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Polizeiliche und militärische Kräfte sind während der Ausübung ihrer Arbeit besonderen Risiken durch den gegnerischen Einsatz von Schusswaffen ausgesetzt. Um diese Risiken zu mindern nutzt man ballistisch wirkenden Körperschutz und sogenannte ballistische Schilde.
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Schilde bestehen im Regelfall aus einem plattenförmigen Schutzelement und daran angebrachten Griffen, die den Transport und die Handhabung vereinfachen sollen. Es gibt unterschiedliche Schilde die einem direkten Beschuss mit unterschiedlichen Geschossenergien widerstehen.
Eingeteilt in Schutzklassen SK1 bis SK4 sind sie zum Schutz gegen Kurzwaffen bis hin zu Langwaffen mit Hartkernmunition in verschiedenen Ausführungen erhältlich.
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In höheren Schutzklassen, zur Abwehr von Angriffen mit Langwaffen oder wenn die Fläche der Schilde groß ist, können ballistische Schilde schwer und unhandlich sein. Typische Flächengewichte von Schutzplatten der Klasse SK 4 reichen von etwa 30 kg/m2 bis zu über 50 kg/m2. Daraus gefertigte Schilde wiegen regulär um 30 kg bis zu über 60 kg. Sichtfenster aus Glas erhöhen das Gewicht zusätzlich um ca. 4-5 kg. Das Tragen über längere Distanzen sowie das schnelle, wendige taktische Agieren im Einsatz kann dadurch deutlich erschwert werden. Auch ist eine möglichst geräuschlose Annäherung an Gefahrensituationen auf Grund des Gewichts mit einem hohen körperlichen Einsatz verbunden. Aus diesen Gründen wurden ballistische Schilde bereits auf verschiedene fahrbare Gestelle oder Rollwagen angebracht die die hohen Gewichtskräfte aufnehmen sollen.
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Im Markt erhältlich sind Konstruktionen bei denen ballistische Schilde mittig auf Rollwagen mit 3 oder 4 Rädern an eine Rahmenkonstruktion montiert sind. An einen horizontal ausgerichteten Rahmen montierte Lenkrollen stehen vorne und hinten über die Fläche der Schutzplatte vor. Diese Rollwagen haben jedoch den Nachteil, dass sie die Gesamtkonstruktion zusätzlich schwerer machen und zum Teil aufwändig vor Ort aus mehreren Teilen zusammengesetzt werden müssen. Fertig zusammengesetzte, fahrbare Schilde höherer Schutzklassen sind kaum mehr von einer Person zu transportieren oder über eine längere Strecke zu tragen und erfordern einen hohen logistischen Aufwand. Transport-Rahmen und übliche Anordnungen bieten außerdem keine zusätzliche Sicherheit, sondern können zu einem erheblichen Risiko werden, z.B. wenn Geschosse von ihnen abprallen oder diese unkontrolliert durchschlagen.
Oft sind zusätzliche Rollwagen so groß, dass das Schild nicht bis an eine Fläche, beispielsweise eine Tür nahe herangeführt werden kann, um Einsatzkräfte beispielsweise beim Aufbrechen einer Tür zu schützen. Die Nutzung von Rammen kann dadurch ebenso behindert werden wie ein rasches Vordringen in beengte Räume. Dies gilt besonders, wenn Gegenstände auf dem Boden liegen, die das Verfahren von Rollwagen stören.
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Ballistische Schilde können aus unterschiedlichen Materialien gefertigt sein. Es kommen hochfeste Metalle, verpresste Faserwerkstoffe oder Gelege aus hochfesten Fasern, Kunststoffe und keramische Materialien in verschieden, dem Einsatzzweck abgestimmten Zusammensetzungen, zum Einsatz.
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Aus den Internationalen Anmeldungen ist unter der Veröffentlichung
WO 2018/116284 A1 eine Konstruktion für einen ballistischen Schild bekannt, die ein mehrteiliges System aus kleinen Schutzplatten und ein Scharniersystem zur Verbindung dieser Schutzplatten zeigt.
