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Die Erfindung betrifft eine auflastgehaltene Anschlagvorrichtung, umfassend einen zentralen Gewichtssockel, insbesondere ein mehrarmiger Ausleger, mit einem Anschlagpunkt für einen daran zu befestigendes Sicherungsseil.
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Solche im Stand der Technik bekannten, auflastgehaltenen Anschlagvorrichtungen sollen Personen, die auf Dächern und anderen erhöht gelegenen Bereichen arbeiten, vor Abstürzen sichern und im Absturzfall den freien Fall verhindern bzw. abfangen. Bei Dächern, die nur für Installationszwecke oder zum Zwecke von Dachbegrünungsmaßnahmen betreten werden, wird auf permanente Geländer oder andere, die Dachoberfläche und deren Isolationsschichten durchdringenden Befestigungspunkte verzichtet.
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Die auflastgehaltene Anschlagvorrichtung stellt einen Eigengewicht fixierten Anschlagpunkt bereit, an dem sich Personen mit persönlicher Schutzausrüstung (PSA) gegen Absturz direkt sichern oder an dem sogenannte Anschlageinrichtungen montiert sind, beispielsweise Systeme aus Stahl- oder Faserseil, an denen sich wiederum Personen mit PSA gegen Absturz sichern. In Deutschland und Europa sind die Anforderungen an solche Anschlagpunkte beispielsweise in der EN 795 festgelegt.
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Der Gewichtssockel der insbesondere auf Flachdächern mit bis zu 5° Neigung eingesetzten Anschlagvorrichtung ist zumeist mehrarmig, mit sich kreuzenden Streben oder Balken ausgebildet, wobei im Kreuzungsbereich der Ausleger der vertikal nach oben vorkragende Anschlagpunkt für das Sicherungsseil vorgesehen ist und Basisgewichte entweder an den Enden der Kreuzausleger oder zwischen den Kreuzstreben angeordnet sind. Als Basisgewichte kommen hierbei beispielsweise Betonplatten, Kies, Schotter oder dergleichen zum Einsatz.
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Der Einsatz der verschiedenen Gewichtsmaterialien ist dabei auch davon abhängig, ob die auflastgehaltene Anschlagvorrichtung temporär genutzt, also jedesmal zur Durchführung von Arbeiten aufgebaut und dann wieder abgebaut wird, oder permanent angeordnet auf dem Dach verbleibt. Die Dachhaut bleibt in beiden Fällen stets unbeschädigt.
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Im Rahmen der vorgeschriebenen Sicherheitsvorgaben ist eine gewisse, d. h. begrenzte Verschiebung der auflastgehaltenen Anschlagvorrichtung im Absturzfall zulässig. Diese Gleitbewegung kann sogar erwünscht sein, weil sie den Sturz dämpft und dadurch die Belastung auf die Einzelteile der Anschlagvorrichtung, auf das Sicherungsseil und die fallende Person vermindert.
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Die im Belastungsfall, also bei einem Absturz auftretende Energie wird dabei von der auflastgehaltenen Anschlagvorrichtung aufgenommen, die lediglich über die dann einsetzende Gleitbewegung und die damit einhergehende Reibung den Absturz verhindert. Durch den sich vertikal nach oben erstreckenden Anschlagpunkt für das Sicherungsseil, besteht bei dieser Gleitbewegung eine erhöhte Kippgefahr der Anschlagvorrichtung, die letztendlich zu einem Absturz der daran gesicherten Person führen kann.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße auflastgehaltene Anschlagvorrichtung hinsichtlich der Funktionssicherheit sowie der Wirksamkeit beim Auffangen eines Sturzes zu verbessern, ohne dabei die Anforderungen an die Dachfläche bzw. -haut zu erhöhen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Anschlagpunkt über ein Energieverzehrelement mit dem Gewichtssockel verbunden ist. Bei einem Absturz einer über ein Sicherungsseil mit dem Anschlagpunkt verbundenen Person wird die dabei auftretende Fallenergie bzw. Sturzkraft durch das Energieverzehrelement aufgenommen. In der Folge verformt sich das Energieverzehrelement und dämpft den Absturz durch die Energieaufnahme beim Verformen.
