Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur zylinderselektiven Steuerung einer
mehrzylindrigen, selbstzündenden Viertakt - Brennkraftmaschine mit zylinder
selektiver Kraftstoffeinspritzung, gemäß dem Oberbegriff des Patentanspru
ches 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens. Ein derar
tiges Verfahren ist aus der Druckschrift DE 34 03 260 C2 bekannt.
Eine Brennkraftmaschine mit Selbstzündung, beispielsweise ein Dieselmotor,
bietet im Vergleich zu einer Brennkraftmaschine Mit Fremdzündung, bei
spielsweise ein Ottomotor, weniger Möglichkeiten auf den Verbrennungspro
zeß Einfluß zu nehmen. So entfallen die Möglichkeiten der Gemischaufberei
tung eines Ottomotors vollständig. Das Arbeitsprinzip des Dieselmotors ermög
licht lediglich die Beeinflussung des Einspritzbeginns und der Kraftstoffmenge.
Durch unvermeidliche Bauteildifferenzen ergeben sich undefinierte Unter
schiede im Verhalten der einzelnen Zylinder, die zu Beeinträchtigungen in Be
zug auf Kraftstoffverbrauch, Schadstoffausstoß, Schwingungsverhalten, Gleich
laufverhalten, Akustik und Betriebsdauer führen können.
Als Bauteildifferenzen sind dabei alle Abweichungen der Bauteile eines Diesel
motors von ihrem theoretischen Idealwert zu verstehen. Dabei können die
Bauteildifferenzen sowohl durch unvermeidliche Fertigungstoleranzen ent
standen sein, als auch während dem Betrieb der Brennkraftmaschine durch
Abrieb, Verformung, Ablagerungen usw. verursacht werden.
Für die durch die Bauteildifferenzen verursachten Beeinträchtigungen sind vor
allem die Differenzen derjenigen Bauteile eines Dieselmotors verantwortlich,
die an der Kraftstoffzuführung oder an dem Verbrennungsvorgang beteiligt
sind.
Besonders problembehaftet sind beispielsweise die Einspritzdüsen, bei denen
die Anforderung besteht, daß alle Einspritzdüsen eines Dieselmotors den ge
nau gleichen hydraulischen Durchfluß von Kraftstoff aufweisen sollen. Eine
Anforderung, die aufgrund der starken Abhängigkeit des hydraulischen
Durchflusses von der Beschaffenheit der Einspritzdüsenbohrung, oder von der
Kraftstoff- bzw. Einspritzdüsentemperatur, sehr schwer zu realisieren ist. Dabei
führt ein verminderter hydraulischer Durchfluß von Kraftstoff bei einer Ein
spritzdüse des Dieselmotors beim Verbrennungstakt zu einer Reduzierung des
Mitteldruckes in dem entsprechenden Zylinder und damit zu Drehungleich
förmigkeiten der Kurbelwelle.
Der Mitteldruck ist eine Größe, in die der Brennraumdruckverlauf beim Ver
brennungstakt eines Zylinders eingeht, und der als Maß für die in diesem Zy
linder umgesetzte Energie dienen kann.
Die Unterschiede im Mitteldruck der einzelnen Zylinder führen in verschiede
nen Betriebsbereichen des Dieselmotors zu unterschiedlichen Effekten. Im
Leerlauf werden durch die Drehungleichförmigkeiten der Kurbelwelle Fahr
zeugteile wie Lenker, Spiegel etc. zu Schwingungen angeregt, im Teillastbe
reich wird ein erhöhter Schadstoffausstoß bzw. Kraftstoffverbrauch bewirkt
und im Volllastbereich erreicht der Dieselmotor seine Maximalleistung nicht.
Die erhöhte Belastung einzelner Zylinder führt zu einer verringerten Betriebs
dauer des Dieselmotors.