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Diese Anordnung ist speziell darauf ausgelegt, Schilde zusammengeklappt und klein zu transportieren. Der Nutzer hat bei dieser Konstruktion allerdings das volle Gewicht der Schutzplatten und der zusätzlichen Anbauteile wie etwa der Scharniere und Fugen-Überdeckungen zu tragen. Eine Lösung für die aus ballistischer Sicht kritischen Bereiche wie beispielsweise durch die Schutzplatte führende Verschraubungen, ist hier nicht aufgeführt.
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Eine weitere Internationale Anmeldung beschreibt eine Erfindung die sich mit dem reinen Aufbau der Schutzplatte befasst.
Im Dokument zu
WO 2014/197084 A3 ist ein lagenweiser Aufbau aus einigen Gewebelagen in Kombination mit Gummi beschrieben. Dieser spezielle Aufbau von Schutzplatten hat keinen Einfluss auf die hier beschriebene Erfindung.
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WO 2018/085511 A1 beschreibt die geometrische Form und Herstellungsweise von Aussparungen oder Öffnungen für Sichtfenster in ballistischen Schilden aus Composites. Sichtfenster aus Glas und die besonderen Aufwendungen für die Übergangsbereiche verschiedener Materialien sind nicht relevant für diese Anmeldung, da durch den Einsatz anderer Technik die Nutzung von schweren Glaskonstruktionen vermieden werden soll.
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Das Gebrauchsmuster
DE 20 2010 014 358.1 beschreibt einen drehbaren Griff zum Tragen eines ballistischen Schilds, wobei die Drehachse des Griffes senkrecht zur Ebene der Schutzplatte liegt. Diese Technik findet keine Anwendung in der hier beschriebenen Erfindung.
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Unter der Anmeldung 20 2010 015 101.5 ist ein quer klappbarer Schild beschrieben der über ein nicht näher spezifiziertes Scharnier die Schutzplatte in 2 Teile teilt. Diese Technik beschreibt allein eine Möglichkeit, die Schutzplatten über eine Klapp-Mechanik kleiner zu machen. Das Gewicht ist dennoch weiterhin hoch und der Transport schwer.
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Daneben sind in der IPC-Hauptklasse F41 H mehrere Veröffentlichungen zum Aufbau von Schutzplatten und diversen mit der Hand geführten ballistischen Schilden recherchierbar, die als Stand der Technik gelten. Keines dieser Dokumente beschreibt jedoch ein auf einem Rad oder Radpaar direkt oder über eine Zusatzkonstruktion anmontiertes ballistisches Schild. Dort sind vor allem kleine und leichte Konstruktionen beschrieben, die in niedrige Schutzklassen einzuordnen sind.
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Die hier beschriebene Erfindung löst das Problem des Transports und des Handlings taktischer Schilde durch die Nutzung von nur einem zur Bewegung des Schildes notwendigen Rades oder Radpaares. Dieses Rad oder Radpaar weist zudem vorzugsweise einen großen Durchmesser auf und kann zur Vermeidung von Geräuschen mit einem Laufbelag aus weichem Material versehen sein. Der ein- oder mehrteilige ballistische Schild kann damit an einem sicheren Ort vorbereitet werden und schnell an den Einsatzort verbracht werden. Große Raddurchmesser erleichtern das Überwinden von Stufen und Kanten. Daneben kann das in dieser Erfindung beschriebe Fahrgestell ebenfalls eine ballistische Funktion erfüllen. Ist es bis zum Boden hin ausgebildet, schützt es die Beine des Nutzers und kann zum Abstellen der Konstruktion genutzt werden.
