Beschreibung
Vorrichtung und Verfahren zur elektrisch beschleunigten Immobilisierung von Molekülen
Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren und eine neue Vorrichtung zur elektrisch beschleunigten Immobilisierung von Molekülen und ihrer Detektion bzw. Erkennung. Die Erfindung bezieht sich auf Arrays von Mikroelektroden auf einem festen Substrat, die in Kontakt mit einem flüssigen Elektrolyten sind und auf Verfahren zum Betreiben der Mikroelektroden mittels elektrischer Signale.
Die Detektion einer oder mehrerer unterschiedlicher Molekülstrukturen aus einer Lösung heraus ist ein essentieller Bestandteil vieler biochemischer Untersuchungen. Eine weit verbreitete Methode besteht darin, die zu detektierenden Moleküle selektiv zu immobilisieren und anschließend zu detektieren. Typischerweise werden die zu erkennenden Molekülstrukturen (Zielmoleküle) aus Liganden gebildet, die durch spezifische Rezeptoren (Fängermoleküle) erkannt und gebunden werden.Zu solchen Systemen gehören z.B. Antigen-Antikörper- oder Ligand-Rezeptor-Reaktionen oder Hybridisierungen von Nukleinsäuren. Als Fängermoleküle können Verbindungen eingesetzt werden, die stabile und spezifische Bindungen mit den zu erkennenden Molekülen eingehen. Beispiele von Fängermolekülen sind mono- oder polyklonale Antikörper, Antigene, Enzyme, Coenzyme, Enzyminhibitoren und -aktivatoren, Proteine, Hormone, Hormonrezeptoren, Agonisten und Antagonisten für Zellmembranrezeptoren, Oligosaccharide, Lectine, Toxine, Pathogene, Bakterien, Oligonukleotide, Nukleinsäuren, Nukleinsäure bindende Proteine wie z.B. Transkriptionsfaktoren, Peptide oder auch synthetische Paarungssysteme, wie PNA,
p-RNA, p-DNA oder CNA. Aber auch unspezifisch wirkende Fängermoleküle, wie z.B. Lectine sind verwendbar. Auch die Inhibierung der Erkennung durch kleine Moleküle oder die Bindung kleiner Moleküle an Biomoleküle selbst ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Die Erkennung der Präsens solcher Molekülstrukturen und in vielen Fällen auch ihre Quantifizierung ist insbesondere in der
Wirkstoffentwicklung der pharmazeutischen Industrie, der Therapieverfolgung bei medizinischer Behandlung, der medizinischen Diagnostik aber auch in den Agrarwissenschaften und der Forensik von Bedeutung.
In der Regel will man eine Probe auf mehrere verschiedenartige Zielmoleküle hin gleichzeitig analysieren. Dazu bietet sich das Format eines Chips an, bei dem auf einem ebenen Substrat verschiedene Sensorpositionen definiert sind. Typischerweise befinden sich mehr als 10 Sensorpositionen pro cm2 auf einem Chip, die Anzahl kann auch sehr viel größer sein, z.B. 10000 pro cm2. Entsprechend skaliert die maximale Größe der einzelnen Sensorpositionen, die in letzerem Fall typischerweise eine Durchmesser von 50 μm haben. Kleiner werdende Sensorpositionen bedeuten jedoch keineswegs notwendigerweise einen Verlust an Meßgenauigkeit, sondern können im Gegenteil die Sensitivität der Vorrichtung steigern, wenn man es vermag, die zu detektierenden Zielmoleküle in vergleichbarer Anzahl auf einer kleineren Sensorposition zu immobilisieren.
Die selektive Beladung der verschiedenen Sensorpositionen mit spezifischen Erkennungsmolekülen (Fängermoleküle) kann z.B. mit Hilfe eines Dispensers geschehen. Es können jedoch auch elektπsche oder andere Verfahren genutzt werden. Elektrische Verfahren werden umso vorteilhafter, je kleiner die Strukturen werden, da die Justage und die erforderliche Verkleinerung der zu dispensierenden Flüssigkeitsvolumina immer höhere Ansprüche stellt. Außerdem ermöglichen sie es einem möglichen Anwender, den Chip auf recht einfache Weise selbst mit Fängermolekülen zu beladen. Um die gesuchten Zielmoleküle effizient detektieren zu können, benötigt man bei gegebenem Meßverfahren und gegebenem Chiplayout in
der Regel eine Mindestanzahl von an den Fängermolekülen gebundenen Zielmolekülen. Um den zeitraubenden Immobilisierungsprozeß gebührend kurz zu halten, benötigt man bei konventionellen passiven Immobilisierungsverfahren eine hohe Anzahl von Zielmolekülen im Analyten, da in der zur Verfügung stehenden Zeit nur ein Bruchteil der passenden Zielmoleküle gebunden werden. Bei der Nukleinsäurediagnostik erfordert dies in vielen Fällen die Vorschaltung von Amplifikationsverfahren wie der Polymerasekettenreaktion (PCR). Eine größere Effizienz bei der Immobilisierung würde die Anforderung an die Zahl bzw. Konzentration der Nukleinsäuren im Analyten senken und in vielen Fällen eine PCR überflüssig machen.
In US 4787963 und WO 96/01836 wird ein Verfahren vorgestellt, wie die Immobilisierung der zu detektierenden Moleküle in wässriger Lösung elektrisch gesteuert und beschleunigt werden kann. Dabei nutzt man die Tatsache aus, daß die meisten der interessierenden Moleküle in der Lösung in ionischer Form, also elektrisch geladen, vorliegen. Zur Steuerung und Beschleunigung der Immobilisierung werden die Moleküle mittels Elektrophorese nahe der Elektrode angereichert und so die Immobilisierungsrate erhöht. Dies verkürzt die zur Immobilisierung der Zielmoleküle notwendige Inkubationszeit der Elektrode bzw. des gesamten Chips deutlich. Dabei wird insbesondere darauf hingewiesen, daß eine elektrolytische Zersetzung des wässrigen Lösungsmittels notwendig ist, um den erforderlichen Gleichstrom aufrecht erhalten zu können. Dies erfordert seinerseits einen Schutz der Zielmoleküle vor den daraus resultierenden chemischen Folgeprodukten, was durch eine für diese Moleküle undurchlässige Schicht über der Elektrode erreicht wird. Auf der anderen Seite muß diese Schicht durchlässig für Wasser und kleine Ionen sein.
In WO 96/01836 wird weiterhin offenbart, daß mit diesem Verfahren neben der selektiven und beschleunigten Immobilisierung der zu detektierenden Moleküle (Zielmoleküle) auch eine selektive Beladung mit biologischen Erkennungssystemen
(Fängermoleküle) vorgenommen werden kann. Darüberhinaus kann die elektrische Feldapplikation auch in umgekehrter Richtung zum Wegtreiben geladener Biomoleküle aus der unmittelbaren Umgebung der Elektrode genutzt werden. Auf diese Weise können z.B. unspezifisch gebundene Makromoleküle oder zum Fängermolekül nicht ganz komplementäre Makromoleküle (sog. Mismatches) wieder mobilisiert werden, so daß nur die gewünschten genau passenden Zielmoleküle immobilisiert übrigbleiben. Bekanntestes Beispiel hierfür ist bei der Hybridisierung von Nukleinsäuremolekülen die Diskriminierung zwischen genau passenden komplementären Nukleotidsträngen und solchen, bei denen eine Base nicht das entsprechende passende Pendant vorfindet, also die Detektion von sog. Single Nucleotidθ Polymorphisms (SNPs). Diese Diskriminierungsmöglichkeit wird gemeinhin als Stringenzkontrolle bezeichnet und ist z.B. beschrieben in WO 96/01836 und in Proc. Natl. Acad. Sei. USA, 94, 1119-1123, Feb. 1997.
In WO 98/02399 wird eine Methode beschrieben, wie die Immobilisierung unter Vermeidung von Gleichströmen durch Anlegen von elektrischen Potentialen wechselnder Polarität beschleunigt werden kann. Allerdings steht mit diesem Verfahren allein nur ein begrenzter Teil des Elektrolyten in unmittelbarer Nähe der Elektrode als Anreicherungsreservoir zur Verfügung, so daß weitere Maßnahmen zur besseren Durchmischung bzw. zur Erzeugung von Konvektion im Elektrolyten notwendig sind.
