DE19633427C2 - Verfahren zur Synthese von Nukleinsäuremolekülen mit zumindest teilweise vorbestimmter Nukleotidsequenz - Google Patents
Verfahren zur Synthese von Nukleinsäuremolekülen mit zumindest teilweise vorbestimmter NukleotidsequenzInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Synthese von Nu
kleinsäure mit zumindest teilweise vorbestimmter
Nukleotidsequenz. Insbesondere betrifft die Erfindung ein
derartiges Verfahren, das rekursiv durchgeführt wird. Die
Nukleinsäurekomponenten sind vorzugsweise synthetischen oder
semisynthetischen Ursprungs. Das Prinzip des erfindungsgemä
ßen Verfahrens beruht darauf, daß an einem Nukleinsäure-Dop
pelstrangmolekül, vorzugsweise mit mindestens einem Über
hang, ein Nukleinsäure-Einzelstrangmolekül angelagert wird,
der Einzelstrang durch eine Polymeraseaktivität aufgefüllt
wird, der neu generierte Doppelstrang an einer vorbestimmten
Stelle mit einer Restriktionsaktivität, z. B. mit einem Typ
II S Restriktionsenzym gespalten wird, wobei vorzugsweise
wiederum ein Überhang entsteht und die vorgenannten Ver
fahrensschritte ggf. so oft wiederholt werden, bis das ge
wünschte Produkt synthetisiert ist. Die Erfindung betrifft
ferner einen Kit zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens.
Rekombinante Techniken zur Manipulation von Nukleinsäuren
haben in den letzten zwanzig Jahren vielen wissen
schaftlichen Disziplinen, aber auch der pharmazeutischen In
dustrie sowie der medizinischen Forschung einen enormen Auf
trieb verliehen. In vielen Anwendungsbereichen ist es wün
schenswert, ein Nukleinsäuremolekül mit genau definierter
Sequenz auf möglichst einfache Weise mit lediglich geringem
Zeit- und Kostenaufwand bereitzustellen. Die gegenwärtig am
weitesten verbreiteten Verfahren zur Bereitstellung derarti
ger Nukleinsäuremoleküle beinhalten die Klonierung von DNA
beispielsweise aus cDNA-Genbanken, gegebenenfalls gekoppelt
mit anschließender Sequenzierung der isolierten cDNA. Ande
rerseits kann DNA mit gewünschter Sequenz synthetisch, bei
spielsweise über das konventionelle Phosphoamidit-Verfahren,
hergestellt werden.
Übliche Verfahren zur Bereitstellung gewünschter doppel
strängiger Nukleinsäuremoleküle werden nachfolgend am Bei
spiel der Bereitstellung von DNA-Molekülen erläutert. Inter
essierende DNA-Moleküle müssen, beispielsweise durch eine
cDNA- oder Funktions-Positionsklonierung, isoliert und in geeigneten
Vektoren kloniert werden. Die Vermehrung der resultierenden
Vektoren und damit der interessierenden DNA-Moleküle erfolgt
in vivo. Dazu müssen die Vektoren in geeignete Wirtszellen,
beispielsweise Bakterien oder Hefen, eingebracht werden. Zur
weiteren Manipulation der DNA, beispielsweise für die Be
reitstellung abgewandelter Konstrukte, die neue phänotypi
sche Eigenschaften vermitteln, muß die DNA wieder aus den
Wirtsorganismen isoliert werden. Erst dann steht sie wieder
für Manipulationszwecke zur Verfügung. Zur weiteren Vermeh
rung muß sie wiederum in geeignete Wirtsorganismen einge
bracht werden. Somit sind oft viele Verfahrensschritte
und/oder umständliche Manipulationen notwendig, um eine ge
wünschte DNA zu erzeugen. Es ist auch leicht vorstellbar und
dem Fachmann wohlbekannt, daß sich dieser Aufwand noch ver
vielfacht, sofern eine größere Anzahl an verschiedenartigen
DNAs hergestellt werden soll.
Ein weiteres, im Stand der Technik bekanntes Verfahren für
die in vitro-Synthese von doppelsträngiger DNA ist die PCR-
Technik. Voraussetzung für eine derartige Herstellung ist
die Verfügbarkeit geeigneter Matrizen-DNA. Die Subklonierung
geeigneter DNA-Fragmente und die unter Umständen langwierige
Einstellung der richtigen Reaktionsbedingungen für die PCR
können die experimentellen Arbeiten beträchtlich verzögern.
Auch in der WO 93/19202 wird ein zyklisches Verfahren zur DNA-Synthese
beschrieben. Weiterhin ist ein Verfahren zur Synthese von RNA ausgehend
von DNA bekannt (US 5,466,586), ein Verfahren zur Synthese von
Nukleinsäuren, das auf einer sogenannten "strand displacement"-
Amplifikation beruht (EP-A1 0 497 272), als auch ein Verfahren zur
Nukleinsäure-Amplifikation, das auf der Verwendung spezieller Primer
basiert (US 5,525,462).
Die vorstehend beschriebenen, im Stand der Technik bekannten
Verfahren sind immer noch relativ zeit- und damit auch ko
stenaufwendig. Zudem sind sie, wie im Falle der cDNA-Klonie
rung, nicht immer ohne weiteres erfolgreich. Die syntheti
sche Generierung von längeren Nukleinsäurefragmenten berei
tet in der Praxis oft wesentliche Schwierigkeiten. Auch die
Generierung von DNA durch PCR, obwohl sie die DNA-Rekombina
tionstechnik weit vorangetrieben hat, kann im Einzelfall
nicht von Erfolg gekrönt sein oder auf Schwierigkeiten sto
ßen, wie vorstehend beschrieben wurde.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war daher, ein Verfahren
bereitzustellen, das die Synthese von Nukleinsäuremolekülen
gewünschter Sequenz und Länge auf einfache und zeitsparende
Weise ermöglicht. Diese Aufgabe wird durch die in den An
sprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen gelöst.
Die Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Synthese von
Nukleinsäuremolekülen mit mindestens teilweise vorbestimmter
Nukleotidsequenz, das die folgenden Schritte umfaßt:
- a) Bereitstellen eines Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls,
- a) das an mindestens einem Ende einen in seiner Nukleotid sequenz mindestens teilweise definierten Überhang aufweist oder in dem mindestens ein solcher Überhang erzeugt werden kann; oder
- b) das an mindestens einem Ende ein in seiner Nukleotidse quenz mindestens teilweise definiertes glattes Ende aufweist oder in dem mindestens ein solches Ende erzeugt werden kann;
- b) Anlagerung mindestens eines Nukleinsäure-Einzelstrangmo
leküls an das Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül, wobei das
mindestens eine Einzelstrangmolekül sich an den Überhang,
gegebenenfalls nach dessen Generierung, gemäß (aa) oder an
das glatte Ende, gegebenenfalls nach dessen Generierung, ge
mäß (ab) anlagert und seinerseits einen Überhang erzeugt und
wobei das Einzelstrangmolekül bei Anlagerung an ein glattes
Ende, oder bei sukzessiver Anlagerung und Verknüpfung mehre
rer Einzelstrangmoleküle vor der Auffüllreaktion an dem vom
Ende des Doppelstrangmoleküls entfernten Ende maskiert ist;
- a) Entfernung der Maskierung im Falle der sukzessiven An lagerung mehrerer Einzelstrangmoleküle jeweils vor deren Verknüpfung;
- c) Auffüllen des zweiten, zum Einzelstrang in seiner Se quenz komplementären Nukleinsäurestranges durch eine Polymeraseaktivität;
- d) Spaltung des mindestens einen in Schritt (c) erzeugten Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls mit einem restringierenden Agens an einer vorbestimmten Stelle, wobei die Erkennungssequenz auf der Nukleinsäure und die tatsächlich gespaltene Sequenz voneinander örtlich getrennt sind und die Erkennungssequenz durch die Spaltung aus dem wachsenden Nukleinsäuredoppelstrangmolekül entfernt wird und wobei mindestens ein neuer Überhang oder ein glattes Ende entsteht und wobei eine gegebenenfalls noch vorhandene Maskierung abgespalten wird;
- e) gegebenenfalls ein- oder mehrmalige Wiederholung der Schritte (b), (c) und/oder (d), wobei in Schritt (b) jeweils geeignete Einzelstrangmoleküle eingesetzt werden;
- f) Ligierung von 3'-Hydroxy- und 5'-Phosphat-Enden von end ständigen Nukleotiden benachbarter, in das Nukleinsäure-Dop pelstrangmolekül inkorporierter Nukleinsäure-Einzelstrangmo leküle, sofern es sich um glatte Enden handelt, nach Schritt (b), (c), (d) und/oder (e); und
- g) Isolierung des so erzeugten Nukleinsäure-Doppelstrangmo leküls.
