DE19625538A1 - Verfahren zur Herstellung von abgewohnten Gipskartonplatten u.ä. Reststoffen bei der Zementherstellung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von abgewohnten Gipskartonplatten u.ä. Reststoffen bei der ZementherstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Zement und Schwefel
säure nach dem sogenannten Müller-Kühne-Verfahren, bei dem unter Zusatz von Rest
stoffen zum Rohmehl und/oder von Reststoffen zum chemisch reaktiven Kohlenstoff
Calciumsulfat im Drehrohrofen gespalten und dann das CaO bei über 1200°C in Ge
genwart von SiO₂, Al₂O₃ und Fe₂O₃ zu Zement gebrannt und das SO₂-haltige Rauchgas
zu SO₃ bzw. H₂SO₄ umgesetzt wird. Die Erfindung betrifft außerdem eine Anlage zur
Herstellung von Zement und Schwefelsäure mit Silos und einer Zerkleinerungseinrich
tung für die Rohmehlkomponenten, dem Rohmehlsilo, dem Drehrohrofen und der Ze
mentaufbereitung zur Durchführung des Verfahrens.
Das Müller-Kühne-Verfahren beruht auf der reduzierenden Spaltung von Calci
umsulfat oberhalb von 700°C mit Hilfe von Kohlenstoff. Das sich dabei zwischen
zeitlich bildende Calciumsulfit reagiert mit dem überschüssigen Calciumsulfat zu Calci
umoxid und Schwefeldioxyd. Der beim Brennen des Container CaO entstehende Ze
mentklinker besteht im wesentlichen aus Tricalciumsilicat, Dicalciumsilicat, Tricalcium
aluminat und Tetracalciumaluminatferrit. Als Ausgangsmaterial für das Passioverfah
ren wurden im wesentlichen die Naturstoffen Anhydrit, Koks, Rohton, Rohsand, Kies,
Abbrand, Gips und Braunkohlenstaub angewendet. Die feuchten Ausgangsstoffe wurden
getrocknet, gewichtsdosiert und anschließend in einer Kugelmühle zerkleinert und ge
mischt. Das so erhaltene Rohmehl wird in einen leicht geneigten Drehrohrofen einge
bracht und durchläuft diesen im Gegenstrom zum Brenngas, wobei in der Regel Braun
kohlenstaub verwendet wurde. Dieses klassische Gips-Schwefelsäure-Verfahren ist
herkömmlichen Zementherstellungsverfahren wirtschaftlich unterlegen. Die Wirtschaft
lichkeit kann aber durch Verwertung von Reststoffen aus anderen Herstellungsprozes
sen, die nur mit Problemen abgelagert werden können, angehoben werden. Die Sub
stitution der traditionellen Naturrohstoffe und des Primärenergieträgers Braunkohle
durch geeignete stofflich und/oder energetisch verwertbare Reststoffe stellt insbesondere
in der derzeitigen Situation einen erheblichen Vorteil dar (Chemische Rundschau Nr.
38, 24. Sept. 1993, S. 11). Erprobt worden sind verschiedenste Reststoffe wie Anfall
gips, Brauchkalk, Anfallschwefelsäure, Säureteere, Säureharze, Braunkohlenfilterasche,
Bauschutt, gebrauchte Porzellane, Bleicherde und vieles andere mehr. Nachteilig ist,
daß entsprechende Rohmehlkomponenten aber auch die Brennstoffkomponenten einen
unterschiedlichen Einfluß auf das Verfahren und damit auf die Endprodukte, d. h. so
wohl den Zement wie die Schwefelsäure und das Oleum haben. Darüber hinaus ist eine
immer gleichbleibende Verfahrensführung nicht gegeben, zumal auch die nachgeschalte
ten Betriebsbereiche wie beispielsweise die Entstaubung und die Gasaufbereitung in
ihrer Effektivität durch die Zusammensetzung der Ausgangsprodukte stark beeinflußt
sind. Wegen dieser Anfälligkeit des Verfahrens bezüglich nicht genau kalkulierbarer
Zusatzstoffe ist bisher auch davon abgesehen worden, abgewohnte Gipse, insbesondere
Gipskartonplatten für das sogenannte Müller-Kühne-Verfahren einzusetzen. Insbesonde
re der hohe Anteil an Papier und papierähnlichen Stoffen mußte es nach der geltenden
Auffassung zu einer nachteiligen Beeinflussung des Verfahrens führen, insbesondere
schon beim Zerkleinerungsprozeß. Eine weitgehende Zerkleinerung beispielsweise sol
cher abgewohnten Gipskartonplatten ist aber eine wesentliche Voraussetzung für den
notwendigen Aufschluß und die Möglichkeit, diese Reststoffe mit anderen Reststoffen
zusammen für die Zement- und Schwefelsäureherstellung einzusetzen. Abweichend von
der Lehre gemäß der DE-OS 44 33 049 wirken Papierfasern nicht als Reduktionsmittel
zur Spaltung des Anhydrits, was erste Vorversuche gezeigt haben. Von daher bestehen
auch gegen den Einsatz derartiger "Abprodukte" erhebliche zusätzliche Bedenken. Pro
duktionsrückstände aus der Herstellung von Gipskartonplatten und auch anderen Gips
baustoffen sind nicht zuletzt wegen der bestehenden Bedenken bisher der Wiederver
wertung nicht zugeführt worden, vielmehr wurden sie auf Bauschuttdeponien abgela
gert. Wegen der Verschärfung der Auslauggrenzwerte für Sulfat ist aber das Verbrin
gen derartiger Materialien auf Bauschuttdeponien nicht mehr möglich. Vielmehr müssen
sie auf grundwassergesicherten Deponien der höheren Klassen abgelagert werden, was
erhebliche Kosten verursacht.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, Ausbruchgipse, insbesondere
abgewohnte Gipskartonplatten einer Verwertung und gefahrlosen Entsorgung zuzufüh
ren.
Die Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß Gipskartonplatten
und sonstige Ausbruchgipse möglichst trocken angeliefert und auf eine gleichmäßige,
mühlengängige Kantenlänge vorzerkleinert werden und daß das vorzerkleinerte Gips
material ausgelesen und von Fremdstoffen wie Holzstücken, Stahlteilen und Plastik
teilen befreit und dann bei gedrosselter Absaugluft auf Pulverfeinheit gemahlen und mit
anderen Rohmehlkomponenten gemischt, ggf. zwischengelagert und in den Drehrohr
ofen eingetragen und unter Zugabe ausreichender Tertiärluftmengen verarbeitet wird.
