DE19703025C2 - Verfahren zur Messung von Konzentrationen sowie zur kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Messung des Umsatzes und der Geschwindigkeit enzymatischer oder nichtenzymatischer Reaktionen von Pyrophosphaten und/oder linearen Polyphosphaten unter Ausschluß von zyklischen Polyphosphaten als auch von Orthophosphaten in einer Probe sowie Anwendung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Messung von Konzentrationen sowie zur kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Messung des Umsatzes und der Geschwindigkeit enzymatischer oder nichtenzymatischer Reaktionen von Pyrophosphaten und/oder linearen Polyphosphaten unter Ausschluß von zyklischen Polyphosphaten als auch von Orthophosphaten in einer Probe sowie Anwendung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach Anspruch 1 zur Messung von
Konzentrationen sowie zur kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Messung des
Umsatzes und der Geschwindigkeit enzymatischer oder nichtenzymatischer
Reaktionen von Pyrophosphaten und/oder linearen Polyphosphaten unter
Ausschluß von zyklischen Polyphosphaten als auch von Orthophosphaten, sowie Anwendung des Verfahrens nach den Ansprüchen 4 und 5.
Das Verfahren beruht auf der bekannten Eigenschaft von verschiedenen Kationen,
die Fluoreszenz von bestimmten kationensensitiven Fluoreszenzfarbstoffen
auszulöschen bzw. zu erhöhen. Als Beispiele seien nachfolgend einige genannt:
Die Fluoreszenzintensität von Fura-2 wird durch Mn2+, Co2+, Ni2+, Fe2+; von Fura-
Red durch Mn2+, Cu+, Hg2+, Co2+, Tb3+; von Calcein durch Cu+, Cu2+, Ni2+, Co2+, Tb3+;
von Mag-Fura-Red durch Zn2+, Cu+, Cd2+, Hg2+, Ni2+ nahezu vollständig ausgelöscht.
Demgegenüber steigt die Fluoreszenzintensität z. B. von Calcium-Green-1 bei
Anwesenheit von Cd2+, Ca2+, Hg2+, Tb3+; die von Calcium Crimson bei Cd2+, Ca2+,
Hg2+, Zn2+, Tb3+; die von Fluo-3 durch Cd2+, Ca2+, Hg2+, Tb3+ um ein Vielfaches an
(Grynkiewicz et al., J. Biol. Chem. 260, 3440-3450 (1985); Thomas und Delaville
"Ihe use of fluorescenct indicators for measurements of cytosolic-free calcium
concentration in cell populations and single cells." In: J. G. McCormack und P. H.
Cobbold (eds.) Cellular Calcium - A Practical Approach. IRL-Press, Oxford, S. 1-54
(1991); R. P. Hauglend "Handbook of Fluorescent Probes and Research Chemicals",
Sixth edition, Molecular Probes Inc., Eugene, USA, Kapitel 22, S. 503-540 (1996)).
Da Polyphosphate, Pyrophosphate oder ähnliche Verbindungen eine hohe Affinität
zu Metallkationen - insbesondere zu zweiwertigen - besitzen, konkurrieren sie mit
den Fluoreszenzfarbstoffen um die Bindung dieser Kationen. Das führt dazu, dass
der primäre Effekt der Kationen auf die Fluoreszenzfarbstoffe durch steigende
Konzentrationen an den konkurrierenden Verbindungen in wachsendem Maße
aufgehoben wird, was für den Nachweis und die Konzentrationsbestimmung dieser
Substanzen ausgenutzt werden kann.
