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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Dreh-/Kippfenster nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Beschlaganordnung eines solchen Fensters bzw. für ein solches Fenster.
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Dreh-/Kippfenster sind aus dem Stand der Technik in verschiedensten Ausführungen bekannt. Um Dreh-/Kippfenster zu sichern, ist es bekannt, den Kippwinkel zu begrenzen.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Dreh-/Kippfenster und eine Beschlaganordnung mit einer konstruktiv einfachen und dennoch sehr gut handhabbaren Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung zu schaffen, die auch größeren Belastungen sicher standhält.
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Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst.
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Nach Anspruch 1 wird ein Dreh-/Kippfenster mit einem festen Blendrahmen und einem relativ dazu um eine Kippachse - X-Achse - in eine Kippstellung und um eine zur Kippachse - X-Achse - senkrechte Drehachse - Y-Achse - in eine Drehstellung beweglichen Flügel mit einem Flügelrahmen, wobei der Blendrahmen und der Flügelrahmen jeweils zwei horizontal und zwei vertikal ausgerichtete Rahmenholme aufweisen, mit einer Beschlaganordnung, die einen Dreh-/Kippbeschlag aufweist und eine Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung beim Öffnen des Flügels um die Kippachse, sowie eine Stellvorrichtung zum Umstellen zumindest zwischen einem Drehöffnen und einem Kippöffnen des Flügels, wobei die Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung zwei Lenkeranordnungen zwischen Blendrahmen und Flügelrahmen aufweist, wobei eine der Lenkeranordnungen an der Seite der Drehachse zwischen Blendrahmen und Flügelrahmen angeordnet ist und eine der Lenkeranordnungen an einer anderen - insbesondere an einer Griffseite - des Flügelrahmens zwischen Blendrahmen und Flügelrahmen, wobei die Lenkeranordnungen zwischen dem Blendrahmen und dem Flügelrahmen wirken, und wobei beiden Lenkeranordnungen zum Drehöffnen jeweils auf funktional verschiedene Weise vom Flügel lösbar sind.
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Derart wird eine Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung realisiert, die eine hohe Sicherheit bietet und dennoch sehr gut und einfach handhabbar ist. Zudem ist der Aufbau dieser Einrichtung konstruktiv einfach gestaltet.
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Der Begriff der „Dreh-/Kippfenster“ ist nicht zu eng zu fassen. Er umfasst sowohl „Dreh-/Kippfenster“ als auch „Dreh-/Kipptüren“, die sich in Einbaustellung bis zu einem Boden erstrecken können. Die Drehachse ist vorzugsweise vertikal ausgerichtet. Die Kippachse ist dagegen vorzugsweise unten horizontal an dem Fenster ausgebildet (jeweils bezogen auf einen Einbau in einer Öffnung einer sich vertikal erstreckenden Wand eines Gebäudes). Die Kippachse kann aber bei einer alternativen Ausgestaltung auch oben an dem Fenster ausgebildet sein. Nachfolgend werden „Dreh-/Kippfenster“ synonym auch kurz als „Fenster“ bezeichnet. Die Seite mit der Drehachse wird am Flügel auch als drehachsenseitig bezeichnet. Die gegenüberliegende Seite des Flügels wird zudem nachfolgend auch immer wieder als „Griffseite“ bezeichnet.
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Es ist bevorzugt und konstruktiv einfach, wenn die Lenkeranordnungen jeweils einen Lenker aufweisen, der an einem seiner Enden an den Blendrahmen in fester Höhe schwenkbar angelenkt ist und mit einem anderen Ende jeweils mit einem Führungselement in eine jeweilige Kulisse eines jeweiligen Führungsstückes eingreift, wobei die jeweiligen Führungsstücke drehachsenseitig und griffseitig an dem Flügelrahmen angeordnet sind. Besonders vorteilhaft und einfach lässt sich die Erfindung umsetzen, wenn das drehachsenseitige Führungsstück unbeweglich an dem Flügelrahmen fixiert ist und das das griffseitige Führungsstück beweglich an dem Flügelrahmen angeordnet ist. Es sind aber auch kinematische Umkehrungen vorstellar. Derart wird jeweils mit einfachen Mitteln eine stabile und sichere Kippwinkelbegrenzung erreicht. Diese Lösungen sind zudem insbesondere vorteilhaft, wenn sich Riegelstangen - auch Riegelstangen genannt - auf der Griffseite und der Drehachsenseite des Flügels in entgegengesetzte Richtungen bewegen, wenn ein Umstellen von einer Kippstellung in eine Drehstellung erfolgt.
