DE19703538A1 - Verfahren zur Modifizierung von Polymethylmethacrylat-Substratoberflächen - Google Patents
Verfahren zur Modifizierung von Polymethylmethacrylat-SubstratoberflächenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Modifizie
rung von Oberflächen von Polymethylmethacrylat-Sub
straten, die nachfolgend mit mindestens einer weite
ren, die Substratoberfläche schützenden Schicht ver
sehen werden sollen. Der ausgebildete Schichtaufbau
soll die Eigenschaften des Substrates aus Polymethyl
methacrylat für die jeweilige Anwendung verbessern.
So kann beispielsweise eine entspiegelnde Schicht
oder ein solches Schichtsystem für optische Anwendun
gen aufgebracht werden. Das ausgebildete Schichtsy
stem kann weiter den mechanischen Schutz verbessern
und das Eindringen von Feuchtigkeit zumindest stark
behindern.
Bei der Aufbringung von entsprechenden Funktions
schichten auf Polymethylmethacrylat treten unter Ver
wendung der bisher üblicherweise verwendeten Verfah
ren, insbesondere Probleme bei der Haftung dieser
Funktionsschichten auf dem Substratmaterial auf.
Die bisher erreichbare Schichtqualität, erfüllt dabei
besonders in Hinblick auf die Klimastabilität der
beschichteten Substrate nicht die Anforderungen indu
strieller Anwender und es kann bei höheren Temperatu
ren und/oder einer entsprechend hohen Luftfeuchtig
keit zu Ablösungen kommen.
Bisher verwendete Verfahren zur Verbesserung der Haf
tung solcher Funktionsschichten auf Polymethylmeth
acrylat sind beispielsweise Ionenbehandlungen (DE 32 42 649 C1
, DE 36 24 467 A1), Plasmabehandlungen (US
5,346,728, US 4,091,166, US 4,649,071), elektrische
Koronaentladungen (DE 41 07 945), UV-Bestrahlung,
chemische Reaktionen mit der Polymermatrix unter Aus
bildung von Copolymeren sowie eine Aktivierung durch
Behandlung mit Siliziumtetrachlorid (DE 40 09 624 A1
).
Aufgabe der Erfindung ist es daher, Oberflächen von
Polymethylmethacrylat-Substraten so zu modifizieren,
daß ein nachfolgend aufzubringender Funktionsschicht
aufbau eine verbesserte Haftung auf dem Substrat auf
weist und das Verfahren einfach durchführbar ist.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestal
tungsformen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben
sich bei Verwendung der in den untergeordneten An
sprüchen genannten Merkmale.
Das zu beschichtende aus Polymethylmethacrylat beste
hende Substrat wird in einer herkömmlichen Vakuum-Beschichtungs
anlage, die mit einer zusätzlichen Elek
trode ausgerüstet ist, an ihrer Oberfläche modifi
ziert. Bei der Modifizierung wird ein reaktives Gas,
das Sauerstoff und Wasser enthält zugegeben, wobei
die Modifizierung bei einem Druck zwischen 10-1 mbar
bis 10-2 mbar, bevorzugt zwischen 10-2 und 5.10-2 mbar
durchgeführt wird. Als reaktives Gas kann beispiels
weise Luft verwendet werden, deren relative Feuchtig
keit mindestens 40% und maximal 70%, vor der Ein
tretung des Gases in den Rezipienten, beträgt. Bei
Verwendung eines anderen Gases außer Luft soll ein
äquivalenter Wasseranteil eingehalten werden.
Nach Anlegen einer Hochspannung von mindestens 1 kV
zwischen der zusätzlichen Elektrode, dem Rezipienten
oder Substrathalter kommt es zu selbständigen Gasent
ladungen unter Ausbildung eines Plasmas. Dadurch wird
zu Beginn der Modifizierung Substratmaterial an der
Oberfläche abgetragen und parallel dazu eine chemi
sche Reaktion eingeleitet, bei der die Oberfläche des
Substrates unter Ausbildung einer Polymerschicht ver
ändert wird. Die an der Oberfläche des Substrates
ausgebildete Polymerschicht unterscheidet sich in
ihrer chemischen Zusammensetzung und demzufolge auch
mit ihren Eigenschaften deutlich vom Substratmateri
al. Die Umwandlung der Oberflächenschicht erfolgt
dabei in einem Zeitraum von ca. 180 bis 300 s nach
dem Beginn der Einwirkung des Plasmas. Das Verfahren
sollte jedoch so durchgeführt werden, bis eine Modi
fizierung mit einer Mindestdicke von 20 nm in der
Oberflächenschicht des Substrates erreicht ist.
