DE1901605B2 - Material zur erzeugung therapeutischer wirkungen - Google Patents

Material zur erzeugung therapeutischer wirkungen

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Description

Die Erfindung betrifft ein Material zur Erzielung therapeutischer Wirkungen, das ganz cder teilweise fcus einem Kunststoff besteht.
Ein derartiges Material ist aus der französischen Patentschrift 1 422 814 bekannt.
Es ist bekannt, daß auf den Körper einwirkende elektrische Felder zu einer Verminderung des neuralen Tonus führen und daher entzündungshemmend, muskelentspannend und vor allem schmerzlindernd wirken. Die Wirkung äußerer elektrischer Felder auf den Körper übertrifft vielfach die Wirkung normaler medikamentöser Therapie und kommt an die Ergebnisse von Lokalanästhetika heran.
So ist in der französischen Patentschrift 1 422 814 ein Gerät zur Behandlung des menschlichen Körpers beschrieben, bei dem ein elektrostatisches Feld durch Reibungselektrizität erzeugt werden soll.
Auch in der deutschen Auslegeschrift 1 020 740 ij wird die Reibungselektrizität zur elektrostatischen Aufladung eines Mischgewebes verwendet, das zur Erzielung einer therapeutischen Wirkung auf dem menschlichen Körper getragen wird. Das Gewebe soll teilweise aus negativ aufladbaren PVC-Fäden und teilweise aus elektrisch positiv aufladbaren und neutralen Fäden bestehen, wobei die Fäden dieser Mischung so angeordnet sind, daß eine Kondensatorbildung in bezug auf die Körperoberfläche auftritt.
Aus der französischen Patentschrift 1493 230 sind Metallpartikeln enthaltende Kunststoff-Schaumstoffe zur elektrostatiscnen Beeinflussung eines Patienten bekannt, die in Form einer Folie, Decke, Matte oder eines Schwamuis vorliegen. Aus der deutschen Auslegeschrift 1 029 10Ü ist es bekannt, Kunststoffgewebe mit prophylaktisch oder therapeutisch wirksamen Substanzen zu behandeln.
Bei allen diesen bekannten Bandagen, Kissen u. dgl. wird im Dielektrikum mit Hilfe von Elektroden, Reibungselektrizität u. dgl. ein äußeres elektrostatisches Feld erzeugt, da: sich nach mehr oder weniger kurzer Zeit abschwächt bzw. abgeschaltet werden muß. Die therapeutische Wirkung verschwindet daraufhin.
Demgegenüber hat der Erfinder in der deutschen Patentanmeldung P 16 92 771.2-41 vom 24. Februar 1968 vorgeschlagen, dem menschlichen Körper zuzuführende bzw. auf ihn anzuwendende Stoffe elektrisch zu polarisieren. Es wurde festgestellt, daß diese Vorbehandlung deutliche physiologische Wirkungen zeigt. Auch hier ist die analgetische Wirkung zunächst am auffälligsten, jedoch gewinnen insbesondere bei innerlicher Anwendung die direkten Wirkungen auf das Gewebe und damit ein unmittelbarer Einfluß auf bestimmte Organe erheblich an Bedeutung. Die physiologische bzw. therapeutische Wirkung von elektrisch vorbehandelten Substanzen läßt sich über längere Zeit konservieren und stabilisieren, wenn die betreffenden Substanzen zu einem festen oder halbfesten, innerlich oder äußerlich anwendbaren Material verarbeitet werden. Hierbei war gemäß dem älteren Vorschlag vor allem an Heilmittel, Kosmetika und Nahrungsmittel gedacht.
Es wurde nun gefunden, daß sowohl die für eine Polarisation in Frage kommenden Stoffklassen als auch die Anwendungsmöglichkeiten polarisierter Stoffe noch weit umfangreicher i-jid, als in dem älteren Vorschlag angenommen wurde. Insbesondere können elektrisch polarisierte Kunststoffe zahlreiche therapeutische Anwendungen finden. Dies gilt in besonderem Maße für Schaumstoffe.
