DE19712976A1 - Verwendung von gamma-Aminobuttersäure als Cytoprotektivum - Google Patents

Verwendung von gamma-Aminobuttersäure als Cytoprotektivum

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Description

Die Erfindung betrifft die Verwendung von γ-Aminobuttersäure als Cytoprotektivum.
Cytoprotektiva sind Substanzen, die eine Zell-Schädigung verhindern oder deren Wirkung verringern. Schädigungen treten beispielsweise durch reaktive Sauerstoffspezies und bei Karzinogenese auf.
Unter dem Begriff der "reaktiven Sauerstoffspezies" versteht man Verbindungen, die sich von molekularem Sauerstoff ableiten, aber im Gegensatz zu diesem sehr reaktionsfreudig sind. Sie sind aufgrund ihrer chemischen Aggressivität pathogenetische Faktoren sowohl bei Entzündungen als auch bei anderen pathologischen Zuständen. Zu ihnen gehören Ozon, Singulett-Sauerstoff, das Superoxyd-Radikal-Anion, Wasserstoffperoxyd und andere.
So verursacht die Infektabwehr durch Phagozytose eine starke Radikalbildung, um phagozytierte Bakterien und Protozoen zu neutralisieren. Dabei schädigen die reaktiven Sauerstoffspezies aber nicht nur phagocytierte Keime und Stoffe sondern auch Wirtsgewebe, da sie u. a. auch in den SOD- armen Extrazellulärraum abgegeben werden. Bei entzündlichen Prozessen verursachen Sauerstoffradikale u. a. die Depolymerisierung von Collagen, Vernetzung von Lipiden, Denaturierung von Enzymen, Zerstörung von Leukocyten, eine Erhöhung der Gefäßpermeabilität und Lyse von Erythrocyten. Auch beim Postischämiesyndrom, in dem nach Einsetzen der Ischämie durch die Reperfusion mit oxydiertem Blut eine starke Gewebsnekrose ausgebildet wird, vermutet man die Ursache in einer Radikalbildung durch die Xanthin-Oxidase.
Die physiologische Inaktivierung der reaktiven Sauerstoffspezies erfolgt über die Superoxid-Dismutase (SOD), die Katalase und - insbesondere in Erythrocyten - die Glutathionperoxidasen. Letztere reduzieren entstehendes H2O2 durch Oxydierung zweier Glutathionmoleküle. Glutathion ist daher für den Oxydations-Schutz der Zellen wichtig.
Reaktive Sauerstoffspezies werden aber häufig auch als Produkt normaler physiologischer Prozesse wie der Reduzierung von Sauerstoff zur Energiegewinnung gebildet und es wird ihnen eine Bedeutung beim Alterungsprozeß über Schädigung der Zellen unterstellt.
Wichtigste Ursache für eine Radikalbildung und die folgende Zellschädigung sind jedoch die entzündlichen Prozesse, wie sie beispielsweise bei Darmerkrankungen und Allergien auftreten.
Auch bei der Tumorbildung scheinen Radikalbildner eine wesentliche Rolle zu spielen.
Die Karzinogenese vollzieht sich in mehreren Phasen. Zunächst wird die Zelle durch einen Tumorinitiator, meist eine die DNA schädigende Substanz, wie Radikalbildner, irreversibel geschädigt. Es folgt die Promotionsphase, in der durch die konstante Einwirkung von Promotoren die Zelle - beispielsweise durch Hemmung der Reparatur-Enzyme - weiter verändert wird. Die Zellen beginnen zu proliferieren und es bilden sich Geschwulste aus präneoplastischem Gewebe, die sich zu Tumoren ausbilden können. Man unterscheidet benigne und maligne Geschwulste, wobei benigne langsam wachsen und nicht metastasieren, während maligne rasch, destruktiv und infiltrativ proliferieren und Metastasen bilden.
