DE19917633C1 - Treibladungsanordnung für Rohrwaffen oder ballistische Antriebe - Google Patents

Treibladungsanordnung für Rohrwaffen oder ballistische Antriebe

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Abstract

Eine Treibladungsanordnung für Rohrwaffen oder ballistische Antriebe besteht aus einer Kernladung herkömmlichen Aufbaus mit einem Anzündsystem und einer die Kernladung umgebenden Kompaktladung mit einem eigenen Anzündsystem hoher elektrischer Energie, das nach Auslösen des Anzündsystem für die Kernladung zeitverzögert steuerbar ist. Aufbau und Anordnung der Kompaktladung und deren Anzündsystem sind so gewählt, daß während des Abbrandes der Kernladung die Kompaktladung durch Auslösen des ihr zugeordneten Anzündsystems in Bruchstücke mit im wesentlichen regelmäßiger Geometrie zerlegt und die Bruchstücke in das bei Abbrand der Kernladung erzeugte Gasvolumen beschleunigt werden.

Description

Die Erfindung betrifft eine Treibladungsanordnung für Rohrwaffen oder ballistische Antriebe.
Bei chemisch reagierenden Treibadungen wird die Leistung im wesentlichen von dem Verhältniss der Masse der Ladung und ihrer Energiedichte zur Masse des zu beschleunigenden Objektes (Projektil oder Rakete) bestimmt. Das Bestreben geht deshalb stehts dahin, die Masse der Treibladung und ihre Energiedichte auf den konkreten Bedarfsfall abzustimmen.
Neben herkömmlichen Treibmitteln sind in letzter Zeit Anordnungen mit Kompaktladungen (Consolidated Propel­ lants) hoher Energiedichte untersucht worden, die mittels elektrischer Energie initiiert werden, z. B. in der elek­ trothermisch-chemischen Kanone. Das Anzünden und der Anbrand solcher Kompaktladungen gestaltet sich schwierig, da die Ladungsanordnung aufgebrochen und zerlegt und dabei definierte Oberflächen geschaffen werden müssen, damit ein zeitlich gesteuerter An- und Abbrand mit hoher Umsatzgeschwindigkeit der Treibladung erreicht wird.
Gleiches gilt für die in neuerer Zeit untersuchten flüs­ sigen Treibladungen, die in eine entsprechende Dispersion überführt werden müssen.
Bei der Beschleunigung von Projektilen in Rohrwaffen kommt die Besonderheit hinzu, daß der Abbrand der Treib­ ladung und die Beschleunigung des Projektils ein dynami­ scher Vorgang ist, der sich in extrem kurzer Zeit ab­ spielt, innerhalb der die Gasentwicklung durch die Treib­ ladung nicht nur auf die Masse des Projektils abgestimmt, sondern auch der Tatsache Rechnung getragen werden muß, daß sich mit der Beschleunigung des Projektils das vom Treibgas auszufüllende Volumen vergrößert. Diese sich überlagernden Vorgänge müssen wiederum so aufeinander abgestimmt sein, daß das Projektil die gewünschte Mün­ dungsgeschwindigkeit erreicht. Hierfür maßgeblich ist die Gas-Druck/Zeit-Kurve, die im allgemeinen eine Gauß-Kurve ist, d. h. der Druck steigt sehr schnell expotentiell auf einen Maximaldruck an und fällt etwas weniger steil mit zunehmender Beschleunigung des Projektils zur Mündung hin expotentiell ab. Eine ähnliche Charakteristik mit etwas symmetrischerem Verlauf der Gauß-Kurve zeigt die Umsatz­ geschwindigkeit der Treibladung. Maßgeblich für die Antriebsleistung ist das Druck-/Zeit-Integral, das durch den maximal zulässigen Gasdruck im Ladungsraum nach oben begrenzt ist. Der Idealfall wäre ein trapezförmiger Druckverlauf, bei dem sowohl der Maximaldruck, als auch der Mündungsdruck niedriger, gleichzeitig aber das Inte­ gral der Druck-/Zeit-Kurve größer sein sollte.
