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Die Jurte als Wohnunterkunft wurde vor mehr als 1000 Jahren in Zentralasien entwickelt. Das auf das Zusammenleben mit den Nutztieren abgestimmte nomadische Leben der dortigen Bevölkerung machte eine längere Sesshaftigkeit an nur einem Ort nicht möglich. Die Wohnunterkunft musste aus diesem Grund flexibel, schnell und einfach auf- und abzubauen, sowie zu transportieren sein.
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Zudem musste die Unterkunft ausreichend Schutz gegen die dortigen extremen klimatischen Bedingungen mit heißen Sommern, kalten Wintern, Sturm, Schnee etc. bieten.
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Unter diesen Rahmenbedingungen wurde das Konstruktionsprinzip der Jude entwickelt. Diese traditionelle Konstruktion besteht aus:
- • einem hölzernen, inneren Traggerüst,
- • ggf. einer darauf aufliegenden Wärmedämmung als Zwischenlage
- • und einem äußeren Witterungsschutz aus wasserdichten, konfektionierten Gewebe.
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Die Wandteile der hölzernen Tragkonstruktion werden aus Scherengittern gebildet zwischen die ein Türportal als Zugang eingestellt wird. Auf die obersten Kreuzungspunkte der Scherengitterstäbe werden in gleichmäßigen Abständen Latten/Sparren aufgelegt die radial und mit ansteigendem Gefälle zum Mittelpunkt der Jurte zulaufen. Der obere, zweite Auflagerpunkt der Latten/Sparren wird durch eine sog. Krone gewährleistet. Diese Krone wird beim mongolischen Jurtentyp (genaue Bezeichnung: Ger) von mindestens zwei Pfosten gehalten.
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Jurten sind bis zum heutigen Tag Einzelanfertigungen, die in Manufakturen zumeist unter Verwendung von vor Ort vorgefundenen Materialien hergestellt werden. Eine Vereinheitlichung und Reduzierung der Einzelbauteile für eine serielle und maschinelle Fertigung von Einheiten mit hohen Stückzahlen ist nicht bekannt.
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Die herkömmlichen Jurten werden als solitäre Baukörper aufgestellt mit nur einem einzigen kreisrunden Raum. Eine räumliche funktionale Aufteilung/Trennung z. B. in Wohn-, Schlaf- und Küchenbereich sowie eine Erweiterung der Nutzungseinheit über den kreisrunden Baukörper hinaus ist nicht möglich. Ein in diese Einheit integrierter Sanitärbereich ist gar nicht vorgesehen.
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Die hier dargestellte Erfindung wurde ursprünglich als Unterkunft für die weltweite Katastrophen-, Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe entwickelt.
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Hohe Fertigungsstückzahlen von u. U. mehreren tausend Einheiten unter Verwendung von handelsübliche verfügbaren Baumaterialien und CNC-gesteuerter Säge- und Bohrmaschinen sind mit der herkömmlichen Fertigungsmethode nicht möglich.
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Ebenso ist eine jeweils auf den aktuellen Bedarf flexible und modulare Kombinierung von einzelnen Jurten (Einheiten) zu entsprechenden Raumgruppen durch einfache Koppelung nicht möglich.
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Das zu schützende Produkt unterscheidet sich von dem oben beschriebenen Herkömmlichen dadurch und wird in den beiliegenden Zeichnungen mit den Bezeichnungen 1–15 erklärt:
- 1. Durch zusätzliche Türportale (mindestens zwei) (4) in der Wandebene werden Übergangsmöglichkeiten zu einer weiteren Jurte, die sich direkt an die erste anschließt geschaffen. Durch die Ankoppelung weiterer Jurten kann der einzelne Zentralraum um einen oder mehrere Räume beliebig und auf Wunsch unendlich in alle Richtungen erweitert werden. Die Module können unabhängig (auch in der zeitlichen Abfolge) voneinander auf- und abgebaut bzw. gekoppelt und wieder entkoppelt werden.
- Dargestellt in 7 (Perspektive), 8A (Grundriss 1:50) und 8B (Längsschnitt M1:50).
- 2. Es stehen drei Einzelmodule zur Verfügung, die beliebig aneinandergefügt werden können.
- – Typ 1 (1): Jurte entsprechend dem oben beschriebenen grundsätzlichen Konstruktionsprinzip mit zwei gegenüberliegenden Eingängen. Dargestellt in 1 (Perspektive) und 2 (Grundriss M1:50).
- – Typ 2 (2): Jurte entsprechend dem oben beschriebenen grundsätzlichen Konstruktionsprinzip mit vier Eingängen in den gegenüber liegenden Viertelpunkten. Dargestellt in 3 (Perspektive) und 4 (Grundriss M1:50).
- – Nasszelle (3): Geschlossene Kabine aus vorgefertigten Holztafelbauteilen in Zimmermannsbauweise mit ca. Abmessungen l/b: 1,20/1,20 m zur optionalen Installation einer Toilette und/oder Dusche. Dargestellt in 5 (Perspektive) und 6 (Grundriss M1:50).