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Konstruktiv einfach und dennoch sehr funktionssicher realisierbar ist die Erfindung nach einer bevorzugten vorteilhaften Variante dadurch, dass das Führungselement des drehachsenseitigen Führungsstücks nur drehend um die Drehachse Y aus diesem Führungsstück lösbar ist und dass das griffseitige Führungselement im Wesentlichen direkt in Z-Richtung aus dem griffseitigen Führungselement lösbar ist, da es beim Drehen des Handgriffes in die Drehstellung zuvor vollständig aus seinem Führungsstück herausgetreten ist.
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Bei einer bevorzugten Variante kann insofern vorgesehen sein, dass das eine - insbesondere das griffseitige - Führungsstück mit einer Riegelstange einer Riegelstangenanordnung der Stellvorrichtung des Flügels gekoppelt ist, so dass es sich mit dieser Riegelstange bewegt. Dann kann weiter vorteilhaft vorgesehen sein, dass das mit der Riegelstange der Riegelstangenanordnung der des Flügels gekoppelte Führungsstück derart an der Riegelstange angeordnet ist, dass das Führungselement bei einem Bewegen des Handgriffes aus der Kulisse dieses Führungsstückes austritt, so dass der Flügel im Bereich der griffseitigen Lenkeranordnung unkompliziert drehend geöffnet werden kann.
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Ergänzt werden kann diese Variante der Erfindung vorteilhaft dadurch, dass die Kulisse des nicht mit der Riegelstange der Riegelstangenanordnung des Flügels gekoppelten und am Flügelrahmen fest fixierten Führungsstücks eine Ausdreh-Aussparung aufweist, in deren Bereich das Führungselemente bei einem Drehöffnen des Flügels aus der Kulisse herausdrehbar ist, so dass der Flügel auch im Bereich der drehachsenseitigen Lenkeranordnung einfach drehend um die Drehachse geöffnet werden kann.
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Es kann weiter vorgesehen sein, dass die Ausdreh-Aussparung eine Anschrägung aufweist, welche das Außer Eingriff bringen zwischen Kulisse und Führungselement vereinfacht.
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Es ist konstruktiv weiter einfach und vorteilhaft, wenn nach einer Variante vorgesehen ist, dass die Kulissen jeweils nach Art einer beidseitig hinterschnittenen und zu einer Seite hin offenen Nut ausgestaltet sind und dass das jeweilige Führungselement wie eine Art Nutstein oder Rolle mit T-förmigem Querschnitt mit der jeweiligen Kulisse in Eingriff bringbar und in diesen bewegbar ist.
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Nach einer Variante kann zum Verändern des Kippwinkels vorteilhaft vorgesehen sein, dass einer oder mehrere Nutensteine vorgesehen sind, welche zur Veränderung des Kippwinkels in die jeweiligen Kulissen einsetzbar sind.
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Zur Kippwinkelbegrenzung ist weiter vorteilhaft, wenn die Kulissen - bei einem vertikalen Einbau des Fensters - vertikal nach unten hin geschlossen und nach oben hin offen ausgestaltet sind.
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Nach einer vorteilhaften Variante kann vorgesehen sein, dass die Stellvorrichtung einen Handgriff aufweist und ein Getriebe, dass diesen mit der Riegelstangenanordnung koppelt. Der Handgriff kann auch zum Kippen und Schliessen des Fensters zugesehen sein. Denkbar ist aber auch ein motorisches Kippen und/oder Drehen.
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Es ist dann weiter bevorzugt, wenn der Handgriff zwischen einer Geschlossenstellung, einer Kippstellung und einer Drehstellung verstellbar ist. Besonders bevorzugt ist eine Schaltstelllogik „Kipp“ - horizontale Ausrichtung des Griffes - vor „Dreh“ - vertikale Ausrichtung des Griffes nach oben.
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Es kann weiter vorteilhaft vorgesehen sein, dass am Handgriff ein Schloss zum Sperren des Erreichens der Drehstellung und Freigeben des Bewegens des Handgriffes in die Drehstellung vorgesehen ist.
