DE19545935A1 - Mittel zum Abdichten von Reifen bei Pannen und Vorrichtungen zum Abdichten und Aufpumpen von Reifen - Google Patents

Mittel zum Abdichten von Reifen bei Pannen und Vorrichtungen zum Abdichten und Aufpumpen von Reifen

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Description

Die Erfindung betrifft ein Mittel zum Abdichten von Reifen bei Pannen auf Basis von Kautschuklatex sowie Vorrichtungen für die Applikation von Abdichtmitteln in den Reifen und das Aufpumpen des Reifens auf einen Druck, bei dem er gefahren werden kann.
Es sind verschiedene Abdichtmittel für Reifenpannen auf dem Markt. Sie enthalten meist kolloidale Dispersionen von Poly­ meren in wäßrigem Medium, im folgenden als Latices bezeichnet. So werden zum Beispiel Polystyrolbutadienlatices, Polyvinyl­ acetatlatices, Acrylcopolymerlatices, Nitrillatices und Poly­ chloroprenlatices verwendet. Es sind auch Abdichtmittel be­ kannt, die nicht Wasser, sondern Tetrachlorethylen als Trägermedium enthalten.
Zum Einbringen des Abdichtmittels in den Reifen und zum Auf­ pumpen des Reifens auf einen Druck, bei dem der Reifen ge­ fahren werden kann, werden Vorrichtungen verwendet mit einem druckfesten Behälter für das Abdichtmittel, der als Druck­ quelle ein verflüssigtes Gas enthält, im folgenden auch Spraydose genannt. Meist wird als verflüssigtes Gas eine Propan/Butan-Mischung eingesetzt, in seltenen Fällen auch noch Fluorchlorkohlenwasserstoffe. Diese Spraydosen weisen an ihrem Auslaßventil einen Schlauch auf, dessen anderes Ende mit einem Schraubadapter für das Reifenventil versehen ist.
Bei einer Reifenpanne wird über das Reifenventil das Abdicht­ mittel aus der Spraydose in das Reifeninnere gesprüht und der Reifen mittels der Treibgase auf einen bestimmten Druck auf­ gepumpt, der je nach Leck unterschiedlich hoch ist. Der Reifen wird dann einige Kilometer je nach Art des De­ fektes gefahren zur Verteilung des Abdichtmittels im Reifen­ inneren und zur Abdichtung des Defektes.
Bei einer anderen Vorrichtung befindet sich das Abdichtmittel in einer zusammenpreßbaren Flasche, die über einen Adapter an das Reifenventil angeschlossen wird, bei dem zuvor der Ventileinsatz entfernt wurde. Das Abdichtmittel wird dann durch Pressen der Flasche in den Reifen eingespritzt. Nach Einsetzen des Ventileinsatzes wird der Reifen mit Hilfe von Kohlendioxidpatronen auf einen bestimmten Druck wieder auf­ gepumpt.
Die bisher verwendeten Abdichtmittel sind noch nicht voll­ ständig zufriedenstellend. Sie lassen sich mechanisch rela­ tiv leicht entfernen, sind zum Teil nicht ausreichend wasser­ fest und ergeben keine Abdichtung, wenn der Reifendefekt im Protektorauslauf vorliegt, d. h. im Bereich zwischen Lauf­ fläche und Seitenfläche des Reifens.
Bei den Vorrichtungen zum Einbringen der Abdichtmittel in das Reifeninnere und zum Aufpumpen der Reifen treten Schwie­ rigkeiten auf. So kann man mit Spraydosen, die Propan/Butan- Mischungen als Treibgas enthalten, je nach Mischungsverhält­ nis nur bis zu Temperaturen bis etwa 0°C oder etwas darunter zufriedenstellend arbeiten. Ferner sind Propan/Butan-Mischungen brennbar und explosiv. Fluorchlorkohlenwasserstoffe sind um­ weltbelastend. Alle genannten Treibmittel stehen bei einer Panne nur in begrenzter Menge zur Verfügung.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines Abdichtmittels der eingangs genannten Art, das auch bei Nässe sowie bei Defekten im Protektorauslauf eine bessere Abdichtung ergibt und sich mechanisch schwerer entfernen läßt. Ferner sollen Vorrichtungen für das Einbringen von Ab­ dichtmitteln in den Reifen und Aufpumpen des Reifens auf einen Druck, mit dem der Reifen gefahren werden kann, zur Verfügung gestellt werden, die mindestens einen der oben ge­ nannten Nachteile nicht aufweisen.
