DE1771017B2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
gegossener Gipsformkörper aus einem Wasser-Plaster-Gemisch,
welche eine geringe Neigung zum plastischen Fließen in feuchter Umgebung haben.
Bekanntlich neigen gegossene Gipsbauplatten od. dgl. zu einem plastischen Fließen während der
Anwendung in Gegenwart von Feuchtigkeit Dieses plastische Fließen, das auch unter dem Eigengewicht
der Platten eintreten kann, muß von der elastischen Durchbiegung unterschieden werden, wie sie bei
Trägern od. dgl. stattfindet. Die Durchbiegung ist einwandfrei kalkulierbar, wohingegen es für das
plastische Fließen keine Anhaltspunkte gibt. Das plastische Fließen kann langsam einsetzen und be- ,
schleunigt sich mit der Zeit, bis es gegebenenfalls einen Grenzwert erreicht. Diese Erscheinung gehorcht keinen
bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten, so daß eine Voraussage über das Ausmaß des
plastischen Fließens unter bestimmten Verhältnissen nicht möglich ist. Es ist nur bekannt, daß eine gewisse
Anzahl von Faktoren das festgestellte Ausmaß des plastischen Fließens erhöhen kann, insbesondere Aufnahme
überschüssiger Feuchtigkeit wie bei schlechter Lagerung im Freien oder unter Bedingungen, wo
Kondenzwasser auftreten kann, unter schlechten Umgebungsbedingungen
wie hohe Luftfeuchtigkeit und zu geringe Belüftung. Dies gilt insbesondere für Lagerung
und nach der Montage. Bei trockenen oder praktisch trockenen Bauplatten ist das plastische Fließen fast
vernachlässigbar, solange keine ungünstigen Umgebungsbedingungen auftreten.
Aus »Chemisches Zentralblatt«, 1956. S. 10 100, ist bekannt, daß die Volumenänderung von gegossenen
Gipsprodukten während des Aushärtens, also infolge der Umwandlung des Calciurmulfathalbhydrats in das
Calciumsulfatdihydrat, durch verschiedene organische Säuren verringert werden kann. Diese Volumenvergrößerung
bei der Gipsaushäriung durch Hydratation ist aber ebenfalls zu unterscheiden von dem der Erfindung
zugrunde liegenden Problem des plastischen Fließens fertiger Gipsbauplatten.
Nach der Erfindung gelingt nun die Herstellung
gegossener Gipsformkörper aus einem Wasser-Plaster-Gemisch,
die eine geringe Neigung zum plastischen Fließen in feuchter Umgebung haben, indem ein
Weinsäure oder ein Tartrat enthaltendes Gemisch geaossen wird. Es ist zweckmäßig, ein Gemisch anzuwenden,
welches 0,005 bis 0,2, vorzugsweise 0,01 bis 0,1, insbesondere 0,03 bis 0,09 Gewichtsprozent Weinsäure
und/oder Tartrat, bezogen auf trockenen Piaster, enthält. Das Gießen geschieht vorzugsweise unter
nichtalkalischen Bedingungen.
Als Tartrat können die Alkali- oder Erdalkalisalze wie Dikalium oder Calciumtartrat, Alkalidoppelsalze
wie Natriumkaliumtartrat, monosubstituierte Salze wie Monokaliumtartrat, aber auch organische Tartrate
verwendet werden. Für eine gegebene Konzentration ist für optimale Beständigkeit gegenüber dem plastischen
Fließen Weinsäure anzuwenden.
Weinsäure oder Tartrat kann man in fester Form dem Piaster zugeben, oder man kann sie im Anmachwasser
lösen oder dispergieren.
Wie bereits erwähnt, liegt der Anteil an Weinsäure oder Tartrat in dem Gießschlicker zwischen 0,005
und 0,2 Gewichtsprozent. Für Bauplatten soll dieser Anteil 0,01 oder 0,03 bis 0,09 oder 0.1 Gewichtsprozent,
insbesondere 0,03 bis 0,06 oder 0,07 Gewichtsprozent, Weinsäure ausmachen, jeweils bezogen auf den trockenen
Plaster. Bei Anwendung des Tartrats beziehen sich diese Mengenangaben auf das Tartration.