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Optional kann nach einer optionalen Weiterbildung der Erfindung zur Erhöhung der Einbruchsicherung vorgesehen sein, dass eines oder mehrere miteinander korrespondierende und vorzugsweise metallische Hakenelemente im Bereich der unteren Blend- und Flügelrahmenholme am Blendrahmen und am Flügelrahmen angeordnet sind, insbesondere angeschraubt sind, wobei die korrespondierenden Hakenelemente derart gestaltet sind, dass sie ineinander greifen, aber ein Kippen des Flügels dennoch erlauben. Einfach realisierbar ist dies beispielsweise dadurch, dass das wenigstens eine Hakenelement am Blendrahmen eine oder mehrere Öffnungen aufweist, die von einem oder mehreren Hakenabschnitten des korrespondierenden wenigstens einen Hakenelements am Flügelrahmen durchgriffen sind.
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Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von einigen bevorzugten Ausführungsbeispielen unter Bezug auf die Figuren näher beschrieben. Die Figuren sind aber lediglich beispielhaft zu verstehen und veranschaulichen die Erfindung nicht in abschließender Weise. Auch andere wortsinngemäße Ausführungsformen und Äquivalente der dargestellten Ausgestaltungen fallen unter den Schutzbereich. Zudem sind einzelne Halbsätze, Sätze oder Absätze der nachfolgenden Beschreibung je für sich betrachtet nicht nur für das dargestellte Ausführungsbeispiel vorteilhaft, sondern allgemeiner auch für andere Ausführungsbeispiele der Erfindung. Es zeigen:
- 1: in a) und b) zwei verschiedene perspektivische Ansichten eines Fensters, welches eine erfindungsgemäße Beschlaganordnung aufweist, wobei sich der Flügel in einer Kipp-/Öffnungsstellung befindet;
- 2: in a) eine perspektivische Darstellung von Elementen eines oberen Abschnitts eines Dreh-/Kippbeschlages und in b) eine entsprechende Ansicht eines unteren Abschnitts dieses Beschlages;
- 3 in a) eine erste perspektivische Ansicht einer Kippwinkelbegrenzungseinrichtung des Beschlages aus 2a) und b) mit einer ersten und einer zweiten Lenkeranordnung, in b) eine zweite perspektivische Ansicht der Anordnung aus a) und in c) die Anordnung aus a) mit teilweise teiltransparent gezeichneten Elementen;
- 4 in a) das Anbringen einer Lenkeranordnung an einen; den Blendrahmenholm aus a) mit dem daran angebrachten Lenker, der in eine obere vertikale Stellung bewegt ist, die einer Geschlossenstellung entspricht; in c) einen Handgriff am Flügel in einer Kippstellung und in d) einen Ausschnitt des Fensters aus 1 a) in der Kippstellung;
- 5 in a) eine perspektivische Ansicht eines drehachsenseitigen Führungsstückes, in b) eine Draufsicht auf das Führungsstück aus a), in c) ein Herausdrehen eines Führungselementes einer Lenkeranordnung aus dem Führungsstück aus a) und b) und in c) das Führungsstück aus a) und b) mit in das Führungsstück eingesetzten Nutsteinen;
- 6 einen Schnitt durch einen Abschnitt eines Fensters aus 1a) mit einem Blendrahmenholm und einem Flügelrahmenholm, einem drehachsenseitigen Führungsstück und einer Lenkeranordnung; und in b) und c) jeweils das drehachsenseitige Führungsstück und Nutsteine;
- 7 einen oberen Eckbereich des Fensters aus a) beim Anbringen eines Führungsstückes und in b) und c) zwischen Schnitte durch einen drehachsenseitigen Flügelrahmenholm beim Anbringen des drehachsenseitigen Führungsstückes; und
- 8 in a) bis c) Schnitte durch einen unteren Bereich des Fensters aus a).
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Die im Folgenden verwendeten Begriffe wie „oben“, „unten“, „rechts“, „links“, „seitlich“, „vertikal", „horizontal“ beziehen sich auf die jeweilige Zeichnungsebene.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Dreh-/Kippfensters 1 mit einem festen Blendrahmen 2 und einem relativ dazu beweglichen Flügel 3. Nachfolgend werden die Begriffe „Dreh-/Kippfenster“ und „Fenster“ auch synonym verwendet.
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In 1a ist ein kartesisches Koordinatensystem eingezeichnet. Die X-Achse erstreckt sich horizontal und die Y-Achse vertikal. Die Z-Achse erstreckt sich horizontal senkrecht zur X-Achse. Die Hauptebene des Fensters 1 ist die X-Y-Ebene.