Das Prinzip des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in Fig. 1
dargestellt. Weitere Ausführungsfarmen sind in den Fig. 2
bis 6 dargestellt.
Der Begriff "mindestens teilweise vorbestimmte(r) Nukleotid
sequenz" impliziert, daß die Nukleinsäuresequenz entweder
vollständig oder nur teilweise vorbestimmt sein kann. Im
letzteren Falle kann die Sequenz beispielsweise Bereiche
enthalten, die durch zufällige Mutagenese variabel gestaltet
werden.
Der Begriff "Bereitstellen eines Nukleinsäure-Doppelstrang
moleküls" umfaßt jegliche Form des Bereitstellens, z. B. die
Klonierung eines Gens mit anschließender Restriktionsspal
tung und Isolierung eines Fragmentes mit z. B. einem oder
zwei Überhängen, das als Ausgangsmaterial für das
erfindungsgemäße Verfahren dient. In einer anderen Ausfüh
rungsform wird das Doppelstrangmolekül durch Aneinanderlage
rung von zwei mindestens teilweise komplementären syntheti
schen Oligonukleotiden bereitgestellt, wobei durch die An
einanderlagerung vorzugsweise mindestens ein Überhang entsteht.
Der Begriff "an mindestens einem Ende", wie erfindungsgemäß
verwendet, bedeutet, daß die Synthese uni- oder bidirektio
nal verlaufen kann.
Die "Anlagerung" der Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle er
folgt vorzugsweise durch Hybridisierung. Die erforderlichen
Hybridisierungsbedingungen können, falls erforderlich, vom
Fachmann ohne weiteres für jeden Schritt der Anlagerung ei
nes neuen Einzelstranges aus seinen Fachkenntnissen heraus
modifiziert werden.
Unter den Begriff "in seiner Nukleotidsequenz mindestens
teilweise definierte(r) Überhang" lassen sich die Ausfüh
rungsformen subsumieren, daß der Überhang in seiner Sequenz
vollständig definiert ist und daß er nur in bestimmten Nu
kleotidpositionen definiert ist. Letztere Ausführungsform
kommt beispielsweise dann zum Tragen, wenn die Sequenz, die
durch das molekulare Werkzeug bei der Erzeugung der Über
hänge erkannt/gespalten wird, in bestimmten oder unbestimm
ten Positionen das Vorhandensein verschiedener Nukleotide
erlaubt.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten, Nuklein
säure-Einzelstrangmoleküle haben i. d. R. eine Länge bis ca.
150 Nukleotiden. Bevorzugt ist eine Länge zwischen 15 und
130 Nukleotiden. Generell ist bei der Wahl der Länge der
Einzelstrangmoleküle zu beachten, daß die Ausbeute intakter
Oligonukleotid bei der chemischen Synthese von Einzelstrang-
Vorläufermolekülen mit zunehmender Länge sinkt und zwar we
gen fehlerhaften Einbaues von Nukleotiden. Es ist also ein
Kompromiß einzugehen zwischen Länge der Oligonukleotide und
deren Ausbeute. Einen Einfluß auf die Ausbeute an gewünsch
ter Nukleinsäure mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hat
auch die Qualität der für die Synthese eingesetzten Einzel
strangmoleküle. Durch die Oligonukleotidreinigung mit Hilfe
z. B. der HPLC sind die einzelnen Nukleinsäure-Einzelstrangmole
küle für weiterführende Synthesen intakt. Schlußendlich wird
sich die Länge der für weiterführende Synthesen verwendeten
Oligonukleotide nach dem Mengenbedarf für einen Syntheseschritt
und der Ausbeute bei der chemischen Synthese orien
tieren.
Der Begriff "vorbestimmte Stelle", wie erfindungsgemäß ver
wendet, bedeutet entweder, daß diese Spaltung durch eine Pri
märsequenz oder, was erfindungsgemäß bevorzugt ist, durch
ihre relative Positionierung zu einer Erkennungs
stelle definiert ist.
Die Erzeugung eines mindestens teilweise definierten und
vorzugsweise kohäsiven Endes für die weiterführende Synthese
ist ein wesentliches Merkmal einer der beschriebenen Methoden.
In einer anderen Ausführungen der beschriebenen Methode ist
auch die Erzeugung eines in seiner Sequenz mindestens teil
weise definierten glatten Endes durchaus nützlich, sofern
molekulare Werkzeuge eingesetzt werden, die eine effiziente
Ligation eines Nukleinsäureeinzelstranges an einen Nuklein
säure-Doppelstrang ermöglichen (vgl. Fig. 4).
Die sukzessive Anlagerung und Verknüpfung mehrerer Einzel
strangmoleküle, wobei mehrere mindestens zwei bedeutet, vor
der Auffüllreaktion ist in Fig. 6 dargestellt und in der Le
gende dazu erläutert.
Die Entfernung der Maskierung kann nach Standardverfahren
erfolgen.
Welches (molekulare) Agens als Restriktionsaktivität (7-15)
im erfindungsgemäßen Verfahren letztlich Verwendung findet, ist nicht
erfindungswesentlich. Wesentlich hingegen ist, daß die
Erkennungssequenz auf der Nukleinsäure und die tatsächlich
gespaltene Sequenz voneinander örtlich getrennt sind. Erfin
dungsgemäß wird nämlich in der Regel die Erkennungssequenz
durch die Spaltung aus dem wachsenden Nukleinsäure-Doppel
strangmolekül entfernt. Die Restriktionsendonukleasen der
Klasse II S (15) besitzen Eigenschaften, die den Anforderungen an
ein solches Agens entsprechen. Vertreter dieser Klasse, die
ein freies, kohäsives 3'-Ende erzeugen, sind für das Reakti
onsschema gemäß Fig. 2 geeignet, Vertreter der Restrikti
onsendonukleasen der Klasse II S, die ein überstehendes, ko
häsives 5'-Ende erzeugen sind für das Reaktionsschema Fig. 3
geeignet.
Die Eigenschaften der Restriktionsaktivitäten, die im erfin
dungsgemäßen Verfahren einsetzbar sind, können wie folgt zu
sammengefaßt werden:
- - das restringierende Agens kann vielfältiger Natur sein: dazu gehören alle Nukleinsäuren spezifisch spaltenden synthetischen Agentien wie synthetische Peptide (10), PNA (peptide nucleic acid) tripplehelikale DNA bildende Oligonu kleotide (12), die für die spezifische Prozessierung des/der Nukleinsäure- Terminus/i im Sinne dieser Erfindung geeignet sind, wie auch natürlich vorkommende DNA-spaltende Enzyme. Der Fachmann ist in der Lage, für seine jeweiligen Zwecke geeignete Restriktionsaktivitäten einzusetzen;
- - diese können beispielseise Restriktionsendonukleasen des Typs II S (15) sein;
- - asymmetrische Erkennungssequenzen (Restriktionsendonukleasen der Klasse II S), wie auch symme trische Erkennungssequenzen sind dabei einsetzbar;
- - wie bereits vorstehend erwähnt, dürfen die Spaltstel len, die durch die Restriktionsaktivität erzeugt werden, nicht innerhalb der spezifischen Erkennungssequenz liegen, sondern müssen 5' oder/und 3' distal davon lokalisiert sein;
- - die Entfernung der Schnittstelle von der Erkennungsse quenz muß genau und eindeutig definiert sein;
- - um die Spezifität der Anlagerung des Nukleinsäure-Ein zelstranges zu gewährleisten und eine effiziente Ligations reaktion zu gewährleisten, sofern diese gewünscht ist, er zeugt das restringierende Agens vorzugsweise kohäsive Enden. Damit entfällt auch die vorstehend diskutierte Notwendigkeit der Maskierung der Einzelstränge, die z. B. an die glatten Enden angelagert werden.
Eine geeignete Auswahl an restringierenden Agentien kann der
Fachmann der beigefügten Literaturliste (Zitate 7-15) entnehmen.
Die Durchführung des Schrittes (e) bzw. die Häufigkeit sei
ner Durchführung hängt letztendlich von der Länge des ge
wünschten Endproduktes als auch von der Stranglänge des zur
Verfügung stehenden Ausgangsmaterials ab.
