DE19851702A1 - Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung von Bausubstanz - Google Patents
Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung von BausubstanzInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur eingriffslosen elektroosmotischen Sanierung, d. h. Entsalzen und Entfeuchten, von Bausubstanz, vorzugsweise zur Sanierung von Bauwerken und Mauerwerk in der Denkmalpflege. Erfindungsgemäß wird auf eine Außenfläche zu sanierender Bereiche der Bausubstanz (10) ein Material mit hohem Ionenaustausch- und adsorptiven Ionenbindungsvermögen als Opferputz (12, 14) aufgebracht und in diesem mindestens eine flächige Anode (16) eingebettet und anschließend die Elektroosmose in dem zu sanierenden Bereich der Bausubstanz über einen in Bezug auf die Gesamtzeit der Sanierung relativ kurzen Zeitraum bewirkt. Die Ionen beginnen bereits nach kurzer Zeit unter Ausnutzung des elektroosmosichen Effektes zu den Elektroden zu wandern und werden im Bereich der Anode durch das adsorptive Ionenbindungsvermögen des Materials gebunden. Der gesamte Opferputz kann nach Beendigung des Entsalzungs- und Entfeuchtungsvorganges abgenommen und mit Kalk neutralisiert problemlos entsorgt werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung,
d. h. Entsalzen und Entfeuchten, von Bausubstanz, vorzugsweise zur Sanierung von
Bauwerken und Mauerwerk in der Denkmalpflege.
Wasserlösliche Salze sind für zahlreiche Schäden und fortschreitende Zerstörung
des Mauerwerkes von alten und historischen Bauwerken oder auch von Wandmale
reien, Statuen und anderen Kunstwerken aus entsprechenden Materialien
verantwortlich. Für die restauratorische Praxis sind derzeit verschiedene Entsal
zungsverfahren bekannt.
Zur Entsalzung von Mauerwerk kommen seit langem elektroosmotische Verfahren
zur Anwendung, bei denen das physikalische Prinzip der Wanderung der Ionen von
in der Mauerfeuchtigkeit gelösten Salzen zur Anode bzw. Katode nach dem Prinzip
der Elektrolyse beim Anlegen einer Gleichspannung genutzt wird. Die eigentlich
störenden, zur Anode wandernden Anionen nehmen dabei Wassermoleküle mit, so
daß gleichzeitig ein Entwässerungseffekt eintritt. Zur Verbesserung und Optimierung
dieser elektroosmotischen Entsalzungs- und Entfeuchtungsverfahren wurden
zahlreiche Elektrodenanordnungen und -materialien vorgeschlagen, wie z. B. DE-OS 42 35 582,
DE-OS 34 30 449, DE-OS 44 03 094, DE-OS 39 37 477, DE-OS 42 35 583
und DE-OS 34 30 450, allseits befriedigende Ergebnisse wurden jedoch
damit nicht erreicht, so daß die vorhandenen negativen Vorurteile gegenüber diesem
Sanierungsverfahren bestehen geblieben sind. Ein besonders schwerwiegender
Nachteil ist, daß die elektrische Spannung und der elektrische Stromfluß zwischen
den Elektroden über den gesamten langen Zeitraum der Entsalzungsmaßnahme
aufrechterhalten werden muß.
Aus der DE-OS 41 02 612 ist ein Verfahren zur Entsalzung von Mauerwerk
bekannt, bei dem an das Mauerwerk schalenförmige Sauggefäße angesetzt werden,
deren Geometrie und Anordnung am Mauerwerk aus dem vorher zu bestimmenden
Versalzungsgrad, der Versalzungstiefe und dem Porenvolumen des Baustoffes
berechnet wird, im inneren Teil der Sauggefäße ein Vakuum erzeugt und gleichzeitig
Wasser auf die zwischen den Sauggefäßen liegenden Flächen des Mauerwerkes
aufgesprüht oder aufgegossen wird, wodurch eine Wasserströmung durch das
poröse Material in die Sauggefäße und von dort in Auffanggefäße erzwungen wird.