Ausgehend von dem eingangs genannten Mittel zur Abdichtung von Reifen wird diese Aufgabe durch ein Abdichtmittel gelöst, das Naturkautschuklatex enthält. In einer anderen Ausführungs­ form enthält das erfindungsgemäße Abdichtmittel außer Kaut­ schuklatex ein mit dem Kautschuklatex kompatibles Klebstoff­ harz.
Diese Abdichtmittel ergeben eine bessere Abdichtung als die im Handel erhältlichen Abdichtmittel. Die erfindungsgemäßen Abdichtmittel sind schwerer mechanisch vom Reifen zu ent­ fernen, dichten bei Nässe besser ab und ergeben auch bei Defekten im Protektorauslauf eine gute Abdichtung.
Kompatibel bedeutet, daß das Klebstoffharz keine Koagulation des Kautschuklatex verursacht. Unter Klebstoffharzen sind Harze zu verstehen, die die Haftfähigkeit des Kautschuklatex am Reifen erhöhen. Zum Beispiel können Harze verwendet wer­ den, die als Tackifier Elastomeren zugesetzt werden. Die Klebstoffharze werden bevorzugt in Form von wäßrigen Disper­ sionen oder Emulsionen dem Kautschuklatex zugesetzt. In der Regel handelt es sich um wäßrige Dispersionen. Besonders be­ vorzugt sind Terpen-Phenol-Harze.
Als Naturkautschuklatex kann auch durch Zentrifugieren oder Eindampfen aufkonzentrierter Latex verwendet werden.
In der Ausführungsform ohne Zusatz des Klebstoffharzes kann ein Teil des Naturkautschuklatex durch Latices von Synthese­ kautschuken ersetzt sein, wie zum Beispiel Styrolbutadien­ kautschuk, Acrylnitrilbutadienkautschuk, Ethylenvinylacetat­ kautschuk, Chloroprenkautschuk, Vinylpyridinkautschuk, Butyl­ kautschuk und andere sowie deren Mischungen. Der Gehalt an Naturkautschuklatex beträgt dann 10 bis 80 Gew.-%, insbeson­ dere 40 bis 60 Gew.-% des Kautschuklatex. Bevorzugt enthält das Abdichtmittel nur Naturkautschuklatex als Kautschuklatex.
In der Ausführungsform, in der ein Klebstoffharz im Abdicht­ mittel enthalten ist, können Latices von Naturkautschuk und von Synthesekautschuken, wie zum Beispiel Styrolbutadienkaut­ schuk, Acrylnitrilbutadienkautschuk, Ethylenvinylacetatkaut­ schuk, Chloroprenkautschuk, Vinylpyridinkautschuk, Butyl­ kautschuk und andere sowie deren Mischungen eingesetzt werden. Bevorzugt sind Mischungen von Naturkautschuk mit den genannten Latices von Synthesekautschuken und besonders bevorzugt ist nur Naturkautschuklatex als Kautschuklatex in dem Abdichtmit­ tel enthalten.
Die erfindungsgemäßen Abdichtmittel können zum Abdichten von Reifen von Fahrrädern, Motorrädern, Personenkraftwagen, Nutz­ fahrzeugen, Industriefahrzeugen, Rollstühlen, Wohnwagen, Gartenfahrzeugen, landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Schub­ karren und so weiter verwendet werden.
In den erfindungsgemäßen Abdichtmitteln, die ein Klebstoff­ harz enthalten, liegt das Gewichtsverhältnis von Kautschuk zu Klebstoffharz in einem Bereich von etwa 10 : 1 bis 1 : 10, bevorzugt 5 : 1 bis 1 : 3 und besonders bevorzugt 4 : 1 bis 1 : 1.
Vorzugsweise wird den erfindungsgemäßen Abdichtmitteln ein Gefrierschutzmittel zugesetzt. Es können die üblichen Ge­ frierschutzmittel verwendet werden, wie hochsiedende, wasser­ lösliche, schwer entflammbare organische Flüssigkeiten wie Glykole, bevorzugt Ethylenglykol. Es können auch Polyethylen­ glykole mit Molmassen bis zu 300 bis 400 g/mol verwendet werden. Durch diesen Zusatz wird eine gute Abdichtung bei tiefen Temperaturen erreicht, auch wenn diese mit Nässe­ einwirkung verbunden sind.