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Der Blendrahmen 2 wird in der Regel in vertikaler Stellung in eine Öffnung einer vertikal ausgerichteten Gebäudewand eingebaut. Dann sind ein unterer und ein oberer Rahmenholm 201, 203 in der Regel horizontal ausgerichtet und ein linker und rechter Rahmenholm 202, 204 vertikal. Das Fenster kann theoretisch auch schräg eingebaut werden. Dann verschieben sich diese Ausrichtungen entsprechend.
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Zudem ist üblicherweise auch der Flügel 3 mit einem Flügelrahmen 31 derart ausgerichtet, dass ein unterer und ein oberer Rahmenholm 301, 303 horizontal ausgerichtet sind und ein linker und rechter Rahmenholm 302, 304 vertikal. Die Begriffe Rahmenprofil und Rahmenholm werden nachfolgend synonym verwendet. Die Rahmenholme können aus beliebigen Materialien bestehen, so aus Metall oder Kunststoff oder aus mehreren Schalen/Einzelprofilen verschiedenen Materials, die zu einem Verbund zusammengesetzt sind.
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Der Flügel 3 ist an dem Blendrahmen 2 mit Hilfe einer Beschlaganordnung 4 beweglich. Diese Beschlaganordnung ist insgesamt als Dreh-/Kippbeschlag ausgebildet. Ein solcher ist in bevorzugter - aber nicht zwingender - Ausgestaltung in den 2a und 2b dargestellt.
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Dabei kann der Flügel 3 mit der Beschlaganordnung 4 um eine Achse parallel zur Richtung X - auch horizontale Achse X genannt - , hier eine untere horizontale Achse in eine Öffnungsstellung, wie sie in 1 dargestellt werden, gekippt werden und er kann alternativ um eine zur Y-Achse parallele vertikale Achse - auch Drehachse Y genannt - in eine Öffnungsstellung gedreht werden (hier nicht dargestellt).
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Die Beschlaganordnung 4 umfasst dazu hier ein unteres Ecklager 41 (2b) und eine obere Ausstellschere 42 (2a). Die Seite des Flügels 3, an welcher der vertikale Rahmenholm 304 ausgebildet ist und an der die Drehachse Y ausgebildet ist, wird nachfolgend auch Drehachsenseite genannt.
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Die Beschlaganordnung 4 kann aber auch - hier nicht dargestellt - anders ausgestaltet sein und z.B. erste Bänder - Kippbänder - welche die unteren horizontalen Rahmenholme 201, 301 gelenkig miteinander verbinden und zweite Bänder, welche zwei der vertikalen Rahmenholme 202, 302 drehbar miteinander verbinden, aufweisen (hier nicht dargestellt).
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Die Beschlaganordnung 4 umfasst zudem weitere Elemente.
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So dient zum Öffnen und Schliessen und zum Umstellen zwischen Drehposition und Kippposition eine Stellvorrichtung 46 der Beschlaganordnung 4. Die Stellvorrichtung 46 kann einen Handgriff 461 aufweisen. Der Handgriff 461 kann ferner mit einem Riegelelement verbunden sein, das zum Eingriff in den Blendrahmen vorgesehen ist (hier nicht im Detail abgebildet).
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Der Handgriff 461 dient einerseits dazu, den Flügel 3 im Blendrahmen 2 festzulegen. Zudem dient der Handgriff 461 vorzugsweise auch dazu, die Beschlaganordnung zwischen dieser ersten Stellung - einer Verschlussstellung -, einer zweiten Stellung - einer Kippstellung - und einer dritten Stellung - einer Drehstellung umzustellen. Er kann zudem vorzugsweise auch dazu genutzt werden, den Flügel 3 relativ zum Blendrahmen 2 in diese Stellungen zu bewegen.
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Der Handgriff 461 kann über ein nur mit Hilfe eines Schlüssels betätigbares Schloss 462 verfügen. Mit diesem Schloss 462 kann der Handgriff 461 in wenigstens einer seiner Drehposition verriegelt werden oder es kann eine Bewegung in einer dieser Positionen gesperrt werden.