Verfahren, bei denen der zu bestimmende Analyt wie auch die Indikatorsubstanz
eine spezifische Affinität zu einer dritten Substanz besitzen und das entsprechende
Nachweissystem in der Art und Weise darauf aufbaut, dass das spezifische
Bindungsverhalten für die Trennung bzw. Immobilisierung und den Nachweis der zu
analysierenden Substanz genutzt wird oder durch die Konkurrenz des Analyten und
des Indikators um die Bindungsstelle an der dritten Substanz ein verwertbares
Meßsignal erzeugt wird, sind prinzipiell bekannt (DE 29 52 498
A1). Ferner wurde ein Verfahren zur Detektion von Polyanionen nach ihrer
chromatografischen Trennung beschrieben, das darauf beruht, dass diese Anionen
um die Bindung von mehrwertigen Kationen mit einem Kationenindikator
konkurrieren und der Entzug der Kationen aus dem Kation-Indikator-Komplex eine
Veränderung des Meßsignals verursacht (DE 38 23 996 A1). In
Bezug auf die anorganischen Polyphosphate besitzt dieses Verfahren den Nachteil,
dass es neben den linearen auch die zyklischen Polyphosphate sowie
Orthophosphat erfasst. Diese Tatsache erlaubt keine Messung von Reaktionen, bei
denen Orthophosphat von Pyrophosphat bzw. linearen Polyphosphaten abgespalten
wird (z. B. Pyrophosphatase-, Exopolyphosphatasereaktion) bzw. bei denen
Pyrophosphat entsteht (z. B. UDP-Glucose-pyrophosphorylase od. 2',5'-
Oligoadenylatsynthetase), dessen Bildung über einen gekoppelten enzymatischen
Test mit Pyrophosphatase verfolgt werden könnte. Daneben ist in o. g. Verfahren als
Nachweislösung nach der chromatografischen Trennung der Polyphosphate ein
Puffer mit sehr hoher Ionenstärke (1,3 M) im basischen Bereich verwendet worden.
Die Elution der Polyphosphate erfolgte hingegen in saurer ungepufferter Lösung (0,2
mM HCl). Der pH-Wert dieser Lösung ist kritisch, da Polyphosphate im sauren pH-
Bereich leicht hydrolysiert werden. Außerdem erlaubt die Zusammensetzung der in
diesem Verfahren verwendeten Lösungen erstens keine Durchführung von
enzymatischen Reaktionen im Versuchsansatz und ist außerdem sehr störanfällig
gegenüber Verunreinigungen oder interferieren Substanzen, wie sie gerade in
Proben aus biologischem Material auftreten können: z. B. andere Polyanionen als die
zu analysierenden Polyphosphate (z. B. Nukleinsäuren, Glukosaminoglykane),
andere mehrwertigen Kationen als das Indikatorkation (z. B. Mg2+, Ca2+, Zn2+) oder
andere Substanzen mit einer signifikanten Affinität zum Kationenindikator (z. B.
Proteine, Chelatoren).
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein stabiles Nachweissystem mit einem
physiologischen Milieu zu entwickeln, das erstens nur die linearen Polyphosphate
erfaßt (was auch ohne vorherige chromatografische Auftrennung möglich sein
sollte), das zweitens die Durchführung von enzymatischen Reaktionen erlaubt und
das drittens die Stabilität der Polyphosphate gewährleistet.
Die Lösung der Aufgabe erfolgte dadurch, dass bei dem entwickelten Verfahren
aufgrund der spezifischen Zusammensetzung des Bestimmungsansatzes - wie in
denen im Anspruch 1 formulierten Merkmalen definiert - der Effekt auf die
Veränderung des kationenspezifischen Indikatormeßsignals durch Orthophosphat
bzw. zyklische Polyphosphate mehr als tausendfach geringer ist als der von linearen
Polyphosphaten. Außerdem wird durch das vorhandene Milieu neben der
Beständigkeit der Polyphosphate auch das Durchführen von enzymatischen
Reaktionen gewährleistet. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Ansprüchen 2-3
beschrieben. Vorteilhafte
Anwendungen sind in den Ansprüchen 4 und 5 angegeben.
Im nachfolgenden sind die erläuternden Legenden zu abgebildeten Grafiken
aufgeführt:
In der Abb. 1a sind die Excitationsspektren von Fura-2 in Puffer A in
Anwesenheit verschiedener Konzentrationen von MnCl2 gezeigt: (a) 0; (b) 0,005; (c)
0,02; (d) 0,05; (e) 0,1; (f) 0,2; (g) 0,5; (h) 1; (i) 10 und (j) 100 µM MnCl2. Die Spektren
wurden bei variierender Excitationwellenlänge von 300 bis 420 nm aufgenommen.