Zur Verdünnung der Abdichtmittel kann ein Dispersionsmittel, in der Regel Wasser, verwendet werden. Ferner können die er­ findungsgemäßen Abdichtmittel übliche Dispergiermittel, Emulgiermittel, Schaumstabilisatoren und/oder pH-Regulatoren, wie Ammoniak oder Natriumhydroxid, enthalten. Ferner kann es für eine schnelle Abdichtung und für eine Abdichtung größerer Löcher von Vorteil sein, ein oder mehrere Füllstoffe zu ver­ wenden. Als Füllstoffe kommen zum Beispiel Kieselsäure, Kreiden, Ruß, faserige Materialien, wie Naturfasern, Chemie­ fasern aus natürlichen Polymeren oder Synthesefasern, glas­ faserverstärkte Kunststoffe, Styroporteilchen, Gummimehl, das durch Zerkleinerung von Vulkanisaten wie Reifen herge­ stellt wird, Sägemehl Moosgummiteilchen, Teilchen aus Steck­ schwamm für Schnittblumen und ähnliches in Frage. Insbeson­ dere bevorzugt sind faserige Materialien, Gummimehl in Kom­ bination mit Kieselsäure und glasfaserverstärkte Kunststoffe.
Die Füllstoffe können dem Abdichtmittel direkt zugesetzt wer­ den. Sofern die Füllstoffe jedoch eine Größe haben, die die Einführung des Abdichtmittels über das Ventil erschweren oder unmöglich machen, ohne die Ventilgröße zu ändern, wer­ den diese Füllstoffe gleich bei der Reifenmontage in den Rei­ fen eingebracht. Mit dem bei einer Reifenpanne in den Reifen eingespritzten Abdichtmittel bewirken sie dann die Abdichtung.
Der Feststoffanteil der erfindungsgemäßen Abdichtmittel kann etwa 40 bis 70 Gew.-% betragen, bevorzugt 45 bis 55 Gew.-% und besonders bevorzugt etwa 50 Gew.-% des Abdichtmittels. Bei dem Abdichtmittel ohne Klebstoffharze setzt sich der Feststoffanteil im wesentlichen aus Kautschuk zusammen. Bei dem Abdichtmittel mit Klebstoffharz enthält der Feststoff­ anteil zusätzlich das Harz, sofern es ein festes Harz ist. Der flüssige Anteil des Abdichtmittels ohne Klebstoffharz besteht aus dem Trägermittel Wasser für den Kautschuk und gegebenenfalls aus weiteren flüssigen Bestandteilen, wie dem Gefrierschutzmittel und dem zur Verdünnung zugesetzten Dis­ persionsmittel, vorzugsweise Wasser. Bei dem Abdichtmittel mit dem Klebstoffharz gehören zum flüssigen Anteil auch das Dispersionsmittel oder Emulsionsmittel des Klebstoffharzes, vorzugsweise Wasser, sofern das Klebstoffharz nicht unver­ dünnt zugesetzt wird, sowie gegebenenfalls das flüssige Klebstoffharz.
Werden Füllstoffe verwendet, so werden sie in einer Menge von etwa 20 bis 200 g pro Liter Abdichtmittel bevorzugt 60 bis 100 g dem Abdichtmittel zugesetzt oder in den Reifen bei der Montage eingefüllt.
Herstellung, Lagerung und Abfüllung des erfindungsgemäßen Abdichtmittels erfolgen vorzugsweise unter Stickstoff oder Edelgasen, um die Einwirkung von Sauerstoff zu vermeiden.
Für das erfindungsgemäße Abdichtmittel können verschiedene Vorrichtungen zum Einbringen des Abdichtmittels in den Reifen und zum Aufpumpen des Reifens verwendet werden. So kann das Abdichtmittel in den eingangs genannten Spraydosen zur An­ wendung kommen, die als Treibgas Propan/Butan-Mischungen enthalten. Es können aber auch andere Vorrichtungen ver­ wendet werden, die im folgenden beschrieben werden.
Wie eingangs bereits ausgeführt wurde, weisen nicht nur die bisher eingesetzten Abdichtmittel Nachteile auf, sondern auch die Vorrichtungen, mit denen sie in das Reifeninnere einge­ bracht werden und mit denen der Reifen wieder aufgepumpt wird.
Um auch bei tiefen Temperaturen funktionsfähige Abdichtvor­ richtungen zu haben, wird erfindungsgemäß eine Vorrichtung vorgeschlagen mit einem ein Abdichtmittel enthaltenden druck­ festen Behälter, der ein Auslaßventil für das Abdichtmittel aufweist, mit einer Druckquelle zum Einbringen des Abdicht­ mittels aus dem druckfesten Behälter in das Reifeninnere und zum Aufpumpen des Reifens sowie mit einer Wärmequelle zum Aufwärmen des Abdichtmittels in dem druckfesten Behälter und/oder der Druckquelle.