In US 5653939 wird zwar auch auf die Möglichkeit einer Beschleunigung der Immobilisierung von Oligonukleotiden und deren Hybridisierung hingewiesen, jedoch wird nicht offenbart, wie dies effizient geschehen kann. In WO 96/01836 und z.B. in Electrophoresis 2000, 21, 157-164 wird dargelegt, daß dazu die Aufrechterhaltung eines Stromes notwendig ist, was seinerseits durch das Aufrechterhalten einer laufenden Elektrolyse erreicht wird. Diese Möglichkeit wird, wie in WO 96/01836 offenbart wird, durch eine besondere, sogenannte Permeation Layer oder Permeationsschicht eröffnet, die bestimmte funktionelle Eigenschaften besitzt. Dabei
sind unabdingbar die Undurchlässigkeit für die zu detektierenden Biomoleküle und die Durchlässigkeit für Wasser und kleine Ionen. Des weiteren dient diese Schicht zum Schutz der Biomoleküle vor den adversen Bedingungen, die durch die Elektrolyseprodukte wie H+, OH', H2, 02 und freie Radikale hervorgerufen werden, indem sie die Biomoleküle typischerweise einige μm von der Elektrode entfernt hält. Integraler Bestandteil der in WO 96/01836 offenbarten Vorrichtung ist deshalb eine sogenannte Attachment Layer zum Anbinden der Biomoleküle, die entweder in die Permeationsschicht integriert oder als separate Schicht auf sie aufgebracht wird.
Die oben geschilderten Verfahren und Vorrichtungen haben eine Reihe von Nachteilen.
Die Elektrolyse erfordert relativ hohe Spannungen und muß sehr genau geführt werden, damit die dabei gebildeten Gase nicht zur Blasenbildung führen und die Elektrode isolieren oder die Permeationsschicht schädigen. Des weiteren erfordern die agressiven Elektrolyseprodukte eine hohe Stabilität der Permeationsschicht und bilden trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Gefahr für die Biomoleküle.
Bei der Detektion mittels elektrischer Verfahren ist es außerdem oft vorteilhaft, die Biomoleküle möglichst nahe an der Elektrode zu immobilisieren, was wegen der oben geschilderten Maßnahmen zum Schutz der Biomoleküle stark limitiert ist.
In Polymer films in sensor applications ed. by Gabor Harsanyi (1995), 205 sowie in einer Vielzahl anderer Arbeiten wird die Applikation elektrisch leitfähiger Polymere in Biosensoren beschrieben. Vorteile sind hier die einfache Methode der Elektrodeposition, die eine leichte Strukturierbarkeit und Schichtdickenkontrolle ermöglicht, die Vielfalt der Funktionalisierbarkeit und die bei vielen Polymeren gegebene Biokompatibilität der Elektrodeposition (Synthetic Metals 102 (1999), 1363 und Biosensors & Bioelectronics 14 (199), 443).
In dem vorliegenden erfindungsgemäßen Verfahren bzw. zur Herstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird die Elektrode mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichtet. Überraschend wurde festgestellt, daß mit dieser Beschichtung unter geeigneten Bedingungen ein elektrischer Gleichstrom ohne elektrolytische Zersetzung der Lösung solange aufrecht erhalten werden kann, daß eine massive elektrophoretische Anreicherung der nur eine relativ geringe Beweglichkeit aufweisenden Biomoleküle an der Elektrode ermöglicht wird. Dabei sind keine zusätzlichen Redox-Spezies, wie Ferrocene, Ferrocyanide, Übergangsmetallkomplexe oder ähnliches nötig, wie sie in WO 99/67628 verwendet werden.
Gegenstand der Erfindung ist eine elektrisch adressierbare Vorrichtung, umfassend mindestens einen festen Träger mit einer oder mehreren darauf befindlichen Sensorpositionen, die jeweils wenigstens eine Elektrodenoberfläche umfassen sowie mit Flächen versehen sind, an denen Makromoleküle immobilisiert werden können; eine Steuereinheit, welche über elektrische Zuleitungen an die Elektroden unabhängig voneinander elektrische Signale applizieren kann; eine elektrisch leitfähige Polymerschicht auf wenigstens einer Elektrodenfläche wenigstens eines Teiles der Sensorpositionen; einen Elektrolyten, der in Kontakt mit wenigstens einem Teil der mit dem elektrisch leitfähigen Polymeren beschichteten Sensorfläche ist und der die zu immobilisierenden Makromoleküle enthält oder enthalten könnte.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung besitzt die elektrisch leitfähige Polymerschicht wenigstens eine der folgenden Eigenschaften:
- eine Schichtdicke größer als 1 μm, bevorzugt größer als 2μm, besonders bevorzugt größer als 5μm, ganz besonders bevorzugt größer als 10μm oder
- eine Ladungskapazität größer als OJmC/mm2, bevorzugt größer als 0,5mC/mm2, besonders bevorzugt größer als 1 mC/mm2 und ganz besonders bevorzugt größer als 1 OmC/mm2.
Entsprechend des Vorzeichens der Ladung der anzureichernden Biomoleküle kann es zweckmäßig sein, das elektrisch leitfähige Polymere in oxidiertem oder reduzierten Anfangszustand einzusetzen. Entscheidend für die Effizienz einer elektrolysefreien und rein elektrophoretischen Anreicherung der Biomoleküle aus einem gegebenen Elektrolyten ist die Länge der Zeitdauer, über die man einen gegebenen Gleichstrom ohne Auftreten einer elektrolytischen Zersetzung der
Lösung aufrechterhalten kann. Diese Zeitdauer wächst mit der Ladungskapazität des elektrisch leitfähigen Polymers und infolgedessen bei unveränderten anderen Parametern mit seiner Schichtdicke. Von daher sind dicke Schichten, deren Dicke typischerweise im Bereich von 1 μm bis zu 100 μm oder mehr liegen, bevorzugt. Besonders bevorzugt sind Schichtdicken von 10 bis 20 μm.
Die Ladungskapazität ermitteln wir auf folgende Weise: das auf die unterliegende Elektrode aufgebrachte elektrisch leitfähige Polymer wird bei Raumtemperatur mit einem monomerfreien Elektrolyten (wässrige 0,1 M Natriumperchloratlösung) benetzt. Dann wird eine elektrochemische Charakterisierung dieser derart beschichteten Elektrode mittels Cyclovoltammographie vorgenommen, bei der gegen eine Referenzelektrode eine Dreiecksspannung mit einer Vorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s appliziert wird. Die Amplitude der Dreiecksspannung wird so gewählt, daß das Polymer möglichst vollständig geladen und entladen wird, ohne daß es zu irreversiblen Effekten, wie Uberoxidationen kommt. Der über eine Halbperiode, also der ansteigenden oder abfallenden Flanke der Dreiecksspannung fließende Strom über die Zeit aufintegriert stellt die gesamte Ladungskapazität der Polymerschicht dar. Als Ladungskapazität bezeichnen wir die auf die Flächeneinheit bezogene gesamte Ladungskapazität.
Bevorzugt sind Elektrolyte mit niedriger elektrischer Leitfähigkeit oder Zwitterionenpuffer, wie sie z.B. in Nucleic Acids Research, 1997, 25, 4907 untersucht werden. Die aufgrund der Anreicherung erhöhte Immobilisierungsrate der passenden Zielmoleküle kann noch gesteigert werden durch die zeitweise Applikation einer repulsiven Spannung, die unspezifisch oder fehlerhaft belegte Fängerepitope wieder freilegt.
Die rein elektrophoretische Anreicherung kann unterstützt werden durch gleichzeitig oder alternierend vorgenommene Maßnahmen, die einer besseren Durchmischung des Elektrolyten oder einem Massentransport des Elektrolyten über die
Sensorpositionen hinweg dienen, wie sie in WO 98/02399 beschrieben werden. Das ebenfalls in WO 98/02399 beschriebene periodische Aufheizen der Elektrode kann die Immobilisierung beschleunigen.
Ganz allgemein können die elektrisch leitfähigen Polymerschichten dazu verwendet werden, elektrisch geladene Makromoleküle zu führen, zu dirigieren und an gewünschten Stellen zu verdichten. Wegen der milden Bedingungen können auch z.B. pH-Wert empfindliche Moleküle oder solche, die empfindliche gegenüber freien Radikalen sind, unbeschadet transportiert werden.
