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Die vorliegende Neuerung betrifft ein neuartiges Bahnsteigaufhöhungs- und Sanierungssystem.
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Bahnsteigaufhöhungsanlagen sind in der
EP 08 65 540 B1 sowie in Verkehrstechnik, Heft 24, vom 20.12.1935, S. 666 beschrieben.
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Bei der
EP 08 65 540 B1 handelt es sich um einen kompletten modular aufgebauten Bahnsteig mit austauschbaren Einzelkomponenten ohne dauerhafte Verbindung zwischen den Bauelementen. Der Bahnsteig stellt einen Fertigbausatz für die Erstellung von veränderbaren Bahnsteigen dar. Er soll aber auch geeignet sein, im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen über den Resten des alten Bahnsteiges montiert zu werden, unter teilweiser oder gänzlicher Verwendung der alten Bahnsteigkante mit ihren dazugehörigen Streifenfundamenten. Es soll ermöglicht werden, evtl. schadhaft gewordene Bauelemente gegen neue auszutauschen, ohne eine komplette Erneuerung des Bahnsteiges vornehmen zu müssen. Das beschriebene System ist in erster Linie für großflächige Bahnsteige einsetzbar und erfordert einen erheblichen Aufwand bei Sanierungsarbeiten.
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Aufgabe der vorliegenden Neuerung ist es, mit einfacheren Maßnahmen Bahnsteige mit maroden Oberflächen zu sanieren und gleichzeitig den Bahnsteig in seiner Niveau-Höhe anzuheben. Die Erfindung soll dies ermöglichen, ohne Abbrucharbeiten vornehmen zu müssen, die ansonsten bei Bahnsteigsanierungen üblich sind.
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Diese Aufgabe wird durch einen Bahnsteig gelöst, auf dessen horizontal ausgelegter Oberfläche zwecks Niveau-Erhöhung und/oder Sanierung eine zusätzliche Schicht aufgebracht ist, wobei der zwischen der Bahnsteigoberfläche und der zusätzlichen Schicht gebildete Zwischenraum mit Füllmaterial beaufschlagt wird.
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Für die zusätzliche Schicht werden erfindungsgemäß vorzugsweise Flachplatten aus dünnem Textil-Faserbeton verwendet.
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Die verwendeten Flachplatten weisen vorzugsweise als Material im Wesentlichen Beton aus. Erfindungsgemäß sind die Elemente derart aufgebaut, dass sie aus Beton bestehende Schichten ausweisen, in denen Schichten aus Textil- oder Glasfasergewebe oder Textil- und Glasfasergewebe eingelagert sind. Vorzugsweise sind die Faserelemente aus wenigstens zwei Schichten aufgebaut. Besonders bevorzugt ist die Einlagerung von zwei Schichten dieser Textil- und/oder Glasfasergewebe in das im Wesentlichen aus Beton bestehende Flachplattenelement. Besonders bevorzugt sind Ausführungen mit zwei Lagen aus Carbonfasertextil.
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Als Textilgewebe kommen insbesondere Glasfaser- oder Kohlefasergewebe zur Anwendung. Erfindungsgemäß besonders bevorzugt sind aus Alkali-resistenten Glasfasern bestehende Gewebe. Die bevorzugte Maschenbreite des Gewebes beträgt 10 × 10 mm bis 30 × 30 mm, vorzugsweise 20 × 20 mm. Das Flächengewicht der Textilgewebe liegt bei mindestens 100 g/m2, vorzugsweise 100 und 300 g/m2.
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Die Dicke der Faserelemente liegt zwischen 2 cm bis 12 cm, vorzugsweise 5 bis 7 cm. Die erfindungsgemäßen Flachplattenelemente weisen eine optimal dünne Schichtdicke auf. Gleichzeitig haben sie durch die Faserbewährung eine ungewöhnliche Stabilität. Das Verarbeiten der Faserelemente ist daher besonders leicht. Auch stellen sich keine statischen Probleme für den Bahnsteig und dessen Unterbau in Anbetracht der Leichtigkeit der erzeugten Schichtdicke da.