Mit einem derartigen Verfahren ist es überraschend möglich, Gipskartonplatten
und sonstige Ausbruchgipse für den Müller-Kühne-Prozeß nutzbar zu machen und auf
diese Weise aus einem Entsorgungsproblem einen Produktionsvorgang zu machen.
Überraschend ist vor allem, daß es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich ist,
die Gipskartonplatten mit ihrem hohen Anteil an Papier soweit zu zerkleinern, daß ein
für den weiteren Verarbeitungsvorgang geeignetes Gips-/Papiermehl entsteht. Dieses
Pulvermedium eignet sich sogar für Förderbänder, Schnecken, Regler, Becherwerke
und Balsvorrichtung, wobei zweckmäßigerweise weitere Maßnahmen vorgesehen wer
den, um einen dauerhaften Betrieb mit diesem Problemmaterial zu ermöglichen. Bei
entsprechenden Versuchen hat sich vorteilhaft herausgestellt, daß der Papierbestandteil
relativ früh im Drehrohrofen verbrennt und zu einer deutlichen Reduzierung des Kri
stallwasseranteils führt, so daß sich relativ früh ein Halbhydrat ergibt, welches dann im
steigenden Temperaturbereich bei 500°C in reines Anhydritpulver verwandelt. Durch
das frühzeitige Auslesen von Fremdstoffen wird der Prozeß von Störungen freigehalten,
wobei die gedrosselte Abluft auch bei Kugelmühlen ein genaues Einhalten der jeweili
gen Grobfraktion erlaubt. Durch Zugabe ausreichender Tertiärluftmengen werden nach
teilige Reaktionen im Prozeß ebenso vermieden, wie durch das genaue Beobachten des
CO-Gehaltes.
Theoretisch möglich ist es, die Gipskartonplatten zusammen mit den übrigen
Einsatzmaterialien wie Koks, Sand, Aluminiumoxid und Eisenoxid zu vermahlen, um
dann am Ende das fertige Rohmehl in die Rohmehlsilos und weiter zum Drehrohrofen
zu fördern. Mahltechnische Vorteile werden aber dadurch mehr als aufgehoben, daß für
einen kontinuierlichen Betrieb die Einhaltung von Mengen bei den Gipskartonplatten
und das Ausschalten von Verunreinigungen ausgesprochen wichtig ist. Von daher ist
gemäß der Erfindung vorgesehen, daß das Gipsmaterial gesondert zerkleinert und ge
mahlen wird, wobei das auf Pulverfeinheit gemahlene Gipsmaterial vor der Zwischen
lagerung mit Sprühabsorptionsware und dann oder gleichzeitig mit Kohlenstoff, SiO₂,
AI₂O₃ und Fe₂O₃ gemischt wird. Dadurch wird die Lagerfähigkeit des Rohmehls in
Silos wesentlich verbessert. Auch der Transport zum Ofensilo kann so mit üblichen
Systemen bewerkstelligt werden.
Zur einwandfreien Vorbereitung ist es zweckmäßig, daß die Gipskartonplatten
möglichst sortenrein ausgebrochen und trocken gelagert werden. Gemäß der Erfindung
ist dann vorgesehen, daß die Gipskartonplatten und sonstigen Ausbruchgipse auf eine
Kantenlänge von 20-30 mm geshreddert werden, wobei der Shredder wegen der
staubbindenden Wirkung im eingehausten Zustand untergebracht ist und über Filter
abgesaugt wird.
Die bei der Zerkleinerung zwangsweise mit entstehenden Papierschnitzel und
Blättchen können nachteilig auf den Prozeß nicht einwirken, wenn wie erfindungsgemäß
vorgesehen, die Mühlenabsaugluft auf 10-20% der üblichen Menge gedrosselt wird.
Bestimmte Stoffe wie Holz und Plastik schwimmen auf der Kugeleinlage der Mühle
und müssen von Zeit zu Zeit abgelesen werden. Ein Verpelzen der Mühle und der
Kugeln ist aber nicht festzustellen, wenn wie beschrieben mit gedrosselter Mühlen
absaugluft gefahren wird.
Die anhaftende Papierfraktion kann besonders gut mitgemahlen werden, wenn
eine relativ grobe Kugelgattierung von 60-100 mm eingesetzt wird. Zusammen mit
der gedrosselten Mühlenabsaugluft ist so der gesamte Prozeß gegen Verunreinigungen
insbesondere auch durch die Papierfraktion unempfindlich.
Nachteilig bei der Gipsfraktion ist, daß sie aufgrund ihrer Feinheit zu Anbac
kungen neigt, was weitgehend dadurch vermieden werden kann, daß das Silo für das
gemahlene Gipsmaterial mit Wänden mit negativem Sturz, Austragshilfen und Aufloc
kerungsvorkehrungen ausgelegt wird. Außerdem sollten Regeleinlagerungszeiten von
weniger als einer Woche eingehalten werden.
Weiter vorne ist bereits darauf hingewiesen worden, daß es zweckmäßig ist, den
CO-Gehalt und die Zugabe von Tertiärluft genau zu überwachen. Außerdem hat sich
herausgestellt, daß die Einhaltung eines zielgerichteten Prozesses auch dadurch über
wacht werden kann oder ergänzend überwacht werden kann, daß die Verfärbung der
Säure überwacht und die Zugabe von gemahlenem Gipsmaterial mengenmäßig entspre
chend gesteuert wird. Dementsprechend wird die Zugabe des Gipsmaterials auch genau
überwacht, beispielsweise durch Zuordnung einer Bandwaage zum Leseband, worauf
weiter hinten noch eingegangen wird. Zweckmäßig ist es darüber hinaus, Schwankun
gen in den verschiedenen Stoffen, insbesondere im SiO₂ dadurch auszugleichen, daß
nach der Mahlung des Gipsmaterials dieses einer Homogenisierung unterzogen wird.
