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Verstellvorrichtung, insbesondere für die Ausführung einer Kippbewegung
der Sitzfläche eines Krankenstuhls oder des Kopf- bzw Fußteils eines Bettes Priorität:
13. Dezember 1972; Schweiz; Nr. 18097/72 Es sind bereits verschiedene Ausführungsformen
eines beispielsweise auf Rädern beweglichen Krankenstuhles bekannt der in der Lage
ist, mit Hilfe einer Verstelleinrichtung, auch einen querschnittsgelähmten Patienten
von der Sitzposition in eine gestreckte und annähernd vertikale Stehposition zu
bewegen, wobei es jedoch dabei einer wesentlichen körperlichen Mithilfe des Patienten
bedarf Die Vorteile eines solchen Krankenstuhls für den Patienten7 wie z.B. durch
die Förderung des Blut- und Lymphkreislaufes, der Tätigkeit der inneren Organe und
die psychologische sowie praktische Bedeutung sind allgemein anerkannt Die bisher
bekannten Krankenstühle dieser Art haben jedoch eine aufwendige und schwerfällige
Konstruktion, oder sie benötigen einen besonderen Antrieb durch zoBo einen Elektromotor
und sind damit von einer äußeren Energiezufuhr abhängige
Der vorliegenden
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde die Nachteile der bekannten Verstelleinrichtungen
insbesondere für Krankenstühle oder -Betten zu vermeiden. Zur Lösung dieser Aufgabe
wurde eine Verstellvorrichtung gefunden, die insbesondere für die Ausführung einer
Kippbewegung der Sitzfläche eines Krankenstuhles, des Kopf- oder Fussteiles eines
Bettes geeignet ist und die erfindungsgemäss dadurch gekennzeichnet ist, dass mindestens
eine als Gasfeder ausgeführte Hauptfeder mit ihrem einen Ende an dem zu verstellenden
Teil und mit ihrem anderen Ende an einem feststehenden Teil der Vorrichtung befestigt
ist, und dass zwischen dem zu verstellenden Teil und dem feststehenden Teil eine
Hilfsvorrichtung angeordnet ist, die mit Hilfe einer Eetätigungsvorrichtung betätigbar
ist, um eine Verstellung des zu verstellenden Teils zu bewirken.
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Die Hilfsvorrichtung kann eine Hilfsfeder sein, die mit Hilfe der
Betätigungseinrihtung vorspannbar ist. Zweckmässigerweise ist auch die Hilfsfeder
eine Gasfeder.
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Die Betätigungseinrichtung kann aus einem an dem feststehenden Teil
oder dem zu verstellenden Teil gelagerten Schwenkhebel bestehen, an dessen Ende
ein Ende der Hilfsfeder drehbar gelagert ist und der mit Hilfe eines Handhebels
verschwenkbar ist. Vorteilhaft kann die Hilfsfeder ebenfalls als Gasfeder ausgeführt
sein. Als Federn können handelsübliche Gasfedern verwendet werden, wie sie beispielsweise
von der Firma "SUSPA Federungstechnik GmbH" erhältlich sind. Diese Gasfedern bestehen
aus einem Rohr das mit Stickstoff zwischen 50 und 90 atü gefüllt ist. Dieses Gas
drückt auf die Kreisfläche einer Stösselstange und bewirkt dadurch die Federkraft.
Zwischen dem Gas und dem Stössel wird vorteilhaft noch eine durch einen Kolben abgetrennte
Oelsäule angeordnet, die zusammen mit einem Ventilkolbensystem gleichzeitig mit
der Federbewegung eine Dämpfung der Federkraft bewirkt. Der allgemein bekannte Vorteil
der Gasfedern besteht in einem grossen Federweg der bei kleiner Federkonstante bzw.
bei nahezu gleichbleibender Federkraft verwirklicht werden kr
Im
folgenden wird die Erfindung anhand von in den Zeichnungen.
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dargestellten Ausführungsbeispielen näher beschrieben.
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Es zeigen: Figur 1 eine schematische Seitenansicht eines Krankenstuhles,
wobei sich die Hilfsfeder in vorgespannter Position befindet, so dass der Stuhl
bereit ist sich in seine gestreckte Position entsprechend der Darstellung nach Figur
2 zu bewegen, Figur 2 eine schematische Seitenansicht des Krankenstuhles nach Figur
1 in gestreckter Position, wobei sich die Hilfsfeder in entspannter Position befindet,
so dass der Krankenstuhl in die Sitzposition zurückbewegt werden kann und Figur
3 eine schematische Seitenansicht eines Bettes mit einem durch eine erfindungsgemässe
Verstellvorrichtung verstellbaren Kopfteil.