Eine Verminderung der Bildung von Radikalen und reaktiven Sauerstoffspezies sowie die Inhibition neoplastischer Vorgänge sind wichtige Wirkungen eines Cytoprotektivums.
Es besteht immer noch ein Bedürfnis nach der Bereitstellung neuer wirksamer Cytoprotektiva. Aufgabe der Erfindung war es daher, derartige Cytoprotektiva zu entwickeln.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird die Verwendung von γ-Aminobuttersäure vorgeschlagen.
γ-Aminobuttersäure, im folgenden als GABA bezeichnet, ist eine seit langem bekannte, nicht proteinogene Aminosäure mit endständiger Carboxylgruppe, die in tierischem und pflanzlichem Gewebe verbreitet vorkommt.
GABA wurde Ende der 50er Jahre in Hypothalamusgewebe des menschlichen Gehirnes nachgewiesen. Bald stellte sich heraus, daß GABA der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter im Zentralnervensystem und Vermittler der praesynaptischen Hemmung im Rückenmark ist. Der inhibitorische Transmitter GABA agiert über zwei verschiedene Arten von Rezeptoren, GABAA und GABAB. Die Substanz wird an einer praesynaptischen Membran freigesetzt und aktiviert im ZNS Ionenkanäle, insbesondere Chloridkanäle, die zu Hyperpolarisationen und damit zur Hemmung der Erregungsleitung, also zur postsynaptischen Hemmung führen. Eine Zusammenfassung der bisherigen Arbeiten über GABA als Neurotransmitter ist enthalten in Handbook of Psychopharmacology, Band 4, Amino Acid Neurotransmitters, herausgegeben von L.L. Iversen et al., Plenum, New York und London, 1975.
Nachdem erkannt wurde, daß GABA die Bluthirnschranke nicht überwindet, sind Analoga zu der Substanz entwickelt worden, von denen insbesondere Baclofen (4-Amino-3-p-chlorphenyl-buttersäure) als Antiepileptikum und als zentrales Muskelrelaxans bei multipler Sklerose eingesetzt wird, wobei auch eine Verwendung in onkologischen Fragestellungen untersucht wurde (Tatsuta et al., Oncology (1992), 49: 241-245).
Erst sehr viel später wurde entdeckt, daß GABA auch im peripheren Bereich eine Rolle spielt. So sind beispielsweise die GABA-Konzentrationen im Plexus myentericus oder den Inselzellen des Pankreas so hoch wie im Gehirn und es gibt Hinweise darauf, daß GABA auch peripher ein Neurotransmitter ist.
Völlig überraschend wurde jetzt festgestellt, daß GABA auch hervorragende cytoprotektive Wirkungen zeigt.
So hat sich herausgestellt, daß aus Mikroorganismen gewonnenes GABA nach intraportaler Injektion zu einer Steigerung reduzierten Glutathions im Lebergewebe von Ratten führt. Da - wie oben bereits erwähnt - Glutathion ein Schlüsselmolekül der Inaktivierung reaktiver und schädlicher Sauerstoffspezies ist, zeigt GABA somit einen cytoprotektiven Effekt bei Leberzellen.
GABA kann außerdem die Superoxydaktivität von Granulocyten vollständig hemmen, so möglicherweise eine überschießende Reaktion am Entzündungsherd vermeiden und die zellschädigende Wirkung der Sauerstoffradikalbildung minimieren.
GABA hat aber auch eine cytoprotektive Wirkung im Rahmen der Karzinogenese. In einem Pilotprojekt wurde bei an Coloncarzinom erkrankten Patienten die Chemotherapie mit 5-Fluorouracil, im folgenden als 5-FU bezeichnet, durch gleichzeitige Gabe eines GABA-haltigen Extraktes aus E. coli unterstützt, wobei die Remissionsraten günstiger waren als bei einer Monotherapie mit 5-FU. Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich auch bei Mamakarzinomen. Auch bei zwei in-vitro Tests an Karzinomzellinien wurde bei einer Co-Behandlung mit 5-FU und dem oben genannten Extrakt eine deutlich stärkere Absenkung der Proliferation der Karzinomzellen gemessen als bei reiner 5-FU-Gabe.