In der obengenannten gattungsbildenden Druckschrift DE 34 03 260 C2 wird
ein Verfahren zum Steuern bzw. Regeln der Menge des in einen Mehrzylinder
motor eingespritzten Brennstoffes angegeben. Dabei wird das auf die Kurbel
welle wirkende Drehmoment jedes Zylinders angeglichen. Als einzige Kenn
größe wird die Differenz des maximalen und des minimalen Drehzahlwertes
beim Arbeitstakt jedes Zylinders genutzt. Aus dieser Kenngröße werden für
jeden Zylinder Korrekturwerte bestimmt, die über den gesamten Drehzahlbe
reich des Mehrzylindermotors beibehalten werden.
Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß zur Bestimmung der Kenn
größe der Mehrzylindermotor in einen sogenannten stationären Zustand ge
halten werden muß, wodurch das Verfahren im dynamischen Betrieb des
Mehrzylindermotors nicht genutzt werden kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Steuerung von
selbstzündenden Viertakt-Brennkraftmaschinen der eingangs genannten Art
anzugeben, bei dem die Auswirkung von Bauteildifferenzen der Bauteile für
die Kraftstoffzuführung und des Verbrennungssystems minimiert werden, um
eine weitergehende Verbesserung der Motoreigenschaften, beispielsweise des
Kraftstoffverbrauchs, auch im dynamischen Betrieb der Brennkraftmaschine
zu ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale im Kennzeichen des
Patentanspruchs 1 gelöst. Dabei werden aus dem Kurvenverlauf der momen
tanen Kurbelwellendrehzahl zylinderspezifisch, drehzahlabhängig unterschied
liche Kenngrößen abgeleitet, die mit dem jeweiligen Mitteldruck der Brenn
räume der Brennkraftmaschine möglichst genau korreliert sind, und aus denen
zylinderselektive Korrekturwerte zur zylinderselektiven Gleichstellung der Mit
teldrücke ermittelt werden.
In einer Weiterbildung der Erfindung können nach der Gleichstellung der Mit
teldrücke Korrekturwerte ermittelt werden, die eine definierte Ungleichstel
lung der Mitteldrücke der Brennräume der Brennkraftmaschine bewirken. So
kann beispielsweise zur Unterdrückung von Schwingungen oder Resonanzen
am Kraftfahrzeug ein Zylinder stärker/geringer befeuert werden.
Die Gleichstellung bzw. definierte Ungleichstellung der Mitteldrücke in den
Brennräumen der Brennkraftmaschine wird durch die Änderung des Einspritz
zeitpunktes und der Einspritzmenge des Kraftstoffes in die Brennräume der
Brennkraftmaschine bewirkt.
Dabei ist vorgesehen, daß die zylinderselektiven Änderungen der Einspritz
menge und des Einspritzzeitpunktes des Kraftstoffes in die Brennräume der
Brennkraftmaschine so vorgenommen werden, daß sie in der Summe der Än
derungen der Mitteldrücke gleich Null ergeben, wodurch gewährleistet ist, daß
der vom Kraftfahrer gewünschte Betriebszustand, bzw. die Leistungsabgabe
der Brennkraftmaschine, nicht verändert wird.
Vorzugsweise können zur Gleichstellung der zylinderselektiven Mitteldrücke
zwei Arten von Kenngrößen aus dem Kurvenverlauf der momentanen Kurbel
wellendrehzahlen herangezogen werden: Drehzahlmittelwerte, die über ma
ximal 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel, dividiert durch die Anzahl der Zylin
der, gebildet werden, oder Drehzahlamplituden.
Dabei werden die Drehzahlamplituden des Kurvenverlaufes der momentanen
Kurbelwellendrehzahlen durch Mittelung mehrerer momentanen Kurbelwel
lendrehzahlen des gleichen Kurbelwellendrehwinkels des sich periodisch wie
derholenden, zumeist jeweils zwei Kurbelwellenumdrehungen umfassenden
Arbeitsspieles der Brennkraftmaschine bestimmt.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht in der Speicherung von
Kurvenverläufen der momentanen Kurbelwellendrehzahlen und/oder von
zylinderselektiven Korrekturwerten für Vergleichszwecke. Die Speicherung kann
dabei nach der Herstellung der Brennkraftmaschine, nach einer Reparatur oder
nach beliebigen Intervallen erfolgen.
