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Die
Erfindung betrifft ein Drehergewebe mit neuartigen funktionellen
Eigenschaften, insbesondere zur Verwendung als Fußbodenbelag.
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Für Fußbodenbeläge werden
unter anderem velour-, schlingenartige oder glatte Textilien eingesetzt.
Für die
Herstellung dieser Fußbodenbeläge sind
verschiedene Herstellverfahren bekannt.
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Es
ist bekannt Velour- und Schlingenteppiche auf komplizierten und
aufwändigen
Ruten- und Doppelteppichwebmaschinen herzustellen.
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Des
Weiteren sind Tuftingteppiche und Verfahren zu deren Herstellung
bekannt. Dabei wird in eine Trägerschicht,
z.B. ein Vlies oder ein Gewebe, eine Polschicht eingebracht, normalerweise
durch Einarbeiten von Garnschlingen, wobei die Oberfläche als
Velours oder Schlingen ausgebildet sein kann. Um die eingearbeiteten
Schlingen zu verfestigen, werden die Schlingen anschließend durch
ein Bindemittel mit dem Trägermaterial
verbunden. Tuftingteppiche werden also in mehreren Prozessstufen hergestellt.
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Die
Herstellverfahren sind unter anderem deshalb so aufwändig, weil
Fußbodenbeläge auf ihrer
Ober- und Unterseite grundsätzlich
unterschiedliche funktionelle Eigenschaften aufweisen müssen. Besondere
Anforderungen werden unter anderem an die Oberflächenstruktur, den Trittkomfort
und die Robustheit der Oberseite gestellt. Auf der Unterseite der Bodenbeläge sind
jene Eigenschaften besonders wichtig, die im Zusammenwirken mit
dem jeweiligen Untergrund zum tragen kommen. Dies sind beispielsweise
Rutschfestigkeit und Klebefähigkeit.
Zusätzlich werden
bestimmte Anforderungen an das gesamte Produkt gestellt, wie z.B.
eine bestimmte Steifigkeit und Schiebefestigkeit der Ware, sowie
ein gewünschtes
Flächengewicht.
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Aus
der Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen 10 2004 063 683.4-26 ist
ein Verfahren zur Herstellung von dreherbindigen Geweben bekannt.
Darin ist ein sogenanntes Double-Face Gewebe mit unterschiedlichen
visuellen Eigenschaften, wie z.B. Musterung und Farbintensität auf der
Vorder- und der Rückseite
des Gewebes offenbart. Eine Möglichkeit zur
Erzielung unterschiedlicher funktioneller Eigenschaften des Drehergewebes
auf dessen Vorder- und Rückseite
ist hier ebensowenig erwähnt,
wie die Verwendung unterschiedlich feiner Schussfäden, die sich
gegenseitig überdecken.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, ein dichtes Drehergewebe mit
unterschiedlichen funktionellen Eigenschaften auf der Ober- und
der Unterseite zu schaffen, das mit einem geringen Produktionsaufwand
herstellbar ist und insbesondere als Fußbodenbelag verwendet werden
kann.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass
die Fadenspannungen in den Steherkettfäden, im folgenden Grundkettfäden genannt, und
den Dreherkettfäden
so eingestellt sind, dass die auf der Oberseite des fertigen Gewebes
verlaufenden Schussfäden
sich nicht mit den Grundkettfäden verkreuzen
und derart angeordnet sind, dass sie eine dichte, geschlossene Oberfläche bilden.
Dies wird z.B. mit Hilfe des bekannten Verfahrens gemäß der Patentanmeldung
mit dem Aktenzeichen 10 2004 063 683.4-26 erreicht.
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Um
die erforderliche Steifigkeit des fertigen Gewebes neben der von
den Grundkettfäden
erzeugten Steifigkeit in Kettrichtung auch in Schussrichtung zu
erreichen, werden im Schuss steife Schussfäden in abwechselnder Reihenfolge
mit groben, weichen Schussfäden
in das Gewebe eingetragen. Die voluminösen, groben Schussgarne decken die
feineren, steifen Schussfäden
zur Oberfläche
hin ab, bilden so eine dichte, geschlossene Oberfläche und
sorgen dafür,
dass sich die Oberflächeneigenschaften
des Fußbodenbelages
trotz erhöhter
Steifigkeit des gesamten Gewebes nicht verändern.
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Die
Schussfäden
und die Grundkettfäden sind
von den Dreherkettfäden
umschlungen, d.h. die Dreherkettfäden verlaufen sowohl horizontal
als auch vertikal in mehreren Ebenen und binden die Schussfäden und
die Grundkettfäden
zu einem festen Gewebe zusammen.
