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Die Erfindung betrifft ein Ergänzungsfuttermittel für Nutz- und Haustiere, insbesondere Milchkühe.
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Kühe erhalten regelmäßig Rauhfutter (Grassilage, Maissilage, Heu, Industrienebenprodukte wie z.B. Biertreber). Um eine hohe Milchleistung zu erzielen, benötigt die Kuh einen optimalen Futtermix (TMR Totale Mischration). Zum Rauhfutter kommt deshalb eine bestimmte Menge an Kraftfutter, um die Energiekonzentration im Futter anzuheben. In der gesamten Mischration werden ca. 16 % Rohprotein bei einer Netto-Engergie-Laktation (NEL) von 7,2 benötigt, um jährlich pro Milchkuh ca. 10.000 -12.000 Liter Milchleistung zu erhalten.
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Die Struktur des Futters bezogen auf die TMR sollte 16-18 % Rohfaser beinhalten. Dabei besteht die TMR in der Regel aus einer Kombination von Rauhfutter, Kraftfutter und Mineralfutter. Unerwünschte Belastungen des Futters finden sich insbesondere im Rauhfutter, können aber auch im Kraftfutter nicht vollständig vermieden werden. Mykotoxine/Aflatoxine können sowohl im Rauhfutter als auch im Kraftfutter vorkommen und beeinträchtigen die Futterqualität. Zusätzlich lassen sich Tierkadaver in der Grassilage (Mäuse, Maulwürfe, Fallwild) nicht vermeiden. Clostridium Botulinum kann zu ernsthaften Vergiftungen und damit hohen Verlusten im Tierbestand führen. Beim Mais entsteht häufig durch zu späte Ernte eine unerwünschte Mykotoxinbelastung. Gleiches ergibt sich entsprechend auch bei Überstand von Gras.
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Das Tier benötigt deshalb eine regelmäßige Prophylaxe, um mit den in der Praxis kaum zu vermeidenden Schadstoffbelastungen im Futter fertig zu werden.
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In Kalkwerken wird Kalkstein, Calciumcarbonat CaCO3, abgebaut und in Brecherwerken gebrochen. Dabei werden nur die größeren Bestandteile, beispielsweise > 50 mm Sieblinie, direkt in den Kalkofen zur Produktion des Branntkalkes, nämlich Calciumoxid CaO bei Temperaturen von > 800 °C gegeben. Die kleineren Bruchstücke des Kalksteins, also hier mit einer Sieblinie < 50 mm, werden dann gewaschen, um für die weitere Produktion noch verwertbare Kalksteine aus dieser Menge zu extrahieren. Nach dem Waschen ist es dann erforderlich, dass diese nasse Gesteinsmasse zunächst getrocknet wird, damit ein anschließendes Sieben durchgeführt werden kann. Beim Trocknungsvorgang entsteht dabei Staub, der durch Absaugen aus dem Trocknungsprozess ausgeschleust wird. Bisher wird dieser tonhaltige Kalkstaub zusammen mit dem durch die Absiebung entstehendem Restmaterial im Kalkwerk aufgehaldet.
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Ferner wird in Kalkwerken, die Branntkalk herstellen, das verwendete Kalkstein-Gestein teilweise gewaschen, um beste Qualitäten zu erzielen. Insbesondere wird dabei in kalksteinverarbeitenden Betrieben die sog. Vorabsiebung in speziellen Anlagen gewaschen und nach Korngrößen sortiert. In beiden Fällen verbleibt ein Reststoffanteil der Korngrößen < 0,1 mm. Dieser Schlamm, eine Kalk-/Tonsuspension, wird in den kalksteinverarbeitenden Betrieben mittels Kammerfilterpressen oder Absetzbecken auf einen Trockensubstanzgehalt von ca. 80 % entwässert. Der dabei entstehende Kammerfilterkuchen fällt als relativ feste Platten aus der Presse und zerfällt zu einem lockeren, klumpigen Haufwerk. Alternativ wird der Schlamm, bestehend aus einer Kalk-/Tonsuspension, in Absetzbecken geleitet, indem sich dann die Feinteilchenbestandteile am Boden absetzen. Nach einer ausreichenden Trocknungszeit ergibt sich eine lockere, klumpige Masse gleicher Zusammensetzung, die anschließend weiter zu einem Pulver getrocknet werden kann.
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In beiden Fällen liegt ein tonhaltiger Kalkstaub vor, der vor allem aus Kalziumcarbonat besteht und weiterhin wertvolle Tonminerale enthält. Der pH-Wert des tonhaltigen Kalkstaubes liegt bei 7,5 bis 10, insbesondere nahe 10.
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Eine Verwendung dieses tonhaltigen Kalkstaubes ist in der
DE 10 2017 127 003 A1 als Einstreu für die Tierhaltung beschrieben.
