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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Zusammensetzung zum Entfärben
bzw. Verhindern der Verfärbung von konzentrierter Schwefelsäure.
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Konzentrierte
Schwefelsäure wird üblicherweise in einem mehrstufigen
Kontaktverfahren aus schwefeldioxidhaltigen Gasen hergestellt. Diese
Gase werden durch Verbrennen von Schwefel oder durch Aufarbeitung
von Röstgasen sulfidischer Erze hergestellt. Die auf diese
Art üblicherweise erhaltene Schwefelsäure kann
in Behältern aus unlegiertem Stahl gelagert und transportiert
werden. Außer einem langsamen Anstieg des Eisengehalts
wird durch die Lagerung und den Transport die Qualität
der Schwefelsäure nicht beeinflusst.
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Es
sind jedoch auch konzentrierte Schwefelsäuren auf dem Markt,
die als Produkte der Rauchgasentschwefelung anfallen. Bei diesem
Prozess werden SO2-haltige Abgase aus der
Verbrennung von erdölbasierten Brennstoffen zuerst einer
katalytischen Entstickung und anschließend einer katalytischen
Konversion des SO2 zu SO3,
gefolgt von der Abscheidung von flüssiger Schwefelsäure
durch Abkühlung der so behandelten Rauchgase unterworfen.
Die so erhaltene konzentrierte Schwefelsäure lässt
sich zwar ebenfalls in unlegiertem Stahl lagern und transportieren,
ist jedoch in der Regel nicht stabil. Das heißt, es treten
aufgrund von Verunreinigungen nach einiger Zeit charakteristische
Verfärbungen auf. Diese sind anfangs rosa und werden allmählich
dunkler, bis die Schwefelsäure tiefviolett wird. Eine solche
Schwefelsäure kann für viele Anwendungen nicht
mehr eingesetzt werden, sondern muss aufwändig entsorgt
werden.
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Zwar
ist bekannt, dass der Zusatz von starken Oxidationsmitteln, wie
z. B. Peroxiden, Kaliumpermanganat oder Ozon, insbesondere Wasserstoffperoxid,
die Verfärbung wirksam entfernt (siehe u. a.
JP 59-078910 A ,
JP 60-246207 A ,
DE 10 67 793 B ,
DE 689 18 053 T2 ,
US 7.273.599 B2 und
JP 62-105904 ), wobei zusätzlich
zu H
2O
2 gegebenenfalls
Kaliumchlorid oder Harnstoff zugesetzt wird. Allerdings kann ein Überschuss
an Oxidationsmittel die mit der Schwefelsäure in Kontakt
kommende Ausrüstung angreifen und ist auch für
zahlreiche Anwendungen der Schwefelsäure unerwünscht.
Bei Zusatz eines lediglich geringen Überschusses an Oxidationsmittel
hält die entfärbende Wirkung jedoch nicht lange
an, so dass bereits wenige Stunden nach der Behandlung mit Oxidationsmittel
wieder ein deutlich sichtbarer Rot- bzw. Violett-Ton zu beobachten
ist, was auf einen Einfluss des Eisens aus den Stahlbehälterwänden
auf die Farbstabilität hindeutet.
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Im
Abstract der
JP 62-019711 wird
vorgeschlagen, einer NO
2 bzw. NO
x oder Nitrosylschwefelsäure enthaltenden
verfärbten Schwefelsäure zur Entfärbung
und gleichzeitigen Denitrifikation Sulfamidsäure und wässriges
Wasserstoffperoxid – entweder in dieser Reihenfolge oder
gleichzeitig – zuzusetzen, wobei die Menge an Sulfamidsäure
das 0,2- bis 10fache der Molmenge an NO
x und
die Menge an wässrigem Wasserstoffperoxid 0,2 bis 10 Liter
einer 35%igen Lösung pro Tonne der Schwefelsäure
betragen. Nach Zugabe der Behandlungsmittel ist die Schwefelsäure
auf 60 bis 150°C zu erhitzen; bei aufeinander folgender
Zugabe der beiden Reagenzien hat nach jeder getrennten Zugabe ein
solcher Erhitzungsschritt zu erfolgen. Auf diese Weise wird eine
entfärbte Schwefelsäure mit einem Transmissionsgrad
von ≥ 90% erhalten.