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Eine
geeignete Materialauswahl der einzelnen Fadenschare ergibt dann
unterschiedliche funktionelle Eigenschaften an der Ober- und Unterseite des
Gewebes. So wird bei geeigneter Materialauswahl für die obenliegenden
Schussfäden
eine robuste, scheuerfeste Oberfläche an der Oberseite des Gewebes
erzielt und bei entsprechender Materialauswahl für die auf der Unterseite des
Gewebes angeordneten Grundkettfäden
entsteht z.B. eine rutschfeste, steife Unterschicht.
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Die
Grundkettfäden
des erfindungsgemäßen Gewebes
sind auf der Unterseite des Gewebes angeordnet, verlaufen im Wesentlichen
geradlinig in einer Ebene und bilden so eine Auflageebene für die Schussfäden.
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Es
hat sich gezeigt, dass die durch eine Kombination der geeigneten
Materialien in der jeweiligen Fadenschar mit der vorteilhaften Anordnung
der verschiedenen Fadenschare im Gewebe erreichbaren funktionellen
Eigenschaften des Drehergewebes hervorragend für die Verwendung des Gewebes
als Fußbodenbelag
geeignet sind. Dies wird dadurch erreicht, dass die jeweilige Fadenschar
mit den zugeordneten funktionellen Eigenschaften ausschließlich auf
einer Seite des Gewebes angeordnet ist.
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Die
Materialeigenschaften der obenliegenden Schussfäden bestimmen im Wesentlichen
die Eigenschaften des fertigen Gewebes, bzw. Bodenbelages, welche
an der Oberseite der Ware ausgebildet werden. Dies sind z.B. die
charakteristischen Eigenschaften Volumen, Topografie der Oberfläche, Ausfall
und Farbe sowie Trittkomfort und Oberflächenbeständigkeit.
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Die
auf der Unterseite des Gewebes angeordneten Grundkettfäden übernehmen
im Wesentlichen die Funktion der Steifigkeit des Gewebes und der
Eigenschaften im Kontakt des Fußbodenbelages mit
dem Untergrund. Da die Grundkettfäden auf der Unterseite des
Fußodenbelages
nahezu geradlinig verlaufen, können
diese komplett oder teilweise aus metallischen Fasern bestehen und
durch die daraus resultierende Leitfähigkeit der Fäden Detektionsaufgaben,
wie das Überwachen
von Räumen übernehmen
und/oder elektrostatische Aufladungen abführen.
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Der
Dreherfaden wird als Bindefaden eingesetzt und bildet das Bindeglied
zwischen den oberflächenbildenden
Schussfäden
und den Grundkettfäden.
Somit wird in einem Arbeitsgang und mit verhältnismäßig geringem Platzbedarf bei
der Produktion ein dichtes Drehergewebe herstellbar, das insbesondere
als Fußbodenbelag
hervorragend geeignet ist.
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Ein
Artikelwechsel lässt
sich durch Wechsel des Schussgarns und der Schussdichte besonders schnell
und einfach realisieren, denn z.B. an einer Greiferwebmaschine können im
Schuss bis zu 16 Farben pic à pic
für den
Schusseintrag vorgelegt werden. Gemäß einer bevorzugten Ausführung der
Erfindung wird mit der Variation der Feinheit des Schussgarns im
Bereich von 0,5 Nm bis 20 Nm, z.B. aus Natur- und Syntetikfasern
die Dicke des Gewebes verändert
und an den Gebrauchsfall angepasst. Mit der selben Maßnahme werden
auch stufenförmige
Konturen auf der Oberseite des Gewebes erreicht, ohne dass sich
die Kontur der Unterseite verändert,
da die Form der Unterseite ausschließlich von den Grundkettfäden bestimmt
wird.
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Mit
der Einstellung der Schussdichte lässt sich die Verdichtung der
Fasern der Schussgarne vorteilhaft beeinflussen. Die Eigenschaften
der Bindefäden
mit der einstellbaren Fadenspannung beim Weben beeinflussen die
Robustheit des Bodenbelages durch die Einschnürung zwischen Schussfäden und
Grundkettfäden.
Die Umschlingung der Schussfäden
und der Grundkettfäden
mit den Bindefäden um
jeweils 180° bewirkt,
dass ein sehr robustes Gewebe mit einer extrem hohen Schiebefestigkeit
entsteht. Dies ist insbesondere bei Fußbodenbelägen eine charakteristische
Eigenschaft. Eine Zusatzverfestigung auf der unteren Seite des Bodenbelages, wie
sie bei Tuftingteppichen notwendig ist, ist deshalb bei dem erfindungsgemäßen Gewebe
nicht mehr erforderlich.