Der genaue Mechanismus, der hinter diesen Wirkungen steht, ist noch nicht geklärt. GABA wirkt außerhalb des zentralen Nervensystems zwar überwiegend über seine Rezeptoren, zeigt aber auch in einigen Fällen intrazelluläre Effekte ohne Beteiligung spezifischer membranständiger Rezeptoren, so beispielsweise bei der Stimulation der Glukose-Aufnahme, des Glycogen-Abbaus sowie der Protein-Biosynthese. Soweit wird auf den zusammenfassenden Artikel von Erdö und Wolff in J. Neurochem. 54, (1990), S. 363-372 verwiesen.
GABA kann unproblematisch vollsynthetisch mit guten Ausbeuten hergestellt werden; wir verweisen insoweit zusammenfassend auf die Monographie in "The Merck Index", 11. Aufl. Merck & Co., Inc., Rahway, N.J., USA 1989, S. 70. Da GABA aber fast ubiquitär in Pflanzen und Tieren vorkommt, ist es auch möglich, anstelle der synthetischen Verbindung geeignete Extrakte oder deren Fraktionen aus Pro- oder Eukaryonten einzusetzen. Insbesondere Prokaryonten, und hier wiederum Bakterien, produzieren relativ große Mengen an GABA, so daß es möglich ist, die Substanz entweder aus deren eiweiß- und zellfreien Extrakten zu gewinnen oder diese Extrakte und Fraktionen selbst in standardisierter Form einzusetzen. Derartige Extrakte/Fraktionen können insbesondere aus Streptococcen, Staphylococcen, Escherichia, Proteus, Klebsiella, Gaffkya oder Mykobakterien hergestellt werden. Zur Herstellung wird aus technischen Gründen meist das leicht zugängliche E. coli verwendet.
Die wirksame Dosis der Substanz liegt im Bereich von etwa 0,1 µg/kg/d bis ca. 60 mg/kg/d, die bevorzugte Dosierung bei parenteraler Gabe bei etwa 1 µg/kg/d bis 1 mg/kg/d, bei oraler Gabe bei etwa 3 µg/kg/d bis 3 mg/kg/d. Da GABA sich durch eine geringe Toxizität auszeichnet und bei zentralnervöser Indikation Dosierungen bis zu 3 g/Tag verabreicht werden, ist eine große therapeutische Breite gegeben. Daher sind auch bei höheren Dosierungen keine Nebenwirkungen zu erwarten.
Die Verwendung von GABA kann vorzugsweise parenteral oder oral, z. B. in Form von Injektionslösungen, Pulver, Granulaten, Tabletten, Kapseln oder Dragees, erfolgen. Da die Substanz gut durch die intakte Haut resorbiert wird, sind auch topische Zubereitungen möglich.
