-
Die vorliegende Erfindung betrifft
eine Entfeuchtungseinrichtung für
einen feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand, sowie einen Sitz mit
entsprechender Entfeuchtungseinrichtung. Die Erfindung betrifft
ferner ein Verfahren zur Entfeuchtung von feuchtigkeitsaufnehmenden
Gegenständen,
wie beispielsweise Sitz- oder anderen Polster, Matratzen, Steh-, Sitz-
oder Liegeauflagen etc.
-
Vorkehrungen zur Entfeuchtung von
Gegenständen
sind in vielen technischen Anwendungsbereichen erforderlich. Als
Beispiel sei die Entfeuchtung von Mauern und Fundamenten erwähnt, bei
der u. a. das Prinzip der Elektroosmose verwendet wird. In feuchten
Mauern steigt Wasser aufgrund der Kapillarwirkung gegen die Schwerkraft
nach oben. Zur Trockenlegung feuchter Wände wird mit der Elektroosmose
exakt der gegenteilige Effekt bewirkt. Durch Anlegen einer elektrischen
Gleichspannung mit Spannungsgradienten im Bereich einiger V/cm,
die für
den menschlichen und tierischen Organismus unbedenklich ist, kann
eine künstliche
Umkehrung der natürlichen
Gegebenheiten bewirkt werden. Je nach System, Art und Anordnung
der Elektroden wird die Feuchtigkeit in den Fundamentbereich des
Gebäudes
bzw. in das umliegende Erdreich zurückgedrängt.
-
Aus
DE 198 51 702 A1 ist ein Verfahren zur eingriffslosen
elektroosmotischen Sanierung von Bausubstanz bekannt. Dabei wird
auf eine Außenfläche zu sanierender
Bereiche der Bausubstanz ein Material mit hohem lonenaustausch-
und adsorptiven lonenbindungsvermögen als Opferputz aufgebracht und
in diesem mindestens eine flächige
Anode eingebettet und anschließend
die Elektroosmose in dem zu sanierenden Bereich der Bausubstanz über einen in
Bezug auf die Gesamtzeit der Sanierung relativ kurzen Zeitraum bewirkt.
-
Aus
DE 42 35 582 A1 ist ein besonders schonendes
Verfahren zur elektroosmotischen Sanierung von Bauwerken, insbesondere
solchen von hohem kunsthistorischen Wert, bekannt, wobei flächenhafte, erforderlichenfalls
flexible Kathoden auf den Sichtflächen und stabförmige Anoden
in einer das Bauwerk wenig beeinträchtigenden, jedoch eine Feldausbildung
ermöglichenden
Anordnung in Bohrungen angebracht werden.
-
DE 296 11 108 U1 beschreibt eine weitere Anordnung,
Elektrode und Stromversorgungs-Schaltung zur schonenden elektroosmotischen
Sanierung von Bauwerken, wobei eine flächenhafte Elektrode in Teilelektroden
unterteilt ist, welche die Sichtfläche unter Freilassung von in
ihrer Breite von der Ausdehnung des elektrischen Streufeldes abhängigen Trennfugen
bedecken und an eine für
jede Teilelektrode separat geregelte Spannung angeschlossen sind,
wobei zugleich ein Maximalwert des Stromes pro Teilelektrode einhaltbar
ist.
-
Ein ganz anderer Anwendungsbereich
ist die Entfeuchtung von Sitzen, Polstern, Matratzen oder anderen
Steh-, Sitz- oder Liegeauflagen oder dergleichen, die im privaten
oder öffentlichen
Bereich verwendet werden. Im privaten Bereich sind hier beispielsweise
Fahrzeugsitzpolster zu nennen. Ebenso ist an eine Entfeuchtung von
Sitzen in öffentlichen Verkehrsmitteln
oder Flugzeugen zu denken, sowie an die Entfeuchtung von Matratzen
oder anderen Sitz- oder Liegeauflagen in Krankenhäusern, um
nur einige Beispiele zu nennen.