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Die
Auswahl für
die als Bindefäden
wirkenden Dreherkettfäden
kann je nach erforderlicher Robustheit und Scheuerfestigkeit aus
den verschiedensten Natur- und Synthetikfasern mit den Feinheiten
22 bis 5000 dtex erfolgen.
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Die
Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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In
den anliegenden Zeichnungen zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung eines Drehergewebes in der Draufsicht und
in einer Schnittdarstellung,
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2 eine
schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Drehergewebes in der Draufsicht und
in einer Schnittdarstellung.
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Das
in 1 dargestellte Gewebe ist im Stand der Technik
bekannt und bildet die Grundlage des erfindungsgemäßen Gewebes.
Es zeigt die in Kettrichtung geradlinig verlaufenden Grundkettfäden 1 und
die dazu rechtwinklig und geradlinig verlaufenden Schussfäden 2.
Dazwischen umschlingen die Dreherkettfäden 3 in abwechselnder
Reihenfolge die Grundkettfäden 1 und
die Schussfäden 2.
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Die
Darstellung in den Figuren ist nicht maßstäblich, d.h. vor allem die Feinheit
der Dreherkett- bzw. Bindefäden 3 kann
in dem erfindungsgemäßen Gewebe
deutlich geringer sein als in dieser Darstellung. Das bedeutet,
dass die Schussfäden
ohne Zwischenraum aneinanderliegend angeordnet sein können und
eine dichte, geschlossene Oberfläche
bilden.
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Auch
die Abstände
zwischen den einzelnen Grundkettfäden 1 können deutlich
geringer sein oder ganz verschwinden und so kann auch eine dichte Auflagefläche vorliegen.
Die einzelnen Schussfäden 2 lassen
sich so nahe aneinander anordnen, dass sie eine dichte Schicht an
der Oberseite 4 des Fußbodenbelages
bilden und so allein die Eigenschaften der Schussfäden 2 die
Oberflächeneigenschaften des
fertigen Gewebes bestimmen.
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Das
selbe gilt für
die Grundkettfäden 1.
Mit entsprechend dünnen
Fadenstärken
der Dreherkett- bzw. Bindefäden 3 rücken die
Grundkettfäden 1 so nahe
aneinander, dass die Grundkettfäden 1 eine dichte
Schicht an der Unterseite 5 des Gewebes bilden. So lassen
sich durch die Auswahl der Feinheit und des Materials der Grundkettfäden 1 die
Eigenschaften der Unterseite 5 des Fußbodenbelages vorteilhaft beeinflussen.
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In 2 ist
eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Gewebes
schematisch dargestellt. Auch diese Darstellung ist nicht maßstäblich. Für die Fadenstärken und
die Größe der Zwischenräume gilt also
das gleiche wie zu 1 ausgeführt. Die in der 2 sichtbaren
Zwischenräume
sind nur zum besseren Verständnis
der Fadenverläufe
so dargestellt. Bei dem erfindungsgemäßen Gewebe liegen diese Zwischenräume nicht
vor, d.h. zumindest die groben Schussfäden (2a) liegen direkt
nebeneinander und bilden eine geschlossene Oberfläche.
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Prinzipiell
ist das in 2 dargestellte Gewebe ähnlich aufgebaut
wie das Gewebe in 1. Der Unterschied liegt in
den verschiedenen Schussfadenarten. Hier ist in abwechselnder Reihenfolge
ein grober Schussfaden 2a und ein schmaler Schussfaden 2b eingetragen.
Der schmale Schussfaden 2b kann sich neben der Feinheit
und Form jedoch auch in Material unterscheiden. So besteht er z.B.
aus einem sehr steifen Material und bewirkt eine hohe Steifigkeit
des Gewebes in Schussrichtung. Damit sich das steife Material der
dünnen
Schussfäden 2b jedoch nicht
auf den Trittkomfort auswirkt, bestehen die groben Schussfäden 2a aus
einem weichen Material und sind so eng mit den schmalen Schussfäden 2b verwebt,
dass sie die schmalen Schussfäden 2b vollständig überdecken
und dass die groben Schussfäden 2a allein
eine geschlossene Oberfläche
bilden. D.h. die steifen, schmalen Schussfäden 2b sind an der
Oberseite 4 des Gewebes nicht sichtbar und nicht spürbar.
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- 1
- Grundkettfäden
- 2
- Schussfäden
- 2a
- breite,
weiche Schussfäden
- 2b
- schmale,
steife Schussfäden
- 3
- Dreherkettfäden
- 4
- Oberseite
- 5
- Unterseite