Die für dieses Verfahren notwendige Vorrichtung mit den Sauggefäßen, einer
Vakuumanlage sowie Wassersprühdüsen ist relativ aufwendig. Außerdem können
mit dieser Vorrichtung nur verhältnismäßig kleine Bereiche der Flächen entsalzen
werden, so daß für eine große Fläche die Vorrichtung schrittweise nacheinander auf
die zu sanierenden Bereiche aufgesetzt, der Entsalzungsvorgang eingeleitet und
ausgeführt und die Vorrichtung anschließend wieder entfernt und auf den nächsten
Bereich aufgesetzt werden muß. Dieses ist eine mühevolle und zeitaufwendige
Arbeit, die zudem erhebliche Sorgfalt und Geschick erfordert, und mit erheblichem
manuellen Aufwand verbunden ist. Eine visuelle Kontrolle des Entsalzungserfolges
ist nicht möglich. Außerdem steht die zusätzliche Wasserbeaufschlagung des
Mauerwerkes dem gleichzeitigen Ziel der Entfeuchtung der Bausubstanz entgegen.
Desweiteren ist es in der restauratorischen Praxis bekannt, Salze mit Hilfe von
feuchten Kompressen aus der befallenen Bausubstanz herauszulösen. Mit diesem
Verfahren wurden zwar gute Entsalzungs- und Entfeuchtungsergebnisse erzielt,
jedoch dauert es mehrere Monate, bis effektive Salzgehaltreduzierungen erreicht
werden, und es ist meistens ein mehrmaliges Entfernen und Neuauflegen der
Kompressen erforderlich, was wiederum mit einem erheblichen Arbeits- und
Zeitaufwand verbunden ist. Der Entsalzungserfolg bei diesen Verfahren hängt in
großem Maß von der Länge der Kontaktzeit zwischen Kompresse und Oberfläche,
die meistens sehr lang sein muß, und von der Saugfähigkeit des zu entsalzenden
Baumaterials ab, so daß sie für einige Bausubstanzen, z. B. Kalkstein, außerdem
weniger geeignet sind.
Die seit vielen Jahren laufenden Bemühungen, die Entsalzung und Entfeuchtung von
Bausubstanzen mit einem schnellen und wirksamen Verfahren effektiv auszuführen,
sind bisher gescheitert.
Die bisher bekannten Verfahren und die dazu verwendeten Anordnungen und
Vorrichtungen erfordern einen über Monate oder Jahre dauernden Prozeß verbunden
mit der ständigen Aufrechterhaltung einer Spannung und Stromfluß zwischen den
Elektroden, was zu Stromfühligkeit und Belastung von Fremdströmen sowie
Schädigungen des Bauwerkes durch die Langzeiteinwirkung der Spannung und
Stromstärke führen kann. Nachteilig sind weiterhin die damit verbundenen Kosten
sowie die ständige Beaufsichtigung und Wartung der Anlagen. Ein weiteres Problem
bei den bisher bekannten elektroosmotischen Entsalzungsverfahren ist die
Entsorgung des dabei entstehenden Austragsproduktes. Auf die Bauwerksfläche
aufgebrachte saugfähige Materialien müssen ständig entfernt und gegen neue
ausgetauscht werden oder es müssen aufwendige Rinnen- und Ablaufkon
struktionen vorgesehen werden, um den sich bildenden Abfluß abzuführen. Der
entscheidende Nachteil aller elektroosmotischen Lösungen besteht jedoch darin, daß
zur Anbringung der Elektroden Eingriffe in die zu sanierende Bausubstanz in Form
von Bohrungen für die Elektroden oder in die Bausubstanz eingreifende Befesti
gungseinrichtungen für die Elektroden erforderlich sind. Solche Eingriffe in die
Bausubstanz sind insbesondere bei denkmalgeschützten Bauwerken oder anderen
Kunstwerken, wie Statuen, unerwünscht und verbieten deshalb die Anwendung
dieser Verfahren für derartige Zwecke.
Bei der Entsalzung mittels feuchter Kompressen besteht zwar das Problem des
Eingriffs in die Bausubstanz nicht, jedoch ist dieses Verfahren wegen der zuvor
erwähnten langen Reaktionszeit und der damit verbundenen langen Dauer der
Sanierung unbefriedigend.
