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Die Erfindung betrifft eine bioaktive Auflage zur topischen Anwendung und einen bioaktiven Schichtverbund mit einer bioaktiven Auflage.
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Bioaktive Auflagen im Allgemeinen sind seit langem bekannt.
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Allerdings werden diese zumeist nur im ausschließlich medizinischen Bereich verwendet, sodass ausschließlich eine medizinische Verwendung bekannt ist. Hinzukommt, dass bioaktive Auflagen im medizinischen Bereich meist für die Verwendung im Körper oder in Wunden vorgesehen. Daher sind sie über einen längeren Zeitraum beständig und lösen sich nur langsam, z.B. über mehrere Tage oder Wochen auf.
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Um den durch eine Verletzung entstandenen Schaden zu beheben, ergeben sich nach der Verletzung der Haut eine Vielzahl komplexer biochemischer Prozesse.
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Der Heilungsprozess ist kompliziert und auch anfällig für Fehler. Es ist daher möglich, dass ein schlecht heilender Bereich entsteht.
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Um dem Vorzubeugen, wurden in der Vergangenheit Lipide- und Feuchtigkeitscremes verwendet. Dabei hat sich jedoch herausgestellt, dass die Verwendung von entsprechenden Cremes und Salben bei geschädigter Haut nicht ausreichend ist.
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Ein Großteil der im Stand der Technik bekannten bioaktiven Auflagen ist jedoch ebenfalls nicht für eine rein äußerliche und nicht invasive Anwendung auf der Haut geeignet, welche im Weiteren auch als topische Anwendung bezeichnet wird, und bei welcher die bioaktive Auflage mit ihren Bestandteilen und Zusätzen möglichst rasch und vollständig (insbesondere zur Intensivpflege der Haut) von der Haut absorbiert bzw. resorbiert werden soll.
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Die am ehesten für die Wundpflege nutzbaren Materialien sind zum Anmeldezeitpunkt Hydrokolloide wie beispielsweise Gelatine. Diese sind oftmals in Pflaster eingearbeitet, wobei die Pflaster oftmals für eine langfristige Anwendung vorgesehen sind. Solche Pflaster werden beispielsweise durch die Veröffentlichungen
WO 1994/ 17137 A1 ,
US 2012/0059301 A1 und
US 2011/0257617 A1 gelehrt.
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Hydrokolloid-Zusammensetzungen sind zudem auch beispielsweise aus den Schriften
WO 2007/ 048193 A1 ,
WO 2004/ 080500 A1 und
US 2012/0209229 A1 bekannt.
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Beispielsweise lehrt die
DE 10 2013 111 322 A1 einen Schwamm aus einem Hydrokolloid-Polymermaterial, welcher als bioaktive Auflage bezeichenbar ist und als Wund- oder Brandimplantat in den Körper implantiert werden kann.
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Durch die Verwendung im Körper oder in Wunden ist vorgesehen, dass sich die bioaktive Auflage über einen langen Zeitraum als Schwamm erhalten bleibt und nur langsam, d.h. über Tage oder Wochen zerfällt und vom Körper aufgenommen wird, was jedoch bei einer topischen und insbesondere kosmetischen Anwendung nachteilhaft ist, da die bioaktive Auflage zwar zur Pflege und/oder Heilung der Haut beitragen, jedoch aus Gründen der Praktikabilität nicht für einen langen Zeitraum auf der Haut verbleiben soll. Weiter beziehen sich diese Offenbarungen ausschließlich auf die medizinische Verwendung und nicht auf die kosmetische Verwendung.
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Zusammenfassend ist also eine Intensivpflege der Haut im Rahmen kosmetischer Behandlungen notwendig, um trockene Areale, Falten und die Entstehung chronischer Schädigungen zu verhindern und um die Regeneration der Haut zu unterstützen bzw. um die gesunde Struktur der Haut zu erhalten. Dabei sollen abgestorbene Bestandteile der Haut entfernt und die Regelung der Feuchtigkeit und der Elastizität in der angegriffenen Haut unterstützt werden können.
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Neben dem Vorbeugen chronischer Schäden ist es auch wünschenswert, wenn ein natürlicher Heilungsprozess der Haut unterstützt und/oder das Ergebnis der natürlichen Heilung kosmetisch verbessert werden kann.
