DE19801356A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Training der Ordnungsschwelle eines Menschen durch zeitversetzte auditive, taktile oder visuelle Reize - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Training der Ordnungsschwelle eines Menschen durch zeitversetzte auditive, taktile oder visuelle ReizeInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine
Vorrichtung zum Trainieren der auditiven und/oder visuellen
und/oder taktilen Ordnungsschwelle eines Menschen.
Was man unter der Ordnungsschwelle versteht, ist ausführlich im
Buch von Prof. Ernst Pöppel "Grenzen des Bewußtseins" DVA
Stuttgart (1985) beschrieben. Kurz gesagt, ist die
Ordnungsschwelle diejenige Zeitspanne, die mindestens zwischen
zwei Reizen liegen muß, damit sie getrennt wahrgenommen werden
und in eine zeitliche Reihenfolge gebracht werden können. Es ist
daher von Vorteil eine möglichst geringe Ordnungsschwelle zu
haben. Die Ordnungsschwellenwerte im Bevölkerungsdurchschnitt
liegen zwischen 30 und 40 Millisekunden.
In einer Patentschrift von E. F. Warnke, DE 43 18 336, wird
erstmals eine derartige Trainingseinrichtung vorgestellt. Darin
wird behauptet, daß die synchrone Zuführung der
Ordnungsschwellenreize auf mehrere Modalitäten zu einem
Lerneffekt führen soll, der bewirkt, daß sich die Modalität mit
der höheren Ordnungsschwelle an die mit der niedrigeren
Ordnungsschwelle angleicht.
Nach neueren Forschungen wird diese Trainingshypothese durch das
Phänomen der selektiven Wahrnehmung in Frage gestellt, wonach
Menschen dazu fähig sind, aus der Fülle von Umweltreizen gerade
diejenigen auszuwählen, die ihnen situativ am wichtigsten bzw.
am deutlichsten erscheinen. Menschen die z. B. eine deutlich
niedrigere visuelle als auditive Ordnungsschwelle aufweisen,
könnten ihre Wahrnehmung dann bei einem beabsichtigten Training
der auditiven Ordnungsschwelle überwiegend, vielleicht sogar
ausschließlich auf die für sie besser reihbaren visuellen Reize
konzentrieren, so daß eine Verbesserung der auditiven
Ordnungsschwelle durch dieses Training nicht zu erwarten wäre.
Aus dem Bereich der Psychoakustik ist das Gesetz der ersten
Wellenfront bekannt, welches kurzgefaßt beschreibt, daß bei
Eintreffen zweier Reize aus verschiedenen Richtungen derjenige
Reiz richtungsbestimmend auf die Wahrnehmung wirkt, der als
erstes zugeführt wurde. Übertragen auf die intermodale
Reizverarbeitung hieße dies, daß die zuerst angebotene Modalität
die Wahrnehmungskategorie bestimmt.
Daraus läßt sich die Möglichkeit ableiten, der selektiven
Wahrnehmung durch die zeitliche Vorverlegung der Reize auf das
langsamere Sinnessystem entgegenzuwirken.
Würde man dem Betroffenen, dessen visuelle Ordnungsschwelle
niedriger als die auditive Ordnungsschwelle ist, die auditiven
Reize einige Millisekunden vor den visuellen Reizen zuführen,
würde der Betroffene einerseits wegen seiner Fähigkeit der
selektiven Wahrnehmung die visuellen Reize bevorzugt verarbeiten
und andererseits wegen der früheren Zuführung die auditiven
Reize bevorzugt verarbeiten. Es gibt also eine individuelle
verschiedene Zeitschwelle, die beschreibt, wieviele
Millisekunden früher die Reize für das langsamere Sinnessystem
zugeführt werden müssen, damit ein Verstärkungseffekt der
schnelleren Modalität auf die langsamere Modalität stattfinden
kann.
Die Erfindung hat sich daher zur Aufgabe gemacht, die
Ordnungsschwelle systematisch zu trainieren, indem ein
beispielhafter Reizaufbau nach (Fig. 1) dafür sorgt, daß z. B.
die beiden auditiven Reize (A) den beiden visuellen Reizen (V)
um die Zeit (T2) vorgeschoben werden. Andererseits zeigt (Fig.