Am Auslaßventil des druckfesten Behälters ist ein Schlauch mit Schraubadapter für das Reifenventil angeschlossen. Als Druckquelle kann ein verflüssigtes Gas dienen, das zusammen mit dem Abdichtmittel in dem druckfesten Behälter enthalten ist. Sofern das verflüssigte Gas, z. B. eine Propan/Butan- Mischung, bei tiefen Temperaturen nicht mehr funktionsfähig ist und/oder das Abdichtmittel einfriert, wird der Inhalt des druckfesten Behälters, das heißt der Spraydose, mit der Wärmequelle aufgeheizt.
Ebenso wird bei folgender Ausführungsform verfahren. Die Druckquelle befindet sich außerhalb des druckfesten Behälters getrennt vom Abdichtmittel und kann zum Beispiel ein Luft­ kompressor oder eine Druckflasche oder mehrere Gaspatronen mit verflüssigtem oder komprimiertem Gas sein. Bei dieser Ausführungsform weist der druckfeste Behälter einen Gasein­ laß auf, durch den Gas aus der Druckflasche oder der Gas­ patrone oder komprimierte Luft vom Kompressor in den druck­ festen Behälter eingeführt wird. Zu diesem Zweck ist eine schlauchförmige Verbindung gegebenenfalls mit einem Über­ druckventil und einem Durchflußmengenbegrenzer zwischen dem Gaseinlaß des druckfesten Behälters und der Druckflasche oder dem Luftkompressor vorgesehen.
Im Fall einer Reifenpanne wird das Abdichtventil im druck­ festen Behälter, sofern es eingefroren ist, mit der Wärme­ quelle aufgeheizt, wie vorstehend für die Spraydose be­ schrieben. Der druckfeste Behälter wird über einen an sein Auslaßventil angeschlossenen Schlauch mit Schraubadapter an das Reifenventil angeschlossen. Durch das aus der Druck­ flasche oder dem Kompressor in den druckfesten Behälter eingeführte Gas wird das Abdichtmittel über das Auslaßven­ til und den Schlauch in das Reifeninnere gesprüht und an­ schließend der Reifen aufgepumpt. Sofern das Gas in der Druckflasche bei tiefen Temperaturen nicht mehr funktions­ fähig ist, kann auch die Druckflasche mit der Wärmequelle aufgeheizt werden.
Die Ausführungsform mit dem Kompressor als Druckquelle weist den zusätzlichen Vorteil auf, daß ein unbegrenzter Gasvorrat zur Verfügung steht. Gegenüber Propan/Butan- Mischungen kommt als weiterer Vorteil hinzu, daß keine Brand- und Explosionsgefahr besteht. Kleine Luftkompres­ soren zum Aufpumpen von Auto- und Motorradreifen sind im Handel erhältlich. Sie sind für Drücke bis etwa 12 bar aus­ gelegt. Natürlich können in den erfindungsgemäßen Vorrich­ tungen auch Kompressoren mit geringerem und höherem maxi­ malen Druck als auch mit geringerem oder höheren Luftförder­ volumen verwendet werden. Die Kompressoren können an dem Zigarettenanzünder, direkt an die Batterie im Kraftfahrzeug oder an einer anderen Stromquelle angeschlossen werden.
Als Wärmequelle kann ein Wärmekissen mit Widerstandsheizung verwendet werden, das um den druckfesten Behälter und/oder die Druckflasche mit dem verflüssigten Gas gewickelt oder gelegt wird. Auch dieses Wärmekissen kann über den Zigaret­ tenanzünder mit Strom versorgt werden.
Ferner kann die Wärmequelle aus mindestens zwei von einander getrennten Stoffen bestehen, die beim Mischen Reaktionswärme, wie zum Beispiel Neutralisations-, Lösungs- oder Hydratations­ wärme, freisetzen. So kann zum Beispiel in ein Wasser ent­ haltendes Kissen, das um den zu erwärmenden druckfesten Be­ hälter oder die Druckflasche gewickelt wird, im Bedarfsfall Calciumchlorid gegeben werden. Durch die Hydratationswärme wird das Abdichtmittel und/oder das Treibmittel auf eine Temperatur erwärmt, bei der sie funktionsfähig sind. Selbst­ verständlich können an Stelle des Kissens andere Vorrichtungen verwendet werden, zum Beispiel ein oben offenes Gefäß mit einem mit Wasser gefüllten Mantel, in das der zu erwärmende druckfeste Behälter oder die Druckflasche im Bedarfsfall gestellt wird.