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Im Bespiel nach den Figuren 1 und 2 besteht der feststehende Teil
des Krankenstuhles aus einem Parallelrohrrahmen 1, der Teil eines für Krankenstühle
üblichen nicht dargestellten Fahrgestelles -sein kann mit zwei kleineren und zwei
grösseren Rädern, so dass die grösseren Räder an ihrem Umfang von dem Patienten
gedreht werden können. Zur Vereinfachung der Darstellung wurden die für die Beschreibung
der erfindungsgemässen Verstellvorrichtung nicht erforderlichen Teile, wie z.B.
die Fussstütze, ein Verstellmechanismus für die Höhe und/oder Neigen der Rückenlehne
u.a. in den Figuren weggelassen.
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Der gegenüber dem feststehenden Teil bzw. Stuhlrahmen 1 zu verstellende
Teil des Krankenstuhles besteht im wesentlichen aus der Sitzfläche 2 und der an
dem hinteren Teil der Sitzfläche befestigten Rückenlehne 3. Beide sind gemeinsam
um eine horizontale Achse 4 kippbar, die zwischen den beiden horizontalen Rohren
5, 6 des Parallelrohrrahmens gelagert ist.
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Unter der Sitzfläche 2 des Krankenstuhles sind ei als Gasfedern ausgeführte
Hauptfedern 7 und 8 sowie eine Hilfsfeder 9 angeordnet. Das obere Ende jeder Hauptfeder
und der Hilfsfeder ist an der Unterseite der Sitzfläche um Achsen 10 bis 12 schwenkbar
befestigt.
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Dabei können die beiden obeen Schwenkachsen der Hauptfedern in einem
gemeinsamen Block gelagert sein, der beispielsweise mit Hilfe einer Spindel in einer
Führung verschiebbar ist, sodass die Hauptfedern in einstellbarem Abstand von der
Rippenachse 4 der Sitzfläche 2 auf diese einwirken. Diese Ver stellung, die gemeinsam
mit einer Verstellung der Befestigungsstellen des unteren Endes jeder Hauptfeder
erfolgen kann, e>-möglicht eine Anpassung der Verstellvorrichtung an das Gewicht
des Patienten.
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Das untere Ende jeder Hauptfeder ist in einen Block 13 und eine Achse
14 bzw. 15 schwenkbar gelagert. Der Block ist in der Mitte einer in der Darstellung
nicht sichtbaren horizontalen Querstange des Krankenstuhles befestigt, deren Enden
an den unteren horizontalen Rohren 16, 17 des Parallelrohrrahmens verstellbar befestigt
wird.
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Das untere Ende der Hilfsfeder 9 ist gelenkig mit dem Ende eines Spannhebels
18 verbunden, dessen anderes Ende mit einer Querachse 19 drehfest verbunden ist.
Die Querachse 19 ist mit ihrem Ende drehbar an den vorderen vertikalen Rohren 20,
21 des Parallelrohrrahmens befestigt. Die Querachse 19 und damit auch der Spannhebel
18 kann durch einen Handhebel 22 innerhalb eines begrenzten Winkelbereiches verdreht
bzw. geschwenkt werden, so dass sich der Hebel 18 zwischen den beiden Positionen
entsprechend der Darstellung nach Figur 1 und 2 bewegt. Die Begrenzung der Schwenkbewegung
des Handhebels 22 erfolgt durch nichtdargestellte Anschläge.
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In der Darstellung nach Figur 1 befindet sich die ebenfalls als Gasfeder
ausgeführte Hilfsfeder 9 in ihrer gespannten Position, in der das Gelenk 23 zwischen
dem Ende der Feder 9 und dem Ende des Spannhebels 18 sich in der Ansicht nach Figur
1 rechts von der Verbindungslinie zwischen der Achse 12 und der Querachse 19 befindet.
Da in dieser Position der Handhebel 22 an seinem Anschlag anliegt, kann er sich
durch das aus der Feder 9 und dem Spannhebel 18 bestehende Kniehebelsystem nicht
selbsttätig in seine in Figur 2 gezeigte Ausgangsposition zurückbewegen.
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In der Darstellung nach Figur 1 sind neben der Hilfsfeder auch die
Hauptfedern 7 und 8 gespannt, was' immer dann der Fall ist, wenn sich das zu verstellende
Teil, d.h. im vorliegenden Beispiel die Sitzfläche 2 am nächsten zu indem feststehenden
Teil bzw. dem Rahmen 1 oder in seiner unteren Position befindet.
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Will sich nun der beispielsweise querschnittgelähmte Patient in gestreckte
Lage aufrichten, so hat er die Blockierung der Hauptfedern zu lösen und sich eventuell
noch leicht nach vorn zu neigen. Die Vorrichtung verstellt dann selbsttätig durch
die Kraft der drei Federn 7 bis 9 den Krankenstuhl in die in Figur 2 dargestellte
Position und hebt dabei den Patienten in eine gestreckte, nahezu vertikale Lage.
