DE2433993C3 - 1-Amidino-3-phenylharnstoffe, Verfahren zu ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende therapeutische Zubereitungen - Google Patents
1-Amidino-3-phenylharnstoffe, Verfahren zu ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende therapeutische ZubereitungenInfo
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- C07C—ACYCLIC OR CARBOCYCLIC COMPOUNDS
- C07C279/00—Derivatives of guanidine, i.e. compounds containing the group, the singly-bound nitrogen atoms not being part of nitro or nitroso groups
- C07C279/20—Derivatives of guanidine, i.e. compounds containing the group, the singly-bound nitrogen atoms not being part of nitro or nitroso groups containing any of the groups, X being a hetero atom, Y being any atom, e.g. acylguanidines
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Description
in der Ri ein Chloratom und R2 ein Chlor- oder
Fluoratom ist, und deren nicht-toxische Säureanlagen'ngssalze.
2. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
2(.
a) ein Anilin der allgemeinen Formel
NH,
in der Ri und R, die angegebene Bedeutung
haben, mit Phosgen behandelt und das gebildete
Isocyanat der allgemeinen Formel
NCO
in einem polaren Lösungsmittel mit Guanidin umsetzt, oder
b) ein Biguanid der allgemeinen Forme!
b) ein Biguanid der allgemeinen Forme!
NH
NH
NH-C — NH-C-NH2
in der Ri und R? die angegebene Bedeutung
haben, bei erhöhter Temperatur mit einer Säure hydrolysiert
und gegebenenfalls erhaltene Säureanlagerungssalze mit Basen in die freie Base oder erhaltene Basen
mit Säuren in Säureanlagerungssalze umwandelt.
3. Therapeutische Zusammensetzung, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Wirkstoffe eine oder
mehrere Verbindungen nach Anspruch 1 enthält.
Die erfindungsgemäßen l-Amidino-3-phenylharnstoffe
stellen neue Verbindungen mit bisher unbekanntem Wirkungsmechanisnius dar. Sie haben antisekretorische
Wirkung und hemmen die Motilität des Magen-Darm-Traktes, ohne wie das bekannte Antidiarrhoicuni
Diphenoxylat zu Gewöhnung oder Sucht zu führen. Während die Antidiarrhoewirkung von
Diphenoxylat durch Naloxon (17-Alkyl-4,5oc-epoxy-3,14-dihydroxy-morphinan-6-on),
einem bekannten Blocker für Morphin-Rezeptoren gehemmt wird, trifft dies nicht für die erfindungsgemäßen Verbindungen zu.
Sie haben auch nicht die unerwünschten Nebenwirkungen der zur Behandlung von Magen-Darm Erkrankungen,
insbesondere Magengeschwüren angewandten sekretionsheinmenden Anticholinergica, wie Atropin,
das häufig in Kombination mit Diphenoxylat zur Anwendung kommt. Diese Nebenwirkungen, wie
Sehstörungen aufgrund von Pupillenerweiterung, Harnverhaltung, erhöhte Pulsfrequenz und damit Sauerstoffverarmung
im Herzen, machen die Anticholinergica bei der Behandlung von Patienten mit einem Glaukom und
Prostatahypertrophie kontraindiziert und bei der Behandlung von Patienten mit Coronarsklerose gefahrlich,
nachdem die unerwünschten Nebenwirkungen bereits in Dosen auftreten, die für die angestrebte
therapeutische Wirkung notwendig sind. Die erfindungsgemäßen Verbindungen ermöglichen die sichere
Behandlung von Diarrhöe und einer erhöhten Magensäuresekretion
ohne unerwünschte Nebenwirkungen, was vor allem dann von Bedeutung ist, wenn die
Anwendung der bekannten Mittel aus den vorstehend angegebenen Gründen kontraindiziert ist. Sie stellen
somit eine echte Bereicherung der Therapie dar.
Die gleichen therapeutischen Eigenschaften wie die freien Basen haben die nicht-toxischen Säureanlagerungssalze
der l-Amidino-3-phenylharnstoffe bei besonders guten Löslichkeitseigenschaften, die Vorteile
bei der therapeutischen Anwendung bringen.
Geeignete Säure für die Sal/bildung sind anorganische
Säuren, wie Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure und Phosphorsäure oder organische Säuren, wie
Methansulfonsäure, Benzolsulfonsäure, Essigsäure, Propionsäure, Maleinsäure, Bernsteinsäure, Glykolsäurc,
Milchsäure, Salicylsäure, Benzoesäure, Nikotinsäure, Phthalsäure,Stearinsäure,Ölsäure und Abietinsäure.
