DE19905418A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Aufprallsimulation - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur AufprallsimulationInfo
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Abstract
Eine Vorrichtung zur Aufprallsimulation umfaßt eine Führung, einen auf der Führung in einer horizontalen Bezugsrichtung beweglich angeordneten Testschlitten zur Aufnahme eines Prüfobjekts, eine Dreheinrichtung (3, 4, 5, 6), mit der das Prüfobjekt um eine vertikale Drehachse in Bezug auf den Testschlitten (2) drehbar ist, und eine Krafterzeugereinrichtung zur Drehung des Prüfobjekts. Während eines Katapultversuchs wird das Prüfobjekt (z. B. ein Fahrzeug) einer senkrecht zur horizontalen Bezugsrichtung stehenden Drehkraft ausgesetzt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufprallsimulation mit den Merkmalen gemäß
dem Oberbegriff von Anspruch 1, insbesondere ein Verfahren, bei dem ein auf
einem Testschlitten fest montiertes Fahrzeug einem crashähnlichen Beschleuni
gungsimpuls ausgesetzt wird, und eine Vorrichtung mit den Merkmalen gemäß dem
Oberbegriff von Anspruch 5, die insbesondere zur Implementierung eines erfin
dungsgemäßen Verfahrens ausgelegt ist.
Es ist allgemein bekannt, den Aufprall von Fahrzeugen auf ein festes Hindernis
durch einen Katapultversuch zu simulieren (sogenannte Schlittensimulation). Das
Fahrzeug wird auf einem Testschlitten fest montiert, der in einer starren Führung
(z. B. auf Schienen) beweglich ist. Durch Ausübung eines aufprall- oder crashähnli
chen Beschleunigungsimpulses auf den Testschlitten erfährt das Fahrzeug eine ab
rupte Geschwindigkeitsänderung innerhalb eines extrem kurzen Zeitbereiches, wie
sie beim Aufprall auf Hindernisse auftritt. Mit einer Sensoranordnung erfolgen Mes
sungen zur Erfassung der biomechanischen Belastung an einem Prüfkörper
(Dummy) im Fahrzeug und/oder zur Erfassung des Fahrzeugverhaltens beim Auf
prall.
Die herkömmliche Schlittensimulation besitzt die folgenden Nachteile. Die Ge
schwindigkeitsänderung erfolgt in einer
bestimmten Bezugsrichtung. Dadurch wird der senkrechte Aufprall auf ein Hindernis
simuliert. Bei einem Realcrash kann jedoch anstelle des senkrechten Aufpralls
(Frontalcrash mit 100%iger Überdeckung) ein schräger, oder teilüberdeckter Auf
prall auftreten, bei dem eine Fahrzeugdrehung um eine zu der Bezugsrichtung senk
rechte Achse auftritt. Eine Fahrzeugdrehung findet bei Realcrashs auch bei senk
rechtem Aufprall statt, falls nur eine Teilüberdeckung des Fahrzeugs durch das Hin
dernis gegeben ist (Aufprall auf einen Pfahl oder eine Seitenkante eines Hindernis
ses).
Die bei den Realcrash-Situationen möglichen Fahrzeugdrehungen werden bei der
herkömmlichen Schlittensimulation vernachlässigt. Dadurch ist die Vergleichbarkeit
der Testergebnisse mit den Realverhältnissen eingeschränkt. Somit ist die her
kömmliche Schlittensimulation für eine Reihe von Realsituationen nur eingeschränkt
verwendbar.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren und eine Vorrichtung
zur Aufprallsimulation anzugeben, mit denen die Nachteile der herkömmlichen
Schlittensimulation überwunden werden und die insbesondere eine erhöhte Ver
gleichbarkeit der Simulationsergebnisse mit den möglichen Realsituationen und
einen erweiterten Anwendungsbereich besitzen.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren und eine Vorrichtung mit den Merkmalen
gemäß den Ansprüchen 1 bzw. 5 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und An
wendungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Erfindung beruht insbesondere auf dem Gedanken, den oben erläuterten, an
sich bekannten Katapultversuch dahingehend zu modifizieren, daß auf ein Prüfob
jekt während des Katapultversuches sowohl ein Kraft- oder Beschleunigungsimpuls
zur Erzeugung der abrupten Geschwindigkeitsänderung als auch eine zum Kraft-
oder Beschleunigungsimpuls senkrecht stehende Drehkraft ausgeübt wird, um bei
realen Aufprallsituationen auftretende Drehungen des Prüfobjekts zu simulieren.
