
Angriff der Natronlauge über die Zeitdauer und die Temperatur definiert geregelt
werden kann. Membranen mit asymmetrischer Porenverteilung weisen gegenüber Membranen
mit konstantem Porendurchmesser eine wesentlich höhere Permeabilität auf, ohne daß
das Rückhaltevermögen gegenüber Salzionen verschlechtert wird, da dies nur von der
Grenzschicht Salzlösung - Membranoberfläche abhängt.
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Durch Herauslösen von Silo, aus den Poren werden diese er-2 weitert.
Zur Vermeidung der Auflösung von Silo, in Nähe der Membranoberfläche auf der Druckseite
wird dieser Teil mit 0,1 n HCl sauer gehalten. Nach 3 Stunden wird die Hohlfaser
von innen mit Wasser gespült, die 0,1 n HCl wird durch Wasser ersetzt. Die aktive
Schicht ist an der Außenseite der Membran.
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Beispiel 3 Herstellung einer asymmetrischen Entsalzungsmembran in
Form einer Hohlfaser mit einem Entsalzungsgrad von 70 %, bei erhöhter Permeatleistung
gemäß Beispiel 1 Hier wird gemäß Beispiel 2 verfahren, mit dem Unterscnied, daß
die Säure in der Hohlfaser strömt, die Lauge von außen die Poren erweitert. Die
aktive Schicht befindet sich demgemäß an der Innenwand der Hohlfasern.
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Beispiel 4 Herstellung einer Ultrafiltrationsmembran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden 1 kg gemäß Beispiel 1 gewonnene poröse Hohlfasern bei 0o
C 24 Stunden mit 10 l 0,5 n NaOH behandelt.
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Die Poren werden so von 26 2 Durchmesser auf 164 2 maximaler Durcnmesser
erweitert. Die verwendete Apparatur ist in Abb. 1 dargestellt und in Beispiel 1
beschrieben.
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In Abb. 3 sind Porenverteilungen, die mit dem Quecksilberdruckporosimeter
aufgenommen wurden, dargestellt.
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Kurve 1 entspricht dem Beispiel 4.
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Kurve 2 ergab sich nach einer Behandlungszeit von 48 h und C, C,Kurve
3 bei 96 h und 00 C.
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Beispiel 5 Herstellung einer asymmetrischen Ultrafiltrationsmembran
in Form einer Hohlfaser mit erhöhtem Durchfluß gemäß Beispiel 4 Hier wird die gemäß
Beispiel 4 gewonnene poröse Hohlfaser gemäß Beispiel 2 mit NaOH behandelt.
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Beispiel 6 Herstellung einer asymmetrischen Ultrafiltrationsmembran
in Form einer Hohlfaser mit erhöhtem Durchfluß gemäß Beispiel 4 Hier wird die gemäß
Beispiel 4 gewonnene poröse Hohlfaser gemäß Beispiel 3 mit NaOH behandelt.
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Beispiel 7 Herstellung von Membranen in Form einer Hohlfaser mit kleineren
Porendurchmessern gemäß der in Beispiel 1 g P gewonnenen Membran durch Schrumpfen
Hierzu wurde die gemäß Beispiel 1 gewonnene, poröse Hohlfaser bei 7300 C 4 h lang
geschrumpft. Man erhält Membranen mit Poren < 5 2 und einem stark reduzierten
Durchfluß von 2 0,62 l/m h.
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Beispiel 8 Zerstellung von asymmetrischen Membranen in Form einer
Hohlfaser durch Schrumpfen Hierzu wurde gemäß Beispiel 7 verfahren. Die Hohlfaser
wurde dabei von 6700 C heißer Luft durchspült. Der Durchfluß liegt bei 4,3 l/m2
h.
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Beispiel 9 Herstellung von asymmetrischen Membranen in Form einer
Hohlfaser durch Schrumpfen Hierzu wurde gemäß Beispiel 8 verfahren. Die Außenwand
der Hohlfaser wird auf 6700 C gehalten, während das Innere von 7300 C heißer Luft
durchspült wird. Der Durchfluß liegt ebenso bei 4,3 l/m2 h.
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Beispiel 10 Herstellung einer asymmetrischen Membran in Form einer
Hohlfaser durch Schrumpfen Hierzu wurde eine gemäß Beispiel 2 hergestellte, asymmetrische
Entsalzungsmembran bzw. eine gemäß Beispiel 5 hergestellte, asymmetrische Ultrafiltrationsmembran
durch definiertes Schrumpfen gemäß Beispiel 7 behandelt; die Asymmetrie der Membran
blieb erhalten, die Porendurchmesser wurden insgesamt um einen entsprechenden Faktor
verkleinert.
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Die Bedingungen zur Herstellung eines um den Faktor 10 verkleinerten
Durchmessers lagen bei 7300 C und 4 h Behandlungsdauer.
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Beispiel 11 Herstellung einer asymmetrischen Membran in Form einer
Hohlfaser durch Schrumpfen Hierzu wird eine gemäß Beispiel 3 bzw. 6 gewonnene Hohlfasermembran
wie in Beispiel 7 beschrieben behandelt. Die aktive Schicht befindet sich demgemäß
an der Innenwand der Hohlfaser.
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Beispiel 12 Herstellung einer asymmetrischen Membran durch Schrumpfen
und anschließender Porenerweiterung mit außenliegender aktiver Schicht Hierzu wurde
eine gemäß Beispiel 1 gewonnene Entsalzungsmembran gemäß Beispiel 7 geschrumpft.
Die anschließende Porenerweiterung erfolgt asymmetrisch gemäß Beispiel 2 bzw.
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Beispiel 5.