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Üblicherweise wird ein Handgriff nach dem Stand der Technik wie folgt genutzt: Ist der Flügel an den Blendrahmen gelegt worden, kann der Handgriff nach unten gedreht werden, so dass sich das Fenster in Verschlussstellung befindet. Wird der Handgriff dagegen in eine horizontale Stellung bewegt, kann der Flügel drehend geöffnet werden. Wird der Handgriff sodann nach oben gedreht, kann das Fenster gekippt werden (die Nutzung des Handgriffs ist hier nicht dargestellt).
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Hier wird der Handgriff 461 vorzugweise anders genutzt. Die bevorzugte Nutzung ist wie folgt:
- Ist der Flügel 3 an den Blendrahmen 2 gelegt, kann der Handgriff 461 nach unten gedreht werden, so dass sich das Fenster 1 in Verschlussstellung befindet. Wird der Handgriff dagegen in eine horizontale Stellung bewegt, kann der Flügel 3 kippend um die horizontale Drehachse X in die Kippstellung der 1a) und 1b) geöffnet werden. Wird der Handgriff 461 sodann nach oben gedreht, kann das Fenster drehend um die vertikale Drehachse Y an der Drehachsenseite in eine Drehstellung geöffnet werden (hier nicht dargestellt).
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Die Reihenfolge „Kipp-vor-Dreh“ wird insbesondere genutzt, um die Gefahr des Herausfallens durch ein versehentlich geöffnetes Fenster zu verringern. Es kann - wie bereits erwähnt - zusätzlich vorgesehen sein, dass die Drehstellung nur durch das Nutzen eines Schlüssels bzw. das Entriegeln des Schlosses 462 zu erreichen ist.
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Auch für die Kippstellung weist das Fenster der 1a und 1b eine Sicherheitsfunktionalität auf. Diese wird mit Hilfe einer Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung realisiert. Diese Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung ist so gestaltet, dass der Flügel nur bis zu einem Grenzkippwinkel geöffnet werden kann, wobei die Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung auch eine Erhöhung der Sicherheit gegen Einbruchsversuche bieten kann.
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Die Ausstellschere 41 und das Eckdrehlager 42 der Beschlaganordnung stellen die verschiedenen Schwenk- bzw. Drehachsen des Dreh-/Kippbeschlages 4 zur Verfügung. Dabei erfolgt eine Umstellung zwischen der Verschlussstellung, der Kippstellung und der Drehstellung über eine mit dem Handgriff 461 gekoppelte Riegelstangenanordnung 43, die zumindest am Flügelrahmen 31 beweglich angeordnete Riegelstangen 44 und Eckumlenkungen 45 aufweist.
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Die Funktionalität eines Eckdrehlagers 41 und einer Ausstellschere 42 sind dem Fachmann allgemein bekannt. Ergänzend wird rein beispielhaft zur Umsetzung solcher Komponenten auf die
DE 20 2006 003 177 U1 und die
DE 30 45 813 C2 verwiesen. Einsetzbar sind aber auch vertikale und horizontale Drehlager anderer Art.
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Die Riegelstangen 44 der Riegelstangenanordnung 43 sind am Flügel 3 angeordnet, vorzugsweise an dessen Umfangsrand, und werden bei Bewegungen/Drehungen des Handgriffs 461 linear bewegt. Wird der Handgriff 461 aus der in 1a, 1b und 2a, b dargestellten Kippstellung in die Drehstellung nach oben bewegt, bewegt sich hier die griffseitige Riegelstange 44 vertikal nach unten. Über die in 1 linke obere Eckumlenkung 45, die obere Riegelstange 44 und die rechte obere Eckumlenkung 45 wird dies auf der Drehachsenseite in eine Bewegung der Riegelstange 44 vertikal nach oben umgesetzt. Angedeutet wird dies durch zwei Pfeile P1, P2.
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An der Griffseite des Flügels 3 und an der Drehachsenseite des Flügels 3 bewegen sich die Riegelstangen 44 somit vertikal gegenläufig auf und ab (P1, P2) bzw. im und gegen den Uhrzeigersinn gleichläufig.
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Dabei ist die Beschlaganordnung 4 weiter mit einer Kippwinkel-Begrenzungseinrichtung versehen. Diese Kippwinkelbegrenzungseinrichtung 41 weist eine erste Lenkeranordnung 47 und eine zweite Lenkeranordnung 48 auf.
