DE19751658A1 - Verfahren zur Bildung lateral organisierter Strukturen auf Trägeroberflächen - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrisch adressierbaren
Immobilisierung von monomolekularen Schichten aus bereits fertigen Molekülen
auf Trägeroberflächen sowie die Verwendung des Verfahrens zur Herstellung
von Multisensor-Arrays.
Es gibt einige Verfahren für die adressierbare Immobilisierung, mit deren Hilfe
man mehrere unterschiedliche Molekültypen gezielt auf eine Trägeroberfläche
binden kann. Man kann diese Technik u. a. zur Herstellung von Multisensor-Arrays
benutzen. Bisher sind die mikromechanische Adressierbarkeit und die
optische Adressierbarkeit im Einsatz. Bei der mikromechanischen
Immobilisierung verwendet man ein Sprühsystem mit präziser Positionierung
[Yershov et al., 1996; Blanchard et al., 1996]. Die optische Immobilisierung
erfolgt über die Verknüpfung funktioneller Gruppen mit photolabilen
Schutzgruppen. Die Aktivierung des Systems erfolgt durch das Abspalten der
Schutzgruppe mittels Photolyse [US-P.-5,412,087]. Eine andere Möglichkeit
besteht darin, die Adsorption unter Verwendung der Photoresist-Technik
durchzuführen [Chrisey et al., 1996].
Bei den bisher bekannten Immobilisierungsverfahren bestehen allerdings
gewisse Nachteile, welche die Anwendbarkeit der Verfahren einschränken. So
ist z. B. die Auflösung der mikromechanischen Immobilisierung durch die Größe
der einzelnen Sprühpartikel limitiert. Im besten Fall erreicht man eine Auflösung
von ca. 100 µm [Yershov et al., 1996; Blanchard et al., 1996]. Bei der optischen
Immobilisierung muß immer mit Schutzgruppen gearbeitet werden, die die
Einhaltung bestimmter Bedingungen (z. B. Lösungsmittel, Abdunklung wegen
Lichtempfindlichkeit) erfordern und zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder
abgespalten werden müssen. Die Photoresist-Methode [Chrisey et al., 1996] ist
sehr zeit- und kostenaufwendig, da eine große Anzahl von Photomasken
verwendet werden muß.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren
bereitzustellen, mit Hilfe dessen Moleküle auf einfache Weise auf Oberflächen
adressierbar immobilisiert werden können.
Es ist bekannt, daß die chemische Adsorption von Molekülen auf eine Elektrode
durch Veränderungen des angelegten elektrischen Potentials beeinflußt werden
kann. Diese Potentialabhängigkeit gilt auch für die chemische Adsorption von
Thiolverbindungen auf Elektroden. Von den Erfindern wurden die Bedingungen
untersucht, bei denen die Gold-Schwefel Bindung stabil ist. Zusätzlich zu den in
der Literatur bereits bekannten Ergebnissen [Imabayashi et al., 1997; Yang et
al., 1997], konnte gezeigt werden, daß eine chemisch adsorbierte
Molekularschicht auf einer Elektrode nur bei einem bestimmten pH-abhängigen
Potentialbereich stabil ist. Mit der Änderung des Potentials innerhalb oder
außerhalb des Potentialstabilitätsbereichs kann man die Desorption oder
Adsorption von Molekülen steuern. Man kann dieses Prinzip benutzen, um eine
bestimmte laterale Struktur der chemisch adsorbierten Schicht aufzubauen. Von
den Erfindern wird nun diese Methode der elektrisch adressierbaren
Immobilisierung von Molekülen eingesetzt, um mannigfaltige Molekültypen auf
engstem Raum auf Oberflächen zu immobilisieren.
