Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
rotationssymmetrischen Teiles, insbesondere eines Fahrzeug
rades. Zur Herstellung eines Kraftfahrzeugrades oder einer
Riemenscheibe werden vielfach Umformverfahren eingesetzt.
Ein wesentlicher Vorteil von Umformverfahren besteht darin,
daß das Endprodukt spanlos aus einem Rohling gefertigt wer
den kann. Dieses Verfahren ist somit in bezug auf die
Fertigung kostengünstig und gewährt auch gute Festigkeits
eigenschaften des Endprodukts.
Kraftfahrzeugräder bestehen üblicherweise aus einer Rad
scheibe, an deren Umfangsrand sich zu beiden Seiten zwei
Schenkel oder Stege zur Bildung der Felge erstrecken. Es
ist bekannt, Felge und Radscheibe separat zu fertigen und
beide mittels Schraub- oder Schweißverbindung zusammenzu
fügen. Eine derartige Fahrzeugradfertigung ist jedoch re
lativ aufwendig.
Ein Verfahren zur Herstellung eines einteiligen Fahrzeugra
des geht beispielsweise aus der DE 32 39 675 C2 hervor. Bei
diesem bekannten Verfahren wird eine Ronde an ihrem Um
fangsrand in zwei Schenkel gespalten, welche dann zur Felge
umgeformt werden. Nachteilig bei dem bekannten Verfahren
ist die relativ große Anzahl von Arbeitsschritten, was die
Herstellung der Felge zwangsläufig verteuert. Da für die
verschiedenen Arbeitsschritte verschiedene Maschinen ge
braucht werden oder die Maschinen entsprechend umgerüstet
werden müssen, ist die Fertigung nach diesem bekannten Ver
fahren relativ zeitaufwendig und teuer. Zudem ist das
Spalten einer Ronde fertigungstechnisch nicht unproblema
tisch und kann auch zu einer erhöhten Kerbwirkung am Spalt
grund der beiden Schenkel führen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
einfaches Verfahren zur Herstellung eines rotationssymme
trischen Teiles mit guten Festigkeitseigenschaften zu
schaffen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur
Herstellung eines rotationssymmetrischen Teiles, insbeson
dere eines Fahrzeugrades, aus einer Rondenvorform gelöst,
welche eine im wesentlichen radial verlaufende Basis und an
deren Umfangsrand eine im wesentlichen axial verlaufende
Schulter aufweist, welche zunächst mittels Drückwalzen in
axialer Richtung zu beiden Seiten der Basis zu einem ersten
Steg und einem zweiten Steg ausgewalzt wird und zumindest
einer der beiden Stege gegen ein Drückfutter gedrückt wird.
Anschließend wird die Außenkontur der Stege in den Außen
bereichen endgeformt und kalibriert.
Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird als Ausgangs
werkstück eine topfförmige Ronde mit einer scheibenför
migen Basis und einer sich daran anschließenden axial ver
laufenden Schulter oder Seitenwand verwendet. Der axial
verlaufende Schulterabschnitt ist so ausgebildet, daß er
genau die Materialmenge aufweist, welche zur Ausbildung der
Felge benötigt wird. Diese Schulter wird in einem ersten
Arbeitsschritt mittels zumindest einer Drückrolle axial zu
beiden Seiten der scheibenförmigen Basis ausgewalzt. Das
Drückwalzen führt zu einer Wanddicken-Reduktion des Schul
terbereichs und zu einer entsprechenden axialen Verlänge
rung.
In einem weiteren Arbeitsschritt werden einer oder beide
Stege eingezogen, das heißt, gegen ein Drückfutter gedrückt.
Das Drückfutter weist die spätere Innenkontur der Felge auf.
In einem weiteren Arbeitsschritt wird dann das Endprodukt
durch eine Profilier- oder Kalibrieroperation hergestellt.