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Beispielsweise soll eine möglichst geringe Narbenbildung bei der Regeneration, z. B. von Akne-Schäden, erwirkt und weiter auch das Heilungsergebnis von durch Neurodermitis geschädigter Haut verbessert werden.
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Die Lösung dieser Aufgaben ist durch die im Stand der Technik bekannten Lösungen nicht erreichbar, da diese entweder nicht für die topische Anwendung und/oder nicht für kurzzeitige aber intensive Behandlung geeignet sind oder über einen langen und damit nicht praktikablen Zeitraum auf der Haut verbleiben müssten.
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Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, die vorgenannten Nachteile zu überwinden und eine bioaktive Auflage sowie einen Schichtverbund umfassend eine solche Auflage bereitzustellen, wobei die bioaktive Auflage topisch zur Intensivpflege der Haut verwendbar, in kurzer Zeit von der Haut resorbierbar und die Haut pflegend sein soll.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombinationen gemäß dem Hauptanspruch und gemäß den nebengeordneten Ansprüchen gelöst.
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Erfindungsgemäß wird eine bioaktive Auflage zur topischen Anwendung bei einer kosmetischen und/oder medizinischen Behandlung vorgeschlagen. Die bioaktive Auflage weist eine wasserlösliche, schwammartige Hydrokolloid-Matrix auf, welche aus einer aufgeschäumten und zu einer offenporigen bzw. offenzelligen Struktur erstarrten wässrigen Lösung gebildet ist. Dabei basiert die wässrige Lösung vorzugsweise auf sterilem Wasser. Insbesondere kann durch ein Aufschäumen der noch flüssigen Lösung ein offenporiger bzw. offenzelliger Schaum gebildet werden, welcher anschließend beispielsweise durch Einfrieren und insbesondere Schockgefrieren in seiner offenporigen bzw. offenzelligen Struktur erstarren kann. Die Struktur und mithin auch die Hydrokolloid-Matrix weist entsprechend vorzugsweise Poren bzw. Zellen auf. Beim Aufschäumen kann die Lösung ihr Volumen deutlich vergrößern, sodass die offenporige Struktur (Schaum) bzw. die Hydrokolloid-Matrix das sieben bis achtfache Volumen der Lösung aufweisen kann. Beispielsweise kann aus 540 ml der Lösung durch Aufschäumen 3,78 bis 4,32 I Schaum erzeugt werden. Gemäß der Erfindung ist vorgesehen, dass die Lösung d.h. die noch flüssige Lösung vor einem Aufschäumen und vor dem Erstarren zu der Hydrokolloid-Matrix ein Hydrokolloid-Polymermaterial in einer Konzentration von 1 bis 10 Gew.-% insbesondere 2 bis 5 Gew.-%, weiter insbesondere 2 bis 3 Gew.-% und ein mindestens eine Aldehydgruppe enthaltendes Vernetzungsmittel in einer Konzentration von 0,001 bis 0,02 Gew.-%, besonders vorzugsweise 0,005 bis 0,01 Gew.-% zur Matrixbildung enthält. Bezogen auf das Vernetzungsmittel, hat sich eine Konzentration von 0,005 bis 0,01 Gew.-% als besonders vorteilhaft herausgestellt, da dadurch eine besonders gute Wasserlöslichkeit der Hydrokolloid-Matrix bzw. des Schaums bei gleichzeitig guter Schäumbarkeit der Lösung erreicht werden kann. Dabei ist hervorzuheben, dass sich die Gew.-%-Angaben vorzugsweise auf die Konzentration in der noch nicht zu der offenporigen Struktur erstarrten Lösung und nicht auf die Konzentration in der erstarrten Struktur bzw. der Hydrokolloid-Matrix beziehen, welche abweichen können. Diese sehr geringe Menge an Vernetzungsmittel in der Lösung, führt zu einer sehr geringen Menge an Vernetzungsmittel in der erstarrten Struktur bzw. in der Hydrokolloid-Matrix, was besonders vorteilhaft ist, da sich dadurch eine sehr gute Wasserlöslichkeit der Hydrokolloid-Matrix bzw. der bioaktiven Auflage ergibt, wodurch die Hydrokolloid-Matrix und insbesondere die bioaktive Auflage bei einer Applikation auf einer Haut innerhalb kurzer Zeit und vorzugsweise innerhalb von 10 Minuten und weiter vorzugsweise innerhalb von einer Minute auf der Haut auflöst und weiter insbesondere innerhalb von maximal 60 Minuten im Wesentlichen vollständig von der Haut resorbiert wird, was für die topische Behandlung notwendig oder zumindest äußerst vorteilhaft ist.
