DE19853483A1 - Verwendung von Biphosphonaten zur Herstellung von pharmazeutischen Darreichungsformen zur intramuskulären Verwendung - Google Patents
Verwendung von Biphosphonaten zur Herstellung von pharmazeutischen Darreichungsformen zur intramuskulären VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft intramuskuläre pharmazeutische Zu
sammensetzungen, die ein pharmakologisch aktives Bisphos
phonat und Benzylalkohol enthalten und die bei der thera
peutischen Behandlung von Skeletterkrankungen nützlich
sind.
Die Bisphosphonate werden mehr und mehr bei mehreren Er
krankungen des Skelettsystems, wie z. B. Osteoporose, Pa
get-Erkrankung (Osteitis deformans, Hyperthyreoidismus,
Hyperkalzämie (insbesondere, wenn diese mit malignen Tumo
ren assoziiert ist), ectope Ossifikation und Behandlung
von Knochenmetastasen, verwendet. Aufgrund des ständig
steigenden Durchschnittsalters der Bevölkerung werden die
se Erkrankungen immer häufiger, und ihre soziale Bedeutung
wird auch im Hinblick auf die Tatsache, daß diese Erkran
kungen in beträchtlichen Maße Eigenschaften besitzen, die
zur Invalidität führen, und aufgrund des möglichen tödli
chen Ausgangs einiger dieser Erkrankungen größer.
Die pharmakologische Wirkung der Bisphosphonate findet auf
der Ebene des Skelettsystems durch Inhibierung des Wachs
tums und der Auflösung der Hydroxyapatitkristalle in Kno
chen und durch Verhindern der osteoklastischen Aktivität
statt; die Knochenabsorption und der relative Umsatz wird
vermindert.
Die Bisphosphonate werden üblicherweise auf orale oder in
travenöse Weise verabreicht.
In der Klinik ist die orale Verabreichungsweise die am
häufigsten verwendete, da sie für den Patienten am ein
fachsten und bequemsten ist. Theoretisch betrachtet ist
die orale Verabreichung jedoch nicht optimal, da die Bio
verfügbarkeit der Bisphosphonate im allgemeinen sehr nied
rig ist, d. h. 1-2% für Dinatriumclodronat, 1-6% für Dina
triumetidronat und 1-3% für Dinatriumpamidronat (J.E.F.
Reynolds et al., Matrindale - The Extra Pharmacopeia,
XXXI - The Pharmaceutical Press, London 1996, 779-781). In die
sen Fällen kann der niedrigen Bioverfügbarkeit durch Ver
abreichung viel größerer Dosierungen entgegengewirkt wer
den. Das bedeutet, daß 94 bis 99% des Medikaments vom Ge
sichtspunkt der pharmakologischen Wirksamkeit verschwendet
werden, wohingegen gleichzeitig die Nebenwirkungen, insbe
sondere im gastroenterischen Bereich, erhöht sind (Übel
keit bzw. Brechreiz und Durchfall).
Die intravenöse Verabreichung, die im Krankenhaus kein
Problem darstellt, ist zuhause für die meisten osteoporo
tischen Patienten kaum verwendbar.
Die intramuskuläre Verabreichung sollte die Verabreichung
der Wahl sein, da sie keine Bioverfügbarkeitsprobleme dar
stellt und sogar bei Patienten, die zuhause leben, leicht
anwendbar ist; es wurde jedoch gefunden, daß sie in der
Praxis nicht in einem wesentlichen Maß anwendbar ist, da
die intramuskuläre Injektion dieser Produkte im allgemei
nen schmerzhaft ist und zu einer geringen Mitarbeit der
Patienten führt.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß die Zugabe
von Benzylalkohol zu den vorherrschenden wäßrigen Lösungen
von Bisphosphonaten, die intramuskuläre Verabreichung er
laubt, ohne daß sich schmerzhafte Phänomene entwickeln,
die augenblicklich die Verwendung dieser Produkte zur Her
stellung von Formulierungen, die zur intramuskulären Ver
wendung beabsichtigt sind, verhindern.
Benzylalkohol ist eine Substanz, die eine sehr niedrige
systemische Toxizität besitzt; die LD50 bei i.v.-Ver
abreichung in Mäusen beträgt 480 mg/kg und die LD0 bei
i.v.-Verabreichung in Katzen und Hunden beträgt 60 bzw. 50 mg/kg
(N.I. Sax et al., Dangerous Properties of Industrial
Materials, Vi Aufl., Van Nostrand Reinhold Company, New
York, 1984, Seite 399). Er wird zur Formulierung von inji
zierbaren Produkten sowohl als Lösungsmittel (K.E. Avis et
al., Pharmaceutical Dosage Forms: Parenteral Medications,
II Aufl., Marcel Dekker, New York, 1992, Bd. 1, Seite 178)
als auch als Konservierungsmittel (Sandeep Nema et al.,
PDA J. Pharm. Sci. and Technol., 51 (4), 166, 1997) in
weitem Maße verwendet.