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Der
Hauptnachteil dieses Ansatzes liegt im – mitunter sogar
zweimaligen – zwingenden Erhitzen der Schwefelsäure,
um die mit dem jeweiligen Reagens reaktiven Spezies im Reaktionsgemisch
zu bilden, da dies einen enormen Energieaufwand erfordert. Auch
fehlen Angaben zur Nachhaltigkeit dieser Entfärbung.
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Vor
diesem Hintergrund war das Ziel der Erfindung eine nachhaltige Entfärbung
von konzentrierter Schwefelsäure, nach der die so entfärbte
Schwefelsäure – vor allem in Behältern
aus unlegiertem Stahl – über einen längeren
Zeitraum stabil gelagert und transportiert werden kann, ohne dass
es schon nach kurzer Zeit zu erneuter Verfärbung kommt.
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OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
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Dieses
Ziel erreicht die vorliegende Erfindung durch Bereitstellung einer
Zusammensetzung zum Entfärben bzw. Verhindern der Verfärbung
von konzentrierter Schwefelsäure, bestehend aus einem anorganischen
Peroxid und einem Amid der Schwefelsäure als Komponenten.
Mit dieser Zusammensetzung wird eine als Produkt der Rauchgasentschwefelung
erhaltene Schwefelsäure bei Umgebungstemperatur versetzt,
wobei die Komponenten gleichzeitig oder in beliebiger Reihenfolge
zugesetzt werden können, d. h. die Zusammensetzung als
Ein- oder Zweikomponenten-System vorliegen kann.
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Die
Erfinder haben nämlich überraschenderweise festgestellt,
dass die nach dem Stand der Technik, v. a. aus
JP 62-019711 , bekannte Behandlung
von Schwefelsäure mit Wasserstoffperoxid und Sulfamidsäure auch
ohne Erhitzen der Reaktionsgemische durchgeführt werden
kann. Genauer gesagt kann, wenn eine, wie eingangs beschrieben,
unter Verwendung von aus der Rauchgasentschwefelung stammendem SO
2 durch katalytische Umwandlung des SO
2 zu SO
3, gefolgt
von der Kondensation von flüssiger Schwefelsäure
bei Abkühlung der so behandelten Rauchgase hergestellte
Schwefelsäure behandelt wird, der Schritt des Erhitzens
auf 60 bis 150°C entfallen. Mit der hierin angegebenen
Definition ”als Produkt der Rauchgasentschwefelung erhaltene
Schwefelsäure” ist durchwegs eine in einem derartigen
Prozess erhaltene konzentrierte Schwefelsäure gemeint.
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Ohne
sich auf eine bestimmte Theorie festlegen zu wollen, wird angenommen,
dass sich die für die Verfärbung verantwortlichen
Spezies, bei denen es sich anzunehmenderweise vorwiegend um Stickstoff-Verbindungen
in der Schwefelsäure handelt, erst bei höheren
Temperaturen im größerem Ausmaß bilden.
Schwefelsäure, die nicht bereits während des Herstellungsverfahrens
höheren Temperaturen ausgesetzt war, muss daher offenbar
zusammen mit den Behandlungsmitteln erhitzt werden, um eine wirksame
Zerstörung dieser Stickstoff-Verbindungen zu ermöglichen.
Die Kondensation von H2SO4 aus
der Gasphase bei der Herstellung von Schwefelsäure aus
bei der Rauchgasentschwefelung erhaltenem SO2 erfolgt
jedoch bei etwa 280°C, weswegen gemäß den
Untersuchungen der Erfinder ein Erhitzen des Reaktionsge mischs aus
einer auf diese Weise erzeugten Schwefelsäure und der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung nicht erforderlich ist. Auch ist dadurch die Reihenfolge
der Zugabe der beiden Komponenten der Zusammensetzung nicht entscheidend.