Als Wärmequelle kann auch ein Latentwärmespeicher verwendet werden der bei seiner Umwandlung Wärme freisetzt. Auch in diesem Fall kommt ein Kissen in Frage, das den Latentwärme­ speicher enthält. Als Latentwärmespeicher können Stoffe ver­ wendet werden, die bei Änderungen des Aggregatzustands oder bei Phasenübergängen Wärme entwickeln. So können zum Beispiel Kissen verwendet werden, die eine Natriumacetatlösung ent­ halten. Beim Drücken eines im Kissen ebenfalls enthaltenen Metallplättchens kristallisiert das Natriumacetat und die Kristallisationswärme wird freigesetzt.
In einer anderen Ausführungsform weist die Vorrichtung einen druckfesten Behälter auf, der mit einem Auslaßventil und einem Auslaßmengenbegrenzer versehen ist und der ein Abdicht­ mittel und als Druckquelle verflüssigtes Schwefelhexafluorid oder Distickstoffoxid enthält zum Einbringen des Abdichtmit­ tels aus dem druckfesten Behälter in das Reifeninnere sowie zum Aufpumpen des Reifens.
In diesem Fall werden druckfeste Behälter verwendet, die höheren Betriebsdrücken standhalten als die für Propan/Bu­ tan-Mischungen. Während bei Propan/Butan-Mischungen her­ kömmliche Spraydosen, die für einen maximalen Betriebsdruck von etwa 8 bis 18 bar zugelassen sind, verwendet werden kön­ nen, wird bei Schwefelhexafluorid ein druckfester Behälter verwendet, der für 25 bar Betriebsdruck geeignet ist, zum Beispiel ein dickwandiger Edelstahlbehälter. Für Distick­ stoffoxid muß der druckfeste Behälter für Betriebsdrücke von etwa 50 bar geeignet sein. Diese Treibmittel haben den Vor­ teil, daß sie nicht brennbar sind und auch bei tiefen Tempe­ raturen eingesetzt werden können ohne Zuhilfenahme einer Wärmequelle.
Die Funktionsweise ist dieselbe wie bei einer Spraydose. Auch in diesem Fall ist das Auslaßventil mit einem Schlauch versehen, der an seinem Ende eine Schraubadapter für das Reifenventil aufweist. Zusätzlich ist ein Auslaßmengenbe­ grenzer am Auslaßventil vorgesehen, um eine Dosierung des Abdichtmittels bei den hohen Drücken vornehmen zu können.
Bei einer anderen erfindungsgemäßen Ausführungsform weist die Vorrichtung einen ein Abdichtmittel enthaltenden druck­ festen Behälter auf, der ein Auslaßventil für das Abdicht­ mittel sowie einen Gaseinlaß aufweist, an den eine Druck­ quelle anschließbar ist oder angeschlossen ist, von der über den Gaseinlaß unter Druck stehenden Gas in den druck­ festen Behälter einführbar ist. Als Druckquelle kann ein Luftkompressor verwendet werden oder ein tragbarer Druck­ kessel von ca. 5 bis 8 l Volumen der Luft in komprimierter Form enthält. Der Kesselinnendruck beträgt ca. 8 bis 10 bar. Der Druckkessel kann zum Beispiel an einer Luftentnahme­ stelle einer Tankstelle aufgefüllt werden. Ferner kann als Druckquelle eine Druckflasche oder mehrere Gaspatronen mit verflüssigtem oder komprimiertem Gas verwendet werden. Als Gas können Propan/Butan-Mischungen, Schwefelhexafluorid, Distickstoffoxid und andere verwendet werden.
Bei allen zuvor beschriebenen Vorrichtungen wird vorzugs­ wiese das erfindungsgemäße Abdichtmittel verwendet.