Die Herstellung der pharmazeutischen Darreichungsform erfolgt in einer dem Fachmann geläufigen Weise und ist unproblematisch.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Beispiele näher erläutert:
Beispiel 1 Synthese von GABA aus Succinimid
Die vorgestellte Methode entspricht der von Tafel und Stern (1900, Ber. 33, 2224). 135 g Succinimid wird in 450 ml Schwefelsäure (50%) gelöst und elektrolytisch bei 54A 7 Std. reduziert. Die Kathodenflüsigkeit wird anschließend mit Wasser verdünnt und durch Fällung mit zunächst Bariumcarbonat, dann Barythydratlösung aufgereinigt. Die baryt- und schwefelsäure­ freie, schwach saure Flüssigkeit wird dann im Vakuum mehrfach - zuletzt im Wasserstoffstrom - abdestilliert. Die Ausbeute beträgt etwa 60% der theoretisch möglichen. Das gewonnene Pyrrolidon wird dann zusammen mit der 2,5-fachen Menge kristallisierten Bariumhydroxids und der 10-fachen Menge Wasser 2 Stunden am Rückflußkühler gekocht und so hydrolysiert. Die entstehende GABA-Lösung wird zunächst mit Kohlensäure von Verunreinigungen befreit und dann der Rest des Baryts mit Schwefelsäure ausgefällt. Die baryt- und schwefelsäurefreie Lösung wird eingedampft. Die verbleibende Rohsäure, deren Ausbeute der theoretisch möglichen sehr nahe kommt, wird in der 4-fachen Menge Wasser gelöst und mit der 25-fachen Menge absoluten Alkohols versetzt. Nach Abfiltration der ersten Trübung und nochmaliger Zugabe einer gleichen Menge Alkohols kristallisiert die Hauptmenge der Säure aus.
Beispiel 2 Darstellung von GABA aus Piperylurethan und Salpetersäure
Hier wird auf eine Methode von Schotten (1883, Ber. 16, 643) zurückgegriffen. 300 ml rauchende Salpetersäure werden unter Kühlung zu 157,216 g Piperylurethan getropft. Die entstehende salpetersaure Lösung wird in 0,5 l Wasser aufgenommen und eine aus einer öligen Säure bestehende Phase abgetrennt. Die wäßrige Phase wird mit zweimal 100 ml Äther extrahiert und die Ätherphasen mit der zuvor abgetrennten öligen Phase vereinigt. Diese wird mit der gleichen Menge konzentrierter Salzsäure in einem geschlossenen Behälter über 100°C erhitzt. Die zurückbleibende salzsaure Lösung wird eingedampft und der Rückstand in wenig Wasser (10 ml) aufgenommen. Nach Filtration und Versetzung mit 5 ml Ethylalkohol und 100 mg Platinchlorid bildet sich nach einem Tag ein Niederschlag. Das Filtrat des Niederschlags wird mit H2S von Platin befreit und eingedampft. GABA kristallisiert dann als salzsaures Salz mit einer Ausbeute von ca. 90 g (87%) aus.
Beispiel 3 Gewinnung einer GABA-haltigen Wirkstoff-Fraktion aus einem Extrakt aus F. coli
Zur Gewinnung der GABA-haltigen Wirkstoff-Fraktion aus E. coli wird bevorzugt E. coli des Serotyps 02:K1:H6 fünf Tage bei 37°C bis zu einer Wachstumsdichte von 2 × 1012 koloniebildenden Einheiten/ml auf einem Nährmedium auf Fleischpeptonbasis bebrütet. Aus der gewachsenen Kultur wird in an sich bekannter Weise durch Mehrfachfiltration ein eiweiß- und zellfreier Extrakt mit den Stoffwechselprodukten gewonnen. Dieser Extrakt wird auf 2,3 mg Peptid/ml standardisiert und daraus GABA isoliert. Dazu werden beispielsweise 1,5 ml des Extrakts an einer, speziell für die Trennung von Aminosäuren geeigneten Kationenaustauschsäule mit einem Stufengradienten bei 58°C getrennt, wobei GABA mit dem Wechsel von Puffer A (1,7% Natriumcitrat-dihydrat, 0,5% NaCl in Wasser, pH 4 mit HCl) zu Puffer B (1,9% Natriumcitrat-dihydrat, 5% NaCl in Wasser, pH 6) nach einer Retentionszeit von ca. 43 Minuten eluiert und in Fraktionen aufgefangen wird. Die Detektion und Quantifizierung von GABA erfolgt durch Untersuchung der Fraktionen an einem kommerziellen Aminosäureanalysator (Beckmann 6300), im Prinzip nach dem Verfahren von Spackmann, Stein und Moore (Anal. Chem. 1958, 30, 1190). Die GABA-haltigen Fraktionen der Ionenaustauschchromatographie werden gepoolt (1,2 ml) und entsalzt (z. B. 100 µl an Sephadex G10-Gelchromatographie (Säulendimensionen 1 m × 2 cm, Fluß 300 µl) in 0.1% Trifluoressigsäure in Wasser). Der GABA enthaltende Peak, der - wie oben beschrieben - durch Aminosäureanalyse detektiert wird, wird eingetrocknet und in Wasser (z. B. 200 µl) aufgenommen. GABA kann so in einer Menge von mindestens 500 nmol/ml eiweiß- und zellfreiem Peptidextrakt aus E. coli, standardisiert auf 2,3 mg Peptid/ml, gewonnen werden.
