DE19900511C2 - Molekularbiologische Marker für die analytische Elektronenmikroskopie - Google Patents
Molekularbiologische Marker für die analytische ElektronenmikroskopieInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Serie neuer Plasmide auf der Basis von pBluescript
KS(+) mit mehr als 1 SK-Primerelement, bevorzugt mit 2, 7, 14, 21 und 27
repetitiven SK-Primerelementen, sowie deren Verwendung als molekularbiologi
scher Marker für die analytische Elektronenmikroskopie.
Das Electron Spectroscopic Imaging (ESI) ist ein Verfahren der analytischen
Elektronenmikroskopie (EM), bei dem die Verteilung eines bestimmten chemi
schen Elements im untersuchten Präparat bildlich dargestellt wird. Um die
strukturellen Organisationen biologischer Systeme zu erhellen, müssen die
einzelnen makromolekularen Komponenten optisch unterscheidbar sein. Gegen
wärtig wird zur Markierung von Makromolekülen für die Elektronenmikroskopie
die Beladung mit Goldpartikeln oder anderen Teilchen verwendet, die im Beu
gungskontrast sichtbar sind.
Bisher werden Mehrfachmarkierungsexperimente in der Elektronenmikroskopie
so durchgeführt, dass man Goldkörner unterschiedlicher Grösse verwendet, um
die verschiedenen Zielstrukturen in demselben Präparat unterscheiden zu kön
nen. Beispielsweise würde in einem Doppelmarkierungsexperiment ein Molekül
typ mit 5 nm grossen Goldkörnern, der andere mit 10-20 nm grossen gekoppelt
werden, um sicher zu sein, dass bei der späteren Auswertung die verschiedenen
Moleküle eindeutig lokalisiert und voneinander unterschieden werden können.
Grosse Goldkörner (grösser als 10 nm) bringen Nachteile mit sich, weil deren
Eindringvermögen in Gewebe und deren Kopplungseffizienz an das Zielmolekül
reduziert sind (Giberson, R. T., und Demaree, R. S: The influence of immunogold
particle size on labeling density. Microscopy Research and Technique, 27, 355-
357, 1994); ausserdem lässt sich eine solch grosse Struktur nicht mehr ein
deutig dem Ort der Bindung an die Zielstruktur zuordnen, d. h. man verliert an
Auflösungsvermögen. Würde man ein Dreifachmarkierungsexperiment planen,
würden sich diese Nachteile besonders stark bemerkbar machen. Eine Alternati
ve zu den Goldkörnern bieten nur sog. Ferritinmoleküle, grosse Proteineinheiten,
die Hunderte von Eisenatomen im Zentrum enthalten und an Zielstrukturen
koppelbar sind. Deren Elektronendichte und damit die Detektierbarkeit im Trans
missionselektronenmikroskop sind allerdings so schlecht, dass ihre Anwendung
sich nur in den seltensten Fällen als praktikabel erwiesen hat.
Demgegenüber existieren im Bereich der Lichtmikroskopie seit einiger Zeit
Fluoreszenzverfahren, die vergleichsweise problemlos die Dreifachmarkierung, ja
sogar die Vierfachmarkierung ermöglichen. Da die Elektronenmikroskopie auf
dem Sektor der Markierungstechniken mit der Lichtmikroskopie momentan nicht
konkurrieren kann, begnügen sich die Wissenschaftler mit dem vergleichsweise
schlechten Auflösungsvermögen der Lichtmikroskope, bevor sie die Nachteile der
Markierungstechnologie auf dem elektronenmikroskopischen Sektor in Kauf
nehmen. Mit der Entwicklung alternativer Markierungstechniken zur Goldmarkie
rung würde die Elektronenmikroskopie an Attraktivität gewinnen, weil die
Konkurrenzfähigkeit bezüglich der Markierung einherginge mit einem mehr als
100 mal so guten Auflösungsvermögen wie es die Lichtmikroskopie ermöglicht.
Als Alternative zum Markierungsverfahren mit Gold für konventionelle Trans
missionselektronenmikroskopie, das auf der Elektronendichte des Schwermetalls
Gold basiert, besteht ein Bedarf für Markierungsverfahren für ESI. Diese Technik
nutzt andere Wechselwirkungen der Strahlelektronen mit den Atomen im Präpa
rat aus als die konventionelle Transmissionselektronenmikroskopie. Es lassen
sich im Prinzip alle Elemente spezifisch nachweisen. Damit erweitert sich der
Kreis der Elemente, die für Markierungsverfahren in Frage kommen. Entschei
dend für die Etablierung alternativer Markierungsverfahren ist allerdings die
Überprüfung von Detektionslimits für die in Frage kommenden Elemente. D. h.
konkret, dass man Informationen über die Anzahl detektierbarer Elementatome
pro nm2 Fläche im Präparat braucht. Es geht also um die Nachweisgrenzen der
ESI-Technik. Zu diesem Parameter gibt es bisher wenig Untersuchungen und
ungenaue Angaben. Die ESI-Technik wird zwar häufig genutzt; trotzdem wurden
bisher keine Daten zu Detektionsgrenzen veröffentlicht.
Es besteht also ein Bedarf nach alternativen Markierungsmöglichkeiten für die
Elektronenmikroskopie. Die Detektierbarkeit eines solchen Markerkomplexes
sollte leicht getestet und beurteilt werden können.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit bereitzustellen,
mit der vor zeitaufwendigen zell- und molekularbiologischen Versuchen Daten
erhalten werden können, anhand derer die Aussichten des geplanten Experi
ments mit dem in Frage kommenden Element bzw. der in Frage kommenden
Markerstruktur beurteilt werden können. Ferner soll der Parameter der detektier
baren Anzahl an Elementatomen pro Flächeneinheit messbar werden, um daraus
die notwendigen Informationen für die Etablierung von EM-Markierungsverfahren
zu erhalten.
Gelöst wird diese Aufgabe durch die Gegenstände der beigefügten Patentansprü
che.
