DE1495275A1 - Verfahren zum gesteuerten thermischen Abbau von Thermoplasten - Google Patents
Verfahren zum gesteuerten thermischen Abbau von ThermoplastenInfo
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Description
CHEMISCHE WERKE HÜLS AG. Marl, den 8. 1. 1963
-Patentabteilung- 1405/Br
1 4 3Oz /ο
Unser Zeichen: O. Z. 1627
Verfahren zum gesteuerten thermischen Abbau von Thermoplasten
Es ist bekannt, hochmolekulare Stoffe durch Zufuhr mechanischer oder thermischer Energie in ihrer Struktur zu verändern, wobei
z. B. Depolymerisation, Vernetzung oder Vergelung eintreten kann. Während man bei der Verarbeitung von natürlichem oder synthetischem
Kautschuk eine Mastiziening zur erleichterten Verarbeitung vorausschicken kann, ist eine Produktzersetzung z. B. bei der
Spritztechnik von Kunststoffen äußerst unerwünscht.
Zur Herstellung von dünnwandigen Körpern, wie z. B. Folien oder Flaschen aus Polyolefinen, werden niedermolekulare Polyolefine
benötigt, die sich nur unter sehr großen Schwierigkeiten gewinnen lassen, da die Polymerisate häufig sogenannte Stippen oder Verschmutzungen
aufweisen. Man hat daher wiederholt versucht, die leichter herzustellenden höhermolekularen Thermoplasten zu niedermolekularen
Typen gesteuert abzubauen.
So hat man bereits Lösungen von Polypropylen in einem inerten Kohlenwasserstoff unter Zugabe von Dampf und Luft bzw. sauerstoff
abgebend en Verbindungen bei Temperaturen von 70 bis 240eC,
vorzugsweise 150 bis 2000C, behandelt. Diese Verfahren liefern
zwar gleichmäßig abgebaute Produkte, jedoch ist der Aufwand an Lösungsmitteln und Reaktionsraum infolge der kleinen Reaktionsgeschwindigkeiten
und geringen Konzentrationen an abzubauendem Polymerisat in Lösungsmittel sehr erheblich und damit großtechnisch
untragbar.
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Des weiteren ist ein Verfahren bekannt, bei dem Polypropylen
bei Temperaturen von 250 bis 350"C bzw. in Gegenwart von Sauerstoff
bei Temperaturen von 150 bis 180"C abgebaut wird. Dabei
treten jedoch erhebliche Schwierigkeiten auf. Einmal fühlt die Behandlung von Polypropylen bei Temperaturen von 250 bis 350*C
sehr leicht zu Vererackungen, die erhebliche Verschmutzungen im Endprodukt hervorrufen, während gleichzeitig ein sehr hoher
Energieaufwand erforderlich ist. Zum anderen gestaltet sich die thermische Behandlung mit Sauerstoff sehr schwierig, da die gleichmäßige
Verteilung des Sauerstoffs nur unvollkommen möglich ist.
Es wurde nun gefunden, daß man in einfacher Weise und unter
Vermeidung der aufgezeigten Nachteile Thermoplasten gesteuert und gleichmäßig abbauen kann, wenn man die pulverförmig en,
kaltverdichteten, gesinterten oder geschmolzenen Thermoplasten mit radikalbildenden Verbindungen in Mengen von 0,001 bis 10 %,
vorzugsweise 0,005 bis 0,1 %, bezogen auf den Thermoplasten, innig vermischt und die pulverförmige , kalt verdichtete, gesinterte
oder geschmolzene Mischung oberhalb der Zersetzungstemperatur der radikalbildenden Verbindungen behandelt.