Bei einer herkömmlichen Treibladunganordnung (US 5 612 506) ist in der Achse des Treibladungsraums ein elektri­ sches Anzündsystem mit einer zentralen Stabelektrode und mehreren mit axialem Abstand voneinander angeordneten und gegeneinander isolierten Drahtelektroden vorgesehen. Diese konstruktiv aufwendige Elektrodenstruktur ist konzentrisch von einem Drahtkorb umgeben, der einen pulverförmigen Brennstoff, vorzugsweise Polyethylen-Pul­ ver aufnimmt. Der Drahtkorb ist wiederum konzentrisch von dem Oxidator, z. B. Ammoniumnitrat, umgeben. Die Elektro­ denstruktur soll eine von vorne nach hinten durch die Treibladungsanordnung wandernde Plasmazündung ermögli­ chen, so daß die Treibgasbildung etwa dem Vortrieb des Geschosses in der Rohrwaffe folgt und sich eine etwa trapezförmige Druck-/Zeitkurve ergibt. Abgesehen von der aufwendigen und mechanisch empfindlichen Elektrodenkon­ struktion weist diese Treibladungsanordnung aufgrund der Brennstoff/Oxidator-Auswahl und der relativ großen inak­ tiven Masse der Elektrodenstruktur eine nur sehr mäßige Energiedichte auf.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine aus einer Kernladung und diese umgebender Kompaktladung bestehende Treibladungsanordnung vorzuschlagen, die beim Abbrand dem idealen, trapezförmigen Verlauf der Druck-/Zeit-Kurve soweit wie möglich angenähert ist.
Diese Aufgabe wird durch eine Treibladungsanordnung gelöst, die aus einer Kernladung herkömmlichen Aufbaus mit einem Anzündsystem und einer die Kernladung umgeben­ den Kompaktladung mit einem eigenen Anzündsystem hoher elektrischer Energie, das nach Auslösen des Anzündsystems für die Kernladung zeitverzögert steuerbar ist, besteht, wobei Aufbau und Anordnung der Kompaktladung und deren Anzündsystems so gewählt sind, daß während des Abbrandes der Kernladung die Kompaktladung durch Auslösen des ihr zugeordneten Anzündsystem in Bruchstücke mit im wesentli­ chen regelmäßiger Geometrie zerlegt und die Bruchstücke in das bei Abbrand der Kernladung erzeugte Gasvolumen beschleunigt werden.
Während die Kernladung mit ihrem Anzündsystem herkömmli­ chen Aufbau aufweist, also beispielsweise aus einem konventionellen Lochpulver besteht, das pyrotechnisch oder elektrisch angezündet wird, besteht die sie umgeben­ de Treibladung aus einer Kompaktladung mit einem eigenen Anzündsystem. Es wird zunächst die Kernladung in üblicher Weise gezündet und etwas zeitverzögert das Anzündsystem der sie umgebenden Kompaktladung initiiert. Hierbei handelt es sich um ein mit hoher elektrischer Energie arbeitendes Zündsystem, bei dem beispielsweise durch Lichtbodenentladung lokal hohe Plasmaenergie freigesetzt wird, die vorzugsweise zeitlich und/oder örtlich steuer­ bar ist. Dadurch wird die Kompaktladung in definierter Sequenz in Bruchstücke zerlegt. Der Aufbau der Kompaktla­ dung und ihrer Anordnung wie auch die des Anzündsystems lassen sich so wählen, daß Bruchstücke mit relativ regel­ mäßiger Geometrie entstehen, die folglich auch relativ regelmäßige Oberflächen bieten, die wiederum für einen regelmäßigen An- und Abbrand sorgen. Diese Bruchstücke werden bei entsprechender Außenverdämmung und Anordnung des Anzündsystems in das sich beim Abbrand der Kernladung entwickelnde Gasvolumen beschleunigt und dort vollständig umgesetzt. Auf diese Weise wird beispielsweise bei einer Rohrwaffe die mit der Beschleunigung des Projektils einhergehende Volumenvergrößerung und Druckabsenkung unverzüglich kompensiert. Durch diesen Aufbau der Treib­ ladungsanordnung läßt sich einerseits der Maximaldruck absenken, andererseits der entstehende Maximaldruck über eine längere Zeit aufrechterhalten. Statt eines Peaks ergibt sich im Druck-/Zeit-Diagramm ein Druckplateau bei abgesenktem Druckniveau, so daß das Projektil mit einem niedrigeren, aber länger anhaltenden Gasdruck beschleu­ nigt wird. Ferner wird der Mündungsdruck abgesenkt, ohne daß die Mündungsgeschwindigkeit absinkt.