Die Ursache für die Notwendigkeit oben erwähnter Vorversuche liegt darin
begründet, dass bis heute für die ESI-Detektion der verschiedenen chemischen
Elemente keine genauen Grenzwerte der Detektierbarkeit bekannt sind. Der
Grund ist unter anderem der, dass die Präparation einer geeigneten Testprobe
nicht trivial ist. Eine solche Probe muss besondere Eigenschaften aufweisen. Es
muss Bereiche geben, in denen das Zielelement in einer klar definierten Menge
vorhanden ist. Diese Bereiche müssen eindeutig zu erkennen sein. In allen
übrigen Bereichen darf das Zielelement nicht auftreten. Diese Problematik lässt
sich anhand der Publikation von Golla, U. und Kohl, H. (Micron, 28 (5), 397-
406, 1997) aufzeigen, in der versucht wurde, die Auflösung und die Detektier
barkeit am Beispiel Uran mittels körniger Präzipitate zu dokumentieren.
Erfindungsgemäß wurde eine Serie neuer Plasmide mit mehr als 1, bevorzugt 2,
7, 14, 21 und 27 SK-Primerelementen in direkter Kopf/Schwanz orientierter
Repetition auf der Basis von pBluescript KS(+) hergestellt. Das ringförmig
geschlossene Plasmid liegt als Zielstruktur vor, in der eine kurze DNA-Sequenz
(SK-Primerelement) repetitiv enthalten ist. Das SK-Primerelement umfaßt folgen
de Sequenz:
5'-GATCCACTAGTTCTAGAGCG-3'.
An diese Repetitionssequenz kann eine homologe Sequenz durch Hybridisierung
gebunden werden. Trägt diese hybridisierende Sequenz einen Markerkomplex,
gelangt durch Hybridisierung der Marker an die Zielstruktur.
Die hybridisierende Sequenz, nachfolgend SK-Oligonukleotid bzw. SKO genannt,
kann an den Enden chemisch modifiziert sein, um eine kovalente Bindung unter
schiedlicher Marker zu erlauben. Damit können beliebige Markierungsstrategien
untersucht werden. An das SKO kann ein Molekül gekoppelt werden, das ein
Element in möglichst hoher Konzentration enthält, dessen Tauglichkeit als
Marker für ESI man überprüfen will. Es eignen sich Bor-Marker wie sie beispiels
weise in der deutschen Patentanmeldung 198 03 206.4 beschrieben sind.
Weitere erfolgversprechende Marker sind Silizium sowie Eisen und Mangan. Die
Markerverbindung wird in einer kontrollierten Synthese so aufgebaut werden,
dass die Anzahl an Zielelementatomen bekannt ist und das Zielelement in mög
lichst grosser Menge im Zentrum der Markerverbindung vorliegt. Sie kann
ausserdem als Einheit an das SKO gekoppelt werden. Zur Erfüllung dieser
Erfordernisse wird beispielsweise die Bor-Markerstruktur so synthetisiert, dass
sie wie eine Nukleosid-Einheit in der Oligonukleotidsynthese behandelt wird. Der
bevorzugte Weg der Kopplung sieht also die Herstellung einer Borverbindung
vor, die die notwendigen Schutzgruppen und Kopplungsgruppen für die Oligonu
kleotidsynthese nach dem Phosphoramidit-Verfahren enthält, in dessen Verlauf
ein Oligonukleotid, vom 3'-Ende zum 5'-Ende hin, Baustein für Baustein, aufge
baut wird. Es besteht dabei die Möglichkeit, daß dazu im letzten Schritt an das
5'-Ende des SKO der Borkomplex alleine oder in Form eines 5'-Bor-Nukleotid(C)-
3'-Bausteins angehängt wird (s. dazu auch deutsche Patentanmeldung 198032-
06.4). Vorteilhaft ist es, wenn der Marker-haltige Baustein einen Abstandhalter
(Spacer) enthält, der den Markerkomplex vom SKO abstehen lassen wird, um die
Hybridisierung des markierten SKO gegen die komplementären Plasmidbereiche
nicht zu behindern. Als Spacer kommen aliphatische Kohlenwasserstoffketten
mit Längen zwischen C2 und C10 in Frage, die eventuell Sauerstoffgruppen in
Form von Etherbrücken (vorzugsweise maximal 5 Stück) enthalten können (siehe
dazu auch deutsche Patentanmeldung 198 03 206.4). In vergleichbarer Weise
kann auch mit beliebigen anderen Markerstrukturen, jeweils ein anderes Ziel
element enthaltend, verfahren werden.
Die markierten Oligonukleotide werden an die DNA hybridisiert und liegen im
Präparat selektiv dort vor, wo die ringförmigen DNA-Moleküle liegen. Je nach
Repetitionsgrad der SK-Elemente auf den verwendeten Plasmidmolekülen werden
also variable aber definierte Mengen an Zielelementatomen in dichtester Anord
nung an der DNA hängen. Man kann deshalb von einer dichtesten Packung
ausgehen, weil gefunden wurde, daß die Abstände der Markerstrukturen an der
DNA 8 nm betragen. Dies ergibt sich aus der Berechnung der Ausdehnung
doppelsträngiger DNA-Bereiche über die in den Plasmiden vorliegenden SK-
Repetitionseinheiten. Da die Markerstruktur einen Durchmesser von maximal 5
nm haben wird, bleibt zwar etwas Raum zwischen den Markern frei; dieser
Raum sollte allerdings erhalten bleiben, weil die Hydrathülle der Markerverbin
dungen berücksichtigt werden muss.
Das erfindungsgemäße Plasmid wird gespreitet auf die Trägermatrix des Proben
halters für das ESI präpariert. Die obigen Plasmide erlauben die Präparation
einzelsträngiger, ringförmiger Plasmid-DNA-Moleküle nach Infektion plasmidhalti
ger E. coli-Zellen, bevorzugt E. coli JM 110, mit einem sogenannten Helfervirus.