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Die erstarrte Struktur bzw. die durch sie gebildete Hydrokolloid-Matrix kann wegen der offenporigen Struktur auch als Schwamm bezeichnet werden.
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Da die erstarrte Lösung offenporig bzw. offenzellig und insbesondere schwammartig ist, kann auch die Hydrokolloid-Matrix an sich als offenporig bzw. -zellig und schwammartig und die Poren aufweisend beschrieben werden.
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Wie bereits erläutert, erstarrt die Lösung nach dem Aufschäumen zu einer offenporigen Struktur, welche entsprechend Poren aufweist. Dadurch weißt auch die Hydrokolloid-Matrix Poren auf. Dabei ist bei einer besonders vorteilhaften Variante der Erfindung vorgesehen, dass die Poren bzw. Zellen einen Durchmesser kleiner als 1,0 mm, vorzugsweise kleiner als 0,5mm aufweisen. Vorzugsweise gilt das für alle Poren bzw. Zellen der Hydrokolloid-Matrix. Da die Poren bzw. Zellen nicht zwingend sphärisch sein müssen, sondern beispielsweise auch wabenartig sein können, wird als Durchmesser ein mittlerer, größter oder kleinster Durchmesser bzw. Abstand zwischen gegenüberliegenden Poren-/Zellenwänden einer jeweiligen Pore bzw. Zelle verstanden. Entsprechend kann die Lösung aufgeschäumt werden, bis die Poren und insbesondere alle Poren einen solchen Durchmesser aufweisen.
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Weiter sieht eine vorteilhafte Ausbildung der bioaktiven Auflage vor, dass die Hydrokolloid-Matrix und insbesondere die Lösung, aus welcher die Hydrokolloid-Matrix gebildet ist, Ceramide als einen Zusatz enthält, welche homogen in der Hydrokolloid-Matrix verteilt und in diese eingebettet sind. Die Ceramide dienen dabei insbesondere dem Schutz der Haut vor Austrocknung und Minderung von Juckreiz. Vorzugsweise ist dabei vorgesehen, dass die Ceramide ohne Vermittler, durch welche eine Dispergierung in der noch flüssigen, wässrigen Lösung erleichtert werden soll, und insbesondere ohne Neutralöl in die noch flüssige Lösung gegeben und in dieser Dispergiert werden, sodass die Ceramide homogen in der Lösung verteilt werden können, ohne die Schäum- bzw. Verschäumbarkeit der Lösung zu vermindern.
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Weiter kann die Lösung aufgeschäumt und die aufgeschäumte Lösung vor dem Erstarren beispielsweise in Formen gegeben werden, sodass die aufgeschäumte Lösung beim Erstarren in einer plattenartigen Form erstarrt, wodurch eine plattenförmige Hydrokolloid-Matrix und entsprechend eine plattenförmige bioaktive Auflage gebildet werden kann. Die Platten können beispielsweise zwischen 10 und 50 mm und insbesondere 35 mm dick sein und können in für die Anwendung geeignete Formate, wie beispielswiese 7,5 cm x 4,0 cm x 0,35 cm geteilt werden.
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Alternativ kann die erstarrte Lösung bzw. die Hydrokolloid-Matrix auch zerkleinert und insbesondere zerstoßen oder zerrieben werden, sodass die Hydrokolloid-Matrix pulverartig als Hydrokolloid-Matrix-Pulver („Matrix-Powder“) vorliegt und die bioaktive Auflage pulverförmig bzw. in dieser pulverartigen Form verwendbar ist.
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Insbesondere ist die Hydrokolloid-Matrix bzw. die aufgeschäumte und zu der offenporigen Struktur erstarrte Lösung durch die offenporige Struktur und das die Hydrokolloid-Matrix bildende Hydrokolloid-Polymermaterial biomimetisch und dadurch besonders gut von der Haut, auf welcher sie angewendet werden kann, resorbierbar.