Dies geschieht mittels besonders ausgebildeter Profilier-
oder Kalibrierwerkzeuge. In diesem Arbeitsschritt kann eine
gewünschte Außenkontur der Felge eingestellt werden.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist als besonders vor
teilhaft hervorzuheben, daß ein Fahrzeugrad mit wenigen Ar
beitsschritten auf einer Drückwalzmaschine hergestellt wer
den kann. Durch die gleichzeitige Ausbildung zweier sich in
entgegengesetzter Richtung erstreckender Stege aus einem
Schulterbereich der Rondenvorform wird im Werkstoff eine
axial ausgerichtete Gefügestruktur hervorgerufen, wodurch
die Entstehung einer Kerbwirkung im Felgenbett verhindert
wird.
Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß
der erste Steg sich in Richtung der Schulter erstreckt und
länger als der zweite Steg ausgebildet wird. Auf diese
Weise kann in beiden Stegen ein ähnliches Streckverhältnis
und somit eine vergleichbare Kaltverfestigung eingestellt
werden.
Im Hinblick auf einen möglichst einfachen Arbeitsablauf ist
es vorteilhaft, daß die Stege achsparallel ausgeformt wer
den. Hierbei werden die Drückwalzrollen zur Ausformung
der Stege parallel zur Rotationsachse der Drückwalzmaschine
und der koaxial eingespannten Rondenvorform verfahren.
Bei einer erfindungsgemäßen Fortbildung ist es vorteilhaft,
daß der erste Steg und der zweite Steg mit einer unter
schiedlichen Materialstärke ausgeformt werden. Da der zwei
te, kleinere Steg aufgrund des kürzeren Hebelarms einer ge
ringeren Biegebelastung als der erste längere Steg stand
halten muß, kann der zweite Steg mit relativ kleinen
Querschnittsabmessungen versehen werden. Eine günstige
Materialverteilung kann bereits während des ersten Arbeits
schrittes des Drückwalzens eingestellt werden.
Insbesondere bei der Fertigung von Fahrzeugrädern ist es
vorteilhaft, daß beim Drückwalzen der Stege eine Material
verdickung erzeugt wird. Eine Materialverdickung ist zur
Ausformung eines Höckers, eines sogenannten Hump, notwen
dig. Eine derartige Materialverdickung dient als eine Art
Sicherheitsschulter auf der Felge, um ein Verschieben des
Reifens auf der Felge beispielsweise bei schneller Kurven
fahrt oder plötzlichem Luftverlust des Reifens zu verhin
dern.
Die Rondenvorform, welche neben dem zu einer Seite geboge
nen Umfangsrand mit einem Lochbild versehen ist, kann auf
eine beliebige Weise, beispielsweise durch Gießen oder
Drücken auf der Drückwalzmaschine, hergestellt sein. Bevor
zugt ist jedoch, daß die Rondenvorform durch Pressen herge
stellt wird. Die Rodenvorform kann durch Tiefziehen oder
Streckziehen auf einer Presse gefertigt werden. Vorteilhaf
terweise kann während des Preßvorgangs das gewünschte Loch
bild in die Rondenvorform eingebracht werden.
Grundsätzlich ist das erfindungsgemäße Verfahren für ver
schiedene Metallwerkstoffe geeignet. Hinsichtlich der
Streckeigenschaften ist es vorteilhaft, daß die Ronden
vorform aus einem Aluminiummaterial gefertigt wird. Unter
Aluminiummaterial sind vor allem Aluminiumlegierungen zu
verstehen.
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung
besteht darin, daß die Basis der Rondenvorform vor den
Drückwalzen als fertige Radscheibe ausgeformt wird. Dem
gemäß erhält die Basis der Rondenvorform die Form der
endgültigen Radscheibe, bevor die Rondenvorform in die
Drückwalzmaschine eingespannt wird. Nach Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens kann so ein fertiges Produkt
der Drückwalzmaschine entnommen werden.
Die Erfindung wird anhand von Zeichnungen weiter erläutert,
in welchen die unterschiedlichen Umformungszustände eines
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bearbeiteten Werk
stücks dargestellt sind. In den Zeichnungen zeigen
Fig. 1 eine Teil-Querschnittsansicht der Rondenvor
form;
Fig. 2 eine Teil-Querschnittsansicht des Werkstücks
nach dem Drückwalzvorgang;
Fig. 3 eine Teil-Querschnittsansicht des Werkstücks
nach dem Einziehen des Felgenbettes, und
Fig. 4 eine Teil-Querschnittsansicht des Endpro
duktes.
Fig. 1 zeigt den Teil-Querschnitt einer topfförmigen Ron
denvorform 10 mit einer im wesentlichen radial verlaufenden
Basis 11, an die sich über einen Biegeradius 13 im rechten
Winkel eine Schulter 12 anschließt. Die zur Achse 5 rota
tionssymmetrische Rondenvorform 10 wurde in einem vorausge
gangenen Arbeitsschritt auf einer Presse tiefgezogen, wobei
die Basis 11 und die Schulter 12 im wesentlichen ihre Aus
gangswandstärke beibehalten haben. Die Basis 11 ist bereits
mit einer Kontur und einer Zentrieröffnung 14 versehen,
welche der entsprechenden Kontur und Zentrieröffnung der
Radscheibe des Endproduktes entsprechen.
Nach Einspannung in einer nicht dargestellten Drückwalzma
schine wird die Schulter 12, welche in Fig. 2 noch gestri
chelt dargestellt ist, in einem Drückwalzvorgang zu einem
ersten Steg 20 und zu einem axial entgegengesetzt gerich
teten zweiten Steg 30 ausgewalzt. Beide Stege 20, 30 ver
laufen im wesentlichen parallel zur Achse 5. Der erste, in
diesem Ausführungsbeispiel linksseitige Steg 20 erstreckt
sich in Richtung Schulter 12 und ist wesentlich länger aus
gebildet als der zweite Steg 30, welcher sich in entgegen
gesetzter Richtung zu der Schulter 12 erstreckt. Der erste
Steg 20 wird bereits beim ersten Drückwalzvorgang mit einer
Materialverdickung 21 versehen, welche zur Ausbildung eines
Hump am Fahrzeugrad dient. Im übrigen nimmt die Wandstärke
des ersten Stegs 20 von der Basis 11 zu seinem freien Ende
hin ab. Die Wandstärke des freien Endes des ersten Stegs 20
entspricht im wesentlichen der Wandstärke des kürzeren
Stegs 30.
In einem weiteren Arbeitsschritt wird der zentrale Bereich
des ersten Stegs 20, welcher in Fig. 3 noch gestrichelt
dargestellt ist, mittels einer Drückrolle gegen ein nicht
dargestelltes Drückfutter gedrückt. Hierbei wird auch eine
Kante 25 ausgebildet, welche den Übergang eines Felgenbet
tes 22 zu einem Felgenhornabschnitt 24 am freien Ende des
ersten Steges 20 markiert. Der Felgehornabschnitt 24 wird
somit ebenso wie der zweite Steg 30 bei dem Einziehvorgang
nicht umgeformt. Durch den Einziehvorgang ergibt sich eine
gewisse Verkürzung des ersten Steges 20 in axialer Richt
ung, wobei die Materialverdickung 21 sich zur Position ei
ner gewünschten Hump-Anformung 22 verschiebt.
In Fig. 4 ist ein fertiges Fahrzeugrad 40 dargestellt,
welches sich nach dem Kalibrieren der Außenkontur ergibt.
Durch geeignete Profilier- oder Kalibrierrollen werden im
Bereich des Felgenbettes 22 aus der Hump-Anformung 23 ein
erster Hump 46 und ein zweiter Hump 47 in der Nähe der Rad
scheibe 41 ausgeformt. Durch Ausformung des Felgehornab
schnitts 24 zu einem endgültigen Felgehorn 42 und des
zweiten Stegs 30 zu einem zweiten Felgehorn 43 wird die
endgültige Weite und der endgültige Außendurchmesser der
Felge des Fahrzeugrades 40 eingestellt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders zur Herstel
lung von Fahrzeugrädern 40 geeignet, bei denen die Rad
scheibe 41 einen besonders großen Versatz E zur Weiten
mittellinie 45 des Fahrzeugrades 40 aufweist. Selbstver
ständlich ist das erfindungsgemäße Verfahren auch zur Fer
tigung von Riemenscheiben oder anderen Getriebeteilen ge
eignet.