-
Wenn eine Person beispielsweise einen Fahrzeugsitz
benutzt, so bewirkt die durch Transpiration entstehende Feuchtigkeit
am Rücken,
Gesäß, Oberschenkel
usw. eine unangenehme Befeuchtung des Sitzes. Die Feuchtigkeit kann
lediglich durch das Sitzpolster selbst abtransportiert werden. Bei
konventionellen Sitzen geschieht dies durch passive Diffusion, was
jedoch ein sehr langwieriger Prozess ist und nach einer gewissen
Zeitdauer zu einer Durchfeuchtung führt, so dass keine weitere
Feuchtigkeit abgeführt
bzw. aufgenommen werden kann. Somit ist das bekannte Prinzip der
passiven Diffusion im Regelfall nicht ausreichend. Bei längerer Benutzung
bildet sich sogar ein unangenehmer Feuchtestau, der bis zur Durchnässung der
Kleidung führen
kann. Andererseits sind Polster mit hohem Feuchteaufnahmevermögen an sich
problematisch, da sie schon nach relativ kurzer Zeit gesättigt sind
und danach nur langsam rücktrocknen.
-
Deshalb sind beispielsweise in der
Fahrzeugklasse der Luxuslimousinen seit geraumer Zeit aktiv belüftete Sitze
zu finden, bei denen mit Hilfe von integrierten Ventilatoren der
Abtransport von Feuchtigkeit erreicht wird. Neben dem hohen konstruktiven sowie
finanziellen Aufwand stört
hier auch das Lüftergeräusch, die
notwendige Perforation des Sitzbezuges sowie die Anreicherung von
Staub- und Riechstoffen im Sitz bzw. Sitzbezug.
-
Somit besteht insbesondere in diesem
Anwendungsbereich die Notwendigkeit einer einfachen und effektiven
Entfeuchtung.
-
Der vorliegenden Erfindung liegt
damit die Aufgabe zugrunde, eine Entfeuchtungseinrichtung für feuchtigkeitsaufnehmende
Gegenstände,
insbesondere für
einen Sitz, sowie ein entsprechendes Verfahren zu schaffen, die
bzw. das die Entfeuchtung von derartigen feuchtigkeitsaufnehmenden
Gegenständen
auf einfache apparative Weise wirksam und schnell ermöglicht.
-
Die Aufgabe wird durch eine Entfeuchtungseinrichtung
für einen
feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand gelöst, wobei benachbart zu einem
feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand mindestens eine feuchtigkeitsaufnehmende
Schicht zur Absorption der an dem Gegenstand auftretenden Feuchtigkeit angeordnet
ist und der Schicht unter Verwendung von Elektroden ein elektrisches
Feld derart überlagert
ist, dass die in der Schicht absorbierte Feuchtigkeit durch Elektroosmose
von dem Gegenstand weg transportierbar ist, und die sich dadurch
auszeichnet, dass die Elektroden feuchtigkeitsdurchlässig ausgebildet
sind und die mindestens eine feuchtigkeitsaufnehmende Schicht sandwichartig
umgeben. Eine derartige Anordnung hat den Vorteil, dass sie mit
geringem apparativen Aufwand eine effektive und kontinuierliche
Entfeuchtung von feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenständen ermöglicht.
-
Zweckmäßig ist es hierbei, dass die
Elektroden jeweils die mindestens eine feuchtigkeitsaufnehmende
Schicht sandwichartig umgeben. Dadurch wird vorteilhafterweise eine
dünne Ausgestaltung
erzielt, die leicht handhabbar ist und sich problemlos in bestehende
Anordnungen integrieren lässt.
Diese Schichtstruktur kann z.B. ohne Auftragen unter übliche Sitzbezüge und dergleichen
angeordnet werden.
-
Ferner ist es zweckmäßig, die
feuchtigkeitsaufnehmende Schicht sowie die Elektroden flächig auszubilden
und sie im wesentlichen parallel zum feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand
verlaufend anzuordnen. Dies führt
zu einer großen
wirksamen Fläche,
so dass die Entfeuchtung über
einen möglichst
großen
Bereich erfolgt. Zudem lässt
sich eine derartige flächige
Ausgestaltung wiederum einfach handhaben und verarbeiten und somit
ohne großen Aufwand
in bestehende Strukturen integrieren. Die Schichtstruktur kann beispielsweise
durch Auflegen, Anheften, Annähen
usw. an dem zu entfeuchtenden Gegenstand angebracht werden.