Zur Immobilisierung der aufkonzentrierten Biomoleküle (Fängermoleküle) kann das elektrisch leitfähige Polymer modifiziert werden, z.B. durch Einlagerung von Bindungsgruppen wie Avidin oder Streptavidin oder durch kovalente Funktionalisierung mit chemisch reaktiven Gruppen wie Carbonsäureestern oder Aminogruppen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß Fängermoleküle schon an die Monomerbausteine des elektrisch leitfähigen Polymers kovalent gebunden werden wie z.B. beschrieben in Nucleic Acids Res. 22, (1994), 2915 oder Am. Chem. Soc, 119X1997), 7388.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, das elektrisch leitfähige Polymer mit einer weiteren Schicht zu belegen, welche solche Bindungsstellen enthält. Beispiele für solche Schichten sind Agarose mit eingelagertem Avidin oder Streptavidin oder Polyacrylamid.
Eine wiederum andere Möglichkeit besteht darin, daß in unmittelbarer räumlicher Nähe der mit dem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten Elektrode Flächen implementiert sind, auf denen unmittelbar oder über eine darauf befindliche Anbindungsschicht die Biomoleküle angebunden werden können. Diese Flächen können ihrerseits selbst Elektroden darstellen oder mit Elektroden unterlegt sein.
Zur Detektion der auf den zugehörigen Fängermolekülen immobilisierten Zielmolekülen kann eine ganze Reihe von Verfahren verwendet werden, wie Autoradiographie, optische Auslesung mittels Fluoreszenzspektroskopie, elektromechanische Verfahren (Quarzwaage) oder elektrische Detektionsverfahren.
Besonders vorteilhaft sind elektrische Ausleseverfahren, da sie apparativ weniger aufwendig und leichter zu miniaturisieren sind. Zudem bedürfen sie nicht notwendigerweise einer radioaktiven oder fluoreszierenden Markierung der Moleküle. Außerdem ist die elektrische Auslesung universell bzgl. des Chipformates - unabhängig vom Chipformat ist eine direkte digitale Positionszuordnung möglich. Kumulierende Messungen und Wiederholungsmessungen, die wegen des Bleaching-Effektes bei Fluoreszenzdetektion problematisch werden können, können bei elektrischer Detektion problemlos durchgeführt werden.
Beispiele für elektrische Verfahren und Vorrichtungen dieser Art sind z. B. offenbart in WO 88/09499, EP 0543550, US 5653939, WO 97/21094 und WO 97/34140.
Bei allen diesen Verfahren werden die zu detektierenden Moleküle entweder direkt auf oder zwischen den mit Elektroden bestückten Meßchip oder auf einer dafür vorgesehenen Schicht auf dem Chip immobilisiert. In US 5653939, WO 97/21094 und WO 97/34140 werden sehr feine, im sub-μm-Bereich strukturierte Elektroden beschrieben, die große Vorteile durch höhere Sensitivität bei der
Impedanzspektroskopie und dem Redox-Recycling besitzen. Die Methode des Redox-Recycling wird auch beschrieben in Sensors and Actυators B 26-27 (1995) 394-397.
Insbesondere bietet sich eine elektrische Detektion an, wenn man zum Zwecke der elektrisch beschleunigten Immobilisierung ohnehin mit Chipformaten arbeitet, die mit Elektroden versehen sind und an elektrische Steuereinheiten gekoppelt sind. Hier ergeben sich sowohl strukturelle (elektrische Kontakte, Leiterbahnen, Elektroden) als auch funktionelle (elektrische Signalgeneratoren und Meßinstrumente) Synergien.
Nachteil der z.B. in US 4787963 und WO 96/01836 geschilderten Verfahren und Vorrichtungen ist, daß mit den vorgeschlagenen Vorrichtungen eine Kopplung von elektrisch beschleunigter Immobilisierung und Hybridisierung auf der einen Seite und elektrischer Detektion auf der anderen Seite nicht oder nur in ungenügender Weise möglich ist. Dies liegt u.a. darin begründet, daß die beschleunigte Immobilisierung und Hybridisierung ein Fernhalten der zu detektierenden Moleküle von den Elektroden erfordert (Electrophoresis 2000, 21, 157-164), eine hohe Sensitivität beim Auslesen mittels Impedanzspektroskopie oder Redox-Recycling jedoch möglichst kleiner Elektrodenstrukturen im μm oder sub-μm-Bereich bedarf, wobei die zu detektierenden Moleküle möglichst nahe an der Elektrode immobilisiert werden müssen (Sensors and Actuators B 49, (1998) 73-80), um hohe Sensitivität zu erhalten.
In der vorliegenden Erfindung wird dieser Konflikt dadurch gelöst, daß zur elektrisch beschleunigten Immobilisierung keine Elektrolyse betrieben werden muß und die
Biomoleküle in unmittelbarer Nähe der stromführenden Elektrode immobilisiert werden können. Es kann jedoch auch eine Arbeitsteilung vorgenommen werden zwischen einer Elektrode oder einem Satz von Elektroden
(Mobilisierungselektroden), die mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichtet sind und mit deren Hilfe die zu detektierenden Moleküle elektrophoretisch über der betreffenden Sensorposition angereichert werden mit der Folge einer beschleunigten Immobilisierung auf einem zweiten Satz von Elektroden (Sensorelektroden) auf derselben Sensorposition, der für eine hochsensitive Detektion genutzt wird.
Das Trägermaterial der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht vorzugsweise aus Silicium, Siliziumdioxid, Glas, Keramik oder Kunststoff, oder aus einem Verbund dieser Stoffe. In das Trägermaterial ist ein aktiver Halbleiterchip mit elektrischen Schaltkreisen oder mit CMOS-Bausteinen integriert.
Die Elektroden der erfindungsgemäßen Vorrichtung bestehen unabhängig voneinander aus metallischen Materialien wie Gold, Platin, Palladium, Silber, Kupfer, Aluminium oder aus Kohlenstoff.
Das auf wenigstens eine Elektrodenfläche aufgeschichtete elektrisch leitfähige Polymere wird vorzugsweise aus der Gruppe Polyacetylen, Polythiophen, Polypyrrol, Polyparaphenylen, Polyanilin oder Polyparaphenylenvinylen oder Modifikationen dieser Polymere ausgewählt. Das leitfähige Polymere kann auch funktionelle Gruppen zur Bindung von Makromolekülen enthalten, die physikalisch im leitfähigen Polymer eingeschlossen oder kovalent daran gebunden sein können. Bevorzugte funktionelle Gruppen sind Avidin oder Streptavidin. Es können auch als kovalent gebundene Gruppen Carbonsäuregruppen oder deren Derivate wie Aktivester oder Aminogruppen eingesetzt werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß Fängermoleküle schon an die Monomerbausteine des elektrisch leitfähigen Polymers kovalent gebunden werden wie z.B. beschrieben in Nucleic Acids Res. 22, (1994), 2915 oόer Am. Chem. Soc, 119, (1997), 7388.
Eine Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht darin, dass auf das elektrisch leitfähige Polymere eine Bindungsschicht aufgetragen wird, die elektrisch nicht leitfähig zu sein braucht, aber durchlässig für Wasser und kleine Ionen ist und die funktionelle Gruppen zur Anbindung von Makromolekülen enthält. Diese
Bindungsschicht kann vorzugsweise aus der Gruppe Agarose, Polyacrylamid oder Polyurethan ausgewählt werden.
Eine weitere Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht darin, dass die Sensorpositionen wenigstens eine weitere Elektrodenfläche, sog. Sensorelektroden, aufweisen, die nicht mit einem elektrisch leitfähigen Polymeren beschichtet sind. Die Sensorelektroden sind vielmehr vorteilhafterweise direkt mit Makromolekülen bestückt, diese werden bei aus Gold bestehenden Sensorelektroden mit einer SH- Gruppe an die Elektrode gebunden. Die Sensorelektroden können aber auch mit einer Bindungsschicht belegt sein, die funktionelle Gruppen zur Anbindung von Makromolekülen enthält. Beispiele solcher Bindungsschichten sind Agarose, Polyacrylamid oder Polyurethan oder auch elektrisch leitfähige Polymere. Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann so ausgestaltet sein, dass die mit dem elektrischen Polymeren belegten Elektroden und die Sensorelektroden zueinander höhenversetzt sind. Der Höhenversatz kann z.B. in der Größenordnung der Dicke des leitfähigen Polymers auf den Mobilisierungselektroden sein, wobei die Mobilisierungselektroden dabei vorzugsweise abgesenkt sind. Damit wird eine definierte laterale Ausdehnung der elektrischen Polymerschicht gewährleistet.