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Bei dem Hydrokolloid-Polymermaterial kann es sich um ein natürliches polymeres Material oder um ein künstliches polymeres Material handeln. Vorzugsweise ist das Hydrokolloid-Polymermaterial ein Kollagen oder eine Gelatine bzw. ein Gelatine-Crosspolymer.
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Kollagen und Gelatine sind Proteine. Gelatine wird durch Hydrolyse von Kollagen hergestellt. Je nach Ausgangsmaterial (wie beispielsweise Schweine-, Kälber- oder Rinderhaut) und z. B. durch Hydrolyse mit Alkali oder Säuren entstehen Gelatine-Arten mit unterschiedlichen Proteinstrukturen und unterschiedlichem Verschäumungs- und Resorptionsverhalten. Hochmolekulare Proteine des Kollagens können bei Kontakt Fremdkörper-Reaktionen der Haut auslösen. Bei den vergleichsweise niedermolekularen Proteinen der Gelatine ist dieses Risiko deutlich geringer. Deshalb wird vorzugsweise Gelatine als Material für die Hydrokolloid-Matrix verwendet. Weiter vorzugsweise wird als Hydrokolloid- Polymermaterial Rindergelatine mit einem Bloomwert von zumindest und vorzugsweise mehr als 250 Bloom verwendet.
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Das Hydrokolloid-Polymermaterial bzw. das Gelatine-Crosspolymer bildet dabei die Schaumbasis, durch welche mit Hilfe des Vernetzungsmittels die Struktur gebildet wird, in welche die Ceramide und ggfs. weitere Bestandteile/Zusätze der bioaktiven Auflage eingebettet sind.
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Zur Intensivpflege der Haut können zudem weitere Zusätze bzw. Bestandteile in die wässrige Lösung gegeben und vorzugsweise homogen verteilt bzw. dispergiert werden, sodass auch die weiteren Zusätze nach dem Aufschäumen und Erstarren der wässrigen Lösung homogen in der Hydrokolloid-Matrix verteilt und in diese eingebettet sind.
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Hierzu können die weiteren Zusätze auch selbst in vorzugsweise sterilem Wasser gelöst werden, sodass eine zweite wässrige Lösung entsteht, wobei dann anschließend die zweite wässrige Lösung in die oben beschriebene (erste) wässrige Lösung gegeben und in ihr dispergiert werden kann.
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Neben Ceramiden kommen als Zusätze und Bestandteile beispielsweise Wachstumsfaktoren und Peptide, insbesondere Seidenpeptide, in Frage, welche Anwendungen zur Intensivpflege durch Umweltfaktoren geschädigter, faltiger Haut und durch chronische Hautkrankheiten wie z. B. Psoriasis und Neurodermis gestresster Haut ermöglichen.
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Die bioaktive Auflage ist vorzugsweise ausgebildet, sich bei der Anwendung auf der Haut vorzugsweise vollständig aufzulösen, wobei weiter vorzugsweise die Hydrokolloid-Matrix und/oder die in ihr eingebetteten Zusätze von der Haut aufgenommen, also resorbiert werden.
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Insbesondere wenn antibakteriell und/oder antiseptisch wirkende Zusätze vorgesehen sind, ist der Zusatz von Ceramiden besonders vorteilhaft, da diese einem austrocknen der Haut durch die antibakteriellen und/oder antiseptischen Zusätze entgegenwirken.
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Wie bereits erwähnt, ist es bei der Zugabe von Ceramiden vorteilhaft, wenn diese insbesondere pur und/oder ohne die Dispergierung erleichternde Vermittler, also insbesondere ohne ein Öl und weiter insbesondere ohne Neutralöl, durch Dispergieren homogen in der noch flüssigen Lösung verteilt werden. Die Ceramide werden beim Dispergieren bzw. beim Mikrodispergieren insbesondere mittels Rühren, beispielsweise durch ein planetarisches Rührwerk, vor einem Aufschäumen und Erstarren der Lösung homogen in der (noch flüssigen) Lösung verteilt, sodass die Ceramide nach dem Erstarren homogen in der erstarrten Lösung verteilt sind. Dabei kann das Dispergieren auch mehrstufig erfolgen, wobei unter mehrstufig verstanden wird, dass die Ceramide erst bei einer ersten Drehzahl für eine erste Zeitspanne (grob) in der Lösung verteilt und anschließend bei gegenüber der ersten Drehzahl erhöhter Drehzahl für eine zweite Zeitspanne (fein) verteilt werden.