Die gespeicherten Kurvenverläufe der momentanen Kurbelwellendrehzahlen
und/oder der zylinderselektiven Korrekturwerte können für die Früherkennung
von Verbrennungs- und/oder Verdichtungsproblemen der Brennkraftmaschine
verwendet werden. Das Ergebnis der Früherkennung kann im Kraftfahrzeug zur
Anzeige gebracht werden, oder im Rahmen einer Inspektion in einer Fachwerk
statt abgerufen werden.
Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß der
Kurbelwellendrehwinkel mit einer Signalgeber aufweisenden Meßvorrichtung an
der Kurbelwelle erfaßt wird, und hieraus durch eine Verarbeitungseinheit die
momentanen Kurbelwellendrehzahlen bestimmt werden.
Für die eindeutige Zuordnung des sich periodisch wiederholenden, zwei Kurbel
wellenumdrehungen umfassenden Arbeitsspiels des Dieselmotors zum Kurbel
wellendrehwinkel kann die Nockenwelle mit einer Signalgeber aufweisenden
Meßvorrichtung versehen werden, die die Erfassung des Nockenwellendreh
winkels ermöglicht. Damit steht die Information zur Verfügung, ob sich ein
Zylinder im 1. oder 3. bzw. im 2. oder 4. Arbeitstakt befindet.
Zudem können die Meßvorrichtung der Kurbelwelle und die Meßvorrichtung der
Nockenwelle auf ihre Funktionstüchtigkeit überwacht werden. Dabei muß das
Verhältnis der Signale, die von den einzelnen Signalgebern der beiden Meßvor
richtungen abgegeben werden, konstant sein.
Eine Weiterbildung sieht vor, daß jeweils ein Signalgeber der Meßvorrichtung der
Kurbelwelle und der Meßvorrichtung der Nockenwelle zur Markierung eines
vorgegebenen Drehwinkels der jeweiligen Welle verwendet wird.
Zudem können Signale von Signalgebern der Kurbelwelle und der Nockenwelle
dazu genutzt werden, um die Synchronisation zwischen der Kurbelwelle und der
Nockenwelle zu prüfen.
Der Kurbelwellendrehwinkel und die Kurbelwellendrehzahl können alternativ
auch aus dem Nockenwellendrehwinkel bestimmt werden.
Dabei ermöglicht die zylinderselektive Gleichstellung bzw. definierte Ungleich
stellung des Mitteldruckes die Beeinflussung des Schadstoffausstoßes, des
Kraftstoffverbrauches, des Schwingungsverhaltens, des Gleichlaufverhaltens, der
Betriebsdauer und/oder der Akustik der Brennkraftmaschine.
Die verschiedenen Kenngrößen geben den zylinderselektiven Mitteldruck nicht
unverfälscht wieder, sondern werden in verschiedenen Drehzahlbereichen von
drehzahlabhängigen Quereinflüssen unterschiedlich stark verändert. Daraus kann
folgen, daß eine Kenngröße mehr im unteren, die andere Kenngröße eher im
oberen Drehzahlbereich eines Dieselmotors mit den zylinderselektiven Mittel
drücken korreliert ist, wodurch es erforderlich wird, die Kenngrößen dreh
zahlspezifisch zu verwenden. Die Verwendung verschiedener Kenngrößen für
unterschiedliche Drehzahlbereiche des Dieselmotors ermöglicht die Gleichstel
lung bzw. definierte Ungleichstellung des Mitteldruckes in Abhängigkeit der
momentanen Kurbelwellendrehzahl für unterschiedliche Beeinflussungen.
Beispielsweise kann im Bereich von 300-700 Umdrehungen pro Minute eine
Schwingungsreduzierung auf der Basis von Drehzahlamplituden durchgeführt
wird, während im Bereich von 3000-6000 Umdrehung pro Minute die Steuerung
der Brennkraftmaschine zur Minimierung der Abgasemissionen auf der Basis von
gemittelten momentanen Kurbelwellendrehzahlen durchgeführt werden.