Zur Durchführung des Verfahrens dient eine Anlage mit Silos und einer Zer
kleinerungseinrichtung für die Rohmehlkomponenten, dem Rohmehlsilo, dem Drehrohr
ofen und der Zementaufbereitung, wobei das Verfahren nach den erläuterten Ansprü
chen besonders gut und genau durchgeführt werden kann, wenn der als Kugelmühle
ausgebildeten Zerkleinerungseinrichtung ein Walzenshredder vorgeschaltet ist, wenn die
Kugelmühle über eine regelbare Luftabsaugung verfügt und wenn die Silos der Roh
mehlkomponenten und das Gipsmaterialsilo einen gesteuerten Auslauf aufweisen. Durch
diese besondere Ausbildung ist es überraschend möglich, zunächst einmal ein Aus
gangsgipsmaterial zur Verfügung zu stellen, das dann auf üblichen bzw. gezielt dafür
ausgerüsteten Kugelmühlen optimal soweit aufgemahlen werden kann, daß sich aus
Gips und Papier und sonstigen Fremdstoffen ein Gemisch ergibt, das dann auch gezielt
mit anderen Rohmehlkomponenten zusammen in das Drehrohr eingebracht werden
kann. Die Kugelmühle, die mit entsprechenden großen Kugeln ausgerüstet ist, wird
über die Luftabsaugung so geregelt, daß jeweils alle Bestandteile der Gipskartonplatten
und der sonstigen Ausbruchgipse sicher aufgemahlen werden können.
Wegen der staubenden Wirkung des zum Einsatz kommenden Materials, das ja
auch möglichst trocken sein soll, ist es von Vorteil, wenn der Walzenshredder einge
haust und mit einer Trocknungsanlage zu kombinieren ist. Die Trocknungsanlage sorgt
dann für eine ergänzende Abtrocknung, wenn das geshredderte Material den Feuchte
ansprüchen des nachfolgenden Prozesses nicht ganz genügen sollte.
Wichtig ist es, das eingehende Gipsmaterial vorzusortieren, um schädigende
Auswirkungen insbesondere auf den Mahlprozeß zu vermeiden. Aus diesem Grunde
sieht die Erfindung vor, daß dem Walzenshredder ein Leseband mit Bandwaage nach
geschaltet oder der Kugelmühle ein solches vorgeschaltet ist. Über die Bandwaage am
Leseband kann die aufgegebene Menge genau registriert und entsprechend mit den
anderen Rohmehlkomponenten so zusammen gemischt werden, daß sich jeweils ein
optimales oder optimiertes Ausgangsprodukt ergibt.
Auch wenn das entsprechend zerkleinerte bzw. gemahlene Gipsmaterial zu An
backungen neigt, kann es sicher gehändelt werden, wenn das Gipsmaterialsilo als Hoch
bunker ausgeführt und mit Schubrosten und/oder einem umlaufenden Schermesser aus
gerüstet ist. Denkbar sind auch Klopfvorrichtungen, die Anbackungen im Hochbunker
entweder vermeiden oder für deren Auflösung sorgen. Zweckmäßig kann es darüber
hinaus sein, daß Gipsmaterialsilo glockenartig auszubilden und mit Auflockerungsein
richtungen wie den Klopfeinrichtungen zu versehen.
Es hat sich in Versuchen herausgestellt, daß es wichtig ist, eine genaue Zumi
schung der einzelnen Komponenten auch auf Dauer sicherzustellen, was insbesondere
dadurch möglich wird, daß dem Ofensilo des Drehrohrofens ein Chargenmischer vor
geordnet ist. Über diesen gewichtsüberwachten Chargenmischer ist die Möglichkeit
gegeben, die Rohmehlmischung aus den Einzelkomponenten, die ja alle pulverförmig
vorliegen, genau einzustellen und einzuhalten. Der Chargenmischer wird beispielsweise
durch die Analyse des Gipskartonplattenpulvers bzw. deren Ergebnisse geregelt, indem
er mit den einzelnen Austrägen der Silos zusammengeschaltet werden kann.
Die Gipskartonplatten und die anderen Gipsausgangsprodukte können mit einer
Durchlaufmühle gemahlen werden, wobei ein relativ hoher Anteil an Grobfraktionen
über 200 µ übrig bleibt. Auffällig ist dabei, daß die Anteile der Organikfraktionen im
Gehalt fast gleich sind. Bei Mahlung der Gipskartonplatten und Einsatz von Sichtern ist
es aber überraschend möglich, auch höhere Feinheiten zu erreichen. Hierzu ist vor
gesehen, daß die Kugelmühlen mit einem Sichter ausgerüstet und damit auf eine Mahl
feinheit von <90 µ einstellbar ausgebildet sind. Ein solches Gipskartonplattenpulver
läßt sich vorteilhaft mit Anhydrit, Rea-Mehl, SAV-Pulver u.ä. mischen, um somit in
allen Rezepturen der Vor- und Hauptmischung vorteilhaft genutzt zu werden.
Die Erfindung zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß ein Verfahren und
eine Anlage geschaffen ist, mit der es möglich ist, Ausbruchgipse, insbesondere abge
wohnte Gipskartonplatten einer Verwertung und damit gefahrlosen Entsorgung zuzufüh
ren. Das Gipskartonmaterial und sonstige Abgipse können vorteilhaft soweit vorzer
kleinert werden, daß sie zweckmäßig zur Müller-Kühne-Anlage verbracht werden kön
nen, um hier durch Vermahlen soweit aufgeschlossen zu werden, daß sie auch mit
Verunreinigungen problemlos weiterverarbeitet und letztlich zu Zement und H₂SO₄
verarbeitet werden können. Überraschend dabei ist, daß die zu erwartenden negativen
Einflüsse der Papierkomponente völlig entfallen und sogar letztlich noch positiv da
durch ausgenutzt werden können, daß das Ausgangsprodukt frühzeitig im Drehrohrofen
von Kristallwasser befreit wird. Der den Prozeß verlassende Zementklinker kann vor
teilhaft weiter aufbereitet werden, so daß insgesamt gesehen ein nicht nur umwelt
freundliches sondern sogar noch in der Wirtschaftlichkeit verbessertes Verfahren zur
Verfügung steht.
Weitere Einzelheiten und Vorteile des Erfindungsgegenstandes ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung der zugehörigen Zeichnung, in der ein bevorzugtes
Ausführungsbeispiel mit den dazu notwendigen Einzelheiten und Einzelteilen dargestellt
ist. Es zeigen:
Fig. 1 eine vereinfachte schematische Wiedergabe des Verwer
tungsverfahrens und
Fig. 2 ein Schema der Gipskartonplattenaufbereitung.