Abb. 1b zeigt die Excitationsspektren von Fura-2 in Puffer A in Anwesenheit
verschiedenen Konzentrationen von MnCl2 und steigenden Konzentrationen an
Poly(P) mit einer durchschnittlichen Kettenlänge von 15: (a-h) Zusatz von 0,5 µM
MnCl2 und 0 (a), 1 (b), 2 (c), 3 (d), 4 (e), 5 (f), 10 (g) und 20 µM Poly(P) (h), (i) kein
Zusatz; FF; Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Abwesenheit von Poly(P) und
MnCl2; F0, Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Anwesenheit von 0.5 µM MnCl2
aber Abwesenheit von Poly(P).
In der Abb. 2 ist die Abhängigkeit der relativen Erhöhung der Fura-2-
Fluoreszenzintensität bei 360 nm in Anwesenheit von MnCl2 dargestellt: in Abb.
2a von der Konzentration an Poly(P) einer durchschnittlichen Kettenlänge von 15
bzw. in der Abb. 2b vom Logarithmus der Konzentration an Poly(P). Die
willkürlichen Einheiten wurden berechnet aus der relativen Fluoreszenz der Fura-
Lösung in Abwesenheit (FF) und in Anwesenheit von 0,5 µM MnCl2 (F0), sowie bei
Zusatz von Poly(P) in Anwesenheit von 0,5 µM MnCl2 (FS) nach der Formel (FS -
F0)/(FF - F0).
In der Abb. 3 ist die Abhängigkeit der Anstiege der Kalibrierkurven von
Polyphosphaten mit verschiedener Kettenlänge demonstriert: Die Anstiege der
Kalibrierkurven von Pyrophosphat, Tripolyphosphat, Tetrapolyphosphat und Poly(P) mit
der durchschnittlichen Kettenlänge von 5, 15, 25, 35 wurden gegen den Logarithmus
der Kettenlänge aufgetragen. Die Daten wurden aus den Kalibrierkurven für Poly(P)-
Konzentrationen von 4-80 µM ermittelt. Die Anstiege sind in willkürlichen Einheiten
angegeben.
Die Abb. 4 stellt die Zeitkinetik der Aktivität der anorganischen
Pyrophosphatase dar: Vergleich der Fura-Methode (o) mit der
Orthophosphatbestimmung mit Ammoniummolybdat ("). Die Menge an
Orthophosphat nach kompletter Hydrolyse des Polyphosphats wurde 100% gesetzt.
Die Ergebnisse sind Durchschnittswerte von jeweils zwei unabhängigen
Experimenten mit jeweils Dreifachbestimmungen.
In der Abb. 5 ist der kontinuierliche enzymatische Abbau von Pyrophosphat
veranschaulicht: Die Reaktion wurde mit (a) 50, (b) 75 und (c) 100 ng Enzym
gestartet und die Fluoreszenz bei einer Anregungswellenlänge von 360 nm
ununterbrochen verfolgt.
Die Abb. 6 zeigt den thermischen Abbau von Poly(P) mit einer Kettenlänge von
15: bei pH 3 (Abb. 6a) und bei pH 1 (Abb. 6b). Der Prozentsatz des abgebauten
Poly(P) ist in Abhängigkeit von der Zeit aufgetragen.
Die Abb. 7 sind die Effekte verschiedener Konzentrationen an Tripolyphosphat
und Trimetaphosphat auf die Fura-2 Fluoreszenzintensität bei 360 nm in
Anwesenheit von 0,5 µM MnCl2 dargestellt. Die Erhöhung der Fluoreszenzintensität
ist in willkürlichen Einheiten angegeben und wurde gegen den Logarithmus der
Konzentration von Trimetaphosphat (o) und Tripolyphosphat (.) aufgetragen.
In den nachfolgend beschriebenen Beispielen für das erfindungsgemäße Verfahren
werden der Fluoreszenzindikator Fura-2 und Mn2+ benutzt. Wie oben bereits
erwähnt, löschen Mn2+-Ionen Fluoreszenz von Fura-2 sehr stark aus (Abb. 1A).
