DE19700832A1 - Produkt zur Endlagerung radioaktiv kontaminierter Ionenaustauscherharze - Google Patents
Produkt zur Endlagerung radioaktiv kontaminierter IonenaustauscherharzeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein gegenüber Umwelteinflüssen stabi
les Produkt zur Endlagerung radioaktiv kontaminierter Ionen
austauscherharze.
Beim Betrieb von Kernkraftanlagen, seien es Anlagen mit Sie
dewasserreaktor oder Druckwasserreaktor, fallen radioaktiv
kontaminierte Ionenaustauscherharze an. Die Ionenaustauscher
harze dienen dazu, insbesondere aus den Kühlwasserkreisläufen
radioaktive Ionen herauszufiltern und im Harz festzuhalten.
Desweiteren können Ionenaustauscherharze in der Kerntechnik
z. B. bei Siedewasserreaktoren zur Reinigung des Kondensats
dienen. Ionenaustauscherharze dienen auch zur Reinigung des
Wassers in Brennelementelagerbecken. Vorwiegend jedoch dienen
Ionenaustauscherharze zur Reinigung des Primärkühlmittels.
Die Ionenaustauscherharze werden z. B. in Form von Kugelharz
mischbetten in Druckwasserreaktoren eingesetzt. Diese Misch
betten werden im Bypass kontinuierlich von Primärwasser
durchströmt. Nach einer vorgegebenen Standzeit wird ein Teil
der Ionenaustauscherharze in die Harzabfallbehälter ausge
spült und durch neue Harze ersetzt. Pro Jahr und Reaktor wer
den so etwa 1 m3 Altharz in die Harzabfallfässer gefahren. In
diesen Behältern werden die Harze relativ lange gelagert,
weil dabei das Aktivitätsinventar durch den Zerfall der sor
bierten Radionukleide reduziert wird.
Bei den Harztypen unterscheidet man zwischen Kugelharzen und
Pulverharzen. Die Kugelharze liegen in körniger Form mit ei
ner Korngröße zwischen 0,3 und 1,25 mm vor. Es handelt sich
dabei um Gelharze mit engen Poren.
Pulverharze sind aufgemahlene Kugelharze vom Geltyp, die in
Siedewasserreaktoren zur Primärkühlmittelreinigung eingesetzt
werden. Der Einsatz erfolgt in sogenannten Anschwemmfiltern.
Die Einsatzzeit ist kurz und das Aktivitätsinventar damit re
lativ gering.
Bei den Ionenaustauscherharzen ist desweiteren zu unterschei
den zwischen Kationenaustauscherharzen und Anionenaustau
scherharzen. Bei Kationenaustauscherharzen werden Ionen posi
tiver Ladung ausgetauscht. Bei Anionenaustauscherharzen wer
den Ionen negativer Ladung ausgetauscht.
In der Kernkrafttechnik werden vorwiegend Ionenaustauscher
harze auf Kunstharzbasis benutzt. Sie besitzen eine Matrix
aus einem regellosen, hochpolymeren, räumlichen Netzwerk von
Kohlenwasserstoffketten. Diese Kohlenwasserstoffketten sind
untereinander verbunden, um das Entnetzen des Grundgerüstes
zu verhindern. Mit diesem Netzwerk aus Kohlenwasserstoffket
ten chemisch verbunden sind die sogenannten funktionellen
Gruppen. Diese funktionellen Gruppen bedingen den Ionenaus
tausch. Sie bestehen aus einer Ankergruppe und einem Gegen
ion. Die Ankergruppe ist ein mit der Matrix fest verbundener
Bestandteil der funktionellen Gruppe. Im elektrisch geladenen
Zustand ist die Ankergruppe Teil der funktionellen Gruppe und
wird dann auch als Festion bezeichnet. Elektrisch geladen
wird die Ankergruppe durch Protonisierung. Der elektrisch ge
ladenen Ankergruppe bzw. dem Festion steht ladungsmäßig das
Gegenion gegenüber. Das Gegenion trägt eine dem Festion ent
gegengesetzte elektrische Ladung. Mit dem Grundgerüst des
Austauscherharzes ist das Gegenion im Unterschied zum Festion
nicht verbunden. Bei dem Gegenion handelt es sich um den aus
tauschbaren Bestandteil einer funktionellen Gruppe.
Die Funktionsweise des Ionenaustausches besteht darin, daß
z. B. im Primärkühlmittel enthaltene radioaktive Ionen einen
Austausch mit dem Gegenion des Ionenaustauschers vollziehen.