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Die erste Lenkeranordnung 47 wirkt zwischen dem ersten - hier linken - Rahmenprofil 202 des Blendrahmens 2 und dem korrespondierenden parallel verlaufenden ersten bzw. hier linken Rahmenholm 302 des Flügelrahmens kippwinkelbegrenzend.
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Die zweite Lenkeranordnung 48 wirkt hingegen dem zweiten - hier rechten - Rahmenprofil 204 des Blendrahmens 2 und dem korrespondierenden parallel verlaufenden zweiten bzw. hier rechten Rahmenholm 304 des Flügelrahmens kippwinkelbegrenzend.
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Dazu ist vorgesehen, dass die jeweilige Lenkeranordnung 47, 48 jeweils einen Lenker 471 481 aufweisen (2a, b: 3a, ...). Die beiden Lenker 471 und 481 liegen im geschlossenen Zustand des Flügels vollständig im Falz zwischen Flügel 3 und Blendrahmen 2.
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Das eine - vorzugsweise das untere - Ende des jeweiligen Lenkers 471, 481 ist drehbeweglich im Bereich eines Ecklagers 472, 482 an ein fixes Widerlagerelement 473, 483 des Blendrahmens angelenkt.
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Das Widerlagerelement 473, 483 kann als ein an den Innenumfang des Blendrahmens angesetztes, beispielsweise angeschraubtes Formstück aus Metall oder Kunststoff ausgebildet sein. Dieses kann eine oder mehrere vertikal versetzte Anlenkpunkte zum Anlenken des einen - vorzugsweise unteren Endes des jeweiligen Lenkers 471, 481 mit Hilfe des Drehlagers 473, 483 aufweisen.
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Der jeweilige Lenker 471, 481 kann z.B. nach Art eines flachen Streifens, insbesondere als ein Metallstreifen ausgebildet sein. Im geschlossenen Zustand des Flügels 3 liegt dieser vertikal flach im drehachsenseitigen bzw. griffseitigen vertikalen Falzraum zwischen dem Blendrahmen 2 und dem Flügel 3.
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An dem oberem Ende des jeweiligen Lenkers 471, 481 ist ein zum Flügel gewandtes Führungselement 474, 484 vorzugsweis drehbar ausgebildet. Das Führungselement 474, 484 kann beispielsweise als ein nutensteinartiger Pilzzapfen mit einem T-Förmigen Querschnitt ausgebildet sein. Es kann aber z.B. auch als eine Rolle ausgebildet sein, die auf einem Stift drehbar ist, der am Lenker angeordnet ist. Derart weist das jeweilige Führungselement 474, 484 auch einen T-förmigen Querschnitt auf.
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Um eine Kippsicherung zu realisieren bzw. zur Kippwinkelbegrenzung greift jeweilige Führungselement 474, 484 nach Art eines Nuteinsteins jedenfalls während eines Kippöffnens in eine jeweilige Kulisse 476, 486 eines Führungsstückes 475, 485 am Innenumfang des Flügels 3 ein. Parallel zum Führungsstück 475 kann ein parallel ausgerichtetes Linearführungsstück 4751 (3a, b) vorgesehen sein, das direkt am Flügelrahmen angebracht wird und das als Führung für das Führungsstück 475, 485 dient, wenn sich dieses bewegt.
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Die jeweilige Kulisse 476, 486 kann als eine beidseitig hinterschnittene Nut ausgebildet sein, die nach oben hin offen steht. Das Führungselement wird dann auf seinen beiden Längsseiten jeweils U-förmig an den Rändern der Nut umgriffene. Im geschlossenen Zustand des Flügels, wenn sich der Handgriff 461 in der Kippstellung befindet, liegt das Führungselement 474, 484 im oberen Bereich der jeweiligen Kulisse 476, 486 wie ein Nutenstein ein. Die jeweilige Kulisse 476, 486 ist vorzugsweise nach unten hin geschlossen gestaltet.
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Wird jetzt der Flügel 3 in Kippstellung bewegt (1a, b; 2a, b), bewegt sich das Führungselement 474, 484 in der jeweiligen Kulisse 476, 486 nach unten. Die jeweilige Kulisse 476, 486 ist nach unten hin vorzugsweise geschlossen ausgebildet. Damit kann der Flügel 3 nur gekippt werden, bis das jeweilige Führungselement 474, 484 an dem jeweiligen unteren Ende der jeweiligen Kulisse 476, 486 anstößt. Derart wird der Kippwinkel auf einfache aber wirksame Weise sicher begrenzt, so dass das Fenster eine (ggf. zusätzliche) Kippwinkelbegrenzung aufweist.
