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Gegenstand der Erfindung
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Die Erfindung betrifft eine Doppeltür oder ein Doppelfenster von Gebäuden, Möbeln, Fahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen, Kabinen oder dergleichen, umfassend zwei im Wesentlichen spiegelsymmetrisch angeordnete, ebene oder gewölbte Drehflügel, die an einem Türrahmen, Fensterrahmen oder Möbelkorpus drehbar angeordnet sind, mit zueinander parallel verlaufenden, vorzugsweise senkrechten Drehachsen an den voneinander abgewandten Seiten der Drehflügel.
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Stand der Technik und Nachteile des Standes der Technik
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Das Begehen oder Befahren von Gebäudetüren mit verbreitet konventionellen (einflügeligen und im Wesentlichen ebenen) Flügeltüren (Fachjargon: Türblätter) ist für in ihrer körperlichen Bewegungsfähigkeit eingeschränkte Personen eine oft erhebliche Herausforderung. Insbesondere für Rollstuhl- oder Rollatorfahrer, aber auch für Personen mit Gehhilfen, wie Krücken oder Gehstöcken, ist der ergonomische Zwang, eine Drehflügeltüre über nahezu ihren kompletten Viertelkreis, dessen Radius in Betreuungseinrichtungen oft mehr als einen Meter beträgt, zu bewegen, unkomfortabel und riskant: Das Hinlangen zur Drehhandhabe (Türgriff) und deren Bewegung in einem ausladenden Kreisbogen gelingt oftmals nur unter Aufbringen lästigen und nicht selten sturzgefährlichen Rangierens.
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Diesem Problem begegnen die
EP 0 219 589 A1 und
DE 42 08 238 A1 mit kinematikgleichen Falttürsystemen, deren gemeinsamer Nachteil zum einen darin besteht, dass weiterhin der Türgriff über die komplette lichte Weite des Türdurchgangs zu bewegen ist: Für jemanden, der an den Rollstuhl gefesselt ist, deshalb eine erhebliche Gefahr, da er sich weit aus dem Sitz herauslehnen muss - insbesondere, wenn nach dem Durchfahren des Türdurchgangs die Falttüre wieder geschlossen werden soll. Zum anderen haftet diesem Türtyp der systembedingte Nachteil von Zugluft an, da die Türe aufgrund ihres kinematischen Durchdringens der Türenzarge eine entsprechende Randfuge erfordert.
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Letztgenanntem Nachteil hilft ein Falt-Schiebe-Türblatt nach
DE 203 08 740 U1 zwar ab, jedoch erfordert auch hier das Verschieben des freien Endes des mit einer Betätigungshandhabe (Türgriff) versehenen Türblatts eine Schiebebewegung über die komplette lichte Weite der Türöffnung. Das birgt die bereits erwähnten ergonomischen Nachteile und Unfallgefahren. Insbesondere sticht der kinematische Nachteil ins Auge, dass die geschlossene Türe in der Draufsicht ein gestrecktes Kniegelenk ist. Beim Öffnen der Türe ist also zunächst das aus beiden Türblättern bestehende Kniegelenk zu knicken, damit durch die seitliche Schiebebewegung das senkrecht dazu erforderliche Herausknicken der Faltachse bei zumutbarer Bedienkraft möglich wird. Somit stellt sich die Einleitung der Öffnungsbewegung - selbst für einen vitalen Nutzer - als äußerst unkomfortabel dar.
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Dem begegnet eine Drehflügel-Raumspartüre nach
DE 20 2015 003 214 U1 , die ein asymmetrisch zweigeteiltes Türblatt mit einem parallelogrammähnlichen Hebelsystem aufweist. Das erlaubt zwar ein leichtgängiges Öffnen, jedoch ist einerseits auch hier der Bedienweg bis zum vollständigen Öffnen nicht unerheblich ausladen, und andererseits erfordert die ebenfalls als Falttüre ausgelegte Konstruktion einen Freiraum für die gefalteten Türbestandteile neben der Bandseite, was beispielsweise durch dort verlaufende Wände - wie z.B. in engen Fluren - diese Bauart ausschließt.