Welche Materialien oder Materialkombinationen für das in dieser Anmeldung beschriebene Schild zur Verwendung kommen, hängt von der Schutzklasse und den Einsatzbedingungen ab. Für das Fahrgestell ist vorzüglich ein hochfester Stahl geeignet, der zugleich auch ballistische Eigenschaften aufweist. Die Widerstandsfähigkeit dieses Fahrgestells kann der Beschussklasse des Hauptschilds entsprechen oder auch abweichend davon gestaltet sein. Daneben können bei bestimmten Ausführungen zusätzliche Schutzplatten zur Erhöhung der Schutzklasse vor dem Schild angebracht sein.
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Am Schild angebrachte Videotechnik erlaubt es, Vorgänge vor dem Schild zu beobachten. Kleine, leichte Kameratechnik kann am Rand außerhalb des Schutzbereiches des Schilds montiert werden und ein Bildsignal auf einen Monitor gegenüber der Angriffsseite übertragen.
Dadurch lässt sich zum einen das Gewicht des Schilds durch den Wegfall einer schweren Glasscheibe vermindern, zum anderen vermeidet man für die Beschussfestigkeit kritische Bereiche an den Übergangsstellen von Glas zu Panzerungsmaterialien sowie an den Glas-Randbereichen.
Mit gleichem Nutzen können Leuchtmittel außerhalb des Schutzbereiches montiert sein.
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In der ist ein einteiliger ballistischer Schild [1] dargestellt. Er wird gebildet aus einer Schutzplatte [4], an die über eine Radaufhängung [7] ein einzelnes Rad [8] angebracht ist. Die Anbindung des Rades kann zum Zwecke des einfachen Transports lösbar gestaltet sein. An die Schutzplatte [4] ist mindestens ein, vorzugsweise 2 Griffe [6] angebracht mit denen sich der Schild über das Rad verfahren lässt und die zum Festhalten des Schilds in nahezu aufrechter Position dienen. Sie können fest, klappbar oder abnehmbar montiert sein. Weiter ist ein den Hauptteil überdeckendes zusätzliches Element [5] dargestellt, welches eine zusätzliche Schutzplatte oder eine Konstruktion zur Vermeidung von Rückprallern bildet. Oben am Randbereich sind mögliche Positionen für ein Kamerasystem [10] und Leuchtmittel [11] angegeben. Dort können alternativ auch andere Öffnungen für Wirkmittel angebracht sein. An der Unterseite sind an das den Schild und das Rad verbindende Plattenbauteil außen jeweils Füße [12] angeschnitten. Diese bilden zusammen mit dem Rad ein Dreibein auf dem der Schild in aufrechter Position ruhen kann. Auf der Rückseite des Schildes ist ein Monitor [9] angedeutet.
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In der ist ein einfach geteilter Schild [2] dargestellt, hier ist das vorzugsweise als Schutzplatte gestaltete Flächenbauteil [4] horizontal in zwei Bereiche geteilt. Der untere Bereich dieser Platte kann aus einem Plattenmaterial bestehen das vorzugsweise ballistische Eigenschaften aufweist. An diesen unteren Bereich ist über eine Radaufhängung [7] mindestens ein Rad [8] montiert. Zusätzlich sind an das untere Element mindestens ein, vorzugsweise zwei Griffteile [13] angebracht die einerseits zur Arretierung der oberen Schutzplatte dienen, andererseits dem Bewegen und Halten des Schilds. Der den Torso und den Kopf des Nutzers schützende obere Bereich des Schilds kann durch Verbindungsmittel an den Griffteilen fest mit dem Unterteil verbunden werden. Ergänzend zur oberen Schutzplatte [4] können zusätzliche plattenförmige Flächenelemente [5] über verschiedenartige Verbindungsbeschläge wie etwa Klettverschlüsse, Hakenbeschläge oder Schrauben an das Schild angebracht werden. Diese Bauteile können zusätzlichen Schutz gegen Abpraller oder Ricochet bieten oder aus einer zur Erhöhung der Schutzklasse dienenden Zusatzpanzerung, beispielsweise aus keramischen oder hochfesten Gewebelagen, bestehen. Ballistische Schilde einer bestimmten Schutzklasse können für besondere Fälle mit diesen zusätzlichen Panzerungen auf eine höhere Schutzklasse gebracht werden.