Die Ausbildung von Bruchstücken mit im wesentlichen regelmäßiger Geometrie läßt sich beispielsweise dadurch erreichen, daß die Kompaktladung einen im wesentlichen regelmäßig strukturierten Aufbau aufweist. Dieser kann beispielsweise durch Inhomogenitäten mit im wesentlichen geometrisch regelmäßiger Anordnung verwirklicht werden. Diese Inhomogenitäten sorgen dafür, daß bei Auslösen des Anzündsystems die Kompaktladung entlang der Inhomogenitä­ ten aufgebrochen und in entsprechend regelmäßigen Bruch­ stücken nach innen beschleunigt wird, wobei die sich bildenden Oberflächen für einen einwandfreien An- und Abbrand sorgen.
Die Inhomogenitäten können bei einer Feststoffladung beispielsweise von Grenzschichten zwischen nebeneinander­ liegenden Schichten der Kompaktladung gebildet sein. Sie sind vorzugsweise im wesentlichen linear in einem Raster angeordnet.
Ein solcher Aufbau läßt sich in besonders einfacher Weise dadurch verwirklichen, daß die Kompaktladung in wenig­ stens zwei Schichten angeordnet ist und die linearen Inhomogenitäten in der einen Schicht unter einem Winkel, z. B. unter einem rechten Winkel, zu den linearen Inhomo­ genitäten in der anderen Schicht verlaufen. Die Kompakt­ ladung besteht in diesem Fall aus einzelnen Streifen des Treibstoffs, die durch die Inhomogenitäten bzw. Grenz­ schichten voneinander getrennt sind, wobei die Streifen der beiden übereinander liegenden Schichten einander kreuzen.
Die Zerlegung der Kompaktladung in regelmäßige Bruch­ stücke läßt sich ferner dadurch verwirklichen bzw. unter­ stützen, daß das Anzündsystem der Kompaktladung elektri­ sche Leiter aufweist, die mit einer im wesentlichen regelmäßigen Anordnung der Kompaktladung zugeordnet sind. Die für die Zerlegung und Anzündung notwendige Energie wird also gleichfalls in geometrisch regelmäßiger Vertei­ lung freigesetzt und unterstützt die aufgrund der struk­ turierten Geometrie der Kompaktladung mögliche Zerlegung in regelmäßige Bruchstücke. Ferner wird die für ein gleichmäßiges Anzünden bzw. einen gleichmäßigen Anbrand notwendige Energie von diesem Anzündsystem geliefert.
Beispielsweise können die elektrischen Leiter leiterför­ mig angeordnet, wobei die Leiterkonfiguration je nach Anordnung und Ausbildung des gesamten Treibladungssatzes sich auch trapezförmig verjüngen kann.
Die Leiter können in die Kompaktladung eingebettet oder aber auch auf der der Kernladung abgekehrten Oberfläche der Kompaktladung angeordnet sein.
Die Wirkung des Anzündsystems kann noch dadurch gestei­ gert werden, daß die elektrischen Leiter zumindest teil­ weise von einer druckerzeugenden Schicht aus pyrotechni­ schem Material oder feinkörnigem Treibladungspulver umgeben sind, um die an den Leitern lokal freigesetzte Energie zu erhöhen.
Stattdessen oder zusätzlich kann die Kompaktladung an ihrer der Kernladung abgekehrten Oberfläche von einer gaserzeugenden Schicht aus pyrotechnischem Material oder feinkörnigem Treibladungspulver umgeben sein, wobei die elektrischen Leiter vorzugsweise in diese Schicht einge­ bettet sind. Hierdurch entsteht eine weitere periphere Druckkomponente mit isostatischer Wirkung, welche die Zerlegung und Beschleunigung der Bruchstücke und deren Anzündung bzw. Anbrand begünstigt.