Die Vorteile, die die vorliegende Erfindung gegenüber dem
Stand der Technik leistet, umfaßt unter anderem:
Sequenzen von Nukleinsäuren, beispiels
weise von Genen sind, sofern die Nukleotidfolgen beispiels
weise aus Datenbanken bekannt sind, jederzeit, überall und
schnell (innerhalb von Tagen) verfügbar. In Kenntnis dieser
Sequenzen sowie der erfindungsgemäßen Lehre kann der Fach
mann jedes gewünschte Nukleotidmolekül synthetisieren.
Nukleinsäuremoleküle in der
Größe von Genen müssen nicht mehr physikalisch in Kühl
schränken unter hohem Energieverbrauch gelagert werden. Ihre
Sequenzen können in EDV-Anlagen verwaltet, und bei Bedarf in
einem Synthesegerät einfach synthetisiert werden. So
mit entfällt auch der Transport über große Entfernungen. DNA-Sequenzen können per E-
mail verschickt werden.
Beliebige Nukleotid-, z. B. DNA-Se
quenzen und Gensequenzen werden für das Erreichen bestimmter
Eigenschaften, wie Stabilität gegenüber Hitze, pH-Änderungen
oder Löslichkeit in bestimmten Lösungsmitteln wie auch der
Optimierung oder Veränderung des biologischen Verhaltens ih
rer Genprodukte in vitro mutiert. Die in vitro Mutagenese
ist trotz vieler verschiedener Verfahren ein aufwendiges Un
terfangen. Durch die Synthesemöglichkeit ist das Einfügen
beliebig vieler Mutationen auch an weit auseinanderliegenden
Sequenzpositionen möglich, da die Sequenz frei definierbar
und vorherbestimmbar ist. Es können also beliebig viele Va
rianten erzeugt werden.
Die freie Synthetisierbarkeit der DNA-Sequenzen wird viele
der heute üblichen Methoden zeitaufwendiger DNA-Manipulatio
nen aus dem Labor an die Synthesemaschine verlagern, wodurch
eine große Kosten-, und damit verbunden eine große Zeiter
sparnis resultiert. Das vom Fachmann durchzuführende Experiment
besteht dann aus dem Design einer Nukleinsäuresequenz
an einem Computereditor und der Überprüfung, ob die sich
durch die Sequenzmanipulationen gewünschten Eigenschaften am
biologischen Modell in vitro oder in vivo einstellen. Das erfin
dungsgemäße Verfahren ist somit auch ein Beitrag zur Wei
terentwicklung von Techniken der reversen Genetik.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden nicht in das Nukleinsäure-Doppelstrangmo
lekül inkorporierte Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle nach
Schritt (b), (ba), (c) und/oder Schritt (d) abgetrennt.
Die Abtrennung der nicht inkorporierten Nukleinsäure-Einzel
strangmoleküle ist zwar bevorzugt, aber nicht unbedingt not
wendig und kann vom Fachmann nach Standardverfahren, z. B.
durch säulenchromatographische Verfahren bewerkstelligt wer
den. Die Konzentration an freien Nukleotidtriphosphaten
könnte insbesondere für die Gesamtausbeute an gewünschter
Nukleinsäure limitierend werden, verbrauchte Nukleotide die
Synthese und Ligationsreaktion stören, die z. B. im Falle der
Generierung von glatten Enden bzw. der Anlagerung von
Nukleinsäure-Einzelsträngen an glatte Enden und nachfolgen
der Erzeugung des komplementären Stranges bei der Durchfüh
rung des erfindungsgemäßen Verfahrens notwendig ist, wie
vorstehend beschrieben wurde. Eine hohe Konzentration ver
schiedener Einzelstrang-DNAs erhöht das Risiko unerwünschter
Nebenprodukte. Praktisch ist es deshalb von Vorteil, wenn
jeder einzelne Syntheseschritt unter optimalen Bedingungen
ablaufen kann. Somit empfiehlt sich eine Abtrennung der
nicht benötigten Einzelstränge jeweils vor dem nächsten
Syntheseschritt, beispielsweise in einer matrixgekoppelten
Reaktion, nach deren Ablauf verbrauchte Nukleotide und über
schüssige Einzelstrang-Nukleinsäuren eluiert werden.
Die Abtrennung kann somit selbstverständlich auch nach oder
während der Durchführung des Schrittes (e) erfolgen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens werden die -Hydroxy- und -Phosphat-Enden
von endständigen Nukleotiden benachbarter, in das
Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül inkorporierter Nuklein
säure-Einzelstrangmoleküle durch eine Ligaseaktivität mit
einander verknüpft, sofern das Einzelstrangmolekül bei sei
ner Anlagerung an das Doppelstrangmolekül an einen Überhang
angelagert wurde.
Die vorstehend beschriebene Ligation kann beispielsweise
vor, gleichzeitig mit oder nach Schritt (d) erfolgen. In ei
ner anderen Ausführungsform kann sie nach oder während des
Schrittes (e) erfolgen. Ein Beispiel für die Ligation nach
Schritt (e) liefert der Fall, daß Bakterien, z. B. E. coli,
mit dem nicht ligierten Syntheseprodukt transformiert werden
und die Ligation durch endogene Ligasen vorgenommen wird. So
ist bekannt, daß mit zunehmender Größe der komplementären
Überlappung kohesiver Enden eine Transformation beispiels
weise von E. coli mit geeigneter DNA unter Ausnutzung der
endogenen Ligaseaktivität zur Zikularisierung möglich ist.
Dabei werden Lücken und überstehende Einzelstrang-DNAs
durchaus toleriert, da Reparaturmechanismen die Integrität
des zirkulären Doppelstranges wieder herstellen. Einzel
strangbereiche werden aufgefüllt und repariert, wenn zumin
dest ein Phosphodiesterrückgrat intakt ist. Vorzugsweise wird
eine Ligation dann vorgenommen, wenn die Überhänge nur we
nige Nukleotide lang sind. Im Falle längerer Überhänge ist
denkbar, daß zwischen den endständigen Nukleotiden des Ein
zel- und des Doppelstranges Lücken auftreten, die vor einer
Ligationsreaktion beispielsweise durch eine Polymeraseakti
vität geschlossen werden. Da die bislang bekannten Restrik
tionsenzyme zumeist nur relativ kurze kohäsive Enden erzeu
gen, ist auch ein C und G bzw. A und T "tailing" mit termi
taler Transferase denkbar, das lange Überlappungsbereiche
erzeugt, die ohne "in vitro" Ligation direkt transformiert
werden können.
Schließlich kann das Syntheseprodukt auch nach Schritt (g)
einer Ligation zugeführt werden.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens ist die Nukleinsäure DNA.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens ist die Nukleinsäure RNA.
Von dem erfindungsgemäßen Verfahren umfaßt ist auch die Ge
nerierung von DNA/RNA-Hybriden.
Die Erfindung betrifft in einer weiteren bevorzugten Ausfüh
rungsform ein Verfahren, wobei mindestens einer der Über
hänge ein 3'-Überhang ist. Diese Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens ist in Fig. 2 näher erläutert.
Die Erfindung betrifft in einer weiteren bevorzugten Ausfüh
rungsform ein Verfahren, wobei mindestens einer der Über
hänge ein 5'-Überhang ist.
Besonders bevorzugt ist dabei ein Verfahren, wobei der Ein
zelstrang an dem vom Doppelstrang nach Anlagerung entfernten
Ende eine Haarnadelschleife ausbildet, die als Primer für
die Polymeraseaktivität dient. Diese Ausführungsform des er
findungsgemäßen Verfahrens ist durch Fig. 3 illustriert.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens ist das Nukleinsäure-Einzelstrangmo
lekül an seinem 5'-Ende maskiert.
Das 5'-Ende eines anzulagernden Nukleinsäure-Einzelstrangmo
leküles kann durch geeignete, modifizierte Nukleotide maskiert sein, damit
nicht durch eine unerwünschte Ligasenebenreaktion die 5'-
und 3'-Enden der Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle mitein
ander verbunden werden und gegebenenfalls Konkatemere gebil
det werden. Dieses unerwünschte Reaktionsprodukt, das für
eine optimale Ausbeute des Verfahrens der erfindngsgemäßen
Lehre unterbunden bzw. vermieden werden sollte, kann bei
spielsweise unterbunden werden durch:
- - ein 5'-dephosphoryliertes Ende des Nukleinsäure-Ein zelstrangmoleküls; sowie
- - Einbau von 5'-modifiziertem Nukleotid (z. B. Biotin- dNTP, Digoxygenin-dNTP).
