DE2153442B2 - Verfahren zum sphärischen oder zylindrischen Umformen planer Scheiben aus im erwärmten Zustand thermoelastischen oder thermoplastischen Kunststoffen durch Kaltumformung - Google Patents
Verfahren zum sphärischen oder zylindrischen Umformen planer Scheiben aus im erwärmten Zustand thermoelastischen oder thermoplastischen Kunststoffen durch KaltumformungInfo
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Description
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Es ist bekannt, thermoelastische bzw. thermoplastische Kunststoffe derart umzuformen, daß sie
über ihren Erweichungspunkt erwärmt und in diesem Zustand, z. B. durch Einwirken von Preßluft oder
Vakuum oder auch mittels Matrize und Patrize, in die gewünschte Form gebracht und in dieser bis zur
Erstarrung gehalten werden. Unter Einfriertemperatur oder Glasumwandlungsiemperatur versteht man
jene Temperatur, bei der der Ausdehnungskoeffizient des Materials eine sprunghafte Änderung erfährt. In
besonderen Fällen formt man Kunststoffe der genannten Art auch bei Raumtemperatur um, und zwar
derart, daß z. B. auf eine in der Randzone fest arretierte Platte hohe Drucke zur Anwendung kommen.
Die dabei eintretende Formänderung wird auch als »kaltes Kriechen« bezeichnet. Wenn die Umformung
dicht unterhalb des Erweichungspunktes durchgeführt wird, bezeichnet man diesen Vorgang als
Relaxationsformung. Im Vergleich zu Umformungsverfahren, bei denen das Ausgangsmaterial über
seine Erweichungstemperatur erwärmt wird, spielen die eben genannten Verfahren nur eine untergeordnete
Rolle.
Anmeldegegenstand ist ein Kaltumformverfahren zum sphärischen oder zylindrischen Umformen planer
Scheiben aus im erwärmten Zustand thermoplastischen oder thermoelastischen Kunststoffen, wobei
die. Randzone der umzuformenden Scheibe zeitweise fest eingespannt wird. Das neue Verfahren ist
dadurch gekennzeichnet, daß die eingespannte Randzone der Scheibe über die Einfriertemperatur des
Kunststoffes hinaus erhitzt, durch den Einspanndruck in Lage und Abmessungen fixiert und bei diesem
Druck bis dicht unter die Einfriertemperatur abgekühlt wird. Danach löst man die Scheibe aus der
Fixierung und läßt sie auf Raumtemperatur abkühlen.
Die erfindungserhebliche Einspannung der Randzone, d. h. deren Fixierung durch Druck, kann auch
erst im Anschluß an das Aufheizen der Randzone erfolgen, jedoch ist es bei jeder Ausführungsform
des Verfahrens erforderlich, die fixierende Einspannung erst dann zu lösen, wenn die Abkühlung der
erhitzten Randzone auf eine Temperatur unterhalb der Glasumwandlungstemperatur erfolgt ist. Die Umformung
der anfänglich planen Scheibe während der Abkühlung der Rand/one nach erfolgter Aufhebung
des Einspanndruckes erfolgt unter der Einwirkung jener Kräfte, die bei der Abkühlung der erhitzten
Randzone auf Raumtemperatur frei werden. — Daß in besonderen Fällen, für die jedoch eine technische
Verwertung z. Z. nicht angegeben werden kann, auch eine im Inneren einer Platte liegende Zone bis über
den Erweichungspunkt erhitzt, unter fixierender Einspannung bis zur Erstarrung abgekühlt und danach
die Einspannung gelöst wird, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
Das neue Verfahren löst in einfacher Weise ein dem Fachmann seit langem geläufiges Problem: Bei
der Herstellung von wärmeisolierenden Doppel-Schalenelementen geht man bisher so vor, daß mindestens
eine der beiden Scheiben im erweichten Zustand bombiert und mit einer zweiten planen oder