Kationen werden dabei in dem Kationenaustauscher, Anionen in
dem Anionenaustauscher gefangen. Infolge des zunehmenden Ak
tivitätsinventars, das ist die Beladung der Ionenaustauscher
mit radioaktiven Ionen, ist es erforderlich, die Ionenaustau
scherharze nach einer gewissen Einsatzzeit auszuwechseln. Die
ausgetauschten Harze fallen dann als mittelaktiver radioak
tiver Abfall an. Zu Zwecken der Endlagerung liegen Konzepte
vor, die Austauscherharze in einer Bitumen- oder Zementmatrix
zu binden. Diese Produkte aus Ionenaustauscherharzen und
Bitumen bzw. Zement sind dann endlagerfähig.
Außer der Lagerung von Kugelharzionenaustauschern in Binde
mitteln liegen auch andere Konzepte der Endlagerung vor. So
wurden z. B. Altharze in starkwandige Gußbehälter gespült. Das
Zwischenkornwasser wurde abgesaugt. Jedoch führte die Reak
tion der Harze mit dem Gußbehälterwerkstoff GGG 40 bzw. die
allgemeine Metall-Wasser-Reaktion in den Gußfässern zu Was
serstoffentwicklung und damit zu einem Druckaufbau. Zur Ver
meidung dieser Reaktion werden die Altharze nachträglich im
Faß vakuum-getrocknet. Diese Trocknung führt allerdings zu
einem Volumenschwund der Harzschüttung um 50%, so daß die
Gußfässer letztlich nur zur Hälfte mit getrocknetem Kugel
harzabfall gefüllt sind.
Einen anderen Vorschlag unterbreitet Calmon in US 3,791,981.
Er schlägt eine Lagerung in Zement- oder in Stahlcontainern
vor. Vor der Einbringung der Ionenaustauscherharze in die La
gerbehälter nimmt er eine Volumenreduktion der Ionenaustau
scherharze dadurch vor, daß das in den Ionenaustauschern ent
haltene Wasser durch wasserlösende, nicht-ionische, organi
sche Lösungsmittel aus den Austauscherharzen verdrängt wird.
Aus sowohl wirtschaftlichen Gründen wie auch aus Gründen ei
nes geringeren Lagervolumens ist jedoch eine Endlagerung der
Ionenaustauscherharze in einer Bindemittelmatrix vorzuziehen.
Als Bindemittel wurden Zement, Bitumen und Polymerharz er
probt.
Das Verfestigen von Kugelharzabfall in Zement ist die am
längsten praktizierte Technik zur Harzentsorgung. Durch Ver
wendung von aufgeschlacktem Hochofenzement als Bindemittel
und die Einhaltung niedriger Wasser/Zement-Werte um 0,3 las
sen sich wasserstabile Zementprodukte mit einem Trockenharz
anteil von bis zu 10 Gewichtsprozent herstellen. Jedoch wurde
in Langzeitbeobachtungen festgestellt, daß nach einem Zeit
raum von etwa fünf Jahren eine Produktkorrosion auftritt, die
zu einem vollständigen Festigkeitsverlust der Zementprodukte
führt. Ursache dafür ist das Quellverhalten der Ionenaustau
scherharze.
Ähnliche Probleme treten auch auf, wenn Ionenaustauscherharze
in eine Bitumenmatrix eingebracht werden. Sie lassen sich
durch die Auswahl einer geeigneten Bitumensorte verringern.
Die Bitumensorte ist so zu wählen, daß bei der im Endlager
herrschenden Temperatur durch die Plastizität des Bitumens
die Ausbildung von Mikrorissen im Bindemittel bei Volumenän
derungen der eingebundenen Harze weitgehend vermieden werden
kann.
Verschiedentlich wurde versucht, Kugelharzabfälle in Poly
styrol oder Epoxidharz einzubinden. Alle erstellten Produkte
zeigten allerdings bei Wasserlagerung ein auffälliges Korro
sionsverhalten durch progressives Wachstum von quellungsindu
zierten Mikrorissen auf.
Für die Volumenänderung der Ionenaustauscherharze sind zwei
Effekte maßgeblich, die mit Austauscherquellung und mit Quel
lung bezeichnet werden.