Das (+)-Zeichen im Namen des Ursprungsplasmids pBluescript KS(+) gibt an,
dass nur der +-Strang des Plasmidmoleküls isoliert wird. Nun steht eine einzel
strängige DNA-Probe zur Verfügung, gegen die, ohne das sonst notwendige
Aufschmelzen des DNA-Doppelstrangs, sofort komplementäre DNA-Bereiche
hybridisiert werden können. Um gegen den +-Strang der Plasmide komplemen
täre SK-Oligonukleotide (SKO) zu hybridisieren, müssen diese naturgemäss die
Sequenz des --Strangs darstellen, d. h. 5'-CGCTCTAGAACTAGTGGATC-3'. Ein
solches Oligonukleotid kann mittels automatischer Oligonukleotidsynthese
hergestellt werden. Diese Moleküle werden in einer wässrigen Lösung mit einem
der obengenannten Einzelstrang-Plasmidmoleküle gemischt. Es bilden sich an
den Stellen Doppelstrangbereiche, wo die SK-Oligonukleotide (SKO) den kom
plementären Partner auf der Einzelstrang-DNA gefunden haben, also SK-Oligonu
kleotid/Plasmid-Hybride (nachfolgend SKOPH genannt). Um die Bindung der
einzelnen SKOs an die DNA nicht zu behindern, wird vorzugsweise als Abstands
halter zwischen den SK-Oligonukleotid-Bindungsstellen die Lücke von 4 Nukleoti
den vorgesehen.
Diese SKOPHs werden vorzugsweise durch Chromatographie von ungebundenen
SKOs getrennt. Dies kann durch Säulenchromatografie geschehen, z. B. werden
von Amersham Pharmacia Biotech (Freiburg) Säulenmatrices angeboten (bei
spielsweise Sephadex oder Sepharose). Die gesäuberten SKOPHs werden dann
einer Spreitung unterzogen. Dabei werden ansonsten geknäuelte DNA-Moleküle
so vorbehandelt, dass sie in Lösung gestreckt sind und in diesem Zustand auf
mit dünner Folie beschichtete elektronenmikroskopische Trägernetzchen aufge
tragen, durch Behandlung mit Schwermetallen sichtbar gemacht und im Trans
missionselektronenmikroskop (TEM) analysiert. Falls eine ESI-Analyse vorgese
hen ist, sollte die Schwermetall-Behandlung entfallen, da jedes Element, das in
hohen Mengen und/oder Konzentrationen im Präparat vorkommt, den spezifi
schen Nachweis des Zielelements stört oder unmöglich macht. Die DNA-Ringe
werden nun gleichmässig über die Oberfläche des TEM-Präparats verteilt sein
und einzeln liegen. Damit sind die obengenannten Grundvoraussetzungen erfüllt:
Die ringförmige DNA ist eindeutig erkennbar, an die DNA gebunden liegen die
SKOs in mehr oder weniger grosser Zahl vor und zwischen den DNA-Bereichen
ist (annähernd) nichts.
Falls unklar sein sollte, ob die SKOs an die repetitive Region gebunden wurden,
bestehen zwei Kontrollmöglichkeiten: a) man verwendet durch Digoxigenin oder
Biotin an der 5'-Position markierte SKOs, gegen die ein anti-Digoxigenin oder ein
anti-Biotin-Antikörper eingesetzt wird, der selbst goldmarkiert ist und mit her
kömmlicher TEM nachweisbar ist; die Goldkorngrösse darf allerdings ca. 6 nm
Durchmesser nicht überschreiten (ansonsten könnten sich die Goldkörner gegen
seitig behindern); b) evtl. in Kombination mit a) kann das repetitive Zielplasmid
durch Restriktionsendonuklease-Verdau neben der repetitiven SK-Region lineari
siert werden, so dass nach Spreitung die Bindungsorte der SKOs sofort dadurch
identifizierbar sind, dass sie am Ende eines fadenförmigen DNA-Moleküls liegen
müssen. Da Restriktionsendonukleasen nur Doppelstrang-DNA schneiden, muss
man dessen Schnittstelle allerdings zuerst durch Hybridisierung eines um die
Schnittstelle herum komplementären Oligonukleotids doppelsträngig machen.
Die repetitiven Sequenzen sind dicht hintereinander angeordnet und erstrecken
sich etwa über ein Drittel des Plasmids. Durch diese repetitiven Sequenzen
erhöht sich die Signifikanz des Tests stark. Der Vorteil der oben beschriebenen
Plasmide besteht darin, dass zwischen einem und 27 der Markereinheiten
angehäuft werden können, um so die Zahl an Markerelementatomen zu modulie
ren. Gelingt es, die markierten SKOPHs in unterschiedlichen Spreitungszustän
den von vollständig gestreckt bis geknäuelt im Spreitungspräparat darzustellen,
können die Zielelementatome, besonders an geknäuelte DNA-Moleküle gebun
den, i) auf engstem Raum konzentriert, ii) wegen der gleichmässig fibrillären
Ringform der daran gebundenen DNA lokalisierbar, iii) in definierter, aber varia
bler Anzahl und iv) in ansonsten elementfreier Umgebung analysiert werden.
DNA-Abschnitte ausserhalb der Repetitionsbereiche, an die kein Marker binden
kann, dienen als Negativkontrolle für die ESI-Elementdetektion. Eine solche
Negativkontrolle ist notwendig, weil die Spezifität einer errechneten Zielelement-
Verteilung angezweifelt werden könnte, wenn man keine Vergleichsregion ohne
Zielelement und dementsprechend ohne errechnetes Elementsignal zeigen
könnte. Da der Test ein molekularbiologisches System darstellt, erfolgt die
Bewertung des Markers in seiner physikalisch-chemischen Umgebung. D. h.
auch, dass der Test einer medizinisch/biologischen Anwendung, speziell der in
situ-Hybridisierung, sehr nahe kommt.
Ziel des Testverfahrens ist es, zuverlässige Daten über die für eine ESI-Detektion
notwendige Mindestzahl an Zielelementatomen pro Flächeneinheit zu erhalten.
Gleichzeitig erhält man Daten über die Einzelerkennbarkeit der Markerstruktur,
weil aufgrund der Repetition derselben eine Mittelung auch schwacher element
spezifischer Signale möglich ist, besonders an DNA-Molekülen, die vollständig
ausgestreckt im elektronenmikroskopischen Präparat vorliegen. Somit lässt sich
vor einem technisch aufwendigen Einsatz einer Markerstruktur in der Medizin
oder Biologie bereits feststellen, ob gegebenenfalls die Zahl oder/und die Konzen
tration an Zielelementatomen in der Markerstruktur noch erhöht werden muss.