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Würden die Ceramide nicht pur, sondern beispielsweise mit Neutralöl zugegeben, würde sich die Lösung mit der erfindungsgemäßen Konzentration von Vernetzungsmitteln nicht mehr oder nur sehr aufwändig aufschäumen lassen, sodass mehr Vernetzungsmittel für eine gute Schäumbarkeit nötig wäre, wodurch die Hydrokolloid-Matrix jedoch nicht mehr gut wasserlöslich und mithin nicht mehr für die schnelle Resorption in die Haut bzw. eine topische Anwendung beispielsweise im Rahmen einer Intensivpflege geeignet wäre.
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Zur Pflege bzw. Intensivpflege der Haut können verschiedene weitere Zusätze in die flüssige oder gegebenenfalls bereits teilvernetzte d.h. zum Teil aufgeschäumte Lösung gegeben und in dieser verteilt werden, sodass diese später in die Hydrokolloid-Matrix bzw. in die offenporige Struktur eingebettet sind. Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der bioaktiven Auflage kann entsprechend vorgesehen sein, dass die Hydrokolloid-Matrix und insbesondere die Lösung zumindest einen der folgenden aktiven Bestandteile als einen Zusatz aufweist, welcher vorzugsweise in die noch flüssige Lösung gegeben und vor dem Aufschäumen und dem Erstarren homogen in dieser verteilt werden kann: Epidermale Wachstumsfaktoren EGF (Epidermal Growth Factor), Fibroblasten-Wachstumsfaktoren FGF (Fibroblast Growth Factor), insolinähnliche Wachstumsfaktoren IGF (Insulin-like Growth Factor), Seidenpeptide, Copper-Tripeptide, Hexapeptide und Octapeptide, wie beispielsweise Acetyl-Octapeptide und Octapeptide-8.
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Durch die bioaktive Auflage soll ein effektives, kombiniertes Intensivpflegematerial mit antibakteriellen Eigenschaften für angegriffene und durch Umweltfaktoren, Alterung oder chronischen Hautkrankheiten gestresster Haut bereitgestellt werden. Die Infektion ist ein großes Problem bei der Intensivpflege angegriffener Haut. Als Lösung dafür kann die bioaktive Auflage beispielsweise durch Seidenpeptide antibakteriell wirken. Dabei haben Seidenpeptide gegenüber anderen im Stand der Technik bekannten antibakteriellen Zusätzen den Vorteil, dass die Seidenpeptide nicht nur antibakteriell wirken und dadurch vor Infektionen schützen, sondern zugleich die Haut nicht austrocknen und somit nicht die Heilung bzw. Regeneration der Haut verzögern.
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Bei beispielsweise durch Neurodermitis, Psoriasis oder Akne chronisch geschädigter bzw. gestresster Haut, bei welcher die Regeneration der angegriffenen Haut verzögert ist oder nicht eintritt, ist es besonders vorteilhaft, wenn Zusätze in der bioaktiven Auflage vorgesehen werden, durch welche die Zellaktivität der Haut unterstützt werden. Wenn bei geschädigter Haut die Zellaktivität unterstützt wird, wird weniger Narbengewebe gebildet, was entsprechend eine kosmetische Auswirkung hat. Hierfür eignet sich insbesondere ein epidermaler Wachstumsfaktor, welcher als aktiver Bestandteil bzw. Zusatz der Lösung zugesetzt sein kann.
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Allgemein gilt, dass die Wachstumsfaktoren das Zellenwachstum im Hinblick auf die Geweberegeneration unterstützen.
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Zudem kann die Hydrokolloid-Matrix und insbesondere die Lösung, aus welcher die Hydrokolloid-Matrix gebildet wird, Glutaraldehyd und/oder Cocoamidopropylbetain (CAPB) als einen Zusatz oder als das Vernetzungsmittel enthalten. Dabei kann CAPB auch zur Erhöhung der Beständigkeit der bioaktiven Auflage dienen, sodass diese auf der Haut nicht zu schnell zerfällt.