Bei der Austauscherquellung handelt es sich um eine rever
sible Volumenzunahme des Ionenaustauschers bei Änderung der
chemischen Zustandsform, d. h. bei Austausch des Gegenions
bzw. bei Protonisierung. Dabei ist die polymere Matrix des
Ionenaustauschers, z. B. Polystyrol, in Wasser unlöslich und
für sich genommen nicht quellbar. Sie ist hydrophob. Mit den
Festionen werden jedoch hydrophile Komponenten in die Matrix
eingeführt. Ein Austauscherkorn ist (bedingt durch die Quer
vernetzung) ein einziges Riesenmolekül. Um es aufzulösen,
müßten C-C-Bindungen aufgebrochen werden. Deshalb sind Aus
tauscher unlöslich in allen Lösungsmitteln, die sie nicht
zerstören. Sie können aber quellen, da die Matrix eine ge
wisse Elastizität besitzt. Das Verhalten der Kunstharzionen
austauscher wird im wesentlichen bestimmt durch die Zahl und
Art der Festionen und den Bau, insbesondere durch die Ver
netzung, der Matrix. Der Vernetzungsgrad und die Anzahl der
hydrophilen Gruppen bestimmen hauptsächlich das Ausmaß der
Quellung. Genau betrachtet hat die Ausdehnung des Ionenaus
tauschers zwei physikalische Ursachen: Die Austauscher ent
halten Festionen in relativ hoher Konzentration, die bestrebt
sind, sich zu solvatisieren. Das Poreninnere kann als konzen
trierter Elektrolyt aufgefaßt werden, der sich verdünnen
möchte. Dieses entspricht einer osmotischen Druckdifferenz
zwischen Porenflüssigkeit und äußerer Lösung. Der zweite Ef
fekt, der eine Ausdehnung begünstigt, ist die elektrostati
sche Abstoßung der Festionen untereinander. Dem entgegen
wirkt mit zunehmender Dehnung der Matrix eine rücktreibende
Kraft, die in einem makroskopischen Modell mit der elasti
schen Kraft einer Feder verglichen werden kann. Es entsteht
auf diese Weise ein Gleichgewichtszustand.
Unter Quellung ist schlichtweg die Volumenzunahme eines Io
nenaustauschers bei der Aufnahme von Wasser zu verstehen.
Diese Quellung ist maßgebend für die mikrorißinduzierenden
intrinsischen Spannungen in mit Bindemittel verfestigten End
lagerprodukten. Die Quellung wird auf den trockenen Austau
scher bezogen. Sie wird quantifiziert durch den Quellfaktor
Q. Dieser Quellfaktor Q ist das Volumen eines in Wasser voll
ständig gequollenen Ionenaustauscherharzes dividiert durch
das Volumen des selben Harzes im wasserfreien Zustand.
Am Beispiel der Einbindung von Ionenaustauscherharzen in Ze
ment sollen die schädlichen Wirkungen des Quellverhaltens
dargestellt werden.
Werden getrocknete Harze in den Zementleim eingerührt, so
vergrößern sie ihr Volumen, da sie einen Teil des Anmachwas
sers aufnehmen. Dadurch geht Volumen im Einbettungsmittel
verloren, so daß schnell die oberen Grenzen der Einbindungs
kapazität erreicht werden.
Während der Erhärtung des Zements erfolgt eine teilweise Vo
lumenreduktion der Ionenaustauscherharze. Ursächlich dafür
ist zum einen, daß der Zement, während er erhärtet, Wasser
aufnimmt und es somit den gequollenen Harzen entzieht. Zum
anderen stellt der Zement selbst eine hochkonzentrierte
Salzmatrix dar, so daß die Ionen im Ionenaustauscher durch
Ionen aus dem Zement ausgetauscht werden. Es überlagern sich
hier demnach Schrumpfung und Austauscheschrumpfung während
des Erhärtens des Zements.
Bei einer Lagerung des Produkts im feuchten Medium dringt
Wasser durch die feinen Zementporen und benetzt die darin
eingeschlossenen Austauscherharze. Durch diesen Kontakt mit
Wasser nehmen die Ionenaustauscherharze rasch an Volumen zu
und verursachen starke intrinsische Druckkräfte in dem Pro
dukt, wodurch kleine Risse entstehen. Durch diese kann Wasser
nunmehr vermehrt zu den Harzkugeln vordringen und durch diese
resorbiert werden. Der hierdurch hervorgerufene Quellungs
druck reicht dann zumeist aus, um die Zementmatrix zu zerstö
ren. Die Folge ist eine Freisetzung der radioaktiven Austau
scherharze.
Die Schwierigkeiten, die beim Einbetten von Ionenaustauscher
harzen in andere Bindemittel wie Polymerharze oder Bitumen
auftreten, dürften aufgrund ähnlicher Vorgänge verursacht
werden.
