DE19933018A1 - Vorrichtung und Verfahren zu kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten - Google Patents
Vorrichtung und Verfahren zu kontrollierten Überspülung von Proben mit FlüssigkeitenInfo
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Abstract
Mit der oben beschriebenen Vorrichtung zur kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten können eine in gewissen Grenzen frei wählbare Anzahl an Proben mit unterschiedlichen Lösungen auch im schnellen Wechsel überspült werden. Im Gegensatz zu bereits verbreiteten Verfahren sind die Versuchsparameter exakt festlegbar und können somit konstant gehalten werden. Echte "constant composition" Bedingungen sind realisierbar. Bei Wahl eines Spülkanals mit geringer Höhe genügt ein geringer Fluss der Spüllösungen, um stets frische Lösung an die Proben heranzuführen. Der Lösungsverbrauch ist dadurch deutlich reduziert.
Description
Bei kariöser Zahnsubstanz handelt es sich um Zahnschmelz oder Dentin, welchem durch die
Einwirkung bakteriell erzeugter Säuren lokal Mineralien entzogen wurden. Im Munde laufen stets
Demineralisations- und Remineralisationsvorgänge im Wechsel ab. Überwiegt an einem Ort die
Demineralisation, so entsteht Karies. In der Forschung über De- und Remineralisationsvorgänge
an Zahnschmelz und Dentin, sowie die Möglichkeiten diese zu beeinflussen, ist es häufig sinnvoll,
an Zahnproben Karies in vitro zu erzeugen und/oder kariöse Läsionen zu remineralisieren.
Initiale frühe kariöse Läsionen an Schmelz und Dentin in vivo zeigen histologisch
(Polarisationsmikroskopie, Mikroradiografie) einen charakteristischen geschichteten Aufbau. Bei
der Erzeugung künstlicher kariöser Läsionen ist es daher ein Ziel, diesen Aufbau auch in vitro
realisieren zu können.
Stand der Technik ist die in-vitro Erzeugung initialer kariöser Läsionen, wie er in der Literatur
beschrieben ist wie folgt:
Durch Lagerung in, oder Zufuhr von steriler Nährlösung an zuvor sterilisierte und mit bestimmten
Keimen beimpfte Zahnsubstanz kann künstlicher bakterieller Zahnbelag (Plaque) gezüchtet
werden. Dieser Belag kann zur Entstehung künstlicher kariöser Läsionen führen. Nachteilig an
dieser Methode ist der hohe zeitliche, personelle und materielle Aufwand. Zudem ist die
Reproduzierbarkeit exakt gleicher Bedingungen zu unterschiedlichen Zeiten und Orten nicht
sicher. Eine exakte Trennung von De- und Remineralisationsvorgängen ist nicht möglich.
Insgesamt liegen keine konstanten Versuchsbedingungen vor. Die Plaque verändert sich im
Verlauf der Zeit. Plaque-pH und Puffereigenschaften sowie ionische Zusammensetzung an der
Probenoberfläche sind Schwankungen unterworfen und nicht zu jedem Zeitpunkt exakt
bestimmbar. Darüber hinaus besteht durch den Umgang mit Mikroorganismen ein erhöhtes
Infektionsrisiko.
Zahnproben werden bei dieser Methode in einer warmen Lösung mit vorgegebenem pH-Wert
eingelegt, welche bei Erkalten geliert. Mit dieser Methode ist es möglich, an Zahnoberflächen
künstliche kariöse Läsionen zu erzeugen, die natürlichen Läsionen sehr nahe kommen. Eine
Remineralisation vorhandener Läsionen hingegen ist mit dieser Methode nicht möglich. Darüber
hinaus können keine De- und Remineralisationswechselzyklen durchgeführt werden. Insgesamt
liegen keine konstanten Versuchsbedingungen vor. So kommt es im Verlauf der Einlagerung in
ein saures Gel zu einem Anstieg des pH-Wertes und einer Veränderung der
Ionenzusammensetzung im Gel an der Probenoberfläche. Schließlich ist es nicht möglich, die
Proben intermittierend mit dritten Substanzen (z. B. Fluoridlösungen) in Kontakt zu bringen.