Erfahrungsgemäss finden sich in Spreitungspräparaten alle Plasmidzustände von
ausgestreckt bis stark geknäuelt, besonders wenn die Spreitung nicht optimal
verlaufen ist. Dieser normalerweise unerwünschte Fall ist im Zusammenhang mit
der erläuterten Bestimmung der Element-Detektionsgrenzen von Vorteil.
Spreitungsmethoden finden sich mit vielfältigen Variationen in der Literatur (für
eine Zusammenfassung s.: Electron Microscopy in Molecular Biology; a practical
approach, Sommerville, J. und Scheer, U. (eds.), IRL Press, 1987).
Mit den Standardverfahren der Elementdetektion mittels ESI lassen sich die
Schwellenwerte für den elementspezifischen Nachweis ermitteln. Dazu existiert
bisher kein anderes Verfahren. Es lässt sich deshalb vorstellen, dass dieses
Verfahren auch für solche wissenschaftlich tätigen Personen von Interesse ist,
die keine biologisch/medizinische Anwendung im Auge haben, sondern an den
Nachweisgrenzen beliebiger anderer als der erwähnten chemischen Elemente
interessiert sind. Voraussetzung ist, dass das Zielement bereits in der an das
Oligonukleotid gekoppelten Markerstruktur so konzentriert wie möglich und in
möglichst hoher Menge vorliegt.
Die Anwendung für ESI wurde vorstehend ausführlich beschrieben. Daneben
sind auch Anwendungen von Teilen des Testsystems möglich, die über die
Anwendung in der Elektronenmikroskopie hinausgehen. Zwei weitere Anwen
dungsbeispiele sind hier kurz erwähnt und werden weiter unten genauer be
schrieben: 1) die SK-Primer-Repetitionskassette lässt sich mittels Hybridisierung
markierter Oligonukleotide allgemein zur effizienten und lokalisierten DNA-Mar
kierung nutzen; 2) zur Untersuchung der Mechanismen zur Deletion von direkten
Repetitionen in DNA bilden die nachstehend beschriebenen Plasmide das ideale
Substrat.
Über die Anwendung im Bereich der Elektronenmikroskopie hinaus, bieten, wie
vorstehend bereits er wähnt, die genannten Repetitionsbereiche die Möglichkeit,
DNA ganz allgemein auch mit solchen SKO- gekoppelten Markern nach Hybridis
ierung detektierbar zu machen, die als Einzelmoleküle noch unterhalb der Detek
tionsgrenze liegen, aber in repetitiver Anordnung nachweisbar werden. Dazu
könnten die Repetitionsbereiche auch in die gewünschten DNA-Moleküle über
Sac I/Kpn I-kompatible Enden umkloniert werden. Mit einem solchen Verfahren
könnte beispielsweise der Weg von DNA nach Einführung in eine Zelle (Trans
fektion) verfolgt werden. Dabei kommen sowohl licht- als auch elektronenmikro
skopische Anwendungen in Frage.
Die chemische Modifizierbarkeit der hybrisierenden Sequenz erlaubt variable
Einsatzmöglichkeiten des Tests für unterschiedlich konfigurierte Markereinheiten.
Da der Test ein molekularbiologisches System darstellt, erfolgt die Bewertung
des Markers in seiner physikalisch-chemischen Umgebung. Getestet wird die
Einzelerkennbarkeit des Markers. Die Stärke schwacher Signale kann durch
Mitteilung genau bestimmt werden.
Die folgenden Ausführungen zur Herstellung der unterschiedliche Repetitionen
enthaltenden Plasmide zeigen, dass für die Versuche zur eigentlichen Elementde
tektion für ESI prinzipiell die Repetitionsstufen (pBluescript KS(+)), 2 ×, 3 ×, 4 ×,
5 ×, 6 ×, 7 ×, 14 ×, 21 × sowie 27 × SK zur Verfügung stehen. Da die Analyse von
Unterschieden zur Detektierbarkeit des Zielelements mit ESI besonders über
zeugend ausfallen wird, wenn die Zahl an analysierten Elementatomen stark
schwankt (s. dazu Ausführungen unten), sind die Repetitionsgrade 2 ×, 7 ×, 21 ×
und 27 × SK von besonderem Interesse.
Wie bereits erwähnt, basiert die vorliegende Erfindung darauf, daß in einem
Testpräparat Bereiche vorhanden sind, in denen das Zielelement in einer klar
definierten Menge vorhanden und eindeutig zu erkennen ist; in allen übrigen
Bereichen darf das Zielelement nicht auftreten.
Die Plasmidkonstruktion wird durch Einschleusung in einen dam-/dcm--Stamm
(vorzugsweise E. coli JM110) stabilisiert. JM110 ist dam-/dcm- und enthält
ansonsten keine auffälligen genotypischen Marker, die diesen Stamm von den
anderen verwendeten deutlich unterscheiden würden, so daß auch diese ver
wendet werden können. Die Einschleusung der erfindungsgemäßen repetitiven
Plasmide in den dam-/dcm--Stamm erfolgt gemäß Standardmethoden (vgl.
Sambrook, J., Fritsch, E. F. und Maniatis, T.: Molecular cloning; A laboratory
manual; Second edition. Cold Spring Harbor Laboratory Press (1989)). Über
raschenderweise wird dadurch eine Deletion der direkt repetitiven Elemente
während der Bakterienvermehrung vermieden. Es ist nämlich eigentlich bekannt,
daß direct repeats oder inverted repeats während der Vermehrung in E. coli
verloren gehen. dam-/dcm-Stämme sind in der Literatur dokumentiert (vgl.
Marinus et al., J. Bacteriol. 114 (3), 1143-1150 (1973)), eine Stabilisierung
direkt repetitiver Sequenzen dadurch wurde jedoch noch nie beschrieben.
In E. coli JM110 konnte der Repetitionsgrad sogar auf 27 × gesteigert werden.
Darüberhinaus ist die Kombination von E. coli JM110/pBl KS(+) 27 × SK erst
malig ein System, in dem eine ansonsten in E. coli instabile direkte Repetitions
sequenz vermehrt werden kann. Für Bakteriengenetiker eröffnet sich die Mög
lichkeit, die zugrunde liegenden Mechanismen dieses Typs von Deletionen in
Bakterien zu analysieren und die beteiligten Komponenten zu charakterisieren.
