DE10028099A1 - Prüfstand für Fahrzeugteile - Google Patents
Prüfstand für FahrzeugteileInfo
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Abstract
Bei einem Prüfstand für Fahrzeugteile wie Innenraumteile, Bedienteile und Komponenten eines Insassen-Rückhaltesystems ist das zu prüfende Teil an einem ortsfesten Gestell abgestützt. Ein Stoßkörper wird auf einer Führungsbahn gegen das Teil bewegt. Der Stoßkörper wird durch einen Linearantrieb auf eine definierte Aufprallgeschwindigkeit beschleunigt. Der Stoßkörper ist an einer Führungsstange befestigt, die ihrerseits in einem Führungsbock über ihre Länge frei längsverschiebbar geführt ist. Der Führungsbock ist auf einer Beschleunigungsbahn verschiebbar angeordnet.
Description
Die Erfindung betrifft einen Prüfstand für Fahrzeugteile wie
Innenraumteile, Bedienteile und Komponenten eines Insassen-Rück
haltesystems.
In modernen Fahrzeugen finden Insassen-Rückhaltesysteme ver
schiedenster Art Anwendung. Dazu zählen neben Gurtsystemen mit oder
ohne Gurtstraffer insbesondere aufblasbare Schutzkissen, Polsterungen
und energieabsorbierend deformierbare Auskleidungs- und Bedienteile.
Zur Optimierung der Schutzwirkung werden die verschiedenen Kompo
nenten von Insassen-Rückhaltesystemen umfangreichen Überprüfungen
unterzogen. Auch zur Sicherung einer gleichbleibenden Qualität in der
Serienproduktion sind systematische Überprüfungen erforderlich.
Um bei der Überprüfung alle für die Schutzwirkung maßgeblichen
Parameter zu erfassen, sind komplexe dynamische Tests erforderlich,
die derzeit als sogenannte Schlittenversuche oder Real-Crashversuche
durchgeführt werden. Bei einem Schlittenversuch wird eine Fahrzeug
karosse oder Fahrzeugattrappe mit dem darin installierten Rückhalte
system und einer Prüfpuppe (Dummy) mittels eines Beschleunigungs
schlittens auf eine definierte Aufprallgeschwindigkeit beschleunigt
und gegen ein definiertes Hindernis gefahren. Durch Sensoren ver
schiedenster Art können während des Aufprallvorgangs alle interes
sierenden Parameter abgeleitet werden.
Schlittenversuche dieser Art sind zwar sehr aufwendig, werden
aber als notwendig angesehen, weil mit ihnen die häufigsten Aufprall
abläufe realistisch simuliert werden können.
Durch die Erfindung wird ein Prüfstand für die dynamische Prüfung
von Fahrzeugteilen, insbesondere von Komponenten eines Insassen-
Rückhaltesystems, zur Verfügung gestellt, der bei drastisch ver
ringertem Aufwand, insbesondere einer gegenüber Schlittenversuchen
reduzierten Anzahl von Bauteilen, gleichfalls eine realistische
Simulation von Aufprallvorgängen und Interaktionen ermöglicht. Gemäß
der Erfindung ist das zu prüfende Fahrzeugteil an einem ortsfesten
Gestell abgestützt und angeordnet, und ein Stoßkörper wird auf einer
Führungsbahn gegen die Komponente bewegt. Bei dem erfindungsgemäßen
Prüfstand wird somit das zu testende Fahrzeugteil ortsfest gehalten,
und nur der Stoßkörper wird bewegt. Der Stoßkörper ist repräsentativ
für Form und Masse des auf dem Fahrzeugteil auftreffenden Insassen.
Durch Variation von Masse, Größe und Form des Stoßkörpers ist eine
ausreichend realistische Simulation der häufigsten Aufprallabläufe
möglich.