Auf Basis der Information über zylinderselektive Korrekturwerte bei unter
schiedlichen Kurbelwellendrehzahlen können weitergehende Fehlerdiagnosen
durchgeführt werden. So kann bei einem geringen Korrekturwert bei niedrigen
Kurbelwellendrehzahlen und großem Korrekturwert bei hohen Kurbelwellendreh
zahlen eines Zylinders auf einen reduzierten hydraulischen Durchfluß bei der
entsprechenden Einspritzdüse geschlossen werden.
Schließlich ist bei einer letzten vorteilhaften Weiterbildung als Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens für jeden Zylinder der Brennkraftmaschine ein
eigenes, unabhängiges Kraftstoffversorgungssystem vorgesehen, das aus jeweils
einer Einspritzpumpe, einer Leitung und einer Einspritzdüse, dem sogenannten
PLD-System, besteht. Zudem ist zur Erfassung des Kurbelwellendrehwinkels die
Kurbelwelle mit einer Meßvorrichtung sowie einer zugehörigen Verarbeitungs
einheit zur Bestimmung der momentanen Kurbelwellendrehzahl versehen. Zur
Erfassung des Nockenwellendrehwinkels ist die Nockenwelle mit einer Meßvor
richtung zur Bestimmung der momentanen Nockenwellendrehzahl versehen.
Im folgenden soll das erfindungsgemäße Verfahren am Beispiel eines vier
zylindrigen Dieselmotors im Zusammenhang mit den Zeichnungen beschrieben
und erläutert werden.
Es zeigen:
Fig. 1 einen typischen Kurvenverlauf der momentanen Kurbelwellendreh
zahl über 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel eines vierzylindrigen
Dieselmotors,
Fig. 2 eine Darstellung des Regelalgorithmus zur Gleichstellung der Mittel
drücke,
Fig. 3a eine Darstellung der zylinderspezifischen Mitteldrücke eines vier
zylindrigen Dieselmotors ohne aktivierten Einzelzylinderabgleich,
Fig. 3b eine Darstellung der zylinderspezifischen Mitteldrücke eines vier
zylindrigen Dieselmotors mit aktiviertem Einzelzylinderabgleich,
Fig. 4a einen typischen Kurvenverlauf der momentanen Kurbelwellendreh
zahlen über 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel ohne aktivierte Leer
laufruheregelung bei einem achtzylindrigen Dieselmotor,
Fig. 4b einen typischen Kurvenverlauf der momentanen Kurbelwellendreh
zahlen über 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel mit aktivierter Leer
laufruheregelung bei einem achtzylindrigen Dieselmotor.
Die Gleichstellung der zylinderselektiven Mitteldrücke für die Kompensation der
Bauteildifferenzen erfordert für jeden Zylinder des Dieselmotors eine eigene,
unabhängige Kraftstoffversorgung, die jeweils aus einer Einspritzpumpe, einer
Leitung und einer Einspritzdüse, dem PLD-System ("Pumpe - Leitung - Düse"),
besteht. Die von der Nockenwelle angetriebenen Kolben-Einspritzpumpen sind
auf der Seite der Kraftstoffzuführung über Magnetventile an dem Kraftstofftank,
und auf der Motorseite an den Einspritzdüsen angeschlossen. Bei geschlossenem
Magnetventil wird der im Pumpenraum befindliche Kraftstoff durch den Druck
einer Nocke auf den Kolben der Einspritzpumpe in den Verbrennungsraum
eingespritzt. Bei geöffnetem Magnetventil wird der im Pumpenraum befindliche
Kraftstoff lediglich in den Kraftstofftank zurückgepumpt, da der Widerstand der
Einspritzdüse nicht überwunden werden kann.
Durch geeignetes Öffnen und Schließen der Magnetventile mittels eines für die
Motorsteuerung vorgesehenen Steuergerätes kann der Beginn und das Ende des
Einspritzvorgangs und damit die Einspritzdauer bzw. die Einspritzmenge reguliert
werden. Über die Einspritzmenge wird das auf die Kurbelwelle wirkende, aus der
Gaskraft des Verbrennungsvorgangs resultierende Drehmoment eines Zylinders
bestimmt. Die Kurbelwellendrehzahl resultiert aus der Summe der auf die
Kurbelwelle einwirkenden Drehmomente.