Nach diesem Verfahren lassen sich Thermoplasten wie Polyolefine, ζ. Β. Polyäthylen, Polypropylen, Polybutylen, Polystyrol, Mischpolymerisate
aus Äthylen-Propylen, Äthylen -Butylen, Propylen-Butylen, vorzugsweise mit reduzierten Viskositäten zwischen 2 und
10 zu Polymerisaten mit reduzierten Viskositäten zwischen 1 und 4,
vorzugsweise zwischen 1,5 und 3,0, reproduzierbar und gesteuert abbauen. Als radikalbildende Verbindungen eignen sich z. B. Peroxyde,
Azoverbindungen, Persäuren und deren Salze, vorzugsweise solche Verbindungen, wie z. B. Di-tert. -butylperoxyd, Laurylperoxyd,
Kaliumpersulfat und Azodiisobuttersäuredinitril, deren Zersetzungstemperaturen unterhalb 200*C liegen. Verbindungen wie Benzoylperoxyd gestatten einen besonders schonenden Abbau bereits bei Tem-
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ORfQfNAi. INSPECTED
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pe ra tür en von 60 bis 120'C. Es empfiehlt sich, diese Verbindungen so
auszuwählen, daß die Verarbeitungstemperaturen wenig oberhalb deren Zersetzungstemperaturen liegen. Zur weiteren Erniedrigung der Abbautemperatur en empfiehlt es sich, den radikalbildenden Verbindungen Sensibilisatoren wie Schwermetallverbindungen, z. B. Eisen-(Π)-sulfat, zuzugeben. Als Stabilisatoren kommen phenolische Antioxydantien, schwefel-
oder stickstoffhaltige Verbindungen, wie z. B. Jonol, n-Stearoyl-p-aminophenol, Diamin, in Mengen von 0,01 % bis 1,0 % in Betracht. Diese Stabilisatoren, ebenso wie die radikalbildenden Verbindungen können als
Feststoffe, als Suspensionen oder als Lösungen zugesetzt werden. Weiterhin kann der zu verarbeitende Thermoplast übliche Zusätze, wie z. B.
Weichmacher, Extender, Füllstoffe und Gleitmittel, enthalten.
Der Grad des Abbaus und die Abbaugeschwindigkeit sind dabei in erster
Linie von der Menge und Art der radikalbildenden Verbindungen sowie von den angewandten Temperaturen abhängig; und zwar beeinflussen in
erster Näherung die Menge bzw. die bei der betreffenden Temperatur vorliegenden Anteile an freien Radikalen und die Art der radikalbildenden
Verbindungen den Abbaugrad, während die Abbaugeschwindigkeit von der Temperatur bestimmt wird. Es hat sich gezeigt, daß es für die Durchführung des Verfahrens ohne Bedeutung ist, ob man die radikalbildenden
Verbindungen als Flüssigkeit bzw. Feststoff in reiner Form oder gelöst, emulgiert bzw. dispergiert verwendet. Ebenso ist auch der genaue Zeitpunkt der Zugabe vor Reaktionsbeginn ohne Einfluß. Ferner ist es möglich,
bereits stabilisierte Polymerisate abzubauen. Man kann aber auch den Stabilisator erst nach dem Abbau zugeben. Weiterhin kann der Abbau durch
^ plötzliches Abkühlen unterbrochen und durch späteres Erhitzen fortge
setzt werden. Daiüber hinaus wird der Abbau nicht beeinflußt, wenn in
oo
-* dem abzubauenden Polymerisat noch Mengen von bis zu ca. 5 % inerter
"^ Lösungsmittel, bezogen auf das Polymerisat, enthalten sind, die vor
-* oder während der Reaktion etwa im Vakuum entfernt werden können. Der
co
<*> Abbau kann sowohl im geschmolzenen als auch im pulverförmigen bzw.
gesinterten Zustand vorgenommen werden; dagegen wirkt eich die An-
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Wesenheit von Luftsauerstoff auf die Reproduzierbarkeit störend aus,
da die anwesende aktive Luftmenge sehr schlecht bestimmbar ist. Es
empfiehlt sich daher, weitgehend unter Luftabschluß bzw. unter inerten Gasen, z. B. Stickstoff, Argon, Lösungsmitteldämpfen, zu arbeiten.