Die Erfindung ist mit verschiedenartigen Prüfobjekten realisierbar, bei denen Inter
esse an einer Aufprallsimulation nach Art eines Katapultversuches besteht. Gemäß
einer bevorzugten Anwendung der Erfindung in der Automobiltechnik ist das
Prüfobjekt ein Fahrzeug (z. B. Personenkraftfahrzeug). Es kann jedoch auch der
Aufprall anderweitigen Prüfguts (z. B. Behälter oder Teile von Fahrzeugen) simuliert
werden.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den beigefügten Zeich
nungen ersichtlich. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Draufsicht auf ein Ausführungsbeispiel einer erfin
dungsgemäßen Vorrichtung zur Aufprallsimulation, und
Fig. 2 eine schematische Schnittansicht der in Fig. 1 dargestellten Vorrichtung.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung ist am Beispiel eines Simulations-Prüfstands in
den Fig. 1 und 2 schematisch in Draufsicht bzw. in Schnittansicht (Fig. 2, entlang
der Linie II-II in Fig. 1) dargestellt. Die Vorrichtung umfaßt einen Testschlitten 2, der
zur Bewegung entlang einer starren Führung 1 in einer vorbestimmten Bezugsrich
tung (x-Richtung, s. Pfeil) eingerichtet ist, eine Stützkonstruktion 4, die auf dem
Testschlitten 2 befestigt ist, und einen in Bezug auf die Stützkonstruktion 4 drehbar
gelagerten Rahmen 3, der zur festen Anbringung des Prüfobjekts (z. B. Fahrzeug,
nicht dargestellt) eingerichtet ist. Einzelheiten der Zusammenwirkung des Test
schlittens 2 und der ausschnittsweise dargestellten Führung und der Befestigung
des Prüfobjekts sind an sich von der herkömmlichen Schlittensimulation bekannt
und werden daher nicht dargestellt. Die Befestigung des Fahrzeugs am Rahmen 3
kann durch eine Verschraubung erfolgen. Der Rahmen 3 ist beispielsweise ein
Stahlrohrrahmen, wobei das Fahrzeug im Fahrwerksbereich mit dem Stahlrohrrah
men verschweißt wird.
Der Rahmen 3 bildet einen Drehrahmen, der mit der Stützkonstruktion 4 über ein
Radiallager 5 und eine Stützlagerung 6 verbunden ist. Das Radiallager 5 ist zur
Drehung des Rahmens 3 um eine auf der im wesentlichen ebenen Stützkonstruktion
4 senkrecht stehende Drehachse d eingerichtet. Die Drehachse d verläuft senkrecht
zur x-y-Ebene in z-Richtung (s. Pfeil). Die Stützlagerung 6 ist eine auf die Dreh
achse d bezogene Radialführung, die eine Stützfunktion für den Rahmen 3 besitzt
und eine Begrenzung für den möglichen Drehbereich des Rahmens 3 bildet. Das
Radiallager 5 und die Stützlagerung 6 sind in Bezug auf die Längsrichtung der
Stützkonstruktion 4 voneinander beabstandet.
Die Bauteile 3, 4, 5 und 6 bilden eine Dreheinrichtung, mit der das Fahrzeug um die
vertikale Drehachse d drehbar ist. Der Rahmen 3 ist in Bezug auf die Stützkonstruk
tion 4 von einer Grundposition (in Fig. 1 durchgezogen gezeichnet), in der die
Längsausdehnung des Rahmens 3 und damit die Längsausdehnung des Fahrzeugs
im wesentlichen in x-Richtung verläuft, in eine Drehposition (in Fig. 1 gestrichelt ge
zeichnet) verdrehbar, wobei die maximale Verdrehung durch das radiale Maß der in
Bezug auf die Linie II-II außermittig angeordneten Stützlagerung 6 festgelegt wird.