Aufgabe der Erfindung ist es also, ein Material zur Erzielung therapeutischer Wirkungen, das ganz oder teilweise aus einem Kunststoff besteht, zur Verfügung zu stellen, wobei die therapeutischen Wirkungen auf elektrostatischem Wege zustande kommen sollen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß der Kunststoff eine permanente elektrische Orientierungspolarisation aufweist.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des die Erfindung aufweisenden Materials sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Unter permanenter Orientierungspolarisation wird hierbei eine Polarisation verstanden, die auch dann wirksam ist, wenn kein äußeres elektrisches Feld an dem Kunststoff anliegt.
Die die Erfindung aufweisenden Materialien werden also nur einmal bei der Herstellung einer elektrischen Polarisation unterworfen und erhalten dadurch eine innere Orientierung, durch die sie ihre Polarisation dauernd beibehalten.
Je nach dem Anwendungszweck kann der Kunststoff bzw. Schaumstoff in den verschiedensten Formen vorliegen, beispielsweise in Form eines Gefäßes, einer Platte, einer Folie, Decke, Binde, Bandage oder Matte.
Zur Herstellung derartiger biologisch und physiologisch wirksamer Stoffe wird so vorgegangen, daß ein Kunststoff, insbesondere ein Schaumstoff, während seiner Herstellung und/oder Verarbeitung vor der endgültigen Formgebung elektrisch polarisiert wird.
Die Polarisation kann dadurch bewirkt werden, daß der Kunststoff oder mindestens eine seiner Komponenten bzw. mindestens ein dem Kunststoff beizumischender Zusatzstoff vor oder während des Festwerdens in clxi äußeres elektrisches Feld gebracht wird. Wenn die Zusatzstoffe bereits vorher polarisiert wurden, kann also gegebenenfalls auf eine besondere Feldbehandlung des Kunststoffes bzw. seiner Komponenten verzichtet werden. Als polarisierte oder unpolarisierte Zusatzstoffe kommen insbesondere heilwirksame Substanzen in Frage.
Das zur Polarisierung dienende äußere elektrische Feld kann mittels einer oder mehrerer an eine Spannung angeschlossenen Elektroden erzeugt werden. Die 'vnwendun^ von Gleichfeldern bzw. pulsierenden Gleichfeldern zeigt erfahrungsgemäß die beste Wirkung. Obwohl bereits elektrische Spannungen in der Größenordnung von 10 br> 100 Volt einen deutlichen Effekt hervorrufen können, weiten im allgemeinen Gleichspannungen von etwa 2000 Volt ^ur Polarisierung verwendet. Nur in Ausnahmefällen sind höhere Spannungen empfehlenswert.
Der Grad der Polarisierung ist unter anderem abhängig von dem Grad der Beweglichkeit der Moleküle der einzelnen Komponenten bzw. der Zusatzstoffe. Je nach diesen Eigenschaften kann eine mehr oder minder große Wirkung erwartet werden. Durch mechanische Zerkleinerung kann die Polarisierung fester Stoffe teilweise wesentlich erleichtert werden, insbesondere, wenn während der Einwirkung eines elektrischen Feldes zusätzlich eine mechanische Sqhwingung die Lockerung der Konsistenz und damit der Einstellbarkeit der Moleküle begünstigt.
Soll z. B. ein polarisierter Schaumstoff hergestellt werden, so kann die Polarisation in allen Herstellungsstufen vorgenommen werden. Je nach der Art des Schaumstoffs sind bekanntlich verschiedene Herstellungsmethoden im Gebrauch. So können die zur Erzeugung der Schaumstruktur nötigen Gasblasen «lurch Zusatz von Treibmitteln oder durch Gasab-Ipaltung aus Kunststoffkomponenten oder durch Einblasen oder Einrühren von Luft oder anderen Gasen erzeugt werden.