Fig. 1 zeigt das Schema eines Müller-Kühne-Verfahrens mit kombinierter Gips
kartonplattenverwertung. Dabei ist der Drehrohrofen mit 1 bezeichnet und die Feuerung
mit 2. Zur Feuerung werden sowohl flüssige wie feste Brennstoffe, die in Tanks 3
gelagert sind, eingesetzt wie auch Anfallschwefelsäure, die im Tank 4 gelagert wird.
Die dazu zum Einsatz kommenden Zulieferfahrzeuge sind allgemein mit 5 bezeichnet.
Wiederum vom Drehrohrofen 1 ausgehend ist die Rohmehlseite zu betrachten,
wobei der Rohmehleintrag mit 8 bezeichnet ist. Diesem Rohmehleintrag 8 wird letztlich
das entsprechend aufbereitete Rohmehl zugeführt, wobei verschiedene Silos 9, 10 für
Rohmehl und 11 für Anhydrit vorgesehen sind. Mit 12 ist ein Fahrzeug bezeichnet,
über das Shreddergut vorgehalten bzw. den nachfolgenden Einrichtungen zugeführt
wird. Die übrigen Transportfahrzeuge sind allgemein mit 13 bezeichnet.
Das die Silos 9, 10, 11 und auch 12 verlassende Material wird einer Zerkleine
rungseinrichtung 14, hier einer Kugelmühle 15 zugeführt und dabei soweit zerkleinert,
daß es für den nachfolgende Prozeß im Drehrohrofen 1 optimal aufbereit ist.
Der Kugelmühle 15 ist ein Leseband 16 vorgeschaltet, um Plastikstreifen, Holz
stücke, Plastikfolie, sperrige Stahlteile u.ä. rechtzeitig vor der Kugelmühle 15 zu ent
fernen. Die für die Rohmehlaufbereitung und auch für die Gipsaufbereitung vorgesehne
Kugelmühle 15 ist mit einem Sichter 17 kombiniert, um eine Mahlfeinheit <90 µ
sicherzustellen.
Das die Kugelmühle 15 verlassende Mehl wird dem Rohmehlsilo 20 zugeführt,
oder auch dem Gipsmaterialsilo 18. Sowohl der Auslauf 19 des Gipsmaterialsilos 18
wie auch der Auslauf 21 des Rohmehlsilos 20 sind so geregelt, daß jeweils genau vor
dosierte Mengen der einzelnen Komponenten in das Ofensilo 24 gelangen. Dem Ofensi
lo 24 ist dabei ein Chargenmischer 26 vorgeordnet, der für eine genaue Vermischung
der einzelnen Komponenten Sorge trägt, so daß über den Siloaustrag 25 jeweils genau
das den Vorgaben optimal entsprechend zusammengemischte Rohmehl in den Drehrohr
ofen 1 gelangt.
Der Ofenprozeß mit dem Anteil an Gipskartonplattenrohmehl läuft so ab, daß im
ersten Bereich des Ofens es zur Verbrennung des Papiermehles im Rohmehl kommt
und dies gleichzeitig eine Austreibhilfe für das im Gips vorhandene Kristallwasser ist.
Dieses wird sich im Bereich bis 150°C soweit vermindern, daß ein Halbhydrat übrig
bleibt, welches dann im steigenden Temperaturbereich bei 500°C weiter entweicht und
somit ein reines Anhydritpulver entsteht. Dieser Prozeß läuft in den ersten 10 m des
Drehrohrofens 1 ab. Damit hier keine für den Prozeß nachteiligen Reaktionen entste
hen, ist besonders darauf zu achten, daß eine ausreichende Menge Tertiärluft über die
Tertiärluftzugabe 22 erfolgt. Außerdem sollte der CO-Gehalt bei etwa 0,3 Vol.-% ein
gestellt und entsprechend überwacht werden. Schließlich ist die Verfärbung der Säure
zu beobachten, wobei diese Verfärbung vom CO-Gehalt abhängig ist.
Der den Drehrohrofen 1 verlassende Klinker wird in der Zementaufbereitung 28
weiter für den Verkauf vorbereitet, während über das Rauchgasfilter 29 eine Entstau
bung des Rauchgases erfolgt, so daß in der nachfolgenden H₂SO₄-Fabrik 30 die notwen
dige Umwandlung erfolgen kann.
Fig. 2 zeigt in vereinfachter Darstellung einen Walzenshredder 32, über den das
geshredderte Gut über eine Leseband 16, 33 einer Kugelmühle 15 zugeführt wird. Mit
34 ist eine Probenahmestelle bezeichnet, die vor der Kugelmühle 15 angeordnet ist.
Das gemahlene Gipsmaterial gelingt über einen Schneckenförderer 35 und ein Becher
werk 36 in ein Silofahrzeug 37 und von dort in das Gipsmaterialsilo 18.
Alle genannten Merkmale, auch die den Zeichnungen allein zu entnehmenden,
werden allein und in Kombination als erfindungswesentlich angesehen.
Die geshredderten Gipskartonplatten ließen sich trotz des augenscheinlich hohen Papier
anteils mittels der Kugelmühle zu einem Pulver mahlen, das von Aussehen her und
nach Handfühlbarkeit die Kriterien eines verwertbaren Pulvers zu erfüllen schien. Die
bei der Addition fehlenden Masse-% sind als Kristallwasser zu werten.
Bei der Kornverteilung zeigte sich dabei, daß vor allem die organische Phase (Papier
phase) sich in der Grobfraktion anreicherte. Dies deckt sich mit Beobachtungen, die in
Parallelversuchen bei der Fa. Knauf ebenfalls festgestellt wurden.
Während des Gipskartonplattenmahlversuches wurde laufend Probe genommen und
nach Stoffgehalten analysiert. Die Schüttdichte des erzeugten Pulvers liegt zwischen
650-700 g/l (nichtkomprimiert). Der Durchsatz durch die Mühle wurde mit ca. 5 t/h
ermittelt und schwankte besonders, beeinflußt durch Störungen bei der Mühlenaufgabe
infolge Stochern, Haufwerkstau etc. Es gab dabei auch Phasen, in denen in die Mühle
über kontinuierliche Strecken bis zu 6 t/h aufgegeben und durchgesetzt wurden.