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Die Faserplatten können mit integrierten taktilen Blindenleitsystemen und Bahnsteigkante als Rauten- oder Fischgrätenmatrizenabguss gefertigt werden.
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Die Textil-Faser-Beton-Platten erhalten vorzugsweise folgende Standard-Abmessungen:
(L = Länge, B = Breite, D = Dicke)
L = 2,50 m, 2,75 m oder 3,00 m
B = 1,00 m, 1,25 m oder 1,50 m
D = 0,05 m oder 0,07 m
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Zwischengrößen sind möglich, jedoch zu vermeiden, um den Aufwand für den Schalungsbau zu minimieren.
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Das Systemgewicht liegt vorzugsweise je Element zwischen 0,31 to und 0,79 to, z. B. für ein Standardelement = 2,50 m × 0,07 m × 2,5 to/m3 = 0,55 to.
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Bahnsteigbereiche, die breiter als 2,50 m sind, werden vorzugsweise noch konventionell beigepflastert. Es ist jedoch ebenso möglich, mit den erfindungsgemäßen dünnwandigen Flachplatten breitere Bereiche zu belegen.
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Die erfindungsgemäß eingesetzten textilbewährten Flachplatten sind auch deshalb von besonderem Vorteil, weil auch im Falle des Durchschneidens keine Stahlbewährung freigelegt wird. D. h. es wird ermöglicht, dass die Flachplatten an die jeweilige Breite angepasst werden können und entsprechend zugeschnitten werden können. Daher können die erfindungsgemäßen Flachplatten in Standardabmessung geliefert werden und vor Ort angepasst werden.
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Die Justierung der erfindungsgemäßen Flachplatten kann durch Verwendung untergelegter Elastomerlager in gewünschter Höhe erfolgen oder durch Spindellager, die unter dem Bahnsteigelement auf Höhe justiert werden, oder auch alternativ durch das Bahnsteigelement hindurch geschraubt und höhenjustiert werden. Hierfür werden vorteilhafterweise im Bahnsteigelement Gewindehülsen einbetoniert. Erfindungsgemäß können auch die vorhandenen Vergussöffnungen als Justiermöglichkeit dienen, in dem direkt neben diesen Öffnungen die neue Bahnsteigplatte in neuer gewünschter Höhe unterbaut und somit höhenjustiert wird. Die Justierung kann auch mittels Untermauerung bewerkstelligt werden.
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Nach Justierung und Ringsumverschluss kann durch Vergussöffnungen in der Belagsoberfläche der Hohlraum zwischen der horizontalen Oberfläche des Bahnsteiges und der Unterkante der aufgebrachten Schicht vollflächig ausgefüllt werden. Hierfür kommen beliebige Materialien in Betracht. In erster Linie sind diese fließfähig z. B. Sand, Kies usw. Ebenso sind flüssige Materialien verwendbar. Vorzugsweise wird Vergussbeton verwendet, so dass der Zwischenraum vollflächig ausgegossen wird.
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Das Vergießen mit flüssigem Material, vorzugsweise mit Beton, kann mittels Vergussöffnungen in den Flachplatten erfolgen. Die Öffnungen werden nach dem Vergießen noch mit Flachplatten abgedeckt und ringsherum verfugt.
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Die erfindungsgemäß angelegten Vergussöffnungen können verschiedene Formen haben. D. h. sie können rund oder auch eckig oder auch quadratisch sein. Erforderlich ist jedoch, dass diese mittels Verschlussplatte, Fliese oder Decke so dicht verschlossen werden können, dass kein Oberflächenwasser einzudringen vermag. Die Fugen zwischen den Flachplatten können mit dauerelastischem Verfugmaterial geschlossen werden.