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Kaolin-Erde ist ein natürlich vorkommendes Verwitterungsprodukt, das als Hauptbestandteil das Mineral Kaolinit enthält. Ferner enthält die natürlich vorkommende Kaolin-Erde Verwitterungsprodukte, bspw. aus Feldspat sowie Tonminerale und - je nach natürlichem Vorkommen - auch Bestandteile von Humus mit Huminsäuren und Kohlenstoff-Trägern. Selbstverständlich können neben dem Hauptbestandteil des Minerals Kaolinit auch weitere Minerale der Kaolinit-Gruppe enthalten sein.
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Ein aus dieser natürlich vorkommenden Kaolin-Erde abgeleitetes Produkt ist ein Futtermittelzusatzstoff E559, der unter dem Markennamen „FIR (Humic Clay)“ der Agricentrum Van der Kroon B.V., Dr. Nuyenstraat 61, NL 1617 KB Westwoud angeboten wird. Dieser Humus-haltige Kaolinit-Ton soll 96 % Kaolinit und 4 % feuchte Humusanteile sowie Meersalz und Muschelkreide aufweisen. FIR (Humic Clay) ist ein pulverförmiges, kohlenstoffhaltiges Tonmineral mit einem hohen Anteil an Huminsäuren. Es wird dem Futter beigemischt und insbesondere an Rinder, Milchkühe und Kälber als Zusatzstoff verfüttert. FIR (Humic Clay) bindet Toxine und Mykotoxine und führt zu einer Zunahme der Darmschleimhaut, reduziert Durchfallerkrankungen und sorgt für eine Stärkung des Immunsystems. Leider enthält FIR (Humic Clay) unerwünschte Bestandteile, für die festgelegte Höchstgrenzen nicht überschritten werden dürfen. Entsprechend darf dieses Produkt von Landwirten gemäß Futtermittelverordnung als Futtermittelzusatzstoff nur als Mischfutter mit anderen Futtermitteln in eng begrenzten Zumischungen verfüttert werden. Dazu sind eine Reihe von rechtlichen Anforderungen einzuhalten und es sind entsprechende Dokumentationspflichten sicherzustellen.
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Ferner ist aus der
WO 2018/001396 A1 ein Einstreumaterial sowie Liegematratze für die Tierhaltung bekannt, bei dem das Einstreumaterial neben einem volumenbildenden Bestandteil aus Stroh oder dergleichen einen Kalk-haltigen Bestandteil aus dem eingangs geschilderten Kammerfilterkuchen aufweist. Die Kombination der im Kammerfilterkuchen enthaltenen Bestandteile einhergehend mit dem pH-Wert von ca. 10 führt zu einer hygienisierenden Wirkung bei dem Einsatz des Produktes in Liegeboxen. Die wertvollen Tonminerale wirken pflegend. Das Produkt leistet einen wesentlichen Beitrag für die Tiergesundheit und das Tierwohl.
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Ferner ist es bekannt, dass viele Nutz- und Haustiere Futterkalk benötigen. Futtermittelhersteller mischen daher Futterkalk unter die herkömmliche Tiernahrung. Nutztiere, wie bspw. Rinder, Schweine und Geflügel erhalten Futterkalk meist in die saisonal verfügbaren Futtermittel beigemengt. Futterkalke stärken den tierischen Knochenaufbau und liefern wichtige Spurenelemente und Mineralien. Insbesondere Milchvieh hat einen hohen Bedarf an Kalziumverbindungen, da anderenfalls Mangelerscheinungen auftreten bzw. die Milchleistung sinkt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Ergänzungsfuttermittel für Nutz- und Haustiere anzugeben, das die Tiergesundheit, insbesondere für Milchkühe, verbessert.
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Gelöst wird diese Aufgabe mit dem in Anspruch 1 wiedergegebenen Ergänzungsfuttermittel. Das Ergänzungsfuttermittel für Nutz- und Haustiere, insbesondere Milchkühe, weist einen Ton-haltigen Kalkstaub mit einem Massenanteil von 0,5 bis 0,8 und Kaolin-Erde mit einem Massenanteil von 0,5 bis 0,2 auf, wobei der Ton-haltige Kalkstaub bei der Absaugung bei einem Trocknungsvorgang ausgeschleust wird, wobei eine nasse Gesteinsmasse in Kalksteinbrüchen beim Waschen von kleinteiligen Kalksteinen anfällt und diese vor einer Siebung mit dem Trocknungsvorgang getrocknet wird, und die Kaolin-Erde ein natürlich vorkommendes Verwitterungsprodukt ist, das Kaolinit enthält. Dieses Ergänzungsfuttermittel liefert mit seiner Mischung aus Ton-haltigem Kalkstaub und Kaolin-Erde eine insbesondere für Rinder und Milchvieh optimale Ergänzung zu üblichem Grün- und Silage-Futter und/oder Kraftfutter, da es einen hohen Bestandteil an Kalkstein (CaCO3) und/oder an Dolomit (CaM9(CO3)2) enthält und somit ein wichtiger Kalzium(und Magnesium)-Lieferant ist. Ferner wirken die Tonmineralbestandteile im Ton-haltigen Kalkstaub und in der Kaolin-Erde positiv auf den Verdauungstrakt der Tiere. Insbesondere kann eine Zunahme der Darmschleimhaut um das 5 bis 10-fache und damit eine verbesserte Widerstandsfähigkeit des Tieres erreicht werden.