Bei einer Reifenpanne wird der druckfeste Behälter mit dem Reifenventil verbunden. Dazu wird der Schraubadapter, der sich am Ende des an dem Auslaßventil des druckfesten Behäl­ ters angeschlossenen Schlauches befindet, auf das Reifen­ ventil geschraubt. Sofern ein Abdichtmittel und/oder ein Gas, im folgenden als Treibgas bezeichnet, verwendet wird, die bei tiefen Temperaturen nicht funktionsfähig sind, und der Reifen bei solchen Temperaturen abgedichtet werden muß, wird der druckfeste Behälter, der Abdichtmittel und Treib­ gas enthält, oder der nur das Abdichtmittel enthaltende druckfeste Behälter und die Druckflasche mit dem Treibgas mit Hilfe der zuvor beschriebenen Wärmequellen auf eine funktionsfähige Temperatur gebracht. Diese Erwärmung kann auch vor der Verbindung von Reifenventil und druckfestem Behälter durchgeführt werden.
Beim Öffnen des Auslaßventils wird durch das Treibgas, das sich entweder im druckfesten Behälter befindet oder dem druckfesten Behälter über sein Einlaßventil von der Druck­ flasche zugeführt wird, das Abdichtmittel in das Reifen­ innere gesprüht und der Reifen auf einen Druck aufgepumpt, der von der Größe des Lecks abhängt. Bei der Ausführungs­ form mit dem Luftkompressor oder Druckkessel als Druck­ quelle wird beim Öffnen des Auslaßventils dem druckfesten Behälter Luft über sein Einlaßventil zugeführt, um das Ab­ dichtmittel in das Reifeninnere zu sprühen und den Reifen aufzupumpen. Anschließend wird die Vorrichtung vom Reifen­ ventil abgeschraubt und der Reifen einige Kilometer gefahren, damit das Abdichtmittel im Reifeninneren verteilt wird und das Leck abdichtet. Danach wird die Vorrichtung wieder an das Reifenventil angeschlossen und der Reifen durch das Treib­ gas, das entweder im druckfesten Behälter ist oder ihm über das Einlaßventil von der Druckflasche zugeführt wird, auf seinen Solldruck aufgepumpt. Statt einer Druckflasche kön­ nen auch mehrere Gaspatronen als Druckquelle verwendet werden, um den Solldruck zu erreichen. Bei der Vorrichtung mit Luftkompressor oder Druckkessel wird der Reifen mit Luft auf seinen Solldruck aufgepumpt, die dem Reifen über den druckfesten Behälter zugeführt wird. Bei Fahrrädern kann auch eine Luftpumpe verwendet werden.
Je nach der Leistungsfähigkeit des Kompressors und je nach Art und Größe des Reifendefekts kann der Nachpumpvorgang nach der Abdichtung auch entfallen.
Die Erfindung wird an Hand der Zeichnung und des Ausführungs­ beispiels näher beschrieben.
In der Zeichnung zeigen
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsge­ mäßen Ausführungsform, bei der der druckfeste Be­ hälter im Schnitt gezeigt ist,
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer anderen erfindungs­ gemäßen Ausführungsform, bei der der druckfeste Be­ hälter im Schnitt gezeigt ist.
Die in Fig. 1 gezeigte Ausführungsform arbeitet mit einem kleinen Luftkompressor 1 als Druckquelle. Der Luftkompressor ist über den Schlauch 2 an den Gaseinlaß 3 des druckfesten Behälters 4 angeschlossen. Der Gaseinlaß 3 ist über ein Ab­ sperrventil 5 verschließbar und als Steigrohr ausgebildet, das über den Flüssigkeitsspiegel des Abdichtmittels 6 im druckfesten Behälter 4 führt. Der druckfeste Behälter 4 ist ferner mit einem Auslaßventil 7 für das Abdichtmittel 6 versehen. Am Auslaßventil 7 ist ein Schlauch 8 angeschlossen, der an seinem Ende einen Schraubadapter 9 trägt, mit dem der Schlauch 8 auf das Reifenventil 10 geschraubt werden kann.
Der druckfeste Behälter ist mit einem mit Wasser gefüllten Mantel 11 versehen, der Einfüllstutzen 12 trägt. In diese Einfüllstutzen 12 kann bei Bedarf Calciumchlorid gefüllt werden. Dadurch kann, sofern das Abdichtmittel bei tiefen Temperaturen eingefroren ist, das Abdichtmittel durch die freiwerdende Hydratationswärme auf eine Temperatur erwärmt werden, bei der es funktionsfähig ist. Der Luftkompressor 1 ist mit einem elektrischen Kabel 13 versehen, dessen Stecker 14 in den Zigarettenanzünder paßt.