Das Radiallager 5 ist in der Ebene der Stützkonstruktion 4 lageverstellbar. Damit
kann der Drehpol der Aufprallsimulation anwendungsabhängig (z. B. in Abhängigkeit
vom Fahrzeugtyp und der Crashart) eingestellt werden. Zur Lageverstellung des
Radiallagers 5 ist vorzugweise an der Stützkonstruktion 4 eine Aufnahme nach Art
einer Lochplatte mit mehreren Standardpositionen vorgesehen. Die radiale Stützla
gerung 6 ist zu einer entsprechenden Verstellung der Radialführung eingerichtet.
Die Stützkonstruktion 4 ist starr auf dem Testschlitten 2 befestigt und besitzt mit Ab
stand vom Radiallager 5 einen Abschnitt 8 zur Krafteinleitung 7 (s. Pfeil). Die Kraft
einleitung 7 erfolgt tangential zur Drehung um die Drehachse d mit einem Krafter
zeuger (nicht dargestellt). Der Krafterzeuger ist ortsfest, so daß die Krafteinleitung 7
von außen, z. B. nach dem Prinzip einer Nocken- oder Kulissenführung, erfolgt, oder
mitfahrend am Testschlitten 2 angebracht, wobei zur Krafteinleitung 7 beispielsweise
eine vorgespannte Feder oder Luftfeder vorgesehen ist. Zur Erzielung eines mög
lichst großen Drehmoments ist der Abstand des Abschnitts 8 zur Krafteinleitung 7
von der Position des Radiallagers 5 möglichst groß gewählt. Die Auslösung der
Drehkraft erfolgt zeitgesteuert, wie dies unten im einzelnen erläutert wird.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann zusätzlich mit einem (nicht dargestellten)
Dämpfersystem zur Abbremsung der Drehung nach Beendigung der Aufprallphase
bzw. des Katapultversuches ausgestattet sein.
Im folgenden werden Einzelheiten des erfindungsgemäßen Aufprallsimulationsver
fahrens beschrieben. Einzelheiten des Katapultversuches in x-Richtung mit pneu
matischen oder hydrodynamischen Beschleunigungsmitteln oder mechanischen
Abbremsmitteln sind an sich bekannt und werden daher im einzelnen nicht darge
stellt. Auch der Einsatz einer Sensoranordnung und die Signalauswertung sind an
sich bekannt und werden daher nicht dargestellt.
Während der Ausübung des crashähnlichen Kraft- oder Beschleunigungsimpulses
im Rahmen des Katapultversuches erfolgt die Krafteinleitung 7. Durch die starren
Verbindungen zwischen dem Testschlitten 2 und der Stützkonstruktion 4 mit dem
drehbaren Rahmen 3 bzw. zwischen dem Rahmen 3 und dem Fahrzeug wird durch
die Krafteinleitung 7 auf das Fahrzeug eine vorbestimmte Drehkraft ausgeübt. Zur
Simulation verschiedener Crasharten werden der Abschnitt der Krafteinleitung 7, die
Position des Drehpunktes des Radiallagers 5 und der Betrag der Drehkraft anwen
dungsabhängig gewählt. Die Ausübung der Drehkraft während des Katapultversu
ches bedeutet, daß die Drehkraft simultan zum crashähnlichen Beschleunigungsim
puls oder in Bezug auf diesen verzögert ausgeübt wird. Der Betrag der Drehkraft
kann beispielsweise im Bereich von 10 bis 20 kN oder auch darüber liegen. Die Ver
zögerung kann anwendungsabhängig beispielsweise im Bereich von 10 bis 60 ms
liegen. Die Drehkraft wird ebenfalls anwendungsabhängig mit einem bestimmten
zeitlichen Muster, vorzugsweise impulsförmig, ausgeübt.
Der in den Fig. 1 und 2 dargestellte Aufbau einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann anwendungsabhängig modifiziert werden. So ist es beispielsweise möglich, auf
die Stützkonstruktion 4 zu verzichten und den Rahmen 3 über das Radiallager 5 und
die Stützlagerung 6 direkt mit dem Testschlitten 2 zu verbinden. Ferner kann die
Vorrichtung konstruktiv dazu eingerichtet sein, daß ein Wechsel zwischen Front-
oder Heck-Aufprallsituationen durch eine Umrüstung des Rahmens 3 relativ zum
Testschlitten 2 ermöglicht wird. Das erfindungsgemäße Verfahren kann abweichend
vom herkömmlichen Katapultversuch ohne die abrupte Geschwindigkeitsänderung
in x-Richtung implementiert werden, in dem ausschließlich die Drehung um die
Drehachse d ausgelöst wird.
