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Die Erfindung betrifft ein muskelkraftbetriebenes Zweiradfahrzeug. Sie kann Anwendung finden zu einer Fortbewegung in der Art des Fahrradfahrens.
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Muskelkraftbetriebene Zweiradfahrzeuge sind z. B. als Fahrräder in vielerlei Ausfertigungen bekannt und weisen regelmäßig zwei Räder auf, die in einem Rahmen gehaltert sind, wobei mindestens ein Rad zur Lenkung des Fahrrades in einer Radgabel durch einen Fahrradlenker schwenkbar ist. Die zum Antrieb des Fahrrades aufzubringende Muskelkraft wird gewöhnlich über einen Kettentrieb von einem durch Beinbewegung über Pedale in Drehung versetzten ersten Kettenrad auf ein zweites Kettenrad übertragen, das mit dem gewöhnlich hinteren Rad des Fahrrades in Wirkverbindung steht. Der Fahrer eines üblichen Fahrrades nach dem Stand der Technik sitzt während des Fahrens mit dem Fahrrad auf einem am Fahrradrahmen befestigten Sattel und stützt sich mit seinen Armen auf dem Fahrradlenker ab.
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Die hierdurch erzeugte gewöhnliche Haltung eines Fahrradfahrers besitzt entscheidende ergonomische Nachteile und beeinflusst die Fahrleistung, das Fahrvergnügen sowie die Gesundheit des Fahrradfahrers in ungünstiger Weise.
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Zum Beispiel kann die übliche Haltung eines Fahrradfahrers auf einem üblichen Fahrrad Probleme am Gesäß durch vom Sattel verursachte Druck- oder Wundstellen verursachen. Ein weiterer Nachteil herkömmlicher Fahrräder besteht darin, dass die Sitzposition des Fahrers nicht in jedem Falle eine optimale Kraftübertragung der Beinkräfte auf den Pedalkurbeltrieb ermöglicht – beispielsweise kann eine Steigung des zu befahrenden Weges eine deutliche Verminderung der Effizienz der Übertragung der Muskelkräfte der Beine des Radfahrers auf den Kurbeltrieb haben, weil der Radfahrer nicht die Position auf seinem Sattel einnimmt, die zur optimalen Krafteinbringung auf den Kurbeltrieb nötig wäre.
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Zur Beseitigung der angeführten Nachteile wurden zahlreiche Lösungsvorschläge offenbart.
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So wird z. B. in der deutschen Patentschrift
DE 43 29 795 C2 ein Fahrrad vorgeschlagen, das einen Sattel aufweist, der verstellbar auf einem Stützteil angeordnet und längs eines Rahmenteiles verstellbar ist. Wenn der Fahrer eine Steigung bewältigen muss, kann er bei diesem Fahrrad den Sattel in Fahrtrichtung nach vorn verstellen, so dass er eine für Bergfahrt geeignete Sitzposition einnimmt und während der Bergfahrt auf dem Sattel sitzen bleiben kann.
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In der deutschen Offenlegungsschrift
DE 10 2004 048 424 A1 wird eine Sattelanordnung für eine pedalgetriebene Vorrichtung, insbesondere ein Fahrrad oder ein Fitnessgerät, vorgeschlagen, die zwei beidseitig eines Sattels angeordnete Oberschenkelstützen, die in Vertikalrichtung schwenkbar an dem Sattel angeordnet sind, aufweist und eine Verbindungseinrichtung zum Verbinden der Oberschenkelstützen und zum Bewegen der Oberschenkelstützen im Gegentakt zueinander besitzt. Dadurch soll sich eine vergrößerte Auflage- und Stützfläche für die auf dem Sattel sitzende Person ergeben. Die Tretfunktion für die Pedale wird dabei nicht behindert.
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Nach der Offenbarung des deutschen Gebrauchsmusters
DE 297 16 292 U1 ist zur Verstellung der Sitzposition des Sattels der Sattel mittels einer Strebe über ein erstes Schwenkgelenk am Rahmen des Fahrrades befestigt. Ein Verstellelement mit stufenlos einstellbarer Länge ist mit seinem einen Ende über ein zweites Schwenkgelenk mit dem Rahmen und mit seinem anderen Ende über ein drittes Schwenkgelenk mit der Strebe verbunden, wobei die Strebe, das Verstellelement und der zwischen dem ersten und dem zweiten Schwenkgelenk liegende Abschnitt des Rahmens ein Kraftdreieck aufspannen. Das Verstellelement ist dabei eine Gewindezugstange, deren Längeneinstellung mit einer Gegenmutter erfolgt.