Um das Entstehen von Quelldrücken innerhalb der Bindemittel
matrix zu beseitigen, wurde ein Verfahren zur Reduktion des
Quellfaktors vorgeschlagen. Die Deutsche Patentschrift DE 26 28 169 C2
schlägt in Spalte 3, Zeile 6 ff. vor, daß die Io
nenaustauscherharze in einem eine Verbrennung nicht unterhal
tenden Medium unterhalb der Verdampfungs- und/oder Sublimati
onstemperatur der gebundenen Schadstoffe thermisch zersetzt
werden. Dadurch werden Ionenaustauscherharze in eine gegen
radiolytische Zersetzung ausreichend stabile und lagerfähige
Form überführt, da keine bzw. keine wesentliche weitere Zer
setzung mehr stattfinden kann. Die radioaktiven Stoffe ver
bleiben auf dem Rückstand nach der thermischen Behandlung, da
die Siedepunkte bzw. Sublimationspunkte von anorganischen
Verbindungen im allgemeinen höher sind, als die Temperaturen,
die zur thermischen Zersetzung der Polymermatrix benötigt
werden. Die behandelten Ionenaustauscherharze können sodann
in Beton oder in Bitumen eingebettet werden.
Bei diesem Verfahren sollen die Ionenaustauscherharze bei
Temperaturen unter 500°C thermisch zersetzt werden. Die Zer
setzung soll in einer inerten oder in einer reduzierenden
Gasatmosphäre durchgeführt werden. Entstehende flüchtige,
gasförmige und nicht radioaktiv kontaminierte Zersetzungspro
dukte sollen dabei in einem Kondensator kondensiert werden.
Einen grundsätzlich anderen Weg zur Zersetzung von Ionenaus
tauscherharzen stellt die Naßoxidation in Wasserstoffperoxid
dar. Eine diesbezügliche Methode ist z. B. beschrieben in der
Europäischen Offenlegungsschrift EP 0 257 192 A1. Es wird
dort eine Methode zur oxidativen Zersetzung von radioaktiven
Ionenaustauscherharzen mit Wasserstoffperoxid als Oxidations
mittel in der Gegenwart von Eisen- und Kupferionen als Kata
lysator beansprucht.
Als nicht zersetzendes Verfahren zur Reduzierung des Quell
faktors wurde in der Europäischen Patentschrift
EP 0 182 172 B1 ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem Ionen
austauscher-Mischbettharze mit einer Bariumpolysulphid-Lösung
behandelt werden. Eine Nacharbeitung dieser Patentschrift er
gab, daß sich mit dieser Behandlungsmethode eine Verringerung
der Volumenzunahme um 63% erreichen läßt. Für eine Verfesti
gung mit anderen Bindemitteln, die eine Trocknung der Harze
erfordern, ist diese Behandlungstechnik wegen der Umladung
der Harze, der dabei stattfindenden Salzbildung und der damit
verbundenen Verstaubungsgefahr bei der Harztrocknung nicht
besonders geeignet. Zudem spricht der massive Einsatz von
Chemikalien gegen die Anwendung dieses Verfahrens.
Aufgabe dieser Erfindung ist es, ein endlagerfähiges Ionen
austauschermischharzprodukt aus Kationenaustauscher- und
Anionenaustauscherharzen, die in eine Bitumen- oder Zementma
trix eingebettet sind, anzugeben, das gegenüber Witterungs
einflüssen, insbesondere gegenüber Feuchtigkeit, unempfind
lich ist.
Desweiteren soll ein Kationenaustauscherharz angegeben wer
den, dessen Quellfaktor so niedrig ist, daß es in eine Matrix
aus Bitumen oder Zement eingebracht werden kann, ohne daß bei
Feuchtigkeitszutritt zu dem Kationenaustauscherharz in der
Bitumen- oder Zementmatrix Quelldrucke entstehen, die zu ei
ner Zerstörung der Matrix führen.
Erfindungsgemäß besteht das Ionenaustauschermischharzprodukt
im wesentlichen aus einer Mischung aus Kationenaustauscher-
und Anionenaustauscherharzen. Diese sind in eine Bitumen-
oder Zementmatrix eingebettet. Die Kationen- bzw. Anionenaus
tauscherharze erhält man, indem man Ionenaustauscherharze,
die z. B. verbrauchte Harze aus Kernkraftanlagen sein können,
in einen Reaktor gibt. Diese Ionenaustauscherharze weisen da
bei eine Matrix aus einem regellosen polymeren Netzwerk auf
sowie funktionelle Gruppen, bestehend aus jeweils einer An
kergruppe mit einem anionischen bzw. kationischen Festion und
kationischen bzw. anionischen Gegenion. Diese Ionenaustau
scherharze werden in dem Reaktor zunächst bei Temperaturen
von 180°C bis 220°C für die Dauer von mindestens zwei Stun
den thermisch behandelt. Bei dieser Behandlung werden die
funktionellen Gruppen der enthaltenen Anionenaustauscherharze
wenigstens teilweise abgespalten. Anschließend werden die Io
nenaustauscherharze mit flüssigem Schwefel bei Temperaturen
zwischen 110°C und 150°C für die Dauer von sechs bis elf
Stunden behandelt.