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Der äußere Rand unter den Flachplatten kann mit einem Betonwinkel unterbaut werden und ebenfalls ausgemauert werden, um sicherzustellen, dass beim Beaufschlagen des verbleibenden Hohlraums mit Füllmaterial in Form von flüssigen Materialien, z. B. mit Vergussbeton, diese nicht unkontrolliert seitlich heraus fließen können. Das Auslaufen des flüssigen Materials kann auch durch den Einbau von Dichtlippen zwischen Ausmauerungsoberkante und Fertigplatten, die aus üblichen Materialien bestehen können, erreicht werden.
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Die vorliegende Erfindung ermöglicht Bahnsteigaufhöhungen ab ca. 8 cm bis ca. 48 cm. I. d. R. zwischen 10 und 27 cm.
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Für nachfolgende Anwendungsfälle eignet sich insbesondere das erfindungsgemäße System zur Aufhöhung von Bahnsteigen.
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Beispiele:
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- Bestehendes altes Einstiegsniveau = 28 cm über Schienenoberkante
Gefordertes neues Einstiegsniveau = 54,5 cm über Schienenoberkante
Anhebung = 26,5 cm
Bestehendes altes Einstiegsniveau = 28 cm über Schienenoberkante
Gefordertes neues Einstiegsniveau = 38 cm über Schienenoberkante
Anhebung = 10 cm
Bestehendes altes Einstiegsniveau = 38 cm über Schienenoberkante
Gefordertes neues Einstiegsniveau = 54,5 cm über Schienenoberkante
Anhebung = 16,5 cm
Bestehendes altes Einstiegsniveau = 54,5 cm über Schienenoberkante
Gefordertes neues Einstiegsniveau = 76 cm über Schienenoberkante
Anhebung = 21,5 cm
Bestehendes altes Einstiegsniveau = 76 cm über Schienenoberkante
Gefordertes neues Einstiegsniveau = 96 cm über Schienenoberkante
Anhebung = 20 cm
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Bei Bahnsteigaufhöhungen von weniger als 8 cm eignet sich das System nur bedingt, da in diesem Fall der alte Bahnsteigbelag u. U. zurückgebaut und entsorgt werden muss.
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Alternativ kann der Verguss von der Seite her durchgeführt werden. Dazu sind keine Vergussöffnungen in der Bahnsteigplatte erforderlich, sondern nur Vergussrohre einzubauen, welche nach Aushärtung des Vergussmaterials wieder entfernt werden können.
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Entlüftungsröhrchen, die in jedem Vergussabschnitt eingebaut werden können, stellen einen vollständigen Unterguss sicher. Wenn das Vergussmaterial aus diesen (an höchsten Vergusspunkten eingebauten) Röhrchen heraus drückt, ist gewährleistet, dass an allen tiefer gelegenen Punkten des Vergussabschnitts bereits Vergussmaterial vorhanden ist.
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Bei größeren Schäden an dem Bahnsteig kann auch zunächst eine Auffüllung mit nicht aus Beton bestehendem Material folgen. Z. B. kann verdichteter Kies oder Sand eingesetzt werden.
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Die Oberfläche der aus den erfindungsgemäßen Flachplatten bestehenden Bahnsteige kann werksseitig durch Säuern, Waschen oder Strahlen endbehandelt werden. Diese Verfahren bewirken eine Aufrauhung der begehbaren Bahnsteigoberfläche derart, dass die nach gesetzlichen Vorschriften geforderte, rutschhemmende Wirkung des Belages gegeben ist.
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Die wichtigsten Vorteile der Erfindung sind:
- – Keine Rückbauarbeiten und somit keine Entsorgung von Altstoffen erforderlich
- – Konfektionierung von Passlängen, Schachtdeckeln oder Aussparungen ist auf der Einbaustelle mittels Betonsägeschnitt möglich
- – Keine Verwendung von Stahlbewehrung und somit keine innere und äußere Erdung der Bauteile erforderlich
- – Komplette Vorfertigung der Bauteile im Werk inklusive taktiles und farblich abgesetztes Blindenleitsystem, Bahnsteig-Kante, sowie Gefahrraumschraffur
- – Die dunkle Belagsoberfläche erlaubt den Wegfall des dunklen Begleitstreifens vom Blindenleitsystem, da der geforderte Leuchtdichtekontrast gegeben ist.
