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Wirkstoffkombination zur Bekämpfung von Botrytis und Peronospora Zu
den bekanntesten Pilzkranlcheiten im Weinbau gehören neben dem Echten Mehltau (Oidium)
die Peronospora und die Botrytis cinerea, auch Grauschimmel oder einfach Botrytis
genannt. Während Echter mehltau sich zum Beispiel mit Schwefel und die Peronospora
- bei Einhaltung der Spritztermine - mit Ixontalctfungiziden, wie etwa Dithiocarbamaten
oder Mitteln aus der Phthalimid-Reihe, beispielsweise N-Trichlormethylthiophthalimid
(common name Ftolpet), bekämpfen lassen, gehört die Botrytis nach wie vor zu den
am schwersten bekämpfbaren Pilzkrankheiten. In manchen Jahren, besonders bei ungünstigem
Witterungsverlauf, treten dabei durch Bodentrauben und Sauerfäule erhebliche Schäden
auf. Als Parasit verursacht sie dabei nicht nur empfindliche Quantitäts-, sondern
auch Qualitätsverluste und Austriebsschäden durch Befall an Trieben und Augen. Die
gezielte Bekämpfung wird weiterhin noch durch die Doppelfunktion des Pilzes kompliziert,
denn einerseits will man zwar die Rohfäule verhindern1 auf der anderen Seite soll
aber die spätere erwünschte Edelfäule nicht unterbunden werden.
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Gewisse Teilerfolge in der Bekämpfung der Pilzkrankheit konnten anfangs
mit Kentaktgiften, wie etwa Tetramethylthiuram-disulfid (conimon name TS-ITD) oder
N-Trichlormethylthiophthalimid erzielt werden, der wirkliche Durchbruch gelang aber
erst rnit der Einführung neuer systemischer Wirkstoffe.
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Durch Spritzen von N-(1-butylcarbamoyl)-2(methoxycarboxamido)-benzi
midazol (common name Benomyl), von 1,2-bis-(3-Äthoxycarbonyl-2-thioureiso)-benzol
(common name Thiophanat) oder von 2-(4'-thiazolyl)-benziinidazol (common name Thiabendazol)
gelang es, bei der Bekämpfung der unerwünschten Botrytis in Form der frühen Beeren-und
Stielfäule, die ersten zufriedenstellenden Ergebnisse zu erzielen. Problema-tisch
ist jedoch - und das gilt für alle diese Mittel - die bei höherer Konzentration
auftretende Phytotoxizität, wobei besonders der zur gleichzeitigen Bekämpfung des
Echten Mehltaus den Mischbrühen zugesetzte Schwefel - je nach Witterung - zu Verbrennungen
führen kann. Auch wurden in den letzten Jahren bei Einsätzen systemischer Fungizide
in anderen Kulturen, bereits Anzeichen von Resistenz gegen Botrytis beobachtet.
Da weiterhin diesen Präparaten in erster Linie nur eine vorbeugende prophylaktische
Wirkung zukommt, wie auch aufgrund des nicht vorhersehbaren Witterungsablaufes und
der Unberechenbarkeit der Botrytis, liegt fiir den Fachmann das Hauptproblem im
richtigen Zeitpunkt des Einsatzes. Zeichnet sich auf der Pflanze der Botrytisbefall
erst einmal ab, dann ist es für eine wirksame Bekämpfung meist schon zu spät.
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Mit der vorliegenden Erfindung gelingt es nun, diese Nachteile auszuschalten.
Gegenstand der Erfindung ist dabei eine Wirkstoffkombination zur gleichzeitigen
Bekämpfung von Botrytis und Peronospora, gekennzeichnet durch einen Gehalt von 2-(4'-thiaolyl)-benzirnidaol.
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und N-Trichlormethylthiophthalimid. Bei der Kombination dieser beiden
Komponenten wird dabei überraschenderweise ein synergistischer Effelit erzielt,
aufgrund dessen schon bei wesentlich geringeren Wirkstoffkonzentrationen als beim
wahlweisen Einsatz der Einzelkomponenten eine bessere oder zumindest gleichbleibende
Wirkung gegen Botrytis und Peronospora erzielt wird.