Erfindungsgemäß wird ein Kationenaustauscherharz zur endla
gerfähigen Einbettung in eine Matrix aus Bitumen oder Zement
dadurch erhalten, daß dieses einer Behandlung in flüssigem
Schwefel bei Temperaturen von 110°C bis 150°C für die Dauer
von sechs bis elf Stunden unterzogen wird. Dabei besteht das
zu behandelnde Kationenaustauscherharz aus einer Matrix aus
einem regellosen polymeren Netzwerk und funktionellen Gruppen
mit jeweils einer Ankergruppe mit anionischem Festion und ka
tionischem Gegenion.
Die beiden Produkte, also sowohl das behandelte Mischharz,
als auch der behandelte Kationenaustauscher, können vorteil
hafterweise im Anschluß an die Schwefelbehandlung mit Dicy
clopenbadien modifiziert werden. Hierdurch wird erreicht, daß
der Schwefel weich gemacht und so als Bindemittel für das
Harz dienen kann.
Bei dem Mischharzprodukt wird es als besonders vorteilhaft
angesehen, daß die Reduktion der Quellfaktoren des Anionen-
und Kationenaustauscherharzes in einem einzigen Reaktor, z. B.
einem Rührkesselreaktor, durchgeführt werden kann. Hierbei
wird das Mischharz einer zweistufigen Verarbeitung
unterworfen.
Die erste Stufe ist eine thermische Behandlung bei einer
Behandlungstemperatur zwischen 180°C und 250°C.
Vorteilhafterweise liegt sie bei ca. 220°C oder etwas
darüber. Die Behandlungsdauer sollte wenigstens zwei Stunden,
vorteilhafterweise jedoch vier Stunden oder etwas mehr
betragen. Durch diese thermische Behandlung werden beim
Anionenaustauscherharz die funktionellen Gruppen abgespalten.
Das Spaltprodukt verflüchtigt sich in die Gas-Atmosphäre im
Reaktor. Zurück bleibt ein polymeres Gerüst, das sich mit zu
nehmender Abspaltung der funktionellen Gruppen hydrophobi
siert. Dadurch wird die Wasseraufnahmefähigkeit des Anionen
austauschers reduziert, was zu einer Verringerung des Quell
faktors führt. Durch diese Behandlung kann im Anionenaustau
scherharz der Quellfaktor Q auf nahezu eins zurückgeführt
werden. Auf den Kationenaustauscher hat die thermische Be
handlung im angegebenen Temperaturbereich keine bzw. kaum
Auswirkungen. Die funktionellen Gruppen des Kationenaustau
scherharzes sind fester an das polymere Grundgerüst des Har
zes gebunden, als dies beim Anionenaustauscher der Fall ist.
Wollte man auch bei dem Kationenaustauscherharz die funktio
nellen Gruppen abspalten, was bei erhöhten Temperaturen mög
lich ist, so wurde sich vorher ab Temperaturen von ca. 300°C
das Polymernetzwerk thermisch zersetzen. Hierdurch würde in
der trockenen Ionenaustauschermasse ein vergrößert es Volumen
entstehen, was höhere Entsorgungskosten mit sich brächte.
Desgleichen würde der Quellfaktor ansteigen und somit wäre
das Ergebnis kontraproduktiv.
Aus vorbezeichneten Gründen wird deshalb in der zweiten
Stufe, also in Anschluß an die thermische Behandlung, dem
Mischharz Schwefel zugesetzt. Die Schwefelbehandlung erfolgt
bei Temperaturen zwischen 110°C und 150°C.
Vorteilhafterweise erfolgt die thermische Behandlung mit
flüssigem Schwefel bei Temperaturen von 120°C bis 140°C.
Die Behandlungsdauer beträgt dabei sechs bis elf Stunden,
bevorzugt zehn Stunden. Wird die Behandlung bei zu niedrigen
Temperaturen durchgeführt, so kristallisiert der Schwefel.