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Die deutsche Offenlegungsschrift
DE 101 14 121 A1 zeigt eine ähnliche Vorrichtung für ein Fahrrad, bei der der Sattel mittels einer Strebe über ein Schwenkgelenk am Rahmen des Fahrzeuges befestigt ist. Die Strebe ist dabei am Pedaltretlager schwenkbar befestigt und hat damit eine erhebliche Länge, so dass der Sattel längs einer Kreisbahn mit großem Radius verstellbar ist. Ein als Gewindestange ausgebildetes Verstellelement ist mit der Strebe und mit dem Rahmen des Fahrrades verbunden.
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Die europäische Offenlegungsschrift
EP 0 586 754 A1 zeigt einen Rahmen für Fahrräder, bei dem der Fahrradsattel verstellbar ist. Auch hier ist der Sattel an einer schwenkbaren Strebe gehalten, die um das Tretlager des Fahrrades schwenkbar ist. Ein Verstellelement mit stufenlos einstellbarer Länge ist über Schwenkgelenke mit der Strebe und dem Rahmen verbunden.
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Das deutsche Gebrauchsmuster
DE 92 11 320 U1 zeigt ein Fahrrad, bei dem der Sattel über ein Parallelogrammgestänge mit dem Rahmen verbunden ist. Zwischen einer sattelnahen Strebe des Parallelogrammgestänges und dem Rahmen ist eine Zahnstange mit Sperrklinke als Verstellelement vorgesehen.
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Die deutsche Patentschrift
DE 43 35 460 C2 lagert den Sattel wiederum an einer im Tretlagerbereich des Fahrrades schwenkbar gehaltenen Strebe, die über teleskopartig aus einem nach hinten offenen Oberrohr des Fahrradrahmens ausziehbaren Haltestange einstellbar ist, die in verschiedenen Ausziehlängen bezüglich des Oberrohrs festlegbar ist.
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Die deutsche Patentschrift
DE 100 32 393 C1 beschreibt eine Sattelunterfederung, die zur Winkelverstellung des Fahrradsattels ein Verstellelement aufweist, das eine Gewindehülse mit einem Rechtsgewinde und einem Linksgewinde besitzt, in die zwei Einsatzkörper mit entsprechendem Gegengewinde einschraubbar sind.
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Die vorgenannten Lösungen des Standes der Technik sollen eine Verbesserung der Position des auf dem Sattel sitzenden Zweiradfahrers bewirken – sie führen aber insgesamt durch mehr oder weniger aufwändige Realisierungen zur Vergrößerung von Materialaufwand, Montageaufwand und Gewicht des Fahrrades.
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Außerdem ändern sie nichts am grundsätzlichen Mangel einer wenig ergonomischen Haltung eines Fahrradfahrers, dessen Körper während des Fahrens grundsätzlich durch die Bindung an zwei Fixpunkte geprägt ist: Die örtliche Anbindung des Gesäßes an den Sattel bei gleichzeitiger örtlicher Fixierung des Schulter-Arm-Bereiches an den bekannten Lenkvorrichtungen führen insgesamt zu einer aus gesundheitlicher Sicht ungünstigen über den Rahmen gebeugten Haltung, deren negative Auswirkung durch die Haltung eines aus Sichtgründen nach oben erhobenen Kopfes verstärkt wird.
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Häufig treten Nackenschmerzen durch das erhobene Halten des Kopfes in Fortbewegungsrichtung bei gleichzeitig über den Lenker gebeugter Haltung des Fahrradfahrers auf. Unangenehm wirken auch oft die Rüttelbewegungen des Fahrrades, wenn über unebenen Boden gefahren wird. Bekannt ist auch das Taubwerden der den Fahrradlenker umfassende Hände.