- 3. Die Konstruktion der (Standart-)Türportale (4) ist beim Typ 1 (1) und Typ 2 (2) absolut identisch und aufeinander abgestimmt damit die Koppelbarkeit der Module möglich ist. Die bevorzugten Außenmaße b/h im zusammengestzten Zustand sind: ca. 1,30/1,85 m. Das bevorzugte lichte Durchgangsmaß beträgt b/h: 0,90/1,65 m.
- Die Portale werden aus insgesamt vier vorgefertigten Einzelbauteilen zusammengesetzt.
- – Seitenteil links, (4.1); spiegelbildlich zu (4.2)
- – Seitenteil rechts, (4.2), dargestellt in 9 (Explosionszeichnung)
- – Schwelle unten, (4.3); dargestellt in 10 (Explosionszeichnung)
- – Sturz oben, (4.4); dargestellt in 11 (Explosionszeichnung)
- – alle Einzelbauteile von der Rauminnenseite betrachtet –
- Alle vier vorgefertigten Einzelbauteile (4.1; 4.2; 4.3; 4.4) werden mit einer auf einander abgestimmten Nut- (4.5.1) und Zapfenkonstruktion (4.5.2) ineinander gesteckt, untereinander nicht verleimt und nicht verschraubt. Somit kann bei einer späteren Umsetzung der gesamten Jurte an einen anderen Aufstellungsort die Demontage des zusammengesetzten Tütportals in die vier vorgefertigten Einzelbauteile ohne Werkzeug erfolgen.
- Die vier zusammengesetzten Einzelbauteile (4.1; 4.2; 4.3; 4.4) des Türportals bestehen in ihrem Aufbau jeweils von Innen nach Außen aus drei Schichten.
- – Innere Beplankung aus passgenau zugeschnittenen Holzbauplatten (z. B. Funierschichtholz oder OSB, wasserfest verleimt) mit der bevorzugten Plattenstärke von 12 mm, (4.(2 bis 4).1);
- – Kern aus konventionellen Kanthölzern, mit den bevorzugten Kantenabmessungen 40/60 mm (4.(2 bis 4).2)
- – Äußere Beplankung aus passgenau zugeschnittenen Holzbauplatten (z. B. Funierschichtholz oder OSB, wasserfest verleimt) mit der bevorzugten Plattenstärke von 12 mm, (4.(2 bis 4).3)
- Diese 3 Schichten; Innen, Kern; Außen sind miteinander fest verleimt und geschraubt. (9; 10; 11).
- Die äußeren Kanten der beiden Seitenteile (4.1) und (4.2) haben eine von oben nach unten durchgehende ca. 4 cm breite und ca. 8 cm tiefe Nut (4.6) in die das Endstück des anschließenden ausgezogenen Scherengitters (6.1(6.2/6.3) entsprechend der Verlegeanleitung eingesteckt wird und in seiner Lage fixiert wird.
- Die vier Einzelbauteile der Türportale haben jeweils eine definierte (Raum-)Innen- und Außenseite.
- In Lage und Anzahl abgestimmte Langlochbohrungen (4.7) an der (Raum-)Innenseite mit den bevorzugten Abmessungen l/h: 30/10 mm gewährleisten:
- – die dauerhafte Befestigung der Scherengitter an den beiden Türportalseiten mittels Schnürung,
- – den winddichten Anschluss einer optionalen Wärmedämmung aus textilen Material
- Der glattflächige Anschluss an der (Raum-)Außenseite ist die Kontaktfläche in (12) mit grauer Schraffur hinterlegt mit identischer kongruenter Kontur zum nächst folgenden Modul. Der kraftschlüssige Verbund zur dauerhaften Fixierung von zwei gekoppelten Türportalen erfolgt über eine durchgesteckte Schnürung mit Verknotung und in Lage und Durchmesser mit dem bevorzugten Durchmesser von ca. 25 mm festgelegten vier Bohrungen (4.8) an den Außenecken des Türportals.
- 4. Der Übergang von den Jurtentypen 1 (1) und Jurtentyp 2 (2) zur Nasszelle (3) beruht auf dem selbem Grundprinzip der kongruenten Kontaktfläche am Verbindungspunkt.
- Unterscheidet sich dadurch, dass die Kontaktplatte aus einem Stück besteht (4A). Das lichte Durchgangsmaß der Kontaktplatte der Nasszelle ist zum lichten Durchgangsmaß der Standartportale (4) in Höhe und Breite um ca. 5– 10 cm reduziert. Dadurch kann ein Türblatt mit Aufschlag nach außen (von der Nasszelle aus betrachtet) und eine Schwelle vorgesehen werden.
- 5. Die Scherengitter (6) bei Typen 1 (1) und Typ 2 (2) bestehen aus biegbaren Lattenstreifen aus Furniersperrholz die zu entsprechenden Elementen zusammengefügt werden. Für die einzelnen Latten sind maßgenaue Säge- und Bohrschablonen für eine serielle Produktion in hohen Stückzahlen unter Verwendung von CNC-Maschinen angefertigt.