Bei Behandlungstemperaturen, die über 150°C hinausgehen,
verliert der Schwefel seine den Quellfaktor Q des
Kationenaustauscherharzes reduzierende Wirkung. Durch die
Behandlung mit flüssigem Schwefel kann der Quellfaktor Q des
Kationenaustauscherharzes auf nahezu eins reduziert werden.
Der Mechanismus für die Reaktion zwischen dem Schwefel und
dem Kationenaustauscherharz ist nicht bekannt. Es wird jedoch
ein Zusammenhang mit den temperaturabhängigen Modifikationen
des Schwefels vermutet.
Durch die Aufeinanderfolge einer thermischen Behandlung und
einer Schwefelbehandlung wird somit erreicht, daß der Quell
faktor Q des Mischharzes auf nahezu eins reduziert wird. In
folge der Reduktion des Quellfaktors Q wird vermieden, daß in
Bitumen oder Zement eingebundene Mischharze bei Wasserkontakt
quellen und somit Quelldrücke erzeugen, die zu einer Zerstö
rung der Einbettmatrix führen.
Das endlagerfähige Produkt aus Kationenaustauscherharz wird
in ähnlicher Weise hergestellt wie das Mischharzprodukt. Es
entfällt jedoch die thermische Behandlung, da diese nur zu
einer Reduzierung des Quellfaktors Q bei dem Anionenaustau
scherharz führt. Die Behandlung mit dem flüssigen Schwefel
ist die gleiche wie bei dem Mischharzprodukt.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel für das Mischharz
produkt angegeben:
Zur Entfernung radioaktiver Ionen in Kühlwasserkreisläufen von Kernkraftwerken kommen beispielsweise Mischbettkugelharze zur Anwendung, die zu ca. jeweils 50% aus einem Anionenaus tauscherharz und einem Kationenaustauscherharz bestehen. Bei beiden Ionenaustauscherharzen sind die Harzkörner kugelförmig ausgebildet. Die Korngröße beträgt zwischen 0,3 mm und 1,25 mm. Beide Harze weisen ein Grundgerüst aus Polystyrol auf. Bei dem Kationenaustauscherharz besteht die Ankergruppe aus Sulphonsäure. Bei dem Anionenaustauscherharz wird die Anker gruppe durch ein quartäres Amin gebildet. Die totale Austau scherkapazität beträgt bei dem Kationenaustauscherharz ca. 2,0 Mol/Liter, während sie bei dem Anionenaustauscherharz ca. 1,2 Mol/Liter beträgt. Für dieses Kationenaustauscherharz be trägt der Quellfaktor Q im unbehandelten Zustand ca. 2,10.
Zur Entfernung radioaktiver Ionen in Kühlwasserkreisläufen von Kernkraftwerken kommen beispielsweise Mischbettkugelharze zur Anwendung, die zu ca. jeweils 50% aus einem Anionenaus tauscherharz und einem Kationenaustauscherharz bestehen. Bei beiden Ionenaustauscherharzen sind die Harzkörner kugelförmig ausgebildet. Die Korngröße beträgt zwischen 0,3 mm und 1,25 mm. Beide Harze weisen ein Grundgerüst aus Polystyrol auf. Bei dem Kationenaustauscherharz besteht die Ankergruppe aus Sulphonsäure. Bei dem Anionenaustauscherharz wird die Anker gruppe durch ein quartäres Amin gebildet. Die totale Austau scherkapazität beträgt bei dem Kationenaustauscherharz ca. 2,0 Mol/Liter, während sie bei dem Anionenaustauscherharz ca. 1,2 Mol/Liter beträgt. Für dieses Kationenaustauscherharz be trägt der Quellfaktor Q im unbehandelten Zustand ca. 2,10.
Das Anionenaustauscherharz weist im unbehandelten Zustand ei
nen Quellfaktor Q von ca. 1,72 auf. Der Gesamtquellfaktor des
Mischharzes beträgt im unbehandelten Zustand ca. 1,90. Bei
beiden Ionenaustauschern handelt es sich um engporige Gel
harze.