Die Erfindung betrifft deshalb intramuskuläre pharmazeuti
sche Zusammensetzungen, die pharmakologisch aktive
Bisphosphonate und Benzylalkohol, dessen Verwendung der
Entwicklung von deutlichem Schmerz in Verbindung mit der
intramuskulären Injektion der Bisphosphonate zuvorkommt,
enthalten. Dies kommt dem Einliefern des Patienten in das
Krankenhaus, wie es der Fall bei der intravenösen Verab
reichung ist, zuvor und verhindert die Überdosierung, die
in Verbindung mit der oralen Verabreichung steht. In jedem
Fall ist somit die Abnahme der Nebenwirkungen in Verbin
dung mit der oralen Verabreichung mit einer merklichen
Verminderung der Behandlungskosten verbunden.
Der Wirkstoff (z. B. Mononatriumalendronat, Dinatriumclo
dronat, Dinatriumetidronat, Dinatriummedronat, Dinatrium
pamidronat) wird vorherrschend in einer wäßrigen Lösung
bei einer Konzentration im Bereich von 1 mg/ml bis 200 mg/ml
(vorzugsweise 3 bis 60 mg/ml) verwendet. Zusätzlich
zu den üblichen Exzipientien, die für die pharmazeutische
Formulierung von Nutzen sind, enthält die Lösung des Wirk
stoffs auch Benzylalkohol in einer Konzentration, die von
1 bis 200 mg/ml variiert (vorzugsweise 10 bis 100 mg/ml).
Es wurde gefunden, daß die Verminderung der schmerzhaften
Wirkung der Bisphosphonate innerhalb bestimmter Grenzen
proportional zum prozentualen Gehalt von Benzylalkohol ist
(siehe Beispiel 4).
Die Verabreichung durch intramuskuläre Verwendung kann
durchgeführt werden in Abhängigkeit der Art des Bisphos
phonats, der Schwere der Erkrankung usw., sowohl mit einer
täglichen Frequenz als auch mit einem intermittierenden
Rhythmus (von abwechselnden Tagen bis zu zweiwöchentlichen
Intervallen).
Die folgenden Beispiele werden mit dem einzigen Zweck ge
zeigt, die Erfindung besser darzustellen, und sie sollten
in keinem Fall als Einschränkung des Schutzbereichs der
Erfindung selbst betrachtet werden.
Die Formulierung einer Ampulle zur intramuskulären Verab
reichung von Dinatriumclodronat:
Dinatriumclodronat | 100 mg |
Benzylalkohol | 100 mg |
Natriumbicarbonat | 1,65 mg |
Wasser für injizierbare Präparationen q.s. ad | 3,3 ml |
Zur Herstellung werden die folgenden Bestandteile in der
genannten Reihenfolge gelöst: Benzylalkohol, Dinatriumclo
dronat und Natriumbicarbonat; es wird mit Wasser bis zum
Endvolumen verdünnt, und die Lösung wird unter sterilen
Bedingungen durch eine 0,22 µm Membran filtriert; unter
sterilen Bedingungen wird in neutrale Glasgefäße mit nied
rigem Calciumgehalt aufgeteilt.
Formulierung einer Ampulle zur intramuskulären Verabrei
chung von Mononatriumalendronat:
Mononatriumalendronat | 10 mg |
Benzylalkohol | 10 mg |
Natriumchlorid | 3 mg |
Natriumhydroxid q.s. ad | pH 4 |
Wasser für injizierbare Präparationen | 6 ml |
Zur Herstellung werden die folgenden Bestandteile in der
genannten Reihenfolge aufgelöst: Benzylalkohol, Mononatri
umalendronat, Natriumchlorid. Der pH wird mit 1N Natrium
hydroxid auf 4,5 eingestellt; mit Wasser wird auf das End
volumen verdünnt; die Lösung wird unter sterilen Bedingun
gen durch eine 0,22 µm Membran filtriert; unter sterilen
Bedingungen wird in neutrale Glasgefäße aufgeteilt.