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Nach einer bevorzugten Ausführung der Erfindung besteht das Energieverzehrelement aus mehreren Z-förmig abgewinkelten, an ihren oberen Horizontalstegen über eine den Anschlagpunkt bereitstellende Zentralplatte sternförmig miteinander verbundenen Auslegerstreben. Im Falle eines Absturzes wird die über den Anschlagpunkt und die Zentralplatte aufgenommene Fallenergie bzw. Sturzkraft in die sternförmig miteinander verbundenen Z-förmigen Auslegerstreben abgeleitet. Einhergehend damit werden die Auslegerstreben fortschreitend aus ihrer vertikalen Ausgangslage in eine sich mit Streckung in Fallrichtung orientierende, geneigte, ggf. horizontale Rückhaltelage umgelegt, wodurch die beim Absturz auftretende Fallenergie erheblich reduziert wird.
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Gleichzeitig mit dem Umlegen bzw. dem Verformen der Auslegerstreben wird eine Absenkung der Anschlagpunkthöhe erreicht und somit vorteilhaft das im Absturzfall auftretende Kippmoment des mit den Z-förmigen Auslegerstreben verbundenen Gewichtssockels verringert.
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Ferner werden durch das Umlegen der Auslegerstreben und dem damit einhergehenden Energieabbau die für den Rückhaltevorgang benötigten Reibkräfte, welche bei der kontrollierten Gleitbewegung der auflastgehaltenen Anschlagvorrichtung im Absturzfall zwischen dem Gewichtssockel und der empfindlichen Dachhaut auftreten, reduziert.
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Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die unteren Horizontalstege benachbarter Auslegerstreben über Fußstreben miteinander verbunden sind. Mittels der Fußstreben wird vorteilhaft unter Wahrung der Rechtwinkligkeit eine quadratische Formstabilität der vorzugsweise vier über die Zentralplatte miteinander verbundenen, Z-förmig abgewinkelten Ankerstreben erreicht.
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Die Erfindung sieht vorteilhaft vor, dass ein erstes Paar von parallel zueinander verlaufenden Fußstreben an den Längsenden eingebrachte, schlüssellochförmige Konturausschnitte aufweist, während die Längsenden des zweiten Paares der parallel zueinander verlaufenden Fußstreben mit in die schlüssellochförmigen Konturschnitte eingreifenden, komplementären Lageraugen ausgebildet sind. Die Fußstreben lassen sich somit in einfacher Weise über ein formschlüssiges Stecksystem miteinander verbinden. Hierdurch wird eine gewisse konzentrische Verschiebbarkeit der Lageraugen innerhalb der Konturausschnitte ermöglicht, so dass sich die Fußstreben in horizontaler Ebene exakt im rechten Winkel zueinander ausrichten lassen. Weiterhin wird durch die formschlüssige Verbindung ermöglicht, dass sich die Z-Ausleger des Energieverzehrelementes in ihrem Winkel zueinander frei anordnen lassen. Damit können räumliche Gegebenheiten der Stellfläche vor Ort optimal genutzt und gleichzeitig definierte Lastverteilungen erreicht werden.
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Die Verbindung der Fußstreben mit den unteren Horizontalstegen der Auslegerstreben erfolgt mittels Gewindeschrauben, die durch fluchtende, in den Lageraugen sowie im Bereich der Konturausschnitte in den unteren Horizontalstegen und dem darunter angeordneten Gewichtssockel vorgesehene Bohrungen durchgesteckt und in einem Gewinde der Bohrungen des Gewichtssockels festgeschraubt werden.