Durch Zugabe von Polyphosphat kann dieser Effekt bei steigenden Konzentrationen
in wachsenden Maße aufgehoben werden (Abb. 1B).
Bei den nachfolgend beschriebenen Experimenten wurden heterogene Gemische
von Polyphosphaten mit einer durchschnittlichen Kettenlänge von 5, 10, 15, 25, 35
verwendet (Poly(P)-Glas Typ 5, 15, 25, 35; Sigma Chemical Co., St. Luis, USA).
Pyrophosphat, Tripolyphosphat, Tetrapolyphosphat, Trimetaphosphat sowie die
anorganische Pyrophosphatase (Hefe) wurden ebenfalls von Sigma Chemical Co.
bezogen. Die Konzentrationsangaben der Polyphosphate beziehen sich, wenn nicht
anders angegeben, auf die relative Molekülmasse des Gesamtmoleküls. Das Fura-2-
pentakaliumsalz wurde von Molecular Probes, Leiden, Niederlande erworben. Die
Fluoreszenzmessungen wurden mit einem Zweistrahlphotometer (Sigma ZWS,
Eppendorf) durchgeführt. Für die Emission wurde ein Cut-off-Filter (KV-500, Schott)
verwendet.
Eine 0,625 µM Lösung von Fura-2 in Puffer A (30 mM Tris-HCl pH 7,2; 30 mM
NaHCO3; 150 mM NaCl; 12 mM KCl) wird frisch hergestellt. Für jede Messung
werden 1,6 ml dieser Lösung in eine Quarzküvette überführt. 200 µl einer 5 µM
Lösung und 200 µl der polyphosphathaltigen Probe werden hinzugefügt und das
emittierte Licht im Fluoreszenzspektrophotometer bei einer Anregung von 360 nm
gemessen. Die Endkonzentrationen von Fura-2 und MnCl2 betragen in diesem
Beispiel 0,5 µM.
Um die Vergleichbarkeit der Werte zu gewährleisten, wird die initiale Fluoreszenz
der Fura-2-Lösung immer auf einen festen Wert eingestellt (hier 1,0) unter
Abwesenheit von Poly(P) beim Anregungsmaximum bezogen auf einen 2 ml Assay
(Endkonz. 0,5 µM). Die Differenz zwischen der initialen Fluoreszenz der Fura-2-
Lösung ohne und der mit MnCl2 wurden als eine willkürliche Einheit festgelegt. Die
Abhängigkeit der willkürlichen Einheiten (alternativ auch der Fluoreszenzintensität
bei 360 nm) von der Pyrophosphat- bzw. Polyphosphatkonzentration ergibt eine
hyperbole Funktion, die vom Logarithmus der Konzentration einen sigmoiden Verlauf
im Konzentrationbereich von 0-150 µM mit einem weiten praktisch linearen Bereich.
(Abb. 2).
Die Detektion kann auch mit anderen Systemen, die Fluoreszenz erfassen können,
erfolgen: z. B. Fluoreszenz-ELISA-Platten-Reader, HPLC-Fluoreszenzdetektor.
Die Dissoziationskonstanten der Fluoreszenzfarbstoff Kationen-Komplexe werden
von einer Reihe von Faktoren wie pH-Wert, Ionenstärke, Temperatur, Proteinen und
konkurrierenden Ionen beeinflusst. Dementsprechend wird auch der entwickelte
Assay von diesen Faktoren beeinflusst:
- 1. pH-Wert:
Der Test kann in einem weitem pH-Bereich durchgeführt werden, der geeignete Bereich liegt zwischen pH 7,2-8,0. - 2. Ionenstärke
Mit steigender Ionenstärke nimmt die Sensitivität des Assays ab. - 3. Proteine
Proteine stören in höheren Konzentrationen den Assay und müssen deshalb gegebenenfalls vorher entfernt (z. B. mit dem StrataClean-Austauschharz, Stratagene, La Jolla, USA) - 4. Konkurrierende Ionen, wie z. B. Magnesium-Ionen stören den Assay und müssen gegebenenfalls vorher aus den Extrakten oder Enzymassays entfernt werden (z. B. durch den Kationenaustauscher Dowex 50Wx4; Roth, Karlsruhe).