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Was für einflügelige Drehflügeltüren gilt, trifft gleichermaßen auf einflügelige Fenster zu. Zwar waren historische Fenster oft als Doppelflügelfenster ausgeführt, jedoch ebneten Kosten und Reinigungsfreundlichkeit dem einflügeligen Fenster den Weg. Diesem haften dieselben Nachteile an, die auch für einflügelige Drehflügeltüren gelten: Einerseits ist deren Bedienung für eine bewegungseingeschränkte Person aufgrund des erwähnten Bedien- und Kollisionsradius äußerst unkomfortabel, und andererseits erfordern einflügelige, drehbare Bauelemente entsprechende Freiräume über dem Boden und an der Wand.
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Diesen Nachteilen begegnen elegant horizontal verschiebbare Schiebeelemente, die vor oder in Gebäudewänden laufend angeordnet sind. Das jedoch erfordert entsprechende Gebäudegrundrisse, die beispielsweise bei engen Fluren oder Eckwänden nicht gegeben sind. Auch benötigen sie lange Öffnungs- und Schließwege, die gehandicapte Personen überfordern. Einen Kompromiss liefern Doppelschiebetüren gemäß der
EP 3 368 734 A1 . Doch auch hier erstreckt sich das Bauelement im geöffneten Zustand horizontal weitaus länger, als es die lichte (Durchgangs- bzw. Zugangs-)Weite erlaubt.
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Die geschilderten Beispiele zeigen einerseits die Barrieren konventioneller Bauelemente und andererseits die Anstrengungen auf, diese zu überwinden. Daraus hat sich inzwischen eine innenarchitektonische Disziplin des sog. „barrierefreien Wohnens“ entwickelt, der auch der Türentyp „Raumspartür“ zugeordnet werden kann.
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Ziel der Erfindung
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Ziel der Erfindung ist es, die beschriebenen Nachteile des Standes der Technik zu überwinden und ein beim Bedienen möglichst platzsparendes und bequem bedienbares Bauelement zu schaffen, das auch in Standardzargen montierbar und daher im Baubestand nachrüstbar und bei Bedarf (elektro-)motorisierbar und somit fernsteuerbar ist. Insbesondere sollen die Bedien- und Kollisionswege für Personen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit minimiert werden und trotzdem die maximale lichte Weite eines Wanddurchlasses nutzbar sein, um ein möglichst barrierefreien Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird bei der Doppeltür- oder dem Doppelfenster der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die beiden Drehflügel derart kinematisch miteinander zwangsgekoppelt sind, dass sie sich synchron, gleich- oder gegensinnig, drehen, und dass durch die Betätigung nur eines Drehflügels oder durch den Antrieb der zwangskoppelnden Kinematik das Öffnen oder Schließen beider Drehflügel erfolgt.
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Doppeltüren und -fenster sind grundsätzlich bekannt. Beide Drehflügel sind i.d.R. mechanisch unabhängig angeordnet, wovon meist nur einer begangen - bzw. bei Fenstern bedient - wird. Deshalb unterscheidet man zwischen einem (nur in Sonderfällen benutzten) Stand- und einem mit Tür- oder Fenstergriff bestückten (und üblicherweise benutzten) Gehflügel oder Fensterflügel. Gehflügel konventioneller Doppeltüren sind entweder zu schmal zum Passieren von Rollatoren oder Rollstühlen, oder zu breit, um komfortabel bedient und befahren zu werden, da sie dieselben Nachteile aufweisen, die bereits für ein einflügeliges Bauelement (Tür oder Fenster) geschildert wurden.
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Der erfinderische Gedanke verfolgt daher das Ziel, zwar nur einen Tür- oder Fensterflügel (oder den beide Flügel erfindungsgemäß koppelnden Mechanismus) zu bedienen (bzw. anzutreiben), damit aber beide Flügel simultan zu bewegen. Das Resultat ist das Öffnen oder Schließen des Wanddurchlasses auf seiner ganzen Breite, obwohl die kurzen Bedienwege eines Drehflügels von nur der halben Breite erforderlich sind! Ermöglicht wird dies durch die erfindungsgemäße Zwangskoppelung der beiden Drehflügel. Diese ist bevorzugt mechanisch auszuführen, und zwar dergestalt, dass beide Drehflügel permanent eine im Wesentlichen spiegelsymmetrische Winkellage zueinander einnehmen.
