Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Metall-Matrix-
Verbundwerkstoffen, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Metall-Matrix-Verbundmaterialien (Metal Matrix Composites MMC) sind Werkstoffe, bei
denen ein nichtmetallisches Verstärkungsmaterial und ein Metall in unterschiedlichen
Mengenverhältnissen ineinander eingebettet vorliegen. Das Verstärkungsmaterial kann in
Form von Teilchen, Fasern oder porösen Körpern mit Metall umgeben bzw. mit Metall
infiltriert werden. Durch Auswahl der Art, Form, Menge und Porosität des Verstär
kungsmaterials sowie der Art der Infiltrationsmetalle lassen sich die mechanischen, elektri
schen und thermischen Eigenschaften der entstehenden Werkstoffe den Anforderungen ent
sprechend variieren.
Eine bekannte Art von MMC-Werkstoffen entsteht durch Infiltration eines porösen Körpers
aus Verstärkungsmaterial mit dem schmelzflüssigen Metall. Meist werden die gewünschten
Gegenstände aus MMC-Material direkt in Gestalt der gewünschten Formkörper hergestellt.
Die Vorformen werden dabei zuerst unter Vakuum gesetzt und anschließend bei erhöhter
Temperatur unter Druckbeaufschlagung mit dem schmelzflüssigen Metall infiltriert. Die
Abkühlung erfolgt stets unter Druck, da das Verstärkungsmaterial in der Regel von dem
Metall schlecht benetzt wird und das noch flüssige Metall ohne Druckeinwirkung bei der
Abkühlung wieder aus der Vorform quellen würde.
Es ist üblich, dieses Verfahren in einer einzigen Vorrichtung durchzuführen. Diese muß
demzufolge sowohl vakuumdicht als auch druckfest sein. Der angelegte Unterdruck bei der
Vakuumvorbehandlung liegt in der Regel in der Größenordnung von 0,1 mbar bis 0,01 mbar.
Der Gasdruck während des Infiltrationsvorgangs kann mehr als 100 MPa betragen. Die
Druckdifferenz, der die Vorrichtung somit ausgesetzt ist, ist daher beträchtlich. Zusätzlich
dazu muß der Behälter mit einer Heizeinrichtung versehen sein, um die notwendigen
Schmelztemperaturen der eingesetzten Metalle zu erreichen.
Derartige multifunktionelle Vorrichtungen sind aufwendig in der Herstellung, sehr
kostenintensiv und störungsanfällig. Die Herstellungskosten von MMC-Materialien sind
daher außerordentlich hoch.
Überraschenderweise hat sich nun herausgestellt und dies ist auch Gegenstand der
vorliegenden Erfindung, daß das Verstärkungsmaterial in Gestalt einer Vorform ohne
vorherige Vakuumbehandlung durch Gasdruckbeaufschlagung allein mit dem aufgeschmol
zenen Metall infiltriert werden kann, worauf der entstehende Verbund wie bei den bisherigen
Verfahren unter Druck abkühlen gelassen wird.
Die Vorteile eines solchen Verfahrens sind beträchtlich. Es entfällt die gesamte
Vakuumanlage und das Verfahren verläuft wieder einstufig.
Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird zur Aufnahme der Vorform ein Halter aus
porösem Material verwendet, der während der Druckbehandlung das durch die
Metallinfiltration aus der Vorform verdrängte Gas aufnimmt.
Zu diesem Zweck können Halter aus Graphit oder poröser Keramik verwendet werden. Es ist
jedoch bekannt, daß derartige Vorformhalter meist nur einmal verwendbar sind.
Bei einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann zur Aufnahme der Vorform ein
Halter aus Stahl oder aus gasdichter Keramik, wie z. B. Aluminiumtitanat verwendet werden,
wobei der Halter gegebenenfalls Teile aus einem porösen Material aufweist. Der besondere
Vorteil derartiger Vorformhalter liegt in ihrer Wiederverwendbarkeit. Stahl und
Aluminiumtitanat sind nicht porös und das ursprünglich in der Vorform enthaltene Gas bleibt
in derselben erhalten. Es läßt sich jedoch mit Hilfe der Gleichung für das ideale Gasgesetz
(pV = nRT) errechnen, daß das bei dieser Verfahrensvariante in der Vorform eingeschlossene
Gasvolumen wegen der bei dem Verfahren eingesetzten Drücke und Temperaturen im
Endprodukt nicht einmal 0,5% des Gesamtvolumens ausmacht. Es ist also eher
vernachlässigbar, insbesondere da die hergestellten Werkstücke kaum einer starken
mechanischen Beanspruchung, wie Zug, Druck oder Biegung, ausgesetzt sind. Für den Fall,
daß dennoch z. B. wegen erhöhter Homogenität ein sehr geringes Gasvolumen gewünscht
wird, können Halterteile aus porösem Material zur Gasaufnahme vorgesehen werden.
