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Verfahren zur Herstellung von Nitrilalkoholen tie Gegenstände der
vorliegenden Erfindung sind Nitrilalkohole sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
Bei den erfindungsg.emäßen Nitrilalkoholen handelt es sich um solche der allgemeinen
Formel
in welcher R ein gleicher oder verschiedener Rest aus der Gruppe Wasserstoff oder
Alkylrest mit 1 - 4 C-Atomen ist oder 2 R auch gemeinsam Glieder eines Ringes mit
vorzugsweise 5 - 6 C-Atomen sind. Diese Nitrilalkohole lassen sich aus Oxonitrilen,
d.h.
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Cyanaldehyden der allgemeinen Formel
in welcher R die oben angegebene Bedeutung besitzt, mit Wasserstoff
in Gegenwart von platinhaltigen Katalysatoren, wobei die Katalysatormenge so zu
bemessen ist, daß mindestens 0,12 Gew.= Platin, vorzugsweise 0,2 - 2,0 Gew.-% Platin,
bezogen auf die zu hydrierende Verbindung verwendet wird, gegebenenfalls unter druck
durch Hyd-rierung, herstellen. Die Katalysatormenge ist nach obenhin praktisch nicht
begrenzt, Jedoch steht der Verwendung größerer Mengen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen
entgegen, Zahlreiche dieser Nitrilalkohole sind bisher noch nicht bekannt gewesen.
Es handelt sich dabei um Nitrilalkohole der allgemeinen Formel
II in welcher R ein Alkylrest mit 2 - 4 C-Atomen ist und 2 R gemeinsam Glieder eines
carbocyclischen Ringes mit 5 - 6 C-Atomen sein können.
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Nitrilalkohole der beschriebenen Konstitution wurden bisher aus Oxonitrilen
durch Reduktion entweder mit Aluminiumisopropylat 1 nach Meerwein-Ponndorf oder
mit Alkaliborhydriden hergestellt.
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Diese Verfahren sind kostspielig, zeitraubend und daher ausschließlich
im Laboratorium nützlich. Darüber hinaus wurde auch bereits vorgeschlagen, primäre
Nitrilalkohole durch Reduktion
der entsprechenden Nitrilaldehyde
mit Alkaliamalgamen herzustellen. Das letztere Verfahren ist bevorzugt dort verwendbar,
wo Alkaliamalgame aus einer Ohloralkalielektrolyse zur Verfugung stehen.
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Eine Reduktion der Aldehydgruppe in Cyanaldehyden entsprechend der
allgemeinen Formel durch katalytische Hydrierung ist bisher nicht durchgefuhrt worden.
Dies dUrfte darauf beruhen, daß nach der allgemeinen Auffassung unter den Ublichen
Hydrierbedingungen auch die Nitrilgruppe reduziert wird.
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Demgegentiber wurde nun Uberraschend gefunden, daß die Hydrierung
der Bitrilgruppe in den Cyanaldehyden der zweiten allgemeinen Pormel trotz Verwendung
eines relativ stark und im allgemeinen unspezifisch wirkenden Katalysators, wie
Platinmetall oder Platindioxid, in angegebenen Mengenverhältnissen nahezu unterbunden
werden kann, wenn die Hydrierung bei Temperaturen von O - 350 O durchgeführt wird.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich somit Oxonitrile mit zum Teil ausgezeichneten
Ausbeuten zu den entsprechenden Nitrilalkoholen hydrieren.
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lis Ausgangsmaterial eignen sich ganz allgemein Cyanaldehyde der tweiten
allgemeinen Formel. Unter diesen sind die Monocyanäthylierungsprodukte von Aldehyden
bevorzugt geeignet, weil sie zum Teil technisch leicht zugänglich sind.
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Beispiele solcher Cyanaldehyde (Oxonitrile) gemäß der zweiten allgemeinen
Formel sind: 4-Cyanbutyraldehyd
2,2-Dimethyl-4-cyanbutyraldehyd
212-DiEthyl-4-cyanbutyraldehyd 2-Äthyl-2-isopropyl-4-cyanbutyraldehyd 2-Äthyl-2-n-butyl-4-cyanbutyraldehyd
1-Formyl-1-ß-cyanäthyl-cyclopentan l-Formyl-l-ß-cyanäthy9-cyclohexan 1-Formyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexen-(3).
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3- bzw. 4-Methyl-1-formyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexan 3- bzw. 4-Methyl-1-formyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexen-(3)
Als Reaktionsmedium können die für Hydrierungen üblichen Lösungsmittel verwendet
werden, welche auch wasserhaltig sein können. In Frage kommen niedere Alkohole,
wie Methanol, Äthanol, n- und i-Propanol u.ä., ferner Äther, wie Diäthyläther, Glykolmono-
und -dimthyläther, Diäthylenglykoldimethyläther, Tetrahydrofuran oder 1,4-Dioxan
u.ä.