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Maskierung durch den
Einbau mindestens eines 5'-modifizierten Nukleotids.
Die Erfindung betrifft in einer weiteren bevorzugten Ausfüh
rungsform ein Verfahren, wobei die Spaltung an einer vorbe
stimmten Stelle in Schritt (d) durch eine sequenzspezifisch
spaltende trippelhelikale DNA erfolgt.
Eine tripplehelikale DNA wird z. B. dann gebildet, wenn sich
eine Einzelstrang-DNA, an deren Ende ein Schwermetall (SM)
gekoppelt ist, an einen DNA-Doppelstrang anlagert und, so
fern die Sequenzbedingungen geeignet sind, eine trippelheli
kale Struktur mit einem DNA-Doppelstrang ausbildet. Der Nu
kleinsäure-Doppelstrang wird von dem Schwermetall an einer
definierten Position gespalten.
Darüberhinaus kann erfindungsgemäß jede spezifische physika
lische, chemische und enzymatische Nukleinsäurespaltung ein
gesetzt werden, welche für die Anlagerung eines Nuklein
säure-Einzelstrangmoleküles zur nachfolgenden Ligation mit
dem Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül förderlich ist. Weitere
Beispiele hierfür sind methodische Ansätze basierend auf de
signten Peptiden oder PNA (peptide nucleic acid). Eine Über
sicht über die vorgenannten Moleküle und Beispiele für deren
Einsatzmöglichkeiten kann der Fachmann der nachstehenden Li
teraturliste entnehmen.
Eine andere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung be
trifft ein Verfahren, wobei die Spaltung an einer vorbe
stimmten Stelle in Schritt (d) durch eine Typ II S Restrik
tionsendonuklease erfolgt. Typ oder Klasse II S Enzyme be
sitzen eine asymmetrisches also nichtpalindromische Erken
nungssequenz. Die Spaltstellen liegen entweder 5'- oder 3'-
distal zur Erkennungssequenz. Es werden entweder 5'- (z. B.
BspMI) oder 3'- (z. B. RleAI) überstehende Enden oder glatte
Enden (z. B. BsmFI) erzeugt.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens ist die Typ II S Restriktionsendonu
klease das Rle AI-Enzym aus Rhizobium leguminosarum (Vesely
Z., Müller A, Schmitz G, Kaluza K, Jarsch M, Kessler C
(1990) RleAI: a novel class-IIS restriction endonuclease
from Rhizobium leguminosarum recognizing 5'-CCCACA(N12/9)-
3', Gene 95: 129-131).
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens ist/sind das Nukleinsäure-Doppelstrangmo
lekül und/oder die Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle synthe
tischen oder semisynthetischen Ursprungs.
Besonders bevorzugt für die Synthese ist der Einsatz synthe
tischer Einzelstrangmoleküle.
Semisynthetische Moleküle sind dadurch herstellbar, daß Nu
kleinsäurefragmente aus "in vivo" (Bakterien, Hefe) amplifi
zierter DNA (dsDNA, ssDNA) oder RNA an einer oder mehreren
intermediären Schritte der erfindungsgemäßen Synthese an de
finierten Stellen durch Ligationsreaktionen eingebaut werden.
Diese Strategie kann im Einzelfall Kosten beträchtlich redu
zieren helfen. Beispielsweise kann das als Startermolekül
Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül ebenfalls ein "in vivo" er
zeugtes DNA-Molekül sein, an das durch rekursive DNA-Syn
these beliebige DNA-Sequenzen angehängt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens wird nach Schritt (g) folgender
Schritt durchgeführt:
- a) Denaturierung des Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls und Isolierung der Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle.
Diese Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
dazu geeignet, Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle beliebiger
Zusammensetzung herzustellen. In diesem Zusammenhang besonders
zu erwähnen ist die Möglichkeit, derartige RNA-Moleküle
bereitzustellen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Verfahrens ist die Synthese zumindest teilweise
automatisiert.
So kann beispielsweise in einem Nukleinsäure (Gen-)synthe
seautomaten für Nukleinsäure-Doppelstränge aus Nukleinsäure-
Einzelstängen eine Batterie von automatisierten chemischen
Oligonukleotidsynthesen (eine bereits in großem Ausmaße
praktizierte Technologie) den Rohstoff für die Synthese von
biologisch aktiven, doppelsträngigen DNA-Molekülen (z. B.
ganzen Genen) darstellen. Diese werden aus den chemisch syn
thetisierten Oligonukleotiden in einem ebenfalls automati
sierten Verfahren hergestellt.
Dabei sind in einer Synthesekammer die zu verlängernden Dop
pelstrangnukleinsäuren an der Synthesematrix gebunden. In
dieser Synthesekammer laufen in einer cyclischen Reaktions
folge immer wieder die gleichen Schritte ab (Anlagerung des
Nukleinsäure-Einzelstranges, Ligation, matrizenabhängige
Auffüllreaktion, Spaltung zur Erzeugung eines freien Endes
des neusynthetisierten Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls).
Die Reaktionsnebenprodukte der vorhergehenden Reaktion wer
den vor Beginn einer neuen Reaktion aus der Synthesekammer
ausgewaschen. Der um ein Oligonukleotid verlängerte Dop
pelstrang bleibt an die Synthesematrix gebunden. Bei jedem
Syntheseschritt wird eine Nukleinsäure mit einer anderen Se
quenzfolge eingebaut, so daß schlußendlich eine doppelsträn
gige Nukleinsäure mit der gewünschten Nukleotidsequenz ent
steht.
Die Erfindung betrifft in einer besonders bevorzugten Aus
führungsform ein Verfahren, wobei die Synthese matrixgebun
den durchgeführt wird.
Alle Trägermaterialien, an die sich eine Nukleinsäure binden
läßt und deren Eigenschaften mit der angestrebten rekursiven
Nukleinsäure-Synthese kompatibel ist, kommen als Synthesematrix
in Frage, z. B. streptavidinbemantelte Oberflächen, wo
bei das als Startermolekül eingesetzte Nukleinsäure-
Doppelstrangmolekül über ein eingebautes biotinyliertes Nu
kleotid an die Synthesematrix gekoppelt wird. Weitere Bei
spiele sind Nylonoberflächen, an die polydT-haltige Sequen
zen durch UV-Bestrahlung gekoppelt werden und tosylakti
vierte Oberflächen, und die Bindung über "Aminolinks".
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Vefahrens ist die Matrix eine Nylonoberfläche.
Schließlich betrifft die Erfindung einen Kit, mindestens
enthaltend
- a) eine Ligase sowie einen Ligasepuffer;
- b) eine Polymerase sowie einen für die erfindungsgemäße Synthese geeigneten Polymerasepuffer;
- c) ein Typ II S-Restriktionsenzym sowie einer geeigneten Restriktionspuffer;
- d) gegebenenfalls einen Waschpuffer zur Elution von Reakti onsnebenprodukten und nicht in das Produkt der erfindungsge mäßen Synthese eingebautem Material; und
- e) gegebenenfalls eine Synthesematrix mit einem gegebenen falls bereits daran gebundenen Nukleinsäure-Doppelstrangmo lekül als Startermolekül.
Aufgrund der Lehre der vorliegenden Erfindung sowie aufgrund
des allgemeinen Fachwissens in diesem technischen Gebiet ist
dem Hersteller des erfindungsgemäßen Kits bekannt, wie er
die einzelnen Komponenten des Kits, z. B. die Puffer, her
stellt und formuliert. Gegebenenfalls kann der erfindungsge
mäße Kit auch ein nicht an eine Matrix gebundenes Startermo
lekül und/oder einen Satz geeigneter Einzelstrangmoleküle
enthalten.
Die Figuren zeigen:
Fig. 1 Rekursive Nukleinsäuresynthese Das prinzipielle Stan
dardschema für die rekursive Nukleinsäure-Synthese "in vi
tro" benötigt mehrere molekulare Werkzeuge, mit denen die
einzelnen Reaktionsschritte durchgeführt werden können. (1)
Startermolekül, das frei in Lösung vorliegen kann, aber
idealerweise an eine Trägermatrix gekoppelt ist. (2) erken
nungssequenzabhängige Restriktionsaktivität () oder eine
das 3'-Ende des neusynthetisierten Nukleinsäure-Doppelstran
ges spezifisch prozessierende Aktivität, mit spezifischen
Spaltstellen für den Nukleinsäure-Doppelstrang. (3) Nuklein
säure-Einzelstrangmoleküle (Sequemere) (---) mit Erkennungs
stelle für die Restriktionsaktivität, falls notwendig (4)
Ligaseaktivität (5) templateabhängige Nukleinsäure-
Polymeraseaktivität. Je nach der erfindungsgemäßen Ausfüh
rung können Varianten des prinzipiellen Standardschemas auf
tauchen, bei dem ein Reaktionsschritt entbehrlich ist oder
es kann ein Reaktionsschritt zusätzlich eingeführt werden.