Für die elektrisch adressierbare Immobilisierung werden Elektroden beliebiger
Größe, Form und Anzahl verwendet, welche auf einen Träger aus einem
dielektrischen Stoff aufgebracht ist. Die Immobilisierung erfolgt durch chemische
Adsorption nach anschließendem Schema (s. a. Bild 1, 2). Dabei werden
verschiedene Molekültypen (A, B, C, usw.), die eine oder mehrere
Thiolgruppen enthalten, gezielt auf verschiedene Elektroden (E1, E2, E3, usw.)
immobilisiert: Molekültyp A auf Elektrode E1, Molekültyp B auf Elektrode E2,
usw. Um dies zu erreichen geht man wie folgt vor: An die Elektrode E1 wird in
wäßriger Lösung ein geeignetes Elektrodenpotential (Adsorptionspotential)
gegenüber einer Referenzelektrode anlegt, welches die Bindung mit
Thiolgruppen unterstützt. Gleichzeitig werden die anderen Elektroden (E2, E3,
usw.) mit einem Elektrodenpotential (Desorptionspotential) gegenüber
derselben Referenzelektrode belegt, welches ausreicht, um die Bindung der
Thiolgruppen mit diesen Elektroden zu unterdrücken. Darum wird der
zugegebene Molekültyp A nur an die Elektrode E1 gebunden. Anschließend
ersetzt man den Molekültyp A in der wäßrigen Lösung durch den Molekültyp B
und adressiert diese Moleküle an den nachfolgenden Elektrodenplatz E2. Durch
das Desorptionspotential werden die unbeschichteten Elektrodenplätze weiterhin
inert gehalten. Das weiterhin an bereits beschichtete Elektrodenplätze angelegte
Adsorptionspotential verhindert die Desorption von Molekülen ebenso wie die
weitere chemische Adsorption andersstrukturierter Moleküle, weil der
Elektrodenplatz mit dem ersten Molekültyp vollständig bedeckt ist. Diesen
Vorgang wiederholt man solange, bis der Sensor-Array vollständig aufgebaut ist.
Zwischen dem immobilisierten Molekül und der Elektrode bildet sich eine feste
Bindung. Somit ist es möglich, einen Multisensoren-Array mit beliebiger
Molekülzusammensetzung zu erzeugen.
Unter dem Begriff Träger soll jedes feste dielektrische Substrat (z. B. Glas
nichtleitender Kunststoff, etc.) sowie jedes leitende und halbleitende Substrat mit
dielektrischer Beschichtung (z. B. Silizium) verstanden werden.
Als Elektroden werden allgemein dünne Schichten leitender Materialien
bezeichnet, die fest an einen Träger gebunden sind (z. B. Au, Pd, Pt, Ag,
dotierte Halbleiter). Durch separate elektrische Leitungen kann das Potential
welches an den verschiedenen Elektroden anliegt, individuell gesteuert werden.
Als Referenzelektroden sollen die allgemein in der Elektrochemie verwendeten
Referenzelektroden (z. B. Ag/AgCl, etc.) mit oder ohne Salzbrücke verstanden
werden.
Als Molekültypen, welche mittels dem erfindungsgemäßen Verfahren zur
elektrisch adressierbaren Immobilisation an Elektroden chemisch adsorbiert
werden können, kommen solche in Frage, deren Bindung mit den Elektroden
durch das Elektrodenpotential gesteuert werden kann. Im Fall von
Goldelektroden können beliebige Molekültypen (z. B., Toxine, Hormone,
Hormonrezeptoren, Peptide, Proteine, Enzyme, Enzymsubstrate, Cofaktoren,
Arzneimittel, Lektine, Zucker, Oligonukleotide, DNA, RNA, Oligosaccharide,
Epitope, Antikörper und künstliche Rezeptoren) mit Thiol- oder Sulfidgruppen
verwendet werden. Die Thiolgruppen können in derartigen Molekülen entweder
schon ursprünglich vorhanden sein oder aber erst durch chemische Modifikation
eingeführt werden.
Unter einem "Adsorptionspotential" versteht man ein elektrisches Potential, bei
dem die Bindung der Elektrode mit dem Molekül unterstützt bzw.
aufrechterhalten wird. Für die chemische Adsorption von Thiolen auf Gold liegt
das Adsorptionspotential bei pH 7.0 im Bereich von 0 bis +600 mV gegenüber
der Ag/AgCl-Elektrode. Das Optimum liegt bei ca. +300 mV. Bei alkalischem pH
wird dieser Potentialbereich nach unten verschoben.
Unter dem Begriff "Desorptionspotential" versteht man ein Potential außerhalb
des oben definierten Stabilitätsbereichs. Das Desorptionspotential muß
ausreichend hoch sein, um die chemische Adsorption von Molekülen, die
während des Immobilisierungsverfahrens eingesetzt werden, zu verhindern.