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Dem im Handel erhältlichen N-Trichlormethylthiophthalimid kommt allein
schon eine sehr gute Peronospora-Wirkung zu (Vergleichsversuche 4a, 5a, 6a). Im
Verein mit 2- (4'-thiazolyl)-benzimidazol zeigt es in der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination
diese hervorragende Winkung aber schon bei erheblich kleineren Dosen.
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Das Gewichtsverhältnis von 2- (4'-thiazolyl)-benzimidazol und N-Trichlormethylthiophthalimid
kann dabei in der Wirkstoffkombination von 1 : 0,25 bis 2, vorzugsweise 1 : 0,9
bis 1,3, ohne nachteilige Folgen variiert werden. Wie der im Beispiel aufgeführten
Tabelle 1 zu entnehmen ist, wurde bei der Anwendung der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination
in den Versuchen 1, 2 und 3 ein gegenüber der Kombination aus eines Mischquellung,
bestehend aus dem Ammoniakkomplex von Zink- [N,N'-Äthylen-bis-(dithiocarbamat)]
und N,N'-Polyäthylen-bis (thiocarbanoyl)-disulfid (common name Metiram) - Benomyl
(Vergleichsversuche la, 3a) und Netiram - Thiophanat (Vergleichsversuche 2a, 3b)
trotz geringerer Wirkstoffkombination doch ein erheblich besseres Ergebnis erzielt.
Aus den Versuchen 4, 5 und 6 in Tabelle 2 wird deutlich, daß die erfindungsgemäße
Wirkstoffkombination, trotz wesentlich geringerem Anteil des Wirkstoffes Folpet,
den selben guten, praktisch 100 %igen Erfolg bei der Peronospora-Bekämpfung bringt.
Neben der Peronospora und der Botrytis läßt sich durch Zusatz von Netzschwefel zu
den Spritzbrühen der Echte Mehltau in einem Arbeitsgang bekämpfen. Die Gefahr möglicher
Verbrennungen ist dabei aufgrund des synergistischen Effekts, der eine Reduzierung
der einzelnen Wirkstoffkomponenten in der Formulierung zuläßt, nicht zu befürchten.
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Die pro hektar ausgebrachten Wirkstoffmengen liegen im Weinbau bei
steigenden Spritzmengen (im Rahmen des Peronospora-Spritzzykluses) zwischen 0,75
bis 6 kg, vorzugsweise 1 bis 4 kg, Wirkstoff pro Spritzung.
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Die Verwendung der Wirkstoffkombination ist dabei nicht allein auf
den Weinbau beschränkt, sondern gleichermaßen auch auf andere botrytisanfällige
Kulturen, wie den Hopfenbau, Gemüsebau, Obstbau (besonders Beerenobst) und Zierpflanzenbau
anwendbar.
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Die Wirkstoffkombination wird in benannter Weise durch Mischen und
gegebenenfalls zusätzliches Mahlen der aktiven Substanzen mit Füllstoffen, gegebenenfalls
unter Zusatz von Dispersions- und Lösungsmitteln, erstellt.
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Als Füllstoffe kommen beispielsweise Kaolin, Pyrophyllit, Kieselgur,
hochdisperse
Kieselsäure, Talkum, Kreide, als Trägergranulate z.B.
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Bims oder Maisschrot und als Bindemittel Gipshalbhydrat oder Magnesiumsulfat
bzw. -carbonat in Frage. e. Meistenteils werden den Formulierungen Netzmittel zugesetzt.
Dafür eignen sich z.B. Fettalkoholsulfonate, Arylalkylsulfonate, wie z.B. dodecylbenzolsulfonsaures
Calcium, Natrium, Magnesium, Arylalkyl glykole, nicht ionogene Alkyl arylpol ygl
y1oläther, Alkylphenoxypolyäthoxyäthanol s z.B. Octylphenoxypolyäthoxyäthanol und
Methylcellulose.
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Als Lösungsmittel können z. B. Diacetonalkohol, Äthoxymethanol, Butoxyäthanol,
Xylol, Toluol oder Wasser eingesetzt werden.