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Eine perspektivische Darstellung eines aus einem Flächenelement bestehenden Schildes [1] mit einer zusätzlich aufgebrachten Schutzplatte [5] zeigt die . Dort ist das vorzugsweise als Schutzplatte ausgebildete Flächenelement [4] bis oben durchgehend und im oberen Teil mit einer die Kanten des Elementes [4] umgebenden, teilweise überdeckenden zusätzlichen Schutzplatte [5] ausgebildet. Ein einzelnes Rad [8] ist über die Radaufhängung [7] lösbar angebracht. Griffe [6] und ein der Angriffseite gegenüber liegender Monitor [9], für die Darstellung von Videoaufnahmen der Angriffseite, sind ebenfalls schematisch auf zu sehen.
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An der oberen Kante der zusätzlich aufgebrachten Platte, die beispielsweise dem Schutz gegen Rückpraller dienen kann oder Zusatzpanzerung ist, kann außerhalb des ballistischen Schutzbereichs des Schilds eine Kamera [10] für die Übertragung der Situation vor dem Schild angebracht sein. Gleichermaßen lassen sich Beleuchtungsmittel, zum Beispiel LED in diesem Bereich platzieren.
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zeigt ein aus einem Flächenelement [4] bestehenden Schild mit einer über die gesamte Angriffseite angebrachten Zusatzpanzerung und/oder Rückprallschutz [5].
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Der in dargestellte einfach geteilte Schild [2] ist mit einer die gesamte Fläche bedeckenden Rückpraller festhaltenden Schicht oder Zusatzpanzerung [5] gezeigt. Zwei Griffe [13] dienen zum Bewegen und Halten des Schilds und verbinden über Beschläge das untere und obere Teil der Schutzplatte [4].
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Schematisch ist in dargestellt, dass ein geteilter Aufbau für einen ballistischen Schild gleich wie in , teilweise mit einer zusätzlichen Schutzplatte [5] bekleidet sein kann. Das an ein Rad oder Radpaar montierte tragende Bauteil [4] kann für andere Anwendungen aus leichtem Material gefertigt, einteilig oder mehrteilig mit auf dem Markt verfügbaren Schilden verschiedener Hersteller ergänzt werden. In diesem Falle dient diese Konstruktion allein dem leichten Transport und Handling eines ballistischen Schilds an einem Tragrahmen mit einem Rad oder Radpaar. Auch kann hierzu eine Schutzplatte mit ballistischen Eigenschaften mit einem Rad oder Radpaar über die Griffe und entsprechende Adapter an verschiedenste ballistische Schilde zur Verbesserung der Transportfähigkeit angebracht sein. Damit erhalten verschiedenste Schilde einen zusätzlichen Schutz für den Bereich der Beine des Nutzers.
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zeigt ein Schild [3] mit einteiliger Schutzplatte und einer teilweise aufgebrachten zusätzlichen Schutzplatte zum Schutz vor Rückprallern oder zur Erhöhung der Schutzklasse [5]. An die Radaufhängung [7] ist ein Radpaar [14], das heißt zwei im Abstand auf eine Achse montierte Räder, lösbar angebracht.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- einteiliger Schild mit einem Rad
- 2
- einfach geteilter Schild mit einem Rad
- 3
- einteiliger Schild mit einem Radpaar
- 4
- Schutzplatte / Verbindungsplatte
- 5
- zusätzliches Flächenelement
- 6
- Griff
- 7
- Radaufhängung
- 8
- Rad
- 9
- Monitor
- 10
- Kamera
- 11
- Leuchtmittel oder andere Wirkmittel
- 12
- Fuß
- 13
- Griff / Verbindungsbauteil
- 14
- Radpaar
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2018/116284 A1 [0006]
- WO 2014/197084 A3 [0008]
- WO 2018/085511 A1 [0009]
- DE 202010014358 [0010]