Eine bevorzugte Ausführungsform besteht darin, dass die Sensorpositionen mit drei unabhängigen Elektroden, einer mit dem elektrischen Polymer beschichteten und zwei Sensorelektroden bestückt sind. Dabei bilden die beiden Sensorelektroden schmale, lange, fingerähnliche Strukturen mit einer Fingerbreite unter 2 μm. Wenn die Sensorelektroden Interdigitalelektroden darstellen, können zumindest einige Zwischenräume durch eine mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichtete
Elektrode ausgefüllt werden. Die Sensorpositionen sind in einem zweidimensionalen Array angeordnet und weisen im Allgemeinen ein Rastermaß von 10 bis 1000 μm auf.
Die Elektroden der Sensorpositionen sind an eine elektrische Steuerungs- und Ausleseeinheit angekoppelt. Dazu werden in der Regel noch eine oder mehrere Gegenelektroden und eine Referenzelektrode benötigt, die sich unabhängig voneinander auf dem Chip oder an anderer Stelle befinden, wobei diese Stelle auch von dem Elektrolyten benetzt wird, so daß sie sich in einer elektrochemischen Verbindung zu den Elektroden der Sensorposition befinden. Als Referenzelektroden kommen Silber, Platin, Silber/Silberchlorid oder andere literaturbekannte Standardsysteme in Betracht. Auf dem Chip wird die Referenzelektrode bevorzugt flächig ausgebildet sein. Als Material für die Gegenelektrode kommen insbesondere und unabhängig von dieser alle Materialien in Frage, aus der auch die Mobilisierungselektrode bestehen kann. Bevorzugt besitzt die Gegenelektrode eine Fläche, die mindestens ebenso groß ist wie die der Mobilisierungselektrode, bei deren Beschichtung mittels Elektrodeposition sie als Gegenelektrode dient oder für die sie bei der elektrophoretischen Anreicherung als Gegenelektrode dient, ganz besonders bevorzugt ist eine Gegenelektrode mit einer noch wesentlich größeren Fläche mit z.B. dem zehn- oder hundertfachen Flächeninhalt der Mobilisierungselektrode. Für den Fall, daß gleichzeitig mehrere Mobilisierungselektroden cyclovoltammetrisch mit einem leitfähigen Polymer belegt werden sollen, ist es vorteilhaft, wenn die Gegenelektrode eine Fläche besitzt, die mindestens ebenso groß ist, wie die Gesamtfläche der zu beschichtenden Mobilisierungselektroden, ganz besonders bevorzugt ist eine noch größere Fläche. Als Gegenelektrode oder Gegenelektroden können jedoch auch Mobilisierungselektroden dienen, die selbst während des betrachteten Prozesses nicht beschichtet oder mit einer Anreicherung von Makromolekülen beaufschlagt werden sollen. Die Position der Gegenelektrode oder die Positionen der Gegenelektroden für die elektrophoretisch Anreicherung wird vorteilhaft so gewählt,
daß ein möglichst großer Wirkungsradius entsteht. Dazu können die Gegenelektroden z.B. an der Peripherie des zu untersuchenden Elektrolyts liegen. Die Gegenelektroden für die Elektrodeposition und für die Anreicherung mittels Elektrophorese können natürlich verschieden gewählt werden.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung muss Sensorpositionen aufweisen, die mit einem flüssigen Elektrolyten benetzt werden können, der die zu detektierenden Moleküle enthält. Das kann zweckmäßigerweise in einer Durchflusskammer stattfinden.
Schließlich kann die erfindungsgemäße Vorrichtung auch so ausgestaltet sein, dass die Sensorelektroden der verschiedenen Sensorpositionen selektiv mit Makromolekülen als spezifischen Erkennungssystemen bestückt sind.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnungen in den Figuren 1 bis 14 näher erläutert. Eine Beschränkung der Erfindung in irgendeiner Weise ist dadurch nicht beabsichtigt.
Es zeigt
Abb 1 : Prinzipaufbau des erfindungsgemäßen Biochips
Abb 2: Sensorfelder bei angelegtem elektrischem Feld an die Mobilisierungselektroden des mittleren Sensorfeldes
Abb 3: Ausschnitt aus einer Sensorposition mit Interdigital- und Mobilisierungselektroden
Abb. 4: Verschiedene Ausführungsformen des Höhenversatzes von Mobilisierungsund interdigitierenden Sensorelektroden
Abb. 5: Potentiodynamische Polymerisation von 3,4-Ethylendioxythiophen auf Gold in Acetonitril (0,1 M NaCI04) - Film 1
Abb 6.: Cyclovoltammogramm von Poly(3,4-ethylendioxythiophen) - Film 1 auf Gold in Acetonitril (0,1 M NaCI04)
Abb. 7.: Cyclovoltammogramm von Poly(3,4-ethylendioxythiophen) - Film 2 auf Gold in Acetonitril (0,1 M NaCI04)
Abb. 8: Potentiodynamische Polymerisation von 3,4-Ethylendioxythiophen auf Platin in wässriger Lösung (0,1 M NaCI0 )
Abb. 9: Mikroskopische Aufnahme einer poly(3,4-ethylendioxythiophen)- beschichteten Platinelektrode (dunkles Feld)
AbbJO: Cyclovoltamogramm von Poly(3,4-ethylendioxythiophen) - auf Platin in wässriger Lösung (0,1 M NaCI04) bei verschiedenen Vorschubgeschwindigkeiten
Abb. 11 : Aufgeprägter Strom mit resultierender Spannung und Fluoreszenzintensität bei einer mit PoIy(3,4-ethylendioxythiophen) beschichteten Platinelektrode
Abb. 12: Aufgeprägter Strom mit resultierender Spannung und Fluoreszenzintensität bei einer unbeschichteten Platinelektrode
Abb. 13: Aufgeprägter Strom mit resultierender Spannung und Fluoreszenzintensität bei einer mit Poly(3,4-ethylendioxythiophen) beschichteten Platinelektrode nach Belastung durch Ladungs- und Entladungszyklen
Abb. 14: Aufgeprägter Strom mit resultierender Spannung und Fluoreszenzintensität bei einer unbeschichteten Platinelektrode
Abb. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung . Auf einem festen Träger (1) und einer darüberliegenden Isolationsschicht (2) befinden sich sogenannte Mobilisierungs-elektroden (3) und Detektions- oder Sensorelektroden (4). Über den Mobilisierungs-elektroden befindet sich eine elektrisch leitfähige Polymerschicht (5). AbbJ zeigt auch einen vergrößerten Ausschnitt eines Satzes der Mobilisierungsund Sensorelektroden.
Abb. 2 illustriert, wie bei Beaufschlagung des mittleren Satzes von Mobilisierungselektroden mit einem geeigneten elektrischen Potential der darüberliegende Bereich des Elektrolyten (6) mit den zu detektierenden Molekülen angereichert (7) wird.
Zur Detektion der immobilisierten Molekülen können neben elektrochemischen bzw. elektrischen auch optische, elektromechanische oder radiometrische Verfahren eingesetzt werden. Gegebenenfalls können die zu detektierenden Moleküle auch mit elektrisch aktiven Labein oder elektrisch aktiven Reportergruppen, wie Ferrocen, PQQ oder Porphyrine markiert werden, um die Sensitivität der elektrochemischen oder elektrischen Analyse zu erhöhen. Bevorzugt werden die zu detektierenden Moleküle auf den Sensorelektroden immobilisiert.
Bevorzugt erfolgt die Detektion elektrisch bzw. elektrochemisch, z.B. mittels Cyclovoltammetrie, ganz besonders bevorzugt sind dabei die Impedanzanalyse und das Redox-Recycling.
Bei der Impedanzanalyse wird bevorzugt die Impedanzspektroskopie verwendet. Dabei wird an die Sensorelektroden eine Wechselspannung unterschiedlicher Frequenz angelegt. Die Frequenz der Wechselspannung sowie die Stärke der angelegten Wechselspannung sind frei wählbar . Ein typischer Frequenzbereich geht dabei von 0,1 Hz bis 20 MHz, bevorzugt ist ein Bereich von 1 Hz bis 5 MHz. Ein
typischer Spannungsbereich reicht von 0,1 mV bis zu 10 V, bevorzugt ist hier 1 bis 100 mV. Ebenso frei wählbar ist die geometrische Anordnung und Größe der Elektroden, durch die auch die Wahl der vorteilhaftesten Frequenz und Spannung gesteuert werden kann. Gegebenenfalls können die zu detektierenden Moleküle auch mit elektrisch aktiven Labein markiert werden, um die Sensitivität der Impedanzanalyse zu erhöhen.