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Damit der Flügel 3 nach einem Umstellen des Flügels 3 dennoch in eine Drehstellung bewegt werden kann, können die Führungselemente 474, 484 der beiden Lenkeranordnungen 47, 48 und die Kulissen 7476, 486 der Führungsstücke 475, 485 im Flügelrahmen 313 außer Eingriff gebracht werden.
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Hierzu ist vorgesehen, dass das griffseitige Führungsstück 475, 485 an einer der Riegelstangen 44 der Riegelstangenanordnung 43 so angeordnet und mit dieser gekoppelt ist, dass es sich mit dieser beim Drehen des Handgriffes 461 mitbewegen kann bzw. mitbewegt.
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Vorzugsweise wird das eine - vorzugsweise das griffseitige - Führungsstück 475 derart an der Riegelstange 44 angeordnet, dass das korrespondierende Führungselement 474 in der Drehstellung vertikal nach oben aus der Kulisse 476 vorsteht. In der Kippstellung greift dieses Führungselement 474 dagegen in das obere Ende der Kulisse 476 ein.
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Derart kann an dieser Seite - hier der Griffseite - des Flügels 3 ein Öffnen des Flügels 3 in die Drehstellung erfolgen. In der Kippstellung des Flügels 3 wird dagegen durch diese Lenkeranordnung 47 eine Einrichtung zur Kippwinkelbegrenzung realisiert.
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Das andere Führungsstück 485 ist hingegen vorzugsweise nicht mit einer der Riegelstangen 44 der Riegelstangenanordnung 43 gekoppelt. Es ist vielmehr vorzugsweise unbeweglich am Blendrahmen 2 befestigt, beispielsweise mittels einer oder mehrerer Schrauben. Es kann dabei vorgesehen sein, dass sich eine der Riegelstangen 44 der Riegelstangenanordnung 43 unter diesem Führungsstück 485 durch bewegen kann.
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Um dennoch in der Drehstellung den Flügel 1 drehend öffnen und schließen zu können, ist dieses Führungsstück 485 derart gestaltet, dass die Kulisse 486 einseitig so eine seitliche Ausdreh-Aussparung 4861 (siehe 5c) und d)) aufweist, dass das Führungselement 484 auf dieser Seite des Flügels 3 seitlich beim Aufdrehen des Flügels außer Eingriff der Kulisse 486 gebracht werden kann.
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Winkel α
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Beim Aufdrehen des Flügels 3 wird das Führungselement 484 - beispielsweise die Rolle oder der Pilzkopf - seitlich quasi aus der Kulisse 486 herausgedreht. Beim Zudrehen bzw. Schliessen des Flügels 3 wird das Führungselement 484 - beispielsweise die Rolle oder der Pilzkopf - umgekehrt wieder in die Kulisse 486 hereingedreht. Besonders gut ist dies in 5c) zu erkennen, in welcher diese Bewegung angedeutet worden ist. Der Flügel 3dreht hier quasi „nach links““ auf, wobei das Führungsstück 485 mitbewegt wird, wobei das Führungselement 484 aus dem Führungsstück 485 herausgedreht wird und am Blendrahmen 2 verbleibt. Die Ausdreh-Aussparung 4861 kann dazu eine angeschrägte Begrenzungswand bzw. Anschrägung 4862 aufweisen, durch welche das Ausdrehen weiter erleichtert wird.
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In der Geschlossenstellung steht der Lenker 481 auf dieser Seite des Flügels 3 - der Drehachsenseite - vertikal nach oben. Das Führungselement 484 ist einseitig so in der Kulisse 486 gehalten, dass es beim Kippen in dieser nach unten läuft. Lediglich beim Aufdrehen kann das Führungselement 484 seitlich aus der Kulisse 486 im Bereich der Ausdreh-Aussparung 4861 herausdrehen. Die Anschrägung 4862 der Ausdreh-Aussparung 4861 verläuft vorzugsweise als Begrenzungswand der Nut/Kulisse 486 schräg in einem Winkel α zur Y-/Z-Ebene bzw. zum Boden der nutartigen Kulisse 486. Bevorzugt liegt der Winkel α zwischen 22° und 65°. Die Anschrägung 4862 erstreckt sich zudem vorzugsweise bis zum Boden der Nut (5b).