Ein Vorteil der Verwendung von GABA in Form eines Extraktes oder einer Wirkstoff-Fraktion aus E. coli gegenüber der Applikation reinen GABAs dürfte in einer längeren Bioverfügbarkeit des im Extrakt oder der Fraktion vorliegenden GABAs liegen. So wird appliziertes reines GABA wahrscheinlich sehr rasch metabolisiert, während GABA in Form eines Extraktes oder einer Fraktion langsamer abgebaut wird und länger am Organ wirken könnte. Verantwortlich dafür ist möglicherweise eine Einbettung in andere molekulare Strukturen, eine Konformationsänderung (Umklappen) des GABA-Moleküls oder Dimerbildung.
Beispiel 4 Erhöhung der Konzentration an reduziertem Glutathion (GSH) in der Ratte
Narkositierten männlichen Ratten mit 120 g Körpergewicht wird der Bauchraum eröffnet und eine definierte Menge einer aus E. coli-Extrakten gewonnenen, GABA-haltigen Lösung gemäß Beispiel 3, bzw. einer Salzlösung (Kontrolle) intraportal in die Leber injiziert. 2 Minuten nach der Wirkstoffgabe wird der Lobus dexter der Leber mittels einer tiefgekühlten Zange schockgefroren, aus dem Intraperitonealraum entfernt, unter Stickstoff gemörsert und in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. In einem anschließenden Fluoreszenztest werden 50 mg Probe in einem mit 3,75 ml Tris-Puffer (0,1 M, pH 8,0) und 1 ml einer 25%-igen meta-Phosphorsäure beschickten Zentrifugenglas 20 Sekunden mit Ultraschall homogenisiert und anschließend bei 104.000 g in der Ultrazentrifuge zentrifugiert. 0,5 ml des erhaltenen Überstandes wurden in 4,5 ml Phosphat-EDTA-Puffer (K2HPO4 (0,1 M) mit EDTA (0,005 M), pH 8) pipettiert. Anschließend wurden zu 0,1 ml dieser Mischung 1,8 ml Phosphat-EDTA-Puffer sowie 0,1 ml einer methanolischen o-Phthalaldehyd-Lösung (1 mg/ml) zugefügt. Die Probe wurde gut gemischt und 15 min bei Raumtemperatur belassen. Anschließend wurde die Fluoreszenz bei einer Anregungswellenlänge von 350 nm und einer Emissionswellenlänge von 423 nm im Fluorometer gemessen. Die Berechnung erfolgte in µmol/g Frischleber.
Beispiel 5 Wirksamkeit eines GABA-enthaltenden Extraktes aus E. coli in Abhängigkeit von der Lagerzeit
In einem gemäß Beispiel 1 aufgebauten Testsystem werden verschieden lang gelagerte GABA-enthaltende Extrakte aus E. coli eingesetzt. Dabei zeigt sich, daß es keine Unterschiede zwischen frisch gewonnenen Extrakten und 24 Monate gelagerten Proben gibt. Der Wirkstoff GABA ist somit in dieser Form sehr stabil und scheint durch begleitende Substanzen im Vergleich zu synthetischem GABA sogar stabilisiert zu werden.