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Das Ausbringen der Wirkstoffkombination erfolgt durch Stäuben, Streuen,
vor allem aber durch Spritzen oder Sprühen. Bei Spritzlösungen hat sich dabei eine
Konzentration der Wirkstoffkombination von 0,08 bis 0,20 g/l, vor;ugsweise 0,13
g/l, bei Sprühlösungen 0,20 bis 0,60 g/l, vorzugsweise 0,4 g/i, bewährt.
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Zusätzlich zu den hier beschriebenen aktiven Substanzen lassen sich
auch Pestizide, wie z.B. Insecticide, Nematizide, Akarizide, aber auch weitere fungizide,
Bactericide und Viricide zusetzen.
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Darüberhinaus können der Wirkst offkomb inati on auch Pflanzennährstoffe
beigemengt werden.
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Diese fertigformulierte Wirkstoffkombination hat gegenüber dem üblichen
Zusatz eines Botrytis-Mittels zu Peronospora-Spritzbrühen ab der Blüte eine Reihe
von Vorteilen. So treten - da das Produkt vorformuliert auf den Markt kommt - keine
Konzentrationsfehler er auf, die erfahrungsgemäß zu vielerlei Schäden führen können.
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Durch den vergleichsweise geringen Wirkstoffgehalt in der fertigen
Formulierung wird auch eine bessere Pflanzenverträglichkeit erreicht. Die Gefahr
möglicher Verbrennungen bei Zusatz von Schwefel zur gleichzeitigen Oidium-Bekämpfung
ist damit nicht mehr gegeben.
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Wegen der turnusmäßig durchzuführenden, häufigen Peronospora-Be handlungen
ist ein stets -wirksamer vorbeugender Schutz gegen ein jederzeit mögliches Auftreten
der Botrytis - auch schon zur Zeit vor der Blüte - vorhanden, da die Wirkstoffkombination
auf Peronospora und Botrytis gleichermaßen anspricht. Es werden auf diese
Weise
auch schon die Vor- bzw. Frühstadien, die zur Botrytis führein, wie Stiellähme,
Stielfäule und Sauerfäule wirksam bekätupft.
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Durch die aufgrund des synergistischen Effekts mögliche Reduzierung
der einzelnen Wirkstoffkomponenten in der Formulierung, werden nach der letzten
Spritzung mögliche Rückstände im Lesegut schneller abgebaut, so daß das Lesegut
weitgehend oder völlig rückstandsfrei ist. Aus diesem Grund wird auch die auf natürlichem
Weg einsetzende Edelfäule - für die der gleiche Pilz verantwortlich ist - nicht
unterbunden.
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Die sich gegenseitig unterstützenden Fungizide in der Wirstoffkombination
beugen einer andersweitig schon beobachteten, möglichen vorzeitigen Resistenz vor.
Mit dieser kombination hat man außerdem ein Mittel zur vorbeugenden Bekämpfung der
Peronospora und der Botrytis in einem Arbeitsgang.
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Beispiel Die in Tabelle l und 2 aufgeführten Versuche und Vergleichsversuche
wurden an der insbesondere gegenüber Botrytis besonders anfälligen !?Müller Thurgau"-Rebsorte
in mehreren Weinanbaugebieten, also unter verschiedenen klimatischen Bedingungen
und mit einer unterschiedlichen Anzahl von Behandlungen durchgeführt.
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Bei den Vergleichsversuchen auf Botrytis wurde entweder nicht gespritzt
(1b, 2b, 3c) oder die wirkstoffkombination Metiram - Benomyl (la, 3a) bzw. Metiram
- Thiophanat (2a, 3b).
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Bei den Vergleichsversuchen auf Peronospora wurde entweder nicht (4b,
5b, 6b) oder das Mittel Folpet (4a, 5a, 6b) gespritzt.
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Die in den Tabellen l und 2 unter der Spalte "Anwendungskonzentration"
angegebenen Mengen geben die Menge reinen Wirkstoffes in Kilogramm an, die pro Versuch
und Hektar ausgebracht wurde. Es wurde beispielsweise als durchschnittliche Aufwandmenge
2000 1 Spritzbrühe pro Hektar und je Spritzung verwendet. Bei einer Anwendungskonzentration
von 0,2 % ergab stich somit für eine Spritzung eine Aufwandmenge von 4 kg/ha bzw.
bei 6 Sprit zungen insgesamt 24 kg/ha für das formulierte Spritzmittel.