Im Detail kann diese Berechnung anhand folgender beispielhafter Werte wiedergegeben
werden:
- - Vorformgröße: 2,54×2,54 cm, Dicke 0,1 cm;
- - Porosität der Vorform: 30 Vol.-%;
- - Infiltrationstemperatur: 700°C
- - Infiltrationsdruck: 70 bar;
Unter Einsatz der oben genannten Parameter erhält man nach Beendigung des Verfahrens für
das als Beispiel angegebene Plättchen, dessen Volumen etwa 645 mm³ beträgt, ein
Restgasvolumen von 2,81 mm³. Dieses entspricht etwa 0,43% des Plättchenvolumens oder
einem Würfel mit einer Kantenlänge von 1,41 mm bzw. einer Kugel mit einem Durchmesser
von 1,75 mm.
Die bei den Infiltrationsvorgängen eingesetzten Drücke liegen allgemein im Bereich von 60
bar bis 140 bar, vorzugsweise von 60 bar bis 80 bar. Der oben genannte Druck von etwa 70
bar ist besonders bevorzugt.
Je nach dem verwendeten Metall wird die Infiltrationstemperatur gewählt. Diese beträgt z. B.
bei Aluminium etwa 800°C.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird bevorzugt eine Vorform mit einer
Porosität von 10 Vol.-% bis 30 Vol.-% verwendet. In speziellen Fällen wird eine Vorform
mit einer Porosität von 20 Vol.-% bis 25 Vol.-% eingesetzt.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform dieses Verfahrens kann unter Spülung mit einem
Inertgas, vorzugsweise mit einem Edelgas, gearbeitet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für Vorformen, die im
wesentlichen aus Siliciumcarbid-, Aluminiumnitrid-, Siliciumnitrid-Teilchen, Borcarbid oder
aus Kohlenstoff bzw. Keramikfasern bestehen.
Als Infiltrationsmetall wird bevorzugt ein Metall aus der Gruppe Aluminium, Magnesium,
Kupfer, Silicium, Eisen oder Legierungen derselben verwendet.
Anhand der beigeschlossenen Zeichnung wird nun das erfindungsgemäße Verfahren sowie
die erfindungsgemäßen Vorrichtungen näher erläutert:
Fig. 1a zeigt eine komplette Vorrichtung 1, die zur Herstellung der MMC-Formkörper
verwendet wird. Im Inneren der Vorrichtung 1 befindet sich ein Vorformhalter 2 zur
Aufnahme der Vorform 3. Die Vorform 3 besteht aus dem in gewünschter Weise ange
ordneten Verstärkungsmaterial. Die Gesamtheit dieser Anordnung ist in einem Tiegel 6
untergebracht. Die Vorrichtung 1 ist mit Hilfe des Deckels 7 verschließbar, so daß Druck aus
einer Druckquelle 10 an die Vorrichtung angelegt werden kann. Auf den Rändern des
Vorformhalters 2 liegt ein Block oder Speiser 4 aus aufzuschmelzendem Metall. Unter dem
Einfluß der Heizung 5 wird das Metall aufgeschmolzen und unter Druck in die Vorform ein
gepreßt; sodann wird die Heizung 5 abgeschaltet und das Metall unter Druck erstarren gelas
sen.
Fig. 1b stellt eine alternative Ausgestaltung der Vorrichtung gemäß Fig. 1a, bei welcher die
Heizung weggelassen ist. Hier wird das an anderer Stelle erschmolzene Metall 11 auf die
Vorform 3 gegossen, sodann der Deckel 7 geschlossen, das Innere der Vorrichtung mit Druck
vermittels der Druckquelle 10 beaufschlagt, hiedurch das flüssige Metall in die Vorform
gepreßt, und das Metall erstarren gelassen.
Fig. 2a stellt ein Detail innerhalb der Vorrichtung 1 von Fig. 1 in einer anderen
Ausführungsform dar. Für äquivalente Teile wurden die gleichen Bezugszeichen gewählt.
In einem Vorformhalter 2 ist wieder die Vorform 3 eingesetzt. Auf dem Vorformhalter 2 liegt
eine Abdeckung 8 mit Bohrungen 9 auf, auf welchem seinerseits der Speiser 4 aufgelegt ist.
Der Tiegel 6 umgibt den Vorformhalter 2 mit seinen Ein- und Aufsätzen. Unter der Wirkung
der Heizung 5 schmilzt das Speisemetall, gelangt durch die Öffnungen 9 auf die Vorform 3
und infiltriert das Verstärkungsmaterial unter Druckbeaufschlagung durch die Druckquelle 10
bei geschlossenem Deckel 7.
Fig. 2b zeigt eine alternative Ausführungsform zu Fig. 2a, bei welcher ohne Heizung
gearbeitet wird. Das an anderer Stelle erschmolzene Metall 11 wird auf die Abdeckung
gegossen, sodann der Deckel 7 geschlossen und unter Druckbeaufschlagung vermittels der
Druckquelle 10 wird das flüssige Metall in die Vorform gepreßt und das Metall erstarren
gelassen.