Durch die erfindungsgemäße Maßnahme werden keine unerwünschten Nebenreaktionen hervorgerufen.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeigt auch seine Wirksamkeit, wenn übliche Beschleuniger wie Rohgips,
abgebundener Gips und/oder Calciumsulfat und andere Zusätze wie Stärke oder Schaumstoffe,
wie dies in der gipsverarbeitenden Industrie allgemein üblich ist, verwendet werden.
Ergänzend ist zu bemerken, daß zwar die Verwendung von Weinsäure bzw. von Tartraten in einem
Plaster-Wasser-Gemisch als Verzögerer, nicht jedoch Tür die Verminderung der Neigung zum plastischen
Fließen,bekannt ist.
Folgende Beispiele erläutern die Erfindung. In den Beispielen sind die Prozentangaben Gewichtsprozent,
und zwar bezogen auf das Gewicht des trockenen Plasters im Gemisch. Die Ergebnisse stammen aus
Meßergebnissen nach einer Prüfzeit von 3 Wochen. Das Durchsacken ist der vertikale Abstand des Mittelbereiches
des Baukörpers zwischen den Auflagepunkten zur Ausgangslage.
Beispiele 1 bis 9
In einigen Versuchen wurde wie bei der Herstellung
von Gipsbauplatten der Gießschlicker belüftet. Bei der Herstellung von Gipsbauplatten wird gewöhnlich
der Aufschlämmung ein vorgebildeter Schaum zugesetzt, der mit den verschiedensten Schäummitteln,
insbesondere Harzseifen und Alkylsulfatc od. dgl., hergestellt wurde. Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist mit und ohne Schäummittel gleich. Es wurden im Laboratorium einfache Gipsstcine
gegossen und die Neigung zum Durchsacken nach dem Trocknen bei 40" C durch Auflegen in einen
Abstand von etwa 46 cm in einer Atmosphäre mit 90%
relativer Feuchte bei 20" C geprüft. Diese Prüfmethode ist gegenüber den in der Praxis auftretenden Bcdin-
gungen strenger, gibt jedoch einen qualitativen Ver- Tabelle III gleich und Hinweis auf die Qualität der Produkte.
Tabelle I 1^5P*'
Weinsäure Platte
Durchsacken
Weinsäure
Durchsacken (%)
nach nach
1 Woche 3 Wochen
Vergleich —
0,001
0,002
0,005
0v01
0,020
0,03
0,04
0,05
0,06
0,09
0,10
100
84 71 53 45 33
100 83 68 51
20-45 29
15—35 23—50 9—26 17—35 24—31 16
Die deutliche Verbesserung der Durchsackbeständigkeit der erfindungsgemäß erhaltenen Gipsformkörper
geht aus den Ergebnissen hervor.
Beispiele 10 bis 14
Versuche im großtechnischen Maßstab wurden auf zweierlei Weise durchgeführt. Die Weinsäure wurde
entweder in fester Form dem Gipsmehl oder als Lösung dem Anmachwasser zugegeben; es zeigte sich, daß
beide Arbeitsweisen gleich wirksam sind.
Die Neigung zum plastischen Fließen von den Platten aus der Produktion wurde, wie im Beispiel 1 angegeben,
bestimmt.
15 0,06 angefeuchtet 41
16 0,06 nicht angefeuchtet 48
IO
Aus den Platten gemäß Beispiel 15 und 16 wurden
kleine Plattenstückc 50,8 χ 5,08 cm geschnitten und im Laborversuch mit Wasser getränkt. Auch diese Plattenstücke
sackten bei einem Auflageabstand von etwa 46 cm im Mittel nur etwa 35 bis 40% des Wertes von
Vergleichsplatten durch. Dies entspricht 36% für nicht mit Wasser getränkte Platten in einer Atmosphäre
mit 90% relativer Feuchte bei 20°C.