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Zur Umsetzung dieser Zielsetzung bietet sich eine Bauart an, bei der in Verlängerung beider (zumeist senkrechter) Drehachsen - identisch mit Bandachsen - oberhalb beider Bauelemente (zu diesen drehfeste) Zahnritzel oder Kettenräder für sog. formschlüssiae Hülltriebe (Zahnriemen, Gliederkette, Rollenkette) angeordnet sind. Für eine kompakte Bauart kann es zweckmäßig sein, die Antriebswellen für die Ritzel oder Kettenräder nicht mit linearen Achsen, sondern als sog. Kardanwellen auszuführen und/oder mit Winkelgetrieben (z.B. mittels Kegelrädern) oder sog. Schraubenrädern zu kombinieren.
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Zur Gewährleistung der spiegelsymmetrischen Bewegung beider Tür- oder Fensterflügel - und damit deren entgegengesetztem Drehsinn - ist der formschlüssige Hülltrieb zwischen den Ritzeln gekreuzt anzuordnen. Damit liegt ein sog. Wendegetriebe vor.
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Bei ebenfalls mechanischer Zwangskoppelung beider Drehflügel sieht bei deren entgegengesetztem Drehsinn ein anderes Ausführungsbeispiel ein im Wesentlichen spiegelsymmetrisch angeordnetes Pleuelsystem vor, das schlupffrei mit einem Hülltrieb kombiniert ist. Dieses ist nachstehend beschrieben.
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Der Gegenstand der Erfindung soll gleichermaßen für Türen und Fenster anwendbar sein. Dazu zwingt schon alleine der „Hybrid“ Fenstertüren. Darunter versteht man bodentief verlaufende und daher begehbare Fenster. Somit gilt das hier für Türen Gesagte auch für Fenster.
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In jüngster Zeit ist in der Innenarchitektur ein Trend zu flächenbündigen Bauelementen feststellbar. Das hat bei Möbeln zu versenkten oder entfallenen Griffen und bei Gebäudetüren zu sog. verdeckten (und deshalb bei geschlossener Tür unsichtbaren) Bändern (Scharnieren) geführt. Deren ausgeklügelte Kinematik bedingt eine sich beim Öffnen und Schließen der Türe (oder des Fensters) parallel verschiebende Türdrehachse. Auch diesem Umstand wird die vorliegende Erfindung gerecht.
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Figurenliste
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Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung - die auch in nicht explizit erwähnter Kombination erfindungsrelevant sein können - ergeben sich aus dem Wortlaut der Ansprüche sowie aus der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnungen. Es zeigen:
- 1: Eine perspektivische Vorderansicht einer geschlossenen Doppeltür;
- 2: den Bildausschnitt einer perspektivischen Vorderansicht der geöffneten Doppeltür mit Hüll- und Pleuelgetriebe;
- 3: eine Druntersicht auf die geschlossene Doppeltür mit Hüll- und Pleuelgetriebe;
- 4: eine Druntersicht auf die geöffnete Doppeltür mit Hüll- und Pleuelgetriebe;
- 5: eine perspektivische Detailansicht einer im Türrahmen angeordneten Führungsschiene, Pleuelstange, längsbeweglichem Gelenk am Gleitschuh, türfestem Gelenk, Seilrolle, Seil und Befestigungswinkel bei teilgeschnittener Tür im geschlossenen Zustand; und
- 6: eine Ansicht aus 3 mit als Pfeile dargestellten Druckkraftvektoren zum Zuhalten der geschlossenen Doppeltür.