Der Patient kann sich dabei an zwei Handgriffen.24, 25, die an den oberen Enden
der beiden Vertikalrohre 20, 21 des Parallelrohrrahmens vorgesehen sind, festhalten
und auch, falls erforderlich, sich dann etwas nach vorn ziehen bzw nach vorn neigen
An jedem der Handgriffe kann ein nicht dargestellter Griffhebel vorgesehen sein,
wie sie bei spielsweise an Fahrradlenkern üblich sind, mit deren Hilfe die Blockierung
oder das Lösen der Blockierung der Håuptfedern sowie die Verstellung der Neigung
der Rückenlehne über nicht dargestellte Bowdenzüge erfolgen kann Die Verstellung
der Neigung der Rückenlehne 3 kann jedoch auch selbsttätig über parallelogrammartig
angeordnete
Gelenkhebel erfolgen, die die Rückenlehne mit der Sitzfläche 2 verbinden, wie es
bei Liegestühlen in ähnlicher, Weise angewandt wird oder durch andere an sich bekannte
Mechanismen. Die Art der Verstellung der Rückenlehne ist jedoch nicht Gegenstand
der vorliegenden Erfindung.
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Um sich wieder in die Sitzlage zurückzubewegen, schwenkt der Patient
den Handhebel 22 aus der in Figur 1 dargestellten Position zurück, so dass sich
das Gelenk 23 über den auf der Verbindungslinie zwischen der Achse 12 und der Querachse
19 liegenden Totpunkt hinwegbewegt, und die Hilfsfeder sich entspannenkann. Anschliessend
drücken sich dann die Hauptfedern unter dem Körpergewicht des Patienten wieder zusammen
bis in ihre in Figur 1 dargestellte gespannte Position in der sie sich nach Loslassen
des entsprechenden Griffhebels am Griff 24 bzw. 25 wieder blockieren.
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Die Verstellung des Kopfteiles 26 des Bettes 27 um eine Achse 28 erfolgt
auf die analoge Weise wie die Verstellung der Sitz fläche 2 des Krankenstuhles um
die Achse 4. Unter dem Kopfteil ist eine Hauptfeder 29 und eine Hilfsfeder 30 vorgesehen.
Die Hilfsfeder kann durch den Handhebel 31 über den Spannhebel 32 gespannt werden,
so dass sich das Kopf- bzw. Fussteil 26 zusammen mit dem Oberkörper bzw. Unterschenkeln
des Patienten hebt und um die Achse 28 kippt. Die Abwärtsbewegung des Kopfteiles
erfolgt durch Zurückschwenken des Handhebels 31, so dass sich das Gelenk 33 am unteren
Ende der Hilfsfeder über seinen Totpunkt hinaus nach links unten schwenkt und die
Hilfsfeder 30 entspannt wird. Das Kopfteil 26 senkt sich anschliessend allein durch
das Gewicht des Oberkörpers des Patienten. Der Fussteil kann eine entsprechende
Verstelleinrichtung erhalten, so dass er au W ie gleiche Weise bewegbar ist.
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Neben der beschriebenen Verstellung der Sitzfläche eines krankenstuhles
und des Kopf- bzw. Fussteiles eines Bettes lässt sich die Verstellvorrichtung verständlicherweise
auch für die Verstellung zahlreicher anderer zwischen zwei Positionen zu bewegenden
Teilen verwenden, wie z.B. zum Oeffnen einer kippbaren Türe, eines Arbeitstisches
oder sonstiger Teile von Vorrichtungen, die durch eine Hub- oder Kippbewegung in
eine bestimmte Position gebracht werden sollen. Die Vorteile der Verstellvorrichtung
sind zu einem wesentlichen Teil durch die besonderen erwähnten Eigenschaften von
Gasfedern bedingt, die sich im Gegensatz zu beispielsweise Schraubenfedern mit nahezu
gleichbleibender verhältnismässig geringer Kraft zusammendrücken lassen und sich
bei iher anschliessenden Ausdehnung durch die erwähnte Dämpfung nicht schlagartig
sondern kontinuierlich in ihre entspannte Position bewegen. Ausserdem gestatten
sie auf einfache Weise ihre Blockierung in jedem Moment ihrer Hubbewegung, so dass
beispielsweise der Kopfteil 26 des Bettes 27 in jeder Lage arretiert werden kann.
Verständlicherweise lässt sich die beim Zusammendrücken der Gas federn gespeicherte
Energie aufgrund z.B. der Reibungsverluste der Abdichtungen nicht vollständig zurückgewinnen.
Die erfindungsgemässe Verstellvorrichtung gestattet jedoch durch das aus Hilfsfeder
und Spannhebel bestehende Rniehebelsystem die vollständige Zurückbewegung des zu
verstellenden Teiles in seine Ausgangsposition.