Energiebedarf:
Während des Mahlversuches wurden die elektrischen Daten abgelesen, wodurch es zu folgender Leistungsermittlung kommt:
Während des Mahlversuches wurden die elektrischen Daten abgelesen, wodurch es zu folgender Leistungsermittlung kommt:
P = I × U × cos ϕ
P = 49 A × 5000 V × 1,73 × 0,89 = 377,2 kW.
P = 49 A × 5000 V × 1,73 × 0,89 = 377,2 kW.
Dies bedeutet eine spezifische Mahlleistung von
Produktfeuchte:
Im gemahlenen Gut wurde bei 40°C eine Feuchte <0,1% (Oberflächenfeuchte) er mittelt.
Im gemahlenen Gut wurde bei 40°C eine Feuchte <0,1% (Oberflächenfeuchte) er mittelt.
Bei Trocknungstemperaturen um 70°C betrug die ermittelte Feuchte 0,9 Gew.-%.
Letztere Messung ist deshalb von Bedeutung, da davon ausgegangen werden muß, daß
die Erwärmung in der Mühle in diese Bereiche gehen kann und sich daraus bereits
Wasserablösungen aus dem Kristallwasser entstehen. Die erzeugte Erwärmung wurde
gemessen mit 70°C.
Mühlenventilation:
Der Gasabzug aus der Mühle wurde stark eingedrosselt damit keine im Mahlprozeß leicht verwehbaren Papierschnitzel sich vor die Mahlschlitzwände setzen und den Durchgang blockieren. Die übliche Gasabzugsmenge von 20 000 m³/h wurde um den
Der Gasabzug aus der Mühle wurde stark eingedrosselt damit keine im Mahlprozeß leicht verwehbaren Papierschnitzel sich vor die Mahlschlitzwände setzen und den Durchgang blockieren. Die übliche Gasabzugsmenge von 20 000 m³/h wurde um den
verringert.
Aus dem geshredderten Material der Anlieferer ließen sich bei dem Ausleseband noch 6
Fässer a 200 l mit Störgut füllen. Dazu zählen Plastikstücke, Holz, Folien, Metallteile,
Bücher, Zeitschriften, Kataloge, Schuhe etc. Wird die ausgelesene Ware mit 0,5 t ein
geschätzt, dann wäre dies ein Anteil im Anliefergut von etwa 0,5%. Dies ist zwar
statistisch gesehen sehr wenig, läßt aber den Verzicht auf eine manuelle Durcharbeitung
der angelieferten Ware aus Anlagenschutzgründen nicht zu.
Mühlenöffnung:
Nach dem Mahlversuch wurde die Kugelmühle geöffnet und konnte besichtigt werden, wobei sich folgende Feststellungen machen ließen:
Nach dem Mahlversuch wurde die Kugelmühle geöffnet und konnte besichtigt werden, wobei sich folgende Feststellungen machen ließen:
- - Am Mühleneinlauf waren die Ecken mit einem Ansatz ausgepolstert.
- - Im weiteren Verlauf konnten die Mahlkugeln angesehen werden, deren Aus sehen noch nicht als Verpelzung zu werten ist sowie die Schlitzwand von Kam mer 1 und Kammer 2 deren Durchlässigkeit nach wie vor gewährleistet war.
- - Von Interesse waren dann noch die übrigen Mahlkammern und das Auslaufsieb. In der Kugelmahlkammer war keine größere Auffälligkeit festzustellen. Die Mahlkammer mit Cylpebsen war verpolstert und die Schlitze angesetzt, d. h. Cylpebse eignen sich nicht zur Gipskartonplattenmahlung und sollten durch Ku geln ersetzt werden.
- - Demgegenüber war das Auslaufsieb in größerem Stile zugesetzt und auch an den Anlaufkragen hatte sich entsprechendes Material aufgebaut. Bei genauerem Hin sehen fiel jedoch auf, daß ein Teil des Siebversatzes aus dem Altbetrieb stam men mußte, da es eine Dunkelfärbung aufwies und deshalb aus dem früheren Anhydritmahlbetrieb stammen muß. Trotzdem ist dieses Anzeichen zu beachten, da angenommen werden kann, daß infolge der Feuchtefreisetzung bei höheren Mahlguttemperaturen sich solche Ansätze bilden können. Begegnet werden könnte diesem Verhalten hier mit größeren Sieböffnungen.
Sonstige Beobachtungen:
Die Gipskartonplatten waren zwar geshreddert, doch sind die Gipsstückigkeiten an handflächengroßen Papierblättern haftig, was zu gelegentlichen Problemen im Förder strom führt z. B. Verstopfung von Engpässen. So mußte der Einlauf in die Mühle ma nuell besetzt sein, um den Stauerscheinungen möglichst schnell mit Stocherhantierungen begegnen zu können. Für die Zukunft müssen sicher Shredderverfahren vorgesehen werden, die eine kleinere Stückigkeit gewährleisten und dabei auch das anhaftende Papier entsprechend zerkleinern.
Die Gipskartonplatten waren zwar geshreddert, doch sind die Gipsstückigkeiten an handflächengroßen Papierblättern haftig, was zu gelegentlichen Problemen im Förder strom führt z. B. Verstopfung von Engpässen. So mußte der Einlauf in die Mühle ma nuell besetzt sein, um den Stauerscheinungen möglichst schnell mit Stocherhantierungen begegnen zu können. Für die Zukunft müssen sicher Shredderverfahren vorgesehen werden, die eine kleinere Stückigkeit gewährleisten und dabei auch das anhaftende Papier entsprechend zerkleinern.
Das Gipsmehl hatte schlechte Fließeigenschaften. Es neigte zum Anhaften und war als
Staub schneeballähnlich komprimierbar. Die Entladung aus dem Silofahrzeug gelang
nur mit Zusatzluft.
Das gemahlene Gipsmehl wurde am 10.06.1996 mit verschiedenen REA-Sorten im
Verhältnis 1 : 1 ins Vorlagesilo abgemischt.
Das Gipsmehl baute sich bei der Verarbeitung zwischen dem Gewichtaufnehmer der
Schüttstromwaage und dem Auslaufschlot, sowie im Auslaufschlot selber immer wieder
auf. Der Materialfluß konnte in gewünschter Menge nur durch ständiges Klopfen auf
rechtgehalten werden. Auch mußte in die Mischanlage immer wieder mit Sonderaktio
nen eingegriffen werden, um die gewünscht Gipsmehltonnage dosieren zu können.