Zur Bestimmung der momentanen Kurbelwellendrehzahl ist die Kurbelwelle mit
einer Meßvorrichtung und einer Verarbeitungseinheit ausgestattet, deren Signal
geber aus einem mit der Kurbelwelle umlaufenden Geberrad besteht, das mit 36
Markierungen und einer Zusatzmarkierung versehen ist, die von einem Induktiv
sensor abgetastet werden. Die Zusatzmarkierung kennzeichnet eine dem Steuer
gerät bekannte Winkelposition der Kurbelwelle, z. B. den oberen Totpunkt des 1.
Zylinders. Aus den Signalen des Induktivsensors ermittelt die Verarbeitungs
einheit bei einer Kurbelwellenumdrehung 36 momentane Kurbelwellendreh
zahlen. Dem Steuergerät steht damit die Information über den Kurbelwellendreh
winkel und Kurbelwellendrehzahl mit einer Auflösung von 10 Grad zur Verfügung.
Der Signalgeber der Meßvorrichtung der Nockenwelle besteht aus einem mit der
Nockenwelle umlaufenden Geberrad, das mit 12 Markierungen und einer
Zusatzmarkierung versehen ist, die von einem Induktivsensor abgetastet werden.
Die Zusatzmarkierung kennzeichnet eine dem Steuergerät bekannte Winkel
position der Nockenwelle. Aus den Signalen dieses Induktivsensors kann das
Steuergerät den Nockenwellendrehwinkel und die Nockenwellendrehzahl mit
einer Auflösung von 30 Grad ermitteln (analog 60 Grad Kurbelwellendrehwinkel).
Durch die Meßvorrichtung der Nockenwelle kann das Steuergerät ein Ereignis im
sich periodisch, alle zwei Kurbelwellenumdrehungen wiederholenden Arbeitsspiel
des Dieselmotors einer Veränderung der momentanen Kurbelwellendrehzahl
zuordnen. Beispielsweise kann das Steuergerät der Expansion des 3. Zylinders
eine Erhöhung der Kurbelwellendrehzahl zuordnen.
Die zwei unabhängigen Meßvorrichtungen von Kurbelwelle und Nockenwelle
können vom Steuergerät zur permanenten, gegenseitigen Funktionskontrolle
genutzt werden. Das Verhältnis der Signale der Kurbelwellensensoren zu den
Signalen der Nockenwellensensoren muß bei dem hier ausgeführten Beispiel 6 : 1
betragen.
An der Veränderung dieses Verhältnisses erkennt das Steuergerät eine Funktions
störung an einem der Induktivsensoren, woraufhin alle Steuervorgänge auf Basis
dieser Meßvorrichtungen bis zur Behebung des Defektes deaktiviert werden und
ab der der Dieselmotor beispielsweise mit Standardwerten weiter betrieben
werden kann.
Nach zwei Kurbelwellenumdrehungen hat der Dieselmotor sein gesamtes
Arbeitsspiel einmal abgearbeitet, und jeder Zylinder (des Viertakters) hat einen
Verbrennungstakt durchlaufen. Dabei ermittelt das Steuergerät aus den 72
momentanen Kurbelwellendrehzahlen über 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel
einen Kurvenverlauf, der einer betragsförmigen Sinuskurve ähnelt. Ein derartiger
Kurvenverlauf ist in Fig. 1 wiedergegeben. Dieser Kurvenverlauf spiegelt die
Differenzen des Mitteldrucks in den Brennräumen der Brennkraftmaschine
wieder.
Die Aufgabe des Steuergerätes ist eine stabile Regelung der Kraftstoffein
spritzung zur Kompensation von Bauteildifferenzen durch die Gleichstellung der
zylinderspezifischen Mitteldrücke.