In einer bevorzugten Ausführungsform stellen die Sensorelektroden sog. Interdigitalelektroden da, die sich durch besonders hohe Sensitivität auszeichnen (Sensors & Actuators B49 (1998) 73-80).
Abb.3 zeigt eine solche Ausführungsform für das in AbbJ gezeigte Beispiel in Seitenansicht und in Aufsicht. Die Sensorelektroden (1 ) ragen fingerförmig ineinander, wobei benachbarte Finger elektrisch gegeneinander geschaltet werden können. Sie sind getrennt durch isolierende Bereiche und eine oder mehrere Mobilisierungs-elektroden. Die Mobilisierungselektroden sind mit einer elektrisch leitfähigen Polymerschicht (2) belegt, die zur Sichtbarmachung der Mobilisierungselektrode (3) teilweise freigelegt wurde.
In Abb.4(a) bis (c) sind verschiedene Ausführungsformen des Höhenversatzes von Mobilisierungs- und interdigitierenden Sensorelektroden illustriert. In (a) wird eine Isolationsschicht, z.B. (photostrukturierbares) Polyimid (2) auf die durchgehende Mobilisierungselektrode (1) aufgebracht, photostrukturiert und die erhabenen Bereiche metallisiert (3). Die laterale Strukturierung kann auch auf andere in der Photolitographie übliche Weisen geschehen. So kann z.B. auch die zunächst noch unstrukturiert auf der Mobilisierungselektrode aufgebrachte Isolationsschicht metallisiert werden und anschließend Metallschicht und Isolationsschicht durch photolithographische Verfahren strukturiert werden.
Abb.4(b) zeigt eine Ausführungsform bei der die Mobilisierungselektrode (1) strukturiert ist und nicht mit Mobilisierungselektrode belegte Bereiche (2) mit einem von der Mobilisierungselektrode isolierten leitfähigen Steg (3) versehen sind, auf dem eine aus geeignetem Material bestehende leitfähige Beschichtung (4) aufgebracht ist.
Abb.4(c) zeigt die Möglichkeit der Erzielung eines Höhenversatzes durch Vertiefungen (1) in der Si02-Schicht, die die Oberseite des Chips vom Si-Substrat isoliert. Solche Vertiefungen können z.B. in die Si02-Schicht geätzt werden. In den Vertiefungen liegen die Mobilisierungselektroden (2) während sich die Sensorelektroden (3) auf den erhabenen Stellen befinden.
Abb.4(d) stellt eine Ausführungsform dar, bei der mehrere interdigitierende Finger (1) auf einer erhabenen Stelle (2) ohne zwischenliegende Mobilisierungselektrode (3) eng benachbart nebeneinander angeordnet sind. Diese Variante ist besonders bevorzugt bei Anwendungen, bei denen es auf hohe Sensitivität ankommt und auch besonders bevorzugt beim Redox-Recycling. Die Anzahl der unmittelbar benachbarten Finger kann dabei beliebig gewählt werden, besonders bevorzugt ist eine Anzahl von 1 bis 10 Finger.
Die Aufbringung der elektrisch leitenden Polymerschicht erfolgt bevorzugt durch Eiektropolymerisation. Bestehen Mobilisierungs- und Sensorelektroden aus verschiedenen metallischen Materialien, kann deren selektives Bindungsverhalten zu einer selektiven Aufbringung einer elektrisch leitfähigen Polymerschicht genutzt werden. Eine photolitographische Strukturierung kann z.B. durch ein lift-off-Verfahren oder durch eine direkte Strukturierung einer photoempfindlichen elektrisch leitfähigen Polymerschicht vorgenommen werden. Es kann auch eine photoinduzierte Polymerisation von geeigneten Mono- und Oligomeren zur strukturierten Belegung des Chips mit einer elektrisch leitfähigen Polymerschicht verwendet werden. Dabei wird der ganze Chip z.B. mittels Spin Coating mit einer Lösung beschichtet, die neben
einem polymerisierbaren Baustein eine photosensitive Initiatorkomponente zur Polymerisation enthält. Eine Belichtung mittels entsprechender Masken führt dann zu einer lateral strukturierten Polymerisation. Die nicht polymerisierten Bereiche werden dann mit einem geeigneten Lösungsmittel von den nicht polymerisierten Monomer- oder Oligomerbausteinen befreit.
Die Anbindung von Fängermolekülen kann direkt auf den Sensorelektroden erfolgen über funktionelle Gruppen, die kovalent an die Fängermoleküle gebunden sind, wie Thiollinkern bei Elektroden aus Gold oder über eine vorausgeschaltete Funktionalisierung der Metalloberfläche z.B. in Form von Aminopropyltriethoxysilan an das mit Aktivester funktionalisierte Fängermoleküle gebunden werden.
Eine gegebenenfalls verbleibende Aufnahmekapazität der Elektrodenoberfläche nach Anbindung der Fängermoleküle kann vollständig mit Molekülen abgesättigt werden, die in den folgenden Schritten keine Bindung mit Molekülen eingehen, die mit der Sensorposition in Kontakt kommen, so daß keine weiteren unspezifischen Bindungen an die Elektrode möglich sind. Diese Moleküle sind vorzugsweise sehr reaktiv, was die Anbindung an die Elektrode betrifft, damit möglichst alle verbleibenden freien Reaktionsstellen besetzt werden und sie sind vorzugsweise kleiner als die eigentlichen Fängermoleküle, um den nachfolgenden Erkennungsprozeß nicht zu stören.
Für die Immobilisierung von Nukleinsäuren aufgrund von Hybridisierung mit passenden Fängeroligonukleotiden auf der Sensorposition wird vorzugsweise ein hochohmiger Elektrolyt gewählt, der zu höherer strominduzierter Verdichtung der Nukleinsäuren in der Nähe der Sensorposition führt. Andererseits muß der Elektrolyt natürlich den Hybridisierungsprozeß stützen. Beispiele solcher Puffer sind niedrigkonzentrierte Standardpuffer, wie Phosphatpuffer oder Zwitterionenpuffer, wie Histidin.
Für die praktische Anwendung ist es von besonderem Vorteil, wenn die Schmelztemperatur der hybridisierten Oligonukleotide in dem gewählten Elektrolyten genügend stabil ist. Bei den Versuchen hat sich gezeigt, dass Mg++ als Kationen besonders geeignet sind, die Duplexe zu stabilisieren und die Hybridisierung zu beschleunigen, ohne die elektrische Leitfähigkeit des Elektrolyten sehr stark zu erhöhen. Im Beispiel 5 wird gezeigt, wie der Elektrolyt für die verschiedenen Anforderungen optimiert werden kann.
Im Falle der elektrisch beschleunigten Hybridisierung von (anionischen) Nukleinsäuren kann man zur Verminderung des Anteils der anderen Anionen im Elektrolyt am elektrischen Strom im Vergleich zu den Nukleinsäuren Elektrolyten verwenden mit Anionen, die besonders geringe Beweglichkeiten aufweisen. Dazu können z.B. Elektrolyte eingesetzt werden mit besonders großem Molekulargewicht der Anionen, wie Borate, Tartrate, Citrate oder mit an mikroskopische Kügelchen gebundene Anionen, wie mit Carboxylatgruppen versehene Polystyrolbeads.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur beschleunigten Immobilisierung von Makromolekülen umfaßt in einer Ausführungsform die folgenden Schritte:
a) Bereitstellung einer elektrisch adressierbaren Sensorposition mit wenigstens einer mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten Elektrode, wobei das Polymer so ausgebildet ist, dass es die zu detektierenden Makromoleküle spezifisch oder unspezifisch binden kann; b) Benetzung der Sensorposition mit einem Elektrolyten, der die zu immobilisierenden Makromoleküle in gelöster Form enthält oder enthalten könnte; c) Beaufschlagung der mit dem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten Elektrode mit einem genügend hohen Potential geeigneter Polarität zur Verdichtung der geladenen Makromoleküle in der unmittelbaren Umgebung der Sensorposition;
d) Immobilisierung der zu detektierenden Makromoleküle am elektrisch leitfähigen Polymer.