Mit dem erfindungsgemäßen Prüfstand können die wichtigsten
Funktionen aktiver Rückhaltesysteme und energieabsorbierender Elemen
te geprüft werden. Bei aufblasbaren Schutzkissen können insbesondere
geprüft werden:
- - Die Festigkeit der Hülle des Schutzkissens;
- - kontrolliertes Abströmverhalten durch Abströmöffnungen oder gasdurchlässige Wandung der Hülle des Schutzkissens;
- - verschiedene Fangbandanordnungen;
- - verschiedene Gassackfaltungen;
- - Rückhaltewirkung in Abhängigkeit von der Druckgasquelle, z. B. mehrstufiger Gasgenerator.
Ferner können mit dem erfindungsgemäßen Prüfstand verschiedenste
Fahrzeugteile auf ihr energieabsorbierendes Verhalten geprüft werden,
insbesondere:
- - Lenkräder und Lenkanlagen;
- - Kniepolster;
- - Fahrzeuginnenraumteile;
- - Konstruktions- und Werkstoffvarianten zur Optimierung der Schutzwirkung.
Schließlich sind auch systematische Untersuchungen über kritische
Relativpositionen zwischen Insassen und Rückhaltesystemen (OOP für
Out-of-Position) möglich:
- - Anschußversuche auf verschiedene Simulationseinrichtungen (Kopf, Rumpf oder sonstige Körperteile);
- - Ermittlung der auftretenden Anschußenergie;
- - Untersuchung verschiedener Gassack-Volumina;
- - Begutachtung verschiedener Faltvarianten und Fangbandanordnun gen.
Bei der bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Prüf
standes ist der Stoßkörper auswechselbar am freien Ende einer Füh
rungsstange befestigt, die ihrerseits in einem Beschleunigungs
schlitten linear frei verschiebbar geführt ist. Der auf einer Be
schleunigungsbahn angetriebene Schlitten nimmt den Stoßkörper mit
Führungsstange mit, bis er nach Erreichen der vorgegebenen Geschwin
digkeit an einem Anschlag kontrolliert abgebremst wird. Stoßkörper
und Führungsstange werden nun durch ihre Massenträgheit weiterbewegt
und sind von dem Beschleunigungsschlitten entkoppelt, so daß der
Stoßkörper unabhängig von der Abbremsung des Beschleunigungsschlit
tens gegen die zu testende Komponente bewegt wird und auf dieser auf
prallt. Durch eine Anzahl geeigneter Sensoren werden während des Auf
prallvorgangs alle relevanten Parameter abgenommen und an ein Erfas
sungs- und Auswertesystem weitergegeben.
Wenn die zu testende Komponente ein aktives System wie ein auf
blasbares Schutzkissen ist, erfolgt mittels eines weiteren Sensors,
der die Bewegung des Stoßkörpers, die zurückgelegte Wegstrecke und
den Abstand von der zu testenden Komponente erfaßt, eine Aktivierung
dieses Systems.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der
folgenden Beschreibung und aus der Zeichnung, auf die Bezug genommen
wird. In der Zeichnung zeigen:
Die Fig. 1, 2 und 3 Seitenansichten des Prüfstandes im Ruhezu
stand, im Beschleunigungszustand und nach Beschleunigung eines Stoß
körpers; und
Fig. 4 eine vergrößerte Seitenansicht des Prüfstandes beim Auf
prall des Stoßkörpers auf einem aufgeblasenen Schutzkissen.
Der in Fig. 1 schematisch gezeigte Prüfstand für Fahrzeugteile
wie Innenraumteile, Bedienteile und Komponenten eines Insassen-Rück
haltesystems besteht im wesentlich aus einer Beschleunigungsbahn 10,
einem ortsfesten Gestell 12 am einen Ende der Beschleunigungsbahn 10
und einem Beschleunigungsschlitten 14, der auf der Beschleunigungs
bahn 10 verfahrbar ist. Auf dem Beschleunigungsschlitten 14 ist ein
Führungsbock 16 montiert, der eine Linearführung für eine Führungs
stange 18 aufweist. Die in dieser Linearführung frei verschiebbar
angeordnete Führungsstange 18 trägt an ihrem dem Gestell 12 zugewand
ten Ende einen Halter 20, an dem ein Stoßkörper 22 auswechselbar be
festigt ist, und an ihrem anderen Ende einen Anschlag 24. Der Be
schleunigungsschlitten 14 ist an einen Antriebsstrang 26, insbe
sondere Riemen, Kette oder Seil, angekoppelt, der über zwei Umlenk
rollen 28, 30 gespannt ist. Die Umlenkrolle 30 wird durch einen
Servomotor 32 angetrieben. Unmittelbar hinter der Umlenkrolle 30 ist
ein Anschlag 34 für den Beschleunigungsschlitten 14 angeordnet. Der
Anschlag 34 ist über einen Dämpfungszylinder 36 am Aufbau der Be
schleunigungsbahn 10 abgestützt.