Die Frage der Stabilisierung von Repetitionen eines solchen Typs in E. coli ist
beispielsweise für Klonierungsspezialisten von Interesse, die menschliche DNA-
Abschnitte in ihrem Ursprungszustand erhalten wollen, auch wenn diese in E.
coli vermehrt worden waren (siehe z. B. Human Genome Project). Der Hinter
grund ist der, dass auch in menschlichen DNA-Abschnitten kurze, direkt-repetiti
ve Abschnitte vorkommen, die vergleichbar schlecht stabilisierbar sein können
wie die oben geschilderte SK-Primer-Repetition.
Die erfindungsgemäßen Plasmide können zu Testkits zur Verwendung in der
Elektronenmikroskopie zusammengestellt werden. Ein Testkit enthält z. B. folgen
de Materialien: 1) kompetente E. coli JM110-Bakterienzellen zur Vermehrung der
repetitiven Plasmide; 2) die einzelsträngigen Plasmide 1 × oder 2 ×, 7 ×, 14 ×, 21 ×
und 27 × SK zur differentiellen Analyse von Markerstrukturen für das Elektronen
mikroskop; 3) elektronenmikroskopische Trägernetzchen, die für die Spreitung
bereits beschichtet sind; 4) durch Biotinylierung oder Digoxygenierung am 5'-
Ende markierte SK-Oligonukleotide, die dazu dienen, die Hybridisierung und
Spreitung zu optimieren, indem man mit einem goldgekoppelten anti-Biotin- bzw.
anti-Digoxigenin- Antikörper nachweist, dass die repetitive Anordnung am
Plasmid tatsächlich vorliegt; 5) eine Vorschrift, die die einzelnen Arbeitsschritte
beschreibt. Falls ein Interesse an anderen als den ESI-abhängigen Anwendungen
bestehen sollte, kann für solche Interessenten der Testkit modifiziert werden.
Die Plasmide mit 2, 7, 14, 21 und 27 SK-Primerelementen wurden als E. coli-
Kulturen am 22. Dezember 1998 bei der DSMZ (Deutsche Sammlung von
Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH), Mascheroder Weg 1, Braunschweig
unter den Hinterlegungsnummern DSM 12600, DSM 12601, DSM 12602, DSM
12603 und DSM 12604 hinterlegt:
pBl KS(+)2 × SK = DSM 12600
pBl KS(+)7 × SK = DSM 12601
pBl KS(+)14 × SK = DSM 12602
pBl KS(+)21 × SK = DSM 12603
pBl KS(+)27 × SK = DSM 12604
pBl KS(+)7 × SK = DSM 12601
pBl KS(+)14 × SK = DSM 12602
pBl KS(+)21 × SK = DSM 12603
pBl KS(+)27 × SK = DSM 12604
Die folgenden Figuren erläutern die Erfindung näher.
Fig. 1: Überblick über die Herstellung von pBl KS(+) 2 × SK.
Die hier gewählte Art der Darstellung wird in den folgenden Abbildungen dieses
Typs fortgeführt. Die Multiple Klonierungstelle (MCS) ist als dunkelgrauer Block
dargestellt, die darin enthaltene SK-Primer-Sequenz ist hellgrau unterlegt. Die
Schnittstellen sind mit einer fein unterbrochenen Linie gekennzeichnet. Die
detaillierte Sequenz ist von den für die Klonierung wichtigen Abschnitten ange
geben.
- a) Schematische Darstellung von pBl KS(+). Für die nachfolgende Klonie rung wurde pBl KS(+) mit den Restriktionsenzymen Kpn I und BamH I verdaut. Die Restriktionsschnittstellen sind mit einer fein unterbrochenen Linie gekennzeichnet. Das dazwischenliegende MCS-Fragment fällt her aus.
- b) Schematische Darstellung des mit BamH I und Kpn I verdauten pBl KS(+) und dem SK-PH I-Fragment, das durch Ligation mit pBl KS(+) zu pBl KS( +) 2 × SK führen sollte. Durch den Verdau mit Kpn I und BamH I wurde ein Teil des MCS herausgetrennt (s. auch a), im Gegenzug wurde das Fragment SK-PH I insertiert. Durch SK-PH I wurde die zuvor vorhandene Bam H I-Schnittstelle mittels Modifizierung eines Basenpaars (fette Buch staben) maskiert und gleichzeitig eine neue BamH I-Schnittstelle einge führt. Wegen der unterschiedlichen Schnittstellen (Kpn I/BamH I) kann das Fragment nur in einer möglichen Orientierung kloniert werden. Die Schnitt stelle Pvu I diente als Kontrollschnittstelle für den erfolgreichen Einbau des Inserts SK-PH I (keine weiteren Daten dazu gezeigt).
- c) Schematische Darstellung von pBl KS(+) 2 × SK. pBl KS(+) 2 × SK ent stand durch die Ligation von SK-PH I mit dem BamH I/Kpn I verdauten pBl KS(+) (vgl. b). Die mit Stern gekennzeichnete, modifizierte BamH I- Schnittstelle liess sich mit BamH I nicht mehr schneiden. Zur Vereinfa chung im folgenden Text wird die in der Abbildung gekennzeichnete Region (SK-Primer + nicht zu hybridisierende Sequenz) mit einem schwar zen Pfeil gekennzeichnet. Daraus ergibt sich die Schemazeichnung für pBl KS(+) 2 × SK wie unter d) gezeigt.
- d) Vereinfachte Darstellung von pBl KS(+) 2 × SK. Durchgezogene schwarze Linie steht für das MCS, die unterbrochene Linie für den verbleibenden Vektor pBl KS(+). Die schwarzen Pfeile zeigen die 5' → 3' Richtung der klonierten SK-Primer zuzüglich 4 bp nicht zu hybridisierende Sequenz an (vgl. c).
Fig. 2: Vereinfachte schematische Darstellung von pBl KS(+) 7 × SK.