-
Ferner ist es vorteilhaft, dass durch
eine entsprechende Polung der Elektroden, wobei die zum feuchtigkeitsaufnehmenden
Gegenstand näher
benachbarte Elekt rode eine Anode und die andere Elektrode eine Kathode
darstellt, ein Feuchtegradient entsteht, der von dem feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand
wegweist, so dass die von dem feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand
bzw. der feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht absorbierte Feuchtigkeit wegtransportiert
wird. Gleichzeitig bewirkt der Feuchtegradient bzw. der Wegtransport
von Feuchtigkeit, dass die feuchtigkeitsaufnehmende Schicht weiter Feuchtigkeit
aufnehmen kann, die wiederum durch Elektroosmose an die Kathode
abgeführt
wird. Dadurch ist ein kontinuierlicher Prozess gewährleistet.
-
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform bestehen
die Elektroden aus elektrisch leitendem, porösen, hydrophilen Material,
z.B. einem Kohlefasergewebe. Durch die eingewebten Kohlefasern sind die
Elektroden elektrisch leitend. Andererseits ermöglicht das Gewebe ein Hindurchtreten
der Feuchtigkeit, so dass die an dem zu entfeuchtenden Gegenstand
auftretende Feuchtigkeit durch die Anode hindurchtritt und von der
feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht absorbiert wird. Die in der feuchtigkeitsaufnehmenden
Schicht absorbierte Feuchtigkeit wird anschließend durch Elektroosmose an
die Kathode weitergeleitet, um dort zu verdunsten oder in anderer Weise
abgeführt
zu werden.
-
Gemäß einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform
ist die feuchtigkeitsabsorbierende Schicht eine hydrophile Membran.
Die hydrophile Membran ist vorzugsweise eine Hohlfaser-, Faser-
oder Kanalmembran, die eine Vielzahl von im wesentlichen parallel
zum elektrischen Feld verlaufenden Kapillaren aufweist. Es werden
beispielsweise organische Stoffe verwendet, die zum Einstellen des
hydrophilen Charakters mit Schwefelgruppen versetzt sind. Andererseits
können
Kanalmembranen durch Beschuss von zunächst dichten hydrophilen Membranen
mit Argon erzeugt werden.
-
Gemäß einer alternativen Ausführungsform weist
die hydrophile Membran eine poröse
Struktur auf. Eine derartige poröse
Membran weist im Gegensatz zu einer Hohlfaser- oder Fasermembran
keine ausgerichteten Kapillaren auf, sondern zeichnet sich durch
eine statistisch verteilte Struktur aus. Poröse Membranen können aus
Gewebe, Gewirk, Gestrick oder Vlies (insbesondere „non-woven")
sein, etwa quellbarem Kunststoff mit ionogener Seitenkette, (Methyl-)Zellulose
oder auch mit polaren Anorganika versetzten Geweben, Gewirken oder
Vlies.
-
Besonders zweckmäßig ist es, die Erfindung zur
Entfeuchtung von Sitz- oder anderen Polstern, Matratzen, Steh, Sitz-
oder Liegenauflagen oder dergleichen zu verwenden.
-
Die Aufgabe wird ferner durch einen
Sitz mit einer Entfeuchtungseinrichtung gelöst, der sich dadurch auszeichnet,
dass mindestens eine feuchtigkeitsaufnehmende Schicht direkt unter
dem Sitzbezug eines Polsters angeordnet ist, um die an der Sitzseite
des Polsters auftretende Feuchtigkeit zu absorbieren, wobei der
Schicht unter Verwendung von feuchtigkeitsdurchlässigen Elektroden ein elektrisches
Feld derart überlagert
ist, dass die in der Schicht absorbierte Feuchtigkeit durch Elektroosmose
von der Sitzseite zur Rückseite
abtransportierbar ist.
-
Zudem ist es zweckmäßig, die
zuvor beschriebenen vorteilhaften Ausgestaltungen auch hier entsprechend
anzuwenden.
-
Ferner wird die Aufgabe durch ein
Verfahren zum Entfeuchten von feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenständen gelöst, das
sich dadurch auszeichnet, dass benachbart zu einem feuchtigkeitsaufnehmenden
Gegenstand mindestens eine feuchtigkeitsabsorbierende Schicht angeordnet
wird, die die an dem Gegenstand auftretende Feuchtigkeit absorbiert;
und dass der Schicht unter Verwendung von feuchtigkeitsdurchlässigen Elektroden
eine elektrisches Feld derart überlagert wird,
dass die in der Schicht absorbierte Feuchtigkeit durch Elektroosmose
von dem Gegenstand wegtransportiert wird.