Soll z. B. ein Polyurethan-Schaumstoff hergestellt werden, so wird in bekannter Weise ein hydroxylgruppenhaltiger Polyester oder Polyether an ein PoIyisocyanat unter Zusatz von Aktivatoren addiert. Dies geschieht in der Praxis in einer Mischtrommel. Häufig werden dazu Füllstoffe und Bindemittel beigegeben, ferner gegebenenfalls zerkleinerte Teiichen von Schaumstoffresten. Für die Zwecke der Erfindung können diese Schaumstoffreste polarisierte Reststoffe sein. Als Füllstoffe können pharmakologische Substanzen, die gegebenenfalls bereits polarisiert sind, und andere polarisierbare oder polarisierende Sub' stanzen beigegeben werden, z. B. polarisiertes Zinkoxid in Pulverform, Nach Mischung der Substanzen mittels eines Rührwerkes wird die Masse auf ein Bsnd oder in eine Form u. dgl. gegossen. Durch Abspalten von Kohlendioxid beginnt dann die Aufschäuro.ung, deren Dauer von 15 Minuten bis zu eini-
S gen Stunden eingestellt werden kann.
Eine Polarisation in der Mischtrommel ist möglich, erscheint aber weniger vorteilhaft, weil die Masse dort nur kurz verweilt und sich in starker Bewegung befindet Am besten geschieht die Polarisation in der
ίο Gießform, die zu diesem Zweck als elektrischer Kondensator ausgebildet ist. Am Boden der Gießform ist eine isolierte Metallfolie angebracht, und gegebenenfalls eine zweite Metallplatte oder Folie am Deckel der Form. Letztere kann häufig weggelassen werden, weil bereits das elektrische Feld zwischen einer auf hohem Potential liegenden Elektrode und der Umgebung zur Polarisation ausreicht. Zweckmäßigerweise wird ein möglichst langsamer Schäumungsprozeß eingestellt, etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde, um eine genügend lange Feldeinwirkung zu ermöglichen.
Die Polarisation des Fertigproduktes wird stark
unterstützt, wenn, einzelne oder alle Komponenten des Schaumstoffs bereits polarisiert zur Verarbeitung gelangen. Es wurde festgestellt, daß diese Vorpolarisierung häufig sogar völlig ausreicht, so daß auf eine Feldbehandlung während des Schäumungsvorgangs verzichtet werden kann. Zur Vorpolarisierung werden die einzelnen Komponenten, insbesondere das Polyisocyanat, während ihrer Lagerung in Glasflasehen über eine isolierte Folie mit einer Potentialquelle in Verbindung gebracht. Diese Feldeinwirkung wird längere Zeit aufrechterhalten, z. B. über Nacht vor der Verarbeitung, gegebenenfalls auch einige Tage lang.
In entsprechender Weise verfährt man bei der Polarisation anderer Schaumstoffe bzw. Kunststoffe. Soll z. B. ein Harnstoff- oder Phenol-Schaumstoff polarisiert werden, so mischt man wie üblich die wäßrige Lösung eines Vorkondensats mit einem Schaum-
4" mittel, einem Katalysator und den gewünschten Füllstoffen, z. B. pharmakologisch wirksamen Substanzen, die sämtlich ihrerseits bereits vorpolarisiert sein können, und schlägt das Gemisch in einem Rührwerk schaumig oder leitet ein Gas in die Masse ein. Dies geschieht entweder bereits in einer entsprechenden Form oder in einem Gefäß, aus dem die Masse nach dem Aufschäumen in eine Form gegossen wird. Danach läßt man die Masse in der Form stehen, bis sich das Kunstharz unter dem Einfluß des Katalysators aushärtet, so daß die entstandenen Schaumblasen nicht mehr zusammenfallen. Die Fcldbehandlung wird während dieses Aushärtungsvorganges mittels entsprechender in oder an der Form angebrachter Elektroden durchgeführt. Die Polarisation des so ge-
SS wonnenen Schaumstoffs bleibt auch erhalten, wenn dieser nach dem Entnehmen aus der Form zerschnitten oder zu Flocken u. dgl. zerkleinert wird.