In den Bildern sind Ausführungsbeispiele der Erfindung sowie typische
Meßdaten dargestellt. Sie sind im folgenden näher beschrieben. Es zeigt
Bild 1 einen schematisch dargestellten Aufbau zur Durchführung der elektrisch
adressierbaren Immobilisierung,
Bild 2 den Algorithmus der elektrisch adressierbaren Beschichtung eines Arrays
mit n Einzelelektroden,
Bild 3 die Kapazitätserniedrigung (in Abhängigkeit von der Zeit) einer
unbeschichteten Goldelektrode bei der Adsorption von 6-Mercaptohexansäure
bei einem Elektrodenpotential von +300 mV gegenüber einer Ag/AgCl-Elek
trode. Durch die folgende Spülung wird nur ein geringer Teil des
adsorbierten Thiols wieder entfernt,
Bild 4 die Kapazitätsänderungen einer unbeschichteten Goldelektrode bei
mehreren Zyklen der Adsorption von Octanthiol bei einem Elektrodenpotential
von -1400 mV gegenüber einer Ag/AgCl-Elektrode. Eine anschließenden
Spülung entfernt das adsorbierte Thiol vollständig,
Bild 5 die Kapazitätsänderung einer unbeschichteten Goldelektrode, an die
nacheinander das Desorptions-(-1400 mV) und das Adsorptionspotential (+300
mV) gegenüber einer Ag/AgCl-Elektrode angelegt wurde. Bei beiden Potentialen
wurde die Adsorption von 6-Mercaptohexadecansäure verfolgt.
Bild 6 die Kapazitätsänderungen eines Systems bestehend aus zwei
Goldelektroden, bei dem die elektrisch adressierbare Immobilisierung von 6-Mer
captohexansäure und Octanthiol bei Elektrodenpotentialen von +300 mV
bzw. -1400 mV gegenüber einer Ag/AgCl-Elektrode durchgeführt wurde.
Bei dem in Bild 1 gezeigten Aufbau handelt es sich um ein System mit
Probenwechsler (Bezugszeichen 1) für Reagenzgefäße, welche die
Molekültypen und die Spüllösungen enthalten, und peristaltischer Pumpe
(Bezugszeichen 2), welche die gewünschten Moleküle in die Durchflußzelle
(Bezugszeichen 3) transportiert und wieder in ein Auffanggefäß (Bezugszeichen
4) auswäscht. In der Zelle befinden sich n Elektroden (um einen gewissen
Überblick zu gewährleisten sind in Bild 1 nur fünf Elektroden explizit dargestellt)
auf einem Träger (Bezugszeichen 5), die durch einen rechnergesteuerten
Multiplexer (Bezugszeichen 6), welcher durch einen Adressbus (Bezugszeichen
7) gesteuert wird, separat entweder mit einem Adsorptionspotential
(Bezugszeichen 8) oder einem Desorptionspotential (Bezugszeichen 9)
gegenüber einer Referenzelektrode (Bezugszeichen 10) belegt werden.
Bild 2 zeigt detailliert die Einzelschritte der elektrisch adressierbaren
Immobilisierung von Molekülen der Typen A, B, . . ., X auf den Elektroden E1, E2,
. . ., En. Dabei werden mit dem Bezugszeichen 11 der Zugabeschritt eines
thiolhaltigen Moleküls, dem Bezugszeichen 12 der Adsorptionsschritt dieses
Moleküls und dem Bezugszeichen 13 der Spülungsschritt mit Elektrolyt
bezeichnet. Über die Pumpe 2 wird Molekültyp A in die Zelle 3 transportiert. Dort
adsorbiert Molekültyp A auf die Elektrode E1, an welche das
Adsorptionspotential angelegt ist. Gleichzeitig wird die chemische Adsorption auf
die Elektroden E2 bis En durch das dort angelegte Desorptionspotential
verhindert. Nach dem Auswaschen von Molekültyp A werden die
Elektrodenpotentiale in der Weise geändert, daß an Elektrode E1 das
Adsorptionspotential und an den Elektroden E3 bis En das Desorptionspotential
beibehalten wird. Bei Elektrode E2 verändert man das elektrische Potential unter
Anlegen des Adsorptionspotentials. Über die Pumpe 2 wird aus dem
Probenwechsler 1 der Molekültyp B in die Zelle transportiert. Dort wird
Molekültyp B nur auf Elektrode E2 immobilisiert, weil Elektrode E1 bereits mit
Molekültyp A beschichtet ist und an die Elektroden E3 bis En das
Desorptionspotential angelegt ist. Die Reinigung erfolgt wie oben beschrieben
die Beschichtung der Elektroden E3 bis En mit den Molekültypen C bis X wird
analog zu den Elektroden E1 und E2 durchgeführt.