-
Dabei ist es besonders zweckmäßig, dass die
Elektroden mit dazwischen angeordneter feuchtigkeitsaufnehmender
Schicht im wesentlichen parallel zum feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand
angeordnet werden. Dadurch wird ein möglichst großer Bereich des feuchtigkeitsaufnehmenden
Gegenstandes entfeuchtet.
-
Um einen effektiven Abtransport der
Feuchtigkeit zu bewirken, ist es erforderlich, dass das elektrische
Feld derart angelegt wird, dass die elektrischen Feldlinien von
dem zu entfeuchtenden Gegenstand wegweisen. Aufgrund der sandwichartigen
Anordnung von Elektroden und feuchtigkeitsaufnehmender Schicht verlaufen
die elektrischen Feldlinien auch im wesentlichen senkrecht zur Oberfläche der feuchtigkeitsaufnehmenden
Schicht.
-
Besonders zweckmäßig ist es, dass die an dem
feuchtigkeitsaufnehmenden Gegenstand auftretende Feuchtigkeit durch
die näher
zum Gegenstand benachbarte Elektrode (Anode) hindurchtritt, von
der feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht absorbiert wird, und aufgrund
der Elektroosmose an die andere Elektrode (Kathode) weitergeleitet
wird und dort verdunstet oder auf andere Weise abgeführt wird.
Dabei ist es besonders vorteilhaft, dass eine Migration der absorbierten
Feuchtigkeit vom Gegenstand weg eingeleitet wird, und durch den
entstehenden Feuchtegradienten in der feuchtigkeitsaufnehmenden
Schicht weiter Feuchtigkeit aufgenommen werden kann. Die von der
Schicht aufgenommene Feuchte wird dann durch Elektroosmose an die
weiter vom Gegenstand entfernte Elektrode (Kathode) transportiert,
um dort zu verdunsten.
-
Zum Erzeugen des elektrischen Feldes
ist es zweckmäßig, eine
Gleichspannung im Spannungsgradientenbereich von einigen V/cm zu
wählen.
Ein derartiger Spannungsgradient ist für den menschlichen Organismus
unschädlich
und liegt unterhalb der Spannung, die zu einer Elektrolyse der Flüssigkeit führen würde.
-
Im folgenden wird die Erfindung anhand
der beigefügten
Abbildungen in näheren
Einzelheiten erläutert.
In denen zeigt:
-
1a, b schematische Darstellungen zur Erläuterung
des Funktionsprinzips der Elektroosmose;
-
2 eine
schematische Darstellung eines Sitzes mit Entfeuchtungseinrichtung;
und
-
3a – c bevorzugte Ausführungsformen der in der Entfeuchtungseinrichtung
verwendeten feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht.
-
Das Prinzip der Elektroosmose wird
zunächst
unter Bezugnahme auf 1 erläutert. Von Elektroosmose
spricht man, wenn unter dem Einfluss einer Potentialdifferenz, die
zwischen den Stirnflächen
einer statischen Membran herrscht, Flüssigkeit durch diese Membran
strömt.
Dies ist schematisch in 1a dargestellt,
die eine typische Versuchsanordnung zur Messung der Flüssigkeitsbewegung
aufgrund von Elektroosmose zeigt. In einem U-Rohr 1, in dessen
unterem Teil eine einzelne Kapillare 2 eingeschmolzen ist,
befindet sich eine Flüssigkeit 3,
vorzugsweise eine wässrige
lonenlösung.
Die Stirnflächen 4, 5 der
Kapillare 2 sind mit einer Gleichspannung beaufschlagt,
so dass die elektrischen Feldlinien in Pfeilrichtung E zeigen. D.h.
die linke Stirnfläche 4 der
in 1a dargestellten Kapillare 2 stellt
eine Anode und die rechte Stirnfläche 5 stellt eine
Kathode dar. Nach dem Anlegen der Gleichspannung an die Stirnflächen 4, 5,
die nachfolgend allgemein als Elektroden bezeichnet werden, beobachtet
man das Strömen
der Flüssigkeit 3 durch
die Kapillare 2. Der Flüssigkeitspegel
steigt im rechten Schenkel des U-Rohres 1 an.
-
Zur weiteren qualitativen Erläuterung
der Elektroosmose ist in 1 b die Kapillare 2 mit
entsprechenden Elektroden 4, 5 vergrößert dargestellt. Die
Wand der Kapillare ist dabei mit Bezugsziffer 2a bezeichnet
und die Flüssigkeit
analog zu 1a mit Bezugsziffer 3.