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Für
eine erfindungsgemäße Zusammensetzung kommen als
Oxidationsmittel generell beliebige anorganische Peroxide infrage.
Als bevorzugte Vertreter können neben Wasserstoffperoxid,
das z. B. als 30%ige Lösung eingesetzt wird, auch Peroxomonoschwefelsäure
(Carosche Säure), Peroxodischwefelsäure (Perschwefelsäure)
oder Gemische davon enthalten sein, da als Nebenprodukt lediglich
Schwefelsäure anfällt. Gemische aus Wasserstoffperoxid
und einem oder mehreren anderen anorganischen Peroxiden können
ebenso eingesetzt werden wie Salze all dieser Oxidationsmittel.
Aus Kostengründen wird freilich besonders bevorzugt eine
handelsübliche wässrige Lösung von Wasserstoffperoxid
Verwendung finden.
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Als
Amid der Schwefelsäure kann neben der aus dem Stand der
Technik bekannten ”Sulfamidsäure”, die
das Monoamid der Schwefelsäure darstellt und für
die heute eher die Bezeichnung Amidoschwefelsäure gebräuchlich
ist, auch das als Sulfonylamid oder Sulfamid bekannte Schwefelsäurediamid
oder auch ein Gemisch davon eingesetzt werden.
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Die
Mengen der beiden Komponenten hängen primär vom
Gehalt an färbenden Verunreinigungen in der zu behandelnden
Schwefelsäure ab, sind jedoch angesichts der mehr oder
weniger stark schwankenden Qualität von aus ein und derselben
Produktionsanlage stammenden Schwefelsäure-Chargen in jedem
Fall empirisch zu bestimmen, beispielsweise auf die in den späteren
Ausführungsbeispielen beschriebene Weise. Allgemein ist
freilich anzumerken, dass Überschüsse der Komponenten
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung zu keiner
weiteren Verbesserung der Wirkung führen, aber dennoch
berücksichtigungswürdige Kostenfaktoren darstellen.
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In
der Praxis haben sich Mengen von 30 bis 100 ppm an anorganischem
Peroxid, berechnet als H2O2 und
bezogen auf das Gewicht der zu behandelnden Schwefelsäure,
sowie 125 bis 500 ppm an Schwefelsäureamid, berechnet als
Schwefelsäure monoamid (Amidoschwefelsäure) und
bezogen auf das Gewicht der zu behandelnden Schwefelsäure,
als vorteilhafter Kompromiss zwischen sicherer Gewährleistung
der farbhemmenden Wirkung und kostenseitig vertretbarem Überschuss
herausgestellt. Bei Einsatz von Schwefelsäurediamid (Sulfonylamid),
das über zwei reaktive Amidgruppen verfügt, anstelle
von Schwefelsäuremonoamid kann die molare Menge – und
aufgrund des geringen Unterschieds der Molekulargewichte von Schwefelsäuremono- und
-diamid (97,10 bzw. 96,11) im Wesentlichen auch die Gewichtsmenge – an
Schwefelsäureamid entsprechend halbiert werden.
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BEISPIELE
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Die
Erfindung wird nachstehend anhand von nichteinschränkenden
Beispielen und Vergleichsbeispielen näher beschrieben.
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Vergleichsbeispiel 1
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Ein
Kesselwagen aus Stahl der Type ST37 wurde mit 65 t einer 93,2%igen
Schwefelsäure mit einer Temperatur von 18°C befüllt,
die durch Reinigung von aus der Verbrennung erdölbasierter
Brennstoffe resultierenden Rauchgasen auf die eingangs beschriebene
Weise erhalten worden war. Nach dreitätigem Eisenbahntransport
zu einem Kunden war die Säure stark rot-violett verfärbt
und vom Kunden für die vorgesehene Anwendung nicht einsetzbar.
Die Extinktion, gemessen in einer 1-cm-Küvette bei einer
Wellenlänge von 520 nm gegenüber reiner Schwefelsäure
der gleichen Konzentration betrug 0,12.