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Die selektive Hydrierung der genannten Oxonitrile zu den erfindungsgemäßen
Nitrilalkoholen läßt sich mit platinhaltigen Katalysatoren durchführen. Das Platinmetall
kann auf üblichen Trägern, wie Kohle, Bariumsulfat und dergleichen aufgebracht sein,
kann aber auch in feinverteilter Form verwendet werden.
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Platindioxid oder andere platinhaltige Verbindungen, welche erst im
Reaktionsgefäß mit Wasserstoff zu Platinmetall reduziert werden, sind infolge ihrer
einfachen Handhabung und ihrer hohen Aktivität bevorzugt geeignet. Die für die Hydrierung
erforderliche Katalysatormenge ist bei dieser Umsetzung größer.
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als bei der Hydrierung lediglich der Doppelbindung in ungesättigten
Aldehyden. Die Hydrierung der Oyanaldehyde zu den Nitrilalkoholen benötigt eine
Katalysatormenge von mindestens 0,12 Gew.-% Platin, vorzugsweise 0,2 - 2,0 Gew.-%
Platin. Die Angaben beziehen sich auf die Menge des zu hydrierenden Oxonitrils.
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Diese Katalysatormengen werden jeweils für den ersten Hydrieransatz
einer Versuchsserie benötigt. Beim Verbleib dieser Katalysatormenge im Reaktionsgefäß
muß für folgende Ansätze nur eine relativ kleine Menge frischen Katalysators nachgegeben
werden.
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Der Katalysator kann praktisch quantitativ zurückgewonnen und aufgearbeitet
werden, so daß die Wirtschaftlichkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens gegeben ist.
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Die Hydrierung verläuft bereits bei Zimmertemperatur mit genügender
Geschwindigkeit. Höhere Temperaturen führen in zunehmendem Maße auch zur Hydrierung
der Nitrilgruppe und müssen daher vermieden werden. Der bevorzugte Temperaturbereich
liegt zwischen 0 und 3500.
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Der erforderliche Wasserstoffdruck kann in weiten-Grenzen variieren.
Obwohl die Hydrierung schon bei einem Wasserstoffdruck von einer Atmosphäre glatt
verläuft, empfiehlt es sich zur Erzielung einer guten Raum-Zeit-Ausbeute einen höheren
Druck zu verwenden. In der Regel sind Drücke zwischen 5 und 20 atü völlig ausreichend.
Der Wasserstoff wird in der für Hydrierungen mit Edelmetallkatalysatoren üblichen
Reinheit verwendet.
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Das vorliegende Verfahren erweist sich als besonders wirtschaftlich,
weil die Cyanaldehyde in sehr konzentrierter Lösung hydriert werden können. So wurde
beispielsweise bei der Hydrierung einer 55 gew.-%igen Lösung von 2,2-Dimethyl-4-cyanbutyraldehyd
in Methanol trotz dieser ungewöhnlich hohen Konzentration eine praktisch quantitative
Ausbeute des entsprechenden Nitrilalkom hols erzielt.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Nitrilalkohole sind als bifunktionelle
Verbindungen sowohl in der Kunststoffindustrie als auch für Pharmazeutika vielseitig
verwendbar. Die Cyanaldehyde stellen weiterhin wichtige Vorprodukte für die Synthese
von Aminoalkoholen dar.
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Die Gegenstände der vorliegenden Erfindung werden durch die nachstehenden
Beispiele illustriert.
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Beispiele 1 - 7: Allgemeine Arbeitsmethode: Das als Katalysator verwendete
Platindioxid und 100 ml Methanol wurden in einen mit Magnetrührer ausgestatteten
1 l-Glasautoklauen eingefUllt. Nach dem Verschließen wurde der Autoklav im Wasserstrahlvakuum
evakuiert, mit Stickstoff besplllt und wieder evakuiert. Anschließend wurden 10
atü Wasserstoff aufgedrückt und das Platindioxid eine Stunde lang bei einer Rührgeschwindigkeit
von 470 U/min. reduziert.
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In den erneut evakuierten Autoklaven wurde das in Methanol gelöste
Oxonitril eingesaugt und mit einem gleichbleibenden Wasserstoffdruck unter kräftigem
Rühren (430 U/min.) bei einer mit Hilfe eines Thermostaten konstant gehaltenen Temperatur
hydriert.
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Nach beendetem Versuch wurde der Autoklaveninhalt unter Einheltung
der bekannten Vorsichtsmaßnahmen vom Katalysator abfiltriert und die Hauptmenge
des Methanols zunächst unter Normaldruck abdestilliert; der Rest wurde im Wasserstrahlvakuum
bei einer Badtemperatur von 10000 quantitativ abgezogen.
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Der verbleibende Rückstand enthielt den entstandenen Nitrilalkohol
in einigen Fällen schon in so hoher Reinheit, daß sich weitere Reinigungsoperationen
erübrigten. Innerhalb einer Versuchsserie wurde beim Entleeren des Autoklaven nur
die klare Lösung abgesaugt, der gerade noch mit Flüssigkeit bedeckte
Xatalysator-Bodenansatz
konnte so für den folgenden Versuch mitverwendet werden.