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Der Gewichtssockel kann dabei zweckmäßig aus einzelnen, transportier- und befüllbaren Behältnissen bestehen. Die Behältnisse werden analog zu der stern- bzw. kreuzförmigen Verbindung der Auslegerstreben auf dem Dach bzw. der Dachhaut angeordnet. Zur Aufnahme der unteren Horizontalstege der Auslegerstreben sind die Behältnisse auf ihrer Oberseite mit Führungsnuten versehen.
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Die Behältnisse können beispielsweise mit Sand oder Wasser befüllt werden, wobei über die eingefüllte Menge der erforderliche Reibwert der im Absturzfall gewünschten Gleitbewegung der Behältnisse auf der Dachhaut variiert werden kann.
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Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Zentralplatte umfangsverteilt mit einer Vielzahl von Bohrungen zur Verbindung mit den oberen Horizontalstegen der Auslegerstreben ausgebildet ist. Dies unterstützt es, dass die Z-förmig abgewinkelten Auslegerstreben mit einem in horizontaler Ebene unterschiedlichen Winkelmaß zueinander, beispielsweise mittels einer Schrauben-/Muttern-Kombination, an der Zentralplatte befestigt werden können. Somit wird unabhängig von baulichen Gegebenheiten auf den Dachflächen eine flexible und exakte Positionierung der Anschlageinrichtung in Bezug auf die Absturzkante gewährleistet.
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Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und der nachfolgenden Beschreibung eines in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels der Erfindung:
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1 in perspektivischer Darstellung eine auflastgehaltene Anschlagvorrichtung im einsatzbereiten Zustand, umfassend als Gewichtssockel vier sternförmig angeordnete Basisgewichte, die mit Z-förmig ausgebildeten Auslegerstreben verbunden sind;
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2 als vergrößerte Teilansicht eine die Z-förmigen Auslegerstreben an ihren oberen Horizontalstegen verbindende Zentralplatte;
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3 als vergrößerte Teilansicht die Verbindung eines unteren Horizontalstegs einer Z-förmigen Auslegerstrebe über Fußstreben mit einem Basisgewicht, explosiv dargestellt;
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4 als Einzelheit die fertiggestellte Verbindung gemäß 3; und
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5 in verschiedenen Winkelabständen zueinander an der Zentralplatte angeordnete Z-förmige Auslegerstreben, in der Draufsicht schematisch dargestellt.
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Die 1 zeigt eine auflastgehaltene Anschlagvorrichtung 1, welche insbesondere als Absturzsicherung für Personen auf horizontalen und bis zu 5° geneigten Dachflächen eingesetzt wird.
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Die Anschlagvorrichtung 1 weist als Gewichtssockel insgesamt acht modular zusammengesetzte Basis- bzw. Bodengewichte 2 auf. Die Basisgewichte 2 sind auf insgesamt vier sternförmig angeordnete Reihen verteilt, d. h. eine Reihe wird durch zwei hintereinander liegende Basisgewichte 2 gebildet. Auf ihrer Oberseite sind die Basisgewichte 2 mit sich in Längsrichtung erstreckenden Führungsnuten 3 zur Aufnahme eines Energieverzehrelementes 4 ausgebildet.
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Das Energieverzehrelement 4 besteht aus vier Z-förmig abgewinkelten Auslegerstreben n mit jeweils einem oberen, kurzen Horizontalsteg na und einem unteren, langen Horizontalsteg nb (vgl. hierzu 5). Die jeweils unteren, langen Horizontalstege nb sind in den Führungsnuten 3 der Basisgewichte 2 angeordnet, während die oberen, kurzen Horizontalstege na über eine Zentralplatte 5 sternförmig miteinander verbunden sind.
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Die Verbindung der mit einer Befestigungsöse als Anschlagpunkt 6 für ein hier nicht dargestelltes Sicherungsseil ausgebildeten Zentralplatte 5 und den oberen Horizontalstegen na erfolgt, wie in 2 dargestellt, über eine Verschraubung 7.