Zum Ende der Abmischung hatte sich im Silo noch eine Brücke gebildet, die aber mit
tels Igeln zum Einsturz gebracht werden konnte. Das Silo ließ sich leerfahren.
Aufbereichtung des Gipsmehl-REA-Gemisches zu ofengerechtem Rohmehl:
Um einen repräsentativen Querschnitt zu erhalten, wurden Proben aus
Um einen repräsentativen Querschnitt zu erhalten, wurden Proben aus
1. Probenehmer am Doppelwellenmischer
2. Siloeinlauf
3. aus dem Silo selbst und
4. von der Bandwaage unter dem Silo (nach je einer halbstündigen Abmischung)
2. Siloeinlauf
3. aus dem Silo selbst und
4. von der Bandwaage unter dem Silo (nach je einer halbstündigen Abmischung)
entnommen.
Die Ergebnisse der Proben 1. und 4. sind in gewissen Toleranzen gleich. Die Rezeptur
wurde mit den Analsyenwerten der Probe 1. erstellt.
Ergebnis der Querschnittsanalsyse nach beendeter Mahlung:
Kalkstandard: 99,88
Silikat-Modul: 2,17
Ton-Modul: 3,99.
Silikat-Modul: 2,17
Ton-Modul: 3,99.
Grundsätzlich ist es geglückt, aus den schelvenhaften geshredderten Gipskartonplatten
ein Pulver brauchbarer Konsistenz herzustellen, das man gemischt als Rohmehl dem
Ofen anbieten kann. Dieses Material hat gewisse Eigenschaften, sowohl bei der Be
arbeitung als auch bei der Handhabung, dem Rechnung getragen werden muß.
Es ist auffällig, daß dieses Material sehr leicht zum Anbacken und Brückenbilden neigt
und deshalb in der Fließbewegung keine Hindernisse oder Quetschungen auftreten dür
fen. Soweit möglich, kann man mit Ausrüstung und Nachrüstung in der Anlage WSZ
diesen Umständen gerecht werden. Folgende Gesichtspunkte sollte man daher als Er
gebnis aus den Versuchen bei einer Anlagenumstellung beachten:
- - Shredderung der Gipskartonplatten zu kleineren Stückigkeiten auch das Papier betreffend,
- - Trockenhaltung des Materials möglichst unter 1% Oberflächenfeuchte und Ver hinderung zu starker Erwärmung im Prozeß, damit keine Kristallwasserheraus lösung erfolgt,
- - Mahlung mit grober Gattierung,
- - Vermeidung von engen Öffnungen oder engen Siebdurchlässen,
- - besondere Gestaltung von Siloeinrichtungen und deren Auslässe (Nutzung be kannter Installationen und Konstruktionen für Gipsdihydrat),
- - Vermeidung von Überfütterung der Kugelmühle, damit keine unzulässigen Ver polsterungen irinerhalb des Mühlensystems entstehen,
- - sauberes Auslesen des einzusetzenden Materials, damit keine unzulässigen Ge genstände in den Mühlenbereich kommen (beim Besichtigen der geöffneten Ku gelmühle wurden keine aufschwimmenden unzulässigen Stoffe wie Holz, Plastik oder ähnliches gefunden im Gegensatz zur Technikumsmühle bei DEZMU),
- - möglichst kein zu langes Einlagern von Gipskartonplattenrohmehl in den ent sprechenden Siloeinheiten,
- - Transporte von Gipskartonplattenmehl mit Silofahrzeugen über größere Entfer nungen sollten vermieden werden.
Aufgrund der Schwierigkeiten mit dem geshredderten Material und dem Aufwand be
züglich des Auslesens sollte überlegt werden, solche Handlungen direkt zum Verwerter,
sprich WSZ zu legen und somit ganz oder teilstückige Gipskartonplatten direkt anzulie
fern. Beim Öffnen der Kugelmühle fiel besonders auf, daß im Bereich des Einlaufes
sehr große Anbackungen in der Trommelecke zu erkennen waren.
Diesem Phänomen ist gewiß zu begegnen, indem man mit größerer Kugelmühlenfüllung
arbeitet und darüber hinaus eine noch größere Kugelgattierung wählt z. B. Kugeldurch
messer 100 mm anstatt 80. Desweiteren wäre zu überlegen, ob in diesem Mühlenbe
reich eine Sortierpanzerung von Nutzen sein könnte.
Die Verpolsterung der Cylpebse-Mahlkammern zeigt, daß kleine Gattierungen bei Gips
kartonplattenmahlungen vermieden werden sollten. Im Grunde reicht die beschriebene
Rohmühle als 2-Kammermühle aus.
Bei der Herstellung der Rezeptur darf angemerkt werden, daß sich das Gipskarton
plattenmehl problemlos mit anderen Stoffen mischen läßt und die Zumischung dieser
anderen Stoffe z. B. REA-Sprühabsorptionsprodukte, Filterstäube, Kraftwerksflug
aschen etc. das Fließverhalten des Gipskartonplattenmehls eher verbessern.
Bei der Rezeptur ist man davon ausgegangen, daß das im Rohmehl enthaltene Papier
pulver sich nicht an der chemischen Reaktion beteiligt, da man dies aus vorgeschalteten
Laborversuchen ablesen konnte.
Das Gipskartonplattenmehl weist in seiner Zusammensetzung größere Schwankungen
auf, die bei Dauereinsatz durch einen homogenisierenden Betrieb ausgeglichen werden
müssen. Besonders herausragend in der Komposition ist der teilweise beachtliche Ge
halt an SiO₂ der beachtet werden muß.
Für einen ersten Großversuch kann zusammenfassend das Ergebnis für die Herstellung
des Gipskartonplattenmehls und weiter die Verarbeitung zu Rohmehl als gut und ge
lungen bezeichnet werden.
Für den Brennversuch war das Ofensilo soweit leergefahren, daß das Gipskartonplatten
rohmehl aus den Rohmehlsilos nachgespeist werden konnte. Diese Nachspeisung setzte
auf Anhieb nicht ein, weshalb aus einem anderen Silo zur Aufrechterhaltung des Ofen
betriebes ersatzweise noch herkömmliches Rohmehl dazugespeist werden mußte, bis die
Gängigkeit des entsprechenden Silos sichergestellt war. Der Transport vom Rohmehlsi
lo zum Ofensilo und weiter in den Ofen hinein fand über die herkömmlichen und beste
henden Fördersysteme statt und ließ sich problemlos damit bewältigen. Für den Ofen
betrieb war bezüglich des Messens, Beobachtens vorbereitet worden
- - die Durchsatzmenge,
- - die Ofenkopftemperatur,
- - der CO-Gehalt, Sauerstoffgehalt, SO₂-Gehalt,
- - die Rauchgasmenge und die Feuerungsleistung,
- - als Probenahmen: die Zusammensetzung des Klinkers sowie die Rohmehlzusammensetzung im Ofensilo,
- - das visuelle Aussehen der in diesem Zeitraum des Versuches erzeugten Schwe felsäure.