In einer weiteren Ausführung kann vorgesehen sein, daß die wenigstens zwei Schichten der Kompaktladung eine variable Transparenz aufweisen, um die bei der Lichtbo­ genentladung entstehende Strahlungsenergie optimal zu nutzen und gezielt zu steuern. Beispielsweise kann die­ jenige Schicht der Kompaktladung, in die die elektrischen Leiter eingebettet oder auf die sie aufgelegt sind, eine höhere Transparenz aufweisen, als die in Richtung der Kernladung folgenden Schichten.
Durch die entlang der Leiterbahnen in definierten örtli­ chen und zeitlichen Abständen entstehenden Lichtbogenent­ ladungen und die damit entstehenden Hochtemperaturplasmen wird die strukturierte Kompaktladung in definierter und reproduzierbarer Form aufgebrochen, so daß sich ein entsprechend örtlich und zeitlich vorbestimmter An- und Abbrand der zerlegten Kompaktladung einstellt. Dieser folgt in einem zeitlich bestimmbaren Abstand dem Abbrand der Kernladung. Aufgrund der höheren Umsatzgeschwindig­ keit der Kompaktladung wird damit sowohl der Volumenver­ größerung bei Beschleunigung des Projektils, als auch dem Druckabfall im Ladungsraum entgegengewirkt. Die durch die Generierung der Hochtemperaturplasmen und durch die beim An- und Abbrand der Bruchstücke der Kompaktladung erzeug­ ten hohen Gasdrücke überlagern sich zeitlich verzögert der Gasdruckkurve der Kernladung, wodurch sich eine Erhöhung der Antriebsleistung ergibt. Die Umsatzgeschwin­ digkeit läßt sich durch Strahlungstransport aus den erzeugten Hochtemperaturplasmen und durch entsprechende geschichtete Transparenz bzw. Strahlungsabsorption erhö­ hen.
Nachfolgend ist die Erfindung anhand einiger in der Zeichnung wiedergegebenen Ausführungsbeispiele beschrie­ ben. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht einer ersten Ausführungsform der Treibla­ dungsanordnung;
Fig. 2 einen sektorförmigen Ausschnitt der Kompaktladung der Anordnung gemäß Fig. 1;
Fig. 3 einen sektorförmigen Ausschnitt eines weiteren Ausführungsbeispiels der Kompaktladung;
Fig. 4 eine ebene Abwicklung der Ausfüh­ rungsform gemäß Fig. 3 in detaillier­ ter Darstellung;
Fig. 5 einen der Fig. 3 ähnlichen Ausschnitt einer weiteren Ausführungsform der Kompaktladung;
Fig. 6 eine ebene Abwicklung der Darstellung in Fig. 5 mit detaillierter Wiederga­ be des Aufbaus;
Fig. 7 eine perspektivische Ansicht einer weiteren Variante der Treibladungsan­ ordnung;
Fig. 8 einen sektorförmigen Ausschnitt der Kompaktladung der Treibladungsanord­ nung gemäß Fig. 7;
Fig. 9 bis 11 ein Anwendungsbeispiel der Treibla­ dungsanordnung bei Rohrwaffen in verschiedenen Phasen;
Fig. 12 ein Druck-/Zeitdiagramm verschiedener Treibladungen bei getrennter Anzün­ dung;
Fig. 13 ein Druck-/Zeitdiagramm der erfin­ dungsgemäßen Treibladungsanordnung.
Die Treibladunganordnung 1 weist eine zylindrische Form auf. Sie besteht aus einer Kernladung 2 und einer diese umgebenden Kompaktladung 3. Die Kernladung 2 weist her­ kömmlichen Aufbau auf, beispielsweise in Form eines Lochpulvers. Der Kernladung 2 ist ferner ein Anzündsystem 4 zugeordnet, das beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 als zentrisch angeordnete pyrotechnische Ladung oder als elektrisches System ausgebildet ist.