Beispiele 18 bis 31
In der Tabelle IV sind Tartrate angeführt, die die Durchsackbeständigkeit von ausgehärteten Gipsformkörpern
günstig beeinflussen.
30 __ Beispiel Zusatz
Vergleich
Weinsäure
0,01
0,02
0,04
0,06
0,09
0,02
0,04
0,06
0,09
Durchsacken
100 69
45 35 36
27
Die handelsüblichen Platten unter Anwendung von vorgeformtem Schaum hatten ein Raumgewicht von
etwa 8,5 kg/m2. Bei der Herstellung der Gipsbauplatten wurden auch die üblichem Mengen an Stärke
als Bindemittel zugesetzt.
Beispiele 15 und 16
Diese Beispiele beziehen sich auf die Verbesserung der Durchsackbeständigkeit unter der Einwirkung von
Wasser. So wurden z. B. Platten an Träger im Abstand von 41 cm genagelt und einige von ihnen während
5 Tagen mit Wasser besprüht, insgesamt mit etwa 3,22 kg/m2. Zwischen Hern Besprühen wurden die
Platten in einer Atmosphäre von mindestens 90% relativer Feuchte bei 200C gehalten.
Menge
Durchsacken
35 Ver- ohne
gleich
18 Calciumtartrat
45
19 Kaliumbitartrat
20 Natriumkaliumtartrat
21 Dikaliumtartrat
22 Antimonylbariumtartrat
23 Antimonylkaliumtartrat
24 Antimonylnatriumtartrat
25 Ammonium(D-t-)-tartrat
26 Kupfer(II)-tartrat
27 Natriumbitartrat
28 Wismuthylnatriumtartrat
29 Nalrium(D + )-tartrat
30 Bleitartrat
31 Äthylendiamintartrat
*) In Klammern Gewichtsprozent Tartration oder -rest, bezogen
auf trockenen Pflaster.
0,05 (0,029) 0,10(0,057) 0,05 (0,039) 0,10(0,079) 0,05 (0,026) 0,10(0,052)
0,05 (0,032) 0,10(0,063) 0,144(0,06)
0,132(0,06) 0,125(0,06) 0,075 (0,06)
0,108(0,06) 0,077 (0,06) 0,160(0,06)
0,094 (0.06)
0,144(0,06) 0,085 (0,06)
100
23 29 33 41 51 47 39 47 26
29 34
47
32 46 29
46
34 46
Um zu zeigen, daß die angestrebte Wirkung nur bei der erfindungsgemäßen Anwendung von Weinsäure
bzw. einem Tartrat, nicht jedoch mil Zitronensäure oder Bernsteinsäure erreicht wird, wurde das
Verhalten von Bauplatten hinsichtlich Durchsacken bei unterschiedlichen Säurenmengen in der Gipsmasse
bestimmt.
0,01% 0,025% 0,03%
0,05%
Zitronensäure 80
Bernsteinsäure —
Weinsäure 20—45
Bernsteinsäure —
Weinsäure 20—45
60 70 55
— 100 —
— 15—35 9—26
Daraus ergibt sich, daß das plastische Fließen nach der Erfindung mit Weinsäure wesentlich eingeschränkt
werden kann, wohingegen das nicht zutrifft für Zitronensäure und Bernsteinsäure.
Claims (4)
1. Verfahren zum Herstellen eines gegossenen Gipsformkörpers aus einem Wasser-Plaster-Gemisch,
der eine geringe Neigung zum plastischen Fließen in feuchter Umgebung hat, dadurch
gekennzeichnet, daß der Gipsformkörper aus einem Weinsäure oder ein Tartrat enthaltenden
Gemisch gegossen wird. ι ο
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gipsformkörper aus einem
0,005 bis 0,2, vorzugsweise 0,01 bis 0,1, insbesondere
0,03 bis 0,09 Gewichtsprozent Weinsäure und/oder Tartrat, bezogen auf den trockenen
Plaster, enthaltender.: Gemisch gegossen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Gemisch unter nichtalkalischen Bedingungen gegossen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Gipsformkörper aus einem
ein anorganisches Tartrat enthaltenden Gemisch gegossen wird.
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