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Zur Verbesserung des Fitnesszustandes von Personen wurde auf der Internetseite http://www.radfahrlust.de/service/nachrichten/stepperbike.html ein sogenanntes Stepperbike vorgeschlagen: Ein Fahrrad, das ohne Sattel und ohne die üblichen Pedale konstruiert ist. Anstelle der üblichen rotierend getriebenen Fahrradpedale ist das vorgeschlagene Fahrrad ausgestattet mit zwei großen Stepperpedalen, die über eine nicht näher offenbarte Mechanik das Stepperbike durch Auf-und-Ab-Treten der Stepperpedale antreiben.
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Der Nachteil dieser Lösung besteht einerseits in der notwendigen und gegenüber dem bekannten Kettentrieb üblicher Fahrräder aufwändigeren Umsetzung der Auf-und-Ab-Bewegung der Stepperpedale in eine Drehbewegung des Hinterrades des Fahrrades. Hinzu kommt der aus gesundheitlicher Sicht bedenkliche Nachteil, dass die Antriebskräfte für das Stepperbike im wesentlichen durch eine mit starker Druck ausgeübte weitgehend lineare Bewegung in Beinlängsrichtung erfolgt, wodurch eine starke Kniegelenksbelastung erzeugt wird.
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Auch das Stepperbike weist also sowohl die technischen Nachteile aufwändiger Fertigung und Montage als auch den Nachteil ungenügender Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte wie der Gelenkbelastung auf.
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Aus den benannten Nachteilen der Lösungen des Standes der Technik ergibt sich die Aufgabe, ein muskelkraftbetriebenes Zweiradfahrzeug zu entwickeln, das einerseits einen ergonomisch gesunden Betrieb ermöglicht und andererseits mit geringem Aufwand herstellbar ist.
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Diese Aufgabe der Erfindung wird mit einem muskelkraftbetriebenen Zweiradfahrzeug gelöst, das entsprechend die Merkmale des Schutzanspruches aufweist.
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Das Wesen der Erfindung besteht dabei darin, dass das beanspruchte muskelkraftbetriebene Zweiradfahrzeug als sattelloses Fahrrad ausgeführt ist, das einen Pedaltrieb gemäß des Standes der Technik mit rotierendem Kettenblatt und zwei auf einer Kreisbahn geführten Pedalen aufweist.
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Das Fahren mit dem erfindungsgemäßen muskelkraftbetriebenen Zweiradfahrzeug verbindet durch das Fehlen des Sattels und die dadurch erzeugte aufrechte Haltung des Fahrers das Fahrradfahren mit dem Laufen, wobei ein besonderes Wesensmerkmal der Erfindung in der ergonomischen Verbesserung des Bewegungsablaufes des Fahrers besteht: Die Krafteinleitung des Fahrers über das muskelkraftbewegte Bein in den Fahrradeinrieb erfolgt in einer rotierenden Bewegung und ist damit im Gegensatz zum Laufen mit seiner weitgehend linearen Auftrittsbewegung auf festem Boden wesentlich gelenkschonender.
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Nachfolgend soll die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
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Dabei zeigt die zugehörige Zeichnung das Prinzipschema eines muskelkraftbetriebenen Zweiradfahrzeuges nach der Erfindung.
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Gemäß Zeichnung ist das muskelkraftbetriebene Zweiradfahrzeug als ein sattelloses Fahrrad ausgeführt, das einen Rahmen 1 aufweist, an dem ein Lenker 2, eine Vorderradgabel 3 und eine Hinterradgabel 4 angeordnet sind.
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In Vorderradgabel 3 und Hinterradgabel 4 sind jeweils ein Vorderrad 5 sowie ein Hinterrad 6 befestigt. Die Ausführung von Vorderrad 5 und Hinterrad 6 ist in der Zeichnung nicht detailliert dargestellt – beide können als Speichenräder oder als Scheibenräder ausgeführt sein.
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Der Rahmen 1 weist weiterhin ein in einem nicht näher beschriebenen Tretlager gelagertes Kettenrad 7 auf, welches mittels zweier an Kurbelarmen befestigter Pedale 8 und 9 in Drehung versetzt werden kann.
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Das Kettenrad 7 steht über eine Kette 10 mit einem Kettenrad 11 in Wirkverbindung.