Bekanntlich kommt es an Grenzflächen
von zwei Phasen (z.B. fest / flüssig)
häufig
zu Konzentrationsverschiebungen, was als „Adsorption" bezeichnet wird.
Wie in 1 b gezeigt, wird an der Festkörperoberfläche 2a bevorzugt
eine lonensorte adsorbiert, so dass sich an der Flüssigkeitsseite
Gegenionen ansammeln. Dies führt
zur Ausbildung einer sogenannten „elektrischen Doppelschicht".
Experimentell hat man festgestellt, dass sich die Phase mit der
höheren
Dielektrizitätskonstante
positiv gegenüber
der anderen Phase auflädt.
Da Wasser eine ausgesprochen hohe Dielektrizitätskonstante (ε = 78,54 bei
einer Temperatur von 25°C)
hat, ist es im allgemeinen die positiv aufgeladene Phase und die
Festkörperseite
die negativ aufgeladene Phase, wie in 1 b
schematisch dargestellt ist. Wird an die Kapillare 2 nun
mit Hilfe der Elektroden 4, 5 eine elektrische
Gleichspannung angelegt, so wandern die positiv geladenen Ionen
(Kationen) mit ihrer Hydrathülle – Wassermoleküle lagern
sich aufgrund ihres Dipolcharakters um die Kationen und werden von
diesen mitgezogen – im
elektrischen Feld E in Richtung Kathode (d.h. in 1a, b nach
rechts). Folglich kommt es effektiv zu einem Transport der Flüssigkeit 3 (über die
Hydrathüllen)
in Richtung Kathode. `
-
Dieses Prinzip macht sich die vorliegende Erfindung
zu Nutze, die im folgenden anhand einer bevorzugten Ausführungsform
in näheren
Einzelheiten beschrieben wird. 2 zeigt
einen Sitz 10, beispielsweise einen Fahrzeugsitz, dessen
als Rücklehne
dienendes Sitzpolster 11 mit einer entsprechenden Einrichtung 12 zur
Entfeuchtung des Sitzpolsters 11 ausgestattet ist. Das
zu entfeuchtende Sitzpolster 11 weist eine Vorderseite
(d. h. Sitzseite) 11a sowie eine Rückseite 11b auf.
-
Setzt sich eine Person auf den Sitz 10,
so erfolgt aufgrund der Transpiration der Person eine Durchfeuchtung
des Polsters 11, ausgehend von der Sitzseite 11a.
Um eine Entfeuchtung des Polsters 11 zu bewirken, ist die
Anordnung 12 vorgesehen, die feuchtedurchlässige Elektroden 4, 5 sowie
eine dazwischen liegende feuchtigkeitsaufnehmende Schicht 13 umfasst.
Die Anordnung 12 ist typischerweise sandwichartig ausgebildet
und im wesentlichen parallel zur Vorderseite 11a des Sitzes
verlaufend, vorzugsweise unter dem Sitzbezug 14 angeordnet.
Die Elektroden 4, 5 werden derart mit Gleichspannung
beaufschlagt, dass der feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht 13 ein
von der Vorderseite 11a zur Rückseite 11b weisendes
elektrisches Feld überlagert
wird. Dies bedeutet, dass die Elektrode 4, welche zur Vorderseite 11a näher benachbart
ist, eine Anode darstellt, und die andere Elektrode 5 eine
Kathode. Aufgrund des elektrischen Feldes mit entsprechender Polarität wird,
wie im Zusammenhang mit 1a und b erläutert,
die von der Schicht 13 aufgenommene Feuchtigkeit in Richtung
Sitzrückseite 11b transportiert.
Der damit verbundene Feuchtigkeitsstrom bewirkt wiederum, dass weiter
Feuchtigkeit von der Schicht 13 aufgenommen werden kann,
so dass ein kontinuierlicher Prozess in Gang gebracht ist. Die Elektroden 4, 5 bestehen
dabei aus feuchtigkeitsdurchlässigem
Material, so dass die Feuchtigkeit von der Vorderseite 11a des
Polsters 11 durch die Anode 4 hindurchtritt und
von der feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht absorbiert wird. Von dort
wird die Feuchtigkeit aufgrund der Elektroosmose an die Kathode
weitergeleitet, wo sie verdunstet oder auf andere Weise abgeführt wird.