Die Herstellung der l-Amidino-3-phenylharnstoffe erfolgt dadurch, daß man in an sich bekannter Weise aus
einem entsprechenden Anilin und Phosgen ein Phenylisocyanat herstellt, dessen Umsetzung mit Guanidin den
erwünschten l-Amidino-3-phenylharnstoff ergibt. Die
Reaktion wird in einem polaren Lösungsmittel, wie Alkohol oder Tetrahydrofuran durchgeführt. Man Kann
auch das Phenylisocyanat im Rcaktionsmedium hersteilen und dieses mit durch Hydrolyse von Guanidincarbonat
gebildetem Guanidin umsetzen. Diese Reaktionen verlaufen wie folgt:
NH NH
Il Il
(NH2CNH2),-H2CO3 + KOH —>
NH2CNH2
Man kann die i-Amidino-3-phenylharnstoffe auch
durch Hydrolyse der entsprechenden Biguanide herstellen. Diese Hydrolyse wird vorzugsweise mit Salzsäure
bewirkt, wobei die Reaktionszeit und die Reaktionstemperatur vom eingesetzten Biguanid und der Konzentration
der Säure abhängen. Im allgemeinen sind hohe Temperaturen und lange Reaktionszeiten in Anwesenheit
von stärker konzentrierten Säuren nicht notwendig.
NH
NH
NH-C-NH-C-NH2
10% HCl
0 NH
NH-C-NH-C-NH2
Die als Ausgangsstoffe verwendeten Aniline sind bekannt oder können in bekannter Weise, z. B. durch
Chlorierung von Acetanilid oder Anilin hergestellt werden.
Die Fluorverbindung erhält man dadurch, daß man eine entsprechende Aminoverbindung zum Diazoniumfluorborat
diazotiert, das dann thermisch zur Fluorverbindung zersetzt wird. Chloratome kann man auch
durch Diazotierung und anschließende Sandmeyer-Reaktion einführen.
Auch das als Ausgangsstoff verwendete Biguanid ist entweder bekannt oder kann in an sich bekannter Weise
hergestellt werden. Zum Beispiel kann man Cyanoguanid mit einem entsprechenden Anilin in Gegenwart
äquimolarer Mengen einer Mineralsäure zum entsprechenden Phenylbiguanid kondensieren, wie nachstehend
dargestellt ist.
K,
-K
NH2
HX
N NH
III I!
C — NH-C —NH,
NIl
NH
NH-C-NH-C-NH2 ■ HX
O NH
Il Il
NH-C-NH-C-NH2
Die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Verbindungen wurde mit den folgenden Testverfahren
ermittelt.
Test A
Rizinusöl-Test
Rizinusöl-Test
R,
y> Dieser Test miöi unmittelbar die Wirkung der
untersuchten Verbindui gen gegen Diarrhöe bei Mäusen.
Männliche Swiss-Webster Mäuse mit einem Körpergewicht von 25 bis 20 g, die vor der Untersuchung
nach Belieben Futter und Wasser aufnehmen konnten, wurden in Gruppen von je 10 Tieren eingeteilt.
Die zu untersuchenden Verbindungen wurden oral als Suspension in einer 0,5%igen Methylcellulose-Lösung
an die Tiere der einzelnen Gruppen verabfolgt, die Kontrollgruppe ausgenommen, die nur den Träger
in erhielt.
Eine Stunde nach der Verabfolgung der Testverbindungen wurden an jedes Tier oral 0,3 ecm Rizinusöl
verabreicht. Dann wurden die Tiere einzeln in Käfige gesetzt. Der von jenem Tier innerhalb von 3 Stunden
i> ausgeschiedene Kot wurde auf einem Papier unter dem
Käfig gesammelt und untersucht. Die erhaltenen Ergebnisse sind als ED50 der untersuchten Verbindungen
zur Verhinderung von Diarrhöe ausgedrückt.
Test B
Magenentleerungstest
Magenentleerungstest
Dieser Test ermittelt die Fähigkeit der untersuchten Verbindungen die Entleerung des Magens bei Ratten zu
verhindern und wurde nach dem Verfahren von D. A. Brodie in Gastroenterology Bd. 50, S. 45 (1966)
durchgeführt.