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Beispiel 1
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In
einen Kesselwagen gleicher Bauart wurden während der Befüllung
mit 65 t der gleichen Schwefelsäure gleichzeitig 30 ppm
H2O2 (als 30%ige
wässrige Lösung) und 250 ppm Schwefelsäuremonoamid
(SMA; als 20%ige wässrige Lösung) zudosiert. Der
Kesselwagen wurde per Bahn zum selben Kunden transportiert, wo er
bis zur Entladung noch zumindest eine weitere Woche stand. Bei der
somit zumindest 10 Tage nach der Befüllung erfolgten Entladung
war mit freiem Auge keine sichtbare Verfärbung in der Schwefelsäure
festzustellen. Die bei 520 nm gemessene Extinktion betrug unter
0,02.
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Beispiele 2 bis 7 und Vergleichsbeispiele
2 bis 5
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In
einer Laborversuchsreihe wurden verschiedene Konzentrationen von
H2O2, das als 30%ige
wässrige Lösung eingesetzt wurde, und der beiden
Schwefelsäureamide (SA), die jeweils als 20%ige wässrige
Lösung von Schwefelsäuremonoamid (SMA) oder -diamid
(SDA) eingesetzt wurden, getestet.
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Dazu
wurde jeweils 1 Liter der gleichen Schwefelsäure wie zuvor
beschrieben bei Umgebungstemperatur in einem Behälter aus
Stahl der Type ST37 mit einer resultierenden Kontaktfläche
von 478 cm
2 mit entsprechenden Gewichtsmengen
an Oxidationsmittel und Schwefelsäureamid versetzt, dass
die jeweiligen Konzentrationen in der Schwefelsäure den
in der nachstehenden Tabelle 1 angegebenen Werten entsprachen. Die Behälter
wurden verschlossen und bei Umgebungstemperatur stehen gelassen.
Die Qualität der Schwefelsäure wurde nach jeweils
10 Tagen sowohl visuell als auch anhand ihrer Extinktion untersucht. Tabelle 1
Beispiel/Vergleichsbeispiel | Konzentration
H2O2 (ppm) | Schwefelsäureamid (SA) | Konzentration
SA (ppm) |
Beispiel
2 | 100 | SMA | 500 |
Beispiel
3 | 100 | SMA | 250 |
Beispiel
4 | 30 | SMA | 500 |
Beispiel
5 | 30 | SMA | 250 |
Vergleichsbeispiel
2 | 30 | SMA | 100 |
Vergleichsbeispiel
3 | 10 | SMA | 500 |
Vergleichsbeispiel
4 | 10 | SMA | 250 |
Beispiel
6 | 100 | SDA | 250 |
Beispiel
7 | 30 | SDA | 125 |
Vergleichsbeispiel
5 | 30 | SDA | 50 |
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Die
Extinktion bei 520 nm betrug bei jedem Beispiel der Erfindung unter
0,02, und es waren keinerlei Verfärbungen der Schwefelsäure
sichtbar. Bei den Vergleichsbei spielen lag die Extinktion durchwegs
mehr oder weniger deutlich über 0,02, wobei zum Teil mit
dem freien Auge sichtbare rosafarbene bis rötliche Verfärbungen
aufgetreten waren.
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Somit
ermöglicht die Zusammensetzung der Erfindung die wirksame
und nachhaltige Entfärbung bzw. Verhinderung der Verfärbung
von aus der Rauchgasentschwefelung stammender konzentrierter Schwefelsäure
mittels einfachen Zusatzes von Peroxid in Kombination mit Schwefelsäuremono-
oder -diamid bei Umgebungstemperatur.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - JP 59-078910
A [0004]
- - JP 60-246207 A [0004]
- - DE 1067793 B [0004]
- - DE 68918053 T2 [0004]
- - US 7273599 B2 [0004]
- - JP 62-105904 [0004]
- - JP 62-019711 [0005, 0009]