Die Bilder 3 bis 5 zeigen die Kapazitätsänderungen, welche bei der elektrisch
adressierbaren Immobilisierung mit Einzelelektroden auftreten. Dabei werden mit
dem Bezugszeichen 14 die Zugabe von Octanthiol, mit dem Bezugszeichen 16
die Zugabe von 6-Mercaptohexansäure und mit dem Bezugszeichen 15 die
Spülung (Waschen) der Elektroden mit Reinstwasser und Chloroform
bezeichnet. Als Elektrolyt wurde immer wäßrige KCl-Lösung (100 mM) von pH
6,7 verwendet. In den Bildern sind zusätzlich die spezifischen Kapazitätswerte
angegeben. Die vollständige Entfernung der bei -1400 mV adsorbierten Thiole
bei der Spülung zeigt, daß diese Moleküle nur physikalisch auf der
Goldelektrode adsorbiert waren (Bild 4). Im Gegensatz dazu war der größte Teil
der bei +300 mV adsorbierten Thiole chemisch adsorbiert und deshalb stabil
gegenüber der Spülung.
Bild 6 zeigt analog dazu das Ergebnis mit einem Zweielektrodensystem. Als
Elektrolyt wurde wäßrige KCl-Lösung (100 mM) von pH 6,7 verwendet. Die
Zugabe von 6-Mercaptohexansäure 16 sowie die Spülung 15 erfolgten bei
Elektrodenpotentialen von +300 mV (Adsorptionspotential) für Elektrode 1 und -1400
mV (Desorptionspotential) für Elektrode 2. Die Zugabe von Octanthiol 14
wurde bei Elektrodenpotentialen von +300 mV für beide Elektroden
durchgeführt.
Silizium-Wafer Stückchen mit einer Größe von 3,20 mm × 10,02 mm und einer
Stärke von 450 µm werden in einem allgemein üblichen Sputterprozeß mit einer
Goldelektrode der Größe 1,56 mm × 1,56 mm (reaktive Oberfläche) und einer
Zuleitung von 10 µm Breite und 6,65 mm Länge versehen. Die Elektrode wurde
aus Titan- und Palladiumschichten (Haftvermittler, jeweils 50 nm dick) und einer
deckenden Goldschicht (200 nm) aufgebaut. Als Kontaktstelle für das
Meßsystem wird am oberen Ende der Zuleitungen ein versilberter Draht
angelötet. Die Waferplättchen wurden vor dem Reinigungsprozeß optisch mit
einem Auflichtmikroskop auf Beschädigungen überprüft. Die Reinigung erfolgte
in mehreren Schritten. Zuerst wurden die Wafer 30 min vollständig in Chloroform
getaucht. Nach dem Trocknen im Stickstoffstrom wurden die Wafer in eine 1 : 1
(v/v) Mischung aus Chloroform und Methanol getaucht und 10 min im
Ultraschallbad behandelt. Analog zu dem verwendeten Chloroform kann man bei
diesen Reinigungsschritten auch Ethanol (99%) und eine 1 : 1 (v/v) Mischung aus
Ethanol und Methanol benutzen. Die Wafer wurden getrocknet und für 5 min in
eine heiße 3 : 1 (v/v) Mischung aus konzentrierter Schwefelsäure und 30%
Wasserstoffperoxid getaucht. Bei den letzten beiden Schritten wurde darauf
geachtet, daß nur die reaktive Elektrodenfläche und max. 4,50 mm der Zuleitung
in die Mischung eintauchten. Die Elektroden wurden gründlich mit Reinstwasser
(Millipore: Mili-QPlus-185; 18,2 MΩ.cm-1) gespült und getrocknet. Alle Glas- und
Teflongeräte wurden vor ihrer Verwendung in analoger Weise gereinigt, um eine
Kontaminierung mit möglichen Adsorbat-Molekülen zu verhindern.