Fig. 1 zeigt den Beschleunigungsschlitten 14 mit dem Stoßkörper
22 in einer Ausgangsstellung an dem vom Gestell 12 abgewandten Ende
der Beschleunigungsbahn 10. Für die Durchführung eines Versuchs wird
der Beschleunigungsschlitten 14 durch den Servomotor 22 auf das Ge
stell 12 zu beschleunigt, an dem in noch näher zu beschreibender Wei
se ein zu prüfendes Fahrzeugteil angeordnet und abgestützt ist.
Fig. 2 zeigt den Beschleunigungsschlitten 14 etwa in der Mitte
der Beschleunigungsbahn 10. Bei der Beschleunigung wird der Halter 20
mit Stoßkörper 22 und Führungsstange 18 mitgenommen, wobei der Halter
20 in Anlage an den Führungsbock 16 gedrückt wird. Am Ende der Be
schleunigungsbahn 10 (Fig. 3) wird der Beschleunigungsschlitten 14
von dem Antriebsstrang 26 abgekoppelt und fährt gegen den Anschlag
34, der aufgrund seiner Abstützung mittels des Dämpfungszylinders 36
energieabsorbierend nachgibt. Der Stoßkörper 22 mit Halter 20 und in
dem Führungsbock 16 frei verschiebbarer Führungsstange 18 bewegt sich
aber durch Massenträgheit unabhängig von der Abbremsung des Be
schleunigungsschlittens 14 weiter auf das Gestell 12 zu. Der Stoß
körper 22 ist somit in der Beschleunigungsphase an den Beschleu
nigungsschlitten 14 gekoppelt, beim Abbremsen des Beschleunigungs
schlittens jedoch kinematisch von diesem entkoppelt.
Die letzte Phase des Aufprallversuchs ist in Fig. 4 detailliert
dargestellt. Bestandteil des Gestells 12 ist eine Aufspannwand 12A,
an der das zu prüfende Fahrzeugteil angeordnet und befestigt wird.
Insbesondere ist für den gezeigten Versuch eine aktive Komponente 40
eines Insassen-Rückhaltesystems an der Aufspannwand 12A aufgebaut.
Sie enthält einen Gasgenerator und einen durch diesen aufblasbaren
Gassack 42, der in Fig. 4 im aktivierten Zustand dargestellt ist.
Die Aktivierung erfolgt durch Zünden des Gasgenerators zu einem Zeit
punkt, der durch die Bewegung des Stoßkörpers 22a bestimmt wird, bei
spielsweise indem dieser einen Näherungsschalter betätigt. Für jeden
Versuch wird der passende Stoßkörper ausgewählt. Der in Fig. 4 ge
zeigte Stoßkörper 22a ist verschieden von dem in den Fig. 1 bis 3
gezeigten Stoßkörper 22. Die in Fig. 4 gestrichelt gezeigte Stellung
des Stoßkörpers 22a entspricht im wesentlichen der des Stoßkörpers 22
in Fig. 3. Daran anschließend bewegt sich der Stoßkörper 22a weiter
und dringt in den aufgeblasenen Gassack 42 ein. Bei diesem Aufprall
vorgang werden über eine Reihe von (nicht dargestellten) Sensoren
alle interessierenden Parameter erfaßt, insbesondere:
- - Die Verzögerung des Stoßkörpers, woraus rechnerisch Wegstrecke und Geschwindigkeitsverlauf bestimmt werden können;
- - die zeitabhängige Funktion des Gassack-Innendrucks;
- - der exakte Zündzeitpunkt des Gasgenerators;
- - die Reaktionskräfte am ortsfesten Gestell.