- 5. Temperatur
Der Assay wird gewöhnlich bei Raumtemperatur durchgeführt. Wenn erforderlich, sind auch höhere Temperaturen möglich, z. B. 37°C.
Der beschriebene Effekt der ist außerdem von ihrer Kettenlänge
abhängig. Trägt man die Anstiege der Kalibriergeraden, die sich bei der Abhängigkeit
der willkürlichen Einheiten der Fluoreszenzintensität vom Logarithmus der
Konzentration der Polyphosphate verschiedener Kettenlängen ergibt, gegen den
Logarithmus der Kettenlänge auf, so erhält man eine lineare Abhängigkeit (Abb. 3).
Somit kann die Methode auch zur Bestimmung der Kettenlänge von Polyphosphaten
und zur Konzentrationsbestimmung von Proben unbekannter Konzentration
eingesetzt werden im letzteren Fall wird eine Verdünnungsreihe der unbekannten
Probe hergestellt. Anschließend wird die Fluoreszenzerhöhung der einzelnen
Probenverdünnungen gemessen und anhand des erhaltenen Anstieges die
Kettenlänge ermittelt sowie die entsprechende Konzentration berechnet.
Der Einfluss von Orthophosphat auf den Quenching-Effekt der Mn2+-Ionen auf die
Fura-2-Fluoreszenz ist bis zu Konzentrationen von 10 mM vernachlässigbar. Diese
Tatsache ermöglicht, dass Enzymreaktionen bei denen von Pyrophosphat oder
Polyphosphaten Orthophosphat abgespalten wird zu verfolgen.
Um die Anwendbarkeit und Sensitivität der neuen Methode (hier im speziellen Fall
Fura-Methode im weiteren genannt) zu demonstrieren, wurde sie für die
Konzentrationsbestimmung von Polyphosphaten aus verschiedenen Geweben, für
die Bestimmung der Enzymaktivitäten der anorganischen Pyrophosphatase und der
Exopolyphosphatase aus der Hefe sowie für den Nachweis nichtenzymatischen
Abbaus bei Hitzeeinwirkung eingesetzt und mit anderen bisher bekannten Methoden
verglichen:
- a) Bestimmung mit dem basischen Farbstoff Toluidin-Blau (auch als metachromatische Reaktion von Polyphosphaten bezeichnet; Leitão et al., Mar. Ecol. Prog. Ser. 121, 279-288 (1995))
- b) Orthophosphatbestimmung mit Ammoniummolybdat (Fiske und Subbarow, J. Biol. Chem. 66, 375-400 (1925).
Poly(P) wurde aus Hefe und HeLa-Zellen und aus Geweben der Ratte nach
bekannten Methoden isoliert (Leitão et al., Mar. Ecol. Prog. Ser. 121, 279-288
(1995); Clark et al. J. Bacteriol. 168, 1212-1219 (1986)). Fraktion 1 enthält die
säurelöslichen kurzkettigen Polyphosphate, wohingegen Fraktion 2 aus dem leicht
extrahierbaren Teil des längerkettigen Polyphosphats und Fraktion 3 aus dem
verbleibenden unlöslichen Teil besteht. Kerne wurden nach der Methode von Blobel
und Potter, Science 154, 1662-1665 (1966) isoliert.
Der Poly(P) Gehalt wurde parallel mit a) Fura-Methode und b) Toluidin-Blau-
Methode bestimmt. Standards geeigneter Kettenlänge wurden für die Eichkurven
verwendet.
Die Tabelle 1 zeigt, dass die Bestimmung der Konzentration mit den beiden
Methoden vergleichbare Ergebnisse liefert.
Die durchgehend höheren Werte bei der Toluidin-Blau-Methode der Fraktionen 1
sind darauf zurückzuführen, dass durch kurzkettige Polyphosphate (n < 10) die
metachromatische Reaktion nicht oder nur geringem Maße stattfindet (Leitão et al.,
Mar. Ecol. Prog. Ser. 121, 279-288 (1995)) und sich somit für diese Fraktionen
höhere Werte als real ergeben. Die Fura-Methode erfasst im Gegensatz dazu auch
die kurzkettigen Polyphosphate.