Die zu untersuchenden Verbindungen wurden oral an
;o eine Gruppe von Ratten verabfolgt. Eine Stunde später
erhielten die Tiere über ein Dosierröhrchen 30 Ampertit Pellets mit einem Durchmesser von 1 mm. 4 Stunden
nach der Verabreichung wurden die Tiere gelötei. Dann
wurde der Mageninhalt der Tiere untersucht und die Anzahl der im Magen verbliebenen Pellets gezählt und
mit der Anzahl der im Magen verbliebenen Pellets von Tieren verglichen, denen nur de ■ Träger verabreicht
worden war.
Die Ergebnisse sind als Prozentsatz der Hemmung
bo der MagenentleeriinL' ausgedrückt, d. h. als prozentuale
Verringerung der Pellets, die im Vergleich zu den Kontrollieren aus dem Magen entfernt wurden.
Test C
Bewegung von A-Kohle
Bewegung von A-Kohle
Dieser Test zeigt an, in wieweit die Geschwindigkeit der Passage von Α-Kohle durch den Verdauungstrakt
von Mäusen unter der Einwirkung der untersuchten Verbindungen verringert wird. Er ist von Macht und
Barba-Gose in journal American Pharmacological Association, Sd. 20, S.558 -564(1931 /beschrieben.
Männliche Swiss-Websler-Ratten mit einem Körpergewicht
von 20 — 25 g, die eine Woche in einem Whyne Lab Chair gehalten worden waren, wurden willkürlich in
Gruppen zu je 5 Tieren eingeteilt. Vor der Verabreichung der Testverbindungen erhielten sie einen Tag
lang keine Nahrung aber beliebig Wasser. Die Testverbindungen wurden entweder in destilliertem
Wasser gelöst oder in O,5°/oiger Methylcellulose-Lösung
suspendiert. Die verabreichten Dosen sind in mg/kg Körpergewicht angegeben. Die Verabreichung erfolgte
oral. Eine Kontrollgruppe erhielt nur den Träger.
Eine Stunde nach der Verabfolgung wurden den Tieren oral 10 ml/kg Körpergewicht einer !0%igen
Suspension von Α-Kohle USP in Methylcfüjlose
(5 g/50 ml Methylcellulose) verabreicht 30 Minuten später wurden die Tiere durch Genickschlag getötet und
inre Eingeweide vom Pförtnerschließmuskel bis zum Blinddarm entfernt und längs auf feuchtes Papier gelegt.
Die Länge der entfernien Eingeweide und der von der
Α-Kohle zurückgelegte Weg wurden gemessen.
Die prozentuale Hemmung durch die untersuchten Verbindungen wurde wie folgt errechnet:
(zurückgelegter Weg bei den Kontrolltieren) - (zurückgelegter Weg bei den Versuchstieren)
zurückgelegter Weg bei den Kontrolltieren.
Test D
Ermittlung der antisekretorischen Wirkung
Ermittlung der antisekretorischen Wirkung
Es wurde das Verfahren von H. Shay, S. A. Komarow, S. S. Fels. D. Meranze, M. Gruenstein und H. Siplet in
Gastroenterology, Bd. 5, S. 43 (1945) angewandt.
Männliche Sprauge-Dawley Ratten erhielten 24 Stunden vor der Verabreichung der Testverbindungen
keine Nahrung. Eine Stunde nach der Verabfolgung wurden die Tiere anaesthetisiert und durch einen
Baucheinschnitt wurde eine Pförtnerligatur hergestellt. Dann wurde der Einschnitt verschlossen. 4 Stunden
nach dem operativen Eingriff wurden die Tiere durch Genickschlag getötet. Ihre Mägen wurden entfernt und
der Mageninhalt wurde jeweils auf Volumen, titrierbare Säure (Konzentration) und die Gesamtsäure untersucht.
Die erhaltenen Ergebnisse sind für jeden dieser 3 Parameter als prozentuale Hemmung der Magensekretion
angegeben.
Test E
Anticholinergische Wirkung
Isoliertes Meerschweinchen-ileum wurde mit einer
Probe der zu untersuchenden Verbindung behandelt.
2(i Dann wurde das Ileum mit Acetylcholin behandelt,
beobachtet und jegliche Kontraktion aufgezeichnet.
Ergebnisse
1. Anticholinergica hemmen die durch Acetylcholin hervorgerufenen Kontraktionen (A) aber nicht die
durch andere Substanzen verursachten Kontraktionen, wie von BaCb. die direkt auf die Muskeln
wirken (B).
2. Eine Substanz, die sowohl Kontraktionen der Art A als auch solche der Art 3 verhindert, ist kein
Anticholinergicum, sondern wirkt zur Verhinderung der Kontraktionen direkt auf die Muskeln. Sie
stellt daher ein Spasmolytikum aber kein Anticholinergicum dar.