Auch diese Methode führt zu künstlichen Läsionen, die natürlichen Läsionen sehr nahe kommen.
Um in sauren Lösungen mit remineralisierenden Komponenten kariesähnliche Läsionen zu
erzeugen, muß der Probenoberfläche stets frische Lösung zugeführt werden. Um die verwendete
Lösung homogen zu halten, und der Probenoberfläche frische Lösung zuzuführen, muß das
Lösungsbad gerührt werden. Dies kann zu einem unkontrollierten Strömungsverlauf an den
Probenoberflächen führen. Erosive Auswaschungen an der Probenoberfläche sowie Zonen mit zu
geringem Lösungsaustauch sind somit nicht auszuschließen. Darüberhinaus liegen keine
konstanten Versuchsbedingungen vor. Über den Versuchszeitraum reichern sich in der Lösung
Ionen aus den mineralischen Probenoberflächen an. Zusätzlich ist ein pH-Anstieg zu verzeichnen.
Um mit der beschriebenen Methode konstante Demineralisationsbedingungen zu erzielen, müsste
ein Lösungsbad mit einem sehr großen Volumen angesetzt werden.
Über die Verwendung von Demineralisationslösungen hinaus können mit dieser Methode auch
Remineralisationslösungen zur Remineralisation bereits vorhandener Läsionen eingesetzt werden.
Daher können bei Vorhandensein von je einem De- und Remineralisationsbad auch De- und
Remineralisationszyklen ausgeführt werden. Dies erfordert jedoch eine mechanische Apparatur
zur zyklischen Umsetzung der Proben von einem Bad in das andere.
Bei dieser Methode werden wie bei den vorher beschriebenen auch, die Schmelz oder
Dentinproben in Kunststoff eingebettet und an der Oberfläche plangeschliffen und poliert. Diese
Proben werden aber auf einer schiefen Ebene montiert und von oben mit der gewünschten Lösung
überspült die über die Proben fließt, aufgefangen und verworfen wird. Auch mit dieser Methode
lassen sich künstliche kariöse Läsionen erzeugen, sowie eine Remineralisation vorhandener
Läsionen in vitro durchführen. Darüber hinaus können die Proben jederzeit mit einer dritten
Lösung zwischengespült werden. Durch die Verwendung stets frischer Lösung, die nach
einmaligem Probenkontakt verworfen wird, ist eine stets gleichbleibende Zusammensetzung der
Spüllösung an der Probenoberfläche vom Prinzip her realisierbar. Bei nur geringem Lösungsfluss
(einzelne Tropfen) besteht jedoch die Gefahr, daß die Lösung zu lange auf der Probe verweilen
kann und nur schubweise erneuert wird. Ein weiteres Problem besteht darin, daß der die
Zahnprobe umgebende Kunststoff im Vergleich zu der Zahnhartsubstanzprobe stark hydrophob
ist. Daher bildet sich auf der gesamten Probe kein gleichmäßig dicker Lösungsfilm aus. Es kann
daher angenommen werden, daß bei einer niedrigen Flußrate keine konstanten Bedingungen an
der Probenoberfläche gegeben sind. Dies wäre möglicherweise mit einer hohen Flussrate zu
erzielen. Jedoch würde dies einen entsprechend hohen Verbrauch an Spüllösung nach sich ziehen.
Es ist deshalb eine Aufgabe der Erfindung, eine gleichmäßige laminare Strömung an der
Probenoberfläche zu erzielen, die weitgehend unabhängig vom Fluss der Lösung ist. Auch bei
einem sehr kleinem Durchsatz ist ein gleichmäßiger Lösungsaustausch an der Probenoberfläche
gewährleistet. Konstante Bedingungen (pH, Ionenzusammensetzung) an der Probenoberfläche
sind somit realisierbar.