Der Vektor pBl ist durch eine unterbrochene, schwarze Linie gekennzeichnet; in
seiner Kpn I/Sac I orientierten MCS sind jetzt sieben SK-Primer enthalten. Das
SK-PH II-Fragment (gestrichelter Pfeil oben und durch Linien hervorgehobene
Sequenz "SK-PH II" unten) fügte den siebten SK-Primer und die zusätzliche
Eag I-Schnittstelle in den Vektor ein. Die wichtigen Sequenzen sind detailliert
herausgehoben. Die SK-Primer-Sequenz ist hellgrau unterlegt, das restliche MCS
und der 4-Basen-Spacer dunkelgrau. Die Schnittstellen sind in der Sequenz mit
fein unterbrochenen, schwarzen Linie gekennzeichnet.
Fig. 3: Schematische Darstellung der Klonierung eines pBl2 × Block-Plasmids
- a) Insertion eines 7 × SK-Blocks in die Not I-geöffnete pBl 1 × Block-DNA. Die Kennzeichnung der einzelnen Komponenten ist identisch mit denen unter Fig. 1 bzw. Fig. 2. Der Klon pBl 1 × Block wurde mit dem Enzym Not I linearisiert und mit dem, zuvor mit Eag I nachgeschnittenen, PCR-Frag ment ligiert. Zur Vereinfachung im weiteren Text werden die sieben SK- Fragmente zu einem grauen Pfeil zusammengefaßt.
- b) Darstellung der Übergänge zwischen einzelnen Blöcken. Die Kennzeich nung der Komponenten ist vergleichbar mit der in Fig. 1.a-d. Durch die Ligation des 7 × SK-Block (grauer Pfeil) in der richtigen Orientierung wurde die Not I-Schnittstelle, die zuvor pBl 1 × Block öffnete, durch das 5'-Ende des neu hinzugekommenen 7 × SK-Blocks maskiert (fette Buchstaben) und durch Not I nicht mehr schneidbar. Das 3'-Ende des Fragments komplet tiert die Not I-Schnittstelle in Richtung Vektor. Dadurch wird es in der nächsten Klonierungsrunde möglich, pBl 2 × Block wieder mit Not I zu linearisieren, ohne Verlust der 14 SK-Primer. Die BamH I-Schnittstelle am 5'-Ende eines 7 × Blocks bleibt, im Gegensatz zu der BamH I-Schnittstelle zwischen den einzelnen SK-Primern im Block (BamH I*), erhalten (BamH I) und kann später als Orientierungskontrolle eingesetzt werden.
Fig. 4: Sequenzierungsergebnis des 27 SK-Primerelements enthaltenden Plas
midkonstrukts
Schwarze Balken markieren die SK-Primerbereiche in der von beiden Seiten
sequenzierten repetitiven Region. Zwischen diesen SK-Primerbereichen liegen
aus klonierungstechnischen Gründen die 4 Basenpaare langen Abfolgen ATCT
oder GCCG.
Fig. 5: Schema des Markierungsexperiments
Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung näher.
Die nachstehend dargestellten Verfahren zur Herstellung der Repetitionen enthal
tenden Plasmide sind in Sambrook, J., Fritsch, E. F. und Maniatis, T. (Molecular
cloning; a laboratory manual; second edition; Cold Spring Harbor Laboratory
Press, 1989) und in Current Protocols in Molecular Biology (John Wiley and
Sons, 1994-1998) beschrieben, wobei die nachfolgenden Techniken, wie DNA-
Vermehrung Restriktionsendonukleasenverdau, Ligation, Agarosegelelektrophore
se, PCR dem Fachmann hinreichend bekannt sind und beherrscht werden.
Für die Repetition wurde das SK-Primer-Element von pBluescript (Fa. Stratagene,
Heidelberg) ausgewählt, weil es keine selbst-komplementären oder homoo
ligomeren Bereiche enthält, mit einem G/C-Gehalt von 50% im Durchschnitts
bereich natürlicher DNA liegt und klonierungstechnisch zur annähernd lückenlo
sen Herstellung direkt repetitiver Bereiche günstig ist. Ausserdem ist von Vorteil,
daß diese Region mit einem komplementären Sequenzierprimer (mit dem hier
beschriebenen SK-Primer identisch) zuverlässig und stabil hybridisiert, da sie von
der Firma Stratagene (Heidelberg) als Sequenzierprimer-Bindestelle konzipiert
worden ist.
Zum Zweck der Konstruktion von SK-Primern in repetitiver Folge wird ein kurzes
Oligonucleotid-Fragment benötigt, in dem die SK-Primer-Sequenz sowie Schnitt
stellen zur Durchführung der Klonierungen enthalten sind. Hierfür wurden zuein
ander komplementäre Oligonukleotide synthetisiert. Diese ss-DNA-Fragmente
wurden durch Hybridisierung zu klonierbaren ds-Fragmenten umgewandelt,
indem die beiden komplementären Oligonukleotide äquimolar in 10 mM Tris-
Puffer aneinandergelagert werden. Die Erfolgskontrolle stellt die gelungene
Klonierung dar. Die so entstandenen Fragmente wurden SK-PH I (SK-Primer-
Hybrid I; Fragment, das für die SK-Primervermehrung von 2-6 SK-Primern
genutzt wurde, vgl. Abb. 1) und SK-PH II (SK-Primer-Hybrid II; Fragment, das den
siebten SK-Primer und die Eag I-Schnittstelle einführte, vgl. Abb. 2) genannt.
Für die Herstellung des Plasmids pBl KS(+) (pBluescript KS(+)) mit zwei SK-
Primern (pBl KS(+) 2 × SK) mußte pBl KS(+) mit BamH I und Kpn I geöffnet
werden, wobei ein Teil der multiplen Klonierungsstelle MCS entfernt wurde
(Abb. 1a). Der vollständige Doppelverdau wurde auf einem 2%-Agarosegel
nachgewiesen. Es folgte eine Ethanolfällung. Das Insert SK-PH I (Abb. 1b) wurde
in einem 10 fachen Überschuß zum geöffneten Vektor zur Ligation gegeben
(s. Abb. 1b). Diesen hohen Überschuß konnte man deshalb verantworten, da die
5'-Enden des Fragments nicht phosphoryliert waren, also keine Oligomere der
Inserts entstehen konnten. Mit diesem Ligationsansatz wurde die Transformation
in E. coli, z. B. XL1-Blue durchgeführt. Von den gewachsenen Kolonien wurde
zur Klonierungskontrolle aus drei Klonen die Plasmid-DNA durch Mini-Präparation
isoliert. Die so gewonnenen Klone werden nachfolgend pBl KS(+) 2 × SK (Abb.