Nach Ablauf von ca. 360 s hat sich eine mindestens
100 nm dicke homogene Oberflächenschicht gebildet,
wobei das diese Schicht bildende neue Polymermaterial
einen hohen Anteil von Methylen- und Hydroxylgruppen
aufweist. Die üblicherweise für Polymethylmethacrylat
charakteristischen C-O- und C=O-Gruppierungen sind bei
der Modifizierung teilweise abgebaut worden. Dabei
ändert sich auch die chemische Umgebung der C=O-Grup
pierung, so daß es zu einer Bandenverschiebung im
Infrarotspektralbereich kommt (vgl. Fig. 1).
Das entsprechend dem bisher beschriebenen an der
Oberfläche modifizierte Substrat kann nachfolgend mit
weiteren Funktionsschichten versehen werden. Hierfür
können die verschiedensten Beschichtungsverfahren
eingesetzt werden, wobei sich in jedem Fall die ver
besserte Haftung der modifizierten Oberfläche des
Substrates vorteilhaft auswirkt.
Günstigerweise kann jedoch die weitere Beschichtung
in der gleichen Beschichtungsanlage durchgeführt wer
den, in der auch die Modifizierung erfolgt ist. Dabei
wird im Rezipienten ein Hochvakuum erzeugt und ein
Verfahren mit Plasma-Ionenstützung zur weiteren Be
schichtung verwendet. Im Gegensatz zu den herkömmli
cherweise verwendeten Vorbehandlungsverfahren, wirkt
sich die bei diesem Verfahren auftretende UV-Strah
lung nicht negativ auf die gewünschten Haftungseigen
schaften des modifizierten Polymethylmethacrylat aus.
Unabhängig von der UV-Strahlung bleibt das verbesser
te Haftverhalten weiter erhalten. Dadurch kann der
Vorteil der Ionenstützung zur Verdichtung der auf
wachsenden Schichten auch bei relativ niedrigen Tem
peraturen voll ausgenutzt werden, ohne daß Nachteile
zu befürchten sind.
Nachfolgend soll die Erfindung an einem Ausführungs
beispiel näher erläutert werden.
Polymethylmethacrylat weist als Ausgangsmaterial,
sehr gute optische Eigenschaften auf und läßt sich
sehr einfach, beispielsweise durch Spritzgießen her
stellend und besser als alle anderen bekannten Kunst
stoffe, insbesondere für präzisionsoptische Anwendun
gen, einsetzen. Dabei können die Funktionalität und
die Gebrauchseigenschaften, der in der Optik angewen
deten Substrate, durch die Aufbringung von Funktions
schichten wesentlich beeinflußt werden. Hierfür wird
bevorzugt ein Aufbau mehrerer dielektrischer Schich
ten übereinander hergestellt. Dabei sollen für viele
Anwendungen Entspiegelungen der Oberflächen im sicht
baren Spektralbereich erreicht werden.
Eine spritzgegossene Linse aus Polymethylmethacrylat
soll zur modifizierenden Vorbehandlung und zum nach
folgenden Auftrag einer Beschichtung in eine Vakuum-Be
schichtungsanlage, wie sie von der Leybold AG unter
der Typbezeichnung APS 904 erhältlich ist, einge
bracht werden. Diese Hochvakuumbeschichtungsanlage
hat zusätzlich eine Plasma-Ionenquelle, zwei Elektro
nenstrahlverdampfer und ein Diffusionspumpensystem.