Die Waferplatte mit der aufgesputterten Goldelektrode wurde gemeinsam mit
einer Ag/AgCl Referenzelektrode (Oberfläche ca. 1 cm2) an einem Teflonhalter
befestigt, der als Deckel für die Meßzelle (Schnappdeckelglas, 40 mm × 19 mm)
dient und eine Öffnung für die Zugabe und Entnahme von Flüssigkeiten besitzt.
Die Zelle wird mit Elektrolyt (100 mM KCl; pH 6,7; ca. 3 ml) soweit gefüllt, daß
die reaktive Oberfläche der Goldelektrode und die Referenzelektrode (Ag/AgCl)
vollständig eintauchen. Für eine gleichmäßige Durchmischung sorgt ein
Magnetrührer. Ein Lock-in-Verstärker mit integriertem Sinusgenerator erzeugt
ein konstantes Sinussignal mit einer Frequenz von 20 Hz und einer Amplitude
von 10 mV. Alle Messungen wurden bei Raumtemperatur (22°C) durchgeführt.
Der Lock-in-Verstärker wird auch zur Registrierung des kapazitiven Stroms
verwendet. Zusätzlich zu der Wechselspannung wird eine Gleichspannung über
einen Spannungsgeber zugegeben. Erfolgt die Adsorption von Molekülen auf die
Elektrodenoberfläche, wurde dieses als Kapazitätsänderung gemessen. Das
Meßsignal wurde auf einen x-t Schreiber aufgezeichnet und über einen 16 bit A-D
Umwandler in den Rechner übertragen. Zu Beginn der Messung wurde die
absolute Kapazität der unbeschichteten Goldelektrode bei einem elektrischen
Potential von +300 mV bestimmt. Man erhielt Werte von mindestens 12-14
µF/cm2.
Nachdem die Elektrode einen stabilen Kapazitätswert erreicht hatte, wurde das
Adsorptionspotential (+300 mV) beibehalten und soviel 6-Mercaptohexansäure
gelöst in Elektrolyt zugegeben, das in der Meßzelle eine Konzentration von 50
µmol/l vorlag. Die Adsorption setzte sofort ein und war nach ca. 2,5 Stunden
abgeschlossen (s. Bild 3). Die Halbwertszeit der Beschichtung betrug ca. 10 min
und der absolute Kapazitätswert war mit 4,3 µF/cm2 vergleichbar mit dem einer
in Chloroform oder Ethanol (1 mM 6-Mercaptohexansäure) beschichteten
Goldelektrode. Nach dieser Beschichtung wurde die Meßzelle geöffnet, die
Goldelektroden mit Reinstwasser gespült und ca. 5 s in Chloroform getaucht, um
nur physikalisch adsorbiertes Thiol von den Elektroden zu entfernen. Die
Referenzelektrode, die Meßzelle und der Rührer wurden gründlich mit
Reinstwasser, Chloroform, Ethanol und Aceton gereinigt, um das 6-Mer
captohexansäure zu entfernen. Anschließend wurde die Qualität der
Beschichtung durch erneute Messung der Kapazität überprüft. Nur eine
geringfügige Kapazitätserhöhung (1-2%) gegenüber der zuvor erhaltenen Werte
wurde gemessen.
An die Goldelektrode wurde ein Desorptionspotential von -1400 mV gegenüber
einer Ag/AgCl-Referenzelektrode angelegt und die Stabilität des
Kapazitätswertes abgewartet. Anschließend wurde soviel Octanthiol zugegeben,
daß in der Zelle eine Konzentration von 250 µmol/l vorlag. Die folgende
Kapazitätserniedrigung betrug nach 2 Stunden ca. 30% bei einer Halbwertszeit
von 45 Minuten (s. Bild 4). Der absolute Kapazitätswert war mit 7,8 µF/cm2
deutlich größer als bei der Goldelektrode die unter Anlegen des
Adsorptionspotentials beschichtet worden war. Nach Reinigung der Elektrode
mit Reinstwasser und Chloroform (5 s) zeigte sich, daß die
Kapazitätserniedrigung nur auf physikalisch adsorbiertes Thiol zurückzuführen
war, weil die Startwerte von 12-14 µF/cm2 wieder erreicht wurden. Die
physikalische Adsorption und der darauf folgende Reinigungsschritt wurden
mehrmals wiederholt und lieferte stets das gleiche Ergebnis.