Bei einer Reifenpanne wird der Schraubadapter 9 auf das Reifenventil 10 geschraubt, der Luftkompressor an den Ziga­ rettenanzünder angeschlossen und das Absperrventil 5 am Gaseinlaß 3 des druckfesten Behälter 4 geöffnet. Die über den Gaseinlaß 3 in den Behälter 4 eingeführte komprimierte Luft drückt das Abdichtmittel 6 durch das Auslaßventil 7 und das Reifenventil 10 in das Reifeninnere. Danach strömt die Luft in das Reifeninnere und pumpt den Reifen auf einen bestimmten Druck auf, der von der Größe und Art des Lecks abhängt. Anschließend wird der Schraubadapter 9 vom Reifen­ ventil 10 geschraubt und der Luftkompressor 1 abgestellt. Nachdem der Reifen zur Verteilung des Abdichtmittels im Reifen und zur Abdichtung gefahren worden ist, wird die Vorrichtung nochmals angeschlossen und der Reifen auf seinen Solldruck aufgepumpt.
Fig. 2 zeigt eine andere Ausführungsform, in der mit Fig. 1 identische Teile mit denselben Bezugsziffern bezeichnet sind. In dieser Vorrichtung ist als Druckquelle eine Druck­ flasche 15 vorgesehen, die als Treibgas Distickstoffoxid oder Schwefelhexafluorid enthält. Die Druckflasche mit dem verflüssigten Treibgas ist mit einem Gasauslaß 16 versehen, in dem sich ein Absperrventil 17, mit dem gleichzeitig die Durchflußmenge des Treibgases eingestellt werden kann, sowie ein Überdruckventil 18 befinden. Der Gasauslaß 16 ist mit dem Gaseinlaß 3 am druckfesten Behälter 4 verbunden. Das Auslaßventil 7 für das Abdichtmittel 6 ist mit einem Steig­ rohr 19 verbunden. Ferner steht der druckfeste Behälter 4 in einem Gefäß 20, dessen Wand mit Wasser gefüllt ist oder gefüllt werden kann, zu dem bei Bedarf Calciumchlorid ge­ geben werden kann, um das Abdichtmittel 6 zu erwärmen.
Die Funktionsweise dieser Ausführungsform entspricht der der Fig. 1 mit der Ausnahme, daß das Treibgas durch Öffnen des Absperrventils 17 in den druckfesten Behälter 4 strömt und das Abdichtmittel 6 durch das Steigrohr 19, Auslaßven­ til 7 und Reifenventil 10 in den Reifen drückt.
Selbstverständlich kann auf einen mit Wasser füllbaren Man­ tel 11 am druckfesten Behälter 4 in Fig. 1 und auf das Ge­ fäß 20 in Fig. 2 verzichtet werden, wenn das Abdichtmittel 6 bei tiefen Temperaturen nicht einfriert.
Beispiel
Es wurden 300 g Naturkautschuklatex mit einem Kautschukge­ halt von 60 Gew.-%, der als pH-Regulator Ammoniak enthielt, mit 120 g Terpen-Phenol-Harz-Dispersion mit einem Harzgehalt von 55 Gew.-% (Dermulsene®) durch Rühren gemischt. Der Mischung wurden 67 g Ethylenglykol zugesetzt und alles gut vermischt. Der Feststoffanteil der Mischung betrug 246 g.
Diese Mischung wurde in einer Vorrichtung getestet, wie sie in Fig. 1 zu sehen ist mit der Ausnahme, daß der druckfeste Behälter keinen mit Wasser zu füllenden Mantel aufwies, da das Abdichtmittel auch bei tiefen Temperaturen funktionsfähig ist.
Das Abdichtmittel wurde unter verschiedenen Prüfbedingungen getestet. Zur Prüfung wurde ein Reifen 195/65 R15 SP9 ver­ wendet, der entweder auf einer Prüftrommel oder auf der Straße getestet wurde. Bei der Prüftrommel handelte es sich um eine CFM-Maschine mit einem Trommeldurchmesser von 2 m und einer Prüflast, von 500 daN Art und Ort des Defektes und die näheren Prüfbedingungen, bei denen der Reifen mit den beiden Abdichtmitteln getestet wurde, sind in der folgen­ den Tabelle 1 angegeben. Beim Straßentest wurde ein Audi Quattro A4 mit einem 2,8 l Motor verwendet. Die näheren Prüfbedingungen sind ebenfalls in der Tabelle 1 angegeben.
Zum Vergleich wurde das beste auf dem Markt erhältliche Ab­ dichtmittel verwendet, das in einer Spraydose Chloropren als Kautschuk, Wasser als Trägermittel und Propan/Butan als Treibgas enthält.