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Überaschenderweise hat sich gezeigt, dass die für die äußerliche Anwendung positiven Tonmineral-Bestandteile, wie sie aus dem Ton-haltigen Kalkstaub bereits für die Verwendung als Einstreumaterial bekannt sind, sich auch sehr positiv bei der Einnahme darstellen. Die im Ton-haltigen Kalkstaub und auch in der Kaolin-Erde enthaltenen Tonminerale sind negativ geladen. Unerwünschte Schadstoffe und Gifte, die das Tier z. B. durch überbelastetes Futter aufnimmt, sind positiv geladen. Die Tonminerale binden die Toxine und Mykotoxine und führen diese über den Kot des Tieres ab. Leber und Niere müssen weniger zur Entgiftung des Körpers beitragen. Mit der nachweisbar gesünderen Darmflora wird das Immunsystem des Tieres gestärkt. Entsprechend ist das Tier weniger anfällig für Bakterien und sonstige Krankheitserreger.
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Bei Wiederkäuern wird das Futter beim Wiederkäuen zerkleinert, wobei beispielsweise eine Kuh bis zu 150 Liter Speichel pro Tag produziert. Das im Speichel enthaltene Natriumbicarbonat ist im Wesentlichen für das optimale Milieu im Pansen der Kuh zuständig. Dies kann durch die Zugabe von Futterkalk und insbesondere durch den tonhaltigen Kalkstaub unterstützt werden. Durch die Kalkbestandteile im Ton-haltigen Kalkstaub wird der pH-Wert im Pansen der Milchkuh auf ein optimales Milieu (pH-Wert 6,2 bis 6,3) für die Pansenmikroben angehoben. Dies regt insbesondere die Glukoseproduktion an. Glukose ist der universelle Betriebsstoff für den Energiehaushalt des Rindes. Dabei sind gewisse Zellen und Gewebe, wie Gehirn, Erythrozyten oder das Euter zur Milchproduktion obligatorisch darauf angewiesen. Eine optimale Glukoseproduktion führt zu einer verbesserten Nährstoffeffizienz.
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Es hat sich gezeigt, dass das Ergänzungsfuttermittel mit einem Massenanteil von 0,6 bis 0,75 des Ton-haltigen Kalkstaubes und einem Massenanteil von 0,4 bis 0,25 Kaolin-Erde eine hohe Bekömmlichkeit für die Nutztiere hat. Ein besonders bevorzugtes Mischungsverhältnis besteht dann, wenn der Ton-haltige Kalkstaub einen Massenanteil von 0,7 und die Kaolin-Erde einen Massenanteil von 0,3 haben.
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In weiterer Ausbildung enthält die Kaolin-Erde Humus. Damit sind verrottete, pflanzliche Rückstände Bestandteil der Kaolin-Erde. Bevorzug enthält der Humus Huminsäuren. Die im Humus enthaltenen wertvollen Huminsäuren dienen im Gegensatz zu Antibiotika dazu, Krankheitserreger zugunsten der physiologischen Hauptflora des Darms zahlmäßig zu verdrängen oder auszudünnen. Ferner wird die Darmschleimhaut unter dem leicht gerbenden Einfluss der Huminsäure abgedichtet. Die bereits genannte Zunahme der Darmschleimhaut bei gleichzeitig gesünderer Darmflora führt somit zu einem starken Immunsystem des Tieres. Dabei bilden die Tonminerale pflegende Schleimstoffe im Darm, womit ist insgesamt zu einer Verbesserung der Futtereffizienz führt.
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Wenn die Kaolin-Erde Kohlenstoff enthält, was insbesondere bei einem Humusgehalt von bspw. 2-10 Gew.-% in der Kaolin-Erde erreicht werden kann, wird ein ergänzender Stoff zur Aufnahme und Reduktion von Toxinen im Darmtrakt des Tieres bereitgestellt.
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Dadurch, dass die Kaolin-Erde weitere Minerale der Kaolinit-Gruppe enthält, können auch Minerale wie Dickit, Nakrit, Halloysit, Endellit und/Odinit als Vertreter dieser Gruppe und/oder dem Oberbegriff der Schichtsilikat-Minerale Wasser binden und für die Funktionsfähigkeit des Darmtraktes wichtige Schleimschichten aufbauen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102017127003 A1 [0008]
- WO 2018/001396 A1 [0011]