- - Aus den gemahlenen ca. 80 t Gipskartonplattenmassen standen dann infolge der Mischung des Gipskartonplattenmehles mit Sprühabsorptionsprodukten im Ver hältnis 1 : 1 und anderen Zuschlägen ein Rohmehl von 170 t zur Verfügung. Die ses Material wurde für den Versuch getrennt bereitgehalten und konnte bei Stö rungen stets durch herkömmliches Material umgangen werden und damit der gesicherte Ofenbetrieb immer möglich war.
Die Mischung von Gipskartonplattenmehl und SAV-Produkten im Verhältnis 1 : 1 wurde
gewählt um
- - Störungen aus dem Fließverhalten des Gipskartonplattenmehls zu reduzieren,
- - um die Mischbarkeit mit anderen Stoffen zu erfahren und um
- - trotzdem noch so viel Konzentration an Gipskartonplattenmaterial einfließen zu lassen, daß Besonderheiten und davon stämmige Erscheinungen noch deutlich zu erkennen waren.
Der Brennstoffeinsatz sollte möglichst einheitlich gehalten werden ohne Sonderfahr
weisen z. B. durch Einsatz von altherkömmlicher Kohle (Braunkohlestaub). Gefahren
wurde mit Brennstoff: viskoses Öl (vergleichbar mit schwerem Heizöl), Sägemehl und
ggf. Spaltharz sowie die übliche Zugabe von Anfallschwefelsäure im Brennerbereich.
Als Ofendaten sind zu nennen
- - Drehrohr 2,8 m lichter Durchmesser × 70 m lang,
- - Rauchgasmenge 13000 Nm³/h, Rauchgasaustrittstemperatur 720°C
- - Rohmehlaufgabe 9-10 t/h,
- - Feuerungsleistung ca. 40 GJ/h
- - Drehzahl des Ofens 1,1-1,2 min¹,
- - Tertiärluftzugabe 1000 m³/h.
Mit zunehmender Versuchszeit nehmen die Mischphasen mit Altbeständen, dokumen
tiert durch den höheren SO₃-Gehalt des Gipskartonplattenrohmehles zu und mit Beendi
gung bzw. Auslauf des Versuches diese SO₃-Konzentration wieder ab.
Der Versuch wurde über einen Tag gefahren. Die darüberhinaus gehende Zeit ist als
Nachlaufzeit und Vermischung mit ankommenden Neuphasen zu werten.
Auch im Großversuch kann festgestellt werden, daß sich der Kohlenstoff aus dem Pa
pier nicht an der Spaltreaktion des Gipses beteiligt. Würde dieser dies tun, dann wären
unvergleichlich hohe Spitzenwerte des Calciumsulfides im Klinker zu beobachten gewe
sen; was nicht eintrat.
Beim Betrachten des Diagrammes muß berücksichtigt werden, daß vor diesem Versuch
reine Sprühabsorptionsprodukt-Rohmehlfahrweise angewendet wurde und deshalb mit
sehr niedrigem Kohlenstoffgehalt, gestrichelten Linie, gefahren wurde.
Dies setzt naturgemäß an den Anfang des Umstellungsvorganges einen bescheidenen
Peak an SO₃ (stellvertretend für Gips) im Klinker. Mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt
über die Zeit, d. h. vermehrte Hereingabe von Gipskartonplattenrohmehl, verstärkt sich
die sulfidische Umsetzung im Ofenbereich und damit die vermehrte Bildung von Calci
umsulfid. Gleichzeitig nimmt erwartungsgemäß das SO₃ ab und hält sich in dem ge
wünschten Rahmen von <2%. Das Calciumsulfid ist in einem so niedrigen Bereich
gegenüber der tolerierten Größe von 0,8%, das es hier lediglich tendentiell und als
wissenschaftlich bestätigten Vorgang betrachtet werden kann. Die prognostizierten
Konzentrationsbewegungen entsprechend des Reaktionssolls werden voll erfüllt. Mit
dem Auslaufen des Versuches sieht man auch hier ein deutliches Abfallen des Kohlen
stoffgehalts mit Übergang zur kohlenstoffarmen Sprühabsorptions-Rohmehlfahrweise
mit Nachwirkungen des hohen Restkohlenstoffgehaltes zu dem sich überlagernden
SAV-Produkt mit deutlicher Erhöhung des Calciumsulfidwertes.
Eine merkliche Veränderung der übrigen Ofenparameter gegenüber dem SAV-Betrieb
war nicht in dem Maße feststellbar, daß daraus eine Prozeßbeeinflussung hätte abgelei
tet werden können. Vermutlich hat auch der Tertiärlufteinsatz von 1000 m³/h ausge
reicht, um die zusätzliche Verbrennung des Papieres im Rohmehl zu bewerkstelligen,
da auch die CO-Werte nichtsignifikant und dauerhaft gestiegen sind, sondern im übli
chen Schwankungsbereich liegen.
Der Klinker war von brauchbarer Qualität und konnte verwendet werden. Die entspre
chenden Modulis und Standards stellten sich in den vorgesehenen Werten ein. Eine
gewisse Aufmerksamkeit war darauf zu richten, inwieweit die thermische Umsetzung
des Papiermehls im Ofen zur Beeinflussung der Qualität der Säure beiträgt (Verfärbung
der Säure). Es trat etwa in der Mitte des Versuchszeitraumes eine Dunkelfärbung der
Säure ein. Nachforschungen im Betrieb haben jedoch ergeben, daß diese Verfärbung
nicht vom Papier des Gipskartonplattenrohmehles herkommen kann, sondern auf plötz
liche Unregelmäßigkeiten aus der Brennstoffversorgung zurückzuführen ist. Solche
Vorgänge hat es schon gegeben in früherer Zeit und nun sind sie gerade mitten im
Versuch hier wieder aufgetreten (Vorführeffekt). Die Säureverfärbung stellt einen iso
lierten Vorgang anderer Herkunft dar.