Eine Verdunstung wird beispielsweise durch gute Hinterlüftung sowie
eine geeignete Ausgestaltung etwa durch eine Kaschierung mit großporigen
Schäumen
mit eingestellter Hydrophilie erreicht.
-
Als Elektroden wird beispielsweise
ein Textilgewebe aus elektrisch leitenden Kohlefasern oder elektrisch
leitenden Kunststoffen verwendet. Dadurch wird einerseits die elektrische
Leitfähigkeit
gewährleistet,
und andererseits kann Feuchtigkeit leicht durch ein derartiges Gewebe
hindurch treten.
-
Die zwischen den Elektroden 4, 5 angeordnete
Absorberschicht 13 ist dabei eine hydrophile Membran. Die
Schicht 13 ist beispielsweise eine Hohlfaser- oder Fasermembran,
deren Struktur schematisch in 3a bzw. 3b dargestellt ist. Die Membranen weisen
typischerweise eine Vielzahl von Kapillaren 2 auf, wobei
die Ausrichtung der Kapillaren im wesentlichen dem Verlauf der elektrischen
Feldlinien entspricht. Die abtransportierte Flüssigkeit strömt dabei
durch die Kapillaren 2 (Pfeilrichtung). Hohlfasermembranen
bestehen z. B. aus organischen Materialien, die zum Erzielen der
erforderlichen Hydrophilie mit Schwefelgruppen versetzt sind. Dabei
ist insbesondere die innere Oberfläche der Hohlfaser stark hydrophil
und Kapillarkondensation von Wasserdampf erfolgt in den Hohlfasern.
Ebenso erfolgt der Flüssigkeitstransport
entlang der Hohlfasern.
-
Die in 3b schematisch
dargestellte Fasermembran lässt
sich beispielsweise durch Beschuss einer Membrane mit Argonatomen
herstellen, so dass analog zur Ausgestaltung nach 3a die Kapillaren 2 im wesentlichen
parallel zum elektrischen Feld E verlaufen. Bei der Fasermembran
ist jedoch die äußere Oberfläche der
Faser stark hydrophil und Kondensation (Filmbildung) erfolgt auf
der Oberfläche.
Der Flüssigkeitstransport
erfolgt allerdings entlang der Faseroberfläche.
-
Darüber hinaus können auch
poröse,
hydrophile Membranen verwendet werden (s. 3c). Poröse Membranen weisen nicht die
in 3a bzw. 3b dargestellte Kapillarstruktur auf, sondern
zeichnen sich durch eine statistisch verteilte Struktur aus. Als Beispiel
hierfür
sind Gewebe (z. B. Vlies) oder andere Kunststoffe mit ionogener
Seitenkette zu nennen. Die poröse
Membran ist stark hydrophil und wird durch Kondensation mit Wasser
geflutet, so dass der Flüssigkeitstransport
durch gefüllte
Poren erfolgt.
-
Selbstverständlich kann bei dem in 2 dargestellten Sitz 10 nicht
nur das als Rücklehne
dienende Sitzpolster 11 mit der Entfeuchtungseinrichtung 12 ausgestattet
sein, sondern ebenso und in gleicher Weise das in 2 mit Bezugsziffer 11' bezeichnete
Sitzpolster.
-
Die vorliegende Erfindung ist nicht
auf die Verwendung zur Entfeuchtung von Sitz- oder anderen Polstern, Matratzen, Steh-,
Sitz- oder Liegeauflagen etc. beschränkt, sondern ist ganz allgemein
zur Entfeuchtung feuchtigkeitsaufnehmender Gegenstände geeignet.
Dabei kann die feuchtigkeitsaufnehmende Schicht 13 auch
mehrlagig ausgebildet sein, um einen sogenannten „Tandemeffekt"
hervorzurufen. Das heisst, zwischen Anode 4 und Kathode 5 sind
mehrere, schichtförmig
angeordnete Absorberschichten 13 angeordnet.
-
Abschließend sei angemerkt, dass die
vorliegende Erfindung selbstverständlich nicht nur zum Ab- bzw.
Wegführen
von Feuchtigkeit dient, sondern in analoger Weise zum gezielten
Befeuchten von Gegenständen
verwendet werden kann. Dieser Umkehrschluss ergibt sich ohne weiteres
aus der voranstehenden Beschreibung.