Der Verbrauch der Spüllösung kann sehr klein gewählt werden. Darüber hinaus vereinigt die
Erfindung die Vorteile aus allen oben beschriebenen bereits bekannten Verfahren in sich. So ist es
mit dem neuen Verfahren möglich, die Proben mit mehreren unterschiedlichen Lösungen in einer
beliebig wählbaren Abfolge zu überspülen. Bei Verwendung von steuerbaren
Mehrkanalschlauchpumpen kann eine (theoretisch unbegrenzt hohe) Anzahl von Spüllösungen in
frei wählbarer Reihenfolge und zusätzlich mit individuell angepasstem Durchsatz in beliebig
wählbaren Zeitintervallen gewechselt werden. Darüber hinaus könnten auch Spüllösungen höherer
Viskosität sicher mit der Probenoberfläche in Kontakt gebracht werden, da ein Ausweichen zur
Seite oder eine ungenügende Adaptation an der Probe durch die vorgegebene Form des
Spülkanals nicht möglich ist. Auch schwer entfernbare Lösungen einer Zwischenspülung können
durch einen kurzzeitigen hohen Durchsatz der nachfolgenden Spüllösung ohne eine aufwendige
mechanische Reinigung von der Probenoberfläche entfernt werden. Alle Parameter wie
unterschiedlichen Lösungen bei Wechselzyklen, Dauer der Einwirkzeit, Abfolge und Temperatur
können exakt determiniert und aufgezeichnet werden. Des weiteren kann mit der neuen
Vorrichtung eine unterschiedliche Anzahl an Proben überspült werden. Die Proben können
darüber hinaus schnell entnommen oder gewechselt werden. Nach Überspülung der Proben kann
die Spüllösung pro Probe gesammelt und analysiert werden.
Weitere Anwendungen sind vorstellbar. Der Spülkanal der neuen Vorrichtung könnte als
Inkubationskammer für Mikroorganismen zur Erzeugung und Aufrechterhaltung einer künstlichen
Plaque oder anderer Biofilme Verwendung finden. Anstelle de- oder remineralisierender
Spüllösungen könnten dem Spülkanal Nährlösungen auch im Wechsel in unterschiedlicher
Zusammensetzung zugeführt werden.
Das neue Verfahren würde sich auch für Überspülungsexperimente mit anderen Materialien als
Schmelz und Dentin eignen. Vorstellbar wären zum Beispiel Biomaterialien wie
Knochenersatzmaterialien aber auch Metalle, Keramiken, Gläser oder Polymere deren
Oberflächeneigenschaften wie Säureresistenz oder Korrosionsfestigkeit von Interesse sind.
Erfindungsgemäß wird dies wie folgt gelöst: Die Proben (1) werden vorzugsweise in
Autopolymerisat (z. B. PMMA) eingebettet und an der Probenoberfläche plangeschliffen und
poliert und zu einem Probenblock zusammengefaßt (2). Auch die Verwendung in anderer Weise
vorbehandelter oder unbehandelter Proben ist möglich. Die Probe können dabei einzeln oder zu
mehreren in z. B. Reihen eingebettet werden. Auf den Probenblock wird nun eine Deckplatte mit
einer Fräsung (3) so aufgesetzt und festgeklemmt, daß durch die Fräsung über den Proben ein
Spalt (4) frei bleibt. Die Deckplatte liegt zu drei Seiten der Proben auf dem Probenblock plan auf,
wodurch eine Abdichtung gewährleistet ist. Die vierte und freie Seite dient dem Ablauf der
Spülflüssigkeit (5). An der gegenüberliegenden Seite der Deckplatte befindet sich eine
vorzugsweise senkrechte Bohrung, welche in den Spülkanal mündet (6). Diese Bohrung dient
dem Zulauf der Spüllösungen. Diese Bohrung kann nach außen für die Aufnahme eines kleinen
Röhrchens erweitert sei (7). Auf dieses Röhrchen kann ein passender Schlauch mit der
zuzuführenden Spüllösung angeschlossen werden. Eine technische Ausführungsform kann dabei
auch mehrere Zulauf-Bohrungen in die Deckplatte enthalten. Dadurch ist es möglich, schnelle
Wechsel unterschiedlicher Spüllösungen, Wechselspülungen und Zwischenspülungen
durchzuführen.