Die Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, die oben genannten Nachteile zu
beseitigen und ein Verfahren zu entwickeln, mit dem eine effektive Entsalzung und
Entfeuchtung von Bausubstanz unter Ausnutzung des elektroosmotischen Effektes
ohne jeglichen Eingriff in die Bausubstanz und in wesentlich schnelleren Zeiträumen
erreicht werden kann.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß diese Aufgabe dadurch gelöst werden
kann, daß auf eine Außenfläche zu sanierender Bereiche der Bausubstanz ein
Material mit hohem Ionenaustausch- und adsorptiven Ionenbindungsvermögen als
Opferputz aufgebracht und in diesem mindestens eine flächige Anode eingebettet
und anschließend die Elektroosmose in dem zu sanierenden Bereich der Bausub
stanz über einen in Bezug auf die Gesamtzeit der Sanierung relativ kurzen Zeitraum
bewirkt wird.
Die Elektroosmose kann dabei durchgängig über einen Zeitraum, in zeitlichen
Intervallen oder nur bis zum Beginn der Ionenwanderung zur Anode bewirkt werden,
wobei im letzteren Fall dann jedoch wieder eine etwas längere Entfeuchtungs- und
Entsalzungsdauer in Kauf genommen werden muß.
Die Ionen wandern unter Ausnutzung des elektroosmotischen Effektes zu den
Elektroden und werden im Bereich der Anode durch das adsorptive Ionenbindungs
vermögen des Materiales gebunden. Der gesamte Opferputz kann nach Beendigung
des Entsalzungs- und Entfeuchtungsvorganges abgenommen und mit Kalk
neutralisiert problemlos entsorgt werden. Durch die Einbettung der Anode in den auf
der Oberfläche der zu sanierenden Bausubstanz vorgesehenen Opferputz sind
keinerlei Eingriffe und damit Zerstörungen an der Bausubstanz erforderlich. Durch
das Bewirken des elektroosmotischen Effektes gleich zu Beginn der Sanierungs
maßnahme wird die Ionenwanderung relativ schnell initiiert und aktiviert und dann
von dem aufgetragenen Opferputz aktiv unterstützt, indem die migrierenden Ionen
in diesem gebunden und festgehalten werden. Zusätzliche Einrichtungen zum
Auffangen und Ableiten der austretenden Flüssigkeit sind nicht erforderlich.
Nachdem die Ionenwanderung und der Ionenaustausch einmal in Gang gekommen
ist, ist der aufgetragene Opferputz durch seine Ionenaustausch- und Ionenbin
dungseigenschaften in der Lage, beides aufrechtzuerhalten und aktiv weiterzufüh
ren, obwohl es nach dem Abschalten des Stromes zu einer Verlangsamung der
Ionenwanderung kommen kann. Durch die in Bezug auf die Gesamtsanierungszeit
nur relativ kurze Stromeinschaltung fallen geringere Energiekosten an und auch die
ständige Wartung und Kontrolle der Elektroanlage und Bausubstanz entfällt für die
meiste Zeit des Sanierungsprozesses. Für die Kontrolle des fortschreitenden
Entsalzungsprozesses sind nur intervallsmäßig Beprobungen notwendig, selbstver
ständlich ist jedoch auch eine ständige Analytik möglich.
Nach Beendigung des Entsalzungs- und Entfeuchtungsprozesses kann der Opferputz
leicht von der sanierten Bausubstanz abgenommen und nach Neutralisation mit
Kalkhydrat problemlos entsorgt werden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist
sowohl eine großflächige als auch punktuelle Entfeuchtung und Entsalzung ohne
jegliche mechanische Befestigungen am Bauwerk möglich. Bei großflächigen
Sanierungsmaßnahmen sind bedarfsgerecht mehrere Anoden geeigneter Größe
flächendeckend über den zu sanierenden Bereichen anzuordnen und für die
Elektroosmose zu schalten. Es entsteht kein auslaufender flüssiger Elektrolyt, da
dieser in dem Opferputz gebunden wird, und damit kein diesbezügliches Entsor
gungsproblem. Der Auftrag des Putzes ist einfach mit konventionellen Mitteln oder
mittels vorgefertigtem Putz unter Einsatz von Putzmaschinen oder dergleichen
möglich. Es treten keine Schädigungen durch die Langzeiteinwirkung der Spannung
und Stromstärke am Bauwerk sowie keine Stromfühligkeit auf, und auch die
Belastung von Fremdströmen ist gering, da der elektroosmotische Effekt und damit
die Aufrechterhaltung des Stromflusses zwischen den Elektroden nur für einen
relativ kurzen Zeitraum bewirkt werden muß, weil die Ionenwanderung durch den
aufgetragenen Opferputz mitgroßer Intensität nachwirkend aufrechterhalten bleibt.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
aufgeführt.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles erläutert. Die
Figuren zeigen:
Fig. 1 einen Schnitt durch ein Versuchs-Mauerwerk zur Ausführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 2 eine Ansicht des Mauerwerkes mit Probeentnahmestellen.