3. Eine Substanz, die weder Kontraktionen der Art A noch solche der Art B hemmt, ist kein Spasmolyticum
und auch kein Anticholinergicum.
Die erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Verbindung | LD50, | Wirkung gegenüber Diarrhöe | Test B | I | 0,125 54 | Teste | % | Test D | % Hemmung | Test E |
Maus | Magnetentleerung | 0,25 60 | A-Kohli | Hem | Anti-choliner- | |||||
mg/kg | Test A | bei Ratten | 20 25 | mung | Ge- VoIu- Konz. | gische Wirkung | ||||
0,25 48 | samt- men | am Meer- | ||||||||
Dosis % | Anti-sekretorische Wirkung | säure | schweinchen- | |||||||
mg/kg Hem | ; Bewe- | bei Ratten | 94 | Ileum | ||||||
Rizinusöl | mung | gung bei Mäusen | 87 | |||||||
ED50 | 20 | Dosis | 89 82 51 | |||||||
mg/kg | Dosis | 28 | mg/kg | |||||||
bei Mäusen | mg/kg | nein | ||||||||
nein | ||||||||||
I | 40 | ja | ||||||||
II | 48 | 2 | 0,5 | |||||||
Atropin | 750 | 2 | ||||||||
Diphen- | 11 | 32 | ||||||||
oxylat | 20 | |||||||||
4 | ||||||||||
I = l-Amidino-3-(2,6-dichlorphenyl)-hamstofT-hydrochlorid.
[I = l-Amidino-3-(2-chlor-6-fluorphenyl)-harnstolT-hydrochlorid.
Die folgenden Beispiele erläutern das erfindungsgemäße Verfahren.
0,1 Mol 2,6-Dichlor-anilin in 300 ml wasserfreiem
Benzol wurde mit 325 ml einer 12%igen Lösung von Phosgen in Benzol (0,395 Mol) versetzt. Die Reaktionsmischung wurde zwei Stunden unter Rückfluß erhitzt.
Dann wurde das Benzol zur gleichzeitigen Entfernung überschüssigen Phosgens abgezogen; der verbleibende
Rückstand wurde durch Destillation gereinigt. Das gebildete 2,6-Dichlor-phenyüsocyanat wurde in 50 ml
Tetrahydrofuran gelöst und tropfenweise zu einer heterogenen Mischung von 1,2 g Kaliumhydroxid und
18 g Guanidincarbonat in 250 ml Tetrahydrofuran gegeben. Die Mischung wurde 8 Stunden gerührt, dann
mit 35 ml konzentrierter Salzsäure und anschließend mit 40 ml konzentrierter Natriumhydroxidlösung versetzt,
worauf man in einem kalten Wasserbad kühlte. Dann wurde das Gemisch in 1500 ml Wasser gegeben
und das Tetrahydrofuran unter vermindertem Druck entfernt. Die Mischung wurde mit Äther extrahiert, der
Ätherextrakt getrocknet und zur Trockne eingeengt. Man erhielt 1-Amidino-3-(2.6-dichlor-phenyl)-harnstoff.
Das Hydrochlorid wurde dadurch hergestellt, daß man die freie Base in Methanol löste und methanolische
Salzsäurelösung zu dieser Lösung gab. Dann wurde eingeengt, Äther zugegeben und das ausgefällte
1 -Amidino-3-(2,6-dichlor-phenyl)-harnstoffhydrochlorid abfiltriert; F= 178- 179°C.
19 g l-(2-Chlor-6-fluor-phenyl)-biguanid wurden zu 200 ml 10%iger Salzsäure gegeben. Die Mischung
wurde 3 Stunden unter Rückfluß erhitzt, die Reaktionsmischung dann heiß filtriert und gekühlt. Nach dem
Abfiltrieren des ausgefallenen l-Amidino-3-(2-chlor-6-fluor-phenyl)-harnstoff-hydrochlorids
wurde dieses aus Isopropanol/Wasserumkristallisieri; F= 184- 185°C.
Die freie Base erhält man, wenn man das Salz in 200 ml Wasser löst und bis zur alkalischen Reaktion mit
10%iger Natriumhydroxidlösung versetzt. Dann wird mit Chloroform extrahiert, der Extrakt getrocknet und
zur Trockne eingeengt, worauf man den 1-Amidino-3-(2-chlor-6-fluor-phenyl)-harnstoff
erhält.
Claims (1)
1. l-Amidino-3-phenyl-harnstoffe der allgemeinen
Formel
NH- C — NH- C — NH,
Il Il
° NH
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