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Die Spalte "Zahl der Wiederholungen" gibt an, wie oft der entsprechende
Versuch wiederholt wurde. Um die Wirksamkeit des eingesetzten Mittels zu bestimmen,
wurden von jeweils 400 Trauben der entsprechend behandelten Reßstöcke diejenigen
mit Botrytis- bzw. Peronospora-Befall ausgezählt und der prozentuale Befall ermittelt.
In allen 6 Versuchen, die mit der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination durchgeführt
wurden, wurde ein wesentlich geringerer Befall der Trauben mit Botrytis oder Peronospora
festgestellt, als bei den unbehandelten bzw. mit den angegebenen Vergleichsmitteln
gespritzten flebstbcken. Die Wirkstoffkombination ;Rolpet - Thiabendazol stellt
sorbit einen wirksamen Schutz gegen Botrytis und Peronospora dar.
Tabelle
1 Vergleichende Freilandversuche auf Botrytis an der Rebsorte "Müller Thurgau"
Stockzahl Zahl der Anzahl der Be- Tag der Eingesetztes Anwendungs-
Trauben Befall |
je Wiederho- handlungen, Bonitrie- Fungizid konzentra- gezählt/
% |
Parzelle lungen Zeitraum rung tion befallen |
kg/ha |
Versuch 1 100 2 6, 6.6.-27.7. 18.10. Folpet-Thia- 24,0 400
: 80 20 |
bendazol |
Vergleichsversuch 1a 100 2 6, 6.6.-27.7. 18.10. Metiram- 27,0
400 : 119 29,75 |
Benomyl |
Vergleichsversuch 1b 100 2 - 18.10. - - 400 : 288 72 |
Versuch 2 100 2 6, 6.6.-9.8. 18.10. Folpet-Thia- 24,0 400 :
45 11,2 |
bendazol |
Vergleichsversuch 2a 100 2 6, 6.6.-9.8. 18.10. Metiram- 48,0
400 : 60 15 |
Thiophanat |
Vergleichsversuch 2b 100 2 - 18.10. - - 400 : 224 56 |
Versuch 3 400 4 7, 6.6.-4.8. 9.10. Folpet-Thia- 28,0 400 :
300 75 |
bendazol |
Vergleichsversuch 3a 400 4 7, 6.6.-4.8. 9.10. Metiram- 31,5
400 : 336 84 |
Benomyl |
Vergleichsversuch 3b 400 4 7, 6.6.-4.8. 9.10. Metiram- 56,0
400 : 352 88 |
Thiophanat |
Vergleichsversuch 3c 400 4 - - 9.10. - - 400 : 340 85 |
Tabelle 2 Vergleichende Freilandversuche auf Peronospora an der
Rebsorte "Müller Thurgau"
Stockzahl Zahl der Anzahl der Be- Tag der Eingesetztes Anwendungs-
Trauben Befall |
je Wiederho- handlungen, Bonitie- Fungizid konzentra- gezählt/
% |
Parzelle lungen Zeitraum rung tion befallen |
kg/ha |
Versuch 4 100 2 7, 6.6.-27.7. 17.8. Folpet-Thia- 28,0 400 :
2 0,5 |
bendazol |
Vergleichsversuch 4a 100 2 7, 6.6.-27.7. 17.8. Folpet 24,0
400 : 2 0,5 |
Vergleichsversuch 4b 2 - 17.8. - - 400 : 160 40 |
Versuch 5 40 2 6, 9.6.-2.8. 4.9. Folpet-Thia- 24,0 400 : 0
0 |
bendazol |
Vergleichsversuch 5a 40 2 6, 9.6.-2.8. 4.9. Folpet 21,0 400
: 0 0 |
Vergleichsversuch 5b 40 2 - 4.9. - - 400 : 86 21,5 |
Versuch 6 100 2 7, 5.6.-30.7. 14.8. Folpet-Thia- 28,0 400 :
2 0,5 |
bendazol |
Vergleichsversuch 6a 100 2 7, 5.6.-30.7. 14.8. Folpet 24,0
400 : 1 0,25 |
Vergleichsversuch 6b 100 2 - 14.8. - - 400 : 18 4,5 |