gleichfalls bombierten Scheibe in einer Randzone fest verbunden wird. Die Verbindung kann dabei durch
Verkleben, Verschweißen, mit Hilfe elastischer Zwischenprofile usw. erfolgen. Bei der Herstellung
von Sichtelementen, z. B. von Lichtkuppeln und Fenstern für Wohnwagen, wird eine verzerrungsfreie
Optik gefordert. Aus diesem Grunde verwendet man für solche Zwecke in erster Linie hochwertige, durch
Polymerisation in situ hergestellte Ausgangsplatten (cast sheet). Durch die für die Bombierung bisher
unerläßliche Erwärmung wenigstens einer der beiden Platten läßt sich eine optische Unruhe in dem fertigen
Sichtelement nicht völlig vermeiden. Bei Doppelschalenelementen der erfindungsgemäßen Art bleibt
die einwandfreie Optik der Ausgangsscheiben in vollem Maße erhalten. Bei der Herstellung solcher
Elemente geht man mit besonderem Vorteil folgendermaßen vor:
Das Verfahren sei in seiner einfachsten Ausführungsform beschrieben: Eine Platte aus Acrylglas
(Polymethylmethacrylat) der Abmessung 500 · 500 · 3 mm wird in einer Randzone von 10 mm
zwischen einem doppelten Metallrahmen fest eingespannt und in dieser Randzone auf 120 bis 160° C,
d. h. über die Einfriertemperatur hinaus, erwärmt (Fig. 1). Die Erwärmung kann dabei in beliebiger
Weise, z. B. mittels Heißluft, Heißdampf, einer elektrischen Widerstandsheizung, im Hochfrequenz- oder
Ultraschallfeld, erfolgen. Wegen der schlechten Wärmeleitfähigkeit der in Frage stehenden Kunststoffe
beschränkt sich die Erwärmung streng auf den Bereich der geheizten Kontaktflächen. Der auf die
Randzone zur Einwirkung kommende Preßdruck muß so hoch gewählt werden, daß die temperaturbedingte
Längenänderung des Materials verhindert wird; er beträgt z.B. 10 kg/cm2. Im Zustand dieser
durch Preßdruck erreichten Fixierung des Kunststoffes läßt man die Randzone bis dicht unterhalb
'Ji
der Einfriertemperatur, mit Vorteil auf IUO0C, abkühlen
und löst danach die Randeinspannung (Fig. 2). Zu diesem Zeitpunkt weist also die Platte
mit den Flächenabmessungen 500 · 500 mm in der äußeren, ringsum verlaufenden Randzone eine Temperatur
von 100° C und über die restliche Fläche
hinweg eine solche von z. B. 20c C (Raumtemperatur) auf. Im gleichen Maße, in dem die Randzone
bis nur Erreichung der Raumtemperatur abkühlt, wölbt sich der Teil der Platte, der nicht erhitzt und
keinem Preßdruck ausgesetzt war, d. h. die Platte in den Abmessungen 480 ■ 480 mm, sphärisch auf, und
zwar in einem solchen Maße, daß der Scheitelpunkt der umgeformten Scheibe eine Wölbungshöhe von
etwa 25 mm aufweist (F i g. 3). — Die Abkühlung der Randzone kann derart erfolgen, daß man die
entspannte Platte sich selbst überläßt oder die Randzone zusätzlich kühlt.
Das Maß der Wölbung von Platten gleicher Abmessungen hängt von der Art des Kunststoffes,
genauer gesagt von seinem Ε-Modul und von der Lage der Einfriertemperatur, ab. So liegt z. B. die
Einfriertemperatur eines Polycarbonats höher als die des Polymethylmethacrylats. Damit kann im Augenblick
des Lösens der Randeinspannung die Temperaturdifferenz zwischen der heißen Randzone und dem
kühlen Hauptteil der Platte bei Polycarbonat um z. B. 25° C höher liegen als bei Acrylglas. Die Folge
dieser höheren Temperaturdifferenz ist die Ausbildung einer stärkeren Wölbung der Polycarbouatscheibe. —
Von den gemäß dem neuen Verfahren umformbaren Kunststoffen seien Polystyrol, Copolymerisate aus
Acrylnitril, Butadien und Styrol oder aus Acrylnitril und niederen Methacrylestern, Polyvinylchlorid,
Celluloseacetobutyrat und Polyvinylacetat
beispielhaft genannt.