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Wird CAPB verwendet, ist gemäß einer besonders vorteilhaften Weiterbildung vorgesehen, dass dieses so dosiert wird, dass das CAPB in der noch flüssigen Lösung in einer Konzentration von 0,005 bis 0,01 Gew.-% oder 1 bis 3 Gew.-% vorhanden ist, um die Schaumbildung zu veranlassen bzw. zu begünstigen. Entsprechend verbessert das CAPB die Qualität des Schaums und vermehrt die Blasenmenge. CAPB dient ebenfalls dazu, die Haut zu befeuchten und Irritationen zu vermindern. Weiter wirkt CAPB antiseptisch.
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Das Gleiche gilt für Glutaraldehyd bzw. eine Glutaraldehydlösung in einer Konzentration von 0,001 bis 0,01 Gew.-% und insbesondere 0,005 Gew.-% in der noch flüssigen Lösung.
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Wird der Lösung bzw. der Hydrokolloid-Matrix CAPB sowie antibakteriell wirkende Seidenpeptide zugegeben, hat sich gezeigt, dass die antibakterielle Wirkung der bioaktiven Auflage überraschenderweise stärker ist, als es die antibakteriellen Wirkungen der einzelnen Bestandteile (CAPB und Seidenpeptide) erwarten lassen. Die antibakterielle Wirkung des Seidenpeptids wird durch das CAPB also verstärkt. Entsprechend sind in einer besonders vorteilhaften Weiterbildung sowohl Seidenpeptide als auch CAPB als Zusätze in der Lösung vorgesehen, wodurch eine besonders gute antibakterielle Wirkung erreichbar ist.
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Vorzugsweise ist vorgesehen, dass die bioaktive Auflage ausschließlich aus von Haut absorbierbaren bzw. resorbierbaren Bestandteilen / Zusätzen besteht und insbesondere ausgebildet ist, innerhalb einer Zeitspanne von 10 Minuten, insbesondere 5 Minuten, weiter insbesondere einer Minute im Wesentlichen vollständig auf einer Haut, auf welcher die bioaktive Auflage aufgelegt bzw. angewendet wird, zu zerfallen und insbesondere innerhalb einer Zeitspanne von maximal 120 Minuten, vorzugsweise 60 Minuten von der Haut absorbiert zu werden, auf welcher die bioaktive Auflage topisch angewendet wird. Auch die oben genannten Zusätze bilden dabei Bestandteile der bioaktiven Auflage. Vorzugsweise zerfällt entsprechend die schaumartige Hydrokolloid-Matrix mit den darin eingebetteten Zusätzen, sodass diese von der Haut gezielt an der Stelle der Anwendung resorbiert werden können.
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Um zu vermeiden, dass die bioaktive Auflage bzw. die Hydrokolloid-Matrix oder die darin eingebetteten Bestandteile bzw. Zusätze eine Fremdkörperreaktion hervorrufen, sind diese jeweils vorzugsweise biomimetisch und nicht toxisch.
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Gemäß einem Aspekt der Erfindung, ist die erfindungsgemäße bioaktive Auflage zur Verwendung bei einer medizinischen Behandlung, insbesondere einer topischen Behandlung der Haut, insbesondere der Behandlung von äußeren Wunden und/oder Hautirritationen geeignet bzw. vorgesehen. Durch die hohe Wasserlöslichkeit soll bzw. kann die bioaktive Auflage gerade nicht für einen langen Zeitraum von beispielsweise Tagen oder Wochen auf der Haut verbleiben, sondern soll der Haut in kurzer Zeit, beispielsweise innerhalb von 120 Minuten, vorzugsweise 60 Minuten, Zusätze zuführen, welche die Heilung unterstützen.
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Entsprechend ist die bioaktive Auflage gemäß einer vorteilhaften Variante zur Verwendung bei der Behandlung von Neurodermitis und/oder Psoriasis vorgesehen.
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Zudem ist ein weiterer Aspekt der Erfindung, dass die erfindungsgemäße bioaktive Auflage bei einer kosmetischen Behandlung von Haut, insbesondere einer kosmetischen Behandlung chronisch geschädigter Haut verwendbar ist bzw. verwendet wird, wobei die kosmetische Behandlung insbesondere eine topische, also äußere und lokale Anwendung auf der Haut ist.
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Dabei wird unter kosmetische Behandlung auch insbesondere die Pflege bzw. Intensivpflege chronischer Schädigungen verstanden, zu welchen auch Schädigungen durch beispielsweise Psoriasis oder Neurodermitis zählen.
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Insbesondere ist die bioaktive Auflage zur Verwendung bei der medizinischen und/oder kosmetischen Behandlung von gealterter Haut, rauer Haut, durch Umwelteinflüsse geschädigter d. h. faltiger Haut, trockener Haut und durch Dauerschädigungen hervorgerufene Hautschäden sowie Dermatiden, Neurodermitis (atopische Dermatitis), Psoriasis (Schuppenflechte), Ichthyosis vulgaris und Akne vorgesehen.
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Neben der erfindungsgemäß vorgeschlagenen bioaktiven Auflage betrifft die Erfindung in einem weiteren Aspekt auch einen bioaktiven Schichtverbund mit zumindest zwei Schichten, wobei zumindest eine erste Schicht der zumindest zwei Schichten aus einer erfindungsgemäßen bioaktiven Auflage gebildet ist.
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Vorzugsweise ist ferner vorgesehen, dass die bioaktive Auflage, aus welcher die erste Schicht gebildet ist, einen der oben genannten Zusätze als einen ersten Zusatz aufweist. Weiter weist der bioaktive Schichtverbund eine zweite Schicht der zumindest zwei Schichten aus einer erfindungsgemäßen bioaktiven Auflage auf, welche ebenfalls einen der oben genannten Zusätze als einen zweiten Zusatz aufweist. Dabei ist vorgesehen, dass der zweite Zusatz und der erste Zusatz sich in Konzentration und/oder Art unterscheiden.
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Ferner kann die erste und/oder die zweite Schicht ausgebildet sein, sich jeweils in einer vorbestimmten Zeit vollständig aufzulösen.
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Vereinfacht ausgedrückt, kann der bioaktive Schichtverbund aus mehreren Schichten unterschiedliche Zusätze und/oder unterschiedliche Konzentrationen der Zusätze aufweisender bioaktiven Auflagen gebildet sein, sodass die Reihenfolge, Konzentration (Menge) und Dauer, in welcher und mit welcher die Zusätze auf die Haut wirken, steuerbar sind.
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Auch ein solcher bioaktiver Schichtverbund kann zur Verwendung bei einer medizinischen und/oder kosmetischen Behandlung vorgesehen sein. Dabei gilt auch für den Schichtverbund, dass dieser insbesondere bei der Behandlung von gealterter Haut, rauer Haut, durch Umwelteinflüsse geschädigter d. h. faltiger Haut, trockener Haut und durch Dauerschädigungen hervorgerufene Hautschäden sowie Dermatiden, Neurodermitis (atopische Dermatitis), Psoriasis (Schuppenflechte), Ichthyosis vulgaris und Akne verwendbar ist.
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Hautschädigungen, welche kosmetisch behandelbar sind, sind insbesondere:
- Gealterte Haut, raue Haut, durch Umwelteinflüsse geschädigte d. h. faltige Haut und trockene Haut sowie durch Dauerschädigungen wie z. B. durch Dermatiden wie z. B. Neurodermitis (atopische Dermatitis) und Psoriasis (Schuppenflechte), Ichthyosis vulgaris oder Akne hervorgerufene Hautschädigungen.
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Im Rahmen der insbesondere kosmetischen Verwendung der bioaktiven Auflage kann diese vor dem Auflegen auf die Haut angefeuchtet und/oder die Haut beispielsweise mit einem Peeling oder durch Micro-Needling vorbereitet werden.
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Nach dem Auflegen der bioaktiven Auflage bildet die Hydrokolloid-Matrix eine Leitschiene für sich bildende Kollagenzellen. Die Moleküle der Hydrokolloid-Matrix und der darin eingebetteten Zusätze zeigen ihre Wirkung auf zellulärem Niveau und helfen, die bakterielle Population zu kontrollieren und die Haut zu regenerieren.
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Die vorstehend offenbarten Merkmale sind beliebig kombinierbar, soweit dies technisch möglich ist und diese nicht im Widerspruch zueinander stehen.