Auch bei ungeschäumten Kunststoffen wird die Polarisation vorzugsweise während des einige Zeit er-
fordernden Aushärtungsvorganges durchgeführt, in welcher der Kunststoff einerseits noch nicht ganz fest ist, so daß kleine Teilchen den Feldkräften folgen können, und andererseits keine heftigen Bewegung unterworfen ist, durch welche die beginnende Aus richtung der Teilchen unter dem Einfluß des angeleg ten Feldes gestört werden könnte.
Zusätzlich kann jeweils noch die oben beschriebene Vorpolarisierung der Ausgangs- und Füllstoffe
durchgeführt werden, die — wie gesagt — gegebenenfalls sogar allein eine ausreichende Polarisation des fertigen Kunststoffproduktes ergibt.
Die erreichte Polarisation ist naturgemäß mit der polaren Natur der Moleküle der betreffenden Stoffe s verknüpft. In elektrischer Hinsicht besitzen nahezu sämtliche Kunststoffe polaren Charakter und sind demgemäß elektrisch polarisierbar.
Die biologischen und physiologischen Wirkungen der polarisierten Kunst- und Schaumstoffe sind sehr vielseitig. In physiologischer Hinsicht läßt sich insbesondere ein direkter Einfluß auf das Gewebe in Form einer Entspannung der Muskulatur, Erweichung von verhärtetem Gewebe und insbesondere Schmerzmilderung beobachten. Um dies zu erreichen, kann ein polarisierter Schaumstoff z. B. in Form von Decken.
Binden oder den einzelnen Körperteilen angepaßten Bandagen aufgelegt oder auf dem Körper getragen werden. Die Wirkung ist in erster Linie örtlich zj erwarten, aber auch über die Haut und die Blutbahnen reflektorisch an tiefer gelegenen Schichten und Organen. Die lokale Wirkung kann durch ähnlich wirkende, in den Schaumstoff bzw. sonstigen Kunststoff eingearbeitete pharmakologische Substanzen verstärkt werden.
Die Wirkung der polarisierten Kunst- und Schaumstoffe ist aber keineswegs auf den Menschen beschränkt. Daß zumindest bei höheren Tieren ähnliche Wirkungen erwartet werden können, liegt auf der Hand. Aber auch bei niederen Tieren und sogar bei Pflanzen konnte ein deutlicher Effekt beobachtet werden.

Claims (10)

Patentansprüche:
1. Material zur Erzielung therapeutischer Wirkungen, das ganz oder teilweise aus einem Kunst- S stoff besteht, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff eine permanente elektrische Orientierungspolarisation aufweist.
2. Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff ein Schaumstoff ist.
3. Material nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es in Form einer Folie, Decke, Binde, Bandage oder Matte oder eines Schwammes vorliegt.
4. Material nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff Zusatzstoffe enthält.
5. Material nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzstoffe pharmakologisch wirksam sind.
6. Material nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzstoffe ihrerseits ganz oder teilweise permanent elektrisch polarisiert oder polarisierbar sind. as
7. Material nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzstoffe aus polarisierten Stoffen und einer oder mehreren pharmakologisch wirksamen Substanzen bestehen.
8. Verfahren zur Herstellung tines Materials nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff während seines Aushärtens einem elektrischen Feld ausgesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausgangsstoffe des Kunststoffs ihrerseits ganz oder teilweise elektrisch polarisiert sind.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9 zur Herstellung eines Materials nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß dem Kunststoff oder seinen Ausgangsstoffen vor dem Aushärten die Zusatzstoffe beigemischt werden.
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