Für das Ausführungsbeispiel wurde ein Versuchs-Mauerwerk 10 aus Abbruchziegeln
werkstattseitig erstellt, die mit einem Analytikgerät, dem SWE-Analytikgerät der Fa.
Wedrana, Frankfurt/Main, und den dazugehörigen Auswertungstabellen mit
folgendem Ergebnis analysiert wurden:
Auf einer Außenseite des Mauerwerkes 10, normalerweise die äußere Sichtfläche
des Bauwerkes, wird ein sogenannter Unterlagsputz 12 von ca. 3 cm Dicke aus
einer Bentonit-Zellulose-Mischung, die u. a. auf der Grundlage der obigen Meßwerte
zusammengestellt wurde, aufgetragen und die Oberfläche aufgekämmt. Nach einer
Standzeit von ungefähr 30 Minuten wird der sogenannte Oberlagsputz 14
vorzugsweise aus gleichem Material aufgelegt und darin das anodische Metallgitter
16, das im Beispiel ein Fe-Moniereisen ist, satt eingebettet und der Oberlagsputz
14 glatt verschleppt. Durch Herstellen des Potentialausgleiches (minus) und
Anlegen einer Gleichspannung (plus) an das anodische Metallgitter 16 wird der
elektroosmotische Effekt bewirkt, wodurch die kritischen Salzionen zur Anode 16
wandern und durch das adsorptive Ionenbindungsvermögen des Putzes 12, 14
gebunden werden. Wenn die zu sanierende Fläche sehr groß ist, können ent
sprechend mehrere flächige Anoden 16 angeordnet und in bekannter Weise mit der
Spannungsquelle verbunden werden. Auch können dementsprechend mehrere
Katoden verwendet werden.
Das für den Opferputz 12, 14 anzuwendende Material sollte ein Material mit hohem
Adsorptionsvermögen für Salzionen sein. Als vorteilhaft hat sich eine Mischung aus
Bentonit (z. B. Calzigel® der Fa. Südchemie, München), Zellulose (z. B. Arbocel®
BC1000 der Fa. Rettenmaier & Söhne, Ellwangen) und Sand erwiesen. Die
Bentonitkomponente sorgt für ein hohes adsorptives Bindungsvermögen für die
Salzionen, die Zellulose und Sandkomponenten dienen zur Abmagerung der
Mischung und Herabsetzen der Schwundneigung. Durch Zusatz weiterer Kom
ponenten kann die Mischung auf den entsprechenden Untergrund, zum Beispiel
Lehm, Naturstein, Mauerwerk oder Beton, abgestimmt werden. Das genaue
Mischungsverhältnis ist zum einen abhängig von der Art der zu sanierenden
Bausubstanz (Mauerwerk, Lehm, Kalkstein, Beton, usw.) und zum anderen vom
Umfang, der Art und Tiefe der Versalzung und dem Feuchtegrad des Untergrundes.
Diese Parameter müssen durch Voruntersuchungen ermittelt und auf dieser
Grundlage das konkrete Mischungsverhältnis des Opferputzes bestimmt werden.
In dem Ausführungsbeispiel wurde eine Mischung aus Bentonit, Zellulose und Sand
in den Raumteilen 1 : 1 : 6 angewandt.
Nachfolgend wird kurz die Versuchsdurchführung und -auswertung dargestellt.