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In 1 ist eine mit 1 bezeichnete Doppeltür dargestellt, die im Wesentlichen spiegelsymmetrisch zu einer vertikal verlaufenden Spiegelebene angeordnete ist. Die Doppeltür 1 besteht aus einem mittels Türgriff 2 betätigbaren Türflügel 3 (Drehflügel), der seinerseits einen damit zwangsgekoppelten Türflügel 4 (Drehflügel) antreibt. Beide Türflügel 3 und 4 sind über Türbänder 5 in bekannter Bauart an einem Türrahmen 6 drehbar gelagert angeordnet. Die Türseitenflächen - Fachjargon: „Türstulp“ - sind in bewährter Art gefälzt dargestellt. Dennoch ist die Erfindung - neben Falztüren 3 und 4 - auch auf rahmen- oder wandbündige Türen - sog. Stumpftüren - anwendbar. Für Nachrüstungen bisheriger, einteiliger Türen durch den Erfindungsgegenstand ist der bestehende Türrahmen 6 lediglich durch Bänder der bereits verbauten Machart auch auf der gegenüberliegenden Seite (Fachjargon: Schlossseite) zu ergänzen.
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Die mechanische Zwangskoppelung des Türenpaares 3 und 4 erfolgt durch zwei (sich im Bewegungsablauf kreuzende und deshalb) vertikal zueinander versetzte Pleuelstangen 7, wie in 2 bis 4 dargestellt. Die Pleuelstangen 7 sind spiegelsymmetrisch angeordnet und mit ihrem jeweils einen Ende türseitig ortsfest an den beiden Gelenken 8 angelenkt. Die beiden anderen Enden sind als längsverschiebliche Gelenke 9 gleit- oder wälzgelagert in jeweils einer von zwei vertikal übereinander angeordneten und vorzugsweise T-nutartig ausgebildeten, parallelen Laufbahnen 15 einer Führungsschiene 10 (gegenläufig) zwangsgeführt. Diese ist unterhalb des horizontalen Teils und zwischen den Vertikalzargen des Türrahmens 6 angeordnet und trägt im Ausführungsbeispiel zwei Gleitschuhe 11, die der Aufnahme der beiden Pleuelgelenke 9 dienen. 5 zeigt die an dem in der Führungsschiene 10 längsgeführten Gleitschuh 11 angelenkte Pleuelstange 7 (bei geschlossener Doppeltüre 1).
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Die beiden vertikal übereinander und in 5 als T-Nuten 15 dargestellte lineare Laufbahnen können auch als andere Querschnitte, wie z.B. als Trapez, Oval, Polygon o.ä. ausgebildet sein. Auch sind eisenbahnschienenähnliche Komplementärquerschnitte denkbar, für die dann die Gleitschuhe 11 oder die wälzgelagerten „Rollschuhe“ entsprechend zu gestalten sind.
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Die beiden T-Nuten 15 führen jeweils einen Gleitschuh 11 (oder einen „Rollschuh“) mit seinem daran angelenkten und deshalb längsverschieblichen Gelenk 9. In konstruktiv einfacher Bauart kann der Gelenkbolzen des Gelenkes 9 selbst nutsteinartig in der Nut geführt sein. Zur Ausführung als „Rollschuh“ lassen sich die beiden Enden des Gelenkbolzens mit Rollen oder Wälzlagern bestücken und nehmen sandwichartig dazwischen die endseitig mit einem Bolzenloch versehene Pleuelstange 7 auf. Sehr elementar kann das in der Nut geführte Pleuelstangenende mit einer schraubenkopfähnlichen Verdickung in der Nut 15 geführt sein.
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Unabhängig von der konstruktiven Gestaltung der Gelenke 9 muss deren Längsbewegungsrichtung zur erfindungsgemäßen Gewährleistung des gegensinnigen Drehsinns der beiden Türflügel 3 und 4 entgegengesetzt sein! Das kann über zwei parallel und punktsymmetrisch in der Führungsschiene 10 längsverschiebliche und als Gleitschuhe 11 fungierende Zahnstangenabschnitte mit zueinander hingewandter Verzahnung erfolgen, die über ein zwischen ihnen lagestabil angeordnetes Zahnrad verfügen, dessen horizontale Drehachse in benannter Spiegelebene liegt. Zur Begrenzung des Platzbedarfs der in ihren beiden Endlagen über die Führungsschiene 10 hinausragenden Zahnstangenabschnitte wird jedoch im hier beschriebenen Ausführungsbeispiel von einem Hülltrieb Gebrauch gemacht, der maximale Verfahrwege erlaubt. Dieser besteht aus einem im Wesentlichen dehnstarren und endlosen Seil 12, das über zwei umlenkende Seilrollen 13 geführt ist, die an oder in den beiden Enden der Führungsschiene 10 auf horizontalen und ortsfesten Achsen angeordnet sind. Diese Achsrichtung bedingt vertikal ausgerichtete Seilrollen 13, was einen oberen und unteren Seiltrum mit entgegengesetzter Laufrichtung beider Trume 12 zur Folge hat. Damit wird elegant einerseits den entgegengesetzten Längsbewegungsrichtungen der beiden Gelenke 9, und andererseits den beiden beabstandeten Horizontalebenen der (sich in ihren Bewegungen überschneidenden) Pleuelstangen 7 Rechnung getragen.