An die Goldelektrode wurde ein Desorptionspotential von -1400 mV gegenüber
einer Ag/AgCl-Referenzelektrode angelegt und die Einstellung eines stabilen
Kapazitätswertes abgewartet. Anschließend wurde soviel 6-Mercaptohexansäure
gelöst in Elektrolyt zugegeben, daß in der Meßzelle eine Konzentration von 50
µmol/l vorlag. Die Kapazitätserniedrigung betrug nach 1 Stunde nur ca. 7% (s.
Bild 5). Das angelegte Desorptionspotential wurde jetzt durch das
Adsorptionspotential (+300 mV) ersetzt. Die Kapazitätsänderung, welche durch
die Potentialänderung verursacht wurde, wurde von der sofort beginnenden
chemischen Adsorption überlagert und konnte nicht bestimmt werden. Nach ca.
2 Stunden war die Adsorption abgeschlossen (Halbwertszeit 8 Minuten) und der
absolute Kapazitätswert (4,9 µF/cm2) mit einer in organischer Lösung
beschichteten Goldelektrode vergleichbar. Durch die Reinigung der Elektrode mit
Reinstwasser und Ethanol (10 s) wurde kein adsorbiertes Thiol mehr entfernt.
Silizium-Wafer Stückchen mit einer Größe von 6,40 mm × 10,02 mm und einer
Stärke von 450 µm werden in einem allgemein üblichen Sputterprozeß mit 2
Goldelektroden der Größe von jeweils 1,56 mm × 1,56 mm (reaktive Oberfläche)
und einer Zuleitung von 10 µm Breite und 6,65 mm Länge versehen. Die
Elektroden wurden aus Titan- und Palladiumschichten (Haftvermittler, jeweils 50
nm dick) und einer deckenden Goldschicht (200 nm) aufgebaut. Der Abstand der
Elektroden voneinander beträgt 1,56 mm. Das Anbringen der Kontaktstelle und
der Reinigungsprozeß verlaufen analog zur oben beschriebenen Durchführung.
Die Waferplatte mit den zwei Goldelektroden wurde gemeinsam mit einer
Ag/AgCl Referenzelektrode (Oberfläche ca. 1 cm2) an einem Teflonhalter
befestigt, der als Deckel für die Meßzelle (ein Schnappdeckelglas, 40 mm × 19
mm) dient und eine Öffnung für die Zugabe und Entnahme von Flüssigkeiten
besitzt. Die Zelle wird mit Elektrolyt (100 mM KCl; pH 6,7; ca. 3 ml) soweit gefüllt,
daß die reaktive Oberfläche der Goldelektroden und die Referenzelektrode
vollständig eintauchen. Für eine gleichmäßige Durchmischung sorgt ein
Magnetrührer. Ein Lock-in-Verstärker mit integriertem Sinusgenerator erzeugt
ein konstantes Sinussignal mit einer Frequenz von 20 Hz und einer Amplitude
von 10 mV. Alle Messungen wurden bei Raumtemperatur (22°C) durchgeführt.
Der Lock-in-Verstärker wird auch zur Registrierung des kapazitiven Stroms
verwendet. Zusätzlich zu der Wechselspannung wird eine Gleichspannung über
einen Spannungsgeber zugegeben. Die zwei Potentialgeber ermöglichen das
separate Anlegen von elektrischen Potentialen (P1, P2) an die Goldelektroden
(E1, E2) gegenüber einer Ag/AgCl-Referenzelektrode. Die Adsorption von
Molekülen auf die Elektrodenoberfläche wurde als Kapazitätsänderung
gemessen. Das Meßsignal wurde auf einen x-t Schreiber aufgezeichnet und
über einen 16 bit A-D Umwandler in den Computer übertragen. Vor der Zugabe
des ersten Thiols wurde die Kapazität der unbeschichteten Goldelektroden bei
einem Elektrodenpotential P1 = P2 = +300 mV geprüft. Man erhielt Werte von
mindestens 12-14 µF/cm2, welche typisch für unbeschichtete Goldelektroden
sind.