2), daß es schon genügen kann, wenn nur ein Reiz um die Zeit
(T2) vorgeschoben wird, so daß sich zwei verschiedene
Reizabstände (T1) ergeben.
Die technische Realisierung, läßt sich anhand (Fig. 3)
erläutern: Der Schalter (1) gibt Zufallsgenerator (2) frei, der
wiederum Zeitgeber (4) durch die Leitungen (3a) oder (3b)
triggert, so daß Zeitgeber (4) sofort einen Impuls von der Länge
(T1) z. B. 1 ms Länge auf Anschluß (5a) und nach Ablauf von
Zeitgeber (4) auch auf Anschluß (5b) abgibt oder erst auf
Anschluß (5b) und danach auf Anschluß (5a), je nach Ergebnis des
Zufallsgenerators (2). Der Impuls auf Anschluß (5a) wiederum
triggert Zeitgeber (6a) und der Impuls auf Anschluß (5b)
triggert wiederum Zeitgeber (6b). Zeitgeber (6a) und (6b)
erzeugen nach Ablauf der Zeit (T2) von z. B. 40 ms wiederum einen
Impuls von z. B. 1 ms an Anschluß (7a) bzw. (7b) und damit den
Zeitversatz. Die Zeitgeber (6a) und (6b) weisen eine gleiche
Zeitkonstante (T2) zwischen 5 und 100 ms auf oder zumindest
einer der Zeitgeber (6a/6b) weist eine Zeitkonstante von
mindestens 5 ms auf, wenn der andere 0 ms aufweist.
In einer beispielhaften Trainingssituation wird die Vorrichtung
wie folgt am Beispiel
(Fig. 3) eingesetzt: Ein Proband, bei dem eine hohe auditive und
eine geringere visuelle Ordnungsschwelle festgestellt wurde,
setzt Stereo-Kopfhörer auf, die mit den Anschlüssen (5a) und
(5b) verbunden sind, so daß dem Proband Klicks von z. B. 1 ms
Länge über die Kopfhörer zugeführt werden können. An den
Anschlüssen (7a) und (7b) werden Leuchtdioden angeschlossen, und
dem Proband so vorgesetzt, daß er beide Lichter gleichberechtigt
wahrnehmen kann. Wird nun der oben geschilderte Vorgang
ausgelöst, wird dem Probanden als erstes ein Klick, dann auf der
selben Seite ein Lichtreiz und schließlich auf der anderen Seite
ein Klick und zuletzt auf der anderen Seite der Lichtreiz
zugeführt.
Aus dem Gesamteindruck heraus entscheidet sich nun der Proband,
welchen der Sinnesreize er als erstes wahrgenommen hat: den
linken oder rechten. Ist seine Antwort richtig, wird der
Zeitgeber (4) und/oder der Zeitgeber (6a) und/oder der Zeitgeber
(6b) beim nachfolgenden Reiz eine kleinere Zeitkonstante wählen.
Ist seine Antwort falsch, wird der nachfolgende Reiz durch
Verlängern der Zeitkonstante von Zeitgeber (4) und/oder von
Zeitgeber (6a) und/oder von Zeitgeber (6b) dem Probanden
verlangsamt dargeboten. Dabei wird angestrebt, daß die
Zeitkonstante (T2) von Zeitgeber (6a) und/oder (6b) so groß ist,
daß der Proband einen Vorteil in seiner Entscheidung durch den
vorgeschalteten Reiz erfährt und somit die Ordnungsschwelle
seines langsameren Sinnessystems an die Ordnungsschwelle seines
schnelleren Sinnessystems trainiert wird.
Die beschriebene Vorrichtung und Verfahren wird demnach zur
Verbesserung der Ordnungsschwelle eines Menschen durch
zeitversetzte Reize eingesetzt.
Es sei darauf hingewiesen, daß das oben genannte Beispiel nicht
als Begrenzung des Erfindungsgedankens anzusehen ist, sondern
daß vielmehr Veränderungen und Abwandlungen vom Fachmann leicht
durchgeführt werden können, ohne den Grundgedanken und den
Rahmen der Erfindung zu verlassen.
Claims (10)
1. Vorrichtung und Verfahren zum Training der Ordnungsschwelle
eines Menschen
im auditiven und/oder visuellen und/oder taktilen Sinnessystem,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Trainierenden für ein
Sinnessystem zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Reize
zeitversetzt zu zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden
Sinnesreizen eines anderen Sinnessystem zugeführt werden.