Fig. 2 Rekursive Nukleinsäuresynthese mit 3'-überstehendem
Terminus I Eine doppelsträngige Starternukleinsäure wird be
reitgestellt. Durch eine spezifische Nukleinsäure-Spaltungs
reaktion (1.) wird an einem Nukleinsäure-Doppelstrang ein
3'-überstehendes Nukleinsäure-Einzelstrangende erzeugt. (2.)
und (3.) Ein synthetischer Nukleinsäure-Einzelstrang lagert
sich spezifisch an das komplementäre, überstehende Nuklein
säure-Einzelstrangende an. Eine Nukleinsäure-Ligasereaktion
verbindet das 3'-Ende des Nukleinsäure-Einzelstranges mit
dem 5'-Ende des Nukleinsäure-Doppelstranges. (3.) In einer
Polymerisationsreaktion wird matrizenabhängig der Einzel
strang, ausgehend von dem 3'-Ende des vorhergehenden Nu
kleinsäure-Doppelstranges, zu einem Doppelstrang aufgefüllt
und der Nukleinsäure-Doppelstrang dadurch verlängert. (4.)
Eine Restriktionsaktivität sorgt für ein neues freies 3'-
Ende, das für einen weiteren Reaktionszyklus zur Verfügung
steht. (5.) Der n + 1. Zyklus beginnt wieder mit der Anlage
rung eines neuen synthetischen Einzelstranges, gefolgt von
einer einer Ligationsreaktion und einer Polymerisa
tionsreaktion (6) und wiederholt sich m-mal mit verschie
denen Nukleinsäure-Einzelstrangmolekülen (Sequemere) bis zum
Ende der Synthese (n + m). Ligation und Polymerisation können
zeitlich getrennt sein und vertauschte Reihenfolge aufwei
sen.
Fig. 3 Rekursive Nukleinsäuresynthese mit 5'-überstehendem
NS-Ende I Eine doppelsträngige Starternukleinsäure wird be
reitgestellt. Durch eine spezifische Spaltungsreaktion wird
(1.) an einem Nukleinsäuredoppelstrang ein 5'-überstehendes
kohäsives Nukleinsäure-Einzelstrangende erzeugt. Ein synthe
tischer Nukleinsäure-Einzelstrang lagert sich an das komple
mentäre, überstehende Ende spezifisch an (2. und 3.). Eine
Ligasereaktion verbindet das 3'-Ende des Doppelstranges mit
dem 5'-Ende des angelagerten Nukleinsäure-Einzelstrangmole
küls (4.) In einer Polymerisationsreaktion wird, ausgehend
vom 3'-Ende der 3'-terminalen Haarnadelstruktur, matrizenab
hängig das synthetische Nukleinsäure-Einzelstrangmolekül
weitgehendst zu einem Nukleinsäure-Doppelstrang aufgefüllt.
(5.) Eine Restriktionsaktivität sorgt für ein neues freies
5'-Ende, das für einen weiteren Reaktionszyklus zur Verfü
gung steht. (6.) Der n + 1. Zyklus beginnt wieder mit der An
lagerung eines neuen synthetischen Einzelstrang, gefolgt von
einer Polymerisationsreaktion und einer Ligationsreaktion
und wiederholt sich m mal mit verschiedenen Nukleinsäure-
Einzelstrangmolekülen (Sequemere) bis zum Ende der Synthese
(n + m). Ligation und Polymerisation können zeitlich getrennt
sein und vertauschte Reihenfolge aufweisen.
Fig. 4 Rekursive Nukleinsäuresynthese mit glattem Nuklein
säure-Ende I Eine doppelsträngige Starternukleinsäure mit
glatten Enden ("blunt end") (1.) wird bereitgestellt. Durch
eine spezifische Spaltungsreaktion wird (2.) an einem Nu
kleinsäuredoppelstrang ein glattes Ende erzeugt. (2. und 3.)
Ein synthetischer Nukleinsäure-Einzelstrang wird an das 5'-
Ende des glatten Endes mit einer geeigneten Ligaseaktivität
ligiert. Eine matrizenabhängige Polymerisationsreaktion wird
an dem freien 3'-Ende des Doppelstranges initiiert und der
Einzelstrang zu einem Doppelstrang aufgefüllt. (4.) Eine Nu
kleinsäure-spezifische Restriktionsaktivität sorgt für ein
neues, definiertes freies 3'-Ende, das für einen weiteren
Reaktionszyklus zur Verfügung steht. (5.) Der n + 1. Zyklus
beginnt wieder mit der Anlagerung eines neuen synthetischen
Einzelstranges, gefolgt von einer Ligationsreaktion und ei
ner Polymerisationsreaktion und wiederholt sich m-mal mit
verschiedenen Oligonukleotiden bis zum Ende der Synthese
(n + m). Ligation und Polymerisation können zeitlich getrennt
sein.
Fig. 5 Rekursive Nukleinsäuresynthese mit glattem Nuklein
säure-Ende II Eine doppelsträngige Starternukleinsäure mit
glatten Enden (1.) wird bereitgestellt. Ein synthetischer
Nukleinsäure-Einzelstrang (n + 1) wird an das 5'-Ende des mit
einer geeigneten Ligaseaktivität ligiert (2.). Eine matri
zenabhängige Polymerisationsreaktion wird an dem freien 3'-
Ende des Doppelstranges initiiert und der Einzelstrang zu
einem Doppelstrang mit einem glatten Ende aufgefüllt. (3.)
Der n + 2. Zyklus beginnt wieder mit der Anlagerung eines
neuen synthetischen Einzelstrangs (4.), gefolgt von einer
Nukleinsäure-Polymerisationsreaktion und einer Ligationsre
aktion und wiederholt sich m-mal mit verschiedenen Nuklein
säure-Einzelstrangmolekülen bis zum Ende der Synthese (n + m).
Ligation und Polymerisation können zeitlich getrennt sein.
Fig. 6 Rekursive Nukleinsäuresynthese mit glattem Nuklein
säure-Ende II Eine doppelsträngige Starternukleinsäure mit
glatten Enden (1.) wird bereitgestellt. Als Sonderfall der
vorstehend dargestellten Ausführungsformen ist hier die Li
gation mehrerer Einzelstrangoligonukleotide zu einer Kette
gezeigt, wobei die Auffüllreaktion durch eine Polymerase
erst nach der Ligation mehrer einzelsträngiger Teilsequenzen
erfolgt. Bei diesem Reaktionstyp ist aber die Konkatemerbil
dung zu unterdrücken und dies setzt eine Maskierung der Nu
kleinsäure-Einzelstrangmoleküle voraus. Durch eine geeignete
Prozessierungsreaktion muß aber diese Maskierung vor dem
Einbau eines neuen Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküls wieder
spezifisch entfernt werden.
Fig. 7 Übersicht über die bei der rekursiven DNA-Synthese "in vitro" eingesetzten synthetischen Oligonukleotide und die verschiedenen Reaktionsfolgen. (A) (A, 0) pUC19-
Plasmid für die dsDNA-Synthese prozessiert (schematisch), (A, 1-3) Synthese der WT-DNA-Sequenz des NicR1-Bindefragments über die verschiedenen Reaktionsfolgen
der dsDNA-Synthese (exemplarisch). WT der mehrfach mutierten ds-DNA-Sequenz (3", fett), (n) synthetisches Oligonukleotid (n') Auffüllreaktion und Spaltung (n") neues
für die nächste Reaktion zur Verfügung stehendes dsDNA-Molekül. RleAI-Erkennungssequenz (kursiv und fett). Bei den Reaktionsfolgen (A)(3)-(3') wurden verschiedene
Oligonukleotide (B) 1.-7. verwendet um in die regulatorische Sequenz des 6-HDNO-Genes Mutationen einzuführen. (B) 1.-7. stellen die verschiedenen Sequenzvarianten
der Bindungsregion dar. Zentrale Palindromregion der Regulatorbindung (Pfeile, Balken), Deletionen (gestrichelte Linien), Sequenzsubstitutionen (kursiv, unterstrichen).
Die rekursive DNA-Synthese "in vitro" kann für Manipulation von DNA-Sequenzen "in vitro" eingesetzt werden.