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Im beschrieben Ausführungsbeispiel ist in jeder der beiden T-Nuten 15 ein Gleitschuh 11 mit seinem Gelenk 9 für die Pleuelstange 7 längsbeweglich geführt und mit dem ihm zugeordneten Seiltrum 12 verbunden. Dazu sind die (insgesamt vier) Seilenden von zwei Seilen (etwa gleicher Länge) recht einfach an den (insgesamt vier) Seitenflächen (oder sonstigen Anbindungspunkten) der beiden Gelenke 9 oder gegenläufigen Gleitschuhe 11 festgelegt. Zum Ausgleich von Montagetoleranzen oder sich verschleißbedingt ergebenden Maßänderungen ist (mindestens) eines der beiden Seile 12 zur Aufnahme eines grafisch nicht dargestellten, elastischen Elementes (z.B. Zugfeder oder Gummiseil) unterbrochen und an diesem befestigt.
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Dieses ins Seil 12 eingesetzte Element erfüllt noch einen weiteren Zweck: Das Zusammenspiel der aus den beiden Türflügeln (Drehflügeln) 3 und 4, den beiden Pleuelstangen 7, den beiden Gleitschuhen 11 und den beiden Seilabschnitten 12 bestehenden Kinematik funktioniert auf dem Reißbrett dergestalt, dass sich beide Türflügel 3 und 4 exakt spiegelsymmetrisch schließen. Praktisch wird mal der eine, mal der andere Türflügel geringfügig voreilen. Das ist im Falle des angetriebenen Türflügels 4 (auf den ersten Blick) unkritisch, da ihn der sog. Überschlag des betätigten Türflügels 3 abdeckt. Um diesen gewollten Zustand herbeizuführen, ist (mindestens) eine der beiden Pleuelstangen 7 in graphisch hier nicht dargestellter Weise längenjustierbar, was zweckmäßigerweise mit einem simplen und an der Teleskopstange in deren Längsrichtung angeordneten Teleskopgewinde erfolgt, dessen Verdrehsicherung die Gelenkbolzen bilden. Ist nun besagter Zustand eingestellt, dass der angetriebene Türflügel 4 (geringfügig) vor dem betätigten Türflügel 3 am Türrahmen anschlägt, muss sich letztgenannter noch einen „Fingerbreit“ weiterbewegen, bis die hier nicht dargestellte Türfalle in ihrem im horizontalen Teil des Türrahmens 6 angeordneten Schließblech einschnappt. Das jedoch lässt die zwangsgeführte und starre Kinematik (auf den zweiten Blick) nicht zu! Hier kommt nun das elastische Element zur Geltung: Nachdem der Türanschlag des angetriebenen Türflügels 4 den Bewegungsablauf des gesamten Mechanismus formsteif beendet, kann die - wenn auch geringfügige - Drehung des betätigten Türflügels 3 bei elastischer Dehnung besagten Elementes fortgesetzt werden, bis die Türfalle im Schließblech formschlüssig einrastet, oder bei Doppelfenstern und Möbeltüren das gegenläufige Vertikalgestänge (Fachjargon: Getriebegriff mit Treibstangenverschluss) mit seinen korrespondierenden Schließteilen (im oberen Rahmenteil („Sturz“) und unteren Rahmenteil („Schwelle“)) in Eingriff tritt.
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Alternativ zu einem im Seil 12 eingesetzten, elastischen Bauteil kann auch mindestens eine Pleuelstange 7 teleskopstangenartig längselastisch beweglich ausgeführt sein.