Da die zylinderspezifischen Mitteldrücke nicht direkt bestimmt werden können,
ist die Bereitstellung einer geeigneten, zylinderspezifisch ermittelbaren Kenn
größe erforderlich, die als Eingangsinformation für das Steuergerät zur
Ermittlung von Steuergrößen dienen kann. Diese Kenngröße muß sich dadurch
auszeichnen, daß die Differenzen der Kenngrößen mit den Differenzen des
Mitteldruckes möglichst gut korreliert sind. Zudem sollte die Querempfindlichkeit
der Kenngröße sehr gering sein, d. h. bei einer Änderung der Einspritzmenge bei
einem der Zylinder sollte die Reaktion der Kenngröße eines anderen Zylinders auf
diese Änderung sehr gering ausfallen. Schon bei einer schwachen Querempfind
lichkeit einer Kenngröße wird die Diagnosefähigkeit des Steuergerätes beein
trächtigt. Bei starken Querempfindlichkeiten kann keine stabile Regelung der
Mitteldrücke erzielt werden. Zudem sollte die Reaktion der Kenngröße eines
Zylinders nach einer Variation des Einspritzvorgangs linear zu der hierdurch
bedingten Variation des Mitteldruckes sein, mindestens jedoch gleichsinnig und
monoton ausfallen, da das Steuergerät sonst keine eindeutige Diagnose treffen
kann, und zu keiner stabilen Regelung in der Lage wäre.
Für die Erfassung einer derartigen Kenngröße aus dem Kurvenverlauf der
momentanen Kurbelwellendrehzahlen können entweder Drehzahlmittelwerte
über 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel dividiert durch die Anzahl der Zylinder
oder Drehzahlamplituden herangezogen werden.
Drehzahlmittelwerte sind aufgrund des langen Erfassungsintervalls besonders
unempfindlich gegen die Positionierungsfehler der Kurbelwellenmarkierungen,
die bei hohen Kurbelwellendrehzahlen an Einfluß gewinnen. Drehzahlamplituden
sind bei erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Positionierungsfehlern, besonders
unempfindlich gegen Quereinflüsse.
Demzufolge werden vorzugsweise im unteren Drehzahlbereich Drehzahl
amplituden und im oberen Drehzahlbereich Drehzahlmittelwerte als Kenngröße
herangezogen.
Als unterer Drehzahlbereich für den Einsatz von Drehzahlamplituden können
Kurbelwellendrehzahlen bis etwa 600 Umdrehungen pro Minute angesehen
werden. In diesem Drehzahlbereich werden Drehzahlamplituden als Kenngröße
beispielsweise für zylinderselektive Dichtigkeitsüberprüfungen der Brennräume
von Brennkraftmaschinen genutzt.
Für den Drehzahlbereich oberhalb 600 Umdrehungen pro Minute werden vor
zugsweise Drehzahlmittelwerte als Kenngröße für die zylinderselektive Ermittlung
der Korrekturwerte verwendet.
Das Verfahren für den Einzeizylinderabgleich, bei dem die Mitteldrücke der
Zylinder gleichgestellt werden, wird im folgenden unter Bezug auf den Regelalgo
rithmus der Fig. 2 beschrieben. Dabei werden als Kenngröße Drehzahlmittel
werte über 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel dividiert durch die Anzahl der
Zylinder, genutzt, wobei als Korrekturwerte Korrekturmomente bestimmt
werden.
Für den Einzelzylinderabgleich werden jeweils die zu einem Zylinder gehörenden
momentanen Kurbelwellendrehzahlen KD1 über ein Tiefpaßfilter TP mit applizier
barem Filterfaktor zur Unterdrückung zyklischer Schwankungen geführt. Bei
einem vierzylindrigen Viertaktmotor handelt es sich dabei um die momentanen
Kurbelwellendrehzahlen von jeweils 180 Grad Kurbelwellendrehwinkel.