Beispiel 6 Hemmung der Superoxyd-Aktivität von Granulocyten
Bei der Phagocytose durch Granulocyten tritt zunächst eine Sauerstoff-Aufnahme auf, der anschließend die Abgabe von Superoxyd-Radikal-Anionen und Wasserstoffperoxyd folgt. Granulocyten werden zur Phagocytose angeregt und die entstehenden Superoxyd-Radikal-Anionen über Fluoreszenz- Messungen bestimmt. Dabei wird die Wirkung einer GABA- haltigen Lösung gemäß Beispiel 3 untersucht.
Granulocyten werden aus dem Blut gesunder Spender über eine Säule mit Ficoll-Paquel/Polyvinylalkohol isoliert. Zu 50 µl einer ca. 2 Mio Zellen/ml enthaltenen Granulocyten-Suspension in PBS, einer phosphatgepufferten, pH-neutralen und isotonische Kochsalzlösung, werden 5 µl einer N-Formyl-methionyl-leucyl­ phenylalanin-Lösung in PBS mit einer Konzentration von 10 µmol/l und 5 µl einer Lucigenin/Luminol-Lösung von 100 µg/ml in PBS gegegeben. Die Kontrolle wird mit 10 µl Aqua bidest versetzt, die Proben mit den in der folgenden Tabelle aufgeführten, in PBS gelösten Wirkstoffmengen. Anschließend wird die Fluoreszenz der Proben bestimmt und die Inhibition errechnet.
Beispiel 7 Pilotstudie über die Wirkung eines GABA-enthaltenden Extraktes aus E. coli bei Cotherapie mit 5-FU bei Colonkarzinomen
Klinische Versuche bei fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumoren mit 5-FU und einem GABA-enthaltenden Extrakt aus E. coli ergaben mit Remissionsraten von 30% ein besseres Ergebnis als eine 5-FU-Monotherapie.
Beispiel 8 Wirkung eines GABA-enthaltenden Extraktes aus E. coli als Additivum zur 5-FU Colonkarzinom-Therapie im in-vitro System einer Colon- bzw. Mamma-Karzinomzellinie
Ein Monolayer aus Zellen einer humanen Colonkarzinomzellinie (HTB-38) wurde mit verschiedenen Mischungen des Zytostatikums 5-FU und einer GABA-haltigen Wirkstoff-Fraktion aus E. coli inkubiert und die Zellzahl kontrolliert. Dabei wurde festgestellt, daß die Wirkung von 5-FU durch gleichzeitige Zugabe des GABA-haltigen Extraktes verstärkt wird. Die Wachstumshemmung der Tumorzellen wird so beispielsweise bei einer Dosis von 25 mg 5-FU von ca. 48% auf ca. 58% gesteigert. Ähnliche Ergebnisse werden auch mit einer Mamma- Karcinom-Zellinie erreicht.
Beispiel 9 Applikationsart als Injektionslösung
Für eine rasche und von der Zuverlässigkeit des Patienten unabhängige Therapie kann sich eine parenterale Applikation des Medikaments empfehlen. Der Magen-Darmtrakt wird bei der Aufnahme zunächst umgangen. GABA ist hervorragend wasserlöslich. Es ist daher möglich eine reine GABA-Lösung in Wasser als Injektionslösung zu verwenden, ebenso wie einen zell- und proteinfreien Extrakt aus Pro- bzw. Eukaryonten oder Fraktionen davon, wie exemplarisch in Beispiel 3 beschrieben. Die Injektionslösung könnte bei gewünschter rascher Wirkung intravenös (i.v.) oder für eine langanhaltenderere Depot-Wirkung subcutan (s.c.) appliziert werden. Eine bevorzugte Dosierung sind etwa 1 µg/kg/d-1 mg/kg/d. Die Injektionslösungen werden in an sich bekannter Weise hergestellt.