Die Bestimmung der anorganischen Pyrophosphatase wurde entsprechend einer
Methode von Heppel Methods Enzymol. 2, 570-576 (1955) durchgeführt.
Der Nachweis der Enzymaktivität wurde parallel mit 2 Methoden erfasst:
- a) Fura-Methode
- b) Orthophosphatbestimmung mit Ammoniummolybdat.
Wie aus der Abb. 4. zu entnehmen ist, stimmen die Ergebnisse der enzymatischen
Aktivität mit den beiden Methoden nahezu überein.
Bemerkenswerterweise ist es mit der neuen Fura-Methode möglich, den Abbau von
Pyrophosphat kontinuierlich zu verfolgen, was einen deutlichen Vorteil gegenüber
der bisher allgemein verwendeten Orthophosphatbestimmung darstellt.
Der 2 ml Assay hat folgende Zusammensetzung: 80 µM Pyrophosphat; 80 µM
MgCl2; 0,5 µM Fura 2; 0,5 µM MnCl2 in Puffer A. Die Reaktion wurde durch Zugabe
von Pyrophosphatase gestartet. Die Inkubation erfolgte bei 22°C.
Die Abb. 5 zeigt die kontinuierliche Abnahme der Fluoreszenz als Maß für den
Substratumsatz und die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von der
Enzymkonzentration. Wenn das Substrat vollständig abgebaut worden ist, bleibt die
Fluoreszenz auf dem Restlevel konstant (Kurve a und b).
Die Kultivierung der Hefe und die Herstellung des Heferohextrakts für die
Bestimmung der Enzymaktivität wurde - wie in Lorenz et al. (J. Biol. Chem. 269,
22198-22204 (1994)) beschrieben - durchgeführt. Die Exopolyphosphataseaktivität
wurde parallel mit 3 Methoden bestimmt:
- a) Fura-Methode
- b) Orthophosphatbestimmung mit Ammoniummolybdat
- c) Toluidin-Blau-Methode.
Folgende spezifischen Aktivitäten (in µmol abgespaltenes Orthophosphat je Stunde
je mg Protein) wurden gefunden:
- a) 16,7 µmol/h/mg
- b) 21,4 µmol/h/mg
- c) 25,1 µmol/h/mg
Die Werte sind Mittelwerte von jeweils zwei unabhängigen Experimenten mit jeweils
Dreifachbestimmungen. Es wurden die Initialgeschwindigkeiten der ersten 10 min
zur Berechnung verwendet. Die Methoden a) und b) ergeben gut übereinstimmende
Werte. Die höheren Werte bei Methode c) lassen sich wiederum mit der Tatsache
erklären, dass kurzkettige Polyphosphate keine oder nur eine schwache
metachromatische Reaktion von Toluidin-Blau bewirken, was zu einer scheinbar
höheren Abbaugeschwindigkeit führt.
Der Abbau wurde in einer Lösung, die 10 mM Citronensäure/NaOH und 0,8 mM
Poly(P) einer durchschnittlichen Kettenlänge von 15 enthielt, gemessen. Die
Reaktion wurde durch Zugabe des Polyphosphates zur vortemperierten Pufferlösung
gestartet. Nach verschiedenen Inkubationszeiten bei 95°C wurden 100-µl-Aliquote
entnommen, sofort mit NaOH neutralisiert, in 10 mM Tris/HCl Puffer pH 7,5
aufgenommen und dann der Abbau gemessen mit a) der Fura-Methode und b) der
Orthophosphatbestimmung mit Ammoniummolybdat.
Die Auswertung mit der Methode b) ergibt eine wesentlich niedrigere
Abbaugeschwindigkeit verglichen mit der Fura-Methode (Abb. 6a). Ursache für
dieses Ergebnis ist die Tatsache, dass bei der thermischen Degradation von
linearen Polyphopshaten ein beträchtlicher Teil zuerst in zyklische Polyphosphate,
vorwiegend Trimetaphosphat, umgewandelt und dann erst langsam zu
Orthophosphat abgebaut wird (Van Wazer Phosphorus and its compounds.