2. Vorrichtung und Verfahren zum Training der Ordnungsschwelle
eines Menschen
im auditiven und/oder visuellen und/oder taktilen Sinnessystem,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Trainierenden für ein
Sinnessystem zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Reize
zugeführt werden und einem anderen Sinnessystem
zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Sinnesreizen mit
abweichendem Reizabstand zugeführt werden, so daß mindestens
ein Reiz des einen Sinnessystems asynchron zu dem des anderen
Sinnessystems zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet dadurch, daß
dem einem Sinnessystem die Reize 5 bis 100 Millisekunden früher
angeboten werden als einem anderen Sinnessystem.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zuerst die auditiven Reize über Kopfhörer
oder Lautsprecher angeboten werden und zeitversetzt die
visuellen Reize über Leuchtdioden oder Glühlampen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zuerst die visuellen Reize über Leuchtdioden
oder Glühlampen angeboten werden und zeitversetzt die auditiven
Reize über Kopfhörer oder Lautsprecher.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zuerst die visuellen Reize über Leuchtdioden
oder Glühlampen angeboten werden und zeitversetzt die taktilen
Reize über Aktuatoren oder Elektroden.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zuerst die taktilen Reize über Aktuatoren
oder Elektroden angeboten werden und zeitversetzt die visuellen
Reize über Leuchtdioden oder Glühlampen.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zuerst die taktilen Reize über Aktuatoren
oder Elektroden angeboten werden und zeitversetzt die auditiven
Reize über Kopfhörer oder Lautsprecher.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zuerst die auditiven Reize über Kopfhörer
oder Lautsprecher angeboten werden und zeitversetzt die taktilen
Reize über Aktuatoren oder Elektroden.
10. Vorrichtung nach Anspruch 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zeitversatz zwischen den Reizen zweier Sinnesbereiche
dem Lernfortschritt des Trainierenden angepaßt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19801356A DE19801356C2 (de) | 1997-06-14 | 1998-01-16 | Verfahren und Vorrichtung zum Training der Ordnungsschwelle eines Menschen durch zeitversetzte auditive, taktile oder visuelle Reize |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE29710422 | 1997-06-14 | ||
DE19801356A DE19801356C2 (de) | 1997-06-14 | 1998-01-16 | Verfahren und Vorrichtung zum Training der Ordnungsschwelle eines Menschen durch zeitversetzte auditive, taktile oder visuelle Reize |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19801356A1 true DE19801356A1 (de) | 1998-12-24 |
DE19801356C2 DE19801356C2 (de) | 2001-05-03 |
Family
ID=8041658
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19801356A Expired - Fee Related DE19801356C2 (de) | 1997-06-14 | 1998-01-16 | Verfahren und Vorrichtung zum Training der Ordnungsschwelle eines Menschen durch zeitversetzte auditive, taktile oder visuelle Reize |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19801356C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
GB2511909A (en) * | 2013-01-09 | 2014-09-17 | Univ City | Method & Apparatus for calibrating and correcting for neural asynchronies |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4318336C1 (de) * | 1993-06-02 | 1994-06-01 | Egon Fred Warnke | Verfahren und Vorrichtung zum Training der menschlichen Ordnungsschwelle |
DE19603001C2 (de) * | 1996-01-27 | 2000-11-23 | Egon Fred Warnke | Vorrichtung zum unterstützten Trainieren und Lernen |
-
1998
- 1998-01-16 DE DE19801356A patent/DE19801356C2/de not_active Expired - Fee Related
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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GB2511909A (en) * | 2013-01-09 | 2014-09-17 | Univ City | Method & Apparatus for calibrating and correcting for neural asynchronies |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE19801356C2 (de) | 2001-05-03 |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
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OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
D2 | Grant after examination | ||
8327 | Change in the person/name/address of the patent owner |
Owner name: MINNING, UWE, 79400 KANDERN, DE |
|
8363 | Opposition against the patent | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee | ||
8370 | Indication related to discontinuation of the patent is to be deleted | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee | ||
8370 | Indication related to discontinuation of the patent is to be deleted | ||
8368 | Opposition refused due to inadmissibility | ||
8380 | Miscellaneous part iii |
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