Von den gefilterten momentanen Kurbelwellendrehzahlen KD2 wird der
Mittelwert MW1 von jeweils zwei Kurbelwellenumdrehungen durch Summieren
der gefilterten Kurbelwellendrehzahlen, dividiert durch die Anzahl Z der Zylinder,
gebildet. Dieser Mittelwert MW1 wird jeweils zu dem negierten Mittelwert der
gefilterten momentanen Kurbelwellendrehzahlen der selben zwei Kurbelwellen
umdrehungen addiert, wodurch sich die jeweilige Abweichung der gefilterten
momentanen Kurbelwellendrehzahlen zu ihrem Mittelwert MW1 ergibt. Diese
Abweichungen vom Mittelwert MW1 werden als Regelabweichung betrachtet. Die
Kompensation der zylinderselektiven Regelabweichungen zur Gleichstellung der
Mitteldrücke erfolgt über eine Integratorverstärkung I mit applizierbarem
Verstärkungsfaktor, wodurch die Regelabweichungen in zylinderselektive
Korrekturmomente KM umgewandelt werden.
Der Integratorverstärkung I schließt sich eine Integratorregelung an, die um ein
Verzögerungsglied T erweitert ist, das die Verzögerung des Regelkreises um
genau 720 Grad Kurbelwellendrehwinkel gewährleistet. Zudem ist innerhalb der
Integratorregelung ein Begrenzungsglied B vorgesehen, welches der Erkennung
dient, ob das für einen Zylinder bestimmte Korrekturmoment an einer für
Diagnosezwecke genutzten Grenze liegt. Die über das Verzögerungsglied T dem
Begrenzungsglied B zugeführten zylinderselektiven Korrekturmomente KM
werden noch um die negierten Mittelwerte MW2 der Korrekturmomente KM für
720 Grad Kurbelwellendrehwinkel erweitert, wodurch die Summe der ausge
führten zylinderselektiven Korrekturmomente KM gleich Null ist. Dies geschieht
gemäß der Anforderung, daß durch die Gleichstellung der Mitteldrücke der vom
Kraftfahrer gewünschte Betriebszustand der Brennkraftmaschine nicht verändert
werden darf.
Der Einzelzylinderabgleich wird als erfolgreich abgeschlossen angesehen, wenn
die Regelabweichung aller Zylinder vor Ablauf einer applizierbaren Zeitspanne für
eine applizierbare Dauer unterhalb einem applizierbaren Grenzwert liegt. Zweck
der Zeitspanne für den Ablauf einer Regelung ist die Beendigung eines instabilen
Regelvorgangs.
Die zylinderselektiven Korrekturmomente KM werden dem Steuergerät zugeführt
bzw. im Steuergerät ermittelt und gespeichert. Aus einem Kennfeld entnimmt
das Steuergerät den passenden Steuerwert für die Magnetventile der Kraftstoff
zuführung, um den Zylindern genau die Kraftstoff menge für den vom Kraftfahrer
gewünschten Betriebszustand plus die ermittelten, zylinderselektiven Korrektur
momente KM zuzuführen.
Für die Speicherung der zylinderselektiven Korrekturmomente im Steuergerät
sind mehrere Speicherplätze vorgesehen. Primär werden die nach der
Herstellung des Dieselmotors ermittelten zylinderselektiven Korrekturmomente
gespeichert (Grundabgleich). Zudem können im Rahmen vom Inspektionen
(Kundendienstabgleich), nach Reparaturen oder nach beliebigen Zeitintervallen
weitere zylinderselektive Korrekturmomente abgespeichert werden.
Die nach der Herstellung des Dieselmotors gespeicherten zylinderselektiven
Korrekturmomente dienen zusätzlich als Vergleichswerte für beispielsweise bei
Inspektionen ermittelte Kundendienstabgleichswerte. Auf Basis eines derartigen
Vergleiches können frühzeitig Schäden an dem Dieselmotor diagnostiziert
werden. Beispielsweise können Probleme der Kraftstoffeinspritzung oder Dichtig
keitsprobleme der Brennräume erkannt werden, wenn ein Korrekturmoment für
einen Zylinder über einen Grenzwert hinaus zunimmt.