100 ml einer Wirkstoff-Fraktion aus Beispiel 3 werden bei Bedarf mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnt, sterilisiert und mit einer Wirkstoffkonzentration von 51,5 µg/ml in Ampullen zu 10 ml portioniert.
Beispiel 10 Orale Gabe von GABA
Für die Selbstapplikation des Patienten empfiehlt sich im allgemeinen eine orale Gabe des Wirkstoffes. Sowohl GABA in reiner Form als auch GABA-haltige Extrakt oder Fraktionen können in getrockneter oder gelöster Form appliziert werden. Möglich wäre dabei eine Gabe als Lösung, Pulver, Granulat, Dragee, Tablette oder Kapsel. Eine bevorzugte Dosierung sind etwa 3 µg/kg/d-3 mg/kg/d. Die oralen Präparate werden in an sich bekannter Weise hergestellt.
Ein Wirkstoff-Fraktion, hergestellt wie in Beispiel 3 beschrieben, wird durch schonende Trocknung unter sterilen Bedingungen von Wasser befreit. 500 mg des Feststoffes werden unter sterilen Bedingungen mit 99,5 g Trägersubstanzen (Magnesiumstearat, Polyvidon, Lactose oder Stärke) gemischt und zu Tabletten, Kapseln, Pulver, Granulat und Dragees mit Wirkstoffmengen von 0,5 mg verarbeitet. Möglich ist auch die Herstellung einer Lösung. Dazu werden 100 ml der Wirkstoff-Fraktion aus Beispiel 3 bei Bedarf mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnt, sterilisiert und mit einer Wirkstoffkonzentration von 51,5 µg/ml in Ampullen zu 10 ml portioniert.
Literaturverzeichnis
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Forth W., Henschler D., Rummel W. (1990), Pharmakologie und Toxikologie, 5. Aufl., B.I.-Wissenschaftsverlag, Mannheim, Wien, Zürich.
Schotten C. (1883) Über die Oxidation des Piperidins, Ber. 16, 643.
Spackmann, Stein und Moore (1958) Anal. Chem. 30, 1190.
Tafel J. und Stern M., (1900) Reductionen von Succinimiden zu Pyrrolidonen, Ber. 33, 2224.
Tapia, R. (1975) Biochemical Pharmacology of GABA in CNS, in: Handbook of Psychopharmacology, Section I, Volume 4, pp. 1-58, Iversen L.L., Iversen S.D. und Snyder S.H. (Eds.), Plenum Press, New York and London.
Tatsuta M., Ishi H., Baba M. und Taniguchi H. (1992) Attenuation by the GABA Receptor Agonist Baclofen of Experimental Carcinogenesis in Rat Colon by Azoxymethane, Oncology 49, 241-245.

Claims (10)

1. Verwendung von γ-Aminobuttersäure als Cytoprotektivum.
2. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bei Entzündungs­ prozeßen.
3. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 und 2 zur Vermin­ derung der Bildung von Radikalen und reaktiven Sauerstoffspezies.
4. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bei der Karzinom­ behandlung.
5. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bis 4 in Form von zell- und eiweißfreien Extrakten aus Pro- oder Eukaryonten oder in Form von Fraktionen von zell- und eiweißfreien Extrakten aus Pro- oder Eu­ karyonten.
6. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bis 4 in Form von gereinigten, zell- und eiweißfreien Fraktionen von Extrakten aus E. coli.
7. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bis 6 in peroraler oder injizierbarer Applicationsform.
8. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bis 7 in einer Do­ sierung von etwa 0.1 µg/kg/d-60 mg/kg/d.
9. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bis 7 in einer Do­ sierung von 1 µg/kg/d-1 mg/kg/d bei parenteraler Gabe.
10. Verwendung von γ-Aminobuttersäure nach Anspruch 1 bis 7 in einer Do­ sierung von 3 µg/kg/d-3 mg/kg/d bei oraler Gabe.
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