Entsprechend den geschilderten optimalen Bedingungen läßt sich das
Verfahren vorzugsweise in einem Extruder durchführen. In Anbetracht der damit zu Verwirklichenden kurzen Verweilzeiten und der großen
Scherkräfte kann das abzubauende Polymerisat in einfacher Weise sehr schnell auf die erforderlichen Temperaturen gebracht und sodann
unmittelbar nach erfolgtem Abbau wieder abgekühlt werden.
Auf diese Weise ist es möglich, den mit sehr hoher Reaktionsgeschwindigkeit
ablaufenden Abbau sicher zu beherrschen.
Das vorliegende Verfahren soll anhand einer bevorzugten Ausführungsform
im folgenden näher erläutert werden. Wie aus der Abbildung hervorgeht, weist die Schneckenwelle 1 des Extruders folgende
Gewinde auf, die aufgeschnitten oder als Buchsen aufgeschoben sind:
1. Die Einzugsprofile (2) mit großer Steigung,
2. die Kompressionsprofile (3) mit kleiner Steigung,
3. die Stauprofile (4),
4. die Entgasungs- und Ausstoßprofile (5) mit großer
Steigung.
Der abzubauende Thermoplast wird durch den Stutzen (6) in den Extruder
eingeführt, von den Einzugs profilen (2) erfaßt und ins Gehäuse (7) transportiert. Durch den Stutzen (8) wird die radikalbildende Verbindung
zugegeben. Die beiden Stoffe werden zu den Kompressionsprofilen (3) gefördert, innig miteinander vermischt und dort sowohl durch die
Knet- und Mischwirkung des Extruders als auch durch von außen zugeführte Wärme auf Reaktionstemperatur gebracht. Dabei kann das
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Polymerisat aufgeschmolzen oder als Pulver bzw. Sintergut vorliegen.
Nach beendetem Abbau wird durch den Stutzen (9) der Stabilisator zugegeben, um das Polymerisat gegen weitere Veränderungen zu
schützen. Die Stauscheiben (4) führen zur Bildung eines Produktpfropfens, der den Reaktionsraum (10) von der Ausgasekammer (11)
abtrennt. Jn dieser Kammer (11) wird das Polymerisat von restlichen
Lösungsmjttelmengen, gegebenenfalls unter Vakuum, befreit, bevor es durch die Lochplatte (12) gedrückt und so zu definierten Profilen
verformt wird, die anschließend z. B. zu Granulat geschnitten werden.
Dieses Verfahren kann in verschiedener Weise sinnvoll variiert werden. So ist es z. B. möglich, das abzubauende Polymerisat als
trocknes oder feuchtes Pulver sowie als Suspension zu verarbeiten. In letzterem Falle wird der Feststoff vor der Zugabe der radikalbildenden
Verbindung von der Hauptmenge des Lösungsmittels abgetrennt. Die radikalbildende Verbindung wie auch der Stabilisator
können zusammen oder einzeln direkt dem abzubauenden Polymerisat zugegeben werden.
Neben einem Ein- oder Mehrschneckenextruder sind zur Durchführung des Verfahrens Kneter, Schmelzkessel oder Sintermischer
geeignet. Das Verfahren läßt sich sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich durchführen.