Das Gipskartonplattenrohmehl verhielt sich unauffällig bei der Verarbeitung im Ofen.
Damit gemeint sind keine Störeinflüsse durch die Kristallwasserherauslösung und Pa
pierkontingente.
Die Verfärbung der Säure ist im vorgenannten Punkt schon genügend erwähnt und
braucht hier nicht mehr besonders kommentiert zu werden. Es ist davon auszugehen,
daß bei einem Einfluß durch das Papier die Verfärbung sofort nach Einsatz des Gips
kartonplattenrohmehles in der Säure hätte auftreten müssen.
Da dies nicht geschah, ist dies als unwahrscheinlich anzusehen, daß die Gipskarton
platten hier einen Betrag geleistet haben.
Insgesamt muß gesagt werden, daß die Verarbeitung des Gipskartonplattenrohmehles
trotz einiger geringen äußeren Einflüsse (Wechseln des Brennstoffes, Arbeiten am Elek
trofilter, Störungen an der Staubrückführung) eine unauffällige Verarbeitungsweise des
Gipskartonplattenrohmehls entstand.
Als einzige negative Anmerkung ist zu werten, daß auch das Gipskartonplattenrohmehl
gelegentlich zu Fließstörungen neigt und aus diesen Gründen besonders beobachtet
werden mußte. Die konstruktiven technischen Vorkehrungen sind wie bei dem Kapitel
Gipsartonplattenmahlung auch hier für das Transportverhalten zu beachten.
Für einen ersten Kurzversuch ist das Ergebnis als brauchbar, überwiegend als befriedi
gend und hoffnungsvoll, einzustufen.
Claims (15)
1. Verfahren zur Herstellung von Zement und Schwefelsäure nach dem
sogenannten Müller-Kühne-Verfahren, bei dem unter Zusatz von Reststoffen zum Roh
mehl und/oder von Reststoffen zum chemisch reaktiven Kohlenstoff Calciumsulfat im
Drehrohrofen gespalten und dann das CaO bei über 1200°C in Gegenwart von SiO₂,
Al₂O₃ und Fe₂O₃ zu Zement gebrannt und das SO₂-haltige Rauchgas zu SO₃ bzw. H₂SO₄
umgesetzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß Gipskartonplatten und sonstige Ausbruchgipse möglichst trocken angeliefert und auf
eine gleichmäßige, mühlengängige Kantenlänge vorzerkleinert werden und daß das
vorzerkleinerte Gipsmaterial ausgelesen und von Fremdstoffen wie Holzstücken, Stahl
teilen und Plastikteilen befreit und dann bei gedrosselter Absaugluft auf Pulverfeinheit
gemahlen und mit anderen Rohmehlkomponenten gemischt, ggf. zwischengelagert und
in den Drehrohrofen eingetragen und unter Zugabe ausreichender Tertiärluftmengen
verarbeitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das auf Pulverfeinheit gemahlene Gipsmaterial vor der Zwischenlagerung mit
Sprühabsorptionsware und dann oder gleichzeitig mit Kohlenstoff, SiO₂, Al₂O₃ und
Fe₂O₃ gemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gipskartonplatten und sonstigen Ausbruchgipse auf eine Kantenlänge von 20-30 mm
geshreddert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mühlenabsaugluft auf 10-20% der üblichen Menge gedrosselt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine relativ grobe Kugelgattierung von 60-100 mm eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Silo für das gemahlene Gipsmaterial mit Wänden mit negativem Sturz, Aus
tragshilfen und Auflockerungsvorkehrungen ausgelegt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verfärbung der Säure überwacht und die Zugabe von gemahlenem Gipsmaterial
mengenmäßig entsprechend gesteuert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mahlung des Gipsmaterials dieses einer Homogenisierung unterzogen wird.
9. Anlage zur Herstellung von Zement und Schwefelsäure nach dem
sogenannten Müller-Kühne-Verfahren mit Silos (9, 10, 11) und einer Zerkleinerungs
einrichtung (14) für die Rohmehlkomponenten, dem Rohmehlsilo (20), dem Drehrohr
ofen (1) und der Zementaufbereitung (28) zur Durchführung des Verfahrens nach An
spruch 1 oder einem oder mehreren der nachgeordneten Ansprüche 2 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der als Kugelmühle (15) ausgebildeten Zerkleinerungseinrichtung (14) ein Wal
zenshredder (32) vorgeschaltet ist, daß die Kugelmühle (15) über eine regelbare Luft
absaugung verfügt und daß die Silos (9, 10, 11) der Rohmehlkomponenten und das
Gipsmaterialsilo (18) einen gesteuerten Auslauf (19, 21) aufweisen.
10. Anlage nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Walzenshredder (32) eingehaust und mit einer Trocknungsanlage zu kombinie
ren ist.
11. Anlage nach Anspruch 9 bis Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das dem Walzenshredder (32) ein Leseband (16) mit Bandwaage nachgeschaltet
oder der Kugelmühle (15) ein solches vorgeschaltet ist.
12. Anlage nach Anspruch 9 bis Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gipsmaterialsilo (18) als Hochbunker ausgeführt und mit Schubrosten und/oder
einem umlaufenden Schermesser ausgerüstet ist.
13. Anlage nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gipsmaterialsilo (18) glockenartig ausgebildet und mit Auflockerungseinrich
tungen versehen ist.
14. Anlage nach Anspruch 9 bis Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Ofensilo (24) des Drehrohrofens (1) ein Chargenmischer (26) vorgeordnet ist.
15. Anlage nach Anspruch 9 bis Anspruch 14,
dadurch gekennzeichne ,
daß die Kugelmühlen (15) mit einem Sichter (17) ausgerüstet und damit auf eine Mahl
feinheit von <90 µ einstellbar ausgebildet sind.
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|
8128 | New person/name/address of the agent |
Representative=s name: SCHULTE, J., DIPL.-ING., PAT.-ANW., 45219 ESSEN |
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8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: ASCALIA KREISLAUFWIRTSCHAFT GMBH, 20539 HAMBURG, D |
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8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: E. SCHWENK BAUSTOFFWERKE KG, 89077 ULM, DE |
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8110 | Request for examination paragraph 44 | ||
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: SCHWENK ZEMENT KG, 89077 ULM, DE |
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8364 | No opposition during term of opposition | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |