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Verstärkungsschaltung,
vorzugsweise für analoge
oder digitale Hörgeräte sowie
Hörgeräte unter
Verwendung einer entsprechenden Verstärkungsschaltung bzw. eines
entsprechenden Signalverarbeitungs-Algorithmus
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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Verstärkungsschaltung für Hörgeräte. Ferner
betrifft die vorliegende Erfindung ein Hörgerät unter Verwendung einer entsprechenden
Verstärkungsschaltung bzw.
eines entsprechenden Signalverarbeitungs-Algorithmus.
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Ein
Großteil
der Schwerhörigkeiten
ist dadurch gekennzeichnet, daß sehr
laute Töne,
wie von einem gesunden Gehör
normal, leisere Töne
dagegen nicht oder nur noch unzulänglich wahrgenommen werden.
Man spricht hierbei von "Recruitment" (Lautheitsausgleich).
Die Schallwahrnehmung beginnt bei Patienten mit "Recruitment" demzufolge erst bei bestimmten Schallpegeln
(z.B. 60 dB SPL). Ab diesem Schallpegel steigt das Hörempfinden
des Patienten überproportional
an und entspricht bei einem höheren
Schallpegel (z.B. 90 dB SPL) dem eines Normalhörenden. Um eine Verbesserung
zu erreichen, ist es daher notwendig, über dem gesamten, von Normalhörenden wahrnehmbaren
Schallpegelbereich eine möglichst
optimale Anpassung der Verstärkung
des Hörgerätes in Bezug
auf das Hörempfinden
eines Normalhörenden
vorzunehmen. Eine solche Anpassung erfolgt bisher mit sogenannten Kompressionsschaltungen
(z.B. sogenannten AGC – (Automatic-Gain-Control)-Schaltungen), welche
abhängig
von einem Schwellenwert für
darüber
liegende Schallpegel eine geringere Verstärkung des Eingangssignals vornehmen.
Die Kennlinie einer Kompressions schaltung in einem LI/LO-Diagramm ist bei heutigen Hörgeräten entweder
ab dem Schwellenwert mit einer konstanten Steigung kleiner als 1
ansteigend oder "nach
oben hin gekrümmt", d.h. ihre Steigung
verringert sich mit steigendem Eingangspegel.
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Daraus
resultiert das Problem, daß über einem
Eingangspegelbereich LI1 – LI2 bei optimaler Anpassung im Niedrigschallpegelbereich
eine zu hohe Verstärkung
im mittleren Eingangspegelbereich erfolgt. Wird die Verstärkung reduziert,
leidet wiederum das Hörempfinden
im Niedrigschallpegelbereich.
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Aus
der
GB 1,046,753 ist
eine Verstärkerschaltung
bekannt, bei der unter Verwendung einer Kompressionsschaltung über einem
Eingangspegelbereich eine Kompression der Eingangspegeldifferenz
mit dem Resultat einer geringeren Ausgangspegeldifferenz vorgenommen
wird. Die Kompression erfolgt mittels nicht-linearer Netzwerke,
die insbesondere für
den Einsatz in Amplitudenkompressions- sowie Expansionseinrichtungen
der Sprachübertragung
nach dem Prinzip der Puls-Code-Modulation geeignet sind.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Verstärkungsschaltung,
insbesondere für
den Einsatz in Hörgeräten, sowie
ein Hörgerät zur Verfügung zu
stellen, mit der bzw. dem eine bessere Anpassung des Hörvermögens eines
Schwerhörigen
an das Hörvermögen eines
Normalhörenden,
vorzugsweise im gesamten Pegelbereich ohne Überschreitung der Unbehaglichkeitsschwelle
möglich
ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
Merkmale des Anspruchs 1 und beim gattungsgemäßen Hörgerät durch die Merkmale des kennzeichnenden
Teils der Ansprüche
25 bis 28 in Verbindung mit dessen Oberbegriff gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen beansprucht.
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Die
Idee, mindestens zwei zeitunabhängige oder-
abhängige
Schaltungen miteinander zu kombinieren, damit diese sich überlagern
und eine resultierende Verstärkungskennlinie
V bilden, bei der das Kompressionsverhältnis CR = ΔLI/ΔLO (Compression Ratio = Kehrwert der Steigung)
mit steigendem Eingangspegel LI im unteren
Pegelbereich zu- und im oberen Pegelbereich wieder abnimmt, ermöglicht eine
Verstärkungs kennlinie
V, welche andauernd oder zeitweise „nach unten hin durchhängt", wodurch eine sehr
viel genauere Annäherung
an das Hörvermögen eines
Normalhörenden
erzielt werden kann.
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Es
ist vorgesehen, daß CR
knapp unterhalb der individuellen Unbehaglichkeitsschwelle wiederum
zunimmt, und zwar relativ stark, damit das Gehör nicht durch zu laute Töne gefährdet wird.
Diese Optimierung kann nicht nur mit Digitaltechnik, sondern auch
unter Verwendung extrem miniaturisierter Analogtechnik in vorteilhafter
Weise vorgenommen werden, d.h. die sehr kleinen Abmessungen der
Hörgeräte können beibehalten
werden.
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Zweckmäßigerweise
wird ein derartiges System durch Reihenschaltung von Schaltungsteilen bzw.
Teilschaltungen realisiert, deren Kompressionsverhalten auf jeweils
einen, von den anderen verschiedenen Pegelbereich beschränkt ist.
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Alternativ
können
komprimierende Schaltungsteile parallel geschaltet oder komprimierende und
expandierende Schaltungsteile in Reihe geschaltet werden. Im letzten
Fall wird die komprimierende Wirkung durch die expandierende in
Teilbereichen vermindert.
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Die
Schaltungsteile können
sich in ihren Schwellenwerten, in ihren Kompressionsverhältnissen,
in ihren Ein- oder Ausschwingzeiten (konstant oder adaptiv) unterscheiden.
Sie können
sich natürlich
auch in mehreren oder allen Eigenschaften unterscheiden.
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Eine
nach unten gewölbte
Kurve wird in dem interessierenden Eingangspegelbereich LI1 – LI2, z.B. bei einer Reihenschaltung, in einfacher
Weise dadurch eingestellt, daß die
Kennlinie der Kompressionsschaltung mit dem höheren unteren Schwellenwert,
im Vergleich zur Kompressionsschaltung mit dem niedrigeren unteren
Schwellenwert, ein geringeres Kompressionsverhältnis ΔLI/ΔLO aufweist.
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Durch
Variation der Schwellenwerte oder der Kompressionsverhältnisse
oder der Ein- und Ausschwingzeiten der einzelnen Kompressionsschaltungen
oder mehrerer oder aller Parameter kann die Verstärkungskennlinie
V individuell und einzelfallbezogen angepaßt werden.
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Zum
Schutze des Gehörs
ist erfindungsgemäß vorgesehen,
daß das
Kompressionsverhältnis bei
höheren
Pegelwerten stark zunimmt. Die daraus resultierende geringere Verstärkung führt zu einer Bedämpfung des
Signals.
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Um über den
gesamten Bereich ein gleichmäßiges bzw.
ausgewogenes Signal mit „angenehmen" Regelverhalten zu
erlangen, ist erfindungsgemäß vorgesehen,
daß die
jeweilige Kompressionsschaltung ein Regelsignal aus dem Ausgangssignal ihrer
jeweiligen Vorgängerin
ableitet.
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Als
vorteilhafte Weiterbildung ist vorgesehen, daß alle Kompressionsschaltungen
das Regelsignal aus mehreren gewichteten Ausgangssignalen unterschiedlicher
Teile der Gesamtschaltung ableiten. Dies erlaubt eine feinstufigere
und exaktere Anpassung des Regelverhaltens.
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Eine
feinstufige Anpassung an das individuelle Hörempfinden kann ferner dadurch
erreicht werden, daß mindestens
drei (oder mehr) Kompressionsschaltungen bzw. Expansionsschaltungen
vorgesehen sind, wobei ein Teil davon (zumindest jedoch zwei Schaltungen)
wahlweise aktivierbar ist.
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Sofern
die Kompressions- bzw. Expansionsschaltungen, in Verbindung mit
einer wahlweisen Aktivierung derselben, eine hinsichtlich Schwellenwert und/oder
Kompressions- bzw. Expansionsverhältnis feste Einstellung aufweisen,
können
im Aufbau einfachere, energiesparendere und in ihren Abmessungen
kleinere Schaltungen Verwendung finden.
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Zweckmäßigerweise
ist das Zeitverhalten der einzelnen Kompressionsschaltungen bzw.
Expansionsschaltungen unabhängig
voneinander beeinflußbar,
wodurch eine individuelle. Verstärkung
ermöglicht
wird. Beispielsweise kann das Regelverhalten bei höheren Schallpegeln
länger
und bei niedrigen Schallpegeln kürzer
eingestellt sein.
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Wenn
das Regelverhalten der Kompressionsschaltung – gemäß Anspruch 16 – von der
Größe der Eingangsschallpegeldifferenz
pro Zeitintervall ΔLI/Δt
abhängig
ist, kann z.B. die Ausregelzeit der jeweiligen Kompressionsschaltung
zu dem Wert dieses Quotienten proportional sein. Beispielsweise
können kurze,
starke Schallpegel (Zuschlagen einer Tür, Knall, etc.) am Verstärkereingang
kurz gedämpft
und dann schnell wieder auf den vorherigen Verstärkungswert hochgeregelt werden,
wohingegen bei längeren
Schallpegeln mit geringerer Eingangsschallpegeldifferenz pro Zeitintervall
(Musik etc.) am Eingang die Ausregelzeit erhöht werden kann und hierdurch
lästige
Regelvorgänge
innerhalb der zu verstärkenden
Signale vermieden werden.
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Die
Ausregelzeit einer Kompressionsschaltung ist, gemäß einer
Ausführungsform
der Erfindung, von den Schwellenwerten der verkoppelten Kompressionsschaltungen,
d.h. Teilschaltungen abhängig.
Hierdurch erfolgt eine schwellenwertabhängige Steuerung der Ausregelzeit.
Die Form der Verstärkungskennlinie
V ist wiederum zeitabhängig.
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Eine
weitere zweckmäßige Ausgestaltung der
vorliegenden Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die aus
mindestens zwei, sich überlagernden
Teilschaltungen aufgebaute Verstärkungsschaltung
jeweils für
einen eigenen von mehreren Frequenzkanälen vorgesehen ist. Dem betreffenden Frequenzkanal
kann auf diese Weise die, durch Überlagerung
mindestens zweier Teilschaltungen individuell besonders anpaßbare, Verstärkungsschaltung
mit optimaler Verstärkungskennlinie
zugeordnet werden. Hierdurch wird eine besonders feine, frequenzbandbezogene
Anpassung der Verstärkung
ermöglicht.
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Die
dem jeweiligen Frequenzkanal zugeordneten Kompressionsschaltungen
werden primär
von einem Signal getriggert, welches im jeweiligen Übertragungsbereich
der Frequenzkanäle
liegt.
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Das
Gesamtkompressionsverhältnis
der Verstärkungsschaltung
eines Kanals ist durch Variation des Kompressionsverhältnisses
eines oder mehrere Nachbarkanäle
steuerbar. Liegt beispielsweise das Kompressionsverhältnis im
tieferen Kanal höher
als im höheren
Kanal, werden die höheren
Töne vergleichsweise
mehr verstärkt,
was einer Verdeckung hoher Töne
durch tiefe Töne
entgegenwirkt.
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Zusätzlich kann
die Nachverdeckung durch die Wahl einer bestimmten Zeitkonstanten
für einen Kanal
beeinflußt
werden. Besitzen die Zeitkonstanten der dem einen Frequenzkanal
zugeordneten Kompressionsschaltungen einen kleineren Wert, so tritt
in diesem Kanal eine schnellere Erholung der Regelung ein. In diesem
Zusammenhang kann die Ausschwingzeit der Kompressionsschaltungen
eines Kanals durch die Schwellenwerte und die Ein- und Ausschwingzeiten
der Kompressionsschaltungen mindestens eines benachbarten Kanals
gesteuert werden.
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Außerdem kann
das Stellglied der AGC eines Kanals von den Ausgangsspannungen oder -strömen der
Gleichrichterschaltungen mehrerer anderer Kanäle gesteuert werden, wobei
die Wichtung gleich oder verschieden sein kann.
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Zur
Langzeitsteuerung der erfindungsgemäßen Verstärkungsschaltung kann, gemäß einer
weiteren Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung, die Häufigkeit
der Triggerung einer oder mehrerer Kompressionsschaltungen erfaßt werden
und, bei Überschreitung
eines Häufigkeitsschwellenwertes,
eine Stufe des Vorverstärkers
der Kompressionsschaltung, vorzugsweise „weich", abgeschaltet werden.
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Hierdurch
wird für
eine festgelegte Zeitspanne die Gesamtverstärkung verringert. Die Kompressionsschaltung
(en) wird bzw. werden aufgrund dessen seltener getriggert. Es stellt
sich auf diese Weise eine Langzeitsteuerung, in Form eines vom Schallereignis
abhängigen
Ein-/Ausschaltverhältnisses
der Vorstufe ein.
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Alternativ
kann eine zusätzlich
vorgeschaltete Breitband-AGC-Schaltung
für eine
relativ lange Zeit eingeschaltet werden.
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Die
Erfindung betrifft darüber
hinaus ein Hörgerät mit den
Merkmalen des Oberbegriffs der Ansprüche 25 – 28, welches durch eine vorstehend
beschriebene Verstärkungsschaltung
bzw. einen entsprechenden Algorithmus gekennzeichnet ist.
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Ausgestaltungen
der Erfindung werden nachstehend anhand von Zeichnungsfiguren näher erläutert. Identisch
wiederkehrende Merkmale sind der Übersichtlichkeit halber nur
einmal mit der betreffenden Bezugsziffer gekennzeichnet. Es zeigen:
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1 die einzelnen Baugruppen eines erfindungsgemäßen Hörgerätes in vereinfachter
schematischer Darstellungsweise;
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2 unterschiedliche
Kennlinien (Normalhörender
N, Hörverlust
mit Recruitment E sowie optimierte Verstärkungslinie V) im LILO-Diagramm;
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3 die
Kennlinien von drei AGC-Schaltungen und die resultierende Kennlinie
bei ihrer Reihenschaltung;
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4 die
Baugruppen eines Hörgerätes der erfindungsgemäßen Art
unter Einsatz von drei Frequenzkanälen (Mehrkanaltechnik).
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Das
Hörgerät in 1 umfaßt ein Mikrofon 1 sowie
eine Hörspule 2,
die über
einen Funktionsschalter 3 mit einem Vorverstärker 4 verbunden
sind. Der Vorverstärker 4 steht
mit drei, in diesem Beispiel in Serie geschalteten, eigene Stellglieder
aufweisenden Kompressionsschaltungen 5, 6 sowie 7 mit
je z.B. zwei Schwellenpegeln in Verbindung. Darüber hinaus ist ein Klangfilter 8 vorgesehen,
von dem ein Teil 8.1 vor und ein Teil 8.2 hinter
den AGC-Schaltungen angeordnet ist.
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Das
Hörgerät weist
weiterhin einen Endverstärker 9 sowie
Hörer 16 auf,
der mit einem Ohrpaßstück 17 versehen
ist. Ferner sind ein Programmspeicher 10 zur Festlegung
verschiedener Einstellungen sowie eine Batterie 11 vorgesehen.
Schließlich
weist das Hörgerät gemäß 1 einen Betriebsschalter 12,
einen Hörprogrammschalter 13 sowie
einen Lautstärkesteller 14 und
einen Anpaßverstärkungssteller 15 auf.
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Bei
den Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 handelt
es sich z.B. um übliche
AGC-(Automatic-Gain-Control)Schaltungen, die dadurch gekennzeichnet
sind, daß über einem
vorbestimmten Schallpegelbereich eine im wesentlichen konstante Verstärkung des
zur Verfügung
gestellten Signals erfolgt und die Verstär kung ab einem bestimmten,
einstellbaren Schwellenwert CK1 reduziert wird. Der reduzierte Bereich
ist entweder linear oder nach oben gewölbt. Oberhalb eines zweiten
Schwellenwertes CK2 gilt wieder CR = 1.
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2 zeigt
den Verlauf üblicher
Kompressionsschaltungen, z.B. der Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 in 1. Der Verlauf der Kompressionskennlinie
ist zunächst
linear und geht ab dem Schwellenwert LI1 in
einen weiteren linearen Verlauf (Kurve A) mit geringerer Steigung über. Der
Verlauf der Kurve B in 2 unterscheidet sich lediglich
darin, daß die Verstärkungskennlinie
oberhalb des Schwellenwertes LI1 nach oben
hin gewölbt
ist.
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Dadurch,
daß in 1 drei Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 in
Serie geschaltet sind, erhält
die Verstärkungskennlinie
V über
dem Eingangspegelbereich LI1 – LI2 eine nach unten hin gewölbte Form. Hierdurch
wird in diesem Eingangspegelbereich (z.B. im mittleren Eingangspegelbereich)
eine optimale Anpassung an das Hörempfinden
Schwerhöriger
gewährleistet:
leise Sprache wird mehr verstärkt
als mittellaute. Die resultierende Verstärkungskennlinie V der erfindungsgemäßen Verstärkungsschaltung
ist – vgl. 2 – zunächst linear
und geht beim Eingangspegel LI1 in eine
nach unten gewölbte
Verstärkungskennlinie
V über,
die bei dem Eingangspegel LI2 in die Kennlinie
N eines Normalhörenden übergeht.
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Alternativ
ist ab LI2 eine sehr starke Kompression
wählbar,
um das Gehör
zu schützen.
Die Verstärkungskennlinie
V entspricht nahezu einer Spiegelung der Kennlinie E des Schwerhörigen entlang
der linearen Kennlinie N eines Normalhörenden, was eine optimale Anpassung
der Verstärkung
begründet.
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Die
Kompressionsschaltungen 5, 6 und 7 in 1 unterscheiden sich in ihren Schwellenwerten sowie
ihren Kompressionsverhältnissen.
Die Verstärkungskennlinie
der Kompressionsschaltung mit dem höheren unteren Schwellenwert
weist, im Vergleich zur Kompressionsschaltung mit dem niedrigeren
unteren Schwellenwert, ein geringeres Kompressionsverhältnis ΔL1/ΔLO, d.h. in dem LILO-Diagramm eine größere Steigung auf. Hierdurch
wird eine Wölbung der
Verstärkungskennlinie
V nach unten erreicht. Die Kompressionsschaltung 5 hat
demzufolge, im Vergleich zur Kompressionsschaltung 6, einen
niedrigeren unteren Schwellenwert und eine geringere Steigung, wohingegen
die Kompressionsschaltung 7 einen, im Vergleich zur Kompressionsschaltung 6,
höheren
unteren Schwellenwert sowie eine höhere Steigung besitzt.
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Durch
Veränderung
der beiden Schwellenwerte sowie der Steigung der jeweiligen Kompressionsschaltung
kann die Verstärkungskennlinie
V hinsichtlich ihrer Form verändert
werden. Hierdurch besteht die Möglichkeit,
die Verstärkungskennlinie
V individuell an das Hörvermögen der
jeweiligen Person anzupassen.
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Die
Regelfunktion der Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 wird
von der Größe der Eingangschallpegeldifferenz
pro Zeitintervall beeinflußt.
Liegt ein kurzes, intensives Signal am Eingang an (z.B. durch Zuschlagen
einer Tür)
wird die Ausregelzeit verkürzt mit
der Folge, daß die
Regelung sich sehr schnell wieder erholt. Handelt es sich hingegen
um ein längeres
intensives Signal, erfolgt eine langsamere Zurückregelung auf den vorhergehenden
Verstärkungswert.
Hierdurch läßt sich
die Form der Verstärkungskennlinie
V zeitabhängig
festlegen.
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Daneben
kann die Ausregelzeit von sich überlagernden
Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 insgesamt,
d.h. für
die gesamte Serienschaltung, wie oben pegelabhängig gesteuert werden.
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3 zeigt
ein Beispiel für
die Verstärkungskennlinie
V, die durch Reihenschaltung von drei Kennlinien K1 bis K3 erreicht
werden kann.
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Aus 3 wird
deutlich, daß die
Verstärkungskennlinie
V, als Resultierende der Überlagerung
z.B. dreier Kompressionsschaltungen, durch Variation der Schwellenwerte
der Kompressionsschaltungen veränderbar
ist. Dies kann entweder durch unmittelbare Variation der Schwellenwerte
am Hörgerät erfolgen
oder aber, bei zusätzlicher
Verwendung von Expansionsschaltungen dergestalt, daß mindestens
drei, vorzugsweise feste Einstellungen aufweisende, Teilschaltungen
vorgesehen sind, wobei mindestens zwei Teilschaltungen davon wahlweise
aktivierbar sind. Die Verstärkungskennlinie
V kann daher bei kleineren Geräten
und niedrigerem Energieverbrauch in optimaler Weise besonders fein an
das Hörempfinden
eines Patienten angepaßt
werden. Die Aktivierung der Teilschaltung erfolgt jeweils in Abhängigkeit
des Schwellenwertes.
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4 zeigt
die Anwendung der Erfindung in der sogenannten Mehrkanaltechnik.
Hierbei sind z.B. drei Frequenzkanäle 18, 19 sowie 20 vorgesehen, wobei
jeder Frequenzkanal einen Vorverstärker 4, drei in Serie
geschaltete Kompressionsschaltungen 5, 6 bzw. 7 sowie
ein Klangfilter 8.1 und 8.2 aufweist. Bei dieser
Ausgestaltung wird demzufolge für
jeden Frequenzkanal 18, 19, 20 eine eigene
Verstärkungskennlinie
V der in 2 gezeigten Art individuell
eingestellt. Die Verstärkung
der Signale erfolgt hierbei nicht pauschal, sondern frequenzspezifisch,
d.h. tonspezifisch, entsprechend den individuellen Anforderungen.
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Die übrigen Bauteile
des Hörgerätes entsprechen
denjenigen der Darstellung gemäß 1. Bei dem Mehrkanal-Hörgerät, gemäß 4, werden die
Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 primär von einem
Signal getriggert, welches im jeweiligen Übertragungsbereich liegt. Liegt
das Kompressionsverhältnis
im tieferen Frequenzkanal 19 höher als im höheren Frequenzkanal 18,
dann werden die höheren Töne relativ
mehr verstärkt.
Dies wirkt einer Verdeckung hoher Töne durch tiefe Töne entgegen.
Die Gesamtkompressionsverhältnisse
werden durch die benachbarten Frequenzkanäle dynamisch gesteuert. Durch
Wahl einer z.B. kleineren Zeitkonstanten für den höheren Frequenzkanal, z.B. 19,
kann erreicht werden, daß nach
dem Triggern von zwei benachbarten Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 sich
die Regelung eines der benachbarten Frequenzkanäle, z.B. 18, (in diesem
Fall des oberen Frequenzkanals) schneller erholt. Hierdurch werden
die höheren
Töne innerhalb
des Zeitbereichs der Nachverdeckung hervorgehoben.
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Ferner
können
die Ausschwingzeitkonstanten, durch die am Programmspeicher programmierten
Schwellenwerte der Kompressionsschaltungen 5, 6, 7,
für die
benachbarten Frequenzkanäle 18, 19, 20 gesteuert
werden.
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Mittels
eines Zählers
(nicht dargestellt) kann gezählt
werden, wie häufig
eine Kompressionsschaltung 5, 6, bzw. 7 innerhalb
einer bestimmten Zeiteinheit getriggert wurde. Bei Überschreitung
eines Häufigkeitsschwellenwertes
wird eine Stufe des jeweiligen Vorverstärkers 4 vor der Kompressionsschaltung bzw.
den Kompressionsschaltungen 5, 6, 7 „weich" ausgeschaltet.
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Die
Gesamtverstärkung
wird hierdurch für eine
festgelegte Zeit verringert, gleichzeitig wird hierdurch der Schwellenwert
der Kompressionsschaltung 5, 6 bzw. 7 seltener
erreicht und diese daher seltener getriggert. Auf diese Weise stellt
sich ein vom Schallereignis abhängiges
Ein/Ausschaltverhältnis der
Stufe des Vorverstärkers 4 und
damit eine Langzeitsteuerung ein.
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Von
besonderer Bedeutung ist die Art der Gewinnung des Steuersignals
für das
Stellglied, mit dem die Verstärkung
verändert
wird.
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Gemäß einer
weiteren Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung wird das Eingangssignal
der AGC-Schaltung durch Verkopplung von vier gewichteten Signalen
S1 bis S4 gebildet. Dabei sind: S1 das Signal am Ausgang des Vorverstärkers 4 in 1, S2 das Signal am Ausgang des Klangfilters 8.1,
S3 das Signal am Eingang des Lautstärkestellers 14 und S4
das Signal am Ausgang des mechanischen oder elektronischen Anpaßverstärkungsstellers 15,
der nicht vom Schwerhörigen
bedient werden kann.
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Wird
z.B. S3 mit +1 gewichtet und werden die anderen Signale mit 0 gewichtet,
dann liegt eine übliche
AGC-I vor (I bedeutet Input-geregelt); werden dagegen S4 mit +1
gewichtet und die anderen Signale mit 0, dann liegt eine übliche AGC-0
vor (0 bedeutet output-geregelt). Die werte für die Wichtungsfaktoren können zwischen
-1 und +1 liegen. Dadurch kann bei der Anpassung dafür gesorgt
werden, daß die
AGC z.B. nur von Signalen getriggert wird, die der Schwerhörige mit
dem Hörgerät auch hört oder,
im Gegenteil, daß ein
Störsignal
die AGC triggert, das der Schwerhörige bewußt nicht genügend verstärkt bekommt,
das aber ohne Regelung das Hörgerät übersteuern
würde.
Außerdem
können
die bekannten Eigenschaften von AGC-I und AGC-0 kombiniert werden.