- – Bahnsteigoberfläche ist rutschhemmend durch hochwertige Endbehandlung (säuern, waschen oder strahlen)
- – Geringes Systemgewicht: Dadurch keine besonders kräftigen Hebezeuge für Lade- und Montagearbeiten erforderlich
- – Äußerst schnelle Montagezeit
- – Keine sichtbar bleibenden Vergussöffnungen, da diese nach dem Verguss mit Blindenleitfliesen überdeckt werden
- – Keine Abheber oder Transportanker erforderlich, da die Bauteile mit Vakuumsaugern bewegt werden können
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Im Folgenden wird die Erfindung unter Bezug der Figuren beispielhaft beschrieben.
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1 zeigt die auf die Bahnsteigoberfläche 1 aufgebrachte zusätzliche Schicht 2, wobei der Zwischenraum zwischen diesen, mit dem Füllmaterial 3 aufgefüllt ist. Der Bahnsteigkantenbereich ist mit dem Kies 6 aufgefüllt. Das Winkelelement 5 ist über ein Dichtband 7 mit der zusätzlichen Schicht 2 verbunden, damit zwischen der neuen Bahnsteigoberfläche 2 und dem Winkelelement 5a keine Feuchtigkeit durchzudringen vermag.
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In 2 ist wiederum die Bahnsteigoberfläche 1 und die erfindungsgemäße Schicht 2 zu erkennen, wobei zwischen Bahnsteigoberfläche 1 und Schicht 2 sich das Füllmaterial 3 befindet. Ebenso wie in 1 ist der Bahnsteigkantenbereich abgebrochen und mit verdichtetem Kies 5 verfüllt. Das Winkelelement 5 dient der seitlichen Abstützung. Die Gleise 9 sind auf dem Kiesbett 8 angelegt. Ferner ist in dem Bereich, in welchem zusätzliche Schicht und Bahnsteigoberfläche aneinander stoßen, eine Fugenabdichtung mit Gitterrostabdeckung 10 angeordnet.
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In 3 sind die Vergussöffnungen 4 zu erkennen, welche in den einzelnen Flachplatten 11 angeordnet sind. An der Bahnsteigkante 12a ist eine Regenrinne 13 angeordnet. Zu erkennen sind ferner die auf der Bahnsteigoberfläche bzw. der Flachplatten 11 angeordneten Blindenstreifen 12. An dem der Bahnsteig gegenüberliegenden Kante ist ein Sichtbeton mit Noppenstruktur 13a angeordnet.
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In 4 ist im Detail eine Vergussöffnung 4 dargestellt. Diese ist in einer Flachplatte 11 eingelassen und mit einem Betonstopfen 14 verschließbar.
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In 5 ist ein Beispiel aufgeführt, in welchem ein bestehender Bahnsteig um 10 cm erhöht worden ist. Dargestellt ist der Zug 15, welcher sich auf einem Gleis 14 befindet. Die Fläche 2 ist auf der Bahnsteigoberfläche 1 aufgebracht. Zwischen der Bahnsteigkante 16 und der neuen Oberfläche 2 ist eine Fugenabdichtung 7 angeordnet. Die Bahnsteigoberfläche weist ein Gefälle von ca. 2% auf.
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In der 6 ist im Detail die Aufhöhung zu erkennen. Auf dem bestehenden Bahnsteig 17 mit seiner Oberfläche 1 ist die neue Oberfläche 2 aufgebracht. Der Abstand wird durch ein Auflager 18 hergestellt und der Zwischenraum mit dem Füllmaterial 3 aufgefüllt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0865540 B1 [0002, 0003]