Dabei wurde in diese Anlage eine zusätzliche Elektro
de eingebracht, wie sie bisher auch zum Beglimmen
eingesetzt worden ist. Die Anordnung der zusätzlichen
Elektrode erfolgt dabei bevorzugt im Bereich der
Elektronenstrahlverdampfer in einem Abstand von ca.
60 cm zum Substrathalter im Rezipienten. Die wirksame
Elektrodenfläche sollte ca. 300 cm2 betragen.
Nachfolgend wird in der Beschichtungsanlage ein Hoch
vakuum erzeugt. Für die Modifizierung der Substrat
oberfläche wird befeuchtete Luft, mit mindestens 40%
relativer Luftfeuchtigkeit in den Rezipienten einge
führt. Dabei wird der Druck im Rezipienten zwischen
10-2 mbar und 5.10-2 mbar gehalten. Zwischen Rezi
pienten oder Substrathalter und zusätzlicher Elektro
de wird eine Hochspannung bis zu 2 kV bei ca. 0,2 A
angelegt. Das sich ausbildende Plasma trägt Substrat
material ab und die Oberflächenschicht wird zu chemi
schen Reaktionen angeregt. Innerhalb von 5 Minuten
bildet sich an der Oberfläche des Polymethylmethacry
lat-Substrates eine neue Polymerschicht, die die ver
besserten Eigenschaften, insbesondere in bezug auf
eine verbesserte Haftung aufweist.
Die Modifizierung kann aber auch bei Drücken zwischen
10-2 und 5.10-2 mbar, unter Ausbildung eines Plasmas
mittels einer Hochspannung von 1,4 kV und einer
Stromstärke von 100 mA über einen Zeitraum zwischen
300 und 800 s durchgeführt werden.
Auf jeden Fall sollte die Leistung zwischen 150 und
700 W eingestellt werden, um sehr gute Ergebnisse zu
erreichen.
Nachfolgen wird im Rezipienten ein Hochvakuum durch
Abpumpen auf einen Druck von ca. 5.10-6 mbar er
zeugt.
Auf herkömmliche Weise wird dann ein Wechselschicht
system, verschiedenster Funktionsschichten (z. B.
Ta2O5/SiO2) aufgedampft.
Während des Aufdampfens werden die aufwachsenden
Schichten durch Beschuß mit energiereichen Argon-Io
nen aus einer Plasma-Ionenquelle, die Bestandteil der
Beschichtungsanlage ist, verdichtet.
Die erfindungsgemäß modifizierten und nachfolgend
beschichteten Proben erfüllen den Haftfestigkeitstest
nach ISO 9211-4-02 (Tapetest) sowie die Klimatests
nach ISO 9022-12-07 (feuchte Wärme) und ISO 9022-14-02
(langsamer Temperaturwechsel) ohne jegliche
Defektbildung und der erfindungsgemäße Effekt konnte
nachgewiesen werden.
Claims (9)
1. Verfahren zur Modifizierung von Polymethylmeth
acrylat-Substratoberflächen mit einer Plasmabe
handlung im Vakuum,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein reaktives Sauerstoff und Wasser enthal
tendes Gas zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß reaktives Gas mit
einem äquivalenten Anteil Wasser, einer relati
ven Feuchtigkeit von mindestens 40% in Luft,
zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß im Rezipienten bei
einem Druck zwischen 10-1 und 10-2 mbar die Modi
fizierung durchgeführt wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Hochspannung
zwischen einer zusätzlichen Elektrode, dem Rezi
pienten oder dem Substrathalter angelegt wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Modifizierung
über einen Zeitraum von mindestens 180 s durch
geführt wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Modifizierung in
einer mindestens 20 nm dicken Oberflächenschicht
des Substrates durchgeführt wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Modifizierung so
durchgeführt wird, daß in der Oberflächenschicht
ein Polymermaterial, mit hohem Anteil Methylen-
und Hydroxylgruppen gebildet wird, das sich vom
Substratmaterial unterscheidet.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß nachfolgend an die
Modifizierung auf die Oberfläche mindestens eine
weitere Schicht aufgebracht wird.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine an
organische Schicht mittels eines ionengestützten
Plasmabeschichtungsverfahrens aufgebracht wird.
Priority Applications (6)
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