Der gesamte Vorgang wird vorzugsweise zusätzlich mit einer
Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen.
Durch den Anschlag 24 am Ende der Führungsstange 18 wird verhin
dert, daß der Stoßkörper 22a den Gassack 42 durchschlägt und Zerstö
rungen im Bereich des ortsfesten Gestells 12 verursacht. Da der An
schlag 24 in diesem Fall gegen den Lagerbock 16 prallt, der mit dem
Beschleunigungsschlitten 14 verbunden ist, welcher seinerseits an dem
Anschlag 34 in Anlage ist, wird die Bewegung des Stoßkörpers letzt
lich durch den Dämpfungszylinder 36 kontrolliert abgebremst.
Je nach Art der zu prüfenden Fahrzeugteile wird der Prüfstand mit
zusätzlichen Einrichtungen ausgestattet. In Fig. 4 ist beispiels
halber eine schräg geneigte Stützwand 44 gezeigt, durch welche die
Ausdehnung des Gassacks 42 nach oben begrenzt wird, ähnlich wie durch
eine Windschutzscheibe im Fahrzeug. Ferner ist schematisch eine Haube
46 gezeigt, die an eine Absauganlage angeschlossen wird, um die von
pyrotechnischen Gasgeneratoren freigesetzten toxischen Gase abzusau
gen.
Claims (11)
1. Prüfstand für Fahrzeugteile wie Innenraumteile, Bedienteile
und Komponenten eines Insassen-Rückhaltesystems, dadurch gekennzeich
net, daß das zu prüfende Teil an einem ortsfesten Gestell abgestützt
angeordnet ist und ein Stoßkörper auf einer Führungsbahn gegen das
Teil bewegbar ist.
2. Prüfstand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Stoßkörper durch einen Linearantrieb auf eine definierte Aufprall
geschwindigkeit beschleunigbar ist.
3. Prüfstand nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Stoßkörper an einer Führungsstange befestigt ist, die ihrerseits in
einem Führungsbock über ihre Länge frei längsverschiebbar geführt ist,
und der Führungsbock auf einer Beschleunigungsbahn verschiebbar ange
ordnet ist.
4. Prüfstand nach den Ansprüchen 2 und 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Linearantrieb den Führungsbock beschleunigt und die Führungs
stange mit dem Stoßkörper an ihrem freien Ende während der Beschleu
nigung an dem Führungsbock in Anlage verbleibt sowie beim Abbremsen
des Führungsbocks in definiertem Abstand von dem ortsfesten Gestell
durch Massenträgheit gegen das zu prüfende Teil weiterbewegt wird.
5. Prüfstand nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Führungsbock auf einem auf der Beschleunigungsbahn horizontal verfahr
baren Schlitten montiert ist.
6. Prüfstand nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch eine Abbrems
vorrichtung, die den Schlitten am Ende der Beschleunigungsbahn
kontrolliert abbremst.
7. Prüfstand nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeich
net durch eine Abbremsvorrichtung, die den Stoßkörper bei Unterschrei
tung eines vorbestimmten Abstandes von dem Gestell zum Stillstand
bringt.
8. Prüfstand nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoßkörper an einem Halter auswechselbar
angebracht ist.
9. Prüfstand nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeich
net durch eine Auslöseeinrichtung, die in Abhängigkeit der vom
Stoßkörper zurückgelegten Wegstrecke und/oder seiner Geschwindigkeit
ein Aktivierungssystem einer aktiven Rückhaltekomponente auslöst.
10. Prüfstand nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß er mit Sensoren zur Erfassung wenigstens eines der
folgenden Parameter ausrüstbar ist:
- - Beschleunigung des Stoßkörpers;
- - Wegstrecke des Stoßkörpers;
- - Innendruck eines Gassacks;
- - Aktivierungszeitpunkt einer Druckgasquelle;
- - Reaktionskräfte am ortsfesten Gestell;
- - Aktivierungszeitpunkt einer Energiequelle.
11. Prüfstand nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeich
net durch eine Hochgeschwindigkeitskamera zur Aufnahme des Aufprall
vorgangs.
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