Formulierung einer Ampulle zur intramuskulären Verabrei
chung von Dinatriumetidronat:
Dinatriumetidronat | 300 mg |
Benzylalkohol | 200 mg |
Natriumhydroxid q.s. ad | pH 4,5 |
Wasser für injizierbare Präparationen q.s. ad | 6 ml |
Zur Herstellung werden die folgenden Bestandteile in der
folgenden Reihenfolge gelöst: Benzylalkohol und Dinatrium
etidronat. Der pH wird mit 1N Natriumhydroxid auf 4,5 ein
gestellt; mit Wasser wird auf das Endvolumen verdünnt; die
Lösung wird unter sterilen Bedingungen durch eine 0,22 µm
Membran filtriert; unter sterilen Bedingungen wird auf
neutrale Glasgefäße verteilt.
Die Wirksamkeit steigender Mengen von Benzylalkohol bei
der Verminderung der schmerzhaften Effekte von Dinatrium
clodronat wurden in Kaninchen durch den Leck-Test (licking
test) getestet.
Der Test wurde in männlichen Neuseeland-Albinokaninchen
mit einem Gewicht von 2,5 bis 4,0 kg durchgeführt. Vor dem
Austesten wurde der dorsale Bereich aller Tiere rasiert.
Die Behandlung wurde durch intradermale Injektion von 200 µl
der Testverbindung in den Rücken des Tieres durchge
führt. Jedes Tier wurde während 30 Minuten beobachtet. To
leranz gegenüber dem Schmerz, der durch die Testverbindung
hervorgerufen wird, ist umgekehrt proportional zu der An
zahl der Antworten des Tieres, mit denen es durch Lecken
des betroffenen Hautteils auf das Unbehagen oder den
Schmerz, der durch die Behandlung hervorgerufen wird, rea
giert.
Wie gezeigt ist die Toleranz der Lösungen B, C und D, die
Benzylalkohol enthalten, signifikant besser (Student-t-
Test) als die Toleranz der Lösung A, die keinen Benzylal
kohol enthält. Weiterhin ist die Wirksamkeit von Benzylal
kohol proportional zu der erhaltenen Menge. Die hier bei
gefügte Figur zeigt die Optimum-Linie, die sich aus den
experimentellen Ergebnissen durch das "Least-Squares-
Verfahren" ergibt, mit einem Korrelationskoeffizienten von
0,988 (P < 0,05).
Die Wirksamkeit von Benzylalkohol bei der Verminderung der
schmerzhaften Wirkung von Dinatriumetidronat wurde im Ka
ninchen durch den Leck-Test bestimmt.
Das verwendete Verfahren war dasjenige, das im vorangegan
genen Beispiel 4 verwendet wurde.
Die folgenden Lösungen wurden getestet:
Wie ersichtlich, ist die Toleranz der Lösung B, die Ben
zylalkohol enthält, signifikant besser (Student-t-Test)
als die Toleranz der Lösung A, die keinen Benzylalkohol
enthält.
Die Wirksamkeit von Benzylalkohol bei der Verminderung der
schmerzhaften Wirkung von Mononatriumalendronat wurde im
Kaninchen durch den Leck-Test gemessen.
Das verwendete Verfahren war dasjenige, das im vorangegan
genen Beispiel 4 beschrieben wurde.
Die folgenden Lösungen wurden getestet:
Claims (11)
1. Intramuskuläre pharmazeutische Zusammensetzungen, die
ein pharmakologisch aktives Bisphosphonat und Benzylalko
hol enthalten.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Bisphosphonat aus
Alendronsäure, Clodronsäure, Etidronsäure, Medronsäure,
Pamidronsäure und ihren verträglichen Salzen, insbesondere
Alkalisalzen, ausgewählt ist.
3. Pharmazeutische Zusammensetzungen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bisphos
phonat Clodronsäure oder eines ihrer Salze ist.
4. Pharmazeutische Zusammensetzungen nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bisphos
phonat Dinatriumclodronat ist.
5. Pharmazeutische Zusammensetzungen nach einem der An
sprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Konzentration des Bisphosphonats in Lösung von 1
mg/ml bis 200 mg/ml variiert.
6. Pharmazeutische Zusammensetzungen nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Bisphos
phonatkonzentration von 3 mg/ml bis 60 mg/ml variiert.
7. Pharmazeutische Zusammensetzungen nach einem der An
sprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Konzentration an Benzylalkohol in der Lösung von
1 mg/ml bis 200 mg/ml variiert.
8. Pharmazeutische Zusammensetzungen nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Benzylal
koholkonzentration von 10 mg/ml bis 100 mg/ml variiert.
9. Verwendung von pharmakologisch aktiven Bisphosphona
ten und Benzylalkohol zur Herstellung von Medikamenten zur
Verabreichung auf dem intramuskulären Weg.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bisphosphonate aus Alendronsäu
re, Clodronsäure, Etidronsäure, Medronsäure, Pamidronsäure
und ihren verträglichen Salzen ausgewählt sind.
11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bisphosphonat Clodronsäure oder
eines ihrer Salze ist.
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