Der äußeren Kompaktladung 3 ist ein eigenes Anzündsystem 5 zugeordnet, das beispielsweise aus leiterförmig ange­ ordneten elektrischen Leitern 6, 7 besteht, die über Hochspannung mit getriggerter Funkenstrecke gespeist werden und zeitlich und örtlich verteilte Lichtbogenent­ ladungen unter Bildung eines Hochtemperaturplasmas erzeu­ gen.
In Fig. 3 und 4 ist der Aufbau im Bereich der Kompaktla­ dung näher erkennbar. Innerhalb der Wandung 8, beispiels­ weise einer Rohrwaffe, ist die Kompaktladung 3 unter Zwischenschaltung einer Isolationsschicht 9 angeordnet. Die Kompaktladung besteht aus zwei Schichten 10, 11. Zwischen der äußeren Schicht 11 und der Isolationsschicht sind die elektrischen Leiter 6, 7 angeordnet, die also der äußeren Schicht 11 peripher aufliegen. Die beiden Schichten 10 und 11 weisen lineare Inhomogenitäten 12 bzw. 13 auf, die beispielsweise dadurch gebildet sind, daß jede Schicht 10, 11 aus nebeneinanderliegenden Treib­ stoff-Streifen 14 bzw. 15 gebildet ist.
Das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 5 und 6 unterscheidet sich von dem der Fig. 3 und 4 lediglich dadurch, daß zwischen der Isolationsschicht 9 und der Kompaktladung 3 eine druckverstärkende Schicht 16, z. B. aus pyrotechni­ schem Material oder Treibladungspulver angeordnet ist, in die die elektrischen Leiter 6, 7 des Anzündsystems voll­ ständig oder nur teilweise eingebettet sind.
Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 7 und 8 weist die Treibladungsanordnung 1 eine Kernladung 2 mit Anzündsy­ stem 4 entsprechend der Ausführungsform gemäß Fig. 1 auf. Die Kompaktladung hingegen ist aus Flüssigtreibstoffen gebildet und besteht aus einer inneren Ladung 17 und einer von ihr durch eine Grenzschicht 18 getrennten äußeren Ladung 19. In der Grenzschicht 18 ist das Anzünd­ system mit den Leitern 6, 7 angeordnet. Die äußere Flüs­ sigladung 19 weist bei diesem Ausführungsbeispiel eine größere Transparenz auf als die innere Flüssigladung 17.
In den Fig. 9 bis 11 sind verschiedene Phasen beim Ab­ brand der Treibladungsanordnung 1 in einer schematisch wiedergegebenen Rohrwaffe gezeigt. Die Rohrwaffe 20 weist einen Lauf 21 und einen Ladungsraum 22 auf, in welchem die Treibladungsanordnung 1 untergebracht ist. Sie be­ steht aus der herkömmlichen Kernladung 2 und der sie umgebenden Kompaktladung 3. Im Lauf befindet sich das Projektil 23, dessen Heck in den Treibladungsraum 22 hinreinreicht. Wie aus der Zeichnung ersichtlich, weist der Treibladungsraum 22 einen größeren inneren Quer­ schnitt auf, als der Querschnitt des Projektils 23, wobei der Querschnitt der Kernladung 2 etwas kleiner als der des Projektils 23, der äußere Querschnitt der Kompaktla­ dung 3 hingegen größer ist und den Treibladungsraum ausfüllt. Nach Zünden der Kernladung 2 und Umsetzung des festen Treibstoffs in die Gasphase 24 beginnt das Projek­ til 23 seine Beschleunigungsphase. Zeitüberlagert und gegebenenfalls sequentiell wird die äußere Kompaktladung 3 gezündet, in Bruchstücke zerlegt und die Bruchstücke in das Gasvolumen 24 beschleunigt. Zugleich setzt der An­ brand der Bruchstücke ein und findet die Umsetzung der Treibstoff-Bruchstücke aus der Kompaktladung 3 ein. Das Projektil 23 wird auf einer längeren Strecke gleichmäßig mit annähernd konstantem Druck beaufschlagt und verläßt den Lauf 21 mit der gewünscht hohen Mündungsgeschwindig­ keit bei abgesenktem Mündungsdruck.