- Beim Jurtentyp 1 (1) bestehen die Wandbauteile aus insgesamt 4 Scherengittersektionen (2 × Typ A (6.1) und 2 × Typ B (6.2)), jeweils 2 zwischen den beiden Türportalen mit den seitlichen Anschlüssen wie oben beschrieben.
- Dieser seitliche Anschluss von Scherengitter zum Türportal (4) endet glatt und ohne Überstand am Kreuzungspunkt der letzten Lattenstreifen.
- Der Anschluss am Verknüpfungspunkt von Scherengitter (6.1) zu Scherengitter (6.2) erfolgt durch Überstand der Lattenstreifen über den letzten Kreuzungspunkt hinaus. Die überstehenden Lattenstreifen in der Ober- und Unterlage des Scherengitters sind aufeinander abgestimmt damit ein verzahnter, kraftschlüssiger Übergang mit abschließender Schnürung zur dauerhaften Fixierung entsteht.
- – Die Oberlage der Lattenstreifen ist von der Raumseite Innen,
- – Die Unterlage der Lattenstreifen ist von der Raumseite Außen,
- – Beim Scherengittertyp A (6.1) ist der seitliche Anschluss zum Türportal, Seitenteil links (4.1);
die seitliche Verknüpfung zum anschließenden Scherengittertyp B (6.2) ist rechts (von Innen gesehen)
- – Beim Scherengittertyp B (6.2) ist der seitliche Anschluss zum Türportal, Seitenteil rechts (4.2); die seitliche Verknüpfung zum anschließenden Scherengittertyp A (6.1) ist links (von Innen gesehen)
- – Der Scherengittertyp C (6.3) wird auf beiden Seiten an jeweils ein Türportal, Seitenteile links (4.2) und rechts (4.1) befestigt.
- Dargestellt in der 12 (Perspektivausschnitt; Betrachtet von Außen) und in der 13 (Perspektivausschnitt; Betrachtet von Innen).
- Beim Jurtentyp 2 bestehen die Wandbauteile aus insgesamt 4 Scherengittersektionen (4 × Typ C (6.3)), jeweils 1 zwischen den beiden Türportalen mit den seitlichen Anschlüssen wie oben beschrieben.
- Die einzelnen Lattenstreifen sind hinsichtlich Länge und Anzahl der Bohrungen so optimert, dass für alle drei Scherengittertypen A, B und C nur 14 verschiedene Lattenstreifen mit unterschiedlichen Längen vorgefertigt werden müssen.
- 6. Die Krone (5) ist ein zusammengesetztes miteinander kraftschlüssig verbundenes Element; dargestellt in der 14 (Explosionszeichnung); bestehend aus:
- – Kreisrunde untere Holzbauplatte (5.1) (z. B. Furnierschichtholz, OSB-Platte) mit der bevorzugten Plattenstärke von 18 mm und mit mittleren Ausschnitt und Bohrungen (5.1.1) zur kraftschlüssigen Schraubverbindung (5.1.2) zu den tragenden Stützen (8).
- – Mittlerer Kern aus konisch geschnittenen Holzklötzen (5.2), als passgenaue Distanzhalter zu den auf den gedachten Mittelpunkt radial zulaufenden hier aufliegenden Sparren (7). Anzahl der Sparren abhängig vom Jurtentyp. Jurtentyp 1 (1) hat 54 Sparren (7)/Distanzklötzer (5.2); Jurtentyp 2 (2) hat 68 Sparren (7)/Distanzklötzer (5.2). Die Distanzhölzer haben eine zum Mittelpunkt zulaufende konische Form in der Grundrissprojektion, mit den bevorzugten Maßen l/b1/b2: 60/30/22 mm. Die Sparren werden zwischen den Distanzklötzern in die Lücke geschoben und liegen lose auf der unteren Holzbauplatte (5.1) auf. Die Distanzklötze (5.2) garantieren die Lage- und Kippstabilität der Sparren (7).
- Die Sparrenköpfe (7.1) sind zur Auflage in der Krone entsprechend ausgeklinkt. Die Distanzklötze sind von oben und unten durch jeweils eine mittige Schraube (5.4) an der oberen (5.3) und unteren Holzbauplatte (5.1) befestigt. Dadurch sind die Distanzklötze in horizontaler Richtung zwischen der oberen und unteren Holzbauplatte drehbar um evtl. Fertigungs- oder Lagetoleranzen der Sparren aufzunehmen.
- Dargestellt in der 15; M1:5.
- – Kreisrunde obere Holzbauplatte (5.3) (z. B. Furnierschichtholz, OSB-Platte) mit der bevorzugten Plattenstärke von 12 mm und mit mit kreisrundem Ausschnitt.
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Der Durchmesser der Krone ist dem Durchmesser der Jude und der Anzahl der aufliegenden Sparren entsprechend angepasst. Für den Jurtentyp 1 (1) beträgt der bevorzugte Außendurchmesser der Krone ca. 0,90–1,10 m (5A). Für den Jurtentyp 2 (2) beträgt der bevorzugte Außendurchmesser der Krone ca. 1,40–1,60 m (5B).