Nachdem das Mischharz aus dem Kühlmittelkreislauf herausge
nommen und einige Zeit in einem Harzabfallbehälter gelagert
wurde, wird es in einen Rührkesselreaktor gegeben. Hierin
wird es einer thermischen Behandlung bei ca. 220°C von vier
Stunden Dauer unterzogen. Dabei spaltet das Anionenaustau
scherharz seine Ankergruppen, die quartärnären Amine also,
ab. Die durch das Austauscherharz aufgenommenen radioaktiven
Ionen verbleiben im Grundgerüst. Durch die Abspaltung der
quartärnären Amine ändert sich die chemische Zusammensetzung,
so daß ein neuer Stoff entsteht. Dieser besteht weitgehend
aus dem Polystyrolgerüst mit eingelagerten radioaktiven Teil
chen. Da Polysterol an sich hydrophob ist, neigt das so modi
fizierte Ionenaustauscherharz kaum noch zur Aufnahme von Was
ser. Der Quellfaktor Q sinkt auf 1,15, was einen relativen
Verlust der Quelleigenschaft des Anionenaustauscherharzes von
67% bedeutet. Durch eine geringfügige Erhöhung der Behand
lungsdauer oder der Behandlungstemperatur läßt sich auch ein
Quellfaktor Q von 1,0 erreichen.
Auf das Kationenaustauscherharz hat diese thermische Behand
lung keinen Einfluß. Bei dem Kationenaustauscherharz werden
hierdurch weder die Ankergruppen abgespalten, noch kommt es
zu einer thermischen Zersetzung des Polystyrolgerüstes. Erst
thermische Behandlungstemperaturen von über 300°C wirken
sich auf das Kationenaustauscherharz aus. Jedoch führen der
art hohe Temperaturen nicht zur Abspaltung der Ankergruppen,
da die Bindung der Sulphonsäuregruppen an das Polysty
rolgrundgerüst thermisch stabiler ist als die Kohlenstoff
bindungen des Polystyrolnetzwerks. Durch zu hohe Behand
lungstemperaturen von über 300°C wird das Polysterolgrundge
rüst aufgebrochen. Gleichzeitig steigt der Quellfaktor an.
Bei einer Behandlungszeit von sechs Stunden und einer Behand
lungstemperatur von 350°C würde der Quellfaktor Q des Katio
nenaustauscherharzes etwa auf 2,42 steigen. Eine zu hohe Be
handlungstemperatur ist bei der thermischen Behandlung also
zu vermeiden.
Die Reduktion des Quellfaktors Q des Kationenaustauscherhar
zes erfolgt im Anschluß an die thermische Behandlung im Rühr
kesselreaktor durch die Zugabe von flüssigem Schwefel. Hier
beträgt die Behandlungstemperatur bevorzugt ca. 120°. Die
Behandlungsdauer liegt bei etwa zehn Stunden. Durch diese
Schwefelbehandlung sinkt der Quellfaktor Q des Kationenaus
bauscherharzes auf ca. 1,08. Der Reaktionsmechanismus ist
nicht bekannt. Auf das im Mischharz enthaltene Anionenaustau
scherharz hat die Schwefelbehandlung keine meßbaren Auswir
kungen.
Im Anschluß an die Schwefelbehandlung wird dieser mit Dicy
clopentadien modifiziert. Hierdurch wird der Schwefel weich
gemacht, um so als Bindemittel für das Harz zu dienen. Hier
nach kann das behandelte Harz mit Zement oder Bitumen ver
mengt werden. Das Bitumen oder der Zement bilden eine Matrix,
in die das Ionenaustauscherharz eingebettet ist. Bei Zutritt
von Feuchtigkeit durch die Zement- oder Bitumenmatrix zu den
Harzpartikeln nehmen diese nur noch sehr geringe Wassermengen
auf. Es tritt keine merklich Quellung mehr auf. Hierdurch
wird ein Druckaufbau im Inneren der Matrix vermieden, so daß
diese nicht durch Mikrorisse zerstört wird.
Es kann auch ein Kationenaustauscherharz allein so herge
stellt werden, daß es in eine Matrix aus Bitumen oder Zement
eingebracht und dort gelagert werden kann. Hierzu wird bei
spielsweise ein Kugelharz mit einer Korngröße von 0,3 bis
1,24 mm verwendet, dessen Ankergruppe aus Sulphonsäure be
steht und das eine totale Kapazität von 2,0 Mol/Liter auf
weist. Im unbehandelten Zustand beträgt der Quellfak
tor Q 2,10. Dieses Harz kann nach seinem Gebrauch als Katio
nenaustauscher im Kühlmittelstrom einer Kernkraftanlage in
einem Reaktor mit flüssigem Schwefel bei Temperaturen von ca.