Nach der oben beschriebenen Fertigstellung des Versuchsaufbaus aus Mauerwerk
10 mit 26 cm Dicke, Unterlagsputzschicht 12 von 2-3 cm Dicke und Oberlag
sputzschicht 14 von ca. 2 cm Dicke mit darin eingebettetem Fe-Moniereisen 16
wurden die Elektroden an eine Gleichstromquelle angeschlossen. Als Gleich
stromquelle diente ein an eine Stromversorgung angeschlossener Gleichrichter mit
einem stufenlos regelbaren Spannungsbereich von 0-100 V und einem Strom
stärkebereich von 0-6 A und einer Restwelligkeit von unter 2%. Das Versuchs
mauerwerk wurde für einen Zeitraum a von 10 Tagen bei einer Schutzspannung von
etwa 60-70 V mit einer Stromstärke zwischen 0,3 und 1,5 A beaufschlagt. Nach
10 Tagen wurde der Strom abgeschaltet und damit die Elektroosmose beendet.
Nach weiteren 4 Tagen wurde eine erste Beprobung an den aus Fig. 2 ersichtlichen
Probenentnahmestellen 1, 1a, 2, 2a, 3 durchgeführt, deren Ergebnis in der
nachfolgenden Tabelle dargestellt ist.
Wie aus der Tabelle hervorgeht, war an den Beprobungsstellen 1, 1a, 2 und 2a
innerhalb des Anodengitters 16 ein erhöhter Salzgehalt feststellbar, während an der
Beprobungsstelle 3, die außerhalb des Anodengitters 16 liegt, ein sehr geringer
Salzgehalt festgestellt wurde. Dieses läßt die Schlußfolgerung zu, daß in dem
außerhalb der Anode liegenden Bereich 3 der Versuchsmauer, der lediglich mit dem
Opferputz belegt ist, jedoch nicht der elektroosmotischen Wirkung ausgesetzt
wurde, die Ionenwanderung und damit die Entsalzung und Entfeuchtung nach einem
Zeitraum von 14 Tagen ab Versuchsbeginn noch nicht in einem nachweisbaren
Umfang begonnen hat, während an den Beprobungsstellen 1, 1a, 2, 2a, die mit
dem Opferputz belegt sind und zu Beginn des Versuches über einen Zeitraum a von
10 Tagen der elektroosmotischen Wirkung ausgesetzt war, der Entsalzungsvorgang
bereits in erheblichem Umfang begonnen hat. Zusätzlich zu diesem analytischen
Nachweis wurden an dem Putz auch Farbänderungen durch die Einlagerung von
Eisenchlorid sichtbar (Braunfärbung des Putzes), die zunächst in der Nähe des Fe-
Metallgitters 16 sichtbar wurden und sich von dort aus zur Mitte der Metall
gitterfenster 4 ausbreiteten. Nach ca. 10 Tagen ab Versuchsbeginn war der Putz
der Metallgitterfenster 4 in allen Teilen fast vollständig braun gefärbt und nach
ca. 4 Wochen waren auf der Oberfläche des Opferputzes Salzkristalle mit bloßem
Auge sichtbar. In den außerhalb des Metallgitters 16 liegenden Bereichen wurden
dagegen derartige Erscheinungen nicht registriert, das heißt, hier wies der Putz
keinerlei Braunfärbungen auf und auch Salzkristalle waren nicht zu entdecken. Ein
Bereich außerhalb des anodischen Metallgitters 16 wurde nach diesem Zeitraum
von etwa 5 Wochen vom Opferputz befreit, um den Zustand des zu sanierenden
Probenmauerwerkes 10 begutachten zu können. Hier zeigte sich eine saubere
Ziegeloberfläche ohne jegliche Verfärbung oder Ausblühungen. Ein erhöhter
Salzgehalt konnte auch hier nicht nachgewiesen werden.
Aus den obigen Versuchsergebnissen ist erkennbar, daß bereits nach ca. 1 Tag
nach Einleitung der Entsalzungs- und Entfeuchtungsmaßnahme gemäß der
vorliegenden Erfindung die gewünschte Ionenwanderung in erheblichem und
nachweisbaren Umfang begonnen hat, erkennbar durch die beginnenden Braunfär
bungen, und daß bereits nach wenigen Wochen (im Beispiel 5-6 Wochen) eine
erhebliche Entsalzung und Entfeuchtung eingetreten war, obwohl auch nach diesem
Zeitpunkt ein weiteres aktives Fortschreiten der Entsalzung beobachtet werden
konnte. Deshalb müßte unter Umständen, wenn der Sättigungsgrad des Opferput
zes 12, 14 zwar erreicht, jedoch die Entsalzung noch nicht bis zum gewünschten
Grad erfolgt ist, der gesättigte Opferputz 12, 14 entfernt und durch einen neuen
Opferputz 12, 14 gleicher Zusammensetzung ersetzt werden. Hier könnte dann
auch nochmals die elektroosmotische Wirkung durch Anlegen einer Gleichspannung
an die Elektroden aktiviert werden.