Zum einen können Genmutationen, wie Deletionsmutagenesen, auch mehrere Deletionen in einem Gen gleichzeitig,
Genfusionen unter Erzeugung neuer Eigenschaften, Insertionsmutagenesen, Substitutionsmutagenesen und auch
Sequenzinversionen durchgeführt werden. Des weiteren lassen sich eine bis beliebig viele Punktmutationen in eine
Sequenz einführen. Alle DNA-Sequenzen können ohne Zwischenklonierungsschritte in parallelen Synthesen direkt
erzeugt werden.
Die durch die Sequenzmanipulationen resultierenden funktionalen Veränderungen der biologischen Aktivität "in
vivo" können sich zum einen auf der Proteinebene auswirken, sofern die codierenden Sequenzen in funktionale
Proteine translatiert werden können. Die Methode kann somit zur Umsetzung von Überlegungen bei Enzym- bzw.
Proteindesign eingesetzt werden.
Zum anderen aber ist es möglich die DNA-Sequenzen regulatorischer cis-Elemente zu manipulieren, dadurch die
Bindungsaktivität von Transaktivatoren und Supressoren zu verändern, deren Verhalten zu untersuchen oder gar
ganz neue Kombinationen von cis-Elementen zu schaffen. Weiterhin könnte auch die Aktivität von RNA-
Molekülen manipuliert werden (z. B. Ribozyme), sofern die manipulierte DNA transkribiert wird.
Das folgende Beispiel für die Anwendung der rekursiven DNA-"in vitro"- Synthesemethode ist die Manipulation
von DNA-Sequenzen zur Analyse der Bindungsaktivität eines transaktiven Regulatorproteins an einer bakteriellen
Promotorregion. Durch die "in vitro" Mutagenese der Bindungsstellen werden die Auswirkungen auf das DNA-
bindende Protein untersucht. Die DNA-Wildtypsequenz und die Mutanten des cis-aktiven Elementes sind in der
Fig. 7 dargestellt, die Sequenzmanipulationen sind im Text erläutert. Ziel der Versuche war es die Funktionalität
der Bindung des Regulators in einem anderen Sequenzkontext "in vitro" und eventuell auch "in vivo" untersuchen
zu können.
Auf einem SauIIIA-DNA-Fragment im Bereich eines bakteriellen Promotors finden sich palindromische
Sequenzabschnitte, deren Struktur starke Ähnlichkeit mit Sequenzen besitzen, die auch in anderen Systemen an der
transkriptionellen Regulation beteiligt sind. Die transkriptionelle Aktivität des im 5'-Sequenzbereich des 6-HDNO-
Gens befindlichen σ70-ähnlichen Promotors, auf dem cis-aktive Elemente liegen, wurde von Mauch et al (1990) "in
vivo" im heterologen E. coli System detailliert untersucht. Die Klonierung dieses DNA-Fragments, das in den
meisten DNA-Bindungsstudien dieser Arbeit Verwendung fand, wird im folgenden als WT-6-HDNO-Promotor
fragment bezeichnet (Fig. 7A (1-3)).
Die Inkubation von Rohextrakten aus Arthrobacter nicotinovorans Zellen (10-40 µg Gesamtprotein) mit einem
radioaktiv markierten 6-HDNO-Bindefragment des 6-HDNO-Gens bei Anwesenheit eines Kompetitors (i. d. R.
pdIdC), aus dem Promotorbereich, zeigt nach der Trennung der Bestandteile dieses Inkubationsansatzes im
elektrischen Feld eines nativen PAA-Gels eine deutliche Retention des DNA-Fragments gegenüber einem
Kontrollansatz ohne Zugabe von Rohextraktprotein.
Der zur Identifikation der NicR1-Bindeaktivität herangezogene experimentelle Ansatz wird als Gelretentionsanalyse
bezeichnet. Mit Hilfe dieser Methode kann das kinetische und funktionale Verhalten von DNA-Bindungsproteinen in
Abhängigkeit von verschiedenen Parametern "in vitro" qualitativ und quantitativ untersucht werden. Außerdem kann
man unter bestimmten Voraussetzungen auch Aussagen zur Struktur des DNA/Protein-Komplexes machen.
Unter Verwendung von Rohextrakten kann man in der Regel im Gelretentionsexperiment eine dominante,
retardierte Bande erkennen. Eine zweite Bande ist manchmal ebenfalls erkennbar. Diese DNA-Bindungsaktivität
konnte durch große Mengen von unmarkierter, unspezifischer Kompetitor-DNA nicht supprimiert werden, wohl
aber durch unmarkiertes Bindefragment in sehr geringen Mengen. Es wurde deshalb angenommen, daß diese DNA-
Bindeaktivität spezifisch ist und mit der transkriptionellen Regulation des Nikotinregulon in Zusammenhang steht.
Sie wurde mit dem Kürzel NicR1 (nicotine regulator 1) bezeichnet (Mauch et al. 1992).
Das Verhalten der NicR1-Bindeaktivität im Gelretentionsexperiment wurde in dieser Arbeit analysiert um Aussagen
über den Ort, die Spezifität, Kinetik und Stöchiometrie der Bindungsreaktion treffen zu können und die Reaktion
der DNA-Bindungsfunktion auf Manipulationen an dem WT-6-HDNO-Promotorfragment und auf potentielle
Effektorsubstanzen zu untersuchen.
Diese Versuche sollten darüber Aufschluß geben, welche molekularen Mechanismen für die Regulation des 6-
HDNO-Gens verantwortlich sein könnten. Außerdem wurden die Anzuchtbedingungen und der Induktionsstatus der
Arthrobacter nicotinovorans Zellen variiert, aus denen schließlich Rohextrakt zur Analyse im Gelretentions
experiment hergestellt wurde. Diese Experimente sollten Aufschluß darüber geben ob sich das Bindungsverhalten
von NicR1 verändert oder die Anwesenheit zusätzlicher Faktoren in Abhängigkeit von einem der
Versuchsparameter nachzuweisen sind. Der zu den Protein/DNA-Bindungsversuchen verwendete
Reaktionsstandardpuffer lehnt sich an den von Garner und Revzin (1981) verwendeten Reaktionspuffer an.
Die NicR1-Bindeaktivität ist durch Ammoniumsulfatfraktionierung anreicherbar. Die Anreicherung der NicR1-
Bindungsaktivität war die Voraussetzung für Versuche zur Analyse des Bindungsverhaltens von NicR1 bei
gleichzeitiger Bindung von beiden palindromischen Sequenzen, die auf dem WT-6-HDNO-Promotorfragment zu
finden sind.
Das WT-6-HDNO-Promotorfragment aus dem 5'-Kontrollbereich des 6-HDNO-Gen besitzt einige sehr interessante
Sequenzmerkmale (s. Fig. 7). Es ist von ausgedehnten invertierten Sequenzwiederholungen (IR) und anderen
auffälligen Sequenzmotiven geprägt. Charakteristische Sequenzarrangements innerhalb der 6-HDNO-Gen-
Promoterregion sind in Fig. 7 gezeigt. Diese zeigt zwei invertierte Wiederholungen, IR1 und IR2, welche extensive
Homologien untereinander haben (Fig. 7). Die rechte palindromische Halbseite von IR2 wiederholt sich im 5'-
Bereich noch einmal. Solche Palindrome sind strukturelle Merkmale, die man in vielen bakteriellen cis-aktiven
Regulatorregionen findet.