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Alternativ zum endlosen Seil 12 kann auch eine endlose Kette, ein endloses Band, ein endloser Riemen oder dergleichen zum Einsatz kommen, wobei die Funktion der Seilrolle 13 als reine Umlenkrolle ohne Drehmomentübertragung erhalten bleibt.
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4 zeigt die Doppeltür 1 in geöffnetem Zustand. Dieser lässt zum einen erkennen, dass sich eine Feinjustierung der Winkelpositionen beider Türflügel 3 und 4, wie beim Schließen, erübrigt. Zum anderen ist augenfällig, dass ein mechanischer Türanschlag entbehrlich ist, da im Zustand maximaler Öffnung ein Gleitschuh 11 an der Seilrolle 13 oder an einem Befestigungswinkel 14 anschlägt (der nach 5 die Führungsschiene 10 und die Seilrolle 13 trägt und mit beiden Elementen am Türrahmen 6 oder auch am Türsturz des Wanddurchbruchs befestigt ist). Soll ein davon abweichender definierter Öffnungs- oder auch Schließwinkel der Doppeltür 1 eingestellt werden, gelingt dies durch Einsetzen von lösbaren Einsätzen („Nutensteine“) in die beiden Gleitbahnen 15 der Führungsschiene 10.
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Jeweils eine Pleuelstange 7 mit ihren beiden an ihren Enden befindlichen Gelenken 8 und 9, jeweils ein Gleitschuh 11, jeweils ein Seiltrum 12, sowie jeweils eine T-Nut 15 befinden sich in einer Horizontalebene. Die jeweils paarigen Bauelemente sind in einer dazu vertikal beabstandeten, zweiten Horizontalebene angeordnet. Mittig zwischen beiden Ebenen verlaufen die horizontalen Achsen der beiden Seilrollen 13. Diese relativ flache Bauart ist unauffällig. Soll sie dennoch abgedeckt werden, kann das mit einem simplen L-Profil erfolgen, das seitlich innerhalb des Türrahmens 6 bündig mit dessen beiden Vertikalzargen abschließt und mit dem kurzen Schenkel des L-Profils an der Horizontalzarge des Türrahmens 6 anliegt.
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Eine konventionelle Flügeltüre hält im geschlossenen Zustand über die türseitige Falle, die im Durchbruch eines in einer der beiden Vertikalzargen angeordneten Schließbleches einrastet, zu. Wie erwähnt, ist besagtes Schließblech beim Erfindungsgegenstand in der Horizontalzarge 6 anzuordnen. Das wird entbehrlich, wenn nach 6 im Bereich des Türfalzes elastische Druckelemente - oder auch sich abstoßende Magnete - angeordnet sind, die ein Druckkräftepaar 16 erzeugen, dessen Reaktionskräfte von den Türbändern 5 aufgenommen werden. Der Abstand der beiden gestrichelt dargestellten Kraftwirkungslinien stellt einen Hebelarm dar, der mit der Kraft 16 ein „Zuhaltemoment“ erzeugt. Das erübrigt für die meisten, weil nicht abgeschlossenen, Innentüren das Türschloss und damit auch die Drehung des Türgriffs 2 zwecks Fallenrückzugs. Vielmehr ist ein einfacher Bügelgriff ausreichend, dessen Handhabung bewegungseingeschränkten Personen ergonomisch entgegenkommt.
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Für die ästhetisch angestrebte oder z.B. für Sporthallen vorgeschriebene flächenbündige Ausführung des Bügelgriffs lässt sich dieser in einer korrespondierenden Gegenform versenken.
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Besagter Hebelarm aus 6 (Abstand der gestrichelt dargestellten, beiden Kraftwirkungslinien) lässt sich durch im Wesentlichen spiegelsymmetrisch gegenüberliegende Vorsprünge oder Kröpfungen auf den bandabgewandten Seiten beider Türflügel 3 und 4 im Bereich der Türstulpe nahezu beliebig vergrößern. Damit wird partiell die Türstärke erhöht, wodurch ein relativ großes Zuhaltemoment bei geringen Druckkräften 16 und damit gleichermaßen geringen Querkräften auf den Bändern 5 erreicht wird. Damit wird ein sehr weiches und damit haptisch überaus angenehmes Überfahren eines relativ langen Druckpunktes erzielt. Diese Bediencharakteristik macht die Doppeltüre (oder das Doppelfenster) über den gehandicapten Personenkreis hinaus für jedermann attraktiv!