1.c) genannt.
Die weitere Klonierung von Plasmiden mit bis zu sieben in gleicher Orientierung
enthaltenen SK-Elememten war zeitaufwendig, da jeweils ein Klon aus der
letzten Klonierungsrunde als Grundlage für die nächste Klonierung diente. Dem
entsprechend wurde die Midi-Präp-DNA des ausgewählten pBl 2 × SK-Klons
wiederum BamH I/Kpn I doppelverdaut und mit SK-PH I versetzt, ligiert und in
E. coli XL1-Blue transformiert. Abweichend von der für die Klonierung von pBl 2 ×
SK benutzten Strategie mußte nun in besonderem Maß auf einen effizienten
Doppelverdau mit BamH I und Kpn I geachtet werden. Wie Abb. 1.c zeigt, lagen
die Schnittstellen, in die ein weiteres SK-PH I-Fragment integriert werden sollte,
nämlich nur sechs Basenpaare voneinander entfernt. Ein derartig geringer Ab
stand zweier Restriktionsschnittstellen läßt die gleichzeitige Restriktion beider
Schnittstellen nicht zu. Es mußte dementsprechend nacheinander mit beiden
Enzymen geschnitten werden. In dieser Weise wurden die Klonierungen bis zum
Plasmid pBl KS(+) 6 × SK durchgeführt.
Nach der Klonierung des siebten SK-Primer erfolgte die Vermehrung der repetiti
ven Elemente blockweise. Dies konnte nur funktionieren, wenn es eine Schnitt
stelle gab, die den Bereich mit sieben SK-Primern als Einheit vom Vektor trennte.
Durch die Ligation des SK-PH II (Abb. 2) in pBl 6 × SK wurde dies ermöglicht.
SK-PH II brachte neben dem siebten SK-Element die neue Schnittstelle Eag I in
den Vektor ein. Jetzt wurden die sieben SK-Primer von zwei Eag I-Schnittstellen
begrenzt (Abb. 2) weil der Ausgangsvektor pBl KS(+) bereits eine solche Schnitt
stelle im MCS mitbrachte.
Zur Beschleunigung der weiteren Klonierungsschritte erfolgte die blockweise
Vermehrung der SK-Elemente mittels der Polymerase Chain Reaction (PCR). Als
Template-DNA für die Amplifizierung des Fragments mit sieben repetitiven
Elemente wurde die Plasmid-Präparation aus XL1-Blue genommen, die direkt aus
der Originalkolonie abstammte (pBl 7 × SK). Bei der ersten Optimierung der PCR
sollte herausgefunden werden, welches Primerpaar das Zielfragment mit der
besten Qualität und Quantität amplifizierte. Es wurden die Primer M13, M13
reverse, T3 und T7 (M13: TGTAAAACGACGGCCAGT; M13 reverse:: CAG-
GAAACAGCTATGACC; T3: AATTAACCCTCACTAAAGGG; T7: TAATACGACT-
CACTATAGGG) in verschiedenen Kombinationen miteinander ausgetestet. Alle
diese Primer hatten ihre Bindungsstellen außerhalb der MCS, entweder nahe des
β-Galaktosidase Startpunkts oder nahe der T7-Transkriptions-Startstelle in
pBluescript KS(+). Die PCR fand unter Standardbedingungen statt. Die ver
schiedenen Ansätze enthielten die zueinander passenden Primer in den ver
schiedenen möglichen Kombinationen: M13/M13 reverse, T7/T3, T7/M13
reverse und T3/M13. In der Negativkontrolle waren alle vier Primer ohne das
Template vereinigt. Da der PCR-Ansatz mit T3/T7 die besten Ergebnisse lieferte,
wurde dieses Primerpaar für die PCR gewählt.
Um das mittels PCR gewonnene Insertfragment in den mit Not I geöffneten
Vektor ligieren zu können, mußte es "sticky ends" besitzen, die mit Not I kom
patibel waren. Hierfür mußte das PCR-Fragment, das die sieben SK-Primer
enthielt, an den Rändern nachgeschnitten werden. Das Restriktionsenzym Eag I
verkürzte das 246 bp lange PCR Fragment, dessen Ränder die Sequenzen der
Primer T3/T7 abschlossen, um 47 und um 51 bp auf der anderen Seite. Mit
einem 2,2%igen Gel konnte dieser Unterschied zur Kontrolle noch sichtbar
gemacht werden. Mit dem durch die PCR amplifizierten 7 × SK-Fragment, dessen
Ränder durch den Eag I-Verdau zu Not I kompatibel wurden, wurde pBl KS(+) 7-
× SK in nur einem Schritt zu pBl KS(+) 14 × SK. Für einen Überblick der Klonie
rungsweise siehe Abb. 3. Das verdaute Fragment wurde vor der Ligation durch
den PCR-Purification Kit (Fa. Qiagen) gereinigt. Dies sollte die nicht in der PCR-
Reaktion verbrauchten Primer und die durch den Verdau entstandenen Bruch
stücke entfernen.
Gegenüber den ersten Klonierungsschritten, die zu pBl KS(+) 7 × SK führten,
wurde der Vektor nicht mit zwei verschiedenen Enzymen (Kpn I/BamH I vgl. Abb
1) geöffnet sondern mit Not I linearisiert. Deshalb mußte mit einer Häufung an
Religationen gerechnet werden. Bei dieser Klonierung konnte einer Religation
nicht durch eine vielfach erhöhte Insertkonzentration (7 × SK-Fragment) ent
gegengewirkt werden, da die DNA-Blöcke an den 5'-Enden phosphoryliert waren
und mit unkontrollierbaren Oligomerisierungen der Insert-DNA zu rechnen war.
Die Religationen wurden deshalb durch eine Dephosphorylierung des Vektors
reduziert oder sogar verhindert. Im Verlauf der weiteren Ausführungen wird die
bisher pBlKS(+)7 × SK genannte DNA als pBl 1 × Block bezeichnet.