IR1 und IR2 sind durch eine 50 bp interpalindromische Sequenz voneinander getrennt. Die palindromischen
Halbseiten von IR1 sind über 17 bp zueinander homolog, die von IR2 über 9 bp. Das Palindrom von IR1 erreicht
eine um zwölf Basenpaare größere Ausdehnung zeigt, aber in diesem Bereich zwei Insertionen von je zwei und
einem Basenpaar (AT, A). Zehn von zwölf Basenpaaren von IR1 in der 5'-Hälfte und 9 von 12 Basenpaaren in der
3'-Hälfte der Sequenz sind zu IR2 homolog (Fig. 7A, Sequenzen von IR1 und IR2). Diese sequenzspezifischen
Merkmale könnten strukturelle und funktionale Bedeutung bei der Bindung des "in trans"-bindungsaktiven Proteins
NicR1 und einer σ70-ähnlichen RNA-Polymerase besitzen. IR1 repräsentiert eine nahezu perfekte σ70-ähnlichen
Promotorsequenz, mit einer bemerkenswerten Modifikation. Die -10-Region unterscheidet sich von der Kon
sensussequenz TAT AAT durch die Insertion eines C wobei die Sequenz TATCAAT entsteht. In der Sequenz von
IR2 findet man eine -30-Region aber keine Ähnlichkeit zu der bekannten -10-Region einer σ70-ähnlichen Promo
torsequenz. Der Abstand der -10 und -30-Region entspricht mit 16 bp dem σ70-Ideal von 17. Integriert in die
Sequenz von IR2 ist die -35-Region eines σ70-ähnlichen Promotors, eine konsensusähnliche -10-Region fehlt. Einige
andere Sequenzmerkmale könnten auch die Aktivität weiterer am 5'-Sequenzbereich des 6-HDNO-Gens transaktiver
regulatorischer Elemente wiederspiegeln. Innerhalb der Palindrome IR1 und IR2 befinden sich drei NlaI-(CATG)-
Erkennungspalindrome an homologer Position. Interessant ist, daß sich hinter der linken palindromischen Halbseite
von IR2, an nichthomologer Position, ebenfalls eine solche Schnittstelle befindet. Es stellt sich die Frage von Zufall
oder Notwendigkeit einer solchen Struktur. Außerhalb der palindromischen Sequenzen von IR1 und IR2 befinden
sich ebenfalls auffallende Sequenzmotive. GC- und AT-reiche Sequenzen sind alternierend angeordnet. Ein
interessantes Sequenzmerkmal dieser Domäne ist die Gegenwart GC reicher Sequenzabschnitte, welche von einem
AT-reichen Sequenzabschnitt in der 6-HDNO-5'-Sequenz unterbrochen werden. Die GC-Sequenzblöcke sind
oberhalb der 5'-Region des σ70-ähnlichen Promotors lokalisiert. Eine detaillierte Basennachbarschaftsanalyse nach
dem in Ebbole und Zalkin (1989) beschriebenen Algorithmus zeigte, daß diese Sequenz in hohem Maße
nichtstatistisch ist. Um dies zu zeigen wurde eigens ein Computerprogramm in "Pascal" geschrieben. Während die
Sequenzen innerhalb der palindromischen Bereiche aus ziemlich regelmäßig alternierenden kurzen GC- und AT-
Bereichen mit sehr ausgewogenem GC-Gehalt bestehen, finden sich 5' zu den Palindromen größere
Sequenzabschnitte mit sehr unausgewogenem GC-Gehalt (Fig. 7A). Zunächst steigt der GC-Gehalt von 5' außerhalb
des Palindroms IR2 kommend an, es wird zunächst ein GC-Maximum, dann ein GC-Minimum durchlaufen
(Fig. 7A). Die Situation wiederholt sich vor dem Palindrom IR1. Alternierende GC- und AT-reiche Sequenz
abschnitte werden mit strukturellen Eigenschaften der Proteinbindung in Zusammenhang gebracht. Die AT-reichen
Positionen drehen sich mit ihrer kleinen DNA-Furche in das Protein, die GC-reichen Sequenzblöcke zeigen nach
außen. GC-reiche Promotoren, welche mit den bekannten σ70-ähnlichen Promotoren keine Sequenzähnlichkeit
mehr besitzen, finden sich in Streptomyces Spezies.
Als Startermolekül (s. Fig. 7AA(0)) für die rekursive DNA-Synthese wurde das Plasmid pUC19 (Yanish-Perron et
al., 1985) mit BamHI und KpnI doppelverdaut und über ein Agarosegel gereinigt. KpnI hat die Erkennungssequenz
5'-GGTAC'C-3'. An das 3'-überstehende KpnI-Ende wurde ein Oligonukleotid komplementärer Sequenz in
Anwesenheit einer T4-Ligase, T4-DNA-Polymerase und 0.2 mM dNTP unter Standardbedingungen (Sambrook
et. al., (1989) angelagert, ligiert und zum Doppelstrang aufgefüllt. Das Oligonukleotid besitzt am 5'-Ende die
Erkennungssequenz der Restriktionsendonuklease RleAI plus ein paar zusätzliche Basen (s. Fig. 7A(1)) Das nun
doppelsträngige DNA-Molekül (aufgefülltes, überstehendes synthetisches Oligonukleotid) wurde mit einer
Anreicherungsfiktion der Restriktionsendonuklease RleAI aus Rhizobium leguminosarum restringiert (jeweils Fig.
7(2') und (3')). Die Reaktionsbedingungen wurden aus Veseley et al. (1990) entnommen. Dieses Enzym erzeugt 3'-
überstehende Enden außerhalb seiner asymmetrischen Bindungsstelle. Diese Spezifität ist bislang einzigartig und
lässt die wiederholte Anlagerung eines Oligonukleotides und das Priming für eine DNA-Polymerisation zu. Das
kurze DNA-Fragment mit der RleAI-Erkennungssequenz wurde vom Plasmid über ein Agarosegel
weggereinigt. An das bei der Restriktionsreaktion entstehende 3'-überstehende Ende wurde erneut ein zu diesem
Ende komplementäres Oligonukleotid (Fig. 7A(2)) angelagert und aufgefüllt wie oben erwähnt (s. auch Fig. 1 und
2). Die gleiche Reaktion wurde mit dem Oligonukleotid (Fig. 7A(3)) und den Varianten Fig. 7B-1 bis B-7
durchgeführt. Durch die Verwendung von synthetischen Oligonukleotiden konnten parallel sieben Sequenzvarianten
und die Wildtypsequenz erzeugt werden. Nach der Reaktionsfolge Fig. 7A(3) wurden die neu entstandenen DNAs
mit BamHI nachgespalten (s. Sequenz, Fig. 7A(3")), der Vektor (pUC19 + Bindefragment) zirkularisiert und gemäß
Standardmethoden in E. coli transformiert. Findet sich die RleAI-Erkennungssequenz terminal am Ende auch der
synthetischen Oligonukleotide, kann man die DNA-Synthesereaktion wie in diesem Beispiel jeweils um einen
Schritt verlängern.
Um die Bindungseigenschaften von NicR1 zu charakterisieren, wurden Sequenzänderungen in die den σ70-ähn
lichen Promotor tragende IR1-Bindungsstelle eingeführt und die Länge der interpalindromischen Sequenz (IS,
Fig. 7B-5, -6, -7) wurde variiert. Durch letztere Versuche sollten die sterischen Anforderungen an die palin
dromische Bindesequenz IR1 untersucht werden. Sequenzmodifikationen, welche in das WT-6-HDNO-Promotor
fragment eingeführt wurden sind in der Fig. 7 gezeigt.
Die Änderungen, die durch "rekursive DNA Synthese in vitro" in die Sequenz des Promotor enthaltenden IR1-
Palindroms und in die interpalindromische Sequenz eingeführt wurden sind in Fig. 7B dargestellt. Die Reduktion
von IR1 auf ein Oktamer (Fig. 7B-3) wie auch die Deletion der zentralen G-Position (Fig. 7B-4) zerstören die
Bindungsfähigkeit von NicR1 an IR1.
Setzt man die Spaltungsprodukte im Gelretentionsexperiment ein, so wird nur IR2 retardiert, nicht aber das mutierte
IR1 enthaltende Fragment. Das in Fig. 7B-4 gezeigte Konstrukt zeigt Retention nur noch durch die Bindung von
NicR1 an IR2. Da die Größe des Komplexes an IR2 die gleiche Größe hat wie der Komplex an IR1, ist dies ein
Hinweis auf die Bindung des selben Proteins an beide Palindrome.
Entgegen dem ausgeprägten Effekt, der durch die Änderungen sowohl der Länge, wie auch der Symmetrie des
Palindroms IR1 auf die NicR1-Bindung erzeugt wird, führten Änderungen der Anzahl an Helixwindungen in den
interpalindromischen Sequenzen zu keinem Unterschied der NicR1-Bindung an beide Palindrome. Die Länge der
interpalindromischen Sequenz wurde durch Deletionen wie auch Insertionen von je 5 bp (Fig. 7B-6 und -7)
verändert. Diese Änderungen entsprechen je einer halben Helixwindung. Als Konsequenz ergibt sich daraus, daß
sich in diesen DNA-Mutanten die IR2-Bindungsstelle relativ zu der IR1-Bindungsstelle um 180° verdreht befindet.
Zusätzlich wurde die 50 bp lange interpalindromische Sequenz um 20 bp reduziert (Fig. 7B-5). Das Muster des
Gelretentionsexperiments, welches diese Änderungen trägt (Fig. 7B-5, -6, -7) war identisch mit dem Kontroll
muster, das mit dem unveränderten 242 bp 6-HDNO-Promotorfragment (Fig. 7B-1) zu sehen war.