Mit besonderem Vorteil bedient man sich des neuen Verfahrens bei einer sphärischen oder zylindrischen
Umformung von Scheiben aus gereckten Kunststoffen, d. h. von Kunststoffen, die über ihren
Erweichungspunkt erwärmt, in diesem Zustand mono- oder biaxial gereckt und im eingespannten
Zustand unter die Einfriertemperatur abgekühlt werden. Die Umformung eines solchen gereckten Materials
macht es, da die unter der Einwirkung einer neuerlichen Erwärmung frei werdenden Rückstellkräfte
die Platte auf ihre ursprüngliche Größe zurückschrumpfen lassen, erforderlich, daß das Material
während der Erhitzung ur»d der Umformung allseitig fest eingespannt wird. Da die Wölbung des
Materials bei Anwendung des erfindungsgemüikn
Verfahrens bei normaler Temperatur, d. h. weit unt-r
dem Erweichungspunkt erfolgt, muß die umzuformende Scheibe aus gerecktem Material lediglich, wie
im vorstehenden beschrieben, im Bereich der durch Preßdruck fixierten Randzone erwärmt werden, so
daß die genannten Rückstellkräfte über dem größten
ίο Teil der Platte nicht auftreten. Als besonders vorteilhaft
hat es sich erwiesen, die Erwärmung durch Anlegen eines Hochfrequenzfeldes zu bewirken — ein
Verfahren also, das von dem Verschweißen von Kunststoffplatten miteinander dem Fachmann geläu-
fig ist. Nach erfolgter Verschweißung läßt man die erwärmte Randzone bis dicht unterhalb der Einfriertemperatur
des Materials abkühlen und löst dann. wie bereits beschrieben, die Randeinspannung. — Für
die Ausbildung der gewünschten beidseitigen WoI-
bung des Doppeleleme-Hes ist es unerläßlich, daß
zwischen dem von den beiden Platten gebildeten Hohlraum und der Außenatmosphäre ein Druckausgleich
eintreten kann. Dies geschieht in einfacher Weise derart, daß wenigstens eine der Platten ein^
Λ5 oder mehrere Öffnungen aufweist. Mit der Abkühlung
der Randzone wölben sich beide Scheiben sphärisch nach außen, wobei bei einer raschen Abkühlung und
beim Anbringen kleiner öffnungen die Luft zischend in die von beiden Platten gebildete Kammer einströmt.
Die den Druckausgleich ermöglichenden Öffnungen werden mit Vorteil bereits vor Zusammenlegen
der zu verschweißenden Platten angebracht, können jedoch auch zu einem beliebigen Zeitpunkt
während oder nach Entspannung der Randzone gebohrt werden.
Wenn eine Einfachscheibe nicht sphärisch, sondern lediglich zylindrisch umgeformt werden soll,
wird diese während der Erwärmung über den Erweichungspunkt nur an zwei gegenüberliegenden
Rändern im beschriebenen Sinne arretiert.
Der Grad der Wölbung ist u. a. von der Dicke des umzuformenden Materials abhängig, und zwar derart,
daß unter sonst gleichen Bedingungen und bei gleichen Abmessungen die dickere Platte einen geringeren
Wölbungsgrad aufweist als die dünnere Platte, eine Erscheinung, die z. B. bei der Herstellung
unsymmetrisch gewölbter Doppelschalenelemente ausgenutzt werden kann.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Kaltumformverfahren zum cphärischen oder
zylindrischen Umformen planer Scheiben aus im erwärmten Zustand thermoplastischen oder
thermoelastischen Kunststoffen, wobei die Randzone der umzuformenden Scheibe zeitweise fast
eingespannt wird, dadurch gekennzeich- ig net, daß die eingespannte Randzone der Scheibe
über die Einfriertemperatur des Kunststoffes hinaus erhitzt, durch den Einspanndruck in Lage
und Abmessungen fixiert und bei diesem Druck bis dicht unter die Einfriertemperatur abgekühlt,
aus der Fixierung gelöst und auf Raumtemperatur abgekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwei plane, aufeinandergelegte
Scheiben derart nach Anspruch 1 behandelt werden, daß bei unter dem Einspanndruck erfolgender
Erwärmung beide Scheiben in der Randzone verschweißt werden und dabei Druckausgleich
zwischen der Atmosphäre und dem sich ausbildenden Hohlraum zwischen den Platten durch
Anbringung mindestens einer Öffnung in mindestens einer der beiden Platten erzielt wird.
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