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Die Pedale 8 und 9 weisen jeweils mit den Sohlen der Schuhe des Fahrradfahrers in Wirkverbindung stehende Verbindungselemente auf, die einen sicheren Halt der Füße des Fahrradfahrers auf der jeweiligen Pedale gewährleisten. Diese Verbindungselemente an den Pedalen 8 und 9 und die korrespondierenden Elemente an den Schuhsohlen können z. B. eine bekannte Klickverbindung bilden.
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Die mit der erwähnten Klickverbindung bewirkte sichere Befestigung der Füße des Fahrradfahrers auf den Pedalen 8 und 9 führt zu einer gleichmässigen Drehbewegung, die ein wesentlicher und vorteilhafter Bestandteil für die sichere und schonende Bewegungsausführung bei der Benutzung des sattellosen Fahrrades ist.
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Das sattellose Fahrrad ist ein Mobil der besonderen Art:
Es verbindet bei seiner Benutzung das Laufen mit dem Fahrradfahren. An das Fahrradfahren erinnert die Betätigung des Tretlagers mit Kurbeln und Pedalen 8 und 9 durch die Bewegung der Beine und Füße, an das Laufen die stehende Fortbewegung ohne einen Sattel für den Fahrer.
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Ein solches Gerät ist für viele Sportler deshalb sehr interessant, weil im Gegensatz zum Fahrradfahren wie beim Laufen der gesamte Körper trainiert wird. Zusätzlich zu den Effekten eines Lauftrainings werden bei der Benutzung des beanspruchten sattellosen Fahrrades aber auch die den Lenker haltenden Arme gut durchtrainiert.
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Im Vergleich zum Laufen ist die Fortbewegung mit dem sattellosen Fahrrad deutlich schneller und bietet die Möglichkeit, Gepäck und/oder weitere Personen mitzunehmen.
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Ein wichtiger Vorteil des sattellosen Fahrrades ist auch, dass bei seiner Benutzung im Gegensatz zum Laufen die Knie nicht stoßartig belastet werden, sondern durch die Bewegung der die Füße tragenden Pedale auf einer Kreisbahn die Kraftübertragung gelenkschonend und gleichmäßig erfolgt.
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Daher bietet das beanspruchte sattellose Fahrrad auch besondere Vorteile für übergewichtige und/oder Personen mit Kniegelenksproblemen. Erstere können mit der Benutzung des Laufrades zum Konditionsgewinn auch ihr Gewicht reduzieren, während die zweitgenannten Personen durch das sattellose Fahrrad überhaupt erst zum Mobilitätstraining motiviert werden können.
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Ein solches Mobil ist für das Konditionstraining vieler Sportler deshalb sehr interessant, weil im Gegensatz zum Fahrradfahren wie beim Laufen der gesamte Körper trainiert wird. Zusätzlich zum Lauftraining werden die den Lenker haltenden Arme effektiv gekräftigt. Im Vergleich zum Laufen ist die Fortbewegung mit dem muskelkraftbetriebenen Zweiradfahrzeug deutlich schneller und bietet sogar die Möglichkeit, Gepäck und/oder weitere Personen mitzunehmen.
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Vorteilhaft am beanspruchten muskelkraftbetriebenen Zweiradfahrzeug ist auch, dass – im Gegensatz zum Laufen – mit diesem neuen eigenständigen Trainingsgerät die Knie nicht stoßartig belastet werden – es besteht daher die Möglichkeit, bei leichten Verletzungen, die das Laufen behindern, speziell zu trainieren und dadurch die Kondition zu erhalten.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Rahmen
- 2
- Lenker
- 3
- Vorderradgabel
- 4
- Hinterradgabel
- 5
- Vorderrad
- 6
- Hinterrad
- 7
- Kettenrad
- 8
- Pedale
- 9
- Pedale
- 10
- Kette
- 11
- Kettenrad
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 4329795 C2 [0006]
- DE 102004048424 A1 [0007]
- DE 29716292 U1 [0008]
- DE 10114121 A1 [0009]
- EP 0586754 A1 [0010]
- DE 9211320 U1 [0011]
- DE 4335460 C2 [0012]
- DE 10032393 C1 [0013]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- http://www.radfahrlust.de/service/nachrichten/stepperbike.html [0017]