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In der nachstehenden Tabelle bedeutet: Beispiel 1 - 5: Hydrierung
von 2,2-Dimethyl-4-cyan zu 2,2-Dimethyl-4-cyanbutanol-(1) Beispiel 6 - 7: Hydrierung
von 2-Äthyl-2-n-butyl-4-cyanbutyraldehyd zu 2-Äthyl-2-n-butyl-4-cyanbutanol-(1)
Beispiel 8: Hydrierung von 1-Formyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexan zu 1-Hydroxymethyl-1-ß-xyanäthyl
cyclohexan Beispiel 9: Hydrierung von 1-Formyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexen-(3) eu 1-Hydroxymethyl-1-ß-cyanäthylcyclohexan
Die Umsetzungen wurden in der beschriebenen Apparatur unter den in der Tabelle angegebenen
Bedingungen durchgeführt.
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Tabelle :
Beispiele 1 2 3 4 5 6 7 8 9 |
Bedingungen etc. |
Eingesetzte Menge des 250 125 125 250 250 90,5 92 41 82 |
Aldehyds |
(in g~ |
Methanolmenge 250 250 250 250 250 30 0 300 250 300 |
(in ml) |
Substanzkonzentration in 55,5 38,5 38,5 55,5 55,5 27,4 27,7
17 25,6 |
der Methanollösung |
(in Gew.-%) |
Pto2-Menge ungebraucht 2,5 0,5 1 1,5 0,5 2 0,5 0,3 0,5 |
(in g) |
Pto2-Menge aus dem vor- - 2,5 - - 1,5 - 2 - - |
hergehend en Versuch |
(in g) |
Temperatur (in °C) 30 30 30 30 30 30 30 25 25 |
Wasserstoffdruck (in atm.) 11 11 11 10 10 12 12 11 11 |
Zeit (in h) |
Menge Reaktionsprodukt nach 244 134 127 246,5 256 88 96 41,3
83,5 |
Verdampfen von Methanol 378 = 99,2% 502,5 = 99% 184 = 99,6 |
(in g) |
Gehalt an Nitrilalkohol 97,54 98,15 86,04 97,55 96,76 91 97
99,6 98,9 |
nach Gasohromatogramm |
(in Gew.-%) |
Aus den Angaben der Tabelle ist zu ersehen, daß die Nitrilaldehyde
nahezu quantitativ zu den entsprechenden Nitrilalkoholen hydriert werden. Differenzen
in der Menge des Reaktionsproduktes innerhalb einer Versuchsserie (Beisp. 1/2; Beisp.
4/5; BeZsp. 6/7) sind durch unvollständiges Entleeren des Autoklaven nach dem ersten
Versuch bedingt, die hier fehlende Substanz wird beim vollständigen Entleeren nach
dem letzten Versuch zurückgewonnen.
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Beispiel 8: Der nach Verdampfen von Methanol verbleibende Rückstand
von 41,3 g wurde destilliert. Bei Kp. 0,25 : 117 - 122°C wurden 37 g einer farblosen
öligen Flüssigkeit gewonnen, die nach dem Gaschromatogramm das entstandene 1 -Hydroxymethyl-1-ß-cyanäthylcyclohexan
zu 99,6 ffi enthielt.
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Beisniel 9: Der nach Verdampfen von Methanol verbleibende Rückstand
von -8D,5 g ergab bei der Destillation bei Kp.0,4 : 120 - 13ooa 75 g 1-Hydroxymethyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexan
mit einer Reinheit von 98,9 %.
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Beisniel- 10: 125 g 2,2-Dimethyl-4-cyanbutyraldehyd wurden in 200
ml Methanol gelöst und in Gegenwart von 10 g Katalystor (5 Gew.-% Pt auf Kohle)
7,5 Stunden lang bei einem Wasserstoffdruck von 11 atm.
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und einer Temperatur von 2500 reduziert.
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Nach Filtrieren und Verdampfen von Methanol hinterbleiben 126 g
Substanz,
die 95,9 y 2,2-Dimcthyl-4-cyanbutanol-(1) und 2 ffi 2,2-Dimethyl-4-cyanbutyraldehyd
enthielten.
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Dieses Ergebnis steht im Einklang mit denen der Beispiele 1-50 PUr
die erfindungsgemäß hergestellten Verbindungen wurden folgende Siedepunkte und Brechungsindices
ermittelt: 2,2-Dimetnhyl-4-cyanbutanol-(1) Kp.12 : 134 - 6°C nD20 : 1,4495-1,4510
2-Äthyl-2-butyl-4-cyanbutenol-(1) Kp.o, 1 : 120-5°C nD20 : 1,4643 1-Hydroxymethyl-1-ß-cyanäthyl-cyclohexen
Kp.o,25 : 117-122°C nD20 : 1,4900