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Damit besagte Vorsprünge das spiegelsymmetrische Schließen beider Türflügel 3 und 4 gewährleisten, können deren beide, einander zuweisende Bereiche derart gestaltet sein, dass sie sich im letzten Winkelstadium des Schließens bevorzugt formschlüssig „finden“. Dazu kann ein Vorsprung trapezkeilförmig, konvex gewölbt o.ä. gestaltet sein, während der gegenüberliegende Vorsprung die komplementäre Gegenform aufweist, die dann trapeznutförmig, konkav gewölbt o.ä. gestaltet ist. Auch kann ein erhabenes Formteil in einen Durchbruch (z.B. Kegelstumpf in Loch oder Schlitz) eingreifen.
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Neben dieser Bauart der Türzuhaltung sind auch aus dem Küchenmöbelbau bei Schubkästen eingesetzte Schließ- und Dämpfungssysteme denkbar, die sich beispielsweise zwischen Führungsschiene 10 und Gleitschuh 11 anordnen lassen.
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Ergonomisch vorteilhaft kommt die Erfindung bei doppeltürigen Schränken zur Geltung: Beim Ablegen oder Abstellen eines Gegenstandes, sowie dessen Entnahme auf bzw. von einem Regalboden des Schrankes oder der Vitrine kann der Gegenstand mit der einen Hand über die gesamte Schrankbreite gehandhabt werden, während die andere den Türflügel 3 betätigt. Nach Schließen des Türenpaares 3 und 4 verdeckt dieses elegant die komplette Kinematik der Erfindung, da diese im Schrankinnern angeordnet ist. Das gilt übrigens auch für ggf. ausgeprägt gestaltete Vorsprünge der Flügeltüren 3 und 4 auf der Schrankinnenseite zur Aufnahme der Druckkräfte 16.
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Soll die geschilderte Kinematik elektromechanisiert werden, ist lediglich eine Seilrolle 13 anzutreiben. Die bestehende Kinematik kann unverändert genutzt werden, wobei der elastisch unterstützte Reibschluss (der dann drehmomentbeaufschlagten Umlenkrolle) vorteilhaft als Sicherheitsrutschkupplung wirkt. Auch diese Anordnung, die fernsteuerbar ist, macht den Türgriff 2 entbehrlich. Bei dieser Antriebsart können die geschilderten Zuhalteprinzipien für die Türflügel 3 und 4 entfallen. Das trifft auch auf die geschilderte und unter Verwendung des Zahnstangenpaars wirkende Bauart zu, bei der das punktsymmetrisch dazwischen angeordnete Zahnritzel in seinen beiden Drehrichtungen antreibbar ist.
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In einer extrem vereinfachten Bauart wird auf die Führungsschiene 10 und die Gleitschuhe 11 verzichtet und die beiden Gelenke 9 der beiden Pleuelstangen 7 direkt mit dem endlosen Seil 12 verknotet.
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Sämtliche, aus den Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen hervorgehenden Merkmale und Vorteile, einschließlich konstruktiver Einzelheiten, Anordnungen und Verfahrensabläufe, können sowohl für sich, als auch in den verschiedensten Kombinationen erfindungsrelevant sein.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Doppeltür
- 2
- Türgriff
- 3
- Betätigter Türflügel, Drehflügel
- 4
- Angetriebener Türflügel, Drehflügel
- 5
- Türband
- 6
- Türrahmen
- 7
- Pleuelstange
- 8
- Türfestes Gelenk
- 9
- Längsbewegliches Gelenk
- 10
- Führungsschiene
- 11
- Gleitschuh
- 12
- Seil
- 13
- Seilrolle
- 14
- Befestigungswinkel
- 15
- T-Nut
- 16
- Druckkräftepaar
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0219589 A1 [0003]
- DE 4208238 A1 [0003]
- DE 20308740 U1 [0004]
- DE 202015003214 U1 [0005]
- EP 3368734 A1 [0007]