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Beispiel 13 Herstellung einer asymmetrischen Membran durch Schrumpfen
mit innenliegender aktiver Schicht Hierzu wurde eine gemäß Beispiel 1 gewonnene
Entsalzungsmembran gemäß Beispiel 7 geschrumpft. Die anschließende Porenerweiterung
erfolgt asymmetrisch gemäß Beispiel 3 bzw.
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Beispiel 6.
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Beispiel 14 Herstellung einer hydrophoben Membran in Form einer Hohlfaser
mit Si-C-Bindung Hierzu wurden gemäß den Beispielen 1 bis 13 gewonnene, poröse Hohlfasern
bei 1200 C im Vakuum getrocknet. Auf 100 Hohlfasern wird ein Gemisch von 54 g Dibutyldichlorsilan,
20 g Pyridin, 500 ml Toluol gegeben und 8 h zum Sieden erhitzt. Danach wird das
Silanisierungsgemisch abgelassen und mit Methylenchlorid nachgewaschen.
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Beispiel 15 Herstellung einer Kationenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser mit endständigem -S03Na Hierzu wird eine gemäß Beispiel 14 gewonnene Hohlfaser
mit Cl2 und S02 unter UV-Bestrahlung (Quecksilberlampe) sulfochloriert. Die sulfochlorierte
Hohlfaser wird mit 10 96-iger Natriumsulfitlösung bei Zimmertemperatur 2 Tage unter
Bildung von -SO3Na- Gruppen hydrolysiert.
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Beispiel 16 Herstellung einer Kationenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser mit endständigem -S03Na Hierzu wird eine gemäß Beispiel 1 bis 13 gewonnene
Hohlfaser gemäß Beispiel 14 mit 105 g Cl2Si (C4H8SO2Cl)2 umgesetzt.
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Die Hydrolyse zu -SO3Na geschieht gemäß Beispiel 15.
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Beispiel 17 Herstellung einer halogenierten Membran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden 100 g gemäß Beispiel 14 gewonnene Hohlfasern mit 20 ml Brom
in 500 ml CCl4 unter Einleiten von C12 bei 500 C mit UV-Licht einer Quecksilberlampe
90 min bromiert.
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CCl4 wird abgelassen, das Produkt mehrmals mit Methylenchlorid gewaschen
und im Vakuum bei 1000 C getrocknet.
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Beispiel 18 Herstellung einer halogenierten Membran in Form einer
Hohlfaser Hierzu wird eine gemäß Beispiel 1 bis 13 gewonnene Hohlfaser gemäß Beispiel
14 mit 75 g Cl2Si (C4H8Cl)2 umgesetzt.
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#siel19 Herstellung einer Anionenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden gemäß Beispiel 17 bzw. 18 hergestellte Hohlfasern mit 30
ml Äthylendiamin und 250 ml Dioxan 2 Tage 0 lang auf 70 C gehalten; die Lösung wird
abgelassen und mehrmals mit Methanol, Methanol-H20 1 : 1, Wasser, Methanol und Diätyläther
gewaschen und im Vakuum bei 1200 C getrocknet.
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Es bilden sich hierbei primäre Amin-Gruppen.
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Beispiel 20 Herstellung einer starken Anionenaustauschermembran in
Form einer Hohlfaser Hierzu wird gemäß Beispiel 19 verfahren. Statt Äthylendiamin
wird NN-Dimethyläthylendiamin eingesetzt. Das hieraus erhaltene tertiäre Amin wird
mit CH3J in Acetonitril unter Rückfluß 8 h lang umgesetzt. Das Produkt wird mit
Methanol gewaschen.
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Beispiel 21 Herstellung einer Kationenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden 100 g der gemäß Beispiel 17 oder 18 gewonnenen Hohlfasern
mit 30 ml Äthandithiol,30 ml Triäthylamin und 250 ml Diäthyläther versetzt und 2
Tage lang unter Rückfluß gekocht. Das erhaltene Produkt wird gemäß Beispiel 19 gewaschen
und getrocknet. Die endständigen SH-Gruppen werden nun mit 30 ml H202 (30 %-ig)
in 270 ml Eisessig zu SO3H-Gruppen oxidiert.
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Beispiel 22 Herstellung einer Kationenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden 100 g der gemäß Beispiel 17 oder 18 gewonnenen Hohlfasern
mit 40 g Taurin in 600 ml Dimethylsulfoxid 3 Tage auf 800 C erhitzt. Das erhaltene
Produkt wird gemäß Beispiel 19 gewaschen und getrocknet.
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Beispiel 23 Herstellung einer Kationenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden 100 g gemäß Beispiel 17 oder 18 gewonnene Hohl fasern mit
50 g Natriumthiosulfat in 500 ml 50 %-igem Äthanol 4 h auf 800 C erhitzt. Die Lösung
wird abgelassen und mit 50 %-igem Äthanol gewaschen. Das "Bunte"-Salz wird mit 50
ml HCl, 200 ml H20, 250 ml Äthanol 4 h lang zersetzt, die Lösung abgelassen, mit
50 %-igem Äthanol gewaschen, und getrocknet.
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Die Oxidation zu SO3H erfolgt gemäß Beispiel 21.
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Beispiel 24 Herstellung einer Kationenaustauschermembran in Form einer
Hohlfaser Hierzu werden 100 g gemäß Beispiel 17 oder 18 gewonnene Hohlfasern mit
30 g KHS in 400 ml 50 %-igem Äthanol 2 h auf 800 C erhitzt. Die Lösung wird abgelassen,
die Fasern werden mit 50 90-igem Äthanol gewaschen.
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Die Oxidation zu S03H erfolgt gemäß Beispiel 21.