Interscience Publishers Inc., New York. (1958)). Trimetaphosphat hat aber im
Vergleich zum linearen Tripolyphosphat nur einen sehr schwachen Effekt auf die
Mn2+-Auslöschung des Fura-2 (Abb. 7). Als weiterer Vorteil der Fura-Methode
ergibt sich somit, dass sie in der Lage ist, auch den Abbau von linearen
Polyphosphaten zu zyklischen Polyphosphaten zu erfassen.
Die Reaktion wurde analog zu Beispiel 1 durchgeführt mit dem Unterschied, dass
anstelle des Citronensäure/NaOH-Puffers 0,1 M HCl-Lösung für den
Reaktionsansatz verwendet wurde.
Im Gegensatz zum thermischen Abbau bei pH 3 entstehen bei der Degradation bei
pH 1 nur in geringem Maße zyklische Polyphosphate. Die Abbaugeschwindigkeiten,
die mit den beiden Methoden ermittelt wurden, sind nahezu gleich (Abb. 6b).
Claims (5)
1. Verfahren zur Messung von Konzentrationen sowie zur kontinuierlichen oder
diskontinuierlichen Messung des Umsatzes und der Geschwindigkeit enzymatischer
oder nichtenzymatischer Reaktionen von Pyrophosphaten und/oder linearen
Polyphosphaten unter Ausschluß von zyklischen Polyphosphaten als auch von Orthophosphaten in einer Probe mit
den Schritten:
- 1. Herstellen einer Indikatorlösung bestehend aus einer stabilisierenden physiologischen Pufferlösung aus 30 mM Tris-HCl pH 7,2; 30 mM NaHCO3; 150 mM NaCl sowie 12 mM KCl, einem kationensensitivem Fluoreszenzfarbstoff und dem entsprechenden Kation,
- 2. Zugeben der Probe mit den gelösten Pyrophosphaten und/oder linearen Polyphosphaten zu der Indikatorlösung,
- 3. Messen der Änderung des Fluoreszenzsignals aufgrund der Bindung der Kationen durch die Pyrophosphate und/oder linearen Polyphosphate.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das
Fluoreszenzsignal der Indikatorlösung sowohl ohne als auch mit dem
entsprechenden Kation bestimmt wird, anschließend eine Kalibrierkurve von
Polyphosphat einer definierten Kettenlänge aufgenommen wird und nach der Formel
(FS - F0)/(FF - F0) standardisierte Fluoreszenzeinheiten ermittelt werden, um die
Vergleichbarkeit verschieden Meßreihen durch dieses Kalibrierungsverfahren zu
gewährleisten, wobei gilt:
FF-Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Abwesenheit von Polyphosphaten und MnCl2,
F0-Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Anwesenheit von 0.5 µM MnCl2 aber Abwesenheit von Polyphosphaten
FS-Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Anwesenheit von 0.5 µM MnCl2 und der entsprechenden Konzentration an Polyphosphaten.
FF-Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Abwesenheit von Polyphosphaten und MnCl2,
F0-Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Anwesenheit von 0.5 µM MnCl2 aber Abwesenheit von Polyphosphaten
FS-Fluoreszenzintensität der Fura-Lösung in Anwesenheit von 0.5 µM MnCl2 und der entsprechenden Konzentration an Polyphosphaten.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zur
Bestimmung der unbekannten Kettenfänge von linearen Polyphosphaten die
Fluoreszenz einer Verdünnungsreihe der Probe mit unbekannter Kettenlänge
bestimmt wird und die Steigung der mit dieser Messung erhaltenen Kurve mit der
Steigung von Kalibrierkurven linearer Polyphosphate bekannter Kettenlänge
verglichen wird und so die Kettenlänge der linearen Polyphosphate der Probe
ermittelt wird.
4. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1-3 in Verbindung mit
einem Fluoreszenz-ELISA-Platten-Reader.
5. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1-3 in Verbindung mit
einem HPLC-Fluoreszenzdetektor.
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