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Vorzugsweise wird lediglich einseitig ein oberer Abschnitt der oberen Wand der Kulisse 486 ausgespart. Derart ist das Führungselement 484 - die Rolle oder der Pilzkopf - auch in der vertikal oberen Stellung im geschlossenen Zustand des Flügels noch einseitig U-förmig umschlossen und in der Kulisse 486 gehalten, was sicherstellt, dass das Führungselement 484 in der Kippstellung sicher in der Kulisse 486 nach unten läuft, um die Drehwinkelbegrenzung zu realisieren (5b).
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Insgesamt wird auf vorteilhaft und eine bevorzugte Weise - nicht aber die einzig mögliche Weise - umgesetzt, dass das Führungselement 484 des drehachsenseitigen Führungsstücks 485 drehend um die Drehachse Y aus diesem Führungsstück 485 lösbar ist und dass das griffseitige Führungselement 474 im Wesentlichen in Z-Richtung aus dem griffseitigen Führungsstück 475 lösbar ist (siehe auch 5b).
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Um einen gewünschten maximalen Kippwinkel einstellen zu können, kann optional vorgesehen sein, dass die Länge der beiden Kulissen 476, 486 veränderbar ist. Nach dem Ausführungsbeispiel der anliegenden Figuren ist dazu beispielhaft vorgesehen, dass in die Kulissen 476, 486 jeweils einer oder mehrere Nutsteine 478, 488 einsetzbar sind. Diese Nutsteine 478, 488 lassen sich in der jeweiligen Kulisse 476, 486 jeweils bis nach unten verschieben. Auf diese Weise kann durch einen oder mehrere Nutsteine 478, 488 - vorzugsweise je Kulisse - eine Kippwinkelbegrenzung mit einem einstellbaren bzw. vorwählbaren Grenzkippwinkel realisiert werden (siehe 5a, ...; 6b), 6c).
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Zu erwähnen ist noch, dass nach einer optionalen Weiterbildung vorgesehen sein kann - siehe 8a - c - die Einbruchsicherung insbesondere im Kippzustand zu erhöhen.
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Nach 8a) bis 8c) ist dazu vorgesehen, vorzugsweise metallische und miteinander korrespondierende Hakenelemente 51, 52 am Blendrahmen 2 und am Flügelrahmen 31 und am Blendrahmen 3 anzuordnen. Diese korrespondierenden Hakenelemente 51, 52 sind derart gestaltet, dass sie ineinander greifen, aber ein Kippen des Flügels 3 dennoch erlauben (8a, b). Sie erschweren aber ein Aushebeln des Flügels in diesem Bereich mit einem Einbruchswerkzeug.
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Das Hakenelement 51 am Blendrahmen kann auch derart ausgestaltet sein, dass es eine oder mehrere Öffnungen 511 aufweist, die dann von einem oder mehreren Hakenabschnitten 521 des Hakenelementes 52 am Flügelrahmen 31 durchgriffen werden. Da die Hakenelemente 51, 52 relativ massiv aus Metall gestaltet werden können und sicher am Blendrahmen 2 und am Flügelrahmen 31 verschraubbar sind, erhöht dies die Einbruchsicherung deutlich.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Dreh-/Kippfenster
- 2
- Blendrahmen
- 201,202,203,204
- Rahmenprofile
- 3
- Flügel
- 31
- Flügelrahmen
- 301,302,303,304
- Rahmenprofile
- 4
- Beschlaganordnung
- 41
- Ecklager
- 42
- Ausstellschere
- 43
- Riegelstangenanordnung
- 44
- Riegelstangen
- 45
- Eckumlenkungen
- 46
- Stellvorrichtung
- 461
- Handgriff
- 462
- Schloss
- 47,48
- Lenkeranordnung
- 471,481
- Lenker
- 472, 482
- Drehlager
- 473, 483
- Widerlagerelement
- 474, 484
- Führungselement
- 475, 485
- Führungsstück
- 4751
- Linearführungsstück
- 4851
- Schrauben
- 476, 486
- Kulisse
- 4861
- Ausdreh-Aussparung
- 4862
- Begrenzungswand
- 478, 488
- Nutsteine
- 51,52
- Hakenelemente
- P1,P2
- Pfeile
- α
- Winkel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202006003177 U1 [0040]
- DE 3045813 C2 [0040]