1
Führung
2
Testschlitten
3
Rahmen
4
Stützkonstruktion
5
Radiallager
6
Stützlagerung
7
Krafteinleitung
d Drehachse
d Drehachse
Claims (10)
1. Verfahren zur Aufprallsimulation, bei dem ein Prüfobjekt auf einem Test
schlitten (2) einem Katapultversuch unterzogen wird, wobei das Prüfobjekt in
einer vorbestimmten horizontalen Bezugsrichtung (x) eine abrupte Ge
schwindigkeitsänderung erfährt,
dadurch gekennzeichnet, daß während des Katapultversuches auf das
Prüfobjekt eine Drehkraft ausgeübt wird, die senkrecht zur Bezugsrichtung
(x) gerichtet ist, so daß eine Drehung des Prüfobjekts um eine vertikale
Drehachse (d) erfolgt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem das Prüfobjekt auf dem Testschlitten
(2) um die vertikale Drehachse (d) drehbar angebracht ist und die Drehkraft
an einem Abschnitt (8) zur Krafteinleitung (7) des Testschlittens (2) mit Ab
stand von der Drehachse (d) ausgeübt wird.
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem die Drehkraft im
pulsförmig simultan zur abrupten Geschwindigkeitsänderung oder in Bezug
auf diese zeitverzögert erfolgt.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das
Prüfobjekt ein Fahrzeug ist.
5. Vorrichtung zur Aufprallsimulation mit einer Führung (1) und einem Test
schlitten (2), der auf der Führung (1) in einer horizontalen Bezugsrichtung (x)
beweglich angeordnet und zur Aufnahme eines Prüfobjekts eingerichtet ist,
gekennzeichnet durch eine Dreheinrichtung (3, 4, 5, 6), mit der das Prüfob jekt um eine vertikale Drehachse (d) in Bezug auf den Testschlitten (2) dreh bar ist, und
eine Krafterzeugereinrichtung, die zur Drehung des Prüfobjekts vorgesehen ist.
gekennzeichnet durch eine Dreheinrichtung (3, 4, 5, 6), mit der das Prüfob jekt um eine vertikale Drehachse (d) in Bezug auf den Testschlitten (2) dreh bar ist, und
eine Krafterzeugereinrichtung, die zur Drehung des Prüfobjekts vorgesehen ist.
6. Vorrichtung gemäß Anspruch 5, bei der die Dreheinrichtung eine Stützkon
struktion (4) und einen Rahmen (3) umfaßt, wobei der Rahmen (3) über ein
Radiallager (5) und eine Stützlagerung (6) mit der Stützkonstruktion (4)
drehbar verbunden ist.
7. Vorrichtung gemäß Anspruch 6, bei der das Radiallager (5) lageverstellbar
ist.
8. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 5 bis 7, bei der die Krafterzeu
gereinrichtung in Bezug auf die Führung (1) ortsfest oder mit dem Test
schlitten (2) beweglich angeordnet ist.
9. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 5 bis 8, bei der ein Dämpfersystem
zur Abbremsung der Drehung des Prüfobjekts vorgesehen ist.
10. Verwendung einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 5 bis 9 zur Auf
prallsimulation an Fahrzeugen oder Teilen von Fahrzeugen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999105418 DE19905418A1 (de) | 1999-02-10 | 1999-02-10 | Verfahren und Vorrichtung zur Aufprallsimulation |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999105418 DE19905418A1 (de) | 1999-02-10 | 1999-02-10 | Verfahren und Vorrichtung zur Aufprallsimulation |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19905418A1 true DE19905418A1 (de) | 2000-08-17 |
Family
ID=7896989
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999105418 Withdrawn DE19905418A1 (de) | 1999-02-10 | 1999-02-10 | Verfahren und Vorrichtung zur Aufprallsimulation |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
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