In einem Doppelschneckenextruder mit einem Wellendurchmesser "? von 32 mm und einer Drehzahl von 10 UpM wird Polypropylen mit
^ einer reduzierten Viskosität von 5,5 bei einer mittleren Verweilzeit
oo
—* von 1 Minute und einer Wandtemperatur von 230eC abgebaut. Als
**■* radikalbildende Verbindungen dienen Di-tert. -butyl-peroxyd, Lauryl-—*
peroxyd, Benzoylperoxyd und Kaliumpersulfat, die jeweils als
«*> 10 %ige Lösung in Hexan in Mengen von 0,005, 0,01 und 0,02 Gewichtsprozent, bezogen auf Polymerisat, zugegeben werden. Die Versuche-
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ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle 1 zusammengetragen:
3,5 | 2,9 | 2,1 |
4,1 | 3,6 | 2,8 |
3,3 | 2,6 | 2,1 |
4,2 | 3,9 | 3,7 |
ώ JJi It-JU j Verringerung der reduzierten Losungsviskosität in
v , . . Abhängigkeit von der zugegebenen Menge der
e radikalbildenden Verbindung ·. QJo 0,005 % 0,01 % 0,02 %
Die angegebenen Werte für die reduzierte Viskosität der untersuchten
Produkte basieren auf Viskositätsmessungen einer Lösung von 0,1 g des Thermoplasten/dl Decalin bei 135eC.
0,01 % Benzoylperoxyd erhitzt, wobei der eigentliche Abbau ca. 5 Minuten
erfordert.
Tabelle 2 '
^ Polyäthylen 180eC 3,2 1,4
"^ Mischpolym. Äthylen-Butylen 1nn,r ,_ „ 9
H (95:5) 180C 3'6 3'2
(^ " Äthylen-Propylen
/QC. C\ \ ΌΌ . Of
11 Propylen-Butylen
(95 : 5)
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von 5,5, dem 0,05 % Azodiisobuttersäuredinitril zugegeben ist, 10
mit einer reduzierten Viskosität von 3,0 + 0,1. Wird die Behandlung
mit 0,05 % Azodiisobuttersäuredinitril bei 190"C unter Luft durchgeführt, so
erhält man ein Polypropylen mit einer reduzierten Viskosität von 2,0
+ 0,4. (Die erheblich schwankenden Werte beim Abbau unter Luft
zeigen den schlecht kontrollierbaren Einfluß des aktiven Luftsauerstoffs.)
In einem Sintermischer von 200 1 Inhalt, der mit einem Schnellauf enden
Rührer von 1700 UpM ausgerüstet ist, werden 25 Gewichtsteile Polypropylen mit einem bei 190eC gemessenen I -Wert von 1,0 (Schmelz-
viskosität bei einer Belastung von 5 kg nach ASTM D 1238-57 T) und
einer reduzierten Viskosität von 4,8 ca. 7 Minuten bei 1130C gesintert,
unmittelbar danach in einen Kühlmischer auf 30°C abgekühlt und gleichzeitig mit 0,03 % Dilaurylthiodipropionat und 0,03 % CaIc ium st ear at
stabilisiert. Das erhaltene Sintergut hat einen I -Wert von 1,5 und eine reduzierte Viskosität von 4,5.
Bei Verarbeitung des gleichen Gemisches, dem noch 0,02 % Benzoylperoxyd zugegeben wurden, erhält man ein Sintergut mit einem
L.-Wert von 10,7 und eine reduzierte Viskosität von 3,2. ο
Claims (6)
1. Verfahren zum gesteuerten thermischen Abbau von Thermoplasten,
Q dadurch gekennzeichnet, daß man die pulverförmigen,
^ kaltverdichteten, gesinterten oder geschmolzenen Thermoplasten ^ mit radikalbildenden Verbindungen in Mengen von 0,001 bis 10 %,
^ vorzugsweise 0,005 bis 0,1 %, bezogen auf die Thermoplasten,
""* innig vermischt und die pulverförmige, kaltverdichtete, gesinterte
oder geschmolzene Mischung oberhalb der Zersetzungetemperatur
der radikalbildenden Verbindungen behandelt.
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2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Abbau bei Temperaturen von 60 bis 300*C, vorzugsweise unterhalb
150'C, durchführt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
dall man den Abbau vor Erzielung des gewünschten Abbaugrades durch
Temperaturerniedrigung abbricht und erst bei der Weiterbearbeitung
fortsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Abbautemperatur durch Zugabe von Sensibilisatoren weiter
verringert.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Abbau in einem Extruder durchführt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den Abbau in einem Sintermischer durchführt./?
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