Der mit Not I geöffnete pBl 1 × Block wurde mit dem gereinigten PCR-Fragment
ligiert, das ebenfalls sieben SK-Primer enthielt. Dies wurde durch die am Rand
der repetitiven Elemente befindlichen einzigen Not I-Schnittstelle möglich, durch
die der pBl 1 × Block linearisiert wurde. Das PCR-Fragment wurde, wie oben
erwähnt, mit dem zu Not I kompatiblen Enzym Eag I nachgeschnitten und direkt
an die sieben SK-Primer des Vektors ligiert (pBl 2 × Block).
Da sich pBl 7 × SK im Wirtsstamm JM 110 als stabil erwies, wurde auch der
Ligationsansatz des Plasmids mit 14 SK-Elementen in diesen Stamm transfor
miert. Die Transformation von pBl KS(+) 14 × SK in JM 110 brachte 118 Trans
formanten hervor. Dies entsprach einer Transformationsrate von 1,7 × 103 cfu
(colony forming units)/µg DNA.
Es wurde weiter mit schrittweiser Vermehrung gearbeitet, in diesem Fall mit dem
Ziel, mit den 7 × SK-Blöcken ein Plasmid mit 28 repetitiven SK-Primern aufzubau
en. Hierfür wurde, analog wie in Abb. 3 gezeigt, pBl 2 × Block mit Not I lineari
siert. Der vollständige Verdau wurde auf einem 1%igen Agarosegel überprüft.
Die 5'-Enden dieses mit Not I geöffneten Plasmids wurden dephosphoryliert und
mit dem 7 × SK-Block ligiert. Aus der Transformation resultierten sieben Kolo
nien.
Der Kontrollverdau mit BamH I mehrerer Kandidaten-Klone ergab, daß ein kom
pletter 7 × SK-Block zusätzlich insertiert worden war. Einer der Klone wurde für
eine Midi-Präparation vermehrt und die DNA präpariert. Die Sequenzanalyse aus
dieser Midi-Präparation bewies die komplette und korrekte Sequenz von 21 SK-
Primern mit den funktionsfähigen Schnittstellen, die für die nächste Klonierung
benötigt wurden. Die Gelanalysen wurden dabei bestätigt. Dieser Klon wird im
folgenden Text mit pBl 3 × Block bezeichnet. Er diente als Vorstufe für die
nächste Insertionsrunde.
Um zu einem Plasmid mit 28 repetitiven SK-Elementen zu gelangen, wurde die
.blockweise Vermehrung des 7 × SK-Blocks fortgeführt. Als Ausgangsplasmid
dieser Klonierung wurde pBl 3 × Block eingesetzt. Diese Klonierung wurde wie
die beiden vorangegangenen behandelt. pBl 3 × Block wurde mit Not I linearisiert,
auf vollständigen Verdau in einem 1%igen Agarosegel überprüft und danach
dephosphoryliert. Der dephosphorylierte Vektor wurde zusammen mit dem in
der PCR amplifizierten und nachgeschnittenen 7 × SK-Block in einen Ligations
ansatz eingesetzt. Die Kontrolligation zur Beurteilung der Dephosphorylierung
erbrachte 2 Klone. Bei der Transformation der Ligation mit Insert entwickelten
sich 59 Klone, davon wurden 16 Kolonien für eine Mini-Präparation ausgewählt.
Die Auftrennung mit einem Agarosegel nach einem Sac I/Kpn I-Verdau erfolgte
wie gewöhnlich auf einer 2,2%igen Gelmatrix.
Insgesamt 5 Klone wiesen verlängerte Insertbereiche auf. Kontrollverdaus mit
BamH I sowie Dreifachverdaus mit Sac I/Kpn I/BamH I zeigten Fragmentemuster,
die darauf hindeuteten, dass kein kompletter 7 × SK-block hinzugekommen sein
dürfte. Stattdessen musste bei der Klonierung eine BamH I-site im neu hinzuge
kommenen Block deletiert worden sein.
Von den fünf sich gleichenden Klonen wurde einer ausgewählt und mit seiner
midi-präparierten DNA eine Sequenzanalyse durchgeführt. Die Sequenzierung
bestätigte das Ergebnis, daß die neu dazugekommene BamH I-Schnittstelle
deletiert war. Es fehlte der komplette SK-Primer mit intakter BamH I-Schnittstelle
des zuletzt hinzugekommenen 7 × SK-Blocks. Das Ergebnis war also ein pBl KS-
(+) Plasmid mit 27 × SK Primern. Die Sequenz dieses Klons ist in Fig. 4 gezeigt.
Claims (10)
1. Plasmid, dadurch gekennzeichnet, daß es sich von
pBluescript KS(+) ableitet und mehr als 1 repetitives SK-
Primerelement enthält.
2. Plasmid nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
2, 7, 14, 21 oder 27 repetitive SK-Primerelemente
enthält.
3. Plasmid nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Primerelemente einen Markerkomplex tragen.
4. Plasmid nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das SK-Primerelement folgende Sequenz
enthält:
5'-GATCCACTAGTTCTAGAGCG-3'
5'-GATCCACTAGTTCTAGAGCG-3'
5. Verwendung eines Plasmids nach einem der Ansprüche 1 bis
4 in der analytischen Elektronenmikroskopie.
6. Verwendung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
an das Plasmid SK-Oligonukleotide gebunden werden können,
die an ihren Enden durch ein im Elektronenmikroskop
detektierbares Element modifiziert sind.
7. Plasmid nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Elemente ausgewählt sind aus Bor, Silizium, Eisen oder
Mangan.
8. E.-coli-Zellen, transformiert mit einem Plasmid nach
einem der Anprüche 1 bis 4.
9. E.-coli-Zellen nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um E. coli J14110 handelt.
10. Testkit zur Verwendung in der Elektronenmikroskopie,
enthaltend mindestens die
folgenden Komponenten:
- - kompetente E.-coli-JM110-Bakterienzellen zur Vermehrung eines Plasmides nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
- - einzelsträngige Plasmide enthaltend 2 ×, 7 ×, 14 ×, 21 × und/oder 27 × SK.
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