In einer modifizierten Ausführungsform befinden sich die Bindungsstellen für die zu immobilisierenden Makromoleküle nicht direkt im elektrisch leitfähigen Polymer, sondern in einer weiteren Schicht, mit der das elektrisch leitfähige Polymer beschichtet ist. Diese Schicht muß durchlässig sein für Wasser und kleine Ionen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform geschieht die Detektion der Makromoleküle ebenfalls durch eine elektrische Methode, entweder mittels benachbarter Sensorelektroden, was beim Redox Recycling ganz besonders bevorzugt ist oder mittels derselben Elektrode, was bei Cyclovoltammetrie Impedanzanalyse ganz besonders bevorzugt ist, im letzteren Fall insbesondere bei der Impedanzspektroskopie.
Eine weiteres erfindungsgemäßes Verfahren zur Immobilisierung von Makromolekülen umfaßt die folgenden Schritte:
e) Bereitstellung einer elektrisch adressierbaren Sensorposition mit wenigstens einer mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten
Mobilisierungselektrode und einer Sensorelektrode an die die Makromoleküle unspezifisch oder spezifisch anbinden können; f) Benetzung der Sensorposition mit einem Elektrolyten, der die zu immobilisierenden Makromoleküle in gelöster Form enthält oder enthalten könnte; g) Beaufschlagung der mit dem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten Elektrode mit einem genügend hohen Potential geeigneter Polarität zur Verdichtung der geladenen Makromoleküle in der unmittelbaren Umgebung der Sensorposition;
h) Immobilisierung der zu detektierenden Makromoleküle auf der/den
Sensorelektroden, entweder direkt oder auf einer auf den Sensorelektroden befindlichen Bindungsschicht.
Insbesondere kann eine solche Schicht auch aus einer ersten Lage von immobilisierten Makromolekülen bestehen, die eine zweite Lage von Makromolekülen spezifisch binden kann.
Schritt h) dieses Verfahrens ergibt sich in der Regel als Folge der Durchführung der Schritte e) bis g), wobei sich nach Schritt g) gegebenenfalls eine Wartezeit zur Erhöhung der Anzahl der immobilisierten Moleküle anschließen kann. Erforderlichenfalls wird Schritt g) mehrfach wiederholt, wobei das elektrisch leitende Polymere jeweils vorher zu regenerieren (also zu entladen oder zu beladen) ist.
Die Detektion der immobilisierten Makromomoleküle geschieht mit Hilfe der mit den Makromolekülen belegten Sensorelektroden elektrisch, ganz besonders bevorzugt sind dabei die Methoden des Redox-Recyclings, der Cyclovoltametrie und der Impedanzanalyse, im letzteren Fall insbesondere der Impedanzspektroskopie
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur elektrisch gestützten spezifischen Selektion von Makromolekülen, umfassend die Schritte: i) Bereitstellung einer elektrisch adressierbaren Sensorposition mit wenigstens einer mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten Elektrode, wobei das Polymer so ausgebildet ist, dass es die zu detektierenden Makromoleküle (Zielmoleküle) spezifisch an eine erste Sorte von Makromolekülen
(Fängermoleküle), binden kann; ii) Benetzung der Sensorposition mit einem Elektrolyten, der gegebenenfalls die zu immobilisierenden Zielmoleküle in gelöster Form enthält oder enthalten könnte;
iii) Immobilisierung einer zweiten Sorte von Makromolekülen, die gegebenenfalls unterschiedliche Spezies umfassen kann, und die die Zielmoleküle enthält oder enthalten kann, an den spezifischen Bindungsstellen im elektrisch leitfähigen Polymer; iv) Beaufschlagung der Elektroden mit einem genügend hohen elektrischen Potential geeigneter Polarität und genügend langer Dauer, gegebenenfalls auch pulsierend, zur Lösung aller Bindungen von Makromolekülen der zweiten Sorte, die keine Zielmoleküle sind, auf der Sensorposition.
Enthält der Elektrolyt keine Zielmoleküle, so werden durch Schritt iv) alle gebundenen Makromoleküle wieder gelöst.
Enthält der Elektrolyt Zielmoleküle, so werden durch Schritt iv) nur diejenigen gebundenen Makromoleküle wieder gelöst, die keine Zielmoleküle sind; d.h., nur die Moleküle mit den stärksten Bindungen verbleiben auf der Sensorposition.
Die Bindungsstärke der zu detektierenden Zielmoleküle wird zweckmäßigerweise durch Vergleich mit einem Referenzelektrolyten ermittelt, der als Makromolekül der zweiten Sorte ausschließlich das Zielmolekül enthält.
Die spezifischen Bindungsstellen auf dem elektrisch leitfähigen Polymer werden in der Regel durch eine immobilisierte erste Sorte von Makromolekülen (Fängermoleküle) gebildet, die z.B. mittels eines Dispensers oder mittels der weiter oben beschriebenen elektrisch beschleunigten Immobilisierung an das elektrische Polymer gebunden werden können.
Bevorzugt werden die Zielmoleküle mittels elektrisch beschleunigter Immobilisierung an die Fängermoleküle gebunden bevor die oben beschriebene spezifische Selektion von Zielmolekülen vorgenommen wird.
In einer modifizierten Ausführungsform befinden sich die Bindungsstellen für die zu immobilisierende erste Sorte von Makromolekülen nicht direkt im elektrisch leitfähigen Polymer, sondern in einer weiteren Schicht, mit der das elektrisch leitfähige Polymer beschichtet ist. Diese Schicht muß durchlässig sein für Wasser und kleine Ionen.
Eine weiteres erfindungsgemäßes Verfahren zur elektrisch gestützten spezifischen
Selektion von Makromolekülen umfaßt folgende Schritte: v) Bereitstellung einer elektrisch adressierbaren Sensorposition mit wenigstens einer mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten
Mobilisierungselektrode und einer Sensorelektrode an die die Makromoleküle spezifisch anbinden können vi) Benetzung der Sensorposition mit einem Elektrolyten, der die zu immobilisierenden Makromoleküle in gelöster Form enthält vii) Immobilisierung der zu detektierenden Makromoleküle (Zielmoleküle) auf der/den Sensorelektroden, entweder direkt oder auf einer auf den Sensorelektroden befindlichen Bindungsschicht. Insbesondere kann eine solche Schicht auch aus einer ersten Lage von immobilisierten Makromolekülen bestehen, die eine zweite Lage von Makromolekülen, die neben den Zielmolekülen gegebenenfalls weitere Spezies enthalten kann, spezifisch binden kann viii) Beaufschlagung der Sensorelektroden mit einem genügend hohen elektrischen Potential geeigneter Polarität und genügend langer Dauer, gegebenenfalls auch pulsierend, zur Lösung aller Bindungen von Makromolekülen der zweiten Lage auf der Sensorposition bis auf die
Bindungen mit der höchsten Bindungsstärke.
Enthält der Elektrolyt keine Zielmoleküle, so werden durch Schritt viii) alle gebundenen Makromoleküle wieder gelöst.
Die spezifischen Bindungsstellen auf den Sensorelektroden werden in der Regel durch eine immobilisierte erste Sorte von Makromolekülen (Fängermoleküle) gebildet, die z.B. mittels eines Dispensers oder mittels der weiter oben beschriebenen elektrisch beschleunigten Immobilisierung an die Sensorelektroden gebunden werden können.
Bevorzugt werden die Zielmoleküle mittels elektrisch beschleunigter Immobilisierung an die Fängermoleküle gebunden bevor die oben beschriebene elektrisch gestützte spezifische Selektion vorgenommen wird.
Die Lösung der unerwünschten Bindungen (alle bis auf die mit der höchsten Bindungsenergie) kann auch durch Beaufschlagung der Mobilisierungselektrode mit einem geeigneten elektrischen Potential geschehen oder dadurch unterstützt werden.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1 :
Abscheidung eines elektrisch leitfähiqen Poivmerfilms auf einer Goldelektrode
Als Arbeitselektroden wurde eine Goldelektrode (CH Instruments, Inc., TX, USA, 0 2 mm) verwendet. Als Referenzelektrode diente ein Silberdraht. Die Gegenelektrode bestand aus einem Platindraht. Vor Benutzung wurde die Oberfläche der Arbeitselektrode mit einer 0.3 μm-Tonerde-Suspension poliert und mit Millipore-Wasser gespült. Anschließend wurde die Elektrodenoberfäche elektrochemisch in 0.2 M NaOH-Lösung gereinigt. Dazu wurde die Elektrode cyclovoltammetrisch mit 5 Potentialzyklen zwischen - 0.5 V und + 1.8 V (gegen die Silber-Referenzelektrode) und anschließend mit 3 Potentialzyklen zwischen - 0.3 V und + 1.1 V jeweils bei einer Vorschubgeschwindigkeit von 50 mV/s behandelt.