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Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet bzw. werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten Ausführung der Erfindung anhand der Figur näher dargestellt. Es zeigt:
- 1 eine bioaktive Auflage.
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Die Figur ist beispielhaft schematisch.
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In 1 ist äußerst beispielhaft eine bioaktive Auflage 1 gezeigt, welche sich im Wesentlichen dadurch auszeichnet, dass diese eine wasserlösliche, schwammartige Hydrokolloid-Matrix 10 aufweist, welche aus einer aufgeschäumten und zu einer offenporigen Struktur erstarrten wässrigen Lösung gebildet ist, welche entsprechend eine Vielzahl von Poren 11 aufweist.
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In 1 ist diese beispielhaft auf eine Haut 13 zur topischen kosmetischen Behandlung aufgelegt.
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Der wässrigen Lösung, welche aufgeschäumt und beispielsweise durch Schockfrosten in eine starre Form bzw. Struktur überführt wird, wird erzeugt, in dem insbesondere sterilem Wasser ein Hydrokolloid-Polymermaterial und ein mindestens eine Aldehydgruppe enthaltendes Vernetzungsmittel zur Matrixbildung zugeben wird. Dabei ist es jedoch wichtig, zugleich ein gutes Verschäumungs- bzw. Schäumungsverhalten der Lösung als auch zugleich auch eine hohe Wasserlöslichkeit der durch ein Aufschäumen entstehenden und durch ein Einfrieren erstarrten Struktur zu erzielen, sodass sich die bioaktive Auflage 1 auf der Haut 13, auf welcher sie topisch angewendet wird, schnell zersetzt und mit eventuell enthaltenen Zusätzen von der Haut resorbiert werden kann.
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Hierfür wird das Hydrokolloid-Polymermaterial der (noch flüssigen) Lösung bzw. dem Wasser als Ausgangsbasis der Lösung in einer Konzentration zugegeben, dass das Hydrokolloid-Polymermaterial in der Lösung in einer Konzentration von 2 bis 5 Gew.-% vorliegt.
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Besonders wichtig ist dabei, dass der aus dem Wasser und dem Hydrokolloid- Polymermaterial gebildeten Basislösung nur sehr wenig Vernetzungsmittel zugegeben wird, da sonst die Wasserlöslichkeit und mithin die Resorbierbarkeit der entstehenden Hydrokolloid-Matrix zu schlecht für eine praktikable topische Anwendung der bioaktiven Auflage wäre. Entsprechend ist vorgesehen, dass das Vernetzungsmittel der (noch flüssigen) Lösung in einer Menge zugegeben wird, dass es in der Lösung in einer Konzentration von 0,005 bis 0,01 Gew.-% vorliegt.
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Der dargestellten bioaktiven Auflage 1 wurden zudem Ceramide 12 als Zusatz zugegeben, welche effektiv ein Austrocknen der Haut 13 im Bereich der Anwendung der bioaktiven Auflage verhindern können. Die bioaktive Auflage 1 kann neben Ceramiden 12 auch weitere Zusätze und insbesondere Wachstumsfaktoren und/oder Seidenpeptide als Zusätze enthalten. Die Ceramide 12 werden der Lösung vorzugsweise pur zugegeben und rein mechanisch und insbesondere durch Rühren in der Lösung dispergiert und dadurch homogen in der Lösung verteilt, sodass sie auch in der Hydrokolloid-Matrix 10 homogen verteilt und in die Struktur eingebettet sind.
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Hierbei ist besonders vorteilhaft, dass die Ceramide 12 der (noch flüssigen) Lösung pur und ohne einen Vermittler, wie beispielsweise Neutralöl zugegeben und in der Lösung durch beispielsweise rein mechanisches Rühren homogen verteilt werden. Dadurch wird die gute Schäumbarkeit der Lösung erhalten und zugleich eine gute Wasserlöslichkeit der erstarrten Struktur erzielt, welche durch beispielsweise Öl bzw. Neutralöl ansonsten negativ beeinflusst werden würden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 1994/17137 A1 [0008]
- US 2012/0059301 A1 [0008]
- US 2011/0257617 A1 [0008]
- WO 2007/048193 A1 [0009]
- WO 2004/080500 A1 [0009]
- US 2012/0209229 A1 [0009]
- DE 102013111322 A1 [0010]