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Wie in der 5 näher dargestellt, sind die unteren Horizontalstege nb über vier Fußstreben 8, 9, 10, 11 dergestalt miteinander verbunden, dass unter Wahrung der Rechtwinkligkeit eine quadratische Formstabilität der Anschlagvorrichtung 1 erreicht wird.
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Die Fußstreben 8 und 10 sind an ihren Enden mit von ihren Oberflächen 12 ausgehenden, schlüssellochförmigen Konturausschnitten 13 versehen, wie in 3 und 4 lediglich an einem Ende der Fußstrebe 8 dargestellt. Demgegenüber sind die beiden anderen Fußstreben 9 und 11 an ihren Enden 14 mit zu den Konturausschnitten 13 komplementären Lageraugen 15 ausgebildet.
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Damit wird eine formschlüssige Verbindung der Fußstreben 8 bis 11 erreicht, wobei ein konzentrisches Verschieben der Fußstreben 8 bis 11 in horizontaler Ebene möglich ist, so dass sich die Fußstreben 8 bis 11 exakt zueinander ausrichten lassen.
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Die Befestigung der Fußstreben 8 bis 11 sowie der Horizontalstege nb untereinander und gleichzeitig mit den Basisgewichten 2 erfolgt über eine Schraubverbindung 16, wobei zur spielfreien vertikalen Fixierung der Fußstreben 8 bis 11 großformatige Unterlagscheiben 17 vorgesehen sind.
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Um eine genaue Platzierung der Anschlageinrichtung in Bezug auf eine Absturzkante an Dachflächen zu ermöglichen, können die Auslegerstreben n mit ihren obere Horizontalstegen na mit einem in horizontaler Ebene unterschiedlichen Winkelmaß zueinander an der Zentralplatte 5 befestigt werden, wie in 5 strichpunktiert dargestellt. Die Zentralplatte 5 ist dazu umfangsverteilt mit einer Vielzahl voneinander beabstandeter Bohrungen 18 versehen.
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Im Belastungs- bzw. Absturzfall wird die durch die Befestigungsöse 6 und die Zentralplatte 5 eingeleitete Fallenergie von den sternförmig miteinander verbundenen Z-förmigen Auslegerstreben n aufgenommen. Diese werden dabei fortschreitend aus ihrer dargestellten, vertikalen Ausgangslage in eine geneigte, sich in Richtung der Basisgewichte 2 bewegende, ggf. horizontale Rückhaltelage umgelegt.
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Damit wird vorteilhaft erreicht, dass sich einerseits die für den Rückhaltevorgang benötigten Reibkräfte zwischen den Basisgewichten 2 und der Dachfläche bzw. – haut reduzieren und andererseits durch eine gleichzeitige Verringerung der Höhe der Befestigungsöse 6 und der Zentralplatte 5 in Bezug auf die Dachfläche bzw. – haut das Kippmoment der auflastgehaltenen Anschlagvorrichtung 1 herabgesetzt wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- auflastgehaltene Anschlagvorrichtung
- 2
- Gewichtssockel (Basis-/Bodengewichte)
- 3
- Führungsnuten
- 4
- Energieverzehrelement
- 5
- Zentralplatte
- 6
- Anschlagpunkt (Befestigungsöse)
- 7
- Verschraubung
- 8
- Fußstrebe
- 9
- Fußstrebe
- 10
- Fußstrebe
- 11
- Fußstrebe
- 12
- Oberfläche
- 13
- Konturausschnitte der Fußstreben 8 und 10
- 14
- Enden der Fußstreben 9 und 11
- 15
- Lageraugen der Fußstreben 9 und 11
- 16
- Schraubverbindung der Fußstreben
- 17
- Unterlagscheibe
- 18
- Bohrungen der Zentralplatte 5
- n
- Auslegerstrebe
- na
- oberer Horizontalsteg
- nb
- unterer Horizontalsteg
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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