In Fig. 3a sind die Mitteldrücke eines vierzylindrigen Dieselmotors ohne
aktivierten Einzelzylinderabgleich dargestellt. Dabei weist die zum Zylinder 1
gehörende Drucksäule PMI 01 gegenüber den anderen Zylindern einen ca. 20%
geringeren Wert für den Mitteldruck auf. In Fig. 3b sind die Mitteldrücke dieses
vierzylindrigen Dieselmotors mit aktiviertem Einzelzylinderabgleich dargestellt.
Dabei weisen alle vier Zylinder den in etwa gleichen Wert für den Mitteldruck auf.
Durch die Verwendung drehzahlspezifischer Kenngrößen kann das erfindungs
gemäße Verfahren mittels dem PLD - System, einem Steuergerät, den Meßvorrich
tungen der Kurbelwelle und der Nockenwelle in verschiedenen Drehzahlbe
reichen des Dieselmotors auf Basis des Einzelzylinderabgleiches unterschiedlich
genutzt werden. Im folgenden wird das Verfahren des Einzelzylinderabgleiches
modifiziert, um zylinderspezifische Korrekturwerte zu erhalten, die eine Leerlauf
ruheregelung bewirken.
In der Fig. 4a sind die momentanen Kurbelwellendrehzahlen über 720 Grad
Kurbelwellendrehwinkel eines achtzylindrigen Dieselmotors ohne Leerlaufruhe
regelung und in Fig. 4b mit Leerlaufruheregelung dargestellt.
Die Entstehung von Schwingungen eines Fahrzeugs mit Dieselmotor wird von
Drehungleichförmigkeiten der Kurbelwelle stark gefördert. Die Schwingungs
empfindlichkeit während dem Leerlauf des Dieselmotors resultiert aus dem
geringen Frequenzabstand zwischen den Eigenfrequenzen von Rückspiegeln,
Lenkrad etc. und dem im Stand mit ca. 600 Kurbelwellenumdrehungen pro
Minute drehenden Dieselmotor.
Die Leerlaufruheregelung wird initiiert, wenn die Kurbelwellendrehzahl konstant
unterhalb eines applizierbaren Grenzwertes liegt. Der Ablauf des Verfahrens ist
analog zum Einzelzylinderabgleich. Lediglich die verwendete Kenngröße und der
Verstärkungsfaktor der Integratorverstärkung wird der Leerlaufruheregelung
angepaßt. Der Regelvorgang der Leerlaufruheregelung wird beendet, wenn die
Regelabweichungen aller Zylinder unter einem applizierbaren Grenzwert liegen.
Bei der Überschreitung dieses Grenzwertes wird die Leerlaufruheregelung wieder
aktiviert. Das Ergebnis sind zylinderselektive Korrekturmomente entsprechend
den Anforderungen einer Leerlaufruheregelung. Die Anforderung einer Leerlauf
ruheregelung müssen dabei nicht in der Gleichstellung der Mitteldrücke
bestehen, sondern können sich auch auf die Gleichstellung von Merkmalen der
Kurbelwellendrehzahlen beziehen.
Während dem Teil/Vollastbetrieb des Dieselmotors bewirkt die Gleichstellung der
zylinderselektiven Mitteldrücke durch die Kompensation der Bauteildifferenzen
mittels des Einzelzylinderabgleiches eine Minimierung des Kraftstoffverbrauchs
sowie eine Reduzierung der Schadstoffemission. Durch die gleichmäßigere
Lastverteilung, die Reduzierung der Schwingungsneigung und die frühzeitige
Erkennung von beispielsweise Kompressionsmängeln, defekten der Einspritz
anlage oder Sensorstörungen wird eine Steigerung der Betriebsdauer des Diesel
motors bewirkt. In einigen Betriebsbereichen des Dieselmotors können durch die
hiermit mögliche gezielt unterschiedliche Belastung der Zylinder Vorteile im
Betriebsverhalten des Dieselmotors erzielt werden.
Die Signale der weiteren Induktivsensoren von Kurbelwelle und Nockenwelle
können von dem Steuergerät zur Überprüfung der Synchronisation zwischen der
Kurbelwelle und der Nockenwelle genutzt werden.