Durch die Durchströmung des flachen Spaltes kann über den Probenoberflächen eine laminare
Strömung erzeugt werden. Turbulente Strömungen können bei entsprechender Gestaltung der den
Spalt bildenden Oberflächen erzeugt werden. Wird die Höhe des Spaltes besonders klein gewählt,
so können kapilläre Effekte erzielt werden. Ausserdem ist die Zufuhr stets frischer Lösung auch
bei kleinen Fördermengen gegeben.
Es können mehrere Einheiten der Vorrichtung nebeneinander betrieben werden. Die Spüllösungen
könnten von einer z. B. Mehrkanal-Schlauchpumpe gefördert und zugeführt werden, da es diese
Pumpen in Ausführungen mit z. B. bis zu 48 Kanälen und für sehr kleine Fördermengen gibt.
Die Spüllösungen lassen sich hiermit sehr gleichmäßig fördern. Die Fördermengen sind innerhalb
gewisser Bereiche variabel steuerbar. Da der Volumenfluss der Spüllösungen zu allen Zeitpunkten
bekannt ist, können auf diese Weise konstante Versuchsbedingungen gewährleistet werden.
Die aus dem Spalt wieder austretende Lösung kann zur Analyse gesammelt werden. Bei
gleichzeitigem Betreiben mehrerer Spalten können die Lösungen getrennt gesammelt werden. Der
Ablauf für die Spüllösung kann auch wie der Spülkanalzulauf als Röhrchen für den Anschluss
eines Schlauches gestaltet werden.
Claims (7)
1. Eine Vorrichtung zur kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten dergestalt,
dass über den zu überspülenden Proben ein Spülkanal mit definierter Breite, Höhe und Länge
so angebracht ist, daß die Proben mit einer laminaren Strömung mit definierbarem Fluss und
mit definierbarer Geschwindigkeit überströmt werden können.
2. Eine Vorrichtung zur kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten dergestalt,
dass durch Zufuhr geeigneter Nährmedien im Spalt bakterielle Plaque oder andere Biofilme
erzeugt werden.
3. Eine Vorrichtung nach Anspruch 1 dergestalt, dass durch die Wahl der Parameter Höhe,
Breite und Länge sowie Flussgeschwindigkeit und Temperatur exakte Versuchsbedingungen
gewährleistet werden.
4. Eine Vorrichtung nach Anspruch 1 dergestalt, dass durch die Wahl entsprechender Spalthöhen
ein laminarer Transport der Spüllösungen über die Proben gewährleistet wird.
5. Eine Vorrichtung zur kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten dergestalt,
dass durch die Wahl entsprechender Beschaffenheit der den Spalt bildenden Oberflächen auch
turbulente Strömungen erzeugt werden.
6. Eine Vorrichtung nach Anspruch 1 dergestalt, dass durch die Wahl entsprechender Spalthöhen
bei kleinen Höhen ein kapillärer Transport der Spüllösungen über die Proben gewährleistet
wird.
7. Eine Vorrichtung nach Anspruch 1 dergestalt, dass die Vorrichtung so beschaffen ist, daß
mehrere Einheiten zusammengeschlossen werden können, um einen gleichzeitigen Betrieb zur
Untersuchung mehrerer Proben unter gleichen Bedingungen zu gewährleisten.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999133018 DE19933018A1 (de) | 1999-07-15 | 1999-07-15 | Vorrichtung und Verfahren zu kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1999133018 DE19933018A1 (de) | 1999-07-15 | 1999-07-15 | Vorrichtung und Verfahren zu kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19933018A1 true DE19933018A1 (de) | 2001-01-18 |
Family
ID=7914783
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999133018 Ceased DE19933018A1 (de) | 1999-07-15 | 1999-07-15 | Vorrichtung und Verfahren zu kontrollierten Überspülung von Proben mit Flüssigkeiten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19933018A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2012078137A1 (en) | 2010-12-07 | 2012-06-14 | Colgate-Palmolive Company | Apparatus for conducting oral care experiments and method of forming and using the same |
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EP2609189A4 (de) * | 2010-08-24 | 2015-08-05 | Hawley & Hazel Chemical Co Zhongshan Ltd | Verfahren, vorrichtungen und verwendungen in zusammenhang mit biofilmen |
-
1999
- 1999-07-15 DE DE1999133018 patent/DE19933018A1/de not_active Ceased
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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