Das elektrisch leitfähige Polymer wurde potentiodynamisch auf der Oberfläche der Arbeitselektrode abgeschieden. Dazu wurde eine herkömmliche elektrochemische Zelle mit einer Dreielektrodenanordnung verwendet. Als Potentiostat diente eine IM6-Workstation (Zahner-Meßtechnik, Kronach, Deutschland). Der Elektrolyt bestand aus einer 0J M Lösung von Natriumperchlorat in Acetonitril. Das Zellvolumen betrug 2 ml. Als Monomer wurden 8 mg 3,4-Ethylendioxythiophen (Baytron M, Bayer AG, Leverkusen, CAS: 126213-50-1) zum Elektrolyten hinzugegeben (entsprechend einer 0.028 molaren Lösung).
Mittels 30 Potentialzyklen zwischen - 0.4 und + 1.1 V wurde bei einer Vorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s ein dunkelblauer Poly(3,4-ethylendioxythiophen)-Film (Leitfähigkeit: - 200 mS/cm [Q. Pei, G. Zuccarello, M. Ahlskog, O. Inganäs, Polymer 1994, 35, 1347-1351]) auf der Arbeitselektrode abgeschieden (Film 1). Im Cyclovoltammogramm kann die Bildung des Polymerfilms anhand des Stromanstiegs nach jedem Zyklus verfolgt werden (Abb. 5).
Mit demselben Verfahren wurde mittels 10 Zyklen ein dünnerer Polymerfilm auf der Elektrode abgeschieden (Film 2).
Elektrochemische Charakterisierung des leitfähiqen Poivmerfilms
Die modifizierte Arbeitselektrode (mit Film 1) wurde mit Acetonitril gespült. Die Charakterisierung erfolgte in monomerfreier Elektrolytlösung (Acetonitril, 0J M Natriumperchlorat). Die Lösung wurde vor der Messung 5 Minuten mit Argon entgast. Es wurden Cyclovoltammogramme bei verschiedenen Vorschubgeschwindigkeiten (50 bis 250 mV/s) in einem Potentialbereich von - 0.6 V bis + 0.7 V aufgenommen. Der Strom variiert dabei linear mit der Vorschubgeschwindigkeit, und zeigt damit das Vorliegen eines Oberflächenfilms auf der Elektrode. Bei einer Vorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s erhielt man einen Peakstrom des Polymerfilms von etwa 40 μA (Abb. 6).
Auf gleiche Weise wurde die mit Film 2 modifizierte Goldelektrode behandelt. In diesem Fall beträgt der Peakstrom etwa 20 μA (Abb. 7)
Beispiel 2:
Abscheidunq eines elektrisch leitfähigen Polymers auf einem Siliziumchip mit Platinelektroden
Einer kommerziell erhältlichen Kartusche der Firma Nanogen, Inc., San Diego, USA (NanoChip™ cartridge) wurde der Biochip entnommen und die Beschichtung über den Platinelektroden entfernt. Dazu wurde der Chip in 1 M H2S04 getaucht und bei 80 °C für 30 Minuten mit Ultraschall behandelt. Der Chip wurde danach mit Wasser gespült. Zum Abschluß wurde noch mehrere Male mit abs. Ethanol gespült und der Chip im Argonstrom getrocknet. Die Chipoberfläche wurde mit einem Mikroskop überprüft; bei Rückständen der Beschichtung wurde die Reinigungsprozedur wiederholt.
Die Präparation des Polymerfilms auf den Platinelektroden des Biochips erfolgte in wässriger Lösung mit 0J M Natriumperchlorat als Elektrolyt. Durch Zugabe von Natriumdodecylsulfat (0,07 M) unter Rühren wurde das 3,4-Ethylendioxythiophen (0.015 M) in eine Dispersion überführt und einer Polymerisation zugänglich gemacht. Die Dispersion wurde in eine Durchflußzelle zur Benetzung des Biochips eingespeist. Die Durchflußzelle ist so ausgelegt, daß sie eine elektrische Kontaktierung des Chips zuläßt. Eine kleine Platinelektrode wurde als Arbeits- und ein größeres im Außenbereich des Chips liegendes Segment als Gegenelektrode geschaltet. Über eine Zuleitung für den Elektrolyten wurde ein Silberdraht als Referenzelektrode eingebracht. Die potentiodynamische Polymerbildung erfolgte mit 15 Potentialzyklen in einem Potentialbereich von - 0.4 V bis + 0.9 V bei einer Vorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s (Abb. 8).
Charakterisierung des leitfähiqen Poivmerfilms
Unter dem Mikroskop war die Arbeitselektrode infolge des aufgebrachten dunkelblauen Polymerfilms eindeutig von den freien Platinelektroden unterscheidbar (Abb. 9). Die elektrochemische Charakterisierung dieser derart beschichteten Elektrode erfolgte in monomerfreiem Elektrolyt (wässrige 0J M Natriumperchloratlösung). Dazu wurden 5 Potentialzyklen zwischen - 0.5 V und + 0.8 V bei unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten (50, 100, 150, 200, 250 mV/s) aufgenommen. Der Peakstrom variiert linear mit der Vorschubgeschwindigkeit und bestätigt das Vorliegen eines Oberflächenfilms (Abb. 10).
Elektrisch induzierte Verdichtung von Oligonukleotiden an der Arbeitselektrode Die in Abb. 9 gezeigte mit Polymer belegte Elektrode wurde zusammen mit dem Feld der umgebenden unbelegten Elektroden mittels einer transparenten Durchflußzelle mit einer 1 μM Lösung des mit dem am 5'-Ende mit dem Fluoreszenzfarbstoff Texas Red markierten Oligonukleotids: 5' - CCA TTT TCA GAA TTG GGT GT - 3' in Wasser benetzt. Über eine Zuleitung für die Lösung wurde ein Silberdraht als Referenzelektrode eingebracht. Die Elektroden wurden an die IM6-Workstation angeschlossen und in Auflicht im Fluoreszenzmikroskop (Zeiss Axioplan) mit den für Texas Red passenden Anregungs- und Emissionsfarbfiltern untersucht. Über einen Photomultiplyer wurde die Intensität des Fluoreszenzsignals aus einem mittels Meßfeldblende ausschließlich auf die betrachtete Elektrode fokussierten Meßfeld gemessen.
Bei Applikation eines symmetrischen Rechteckpotentials der Amplitude 0,5 V und nach Dunkelstromabzug wurde für die mit Polymerschicht belegte Elektrode bei
Vorliegen des negativen Potentialwertes eine Intensität von 20 SKT (Skalenteile) und bei Vorliegen des positiven Potentialwertes eine Intensität von 640 SKT gemessen. Für eine benachbarte identische, jedoch ohne Polymer beschichtete Elektrode wurden als entsprechende Werte 35 bzw. 150 gemessen. Der Intensitätsquotient für positives und negatives Potential war mithin bei der polymerbeschichteten Elektrode
um den Faktor 7,5 größer und damit entsprechend auch die Verdichtung bzw. Verarmung der Oligonukleotide an der Elektrode.
Beispiel 3:
Elektrophoretische Anreicherung eines Oligonukleotids über einer mit einem elektrisch leitfähiqen Polymer beschichteten Platinelektrode unter qalvanostatischen Bedingungen
In diesem Beispiel wurden Platinelektroden mit einer Fläche von ca. 0,005 mm2 beschichtet. Wie im Beispiel 2 erfolgte die Präparation des Polymerfilms in wässriger Lösung mit 0.1 M Natriumperchlorat als Elektrolyt. Durch Zugabe von Natriumdodecylsulfat (0,07 M) unter Rühren wurde das 3,4-Ethylendioxythiophen (0.02 M) in eine Dispersion überführt und einer Polymerisation zugänglich gemacht. Die Dispersion wurde in eine Durchflußzelle zur Benetzung des Biochips eingespeist. Die Durchflußzelle ist so ausgelegt, daß sie eine elektrische Kontaktierung des Chips zuläßt. Eine kleine Platinelektrode wurde als Arbeits- und ein größeres im Außenbereich des Chips liegendes Segment als Gegenelektrode geschaltet. Über eine Zuleitung für den Elektrolyten wurde ein Silberdraht als Referenzelektrode eingebracht. Die potentiodynamische Polymerbildung erfolgte mit 35 Potentialzyklen in einem Potentialbereich von - 0.4 V bis + 0.9 V bei einer Vorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s.