120°C und einer Behandlungsdauer von zehn Stunden versetzt
werden. Durch diese Herstellungsweise läßt sich eine Reduk
tion des Quellfaktors auf 1,08 erreichen. Vorteilhafterweise
wird der Schwefel im Anschluß an die Behandlung mit Dicyclo
pentadien modifiziert und so weich gemacht. Das so modifi
zierte Kationenaustauscherharz kann alsdann in eine Matrix
aus Bitumen oder Zement eingebracht werden. Infolge seines
niedrigen Quellfaktors baut das Kationenaustauscherharzpro
dukt bei Feuchtigkeitszutritt keine Quelldrücke in der Matrix
auf, so daß diese auch nicht zerstört wird. Ein derartiges in
Bitumen oder Zement eingebracht es Kationenaustauscherharz ist
damit endlagerfähig.
Bei der Erfindung handelt es sich also darum, ein endlagerfä
higes Ionenaustauscher-Mischharzprodukt oder Kationenaustau
scherprodukt zu schaffen. Dazu wird das Ionenaustauscher-
Mischharzprodukt zunächst einer thermischen Behandlung
unterzogen, wobei sich die funktionellen Gruppen des enthal
tenen Anionenaustauscherharzes vom Grundgerüst abspalten. Da
durch wird der Quellfaktor des Anionenaustauscherharzes er
heblich reduziert. Anschließend wird das Mischharzprodukt in
flüssigem Schwefel behandelt. Dadurch erfolgt eine Reduktion
des Quellfaktors des Kationenaustauscherharzes. Das so erhal
tene Mischharz kann in Bitumen oder Zement eingebettet wer
den.
Der Quellfaktor von reinem Kationenaustauscherharz kann durch
eine Behandlung mit flüssigem Schwefel erheblich reduziert
werden, so daß das dadurch erhaltene Kationenaustauscherharz
endlagerfähig in Bitumen oder Zement eingebracht werden kann.
Infolge der erheblich erniedrigten Quellfaktoren entstehen
bei Feuchtigkeitszutritt zu den Ionenaustauscherharzen in der
Bitumen- oder Zementmatrix keine nennenswerten Quelldrücke,
die zu einer Zerstörung der Matrix führen können.
Claims (3)
1. Endlagerfähiges Ionenaustauscher-Mischharzprodukt aus
Kationenausbauscher- und Anionenaustauscherharzen, jeweils
mit einer Matrix aus einem regellosen polymeren Netzwerk und
funktionellen Gruppen bestehend aus jeweils einer Ankergruppe
mit anionischem bzw. kationischem Festion und kationischem
bzw. anionischem Gegenion, die in eine Bitumen- oder Zement
matrix eingebettet sind, gekennzeichnet
dadurch,
daß die Ausbauscherharze in einem Reaktor zunächst bei Tempe
raturen von 180°C bis 250°C für die Dauer von mindestens
zwei Stunden thermisch behandelt wurden, wobei das enthaltene
Anionenaustauscherharz seine funktionellen Gruppen wenigstens
teilweise abgespalten hat und sie anschließend einer Behand
lung mit flüssigem Schwefel bei Temperaturen zwischen 110°C
und 150°C für die Dauer von sechs bis elf Stunden unterzogen
wurden.
2. Kationenaustauscherharz
- - mit einer Matrix aus einem regellosen polymeren Netzwerk und funktionellen Gruppen mit jeweils einer Ankergruppe mit anionischem Festion und kationischem Gegenion,
- - das - in eine Matrix aus Bitumen oder Zement eingebracht -
auch in einem feuchten Milieu ohne Zerstörung der Matrix
lagerfähig ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß es einer Behandlung in flüssigem Schwefel bei Tempera turen von 110°C bis 150°C für die Dauer von sechs bis elf Stunden unterzogen wurde.
3. Endlagerfähiges Ionenaustauscherharzprodukt nach An
spruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet,
daß der enthaltene Schwefel mit Dicyclopentadien modifi
ziert wurde.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997100832 DE19700832A1 (de) | 1997-01-13 | 1997-01-13 | Produkt zur Endlagerung radioaktiv kontaminierter Ionenaustauscherharze |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997100832 DE19700832A1 (de) | 1997-01-13 | 1997-01-13 | Produkt zur Endlagerung radioaktiv kontaminierter Ionenaustauscherharze |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19700832A1 true DE19700832A1 (de) | 1998-07-16 |
Family
ID=7817231
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997100832 Withdrawn DE19700832A1 (de) | 1997-01-13 | 1997-01-13 | Produkt zur Endlagerung radioaktiv kontaminierter Ionenaustauscherharze |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19700832A1 (de) |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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WO2016113401A1 (de) * | 2015-01-15 | 2016-07-21 | Michael Polus | Zusammensetzung, insbesondere zum versiegeln von radioaktiven oder toxischen problemstoffen |
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