Die Testergebnisse sind in folgender Tabelle 1 zusammenge­ faßt.
Das erfindungsgemäße Abdichtmittel wurde zusätzlich unter folgenden in der Tabelle 2 zusammengefaßten Prüfbedingungen getestet, wobei jeweils eine Abdichtung erzielt wurde.
Tabelle 2
Das erfindungsgemäße Abdichtmittel ist bei hohen und tiefen Temperaturen zu verwenden.

Claims (23)

1. Mittel zum Abdichten von Reifen bei Pannen auf Basis von Kautschuklatex, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel Naturkautschuklatex enthält.
2. Mittel zum Abdichten von Reifen bei Pannen auf Basis von Kautschuklatex, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel ein mit dem Kautschuklatex kompatibles Kleb­ stoffharz enthält.
3. Abdichtmittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß es Naturkautschuklatex enthält.
4. Abdichtmittel nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekenn­ zeichnet, daß es als Klebstoffharz ein Terpen-Phenol- Harz enthält.
5. Abdichtmittel nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß es das Klebstoffharz in Form einer wäßrigen Emulsion oder Dispersion enthält.
6. Abdichtmittel nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß es Kautschuk und Klebstoffharz in einem Gewichtsverhältnis von 5 : 1 bis 1 : 3 enthält.
7. Abdichtmittel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis 4 : 1 bis 1 : 1 beträgt.
8. Abdichtmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es einen Feststoffgehalt von 40 bis 70 Gew.-% aufweist.
9. Abdichtmittel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoffgehalt 45 bis 55 Gew.-% beträgt.
10. Abdichtmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß es ein Gefrierschutzmittel enthält.
11. Abdichtmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß es einen oder mehrere Füllstoffe ent­ hält.
12. Vorrichtung zum Abdichten und Aufpumpen von Reifen bei Pannen mit einem ein Abdichtmittel enthaltenden druck­ festen Behälter, der ein Auslaßventil für das Abdicht­ mittel aufweist, mit einer Druckquelle zum Einbringen des Abdichtmittels aus dem druckfesten Behälter in das Reifen­ innere und zum Aufpumpen des Reifens sowie mit einer Wärmequelle zum Aufwärmen des Abdichtmittels im druck­ festen Behälter und/oder der Druckquelle.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, bei der die Druckquelle ein verflüssigtes Gas ist, das mit dem Abdichtmittel in dem druckfesten Behälter enthalten ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, bei der der druckfeste Behälter einen Gaseinlaß aufweist und die Druckquelle ein Luftkompressor ist, mit dem über den Gaseinlaß un­ ter Druck stehende Luft in den druckfesten Behälter einführbar ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 12, bei der der druckfeste Behälter einen Gaseinlaß aufweist und die Druckquelle mindestens eine Druckflasche ist, die verflüssigtes oder komprimiertes Gas enthält, das über den Gaseinlaß in den druckfesten Behälter einführbar ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, bei der die Wärmequelle ein Wärmekissen mit Widerstandsheizung ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, bei der die Wärmequelle mindestens zwei voneinander getrennte Stoffe aufweist, die beim Mischen Reaktionswärme frei­ setzen.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, bei der die Wärmequelle ein Latentwärmespeicher ist, der bei seiner Umwandlung Wärme freisetzt.
19. Vorrichtung zum Abdichten und Aufpumpen von Reifen bei Pannen mit einem druckfesten Behälter, der mit einem Aus­ laßventil für das Abdichtmittel und einem Auslaßmengen­ begrenzer versehen ist und der ein Abdichtmittel und als Druckquelle verflüssigtes Schwefelhexafluorid enthält zum Einbringen des Abdichtmittels aus dem druckfesten Behälter in das Reifeninnere sowie zum Aufpumpen des Reifens.
20. Vorrichtung zum Abdichten und Aufpumpen von Reifen bei Pannen mit einem ein Abdichtmittel enthaltenden druck­ festen Behälter, der ein Auslaßventil für das Abdicht­ mittel sowie einen Gaseinlaß aufweist, und mit einer Druckquelle, mit der über den Gaseinlaß unter Druck stehendes Gas in den druckfesten Behälter einführbar ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 20, bei der die Druckquelle ein Luftkompressor ist.
22. Vorrichtung nach Anspruch 20, bei der die Druckquelle mindestens eine Druckflasche mit verflüssigtem oder komprimierten Gas ist.
23. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 22, bei der der druckfeste Behälter ein Abdichtmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 11 enthält.
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