Charakterisierung des leitfähigen Poivmerfilms
Unter dem Mikroskop war die Arbeitselektrode infolge des aufgebrachten dunkelblauen Polymerfilms eindeutig von den freien Platinelektroden .unterscheidbar. Die elektrochemische Charakterisierung dieser derart beschichteten Elektrode erfolgte in monomerfreiem Elektrolyt (wässrige 0J M Natriumperchloratlösung). Dazu wurden einige Potentialzyklen zwischen - 0.5 V und + 0.6 V bei einer Vorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s aufgenommen. Der durch die Spannungsänderung induzierte Strom betrug dabei ca. +200 nA beim aufsteigenden
und -200 nA beim fallenden Ast. Dies entspricht einer Ladungskapazität von etwa 0,5 mC/mm2. Unter der Annahme, daß ein Ladungsträger je vier Monomereinheiten für die Oxidation zur Verfügung steht und das Polymer eine Dichte von etwa 1 g/cm3 besitzt, läßt sich eine Dicke von 2 bis 3 μm abschätzen.
Elektrisch induzierte Verdichtung von Oligonukleotiden an der Arbeitselektrode Die mit Polymer belegte Elektrode wurde zusammen mit den umgebenden unbelegten Elektroden mittels einer transparenten Durchflußzelle mit einer 1μM Lösung des mit dem am 5'-Ende mit dem Fluoreszenzfarbstoff Texas Red markierten Oligonukleotids: 5' - CCA TTT TCA GAA TTG GGT GT - 3' benetzt. Um gute Hybridisierungsbedingungen zu simulieren, wurde als Elektrolyt eine 50 mM Lösung von L-Histidin verwendet (Nucleic Acids Research, 1997, 25, 4907). Die Größe der Durchflußkammer betrug etwa 0,5μL bei einer Höhe über den Elektroden von ca. 70 μm. Über eine Zuleitung für die Lösung wurde ein Silberdraht als Referenzelektrode eingebracht. Die Elektroden wurden an die IM6-Workstation angeschlossen und optisch in Auflicht im Fluoreszenzmikroskop (Zeiss Axioplan) mit den für Texas Red passenden Anregungs- und Emissionsfarbfiltern untersucht. Über einen Photomultiplyer wurde die Intensität des Fluoreszenzsignals aus einem mittels Meßfeldblende ausschließlich auf die betrachtete Elektrode fokussierten Meßfeld gemessen. Als elektrisches Signal wurde zur Anziehung der TR-markierten Oligonukleotide zunächst für 30 s ein Strom von 50 nA zwischen Arbeits- und Gegenelektrode angelegt. Nach 30 s wurde der Strom dann auf -50 nA umgepolt und nach weiteren 30 s wieder auf 0 gebracht. Während der ganzen Zeit wurde die Spannung zwischen Arbeits- und Referenzelektrode und das Signal des Photomultiplyers registriert. Das Ergebnis ist in Abb. 11 dargestellt; die Pfeile geben den Achsenbezug der drei Kurven an. Die Spannung erreichte einen Maximalwert von ca. +1 V und einen Minimalwert von ca. -0,5V. In keinem Fall trat Elektrolyse auf. Die Anreicherung ist erkennbar an dem Wert der Fluoreszenzintensität, der vom Neutralwert auf ca. den 10-fachen Wert ansteigt und im repulsiven Fall auf ca. 1/10 des Neutralwertes abfällt. Die Anreicherung und Verarmung unmittelbar über der
Elektrode ist noch ausgeprägter, da man berücksichtigen muß, daß die gemessene Fluoreszenzintensität den Gesamtwert einer ca. 70μm hohe Säule über der Elektrode darstellt und der elektrodenferne Teil dieser Säule einen wesentlich weniger ausgeprägten Fluoreszenzhub zeigt als der elektrodennahe Teil.
Vergleichsbeispiel 1 :
Elektrophoretische Anreicherung eines Oligonukleotids über einer unbeschichteten Platinelektrode unter galvanostatischen Bedingungen Dieselbe experimentelle Anordnung für die elektrisch induzierte Verdichtung von Oligonukleotiden an der Arbeitselektrode wie in Beispiel 3 wurde an einer unbeschichteten Elektrode desselben Chips gemacht. Das Ergebnis zeigt Abb. 12 mit einer Achsenzuordnung zu den Kurven analog AbbJ 1. Wie zu erwarten, stieg die Spannung auf ca. + 1 ,6V an und fiel nach Stromumpolung auf -0,7V, was die elektrolytische Zersetzung der wässrigen Lösung an der Platinoberfläche anzeigt. Die Anreicherung und Verarmung an TR-markierten Oligonukleotiden verhielt sich analog zu Beispiel 1.
Beispiel 4:
Elektrophoretische Anreicherung eines Oligonukleotids über einer mit einem elektrisch leitfähigen Polymer beschichteten Platinelektrode unter galvanostatischen Bedingungen nach Belastung mit Redox-Zyklen
Um zu überprüfen, ob das Polymer genügend stabil gegenüber Belastungen durch Ladungs- und Entladungsvorgängen ist, wurde es einer Anzahl von Redox-Zyklen ausgesetzt und dann wieder galvanostatisch untersucht, analog Beispiel 3, nur daß vor Umpolung des Stromes das System zunächst stromlos geschaltet wurde. Das Ergebnis des Versuchs ist in Abb. 13 dargestellt. Die Spannung stieg zwar stärker an und fiel weiter ab als im unbelasteten Zustand - eine Zeichen dafür, daß die Ladungskapazität durch die Belastung geringer geworden ist - dennoch trat wieder
keine Elektrolyse auf und die Anreicherung und Verarmung an Oligonukleotiden war ähnlich effektiv.
Vergleichsbeispiel 2:
Elektrophoretische Anreicherung eines Oligonukleotids über einer unbeschichteten Platinelektrode unter galvanostatischen Bedingungen
Dieselbe experimentelle Anordnung für die elektrisch induzierte Verdichtung von Oligonukleotiden an der Arbeitselektrode wie in Beispiel 4 wurde an einer unbeschichteten Elektrode desselben Chips gemacht. Das Ergebnis war praktisch dasselbe wie in Vergleichsbeispiel 1, wie AbbJ 4 zeigt. Spannungen von ca. + 1 ,6V an und-0,7V zeigen wieder die elektrolytische Zersetzung der wässrigen Lösung an der Platinoberfläche an.
Beispiel 5:
Die beiden komplementären Oligonukleotid-Einzelstränge
5'-CCA TTT TCA GAA TTG GGT GT-5' und
3'-GGT AAA AGT CTT AAC CCA CA-5'
wurden in einer Konzentration von je 1 ,3 μM in verschiedenen Elektrolyten gelöst. Sodann wurden gemessen:
- die elektrische Leitfähigkeit mit Hilfe einer Meßküvette
- die Hybridisierungsgeschwindigkeit bei Raumtemperatur mit Hilfe der Zeitabhängigkeit der Absorption bei 260 nm (Stop Flow Methode) und
- die Schmelztemperatur aufgrund der Temperaturabhängigkeit der Absorption bei 260 nm
Die Ergebnisse für vier verschiedene Elektrolyte sind in Tabelle 1 zusammengefaßt, wobei die Bezeichnungen für folgende Elektrolyte stehen:
A HO mM NaCI
D 0,1 mM Mg(CI0
4)
2 + 10 mM Histidin
Der optimale Elektrolyt ist dann im Einzelfall zu wählen. Vorteilhaft ist eine Mg++- lonenkonzentration zwischen 0,02 und 10 mM, besonders vorteilhaft eine solche zwischen 0,1 und 1 mM. Der Wert der Hybridisierungsrate für Elektrolyt A wurde nicht selbst gemessen , sondern aus Literaturwerten (z.B. J. Mol. Biol. (1971), 62, 361-381 , Biochemistry, 1995, 34, 9774-9783) abgeschätzt.
Die folgende Tabelle 1 zeigt charakteristische Werte für die einzelnen Elektrolyten
Elektrische Leitfähigkeit, Schmelztemperatur und Hybridisierungsrate für ein komplementäres Oligonukleotidpaar in verschiedenen Elektrolyten