Nachdem beide Elektroden stabile Kapazitätswerte erreicht hatten, wurde die
Kapazität der Elektrode E1 mit den Detektoren aufgezeichnet. Das an Elektrode
E2 angelegte Potential von +300 mV wurde nach -1400 mV verschoben.
Kapazitätsänderungen an Elektrode E1 auf Grund dieser Potentialverschiebung
wurden abgewartet. Dann wurde soviel 6-Mercaptohexadecansäure gelöst in
Elektrolyt zugegeben, daß eine Konzentration von 50 µmol/l in der Zelle vorlag.
Die Adsorption setzte sofort ein und war nach ca. 2,5 Stunden abgeschlossen.
Die Halbwertszeit der Beschichtung betrug ca. 15 min und der absolute
Kapazitätswert war mit 4 bis 5 µF/cm2 vergleichbar mit dem einer in Chloroform
(1 mM 6-Mercaptohexadecansäure) beschichteten Goldelektrode. Nach dieser
Beschichtung wurde die Meßzelle geöffnet, die Goldelektroden mit
Reinstwasser gespült und ca. 5 s in Chloroform getaucht um physikalisch
adsorbiertes Thiol von den Elektroden zu entfernen. Die Referenzelektrode, die
Meßzelle und der Rührer wurden gründlich mit Reinstwasser, Chloroform,
Ethanol und Aceton gereinigt, um die 6-Mercaptohexadecansäure zu entfernen.
Die Meßzelle wird, wie oben beschrieben aufgebaut, und mit frischem Elektrolyt
befüllt. Bei einem Potential von P1 = P2 = +300 mV wurden erneut die
absoluten Kapazitätswerte gemessen. Die mit 6-Mercaptohexadecansäure
beschichtete Elektrode E1 hatte einen Wert von 4,2 µF/cm2, die zweite Elektrode
hatte nur eine geringe Änderung vom Ausgangswert erfahren (ca. 10%).
Elektrode E2 wurde wurde während des zweiten Beschichtungsschrittes verfolgt.
Bei Zugabe Octanthiol (Konzentration in der Zelle 150 µmol/l) erfolgte eine
sofortige Adsorption, die nach ca. 3 Stunden beendet war (Halbwertszeit 10,5
min). Die absoluten Kapazitätswerte der beiden Goldelektroden betrugen nach
einem erneuten Reinigungsschritt 1,4 µF/cm2 für Elektrode 2 und 4,1 µF/cm2 für
Elektrode 1.
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Claims (5)
1. Verfahren zur elektrisch adressierbaren Immobilisierung von Molekülen auf
Elektroden, die sich auf dem Träger befinden, gekennzeichnet durch das
Anlegen eines Adsorptionspotentials an mindestens eine Elektrode und das
Anlegen eines Desorptionspotentials an mindestens eine andere Elektrode
die sich auf einem Träger befindet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei sich die Elektroden auf demselben Träger
oder auf separaten Trägern befinden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Moleküle, welche immobilisiert
werden, ausgewählt sind aus der Gruppe der Toxine, Hormone,
Hormonrezeptore, Peptide, Proteine, Enzyme, Enzymsubstrate, Cofaktoren
Arzneimittel, Lektine, Zucker, Oligonukleotide, DNA, RNA, Oligosaccharide,
natürlichen und künstlichen Rezeptoren, redox-aktiven Substanzen,
Farbstoffe, Säuren, Basen, Epitopen oder Antikörper, die mindestens eine
Thiolgruppe besitzen oder welche mit mindestens einer thiolhaltigen
Verbindung gekoppelt sind.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Elektrode aus Au, Pd, Ag,
GaAs, Pt oder einem anderen leitenden oder halbleitenden anorganischen
oder organischen Material hergestellt wird.
5. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 zur
Herstellung von Arrays von chemischen, biolpgischen und physikalischen
Sensoren, Elementen zur Informationsspeicherung und Bearbeitung sowie
für Anwendungen für die chemische Oberflächensynthese.
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