Die rechte Hälfte von IR1 enthält die -10 Region des Promotors des 6-HDNO-Gens die sich von der Konsensusse
quenz des Promotors der σ70-RNA-Polymerasen durch die Insertion einer Cytosin enthaltenden, zusätzlichen Basen
position in der TATAAT Sequenz unterscheidet (Fig. 7B-1). Es stellte sich die Frage, ob diese ungewöhnliche σ70-
10-Region an der Spezifität der NicR1-Bindung an IR1 Anteil hat. Im Gelretentionsexperiment (Fig. 7B-2) mit
NicR1 zeigte die Deletion des Cytosinrestes an der entsprechenden Position (Fig. 7B-2) keine Änderung des
Proteinbindungsmusters, verglichen mit dem Muster, das mit dem unveränderten DNA-Fragment erhalten wurde,
wohl aber bei der Bindung der σ70-ähnlichen RNA-Polymerase von E. coli.
Die Aussage, daß die beiden Mutationen Fig. 7B-3 und -4 die NicR1-Bindefähigkeit an das Palindrom IR1 stark
verringern, wenn nicht sogar ganz verhindern wird durch weitere, hier nicht beschriebene Versuche untermauert.
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Claims (19)
1. Verfahren zur Synthese von Nukleinsäuremolekülen mit min
destens teilweise vorbestimmter Nukleotidsequenz, das die
folgenden Schritte umfaßt:
- a) Bereitstellen eines Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls,
- a) das an mindestens einem Ende einen in seiner Nukleotid sequenz mindestens teilweise definierten Überhang aufweist oder in dem mindestens ein solcher Überhang erzeugt werden kann;
- a) das an mindestens einem Ende ein in seiner Nukleotidse quenz mindestens teilweise definiertes glattes Ende aufweist oder in dem mindestens ein solches Ende erzeugt werden kann;
- b) Anlagerung mindestens eines Nukleinsäure-Einzelstrangmo
leküls an das Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül, wobei das
mindestens eine Einzelstrangmolekül sich an den Überhang,
gegebenenfalls nach dessen Generierung, gemäß (aa) oder an das
glatte Ende, gegebenenfalls nach dessen Generierung, gemäß (ab)
anlagert und seinerseits einen Überhang erzeugt und wobei das
Einzelstrangmolekül bei Anlagerung an ein glattes Ende, oder
bei sukzessiver Anlagerung und Verknüpfung mehrerer
Einzelstrangmoleküle vor der Auffüllreaktion an dem vom Ende
der Doppelstrangmoleküls entfernten Ende maskiert ist;
- a) Entfernung der Maskierung im Falle der sukzessiven An lagerung mehrerer Einzelstränge jeweils vor deren Verknüpfung;
- c) Auffüllen des zweiten, zum Einzelstrang in seiner Sequenz komplementären Nukleinsäurestranges durch eine Polyme raseaktivität;
- d) Spaltung des mindestens einen in Schritt (c) erzeugten Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls mit einem restringierenden Agens an einer vorbestimmten Stelle, wobei die Erkennungssequenz auf der Nukleinsäure und die tatsächlich gespaltene Sequenz voreinander örtlich getrennt sind und die Erkennungssequenz durch die Spaltung aus dem wachsenden Nukleinsäuredoppelstrangmolekül entfernt wird und wobei mindestens ein neuer Überhang oder ein glattes Ende entsteht und wobei eine gegebenenfalls noch vorhandene Maskierung abgespalten wird;
- e) gegebenenfalls ein- oder mehrmalige Wiederholung der Schritte (b), (c) und/oder (d), wobei in Schritt (b) jeweils geeignete Einzelstrangmoleküle eingesetzt werden;
- f) Ligierung von 3'-Hydroxy- und 5'-Phosphat-Enden von end ständigen Nukleotiden benachbarter, in das Nukleinsäure-Dop pelstrangmolekül inkorporierter Nukleinsäure-Einzelstrangmo leküle, sofern es sich um glatte Enden handelt, nach Schritt (b), (c), (d) und/oder (e); und
- g) Isolierung des so erzeugten Nukleinsäure-Doppelstrangmo leküls.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei nicht in das Nukleinsäure-
Doppelstrangmolekül inkorporierte Nukleinsäure-Einzel
strangmoleküle nach Schritt (b), (ba), (c), und/oder Schritt
(d) abgetrennt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei 3'-Hydroxy- und 5'-
Phosphat-Enden von endständigen Nukleotiden benachbarter, in
das Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül inkorporierter Nu
kleinsäure-Einzelstrangmoleküle durch eine Ligaseaktivität
miteinander verknüpft werden, sofern das Einzelstrangmolekül
bei seiner Anlagerung an das Doppelstrangmolekül an einen
Überhang angelagert wurde.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Nu
kleinsäure DNA ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Nu
kleinsäure RNA ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei mindestens
einer der Überhänge ein 3'-Überhang ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei mindestens
einer der Überhänge ein 5'-Überhang ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei das Nukleinsäure-Einzel
strangmolekül an seinem 5'-Ende maskiert ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei die Maskierung durch den
Einbau mindestens eines 5'-modifizierten Nukleotids erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 7, wobei der Einzelstrang an dem
vom Doppelstrang nach Anlagerung entfernten Ende eine Haar
nadelschleife ausbildet, die als Primer für die Polyme
raseaktivität dient.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die
Spaltung an einer vorbestimmten Stelle in Schritt (d) durch
eine sequenzspezifisch spaltende trippelhelikale DNA erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die
Spaltung an einer vorbestimmten Stelle in Schritt (d) durch
eine Typ II S Restriktionsendonuklease erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, wobei die Typ II S Restrik
tionsendonuklease das Rle AI-Enzym aus Rhizobium leguminosarum
ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, wobei das
Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül und/oder die Nukleinsäure-
Einzelstrangmoleküle synthetischen oder semisynthetischen
Ursprungs sind.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, wobei nach
Schritt (g) folgender Schritt durchgeführt wird:
- a) Denaturierung des Nukleinsäure-Doppelstrangmoleküls und Isolierung der Nukleinsäure-Einzelstrangmoleküle.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, wobei die
Synthese zumindest teilweise automatisiert ist.
17. Verfahren nach Anspruch 16, wobei die Synthese matrixge
bunden durchgeführt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 17, wobei die Matrix eine Nylon
oberfläche ist.
19. Kit mindestens enthaltend
- a) eine Ligase sowie einen Ligasepuffer;
- b) eine Polymerase sowie einen für die erfindungsgemäße Synthese geeigneten Polymerasepuffer;
- c) ein Typ II S-Restriktionsenzym sowie einen geeigneten Restriktionspuffer;
- d) gegebenenfalls einen Waschpuffer zur Elution von Reakti onsnebenprodukten und nicht in das Produkt der erfindungsge mäßen Synthese eingebautem Material; und
- e) gegebenenfalls eine Synthesematrix mit einem gegebenenfalls bereits daran gebundenen Nukleinsäure-Doppelstrangmolekül als Startermolekül.
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WO2001000816A1 (en) * | 1999-03-18 | 2001-01-04 | Complete Genomics As | Methods of cloning and producing fragment chains with readable information content |
GB9908814D0 (en) * | 1999-04-16 | 1999-06-09 | Celltech Therapeutics Ltd | Process |
DE19925862A1 (de) * | 1999-06-07 | 2000-12-14 | Diavir Gmbh | Verfahren zur Synthese von DNA-Fragmenten |
US6479262B1 (en) | 2000-05-16 | 2002-11-12 | Hercules, Incorporated | Solid phase enzymatic assembly of polynucleotides |
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EP0497272A1 (de) * | 1991-01-31 | 1992-08-05 | Becton, Dickinson and Company | Strangverdrängungsamplifikation |
WO1993019202A2 (en) * | 1992-03-10 | 1993-09-30 | The United States Of America, As Represented By The Secretary, Department Of Health & Human Services | Exchangeable template reaction |
US5466586A (en) * | 1989-05-10 | 1995-11-14 | Akzo Nobel N.V. | Method for the synthesis of ribonucleic acid (RNA) |
US5525462A (en) * | 1991-05-02 | 1996-06-11 | Toyo Boseki Kabushiki Kaisha | Nucleic acid sequence amplification method, detection method, and reagent kit therefor |
-
1996
- 1996-08-20 DE DE19633427A patent/DE19633427C2/de not_active Expired - Fee Related
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