In Fig. 12 ist der Druck-Zeitverlauf für zwei Treibladun­ gen unterschiedlichen Aufbaus wiedergegeben, beispiels­ weise der einer herkömmlichen Treibladung mit der Kurve 1 und der einer Kompaktladung mit der Kurve 2. Durch die erfindungsgemäße Treibladungsanordnung läßt sich ein Druckverlauf gemäß Kurve 3 erzeugen, die bei einem nied­ rigeren Maximaldruck 25 und einem etwas voreilenden Anstieg ein ausgeprägtes Druckplateau 27 mit zeitverzö­ gertem Druckabfall zeigt.

Claims (17)

1. Treibladungsanordnung für Rohrwaffen oder ballisti­ sche Antriebe, bestehend aus einer Kernladung her­ kömmlichen Aufbaus mit einem Anzündsystem und einer die Kernladung umgebenden Kompaktladung mit einem eigenen Anzündsystem hoher elektrischer Energie, das nach Auslösen des Anzündsystems für die Kernladung zeitverzögert steuerbar ist, wobei Aufbau und Anord­ nung der Kompaktladung und deren Anzündsystem so gewählt sind, daß während des Abbrandes der Kernla­ dung die Kompaktladung durch Auslösen des ihr zuge­ ordneten Anzündsystems in Bruchstücke mit im wesent­ lichen regelmäßiger Geometrie zerlegt und die Bruch­ stücke in das bei Abbrand der Kernladung erzeugte Gasvolumen beschleunigt werden.
2. Treibladungsanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaktladung einen im wesentlichen regelmäßig strukturierten Aufbau auf­ weist.
3. Treibladungsanordnung nach Anspruch 1 oder 2, da­ durch gekennzeichnet, daß die Kompaktladung Inhomo­ genitäten mit im wesentlichen geometrisch regelmäßi­ ger Anordnung aufweist.
4. Treibladungsanordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Inhomogenitäten von Grenz­ schichten zwischen nebeneinander liegenden Schichten der Kompaktladung gebildet sind.
5. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Inhomogenitäten im wesentlichen linear in einem Raster angeordnet sind.
6. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaktladung in wenigstens zwei Schichten angeordnet ist, und daß die linearen Inhomogenitäten in der einen Schicht unter einem Winkel zu den linearen Inhomogenitäten in der anderen Schicht verlaufen.
7. Treibladungsanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die linearen Inhomogenitäten in den beiden Schichten unter einem etwa rechten Winkel zueinander verlaufen.
8. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Anzündsystem der Kompaktladung elektrische Leiter aufweist, die mit im wesentlichen regelmäßiger Anordnung der Kompakt­ ladung zugeordnet sind.
9. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Leiter leiterförmig angeordnet sind.
10. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Leiter in die Kompaktladung eingebettet sind.
11. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Leiter auf der der Kernladung abgekehrten Oberfläche der Kompaktladung angeordnet sind.
12. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Leiter zumindest teilweise von einer druckerzeugen­ den Schicht aus pyrotechnischem Material oder fein­ körnigem Treibladungspulver umgeben sind.
13. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Kompaktladung an ihrer der Kernladung abgekehrten Oberfläche von einer gaserzeugenden Schicht aus pyrotechnischem Material oder feinkörnigem Treibladungspulver umge­ ben ist.
14. Treibladungsanordnung nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Leiter in der die Kompaktladung umgebenden Schicht aus pyrotechnischem Material oder feinkörnigem Treibla­ dungspulver angeordnet sind.
15. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die wenigstens zwei Schichten der Kompaktladung eine variable Transpa­ renz aufweisen.
16. Treibladungsanordnung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die den elektrischen Leitern nähere Schicht der Kompaktladung eine höhere Trans­ parenz als die anderen Schichten aufweist.
17. Treibladungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Kom­ paktladung und der die Treibladungsanordnung umge­ benden Wandung eine Isolationsschicht angeordnet ist.
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