Es liegt ebenfalls im Schutzbereich der Erfindung, den elektroosmotischen Effekt
nicht durchgängig über den Zeitraum a zu bewirken, sondern dieses in zeitlichen
Intervallen auszuführen, d. h., die Stromzufuhr in Intervallen zu aktivieren und zu
unterbrechen. Die Länge der Intervalle ist durch Versuche zu bestimmen und ist
unter anderem von den oben genannten Kennwerten der zu sanierenden Bausub
stanz abhängig.
Bei nichtebener Bausubstanz, wie zum Beispiel Denkmälern oder Statuen, kann
anstelle von Fe-Moniereisen oder anderen starren Metallanoden ein flexibles
anodisches Metallgitter angewandt werden, das sich an die äußere Gestalt der zu
sanierenden Bausubstanz anpassen läßt.
Ein erneuter Feuchte- und damit Salzeintrag in die Bausubstanz ist durch bekannte
Maßnahmen abzustellen bzw. zu reduzieren, um eine dauerhafte Instandsetzung der
Bausubstanz zu gewährleisten.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ein lange bestehendes Bedürfnis nach
einer effektiven und in kurzer Zeit wirkenden Entsalzungs- und Entfeuchtungs
methode in überraschend einfacher und kostengünstiger Art und Weise ohne die
Nachteile der bisherigen Verfahren erfüllt.
Claims (12)
1. Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung von Bausub
stanz, dadurch gekennzeichnet, daß auf eine Außenfläche zu sanierender
Bereiche der Bausubstanz (10) ein Material mit hohem Ionenaustausch-
und adsorptiven Ionenbindungsvermögen als Opferputz (12, 14) aufge
bracht und in diesem mindestens eine flächige Anode (16) eingebettet und
anschließend die Elektroosmose in dem zu sanierenden Bereich der
Bausubstanz (10) über einen in Bezug auf die Gesamtzeit der Sanierung
relativ kurzen Zeitraum (a) bewirkt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektro
osmose über den gesamten Zeitraum (a) durchgängig bewirkt wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektro
osmose über einen Zeitraum in zeitlichen Intervallen bewirkt und
unterbrochen wird.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektro
osmose nur bis zum Beginn der Ionenwanderung zur Anode (16) bewirkt
wird.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zeitraum der Elektroosmose in Abhängigkeit von einer analyti
schen Beprobung der Bausubstanz (10) und/oder des auf die Außenfläche
aufgetragenen Materiales und/oder einer optischen Kontrolle des auf die
Außenfläche aufgetragenen Materiales bestimmt wird.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Opferputz (12, 14) aus einem Bentonit-Zellulose-Gemisch besteht.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Bentonit-
Zellulose-Gemisch weitere Zusatzstoffe zur Abstimmung auf das Material
der Bausubstanz enthält.
8. Verfahren gemäß Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der
Opferputz (12, 14) zweilagig ausgebildet und die Anode (16) in der
obersten Schicht (14) eingebettet ist.
9. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Anode (16) ein Metallgitter ist.
10. Verfahren gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das
anodische Metallgitter (16) ein Fe-Moniereisen ist.
11. Verfahren gemäß Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das
anodische Metallgitter (16) flexibel ausgebildet ist.
12. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die zu sanierende Bausubstanz aus künstlich
hergestellten Baustoffen oder natürlichen Baustoffen besteht.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998151702 DE19851702A1 (de) | 1998-10-30 | 1998-10-30 | Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung von Bausubstanz |
Applications Claiming Priority (1)
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DE1998151702 DE19851702A1 (de) | 1998-10-30 | 1998-10-30 | Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung von Bausubstanz |
Publications (1)
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DE19851702A1 true DE19851702A1 (de) | 2000-05-11 |
Family
ID=7887241
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1998151702 Ceased DE19851702A1 (de) | 1998-10-30 | 1998-10-30 | Verfahren zur eingrifflosen elektroosmotischen Sanierung von Bausubstanz |
Country Status (1)
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