Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur automatischen
Perimetrie mit multifokalen, d. h. an mehreren Reizlokalisationen simultan
dargebotenen Lichtreizen.
Im Stand der Technik sind perimetrische Systeme bekannt, die entweder auf die
aktive Mitarbeit des Untersuchten angewiesen und damit als subjektiv
einzuordnen sind oder eine elektrophysiologische Größe als Funktionsindikator
verwenden und als objektive Perimeter bezeichnet werden.
Bei den bisherigen Verfahren ist nachteilig, daß in der subjektiven Perimetrie bei
fehlender Mitarbeit des Untersuchten eine Vermessung des Gesichtsfeldes nicht
möglich ist. Bei den bisherigen objektiven multifokalen perimetrischen Verfahren
ist nachteilig, daß die als Projektionssystem verwendeten Monitore
sinnesphysiologisch eine Reihe von ungünstigen Eigenschaften aufweisen. Dazu
zählen vor allem der fernsehähnliche Bildaufbau in Zeilen und eine ungenügende
Leuchtstarke, sowie das auf nur ca. 30 Grad beschränkte Gesichtsfeld und die
fehlende Möglichkeit der Fixationskontrolle.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
anzugeben, mit dem es möglich ist, in sinnesphysiologisch adäquater Weise einen
bezüglich des Zeitverlaufs und des räumlichen Musters optimierten optischen
Reiz zu generieren und anhand einer oder mehrerer elektrophysiologischer Größen
die Wahrnehmungsfunktion topographisch zu überprüfen.
Erfindungsgemäß gelingt die Lösung der Aufgabe dadurch, daß dem Betrachter
simuitan aus mehreren definierten Positionen des Gesichtsfeldes (multifokal)
physiologisch adäquate Lichtreize mit vorgegebenen lichttechnischen Parametern
und zeitlichem Ablauf präsentiert werden, daß die im ERG und/oder im EEG
enthaltenen Reizantworten erfaßt und ausgewertet werden, daß anhand der
ausgewerteten Reizantworten die Funktion des visuellen Systems überprüft wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die subjektive Wahrnehmung der
präsentierten Lichtreize objektiv über die Auswertung des EEG und/oder des ERG
beurteilt werden. Die Ergebnisse der Auswertung werden dazu verwendet, die
Funktionsfähigkeit des visuellen Systems topographisch darzustellen.
Bei der erfindungsgemäßen Anordnung ist im Blickfeld des Betrachters eine mit
voreingestellter Grundhelligkeit beleuchtete Puojektionsfläche positioniert, in der
an definierten Stellen geeignete optoelektronische Lichtquellen befestigt sind. Die
Lichtintensität sowie der zeitliche Verlauf des von den Lichtquellen produzierten
Lichtreizes sind in ausreichender Breite über den physiologisch interessierenden
Bereich einstellbar.
Vom Vorteil ist hierbei, daß optoelektronische Lichtquellen den
elektrophysiologischen Anforderungen wesentlich näher kommen als nach dem
Fernsehprinzip arbeitende Monitore. Dadurch werden besser auswertbare
Reizantworten evoziert und dies führt zur gewünschten Reduktion der
Patientenbelastung.
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispieles näher
erläutert. In den zugehörigen Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 das Übersichtsschaltbild des Meßplatzes und
Fig. 2 das Schaltbild einer Realisierung des multifokalen Stimulators.
Der Patient sitzt vor einer kugelförmigen Projektionsfläche - dem Perimeter (1) -,
in dem an definierten Stellen optoelektronische Lichtquellen (LED, Luminiszenz
dioden) befestigt sind. Sendet eine LED einen kurzen Lichtblitz (Länge ca. 20
ms), ruft dieser im ERG und im EEG typische Potentialantworten hervor. Diese
Potentialantworten werden mit geeigneter Technik (3) verstärkt und digitalisiert.
Die digitalisierten Reizantworten werden im Rechner (2) verarbeitet und
ausgewertet. Vor allem ist es notwendig, mehrere Reizantworten von einer
Reizlokalisation zu erfassen um den erforderlichen Signal-Rausch-Abstand zu
erreichen. Die Ansteuerung der LED und die Realisierung geeigneter
Reizparameter übernimmt der Rechner (2).
Solange die LED einzeln aufleuchten, ist auch eine subjektive Beantwortung der
Frage nach dem Gesehenwerden der Lichtblitze durch den Patienten möglich, falls
dieser kooperativ ist. Um die Untersuchungszeit deutlich zu verkürzen, werden die
LED nicht einzeln, sondern in vorher festgelegten Gruppen angesteuert. Diese Art
der Stimulation wird als multifokale Reizung bezeichnet. Hierbei ist keine
subjektive Beurteilung der Reizantworten mehr möglich, die Auswertung
übernimmt der Rechner (2). Da bei der Auswertung bekannt ist, in welchen
Reizpositionen zu den jeweiligen Zeitpunkten die LED aufblitzen, läßt sich aus
der gemeinsamen Potentialantwort die jeder Reizposition zugehörige Reizantwort
anhand von Korrelationsfunktionen berechnen.
Im Beispiel übernimmt die Steuerung des multifokalen Perimeters ein
Mikrocontroller (7). Dieser legt anhand vorgegebener bzw. vom übergeordneten
Rechner (2) erhaltener Parameter den Zeitablauf der multifokalen Reizung für die
Zeitsteuerung (8) fest. Im Zeitablauf werden vorher festgelegte räumliche Muster
(6) der aufblitzenden LED von der Zeitsteuerung (8) abgearbeitet. Die
Lichtintensität der LED läßt sich mit Hilfe von Digital-Analog-Wandlern (5) für
jede Position auch in ihrem zeitlichen Ablauf einzeln einstellen. Auf diese Weise
kann die Untersuchungszeit zur Kontrolle des Gesichtsfeldes gegenüber der
monofokalen Reizung um einen Faktor verkürzt werden, der der Anzahl von
multifokal aufleuchtenden LED entspricht.
BEZUGSZEICHENLISTE
EEG Elektroenzephalogramm
ERG Elektroretinogramm
1
Stimulatorkugel mit Lichtquellen
2
Steuerrechner
3
ERG/EEG-Meßsystem, AD-Wandler
4
Steuerung der Lichtintensität, 96 DA-Wandler
5
Steuerung des räumlichen Musters
6
Mikrocontroller/Mikroprozessor
7
Zeitsteuerung